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ID1115703300

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    Plenarprotokoll 11/157 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 157. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 6. September 1989 Inhalt: Tagesordnungspunkt 1 (Fortsetzung) : a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1990 (Haushaltsgesetz 1990) (Drucksache 11/5000) b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Der Finanzplan des Bundes 1989 bis 1993 (Drucksache 11/5001) Dr. Penner SPD 11835 B Gerster (Mainz) CDU/CSU 11841 C Frau Trenz GRÜNE 11844 C Frau Seiler-Albring FDP 11845 D Dr. Schäuble, Bundesminister BMI 11847 D Wüppesahl fraktionslos 11852 B Deres CDU/CSU 11854 A Häfner GRÜNE 11855 C Funke FDP 11857 B Engelhard, Bundesminister BMJ 11858 A Roth SPD 11859 C Dr. Haussmann, Bundesminister BMWi . 11865 A Kleinert (Marburg) GRÜNE 11868 D Wissmann CDU/CSU 11871 D Dr. Jens SPD 11874 B Dr. Graf Lambsdorff FDP 11877 B Rossmanith CDU/CSU 11880 A Hinsken CDU/CSU 11882 B Schäfer (Offenburg) SPD 11883 D Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU 11888 C Dr. Knabe GRÜNE 11890 B Dr. Weng (Gerlingen) FDP 11892 D, 11962 D Lennartz SPD 11895 A Dr. Laufs CDU/CSU 11897D Dr. Töpfer, Bundesminister BMU 11899A Vosen SPD 11904 B Schmidbauer CDU/CSU 11905 D Frau Bulmahn SPD 11908 A Austermann CDU/CSU 11910 C Frau Rust GRÜNE 11913 A Zywietz FDP 11914 B, 11930 C Dr. Riesenhuber, Bundesminister BMFT 11917 B Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 11920 D Dr. Hoffacker CDU/CSU 11925 B Frau Walz FDP 11927 C Frau Schoppe GRÜNE 11928 D Frau Dr. Lehr, Bundesminister BMJFFG 11932 B Dreßler SPD 11935 B Strube CDU/CSU 11942 C Frau Beck-Oberdorf GRÜNE 11944 B Günther CDU/CSU 11946 B Dr. Thomae FDP 11949 A Dr. Blüm, Bundesminister BMA 11950 C Roth (Gießen) CDU/CSU 11954 B Dr. Struck SPD 11956 D II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 157. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 6. September 1989 Frau Rust GRÜNE 11964 A Dr. Waigel, Bundesminister BMF 11964 C Nächste Sitzung 11970 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 11971* A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen 11971* B Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 157. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 6. September 1989 11835 157. Sitzung Bonn, den 6. September 1989 Beginn: 9.01 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens SPD 07. 09. 89 * Frau Berger (Berlin) CDU/CSU 07. 09. 89 Büchner (Speyer) SPD 07. 09. 89 * Eich GRÜNE 07. 09. 89 Frau Eid GRÜNE 07. 09. 89 ** Frau Fischer CDU/CSU 07. 09. 89 ** Frau Geiger CDU/CSU 07. 09. 89 ** Genscher FDP 07. 09. 89 Heimann SPD 07. 09. 89 Dr. Holtz SPD 07. 09. 89 ** Frau Hürland-Büning CDU/CSU 07. 09. 89 Klein (Dieburg) SPD 07. 09. 89 Dr. Klejdzinski SPD 07. 09. 89 ** Dr. Kreile CDU/CSU 07. 09. 89 Kretkowski SPD 07. 09. 89 Dr. Lippold (Offenbach) CDU/CSU 07. 09. 89 Frau Luuk SPD 07. 09. 89 ** Lüder FDP 07. 09. 89 Magin CDU/CSU 07. 09. 89 Marschewski CDU/CSU 07. 09. 89 Dr. Müller CDU/CSU 07. 09. 89 * Niggemeier SPD 07. 09. 89 Dr. Nöbel SPD 07. 09. 89 Frau Pack CDU/CSU 06. 09. 89 Regenspurger CDU/CSU 07. 09. 89 Dr. Scheer SPD 07. 09. 89 Frau Schilling GRÜNE 07. 09. 89 Dr. Schneider (Nürnberg) CDU/CSU 07. 09. 89 Schulze (Berlin) CDU/CSU 07. 09. 89 Sielaff SPD 06.09.89 Dr. Stercken CDU/CSU 07. 09. 89 ** Tietjen SPD 07.09.89 Vahlberg SPD 07.09.89 Westphal SPD 07. 09.89 Wolfgramm (Göttingen) FDP 07. 09. 89 ** Dr. Wulff CDU/CSU 07. 09. 89 ** Zierer CDU/CSU 07. 09. 89 * * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an der Jahreskonferenz der Interparlamentarischen Union Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner Sitzung am 30. Juni 1989 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzustimmen bzw. einen Antrag gemäß Art. 77 Abs. 2 GG nicht zu stellen. Gesetz über die Deutsche Siedlungs- und Landesrentenbank (DSL Bank-Gesetz - DSLBG) Drittes Gesetz zur Änderung des Milchgesetzes Gesetz zur Einführung eines Dienstleistungsabends Anlagen zum Stenographischen Bericht Gesetz über die achtzehnte Anpassung der Leistungen nach dem Bundesversorgungsgesetz und zur Änderung von Vorschriften über die Arbeitslosenhilfe (KOV-Anpassungsgesetz 1989 - KOVAnpG 1989) Gesetz zur Änderung von Vorschriften der See-Unfallversicherung in der Reichsversicherungsordnung Gesetz zur Änderung des Steuerreformgesetzes 1990 sowie zur Förderung des Mietwohnungsbaus und von Arbeitsplätzen in Privathaushalten Gesetz über die Feststellung eines Nachtrags zum Bundeshaushaltsplan für das Haushaltsjahr 1989 (Nachtragshaushaltsgesetz 