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ID1114412700

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    Plenarprotokoll 11/144 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 144. Sitzung Bonn, Freitag, den 12. Mai 1989 Inhalt: Zusatztagesordnungspunkt 9: Aktuelle Stunde betr. Haltung der Bundesregierung zum § 218 StGB nach dem Memminger Urteil Frau Oesterle-Schwerin GRÜNE 10681B, 10689D Geis CDU/CSU 10682 C Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 10684 A Frau Würfel FDP 10685 B Engelhard, Bundesminister BMJ 10686 B Frau Dr. Skarpelis-Sperk SPD 10687 B Frau Limbach CDU/CSU 10688 D Kleinert (Hannover) FDP 10690 C Frau Dr. Lehr, Bundesminister BMJFFG 10691 C Singer SPD 10692 C Dr. Hüsch CDU/CSU 10693 C Wüppesahl fraktionslos 10694 D Frau Dempwolf CDU/CSU 10695 C Frau Conrad SPD 10696 C Werner (Ulm) CDU/CSU 10697 D Präsidentin Dr. Süssmuth . . . 10682C, 10690A Tagesordnungspunkt 18: Zweite und Dritte Beratung des von den Abgeordneten Dr. de With, Frau Dr. Däubler-Gmelin, Frau Schmidt (Nürnberg), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Strafbarkeit der Vergewaltigung, der sexuellen Nötigung und des sexuellen Mißbrauchs in der Ehe (Drucksachen 11/474, 11/3878) Dr. de With SPD 10699 A Eylmann CDU/CSU 10701 B Frau Nickels GRÜNE 10703 C Kleinert (Hannover) FDP 10705 B Engelhard, Bundesminister BMJ 10707 B Frau Becker-Inglau SPD 10708 D Frau Männle CDU/CSU 10710A Frau Dr. Lehr, Bundesminister BMJFFG 10711A Tagesordnungspunkt 19: a) Erste Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Vierten Gesetzes zur Regelung von Fragen der Staatsangehörigkeit (Drucksache 11/4268) b) Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Wartenberg (Berlin), Dr. Penner, Bernrath, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Erleichterung des Erwerbs der deutschen Staatsangehörigkeit (Drucksache 11/2795) Wartenberg (Berlin) SPD 10713 A Gerster (Mainz) CDU/CSU 10715 A Frau Trenz GRÜNE 10717 C Dr. Hirsch FDP 10719A Dr. Waffenschmidt, Parl. Staatssekretär BMI 10720A Schröer (Mülheim) SPD 10721 B Lüder FDP 19723 C II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 144. Sitzung. Bonn, Freitag, den 12. Mai 1989 Zusatztagesordnungspunkt 10: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Steuerreformgesetzes 1990 sowie zur Förderung des Mietwohnungsbaus und von Arbeitsplätzen in Privathaushalten (Drucksache 11/4507) Dr. Waigel, Bundesminister BMF . . . 10724 C Poß SPD 10726A Dr. Solms FDP 10728 C Hüser GRÜNE 10730 B Glos CDU/CSU 10732 A Huonker SPD 10734 A Dr. Daniels (Bonn) CDU/CSU 10736D Nächste Sitzung 10737 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 10739* A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen 10739* B Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 144. Sitzung. Bonn, Freitag, den 12. Mai 1989 10681 144. Sitzung Bonn, den 12. Mai 1989 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Frau Adler SPD 12. 05. 89 Dr. Ahrens SPD 12. 05. 89 * Amling SPD 12. 05. 89 Antretter SPD 12. 05. 89 ** Frau Beck-Oberdorf GRÜNE 12. 05. 89 Dr. Becker (Frankfurt) CDU/CSU 12. 05. 89 Frau Berger (Berlin) CDU/CSU 12. 05. 89 Bindig SPD 12. 05. 89 * Frau Blunck SPD 12. 05. 89 * Böhm (Melsungen) CDU/CSU 12. 05. 89 ** Börnsen (Bönstrup) CDU/CSU 12. 05. 89 Dr. Briefs GRÜNE 12. 05. 89 Buschbom CDU/CSU 12. 05. 89 Büchner (Speyer) SPD 12. 05. 89 * Bühler (Bruchsal) CDU/CSU 12. 