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ID1115511700

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 11/155 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 155. Sitzung Bonn, Montag, den 4. September 1989 Inhalt: Glückwünsche zum Geburtstag des Abg. Becker (Nienberge) 11655 A Wahl der Abg. Frau Schätzle zur Schriftführerin als Nachfolgerin der Abg. Frau Pack 11655B Wahl der Abg. Frau Hoffmann (Soltau) als stellvertretendes Mitglied der Parlamentarischen Versammlung des Europarates an Stelle der ausscheidenden Abg. Frau Pack 11655 B Begrüßung einer ungarischen Gymnasiumsklasse 11674 B Tagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1990 (Haushaltsgesetz 1990) (Drucksache 11/5000) b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Der Finanzplan des Bundes 1989 bis 1993 (Drucksache 11/5001) Dr. Waigel, Bundesminister BMF 11655C, 11705 B Frau Matthäus-Maier SPD 11666 A Borchert CDU/CSU 11674 C Frau Rust GRÜNE 11680A Dr. Weng (Gerlingen) FDP 11682C Wieczorek (Duisburg) SPD 11688D Dr. Friedmann CDU/CSU 11692 B Frau Vennegerts GRÜNE 11696 B Glos CDU/CSU 11699A Esters SPD 11702 A Wüppesahl fraktionslos 11709B Cronenberg (Arnsberg) FDP 11711 C Tagesordnungspunkt 2: Einspruch des Abgeordneten Volmer gegen den am 23. Juni 1989 erteilten Ordnungsruf 11712 C Nächste Sitzung 11712 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 11713* A Anlage 2 Einspruch gemäß § 39 GO des Abg. Volmer (DIE GRÜNEN) 11713* C Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 155. Sitzung. Bonn, Montag, den 4. September 1989 11655 155. Sitzung Bonn, den 4. September 1989 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens SPD 07. 09. 89 * Frau Berger (Berlin) CDU/CSU 07. 09. 89 Büchner (Speyer) SPD 07. 09. 89 * Frau Conrad SPD 4. 09. 89 Dr. Daniels (Regensburg) GRÜNE 5. 09. 89 Duve SPD 04. 09. 89 Egert SPD 04. 09. 89 Eich GRÜNE 07. 09. 89 Frau Eid GRÜNE 07. 09. 89 *** * Frau Fischer CDU/CSU 07. 09. 89 *** Frau Garbe GRÜNE 05. 09. 89 Frau Geiger CDU/CSU 07. 09. 89 *** Dr. Geißler CDU/CSU 4. 09. 89 Genscher FDP 07. 09. 89 Graf SPD 04. 09. 89 Gröbl CDU/CSU 04. 09. 89 Haack (Extertal) SPD 5. 09. 89 Hauser (Krefeld) CDU/CSU 04. 09. 89 Heimann SPD 05. 09. 89 Frau Dr. Hellwig CDU/CSU 4. 09. 89 Frau Hensel GRÜNE 5. 09. 89 Frau Hoffmann (Soltau) CDU/CSU 4. 09. 89 Dr. Holtz SPD 07. 09. 89 *** Frau Hürland-Büning CDU/CSU 07. 09. 89 Hüser GRÜNE 05.09.89 Ibrügger SPD 5. 09. 89 ** Jaunich SPD 05. 09. 89 Klein (Dieburg) SPD 07. 09. 89 Dr. Klejdzinski SPD 07. 09. 89 *** Kossendey CDU/CSU 04. 09. 89 Dr. Kreile CDU/CSU 07. 09. 89 Kretkowski SPD 04. 09. 89 Kreuzeder GRÜNE 05. 09. 89 Dr. Lippold (Offenbach) CDU/CSU 07. 09. 89 Frau Luuk SPD 07. 09. 89 *** Lüder FDP 07. 09. 89 Magin CDU/CSU 07. 09. 89 Meyer SPD 05. 09. 89 Dr. Müller CDU/CSU 07. 09. 89 * Frau Nickels GRÜNE 05. 09. 89 Niegel CDU/CSU 04. 09. 89 Dr. Nöbel SPD 07. 09. 89 Rappe (Hildesheim) SPD 4. 09. 89 Rauen CDU/CSU 04. 09. 89 Reddemann CDU/CSU 04. 09. 89 Regenspurger CDU/CSU 07. 09. 89 Repnik CDU/CSU 04. 09. 89 Reuschenbach SPD 07. 09. 