1989) Gesetz zur Änderung des Börsengesetzes Gesetz zur Errichtung neuer Freihäfen und zur Änderung des Zollgesetzes Sechstes Gesetz zur Änderung des Weingesetzes Gesetz über den Beruf der Rettungsassistentin und des Rettungsassistenten (Rettungsassistentengesetz - RettAssG) Zwölftes Gesetz zur Änderung des Bundeskindergeldgesetzes Gesetz zur Änderung des Bundeserziehungsgeldgesetzes und anderer Vorschriften Achtes Gesetz zur Änderung des Europaabgeordnetengesetzes Gesetz über die Festlegung eines vorläufigen Wohnortes für Aussiedler und Übersiedler Gesetz zur Änderung des Bundespersonalvertretungsgesetzes Gesetz zur Änderung des Raumordnungsgesetzes ... Gesetz zur Änderung dienstrechtlicher Vorschriften Gesetz zur Aussetzung der Verlängerung des Grundwehrdienstes und des Zivildienstes Sechstes Gesetz zur Änderung des Personenbeförderungsgesetzes Gesetz zu dem Protokoll vom 14. November 1988 über den Beitritt der Portugiesischen Republik und des Königreichs Spanien zur Westeuropäischen Union Gesetz zur Förderung der bäuerlichen Landwirtschaft (LaFG) Zu dem letztgenannten Gesetz hat der Bundesrat folgende Entschließung gefaßt: Der Bundesrat bittet die Bundesregierung, auf eine Ergänzung des § 35 Abs. 3 Satz 1 Baugesetzbuch mit dem Ziel hinzuwirken, daß durch Festlegung konkreter Grenzwerte für Tierbestände die Privilegierung beim Bauen im Außenbereich eingeschränkt wird. Diese Ergänzung würde das vorrangige Anliegen des Gesetzes, das Entstehen neuer Tiergroßbestände zu erschweren, wesentlich unterstützen. Der vorgeschlagene Ausschluß der übergroßen Tierbestände von der Privilegierung des Bauens im Außenbereich stellt ein hochwirksames Instrument zur Erschwerung industrieller Tiermast dar. Die hiergegen erhobenen Bedenken sind einmal deshalb unbegründet, weil die Berücksichtigung agrarpolitischer Zielvorstellungen im Bauplanungsrecht nicht als sachfremd und damit nicht als Verstoß gegen das Willkürverbot (Art. 3 GG) angesehen werden kann. Zum anderen stellt die genannte Regelung lediglich eine zulässige Inhaltsbestimmung des Eigentumsbegriffs (Art. 14 Abs. 1 Satz 2 GG) durch den Gesetzgeber dar. Die Planungshoheit der Gemeinden (Art. 28 Abs. 2 GG) wird nicht eingeschränkt. Eine Ergänzung der Baunutzungsverordnung wäre keine Ersatzlösung. Die Fraktion der SPD hat mit Schreiben vom 23. Juni 1989 ihren Antrag Einstellung aller Atomwaffenversuche - Drucksache 11/2204 - zurückgezogen. 11972* Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 157. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 6. September 1989 Die Fraktion DIE GRÜNEN hat mit Schreiben vom 8. August 1989 ihren Antrag Menschenrechte in Kolumbien — Drucksache 11/2404 — zurückgezogen. Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Auswärtiger Ausschuß Drucksache 11/2133 Drucksache 11/3316 Drucksache 11/4456 Ausschuß für Wirtschaft Drucksache 10/5910 Drucksache 11/583 Drucksache 11/1531 Drucksache 11/2362 Drucksache 11/3017 Drucksache 11/3644 Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Drucksache 11/2953 Ausschuß für Jugend, Famille, Frauen und Gesundheit Drucksache 11/596 Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EG-Vorlagen zur Kenntnis genommen bzw. von einer Beratung abgesehen hat: Finanzausschuß Drucksache 11/4019 Nr. 2.2, 2.3 Drucksache 11/4081 Nr. 2.4 Drucksache 11/4337 Nr. 3 Drucksache 11/4451 Nr. 2.3 Drucksache 11/4534 Nr. 2.2 Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Drucksache 11/4161 Nr. 2.11-2.17 Drucksache 11/4238 Nr. 2.4-2.8, 2.10, 2.11 Drucksache 11/4337 Nr. 8, 9, 11-21 Drucksache 11/4405 Nr. 3.5 Drucksache 11/4451 Nr. 2.7-2.14 Drucksache 11/4534 Nr. 2.8-2.16 Ausschuß für Jugend, Famille, Frauen und Gesundheit Drucksache 11/4337 Nr. 22, 23 Drucksache 11/5051 Nr. 41 Ausschuß für Verkehr Drucksache 11/4161 Nr. 2.20 Der Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland hat mit Schreiben vom 22. August 1989 gemäß § 30 Absatz 4 des Bundesbahngesetzes vom 13. Dezember 1951 den Wirtschaftsplan nebst Stellenplan der Deutschen Bundesbahn für das Geschäftsjahr 1989 mit der Bitte um Kenntnisnahme übersandt. Der Bundesminister für Verkehr hat den Wirtschaftsplan 1989 und den Stellenplan zum Wirtschaftsplan 1989 im Einvernehmen mit dem Bundesminister der Finanzen genehmigt. Der Bundesminister für Post und Telekommunikation hat mit Schreiben vom 9. August 1989 gemäß § 31 der Posthaushaltsordnung den Nachtrag zum Haushaltsplan der Deutschen Bundespost für das Haushaltsjahr 1989 mit der Bitte um Kenntnisnahme übersandt. Beide Unterlagen liegen im Parlamentsarchiv zur Einsichtnahme aus.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Thomas Wüppesahl