05. 89 * Carstens (Emstek) CDU/CSU 12. 05. 89 Frau Conrad SPD 12. 05. 89 Cronenberg (Arnsberg) FDP 12. 05. 89 Frau Dr. Däubler-Gmelin SPD 12. 05. 89 Dr. Ehrenberg SPD 12. 05. 89 Eich GRÜNE 12. 05. 89 * Feilcke CDU/CSU 12. 05. 89 Dr. Feldmann FDP 12. 05. 89 ** Frau Fischer CDU/CSU 12. 05. 89 * Francke (Hamburg) CDU/CSU 12. 05. 89 Funk (Gutenzell) CDU/CSU 12. 05. 89 Gallus FDP 12. 05. 89 Gattermann FDP 12. 05. 89 Dr. Gautier SPD 12. 05. 89 Frau Geiger CDU/CSU 12. 05. 89 Genscher FDP 12. 05. 89 Dr. Glotz SPD 12. 05. 89 Günther CDU/CSU 12. 05. 89 Dr. Haack SPD 12. 05. 89 Dr. Hauff SPD 12. 05. 89 Frhr. Heereman von CDU/CSU 12. 05. 89 Zuydtwyck Frau Dr. Hellwig CDU/CSU 12. 05. 89 Dr. Hennig CDU/CSU 12. 05. 89 Frau Hensel GRÜNE 12. 05. 89 Heyenn SPD 12. 05. 89 Hiller (Lübeck) SPD 12. 05. 89 Höffkes CDU/CSU 12. 05. 89 * Irmer FDP 12. 05. 89 Jungmann (Wittmoldt) SPD 12. 05. 89 Kalisch CDU/CSU 12. 05. 89 Frau Kelly GRÜNE 12. 05. 89 Kittelmann CDU/CSU 12. 05. 89 ** Klein (Dieburg) SPD 12. 05. 89 Dr. Klejdzinski SPD 12. 05. 89 ** Dr. Kreile CDU/CSU 12. 05. 89 Kroll-Schlüter CDU/CSU 12. 05. 89 Dr.-Ing. Laermann FDP 12. 05. 89 Leidinger SPD 12. 05. 89 Lenzer CDU/CSU 12. 05. 89 * Link (Frankfurt) CDU/CSU 12. 05. 89 Frau Luuk SPD 12. 05. 89 * Frau Dr. Martiny-Glotz SPD 12. 05. 89 Dr. Müller CDU/CSU 12. 05. 89 * Niegel CDU/CSU 12. 05. 89 * * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Frau Pack CDU/CSU 12. 05. 89 * Paintner FDP 12. 05. 89 Pfeifer CDU/CSU 12. 05. 89 Pfuhl SPD 12. 05. 89 * Rappe (Hildesheim) SPD 12. 05. 89 Reddemann CDU/CSU 12. 05. 89 * Frau Renger SPD 12. 05. 89 Reuschenbach SPD 12. 05. 89 Frau Rönsch (Wiesbaden) CDU/CSU 12. 05. 89 Rühe CDU/CSU 12. 05. 89 Dr. Schäuble CDU/CSU 12. 05. 89 Dr. Scheer SPD 12. 05. 89 * Schemken CDU/CSU 12. 05. 89 Schmidt (München) SPD 12. 05. 89 * von Schmude CDU/CSU 12. 05. 89 * Schütz SPD 12. 05. 89 Dr. Soell SPD 12. 05. 89 * Spilker CDU/CSU 12. 05. 89 Dr. Todenhöfer CDU/CSU 12. 05. 89 Voigt (Frankfurt) SPD 12. 05. 89 Vosen SPD 12. 05. 89 Dr. Warrikoff CDU/CSU 12. 05. 89 Frau Dr. Wilms CDU/CSU 12. 05. 89 Windelen CDU/CSU 12. 05. 89 Wissmann CDU/CSU 12. 05. 89 Wittich SPD 12. 05. 89 Dr. Wulff CDU/CSU 12. 05. 89 * Würzbach CDU/CSU 12. 05. 89 Zander SPD 12. 05. 89 Zierer CDU/CSU 12. 05. 89 ** Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses hat mitgeteilt, daß der Ausschuß gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu der nachstehenden Vorlage absieht: Auswärtiger Ausschuß Drucksache 11/3196 Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EG-Vorlagen zur Kenntnis genommen bzw. von einer Beratung abgesehen hat: Ausschuß für Wirtschaft Drucksache 11/4161 Nr. 2.4-2.7, 2.9, 2.10 Drucksache 11/4238 Nr. 2,2, 2.3 Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Drucksache 11/3831 Nr. 12-19 Drucksache 11/3882 Nr. 3.22-3.27, 3.29-3.40 Drucksache 11/3927 Nr. 3.5-3.8 Drucksache 11/4019 Nr. 2.18-2.25, 2.27-2.30 Ausschuß für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit Drucksache 11/2465 Nr. 2.22 Drucksache 11/4238 Nr. 2.13 Ausschuß für das Post- und Fernmeldewesen Drucksache 11/2724 Nr. 28 Drucksache 11/2841 Nr. 15, 16, 17 Drucksache 11/3703 Nr. 2.29 Drucksache 11/4019 Nr. 2.40 Ausschuß für Forschung und Technologie Drucksache 11/3117 Nr. 2.14 Drucksache 11/3703 Nr. 2.30, 2.31
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Hermann Otto Solms