89 Frau Saibold GRÜNE 5. 09. 89 Schartz CDU/CSU 04. 09. 89 Schäfer (Mainz) FDP 04. 09. 89 Frau Schätzle CDU/CSU 04. 09. 89 Dr. Scheer SPD 07. 09. 89 Frau Schilling GRÜNE 04. 09. 89 Schröer (Mülheim) SPD 04. 09. 89 Dr. Stercken CDU/CSU 07. 09. 89 *** Stratmann GRÜNE 05. 09. 89 Such GRÜNE 05. 09. 89 Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Tietjen SPD 07. 09. 89 Frau Dr. Vollmer GRÜNE 05. 09. 89 Vosen SPD 04. 09. 89 Westphal SPD 07. 09. 89 Wimmer (Neuötting) SPD 04. 09. 89 Wolfgramm (Göttingen) FDP 07. 09. 89 *** Dr. Wulff CDU/CSU 07. 09. 89 *** Zander SPD 04. 09. 89 Dr. Zimmermann CDU/CSU 04. 09. 89 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung *** für die Teilnahme an der Jahreskonferenz der Interparlamentarischen Union Anlage 2 Einspruch gemäß § 39 GO des Abgeordneten Volmer (GRÜNE) vom 26. Juni 1989 In der Debatte am Freitag, dem 23. Juni 1989, zum Tagesordnungspunkt 27 bekam ich von der Frau Vizepräsidentin Renger einen Ordnungsruf. Gerügt wurde meine Aussage: Ausgerechnet der Vertreter einer Bundestagsfraktion, die öfter nachgewiesen hat, daß sie nur über ein vordemokratisches Bewußtsein verfügt, deren Mitglieder hier durch rassistische Zwischenrufe aufgefallen sind, will Nachhilfeunterricht in Demokratie geben (Plenarprotokoll 11/153, S. 11601D). Ich möchte nach § 39 der Geschäftsordnung Einspruch gegen den Ordnungsruf einlegen. Begründung: Es scheint mir durchaus „vordemokratisch" zu sein, wenn etwa der Parlamentarische Geschäftsführer der Fraktion der CDU/CSU, Dr. Bötsch, in einer Debatte dem Begehren meiner Fraktion nach einem Sitz im Bundestagspräsidium entgegenhält, die Abgeordneten der Fraktion DIE GRÜNEN übten ihr Mandat in einer Art und Weise aus, wie er, Dr. Bötsch, es nicht akzeptieren könne, weshalb der Fraktion DIE GRÜNEN auch jenseits der formalen Hindernisse aus grundsätzlichen Überlegungen ein Platz im Präsidium zu verwehren sei. Hier wird von einem Mitglied des Deutschen Bundestages ein Meta-Standpunkt zur Ausübung des Mandats eingenommen, von dem aus der Vertreter der Mehrheitsfraktion Vertretern einer Minderheitsfraktion die Art ihrer Mandatsausübung vorschreiben will. Dies ist ein eklatanter Verstoß gegen den Grundsatz der Gleichheit der Abgeordneten. Herr Dr. Bötsch hat faktisch einen obrigkeitlichen Standpunkt über den freien Willen der Abgeordneten gesetzt. Der Vorwurf „rassistischer Zwischenrufe" scheint mir hinreichend gerechtfertigt mit Verweis auf die protokollierten Anwürfe der Herren Fellner (CSU) und Straßmeir (CDU) gegen meinen Fraktionskollegen Meneses Vogl. Nun möchte ich einräumen, daß mir in der frei gehaltenen Rede eine Verallgemeinerung unterlaufen ist, die suggeriert, daß alle Unionsabgeordneten dieselbe Geisteshaltung verträten wie die drei genannten Herren. Die Verallgemeinerung bitte ich als lapsus linguae zu verstehen, der selbst aber noch seine Rechtfertigung dadurch erfährt, daß sich die Fraktion der CDU/CSU von den Entgleisungen ihrer Mitglieder bisher nicht distanziert hat.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Thomas Wüppesahl