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (GRÜNE)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (GRÜNE)

    Herr Kollege Hirsch, Sie wissen doch — wie ich eben auch schon ausgeführt habe — , daß dort in Namibia zur Zeit Situationen herrschen, die einem Bürgerkrieg gleichkommen,

    (Dr. Hirsch [FDP]: Überhaupt nicht!)




    Wüppesahl
    — hören Sie sich bitte die Antwort zu Ende an! —, daß Sprengstoffanschläge auf die UNO-Friedenstruppe verübt worden sind und daß wir, ich sage mal: unsere Polizeibeamten des BGS in solche Situationen hineinschicken.
    Herr Schäuble sagt, auf die verfassungsrechtliche Problematik bezogen — und das ist nun wirklich die Krönung — : Ich habe da keine Probleme; deswegen gibt es auch keine rechtlichen Probleme. Ich bin bei solchen Äußerungen wirklich an Ludwig XIV. erinnert: Der Staat bin ich. Diese verfassungsrechtlichen Probleme — und das wird auch der SPD sicherlich noch schmerzhaft vor Augen geführt werden, spätestens, wenn wir in diesen Ländern Probleme mit den BGS-Beamten haben — sind da.
    Ein zweites polizeiliches Problem aus diesem Haushalt, wobei ich einmal lobend erwähnen möchte, daß wir das erstemal in dieser Wahlperiode die Haushaltspläne für Inneres und für Recht frühmorgens diskutieren. Ihr Vorgänger, Herr Schäuble, der jetzt mit Eisenbahn und Autos spielen darf, hatte immer dafür gesorgt, daß wir die Diskussion erst spät abends hatten, obwohl im Innenressort wirklich elementare Dinge bewegt werden. Ich bin ganz glücklich, daß wir jetzt auch eine größere Aufmerksamkeit genießen.
    Es soll zusätzlich eine Hundertschaft Bereitschaftspolizei in Bayern aufgebaut werden. So steht es im Haushaltsplan. Hamburg hat ebenfalls den Bedarf für eine Hundertschaft angemeldet. Sie wissen aber, daß sich die Verwaltungsvereinbarung zwischen Bund und Ländern die Größenordnung der Bereitschaftspolizeien in den Ländern an vier Kriterien ausrichtet: Naturkatastrophen, Krieg, Notstand und Ausbildungserfordernisse. Die Ausbildungserfordernisse sind für eine Bereitschaftspolizei eigentlich sowieso sachfremd. Das eliminiere ich ohnehin. Der Punkt Naturkatastrophen ist noch etwas, was mit ziviler Tätigkeit zu tun hat. Der Rest, Krieg und Notstand, zeigt ganz klar, in welchem Bereich wir uns auch bei der Bereitschaftspolizei bewegen, daß sie im Grunde eine Bürgerkriegsreserveeinheit darstellt. Das ist auch der Grund, weshalb unsere Kritik immer so massiv vorgetragen wird. Hier hat der Bund die erste Zuständigkeit, auch wenn Polizei Landessache ist. Deshalb muß der Bund die Bereitschaftspolizeien auf ein absolutes Minimum reduzieren, wenn nicht vollkommen abschaffen.
    Ich möchte noch etwas zur Drogenproblematik sagen. Herr Penner, der Sprecher der SPD zu diesem Thema heute, äußerte: Die Probleme beginnen dort, wo angebaut wird. Das ist falsch, Herr Penner. Das Problem liegt bei uns in den Industriestaaten, weil nicht in den Ländern, in denen angebaut wird, irgend jemand auf die Idee gekommen ist, die Anbauprodukte, also Mohn oder Kokablätter, zu veredeln, sondern die großen Profite über die Industrieländer gemacht werden, in denen die Veredelung, die nur mit entsprechendem Know-how und Chemie möglich ist, vonstatten geht. Das Problem hat seinen Ausgang in den Industrieländern. Sie führten weiter aus: Es endet bei erfolglosen Therapeuten bei uns. Das ist genauso falsch. Das Problem endet bei den Junkies, die in der Gosse liegen. Genau dieser Gesichtspunkt wird in der Diskussion immer wieder nach hinten gedrängt.
