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    Plenarprotokoll 11/155 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 155. Sitzung Bonn, Montag, den 4. September 1989 Inhalt: Glückwünsche zum Geburtstag des Abg. Becker (Nienberge) 11655 A Wahl der Abg. Frau Schätzle zur Schriftführerin als Nachfolgerin der Abg. Frau Pack 11655B Wahl der Abg. Frau Hoffmann (Soltau) als stellvertretendes Mitglied der Parlamentarischen Versammlung des Europarates an Stelle der ausscheidenden Abg. Frau Pack 11655 B Begrüßung einer ungarischen Gymnasiumsklasse 11674 B Tagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1990 (Haushaltsgesetz 1990) (Drucksache 11/5000) b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Der Finanzplan des Bundes 1989 bis 1993 (Drucksache 11/5001) Dr. Waigel, Bundesminister BMF 11655C, 11705 B Frau Matthäus-Maier SPD 11666 A Borchert CDU/CSU 11674 C Frau Rust GRÜNE 11680A Dr. Weng (Gerlingen) FDP 11682C Wieczorek (Duisburg) SPD 11688D Dr. Friedmann CDU/CSU 11692 B Frau Vennegerts GRÜNE 11696 B Glos CDU/CSU 11699A Esters SPD 11702 A Wüppesahl fraktionslos 11709B Cronenberg (Arnsberg) FDP 11711 C Tagesordnungspunkt 2: Einspruch des Abgeordneten Volmer gegen den am 23. Juni 1989 erteilten Ordnungsruf 11712 C Nächste Sitzung 11712 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 11713* A Anlage 2 Einspruch gemäß § 39 GO des Abg. Volmer (DIE GRÜNEN) 11713* C Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 155. Sitzung. Bonn, Montag, den 4. September 1989 11655 155. Sitzung Bonn, den 4. September 1989 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens SPD 07. 09. 89 * Frau Berger (Berlin) CDU/CSU 07. 09. 89 Büchner (Speyer) SPD 07. 09. 89 * Frau Conrad SPD 4. 09. 89 Dr. Daniels (Regensburg) GRÜNE 5. 09. 89 Duve SPD 04. 09. 89 Egert SPD 04. 09. 89 Eich GRÜNE 07. 09. 89 Frau Eid GRÜNE 07. 09. 89 *** * Frau Fischer CDU/CSU 07. 09. 89 *** Frau Garbe GRÜNE 05. 09. 89 Frau Geiger CDU/CSU 07. 09. 89 *** Dr. Geißler CDU/CSU 4. 09. 89 Genscher FDP 07. 09. 89 Graf SPD 04. 09. 89 Gröbl CDU/CSU 04. 09. 89 Haack (Extertal) SPD 5. 09. 89 Hauser (Krefeld) CDU/CSU 04. 09. 89 Heimann SPD 05. 09. 89 Frau Dr. Hellwig CDU/CSU 4. 09. 89 Frau Hensel GRÜNE 5. 09. 89 Frau Hoffmann (Soltau) CDU/CSU 4. 09. 89 Dr. Holtz SPD 07. 09. 89 *** Frau Hürland-Büning CDU/CSU 07. 09. 89 Hüser GRÜNE 05.09.89 Ibrügger SPD 5. 09. 89 ** Jaunich SPD 05. 09. 89 Klein (Dieburg) SPD 07. 09. 89 Dr. Klejdzinski SPD 07. 09. 89 *** Kossendey CDU/CSU 04. 09. 89 Dr. Kreile CDU/CSU 07. 09. 89 Kretkowski SPD 04. 09. 89 Kreuzeder GRÜNE 05. 09. 89 Dr. Lippold (Offenbach) CDU/CSU 07. 09. 89 Frau Luuk SPD 07. 09. 89 *** Lüder FDP 07. 09. 89 Magin CDU/CSU 07. 09. 89 Meyer SPD 05. 09. 89 Dr. Müller CDU/CSU 07. 09. 89 * Frau Nickels GRÜNE 05. 09. 89 Niegel CDU/CSU 04. 09. 89 Dr. Nöbel SPD 07. 09. 89 Rappe (Hildesheim) SPD 4. 09. 89 Rauen CDU/CSU 04. 09. 89 Reddemann CDU/CSU 04. 09. 89 Regenspurger CDU/CSU 07. 09. 89 Repnik CDU/CSU 04. 09. 89 Reuschenbach SPD 07. 09. 89 Frau Saibold GRÜNE 5. 09. 89 Schartz CDU/CSU 04. 09. 89 Schäfer (Mainz) FDP 04. 09. 89 Frau Schätzle CDU/CSU 04. 09. 89 Dr. Scheer SPD 07. 09. 89 Frau Schilling GRÜNE 04. 09. 89 Schröer (Mülheim) SPD 04. 