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ID1115704700

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    Plenarprotokoll 11/157 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 157. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 6. September 1989 Inhalt: Tagesordnungspunkt 1 (Fortsetzung) : a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1990 (Haushaltsgesetz 1990) (Drucksache 11/5000) b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Der Finanzplan des Bundes 1989 bis 1993 (Drucksache 11/5001) Dr. Penner SPD 11835 B Gerster (Mainz) CDU/CSU 11841 C Frau Trenz GRÜNE 11844 C Frau Seiler-Albring FDP 11845 D Dr. Schäuble, Bundesminister BMI 11847 D Wüppesahl fraktionslos 11852 B Deres CDU/CSU 11854 A Häfner GRÜNE 11855 C Funke FDP 11857 B Engelhard, Bundesminister BMJ 11858 A Roth SPD 11859 C Dr. Haussmann, Bundesminister BMWi . 11865 A Kleinert (Marburg) GRÜNE 11868 D Wissmann CDU/CSU 11871 D Dr. Jens SPD 11874 B Dr. Graf Lambsdorff FDP 11877 B Rossmanith CDU/CSU 11880 A Hinsken CDU/CSU 11882 B Schäfer (Offenburg) SPD 11883 D Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU 11888 C Dr. Knabe GRÜNE 11890 B Dr. Weng (Gerlingen) FDP 11892 D, 11962 D Lennartz SPD 11895 A Dr. Laufs CDU/CSU 11897D Dr. Töpfer, Bundesminister BMU 11899A Vosen SPD 11904 B Schmidbauer CDU/CSU 11905 D Frau Bulmahn SPD 11908 A Austermann CDU/CSU 11910 C Frau Rust GRÜNE 11913 A Zywietz FDP 11914 B, 11930 C Dr. Riesenhuber, Bundesminister BMFT 11917 B Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 11920 D Dr. Hoffacker CDU/CSU 11925 B Frau Walz FDP 11927 C Frau Schoppe GRÜNE 11928 D Frau Dr. Lehr, Bundesminister BMJFFG 11932 B Dreßler SPD 11935 B Strube CDU/CSU 11942 C Frau Beck-Oberdorf GRÜNE 11944 B Günther CDU/CSU 11946 B Dr. Thomae FDP 11949 A Dr. Blüm, Bundesminister BMA 11950 C Roth (Gießen) CDU/CSU 11954 B Dr. Struck SPD 11956 D II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 157. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 6. September 1989 Frau Rust GRÜNE 11964 A Dr. Waigel, Bundesminister BMF 11964 C Nächste Sitzung 11970 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 11971* A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen 11971* B Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 157. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 6. September 1989 11835 157. Sitzung Bonn, den 6. September 1989 Beginn: 9.01 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens SPD 07. 09. 89 * Frau Berger (Berlin) CDU/CSU 07. 09. 89 Büchner (Speyer) SPD 07. 09. 89 * Eich GRÜNE 07. 09. 89 Frau Eid GRÜNE 07. 09. 89 ** Frau Fischer CDU/CSU 07. 09. 89 ** Frau Geiger CDU/CSU 07. 09. 89 ** Genscher FDP 07. 09. 89 Heimann SPD 07. 09. 89 Dr. Holtz SPD 07. 09. 89 ** Frau Hürland-Büning CDU/CSU 07. 09. 89 Klein (Dieburg) SPD 07. 09. 89 Dr. Klejdzinski SPD 07. 09. 89 ** Dr. Kreile CDU/CSU 07. 09. 89 Kretkowski SPD 07. 09. 89 Dr. Lippold (Offenbach) CDU/CSU 07. 09. 89 Frau Luuk SPD 07. 09. 89 ** Lüder FDP 07. 09. 89 Magin CDU/CSU 07. 09. 89 Marschewski CDU/CSU 07. 09. 89 Dr. Müller CDU/CSU 07. 09. 