    Selbst bei der dankenswerterweise von dem Ersten Bürgermeister von Hamburg mitinitiierten Diskussion zur Entkriminalisierung wird vor allen Dingen der kriminalpolitische Aspekt nach vorne gestellt, anstatt das, was wirklich an die erste Stelle gehört, nämlich die Gesundheitspolitik, auch an erster Stelle zu benennen.
    Und was macht jetzt diese Bundesregierung? Sie bekommt soeben von der FDP-Sprecherin Lob dafür, daß im Bundeskriminalamt für Rauschgiftbekämpfung und gegen die organisierte Kriminalität zusätzliche Stellen geschaffen werden sollen. Es sollen mittelfristig, in den nächsten zwei bis drei Jahren, 387 zusätzliche Stellen geschaffen werden. In diesem Bereich gibt es derzeit 370 Stellen. Das bedeutet also mehr als eine Verdoppelung. Nichts zeigt deutlicher als diese Zahl, daß Sie nach wie vor diese Steinzeitmethode in der Bekämpfung der Drogenproblematik, nämlich Repression, an die erste Stelle setzen.
    Im übrigen sei in diesem Zusammenhang auch für die Pressetribüne darauf hingewiesen: Im Stellenplan findet ein normales Mitglied des Bundestages oder ein Journalist diese Größenveränderung nicht mehr. Das finden Sie nur noch in den Erläuterungen. Ich habe die Bitte auch an die Haushälter, dafür zu sorgen, daß die Änderungen im Stellenplan auch in die üblichen Unterlagen aufgenommen werden.
    Gesellschaftsnah frage ich: Betreiben wir bei der Diskussion über Entkriminalisierung nicht eine Phantomdiskussion? Ist der illegale Drogenkonsum nicht längst formaljuristisch und im tatsächlichen gesellschaftlichen Leben nahezu entkriminalisiert? Ich benutze Ihre Zahlen. Selbst die Bundesregierung unterrichtete den Bundestag über die Rechtsprechung nach den strafrechtlichen Vorschriften des Betäubungsmittelgesetzes in den Jahren 1985 bis 1987 u. a. wie folgt ernüchternd: 204 000 polizeilich ermittelten Straftätern standen 81 000 abgeschlossene Strafverfahren gegen einzelne Täter gegenüber. Bloß ein Drittel aller Straftäter nach dem Betäubungsmittelgesetz erhalten Freiheits- oder Jugendstrafen. Dabei ist zu berücksichtigen, daß 90 % aller betäubungsmittelabhängigen Straftäter eben wegen ihres Drogenkonsums kriminalisiert werden. Somit liegt der tatsächliche Anteil der verurteilten Straftäter an der angeblichen Hauptzielgruppe der Sanktionsbefürworter, nämlich an der Gruppe der Dealer, Händler oder Großtäter, unter 25 %. Noch ernüchternder aber ist: Bei rund 150 000 Konsumenten von Kokain, Heroin und Vergleichbarem und bei täglich notwendigen 1 bis 5 Konsumeinheiten fallen bereits jährlich bei durchschnittlich zwei Schüssen pro Tag — ich komme zum Schluß — 109 Millionen Straftaten nach dem Betäubungsmittelgesetz an. Nicht einbezogen habe ich die mehr als 2 Millionen Cannabis-Konsumenten in der Bundesrepublik.
    Die Quintessenz ist: Verurteilt werden weit unter 0,25 % — konservativ berechnet — aller nach dem Betäubungsmittelgesetz mit Strafe bedrohten Handlungen. Das ist die tatsächliche Situation in der Bundesrepublik Deutschland 1989. Und da führen wir eine Diskussion über den irren Aufwand, der bei der Kriminalisierung der im illegalen Drogenbereich konsumierten Drogen durch die Bundesregierung betrieben wird. Wir haben praktisch im juristischen Bereich eine