09. 89 Dr. Stercken CDU/CSU 07. 09. 89 *** Stratmann GRÜNE 05. 09. 89 Such GRÜNE 05. 09. 89 Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Tietjen SPD 07. 09. 89 Frau Dr. Vollmer GRÜNE 05. 09. 89 Vosen SPD 04. 09. 89 Westphal SPD 07. 09. 89 Wimmer (Neuötting) SPD 04. 09. 89 Wolfgramm (Göttingen) FDP 07. 09. 89 *** Dr. Wulff CDU/CSU 07. 09. 89 *** Zander SPD 04. 09. 89 Dr. Zimmermann CDU/CSU 04. 09. 89 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung *** für die Teilnahme an der Jahreskonferenz der Interparlamentarischen Union Anlage 2 Einspruch gemäß § 39 GO des Abgeordneten Volmer (GRÜNE) vom 26. Juni 1989 In der Debatte am Freitag, dem 23. Juni 1989, zum Tagesordnungspunkt 27 bekam ich von der Frau Vizepräsidentin Renger einen Ordnungsruf. Gerügt wurde meine Aussage: Ausgerechnet der Vertreter einer Bundestagsfraktion, die öfter nachgewiesen hat, daß sie nur über ein vordemokratisches Bewußtsein verfügt, deren Mitglieder hier durch rassistische Zwischenrufe aufgefallen sind, will Nachhilfeunterricht in Demokratie geben (Plenarprotokoll 11/153, S. 11601D). Ich möchte nach § 39 der Geschäftsordnung Einspruch gegen den Ordnungsruf einlegen. Begründung: Es scheint mir durchaus „vordemokratisch" zu sein, wenn etwa der Parlamentarische Geschäftsführer der Fraktion der CDU/CSU, Dr. Bötsch, in einer Debatte dem Begehren meiner Fraktion nach einem Sitz im Bundestagspräsidium entgegenhält, die Abgeordneten der Fraktion DIE GRÜNEN übten ihr Mandat in einer Art und Weise aus, wie er, Dr. Bötsch, es nicht akzeptieren könne, weshalb der Fraktion DIE GRÜNEN auch jenseits der formalen Hindernisse aus grundsätzlichen Überlegungen ein Platz im Präsidium zu verwehren sei. Hier wird von einem Mitglied des Deutschen Bundestages ein Meta-Standpunkt zur Ausübung des Mandats eingenommen, von dem aus der Vertreter der Mehrheitsfraktion Vertretern einer Minderheitsfraktion die Art ihrer Mandatsausübung vorschreiben will. Dies ist ein eklatanter Verstoß gegen den Grundsatz der Gleichheit der Abgeordneten. Herr Dr. Bötsch hat faktisch einen obrigkeitlichen Standpunkt über den freien Willen der Abgeordneten gesetzt. Der Vorwurf „rassistischer Zwischenrufe" scheint mir hinreichend gerechtfertigt mit Verweis auf die protokollierten Anwürfe der Herren Fellner (CSU) und Straßmeir (CDU) gegen meinen Fraktionskollegen Meneses Vogl. Nun möchte ich einräumen, daß mir in der frei gehaltenen Rede eine Verallgemeinerung unterlaufen ist, die suggeriert, daß alle Unionsabgeordneten dieselbe Geisteshaltung verträten wie die drei genannten Herren. Die Verallgemeinerung bitte ich als lapsus linguae zu verstehen, der selbst aber noch seine Rechtfertigung dadurch erfährt, daß sich die Fraktion der CDU/CSU von den Entgleisungen ihrer Mitglieder bisher nicht distanziert hat.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Theodor Waigel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich habe mich eigentlich gewundert, daß sich der Kollege Esters doch so zum Filibustern geeignet hat. In dieser Eigenschaft wurde er offensichtlich aufgestellt. Nur, Kollege Esters, Sie hätten alle Möglichkeiten gehabt, den Bundesbankgewinn anders zu verwenden. Warum haben Sie es denn nicht getan?