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich bedanke mich beim Kollegen Glos, daß er mir den Vortritt gelassen hat, weil ich von Terminen gedrängt bin.
    Es ist das Zeichen einer starken Regierung, wenn sie bereit ist, einen Fehler anzuerkennen und Korrekturen vorzunehmen. Das ist kein Zeichen von Schwäche.
    Meine Damen und Herren, die FDP akzeptiert die Abschaffung der Quellensteuer. Schon wenige Monate nach ihrer Einführung zeigt es sich nämlich, daß wir mit der Kapitalertragsteuer auf Zinseinkünfte nicht das erreichen können, was wir uns davon versprochen haben, eine gerechtere steuerliche Erfassung der Einkünfte aus Kapitalvermögen.

    (Frau Matthäus-Maier [SPD]: Sie haben doch darauf bestanden!)

    Die Quellensteuer führt zu einem steuerlichen Ausweichverhalten in einer nicht mehr vertretbaren Größenordnung. Das war in dieser Weise nicht vorherzusehen.

    (Toetemeyer [SPD]: Natürlich war das vorherzusehen!)

    Es ist müßig, die Gründe dafür zu erforschen. Wir können an den Fakten nicht vorbeigehen. Ich will ganz deutlich sagen: Ich bekenne mich zu meiner persönlichen Verantwortung für die Einführung der Quellensteuer. Aber ich sehe mich auch durch das Verhalten der Bürger getäuscht. Wir wollten durch eine maßvolle zehnprozentige Quellensteuer in Verbindung mit der Amnestieregelung eine goldene Brücke zu mehr Steuerehrlichkeit bauen. Das war die Absicht.

    (Hüser [GRÜNE]: Das ist gänzlich mißlungen!)

    Wir stellen nun fest: Die Steuerpflichtigen haben dies als Brücke nach Luxemburg mißbraucht und nicht als Brücke zur Steuerehrlichkeit gebraucht. Zu Beginn dieses Jahres sind 85 % — das muß man sich merken — der Geldvermögensanlagen ins Ausland



    Dr. Solms
    gewandert. Die Bundesbank hat SOS gefunkt. Wir müssen handeln. Die Quellensteuer wird zum 1. Juli abgeschafft.
    Ich halte es auch für ausgesprochen unwahrscheinlich, daß wir jemals in Europa zu einem einheitlichen Verfahren der Kapitalertragsbesteuerung kommen werden. Dazu sind die Positionen der einzelnen Länder zu unterschiedlich. Im übrigen — das will ich auch Herrn Poß sagen — , die Vertragslage in Europa erzwingt es nicht. Es muß kein einheitliches Verfahren der Kapitalertragsbesteuerung geben.

    (Frau Matthäus-Maier [SPD]: Natürlich, aber die Besteuerung muß sichergestellt werden!)

    Um jeder weiteren Verunsicherung vorzubeugen, stelle ich für die FDP auch noch einmal ganz eindeutig klar: Ein Kontrollmitteilungssystem zwischen Kreditinstituten und Finanzverwaltung, wie es die Opposition fordert, werden wir nicht mitmachen.