89 * Niggemeier SPD 07. 09. 89 Dr. Nöbel SPD 07. 09. 89 Frau Pack CDU/CSU 06. 09. 89 Regenspurger CDU/CSU 07. 09. 89 Dr. Scheer SPD 07. 09. 89 Frau Schilling GRÜNE 07. 09. 89 Dr. Schneider (Nürnberg) CDU/CSU 07. 09. 89 Schulze (Berlin) CDU/CSU 07. 09. 89 Sielaff SPD 06.09.89 Dr. Stercken CDU/CSU 07. 09. 89 ** Tietjen SPD 07.09.89 Vahlberg SPD 07.09.89 Westphal SPD 07. 09.89 Wolfgramm (Göttingen) FDP 07. 09. 89 ** Dr. Wulff CDU/CSU 07. 09. 89 ** Zierer CDU/CSU 07. 09. 89 * * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an der Jahreskonferenz der Interparlamentarischen Union Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner Sitzung am 30. Juni 1989 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzustimmen bzw. einen Antrag gemäß Art. 77 Abs. 2 GG nicht zu stellen. Gesetz über die Deutsche Siedlungs- und Landesrentenbank (DSL Bank-Gesetz - DSLBG) Drittes Gesetz zur Änderung des Milchgesetzes Gesetz zur Einführung eines Dienstleistungsabends Anlagen zum Stenographischen Bericht Gesetz über die achtzehnte Anpassung der Leistungen nach dem Bundesversorgungsgesetz und zur Änderung von Vorschriften über die Arbeitslosenhilfe (KOV-Anpassungsgesetz 1989 - KOVAnpG 1989) Gesetz zur Änderung von Vorschriften der See-Unfallversicherung in der Reichsversicherungsordnung Gesetz zur Änderung des Steuerreformgesetzes 1990 sowie zur Förderung des Mietwohnungsbaus und von Arbeitsplätzen in Privathaushalten Gesetz über die Feststellung eines Nachtrags zum Bundeshaushaltsplan für das Haushaltsjahr 1989 (Nachtragshaushaltsgesetz 1989) Gesetz zur Änderung des Börsengesetzes Gesetz zur Errichtung neuer Freihäfen und zur Änderung des Zollgesetzes Sechstes Gesetz zur Änderung des Weingesetzes Gesetz über den Beruf der Rettungsassistentin und des Rettungsassistenten (Rettungsassistentengesetz - RettAssG) Zwölftes Gesetz zur Änderung des Bundeskindergeldgesetzes Gesetz zur Änderung des Bundeserziehungsgeldgesetzes und anderer Vorschriften Achtes Gesetz zur Änderung des Europaabgeordnetengesetzes Gesetz über die Festlegung eines vorläufigen Wohnortes für Aussiedler und Übersiedler Gesetz zur Änderung des Bundespersonalvertretungsgesetzes Gesetz zur Änderung des Raumordnungsgesetzes ... Gesetz zur Änderung dienstrechtlicher Vorschriften Gesetz zur Aussetzung der Verlängerung des Grundwehrdienstes und des Zivildienstes Sechstes Gesetz zur Änderung des Personenbeförderungsgesetzes Gesetz zu dem Protokoll vom 14. November 1988 über den Beitritt der Portugiesischen Republik und des Königreichs Spanien zur Westeuropäischen Union Gesetz zur Förderung der bäuerlichen Landwirtschaft (LaFG) Zu dem letztgenannten Gesetz hat der Bundesrat folgende Entschließung gefaßt: Der Bundesrat bittet die Bundesregierung, auf eine Ergänzung des § 35 Abs. 3 Satz 1 Baugesetzbuch mit dem Ziel hinzuwirken, daß durch Festlegung konkreter Grenzwerte für Tierbestände die Privilegierung beim Bauen im Außenbereich eingeschränkt wird. Diese Ergänzung würde das vorrangige Anliegen des Gesetzes, das Entstehen neuer Tiergroßbestände zu erschweren, wesentlich unterstützen. Der vorgeschlagene