    (Wieczorek [Duisburg] [SPD]: Wir haben ihn doch nur einmal gehabt! — Weitere Zurufe von der SPD)

    — Sie hätten das ändern können. Sie haben es nicht getan. Wir sind unserem Versprechen treu geblieben und haben das geändert. Wir setzen ihn nur partiell zur Finanzierung des Haushalts ein. Das sollten Sie positiv sehen.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU — Zurufe von der SPD)

    Sie haben noch zur FDP gesagt, sie sei immer dabeigewesen. Ich kann nur sagen: Mit uns jedenfalls waren sie immer erfolgreicher als mit Ihnen, und das wird sich auch künftig fortsetzen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Frau Kollegin Matthäus-Maier, Sie haben diesen Bundeshaushalt 1990 einen Wahlhaushalt genannt. — Frau Präsidentin, es wäre nett, wenn Sie das „Rot" abschalten könnten, denn ich habe das als politische Farbe von links schon immer als ziemlich störend empfunden, und wenn man es dann auch noch von rechts bekommt, dann irritiert das. — Sie haben gesagt, der Bundeshaushalt sei ein Wahlhaushalt auf Pump, und wir würden nach dem Motto handeln: nach uns die Sintflut. Das ist schon an Unverfrorenheit nicht zu überbieten,

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    wenn man sich überlegt, welche Finanzsituation Sie uns überlassen haben.
    Ich will Sie an einige Dinge erinnern: Das Ausgabenwachstum war in jedem Wahljahr unter SPD-Regierungsverantwortung höher. Es betrug 1972 12,8 vom Hundert, 1976 3,6 vom Hundert und 1980 6,1 vom Hundert — jedes Jahr höher. Die Neuverschuldung, gemessen am Bruttosozialprodukt, war in zwei SPD-Wahljahren höher: 1976 2,3 und 1980 1,8 vom Hundert. Die Gesamtausgaben wurden in zwei SPD-Wahljahren zu einem höheren Anteil durch Neuverschuldung finanziert: 1976 15,9 vom Hundert, 1980 12,6 vom Hundert.
    Wenn man dann in einem Wahljahr gegenüber dem Ausgabenanstieg in diesem Jahr wegen der Aussiedler, wegen der Übersiedler, wegen neuer Probleme auf 3,4 vom Hundert zurückgeht, dann ist das eine Leistung, die Sie in Ihrer Regierungszeit nie zustandegebracht hätten.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Und dabei setzen wir Akzente: Jeder von Ihnen weiß, was für Übersiedler und für Aussiedler in diesem Jahr und im nächsten Jahr aufzubringen ist. Das ist eine riesige Herausforderung, und der Etat sähe anders aus, wenn hier andere Zahlen stünden.

    (Kühbacher [SPD]: Und die Ausgaben für den Jäger 90?)

    Wohnungsbau, Aussiedler, Übersiedler, Langzeitarbeitslose, Infrastruktur — das sind alles Dinge, die wir bewältigen und die wir mit finanzpolitischer Solidität bewältigen.

    (Zuruf von der SPD: Ha! Ha!)

    Dann haben Sie mich als Hobbyfinanzminister apostrophiert. Wenn man etwas als Hobby tut, tut man es



    Bundesminister Dr. Waigel
    jedenfalls gern. Ich habe auch den Eindruck, daß die Damen und Herren — —

    (Zuruf von der SPD)

    — Das sollten Sie sich gut überlegen, bevor Sie das sagen. Das sollten Sie beweisen, dann sollten Sie sich hier hinstellen und mir den Nachweis führen, wo ich mein Amt vernachlässigt habe. Das werden Sie nicht unter Beweis stellen können. Ich habe diese Aufgabe mit großem Ernst, mit großem Zeitaufwand durchgeführt. Das wird Ihnen jeder der Mitarbeiter im Finanzministerium bestätigen können, denen ich übrigens für ihre hervorragende Arbeit ausgezeichneten Dank erstatten möchte.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Übrigens ist das Finanzministerium und die Finanzpolitik mit CSU-Ministern nie schlecht gefahren. Das haben Schäffer und Strauß schon unter Beweis gestellt.

    (Kühbacher [SPD]: Ein Bundesfinanzminister redet so nicht!)