    Wüppesahl
    Entkriminalisierung. Dieser Staat täte gut daran, dies in seinem gesamten Handlungsbereich und Behördenapparat nachzuvollziehen.
    Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.

    (Beifall des Abg. Meneses Vogl [GRÜNE])



Rede von Dr. Rita Süssmuth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat der Abgeordnete Herr Deres.

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    Rede von Karl Deres


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Gestatten Sie mir zum Anfang die Bemerkung, daß wir ja in der ersten Lesung des Haushalts sind und daß, wenn jetzt wieder ein Haushälter sprechen darf, er Ihnen zuerst einmal etwas zum Einzelplan 06 sagt.
    Es ist hochinteressant, diesen Einzelplan nicht nur schlicht einmal aufzuschlagen, sondern ihn genauer anzusehen. Dann werden Sie spüren, daß Sie mitten ins volle Leben steigen. Ernstzunehmende, kritisch anzusehende und politisch schwierige Titel wechseln mit sehr schönen, angenehmen Themen in reichhaltiger Vielfalt in diesem Einzelplan 06. Innere Sicherheit und Sport, organisierte Kriminalität und Kunst, Kriegsfolgeleistungen und Kultur, Medien und politische Bildung bestimmen u. a. die bunte Palette dieses Haushalts. Etwas herabsetzend klingt es, wenn dieser Haushalt dann als Bauchladen bezeichnet wird. Wer sich jedoch länger damit befaßt, wird ihn um so mehr schätzen.

    (Gerster [Mainz] [CDU/CSU]: Was hast du gegen einen Bauchladen!)