Ausschluß der übergroßen Tierbestände von der Privilegierung des Bauens im Außenbereich stellt ein hochwirksames Instrument zur Erschwerung industrieller Tiermast dar. Die hiergegen erhobenen Bedenken sind einmal deshalb unbegründet, weil die Berücksichtigung agrarpolitischer Zielvorstellungen im Bauplanungsrecht nicht als sachfremd und damit nicht als Verstoß gegen das Willkürverbot (Art. 3 GG) angesehen werden kann. Zum anderen stellt die genannte Regelung lediglich eine zulässige Inhaltsbestimmung des Eigentumsbegriffs (Art. 14 Abs. 1 Satz 2 GG) durch den Gesetzgeber dar. Die Planungshoheit der Gemeinden (Art. 28 Abs. 2 GG) wird nicht eingeschränkt. Eine Ergänzung der Baunutzungsverordnung wäre keine Ersatzlösung. Die Fraktion der SPD hat mit Schreiben vom 23. Juni 1989 ihren Antrag Einstellung aller Atomwaffenversuche - Drucksache 11/2204 - zurückgezogen. 11972* Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 157. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 6. September 1989 Die Fraktion DIE GRÜNEN hat mit Schreiben vom 8. August 1989 ihren Antrag Menschenrechte in Kolumbien — Drucksache 11/2404 — zurückgezogen. Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Auswärtiger Ausschuß Drucksache 11/2133 Drucksache 11/3316 Drucksache 11/4456 Ausschuß für Wirtschaft Drucksache 10/5910 Drucksache 11/583 Drucksache 11/1531 Drucksache 11/2362 Drucksache 11/3017 Drucksache 11/3644 Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Drucksache 11/2953 Ausschuß für Jugend, Famille, Frauen und Gesundheit Drucksache 11/596 Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EG-Vorlagen zur Kenntnis genommen bzw. von einer Beratung abgesehen hat: Finanzausschuß Drucksache 11/4019 Nr. 2.2, 2.3 Drucksache 11/4081 Nr. 2.4 Drucksache 11/4337 Nr. 3 Drucksache 11/4451 Nr. 2.3 Drucksache 11/4534 Nr. 2.2 Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Drucksache 11/4161 Nr. 2.11-2.17 Drucksache 11/4238 Nr. 2.4-2.8, 2.10, 2.11 Drucksache 11/4337 Nr. 8, 9, 11-21 Drucksache 11/4405 Nr. 3.5 Drucksache 11/4451 Nr. 2.7-2.14 Drucksache 11/4534 Nr. 2.8-2.16 Ausschuß für Jugend, Famille, Frauen und Gesundheit Drucksache 11/4337 Nr. 22, 23 Drucksache 11/5051 Nr. 41 Ausschuß für Verkehr Drucksache 11/4161 Nr. 2.20 Der Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland hat mit Schreiben vom 22. August 1989 gemäß § 30 Absatz 4 des Bundesbahngesetzes vom 13. Dezember 1951 den Wirtschaftsplan nebst Stellenplan der Deutschen Bundesbahn für das Geschäftsjahr 1989 mit der Bitte um Kenntnisnahme übersandt. Der Bundesminister für Verkehr hat den Wirtschaftsplan 1989 und den Stellenplan zum Wirtschaftsplan 1989 im Einvernehmen mit dem Bundesminister der Finanzen genehmigt. Der Bundesminister für Post und Telekommunikation hat mit Schreiben vom 9. August 1989 gemäß § 31 der Posthaushaltsordnung den Nachtrag zum Haushaltsplan der Deutschen Bundespost für das Haushaltsjahr 1989 mit der Bitte um Kenntnisnahme übersandt. Beide Unterlagen liegen im Parlamentsarchiv zur Einsichtnahme aus.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Rainer Funke