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (GRÜNE)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (GRÜNE)

    Wieso werden nicht auch für andere Ausländer, die in diesem Land Schutz suchen, Asylbewerber und und und, ähnliche Bedingungen geschaffen, wie sie die DDR-Flüchtlinge z. B. mit Sprachkursen erhalten? Auch diese Ungleichbehandlung zeigt überdeutlich, welches Menschenbild hinter dieser Vorgehensweise steht. Entspricht dies der Konkretion des sogenannten christlichen oder des sozialdemokratischen Menschenbildes? Ich würde dazu gern deutlichere Worte hören.
    Gesundheitspolitik — auch hierzu nur ein Stichwort. Gerade aktuell ist die sogenannte Festbetragsregelung, die zum 1. September dieses Jahres greifen soll. Zum 1. September 1989, nachdem mit Kraft und mit Krampf diese sogenannte Gesundheitsreform bereits zum 1. Januar 1989 Gültigkeit erlangt hat. — Von 800 bis 900 Substanzen werden gerade zehn erfaßt. Mehrere zehntausend Präparate können damit hergestellt werden. Tatsächlich werden gerade 1 500 Präparate erfaßt. Von diesen 1 500 liegen gerade 80 Medikamente über diesem Festbetrag. Weil die Industrie diese acht Monate, die verflossen sind, natürlich genutzt hat, liegt jetzt, 1. September 1989, nur noch ein einziges Medikament über diesem Festbetrag. Während man sich draußen darauf gefreut hatte — ich habe das auch getan — , nun diese dicken Bände zu sehen, in denen die Festbeträge und die betroffenen Medikamente ausgeworfen werden, hat man aus dem Arbeits- und Sozialministerium gerade ein dünnes Heftchen herausgegeben. Das soll dann der Beitrag der Pharmaindustrie sein. Das ist nur eine Fingerkuppe dessen, was die Pharmaindustrie an Beitrag zur Einsparung in der Gesundheitspolitik zu leisten hätte.
    Es gibt noch ein Stichwort, das aus meiner Sicht sehr delikat ist, nämlich die indirekte Einflußnahme der Republikaner bereits auf diesen Bundeshaushalt und damit das Verhältnis der CDU, der CSU im besonde-



    Wüppesahl
    ren, zu den Republikanern. — Klar: Die Republikaner sind die bestellten Sargträger der Bundes-CDU. Das geschieht Ihnen recht, und das wird auch Zeit. Jetzt trennt sich die CDU in Niedersachsen endlich von ihrem rechtskräftig verurteilten Wahlfälscher. Sie tut das aber nicht deshalb, weil er rechtskräftig verurteilt ist, sondern deshalb, weil er sich nicht ausreichend von den Republikanern distanzieren will. Das einzige, was parteischädigend ist, ist, sich zu den Republikanern zu bekennen und dadurch die Wiederwahlchance zu verschlechtern; denn andere in der CDU und der CSU bekennen sich ja auch, jetzt, September 1989, zu den Republikanern, und das nicht nur auf kommunaler Ebene. Es reicht also nicht, Wahlunterlagen zu fälschen, sondern man muß Parteischädigung in diesem skizzierten Sinne betreiben.
    Wie verkommen die politische Moral inzwischen geworden ist, das dokumentieren u. a. auch diese Vorgänge, und die Konzession im finanzpolitischen Bereich hieran finden wir an mehreren Stellen im Haushalt.
    Meine Damen und Herren, ich würde gern noch ein letztes Stichwort aufgreifen, und zwar „Gorbatschow und Perestroika". — Immer wieder hören wir die Lobeshymnen, die gerade im Westen darauf gehalten werden. Viel bedeutsamer finde ich, daß — so meine Einschätzung — diese Veränderung nur auf Grund der wirtschaftlichen Situation in der Sowjetunion zustande gekommen ist und nicht deshalb, weil Gorbatschow so demokratisch ist. Er ist — ähnlich wie alle größeren Politiker im Westen — nur insofern eine Ausnahmeerscheinung im Osten, als er ein geschickter und kluger Verkäufer ist.