    — Gar nichts.
    Der Anteil des Einzelplans 06 am gesamten Haushaltsvolumen des Bundes beläuft sich auf nicht ganz 2 %. Das sind aber immerhin 4,981 Milliarden DM. Der Haushalt steigt damit gegenüber 1989 um 5,1 %. Bereinigt man den Einzelplan 06 für 1989 und 1990 um die leistungsbezogenen Ausgaben für Aussiedler und Übersiedler, beträgt die Steigerung nur noch 3,1 %. Das heißt, der Zuwachs liegt unterhalb der Haushaltsentwicklung des Bundes von 3,4 %.
    Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir sind dabei, bei der Aufnahme der Aussiedler und Übersiedler eine der schwierigsten innenpolitischen Aufgaben der letzten Jahre zu bestehen. Noch wissen wir nicht, wie viele Deutsche aus der DDR und wie viele deutsche Aussiedler aus Osteuropa und Sibirien in diesem Jahr zu uns kommen. Die Bilder aus Ungarn, aus den deutschen Vertretungen in Ost-Berlin und Prag können niemanden gleichgültig lassen. Diese tausendfache Abstimmung mit den Füßen ist für unser Gemeinwesen ein Vertrauensbeweis, wie er kaum stärker sein kann. Es liegt an uns, diesem Vertrauen gerecht zu werden. Die Koalitionsfraktionen sind entschlossen, das zu tun.
    Die haushaltsmäßigen Vorkehrungen für eine menschenwürdige Aufnahme und möglichst rasche Integration der Aussiedler und Übersiedler sollten außer Streit sein. Dennoch wird aus den Reihen der SPD und der GRÜNEN die Forderung laut, den Deutschen in der DDR die gemeinsame deutsche Staatsangehörigkeit abzusprechen und ihnen damit die nächstliegende Zufluchtsmöglichkeit zu nehmen. Solcher Zynismus ist nicht zu überbieten. Da genießt man die Freiheiten und Garantien unseres Grundgesetzes und erteilt gleichzeitig den Deutschen, die nach dem Zweiten Weltkrieg nicht das Glück hatten, in eine freiheitliche Demokratie geboren zu werden, billige Ratschläge, es doch tunlichst im Unrechtssystem der OstBerliner Altkommunisten auszuhalten. Es muß zu denken geben, wie sich gegenüber Aussiedlern und Übersiedlern linke und rechte Flügelmänner/-frauen in Ablehnung zusammenfinden.
    Niemand von uns hat den Ehrgeiz, in den Grenzen der Bundesrepublik Deutschland über kurz oder lang alle Deutschen zu versammeln, sosehr wir darauf bestehen, daß jeder Deutsche bei uns Aufnahme finden kann, wenn er dies wünscht. Die Heimat der Deutschen endet eben nicht an der Elbe. Solange aber die Freiheit an der Elbe, an Mauer und Stacheldraht endet, werden wir der Verpflichtung nachkommen, Deutsche aus der DDR oder von anderswo aufzunehmen.
    Für alle diejenigen, die in Pflichterfüllung nur eine lästige Sekundärtugend sehen, wiederhole ich: Die Aussiedler und Übersiedler sind ein Gewinn für unser Land. Sie sind keine Kostgänger, sondern ein stimulierendes und verjüngendes Element in Wirtschaft und Gesellschaft. Fast die Hälfte — 48 % — von ihnen gehören der jüngeren Generation zwischen 18 und 45 Jahren an. Deshalb sind die Ausgaben, die Bund, Länder und Gemeinden für Aufnahme und Integration dieser Menschen aufbringen, beste Zukunftsinvestitionen.
    Für diese Zwecke sind 1990 im Haushalt des Bundesinnenministers Ausgaben von ca. 1,2 Milliarden DM vorgesehen. Die Beratung der einzelnen Ansätze liegt noch vor uns. Für meine politischen Freunde und mich steht fest: Der Bund muß seiner Verantwortung für die Aussiedler und Übersiedler human und effizient nachkommen. Der Bund hat in den letzten Monaten zu Recht sowohl seine Behörden zur möglichst raschen Registrierung der Einreisenden verstärkt als auch die Länder durch Herrichtung, Überlassung und Betrieb von Liegenschaften zur Erstunterbringung unterstützt. Damit etwa Niedersachsen mit Aussiedlern und Hessen mit Übersiedlern nicht unzumutbar überlastet werden, müssen Bund, Länder und Gemeinden pragmatisch nach besten Kräften zusammenarbeiten.