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Während die innenpolitischen Auseinandersetzungen häufiger im Mittelpunkt der Diskussion stehen, und manches, Herr Kollege Gerster, wie bei Ihnen, etwas holzschnittartig gerät, herrschen im Geschäftsbereich des Bundesjustizministers eher die leisen Töne vor. Deswegen wird aber nicht weniger effektiv gearbeitet, was man ja auch an der Erfolgsbilanz des Bundesjustizministers ablesen kann.

    (Beifall bei der FDP — Gerster [Mainz] [CDU/ CSU]: Er ist halt ein bißchen langsamer!)

    Und diese leisen Töne haben wohl auch dazu geführt,
    daß die Rechtspolitik in dieser Haushaltsdebatte nicht
    im Mittelpunkt steht. Ich will mir deswegen auch verkneifen, hier längere Ausführungen zu den wichtigen Gesetzesvorhaben zu machen. Ich möchte aber auf einige wenige Punkte eingehen.
    Besonders hervorzuheben ist, daß der Justizminister mit den Gesetzesvorhaben der Verbesserung der Akzeptanz des Rechtes in der Bevölkerung und durch die Bevölkerung Vorrang einräumt. Das kodifizierte Recht darf auf Dauer nicht vom Rechtsbewußtsein der Bevölkerung abweichen, und die gesellschaftlichen Veränderungen, die nun einmal ständig im Flusse sind, müssen bei der Kodifizierung des Rechts berücksichtigt werden.
    In diesem Zusammenhang möchte ich auf das Embryonenschutzgesetz, auf das Nichtehelichenumgangsrecht und vor allem auf das Betreuungsgesetz hinweisen.
    Das Betreuungsgesetz wird das alte, fast hundert Jahre geltende Vormundschaftsrecht ersetzen und nicht nur dem Umstand Rechnung tragen, daß die Menschen ja sehr viel älter geworden sind, sondern auch dem, daß die Menschenwürde im Alter stärker berücksichtigt werden muß. Der betroffene Bürger erhält auf Grund des Betreuungsgesetzes mehr persönliche Hilfe und Zuwendung als bisher. Dies ist auch deswegen notwendig, weil die Großfamilien, wie sie noch um die Jahrhundertwende durchaus vorhanden gewesen sind, nicht mehr vorhanden sind. Dieses Gesetzesvorhaben ist für uns Liberale ganz besonders wichtig. Wir danken dem Bundesjustizminister für die wirklich gründliche Vorbereitung.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Die Bevölkerung mißt dem Umweltschutz und den damit verbundenen Rechtsvorschriften zu Recht immer größere Bedeutung bei. Dies wird auch noch Eingang in die gesetzlichen Vorschriften finden, in das Umwelthaftungsrecht und Umweltstrafrecht. Wir hoffen sehr, daß die Sozialdemokraten gemeinsam mit den Koalitionsfraktionen einen Kompromiß hinsichtlich der Staatszielbestimmung im Grundgesetz finden werden.

    (Dr. de With [SPD]: Da müssen Sie sich aber ein bißchen bewegen!)

    — Vielleicht müssen auch Sie sich bewegen, Herr de With.

    (Häfner [GRÜNE]: Das sagen Sie seit einem Jahr!)

    Der Binnenmarkt ab 1. Januar 1993 wirft für die Rechtspolitik seine Schatten voraus. Zahlreiche EG-Richtlinien müssen ins nationale Recht umgesetzt werden. Ich erwähne in diesem Zusammenhang das Produkthaftungsrecht und das Bankbilanzrichtliniengesetz. Wir sind uns aber darüber im klaren, daß es hierbei keine Perfektion geben kann. Eine Überregulierung in diesem Bereich lehnen wir ab. Wir werden das Notwendige im Europarecht tun, aber auch nicht mehr.
    Im strafrechtlichen Bereich ist die Einführung der Vermögenstrafe als neues Rechtsinstitut für die Verbrechensbekämpfung notwendig. Wir werden sie gemeinsam, so hoffe ich, im Rechtsausschuß ausgestalten und zu einer vernünftigen Regelung kommen.



    Funke
    Der Bundesjustizminister hat eine umfassende Neuordnung des Konkursrechts vorgesehen. Es ist jetzt notwendig, daß diese schwierige rechtliche Materie politisch und auch rechtlich diskutiert wird, damit wir die Beratung noch in dieser Legislaturperiode beginnen können.
    Gut ein Jahr vor der Bundestagswahl befinden sich noch zahlreiche wichtige Gesetze in der Beratung. Von meiner Fraktion sichere ich zu, daß diese Beratungen intensiv, aber auch zügig im Rechtsausschuß durchgeführt werden, damit das, was der Bundesjustizminister auf den Weg gebracht hat, sich im Bundesgesetzblatt wiederfindet.
    Vielen Dank.