    Frau Präsidentin, es ist eigenartig, daß man es hinnimmt, daß, wenn der Finanzminister spricht, von der SPD permanent und systematisch gestört wird. Das wird mit Absicht getan, um an diesem ersten Tag eine andere Situation im Parlament aufkommen zu lassen. Ich möchte das einmal in aller Klarheit feststellen: So ist mit Ihren Rednern nicht umgegangen worden. Sie tun das mit Systematik, weil Sie wissen, daß dies auf Grund der Akustik in diesem Raum seine Wirkung hat.

    (Frau Rust [GRÜNE]: Das ist die Stimmung hier! Da brauchen Sie sich doch nicht aufzuregen!)



Rede von Dr. Annemarie Renger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Herr Bundesminister, soweit das die Präsidentin betrifft, kann ich das natürlich so nicht stehen lassen, daß ich nicht den Versuch mache, Ihnen die Redezeit und die Möglichkeiten, die vorhanden sind, zu verschaffen. Aber der parlamentarische Ablauf ist nun mal so, wie er ist. Dieses gilt für alle Seiten des Hauses.

(Zuruf von der SPD: Wenn der Finanzminister spricht, hat die SPD zu schweigen!)


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Theodor Waigel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Ich bedanke mich sehr für diese Feststellung, Frau Präsidentin.
    100 Tage Schonzeit gibt man normalerweise einem Minister. In dieser Zeit gab es den Nachtragshaushalt, das Steueränderungsgesetz, europäische Zusammenarbeit und Währungsfragen. Dann haben wir wieder rechtzeitig, wie jedes Jahr seit 1983, den nächsten Haushalt beraten, rechtzeitig im Kabinett verabschiedet, in der ersten Sitzungswoche nach der Sommerpause in diesem Parlament diskutieren können und für die Verabschiedung in diesem Jahr rechtzeitig Sorge getragen. Fast nie zu Ihrer Zeit hat es diese zeitgerechte Verabschiedung von Haushalten gegeben.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Kühbacher [SPD]: Das hat aber nichts mit der Qualität zu tun!)

    Ich bin allerdings als CSU-Vorsitzender in dieses Kabinett eingetreten, weil ich den Erfolg dieser Regierung will. Dafür werde ich als Bundesfinanzminister und als CSU-Vorsitzender mit aller Kraft kämpfen. Denn wir haben nicht diese ungeheure Last seit 1982 auf uns genommen, um bei guter Finanzlage, bei guter Wirtschafts- und Soziallage, alles wieder in Ihre Hände zu übergeben.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Aber, Frau Matthäus-Maier, Sie brauchen sich um einen kommenden SPD-Finanzminister keine Sorgen zu machen; er kommt nämlich nicht. Ich will Ihnen allerdings eines sagen: Es gab im Jahre 1969 einen Finanzminister, der hat Schulden zurückgezahlt. Das wird wohl der letzte in diesem Jahrhundert sein. Ich habe, wenn ich mich mit Franz Josef Strauß unterhalten habe, oft zu ihm gesagt: „Das war großartig, staatspolitisch hervorragend in einem Wahljahr, volkswirtschaftlich exzellent, finanzwissenschaftlich wie aus dem Lehrbuch. Es hatte nur einen Nachteil: Du hast das einem SPD-Finanzminister übergeben. " Er sagte dann fast jedesmal zu mir: „Theodor" — weil er immer den ganzen Namen sagte und wußte, was das heißt, nämlich „Geschenk Gottes" —,

    (Heiterkeit bei der CDU/CSU und der FDP)

    „du hast absolut recht. Denn eher legt ein Hund einen Wurstvorrat an, als daß ein SPD-Finanzminister das Geld zusammenhalten würde. "