    (Beifall bei der CDU/CSU und bei Abgeordneten der FDP)


    (Vorsitz : Vizepräsident Stücklen)

    Wir erleben in diesen Tagen insbesondere gegenüber den Deutschen, die über Ungarn zu uns kommen, auch in Österreich spontane Hilfsbereitschaft und Solidarität. Die Verbände der Vertriebenen, die Landsmannschaften, unsere Wohlfahrtsorganisationen haben sich im beträchtlichen Umfange engagiert. Soweit auf Bundesebene möglich, wollen wir deren praktische Integrationsarbeit unterstützen. Die vom Deutschen Sportbund mit seinen Vereinen geplanten Initiativen zur Ausländerintegration sind ein nachahmenswertes Beispiel.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)




    Deres
    Die staatliche und die kommunale Verwaltung sind durch den Zustrom der vielen tausend Übersiedler und Aussiedler in besonderer Weise gefordert. Wie immer, wenn Menschen am Werk sind, gibt es Pannen und ist manches verbesserungsfähig. Das Engagement, mit welchem die Angehörigen des öffentlichen Dienstes am Werk sind, verdient Anerkennung. Ich nenne beispielsweise den Einsatz der BGS-Beamten, die binnen Stunden die Unterkunft im Bramsche eingerichtet und über Monate betrieben haben. Vorbildlich ist auch der Einsatz der ehrenamtlichen Helfer des Deutschen Roten Kreuzes, der Caritas, der Arbeiterwohlfahrt, des THW und anderer Wohlfahrtsorganisationen. Dafür möchte ich an dieser Stelle ausdrücklich danken.
    Ein weiterer Schwerpunkt der Innenpolitik in den nächsten Jahren wird die Bekämpfung der Rauschgiftkriminalität und organisierter Kriminalität sein. Für die CDU/CSU-Bundestagsfraktion begrüße ich es, daß die Bundesregierung ihre Anstrengungen auf diesem Gebiet sowohl durch gesetzgeberische als auch durch organisatorische und personelle Maßnahmen erheblich verstärkt.
    Der vorgelegte Gesetzentwurf zur Abschöpfung der riesigen Gewinne bei Rauschgifthändlern ist ein großer Fortschritt. Ich halte es allerdings für notwendig, dazu wirksame Strafsanktionen gegen das sogenannte Waschen von Verbrechensgewinnen zu schaffen, weil die Bosse des Rauschgifthandels ihre Profite erfahrungsgemäß in grenzüberschreitenden Finanztransaktionen verschleiern. Es darf nicht noch einmal vorkommen, wie Anfang dieses Jahres in Hamburg geschehen, daß die Kripo 20 Millionen Dollar aus Geschäften der kolumbianischen Kokain-Mafia beschlagnahmt, dieses Geld aber mangels Straftatbestandes wieder freigeben mußte.
    Die organisierte Kriminalität wuchert wie eine Krebsgeschwulst. Die Skala reicht von Serienbrandstiftungen bei italienischen Gaststättenbetrieben über organisierten Diebstahl von Lkw-Ladungen in Norditalien, die Verschiebung von Frachtschiffen samt Ladung im östlichen Mittelmeer bis hin zur general-stabsmäßig organisierten Einlösung von Hunderten von Euroschecks im Ausland, die aus den vielen Wohnungseinbrüchen der letzten Zeit stammen.
    Die Phase der akademischen Diskussion über organisierte Kriminalität und der defensiven Prüfungen, ob der Einsatz verdeckt ermittelnder Polizeibeamter angezeigt sei, ist zu Ende. Wir werden uns im Rahmen der Haushaltsberatungen eingehend mit dem vom Bundeskriminalamt und vom Bundesministerium entwickelten Konzept zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität befassen.
    Meine Damen und Herren, ich sehe gerade, daß meine Redezeit leider schon wieder abgelaufen ist. Ich darf Ihnen daher abschließend sagen: Wir werden uns in den Detailberatungen, die ja erst jetzt beginnen, sehr intensiv mit jedem Haushalt befassen. Kein Einzelplan wird ungerupft bleiben. Das Endergebnis muß aber heißen: Der Haushalt ist noch besser geworden, als er jetzt schon ist.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zuruf von der CDU/CSU: Das ist kaum noch möglich!)