    (Beifall bei der FDP und bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Rede von Richard Stücklen
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Ich erteile das Wort dem Herrn Bundesminister der Justiz.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Hans A. Engelhard


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Mir liegt besonders der Schutz derjenigen am Herzen, die keinen großen Interessenverband bilden. Ich habe Ihnen deshalb den Entwurf eines Betreuungsgesetzes vorgelegt. Eines der bedeutsamsten familienrechtlichen Vorhaben der Nachkriegszeit tritt damit in seine entscheidende Phase. Vierzig Jahre nach Inkrafttreten des Grundgesetzes soll der freiheitliche Geist unserer Verfassung nun auch den Menschen zugute kommen, die wegen ihrer Behinderung in ihren Rechten und in ihrer Handlungsmöglichkeit durch das geltende Recht so oft auch unnötig eingeschränkt werden. Hier wie auch sonst werde ich nicht zulassen, daß hilfsbedürftige, insbesondere alte Menschen an den Rand unserer Gesellschaft gedrängt werden. Deshalb habe ich mich auch gegen das Ergebnis — wohlgemerkt: nicht gegen die Richter, nein, gegen das Ergebnis — der Urteile des Verwaltungsgerichtshofs Baden-Württemberg so deutlich ausgesprochen.
    In einer Gesellschaft, die sich im Sinne Albert Schweitzers einer umfassenden Ethik verpflichtet fühlen sollte, ist auch das Tier ein schutzbedürftiges Wesen. Die Änderung des Bürgerlichen Gesetzbuches wird deshalb erstmals klar zum Ausdruck bringen, daß auch im Zivilrecht eine besondere Fürsorgeverpflichtung des Menschen für das Tier besteht.
    Meine Damen und Herren, für das letzte Jahr dieser Legislaturperiode hat sich die Bundesregierung ehrgeizige Ziele gesetzt. Ich kann diese Ziele im rechtspolitischen Bereich hier nicht alle aufzählen. Ich habe aufmerksam verfolgt, daß jetzt in der innenpolitischen Debatte etwa auch dem Thema der Vermögenstrafe gezielt gegen die Drogenkriminalität und vielem mehr, was wir in diesem Bereich verstärkt tun müssen, eine große Bedeutung beigemessen wurde. Dazu stehe ich. Das werde ich mit meinem Ministerium nach Kräften zu unterstützen suchen.

    (Beifall bei der FDP)

    Ich will zwei Bemerkungen machen, zum einen zum Umweltrecht und zum anderen zu dem Thema: Stärkung der Sozialen Marktwirtschaft.
    Umweltschäden müssen durch ein scharfes Haftungsrecht

    (Schäfer [Offenburg] [SPD]: Scharfes!)

    präventiv vermieden bzw. adäquat ausgeglichen werden. Die Geschädigten müssen und werden mehr Rechte bekommen. Den Kern der Reform bildet die Neueinführung der verschuldensunabhängigen Gefährdungshaftung zum Schutz von Boden und Luft.
    Auch strafrechtlich werden wir den Schutz von Wasser, Luft und Boden weiter vorantreiben. Es werden heute zu viele Ermittlungsverfahren bei der Umweltkriminalität eingestellt. Da sind Mängel in unserem geltenden Recht deutlich geworden. Diese Mängel müssen abgestellt werden. Sehr wichtig ist auch, daß Naturschutzgebiete in Zukunft auch strafrechtlich besser geschützt werden.
    Beide Entwürfe, das Umwelthaftungsrecht wie das Umweltstrafrecht, liegen den Bundesländern bereits zur Stellungnahme vor.
    Über diese großen Einzelvorhaben hinaus ist es dringend geboten, in dieser Legislaturperiode — ich sage es von seiten der Bundesregierung, obwohl ja vereinbart ist, daß sich die Fraktionen dieses dringenden Themas annehmen sollen — endlich zum Staatsziel Umweltschutz im Grundgesetz zu kommen.

    (Beifall bei der FDP)

    Wir sollten die verbleibenden Monate nicht verstreichen lassen und glauben, wir könnten es uns leisten, nicht auf dem Kompromißwege doch zu einem Ergebnis zu kommen, das dann zwei Drittel des Deutschen Bundestages wie des Bundesrates hinter sich findet.
    Meine Damen und Herren, ein weiteres großes Thema ist die Stärkung der Sozialen Marktwirtschaft. Von dieser Wirtschaft leben wir. Nur ist dies bei einigen zuweilen etwas in Vergessenheit geraten.