Rede von Dr. Annemarie Renger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Damit ist Ihre Redezeit wirklich verbraucht.

(Wüppesahl [fraktionslos]: Darf ich nur noch den Gedanken zu Ende bringen, wie wir es besprochen hatten?)

— Nein.

(Wüppesahl [fraktionslos]: Bei vier Stunden — —)

— Ich habe Ihnen eine Minute entsprechend gegeben. Ihre Redezeit ist zu Ende. Verehrter Herr Kollege, wir bekommen Ärger. Es ist gleich halb drei. Ich bitte Sie wirklich, Ihre Ausführungen an den folgenden Tagen zu machen. Sie haben noch Gelegenheit, zur Außenpolitik zu sprechen.

(Wüppesahl [fraktionslos]: Frau Präsidentin, es ist — —)

Ich bitte Sie, freundlicherweise — —

(Wüppesahl [fraktionslos]: Lassen Sie mich noch ein Wort sagen!)

— Nein.

(Wüppesahl [fraktionslos]: Es ist hier eine Orgie von Zwischenfragen gekommen! Eine über eine Stunde längere Debatte!)

Ich habe Ihnen entsprechende Redezeit gegeben. Ich bitte, das Podium zu verlassen.
Das Wort hat der Abgeordnete Cronenberg.

(Wüppesahl [fraktionslos]: Ich finde es ungeheuerlich, was Sie hier mit meinem Minderheitsrecht treiben!)

— Nein. Wenn hier einer ungeheuerlich ist, dann sind Sie es.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dieter-Julius Cronenberg


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Frau Präsidentin! Meine verehrten Kolleginnen und Kollegen! Ungeheuerlich finde ich es, daß von diesem Pult u. a. ein ehrenwerter Politiker dieses Hauses, der Vorsitzende der sozialdemokratischen Fraktion, in seinem Bemühen, für ordentliche Unterbringung von Aussiedlern zu sorgen, als „rülpsender Bonze" bezeichnet wird. Ich schäme mich dafür.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zurufe von der SPD)

    — Natürlich hat er das gesagt!
    Verehrte Kolleginnen und Kollegen, ich möchte einige kritische Bemerkungen zur Debatte machen. Abgesehen von dem Dialog mit Dr. Friedmann und abgesehen von dem Dialog mit Frau Matthäus-Maier um die Ökosteuern läuft die ganze Debatte nach Schema F ab: SPD-Schulden: gut, CDU-Schulden: schlecht. Von einem anderen Standpunkt heißt es dann: CDU-Schulden: gut, SPD-Schulden: schlecht.

    (Frau Matthäus-Maier [SPD]: FDP-Schulden sind die besten!)

    — Ich komme darauf gleich. — So, glaube ich, können wir eine solche Debatte nicht führen.

    (Esters [SPD]: Richtig!)

    Die Wahrheit ist: Die Zinsbelastungen aller Schulden sind ein Problem aller,

    (Esters [SPD] und Frau Matthäus-Maier [SPD]: Richtig!)