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Meine Damen und Herren, die Kritik von Frau Matthäus-Maier an der finanzpolitischen Solidität des Haushalts '90 ist völlig unglaubwürdig. Es war die SPD, die nicht nur die öffentliche Kreditaufnahme, sondern auch die Steuer- und Abgabenlast sowie die Staatsquote bis Anfang der 80er Jahre auf eine Rekordhöhe geschraubt hatte. Dagegen haben wir den Anteil der Neuverschuldung am Bruttosozialprodukt — das ist die entscheidende Meßgröße — innerhalb weniger Jahre halbiert und die Steuerquote auf den niedrigsten Stand seit 1959 gedrückt. Wir haben dies erreicht, obwohl wir Jahr für Jahr steigende Zinslasten auf die übernommenen Schulden finanzieren mußten.
    Die bisherige Rekordneuverschuldung betrug 1981 und 1982 jeweils über 37 Milliarden DM. Demgegenüber wird 1989 die Schuldenzunahme mit voraussichtlich etwas mehr als 20 Milliarden DM niedriger sein als in all den Jahren seit 1974.
    Es besteht allerdings ein entscheidender Unterschied: Es ist ein großer Unterschied, ob ich die Nettokreditaufnahme dafür benötige, um steigende Ausgaben, die fast unumkehrbar sind, immer wieder zu finanzieren, oder ob diese Nettokreditaufnahme auch dazu dient, die Steuerlast zu senken und damit langfristig den Wachstumspfad für unsere Wirtschaft für eine langfristige günstige Konjunktursituation herzustellen und zu festigen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Im übrigen hätte ich nichts dagegen, Frau Kollegin Matthäus-Maier, wenn Sie mit dem SPD-Senator in Berlin einmal sprechen würden, wie er die Erhöhung der Kreditaufnahme um 50 % beurteilt. Vielleicht



    Bundesminister Dr. Waigel
    könnten Sie da einen Teil Ihrer Lehren gleich unter Parteifreunden abwickeln.
    Ich verschweige nicht, daß die Höhe und die Dynamik der Zinsausgaben uns Sorge bereiten. Aber Sie haben bei dieser Kritik, Frau Kollegin Matthäus-Maier, eines vergessen: In der Zeit Ihrer Regierungsverantwortung wurden die verhängnisvollen falschen Weichenstellungen vollzogen. Die Zinsausgaben sind durch weit überhöhte Verschuldung zwischen 1970 und 1982 um jahresdurchschnittlich 20 % angestiegen. Allein 1976 waren es 32 %, 1981 29 %.
    Die Neuverschuldung des Bundes seit 1982 reichte gerade aus, um die Zinsen und Zinseszinsen auf die bis 1982 aufgelaufene Verschuldung des Bundes zu decken. So betrachtet sind alle bis heute aufgenommenen Schulden die Folge früherer völlig unsolider Finanzpolitik. Uns dafür haftbar zu machen ist schon ein starkes Stück in der Politik, das wir nicht auf uns sitzen lassen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Meine Damen und Herren, Sie haben gesagt, in der Familienpolitik fehle jeder politische Gestaltungswille.

    (Kühbacher [SPD]: Das ist wahr!)

    Dieser Vorwurf entbehrt jeder Grundlage.

    (Zurufe von der SPD: Nein!)

    Sie, meine Damen und Herren von der Opposition, waren es doch, die ab 1982 das Kindergeld für das zweite und dritte Kind gekürzt haben. Diese Bundesregierung hat seit 1984 den Familienlastenausgleich stetig verbessert: Erziehungsgeld und Erziehungsurlaub wurden eingeführt, Kindererziehungszeiten in der Rentenversicherung anerkannt, das Kindergeld erhöht und wesentliche steuerliche Vergünstigungen wie die Wiedereinführung und mehrmalige Aufstokkung des Kinderfreibetrags beschlossen.
    Das alles zusammen macht 1990 zusätzlich — gegenüber 1984 — 18 Milliarden DM aus. Nirgendwo sonst in der Gesellschaftspolitik ist die Wende stärker erkennbar als hier an unseren Leistungen für die Familie.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Was den Schnellen Brutreaktor anbelangt, ist das ja ein Projekt aus der Regierungszeit der SPD. Meine Damen und Herren, bereits im Juni 1982, also noch zur Zeit der sozial-liberalen Koalition, wurden für den Brutreaktor Gesamtkosten von 6,5 Milliarden DM ermittelt. Dieser Finanzrahmen ist im wesentlichen eingehalten worden.
    Sie wissen ganz genau, daß wir jetzt jährlich noch 105 Millionen DM benötigen, die Hersteller, Elektrizitätswirtschaft und Bund zu je einem Drittel tragen müssen. Durch diese Finanzierung wird Zeit für die ordnungsgemäße Abwicklung des atomrechtlichen Genehmigungsverfahrens geschaffen.
    Sie stehlen sich aus der Verantwortung für Dinge, für die Sie mitverantwortlich sind, und wollen uns
    dann anklagen. Das ist eine unseriöse, pharisäerhafte Politik, die wir nicht auf uns sitzen lassen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zurufe von der SPD und den GRÜNEN)