    (Zuruf von der SPD: Bei Herrn Haussmann!)

    Es ist deshalb unsere Pflicht, die Innovationskraft der Wirtschaft zu stärken und ihr dabei die nötigen Freiräume einzuräumen. Wir werden deshalb die restriktiven Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuchs über die Ausgabe von Schuldverschreibungen aufheben. Der Wettbewerb und die Anziehungskraft der Bundesrepublik Deutschland als ein internationaler Finanzplatz werden dadurch ganz wesentlich gestärkt.

    (Beifall bei der FDP)

    Wenn es, so setze ich hinzu, um die Beseitigung von Fehlentwicklungen geht, kennen wir keine gesetzlichen Tabus. Gerade wir Liberalen, die wir so häufig als eine Partei des großen Geldes denunziert worden sind,

    (Frau Matthäus-Maier [SPD]: Steuersenkungsprogramm!)

    sehen den Machtzuwachs der Banken mit sehr kritischen Augen. Wenn irgend möglich wollen wir noch in dieser Legislaturperiode erste deutliche Schritte in diesem Bereich tun.
    Es versteht sich von selbst, daß ich als ein sozial engagierter Rechtspolitiker auch im Bereich der Wirt-



    Bundesminister Engelhard
    schaft den Schutz der Schwachen besonders mit im Auge habe. Wenn wir uns vergegenwärtigen, daß rund die Hälfte aller privaten Haushalte Ende des vergangenen Jahres privat Kredit aufgenommen hatte, dann wird klar, daß der Verbraucherschutz bei Kreditverträgen bitter not tut. Der moderne Schuldturm, der durch die ungenügenden Regelungen des Bürgerlichen Gesetzbuchs über die Verzugszinsen so sehr angewachsen ist, muß durch das vom Kabinett verabschiedete Verbraucherkreditgesetz abgetragen werden.
    Meine Damen und Herren, zum Schluß: Wir begehen in diesem Jahr feierlich und zu Recht mit Stolz 40 Jahre Bundesrepublik Deutschland und 40 Jahre Grundgesetz. In einem solchen Jubiläumsjahr war es aber auch hoch an der Zeit, uns auch im Bereich der Justiz zum Unrechtsregime der zwölf Jahre zurückzuwenden. Über die Jahrzehnte hinweg haben wir uns kaum mit der Justiz im Nationalsozialismus beschäftigt und das Problem auch in der Nachkriegszeit nicht bewältigt. Ich habe deshalb dafür gesorgt, daß auf dem Gelände der Deutschen Richterakademie in Trier ein Mahnmal für die ungesühnten Opfer dieser Justiz errichtet worden ist.

    (Zuruf von den GRÜNEN)

    Ich habe des weiteren in vollem Einvernehmen mit allen Bundesländern eine Ausstellung erarbeiten lassen, die umfassend über Justiz und Nationalsozialismus informiert und in allen Ländern zu sehen sein wird.

    (Beifall bei der FDP)

    Ich weiß, vielen wird diese Ausstellung zu spät kommen, und es gibt ebenso viele, die dahin gehend denken, daß doch endlich Schluß gemacht werden müsse mit etwas, an das man sich am liebsten nicht erinnern möchte. Ich widerspreche beiden Positionen. Wohl können wir mit einer solchen Ausstellung Unrecht weder sühnen noch gar wiedergutmachen. So gesehen kommt diese Ausstellung natürlich zu spät. Nur meine ich, in diesem 40. Jahr unserer Republik war es hoch an der Zeit, auch einen solchen Schritt zu tun.
    Zur Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und zum Erinnern an die Vergangenheit können wir unseren Beitrag leisten. Diese Vergangenheit ist lange, viel zu lange verdrängt worden.

    (Beifall bei der FDP und bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Wir müssen alles tun, damit diese Vergangenheit nicht gänzlich vergessen wird. Dies sind wir den Opfern und ihren Leiden schuldig.

    (Beifall bei der FDP, der CDU/CSU und der SPD)