    und mit diesem Problem müssen wir alle fertigwerden.
    Ich will auch gern auf die von Herrn Kühbacher, der nicht mehr da ist, in so netter Form angesprochene Frage der Kontinuität eingehen. Tatsache ist selbstverständlich, daß wir in beiden Regierungen waren. Tatsache ist aber auch — und da rufe ich Ingrid Matthäus als besondere Zeugin an — , daß wir uns immer bemüht haben — Helmut Esters weiß das auch —, Hoppe zu sozialdemokratischen Zeiten, Weng jetzt, den Schaden so gering wie möglich zu halten, für ein Optimum an Vernunft zu sorgen. Ich meine, es würde auch vernünftig sein, wenn man sich in einer solchen Debatte bei den Sozialdemokraten einmal bedanken würde, daß das Argument vom Totsparen nicht mehr vorgetragen wird. Aber es wäre auch nicht schade, wenn anerkannt würde, daß — darauf hat der Finanzminister mit Recht hingewiesen — die Defizite aller öffentlichen Haushalte — in diesem Zusammenhang wird fälschlicherweise von der Staatsquote gesprochen und die Sozialversicherungsträger werden einbezogen — auf 2,4 % des Bruttosozialprodukts gesunken sind, und es wird vergessen, daß die Steuerquote relativ niedrig ist.
    Von dieser Stelle möchte ich deutlich machen: Jeder Arbeitslose, der arbeiten kann und will, bedeutet für uns eine Aufforderung, dafür sorgen, daß er Arbeit



    Cronenberg (Arnsberg)

    findet. Aber jene 1,2 Millionen, die Arbeit gefunden haben, sind ein Grund zur Freude. Darüber sollte sich auch die Opposition freuen und die Dinge nicht in diesem Hin und Her kaputtreden.

    (Beifall bei FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD — Frau Vennegerts [GRÜNE]: Es gibt noch zu viele Arbeitslose!)

    Ich meine auch, es wäre gut und richtig, einmal festzustellen, daß wir bei hoher Stabilität, die wir dankenswerterweise haben, trotz Steuersenkungen Steuermehreinnahmen haben, daß also der Mechanismus — Absenken der Steuerlastquote, Ankurbelung der Wirtschaft; durch höhere Eigenkapitalquote der Betriebe — im Prinzip funktioniert und wir uns dieses Instruments bedienen können.
    Ich glaube, es wäre einer sachlichen Umweltdiskussion dienlich, wenn wir darauf hinweisen und zugeben, daß das Verhältnis von Preis, z. B. beim Öl, zu Verbrauch unbestritten gegeben ist und daß zum Preis selbstverständlich auch die steuerliche Belastung gehört, d. h. daß der Zusammenhang zwischen Energiesparen einerseits und Steuerpolitik andererseits so offensichtlich ist, daß wir völlig falsch handeln würden, wenn wir diesen Zusammenhang nicht sehen würden, auch wenn dann von Ökosteuer die Rede ist. Darüber in Ruhe und Sachlichkeit zu diskutieren wäre mir sehr lieb. Das würde auch den Leuten draußen viel besser gefallen, als wenn wir uns gegenseitig Schuldenmachen — mit den daraus resultierenden Belastungen — vorwerfen.
    So wie teures Öl dazu geführt hat, daß Doppelfenster eingebaut wurden und Öl gespart wurde,

    (Esters [SPD]: Sicher!)

    so hat eine zeitweilig zu hohe Subvention für diese
    Doppelfenster dazu geführt, daß Hunderte von Betrieben gegründet wurden und es nach dem Wegfall der Subvention in dieser Branche besonders viele Pleiten gab. Hier ist uns beispielhaft vorgeführt worden, wie man richtig steuern kann, ohne Planwirtschaft zu praktizieren. Wenn wir uns darüber — auch kontrovers — auseinandersetzten, dann würden wir, glaube ich, dem Appell Friedmanns, nämlich dem Appell, daß in diesem Haus parlamentarische Demokratie praktiziert werden möge und wir uns nicht gegenseitig mit Totschlagsargumenten bekämpfen sollten, mehr gerecht werden. Denn diese Art, uns in unserem Staat zu organisieren, halten wir für die optimale. Meine große Bitte für die Diskussion in den nächsten Tagen ist, diesem Appell zu folgen.
    Danke schön.

    (Beifall bei der FDP, der CDU/CSU und der SPD)