    Sie beklagen das Thema Subventionen. Der Anteil der Subventionen des Bundes am Bruttosozialprodukt wird 1990 auf 1,3 % sinken, während er in den 70er Jahren noch bei 2 % lag. Wenn Sie allerdings einen Vorschlag machen können, wie wir bei den Subventionen, z. B. für den Bergbau, etwas weiter herunterkommen könnten, wäre ich Ihnen sehr dankbar, Frau Kollegin Matthäus-Maier, auch für andere Vorschläge aus Ihren Reihen.
    Schlimm, unwahr und rechtlich nicht gerechtfertigt ist Ihr Vorwurf der Verfassungswidrigkeit dieses Haushalts. Die Nettokreditaufnahme bleibt in allen Jahren bis 1993 deutlich unter der Summe der investiven Ausgaben:

    (Frau Matthäus-Maier [SPD]: Das ist nicht das Thema!)

    1990 fast 4 Milliarden DM, 1993 sogar 11,5 Milliarden DM.
    Dieser Bundeshaushalt entspricht auch den gesamtwirtschaftlichen Erfordernissen,

    (Frau Matthäus-Maier [SPD]: Nein!)

    wie es in Art. 109 des Grundgesetzes verlangt wird.

    (Kühbacher [SPD]: Stimmt nicht!)

    — Hören Sie zuerst zu, und dann können Sie noch sagen, ob das stimmt oder nicht.
    Die Nettokreditaufnahme 1990 steigt allein wegen der umfassenden Steuerentlastung der Arbeitnehmer und Betriebe, durch die wir das Wachstum dauerhaft stärken und so das gesamtwirtschaftliche Gleichgewicht sichern. Allein auf den Bund entfallen Einnahmeausfälle von 10,5 Milliarden DM. Demgegenüber beträgt der Anstieg der Nettokreditaufnahme nur 6 Milliarden DM. Im Finanzplanungszeitraum bis 1993 wird die Nettokreditaufnahme wieder auf 25,6 Milliarden DM zurückgeführt.
    Aber die SPD scheint an akutem und sehr starkem Gedächtnisschwund zu leiden, denn sie vergißt völlig, daß sie fünfmal — 1975, 1976, 1978, 1981 und 1982 —

    (Dr. Faltlhauser [CDU/CSU]: Geradezu notorisch!)

    die Verschuldungsgrenze des Art. 115 überschritten hat. Es geht nicht nur um die Jahre 1981 und 1982, Herr Kollege Esters, wie Sie es eben darzustellen versucht haben.

    (Esters [SPD]: Den Prozeß haben Sie verloren! — Frau Matthäus-Maier [SPD]: Sie haben doch wohl den Prozeß verloren!)

    — Der Prozeß hat jedenfalls einiges ausgesagt. Wir werden zu dem, was die Investitionsbestimmungen anbelangt, etwas aussagen und miteinander festlegen müssen. Nur: Mit unserer Finanzpolitik, mit der Verwendung des Bundesbankgewinns liegen wir genau



    Bundesminister Dr. Waigel
    in der Richtung dessen, was das Bundesverfassungsgericht dazu gesagt hat, Sie jedenfalls nicht.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Nun haben Sie auch noch mal beklagt, daß die Steuerreform für diejenigen nichts bringe, die keine Steuern zahlen. Nur wenige Minuten später, Frau Kollegin Matthäus-Maier, haben Sie behautet, die SPD-Steuersenkungen kämen auch den Rentnern zugute, weil durch sie der Nettolohn anstiege, was über die Rentenformel auf das Rentenniveau durchschlüge. Was stimmt jetzt eigentlich? Sie müssen sich für eine der beiden Alternativen entscheiden.

    (Frau Matthäus-Maier [SPD]: Ich habe das nicht gesagt, was Sie behauptet haben!)

    Dann haben Sie auf den Mittelstand und die Mittelstandspolitik Bezug genommen. Nur, so wichtig und so interessant es ist, über eine Investitionsrücklage zu diskutieren: das Entscheidende für den Mittelstand sind natürlich die Steuerfragen, die 90 % der Unternehmen als Personengesellschaften oder als Einzelunternehmen treffen. Eine nachhaltige Steuerentlastung dieser Betriebe ist nur über eine Senkung der Einkommensteuer möglich, die vor allem dem Mittelstand zugute kommt. Das übersehen Sie.