    (Beifall bei der FDP)

    Die FDP ist gegen jede Schnüffelei des Staates in den Bankkonten der Bürger. Die dann eintretende Kapitalflucht würde alles in den Schatten stellen, was wir heute hier haben. Das kann sich doch jeder bei dem, was wir jetzt an Erfahrung gesammelt haben, ausmalen.
    Die FDP begrüßt, daß die Koalition die Kraft aufgebracht hat, die steuerliche Behandlung von betrieblichen Veräußerungsgewinnen nach § 34 EStG gegenüber dem Steuerreformgesetz 1990 zu verbessern. Die jetzt vorgesehene Regelung ist geeignet, dem Ausverkauf bester deutscher Unternehmen und der damit einhergehenden Verunsicherung der Arbeitnehmer in diesen Betrieben Einhalt zu gebieten. Es besteht nun kein Anlaß mehr, aus steuerlichen Gründen betriebswirtschaftlich unsinnige Unternehmensverkäufe zu tätigen.
    Die FDP bekennt sich — und darauf will ich etwas ausführlicher eingehen — zu der Autorenschaft der Familien- und Pflegehilfen, die jetzt im Steuerrecht eingeführt werden. Wer diese Maßnahmen als Dienstmädchenprivileg diffamiert wie eben der Kollege Poß und vor zwei Tagen die Kollegin Frau Matthäus-Maier, beweist damit nur, daß er nicht willens und nicht fähig ist, die verkrusteten Strukturen auf dem Arbeitsmarkt mit aufbrechen zu helfen.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Es ist schon ein starkes Stück, die Arbeit von Frauen, die sich für Familie und Haushalt entscheiden, als Dienstmädchenarbeit abzuqualifizieren.

    (Frau Matthäus-Maier [SPD]: Sie wissen genau, was gemeint ist!)

    Die steuerliche Berücksichtigung von Familien- und Pflegehilfen sieht die FDP als eine große Chance für den Arbeitsmarkt, für die Familien und für die Frauen an:

    (Frau Matthäus-Maier [SPD]: Umverteilung wie eh und je!)

    — Ich komme gleich darauf zurück, Frau Matthäus-Maier.
    Erstens. Es wird ein neuer Dienstleistungsmarkt mit Beschäftigungsmöglichkeiten insbesondere für Frauen mit geringer oder ohne berufliche Qualifikation geschaffen. Für solche Personen ist heute der Arbeitsmarkt — das wissen wir doch aus vielen Diskussionen — mit den viel zu hohen Sockellöhnen verschlossen. Sie können heute auf dem regulären Arbeitsmarkt keine Beschäftigung finden. Das Ifo-Institut schätzt, daß hier bis zu 250 000 Arbeitsplätze geschaffen werden können.

    (Frau Matthäus-Maier [SPD]: Schaffen Sie doch die Geringfügigkeitsgrenze ab!)

    Zweitens. Bereits heute gibt es in privaten Haushalten mehrere 100 000 Schwarzarbeitsverhältnisse ohne jede soziale Absicherung. Diese Arbeitsverhältnisse wollen wir legalisieren und den dort Beschäftigten vollen sozialen Schutz zukommen lassen.
    Drittens. Beruf und Familie lassen sich besser miteinander vereinbaren. Der Eintritt oder die Rückkehr von Frauen in den Beruf wird erleichtert, wenn sie auf diese Weise dafür Sorge tragen können, daß eine Betreuung ihrer Kinder zu Hause stattfinden kann.
    Viertens. Die steuerliche Berücksichtigung der Pflegehilfen unterstützt den notwendigen Ausbau der ambulanten Pflegeleistungen. Sie wissen, daß die Pflege zu Hause ein humaneres Mittel ist als das Abschieben von Pflegebedürftigen in Pflegeheime.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Fünftens. Die erleichterte Aufnahme eines sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnisses verbessert die Alterssicherung sowohl der Frauen, die einen Arbeitsplatz in Privathaushalten finden, wie auch jener Frauen, die in ihre bisherige Berufstätigkeit zurückkehren können, weil sie sich die Hilfe bei der Betreuung ihrer Kinder wieder leisten können.
    Sechstens. Die Familien- und Pflegehilfe ist ein sinnvoller Beitrag zum Abbau der Arbeitslosigkeit und führt zu Entlastungen bei der Arbeitslosen- und Sozialhilfe.
    Siebtens. Auch weniger gut verdienende Familien sollten sich die Anstellung einer Familienhilfe leisten können, wenn sie sich mit Gleichgesinnten zusammentun und einen Beschäftigungspool bilden. Wer von einem Privileg für die Reichen in diesem Zusammenhang spricht, will bewußt diffamieren;

    (Beifall des Abg. Rind [FDP])

    denn auch drei Familien mit geringerem Einkommen, die sich zusammentun und eine Familienhilfe zur Betreuung ihrer Kinder anstellen, können sich das dann leisten.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Die Kritik der SPD ist nicht nur unüberlegt und gedankenlos; was in meinen Augen viel schlimmer ist, ist, daß diese Kritik herzlos ist, weil sie die Nöte der betroffenen Familien einfach ignoriert. Dies zeigen viele Briefe, die mir auf Grund von Presseveröffentlichungen in diesem Zusammenhang zugegangen sind. Ich will aus zwei Briefen zitieren. Erstes Zitat:



    Dr. Solms
    Letztes Jahr ist meine Frau plötzlich verstorben und hat mich mit zwei kleinen Kindern zurückgelassen. Gegenwärtig betreut meine nahezu 80jährige Mutter die Kinder. Sie wird es nicht mehr lange können. Mein Netto-Einkommen ist bisher nicht so hoch, daß ich mir eine Hausangestellte zur Kinderbetreuung leisten könnte. Mit Ihrem Vorschlag, die Bezahlung einer Haushaltshilfe von der Steuer absetzen zu können, würde mir ganz entscheidend geholfen.
    Zweites Zitat aus einem anderen Brief, einer Frau und Mutter:
    Hoffentlich wird Ihr Vorschlag verwirklicht, daß ich eine Haushaltshilfe zur Betreuung meiner Kinder anstellen kann und ihre Bezahlung von der Steuer absetzen kann. Dann könnte ich mir den Wunsch erfüllen, wieder ins Berufsleben zurückzukehren. Ich habe unter großen Anstrengungen auf dem zweiten Bildungsweg das Abitur nachgemacht und anschließend studiert. Nach zwei Berufsjahren habe ich geheiratet und drei Kinder bekommen. Aus dem Gehalt meines Mannes läßt sich eine Hilfe zur Betreuung der Kinder nicht bezahlen. Das aber ist die Voraussetzung, daß ich wieder beruflich tätig werden kann. Ihr Vorschlag würde sicher vielen Frauen, die in der gleichen Situation sind, helfen. Empört bin ich über die abwertenden und unwürdigen Äußerungen zu diesem Vorschlag, die gerade von Mitgliedern meiner eigenen Partei, der SPD, zu hören sind.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Rede von Heinz Westphal
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Abgeordnete Hüser.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Uwe Hüser


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (GRÜNE)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich habe den Eindruck, daß die Bundesregierung die Last des Regierens doch als sehr erheblich empfindet und daß sie alles tut, um diese Last abzugeben. Es wäre der einfachere Weg, wenn Sie den Weg zu Neuwahlen freimachten. Ich habe aber den Eindruck, daß Sie einen sehr dornenreichen Weg gewählt haben, indem Sie uns solche Gesetzentwürfe vorlegen, die sehr deutlich klarmachen, daß spätestens 1990 eine andere Regierung notwendig ist. Das kann uns eigentlich nur recht sein.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Warten wir es mal ab!)

    Als einziger Redner muß ich in der mir verbleibenden Zeit alle vier Bereiche sehr kurz durchgehen.
    Ich komme zum ersten Thema, der Quellensteuer. Natürlich hat auch diese Bundesregierung das Recht, dazuzulernen. Diese Bundesregierung hat einen sehr großen Bedarf, dazuzulernen. Allerdings wundert es mich schon, in welcher Art und Weise Sie die Kritik der Opposition, der Fachverbände und Wissenschaftler bei der Diskussion und in der Anhörung vor einem Jahr in den Ausschüssen zurückgewiesen haben. Besonders deutlich ist dies noch einmal in der Antwort auf die Große Anfrage der GRÜNEN nachzulesen. Ich glaube auch nicht, daß Sie dazugelernt haben, sondern daß einzig und allein die Angst vor Stimmenverlust Sie dazu bewogen hat, eine andere Marschrichtung einzuschlagen.
    Ein Hauptargument der Bundesregierung bei der Einführung der Quellensteuer war, daß damit Steuergerechtigkeit eingeführt werden solle. Der Hinweis auf die Steuerpflicht von Zinseinkünften, den Sie jetzt noch beibehalten, reicht bei weitem nicht aus, diese Steuergerechtigkeit zu schaffen. Sie selber glauben auch nicht daran, daß es zur Steuergerechtigkeit kommt. Wie sonst ist denn zu erklären, daß Sie in Ihrer Finanzierungsübersicht davon ausgehen, daß es zu Steuerhinterziehungen in einer Größenordnung von 4 Milliarden DM mit steigender Tendenz kommt? Das Geld, das dann nicht mehr eingenommen wird, ist — das ist Ihre Lesart und auch richtig so — steuerpflichtig. Aber wenn es durch die Abschaffung der Quellensteuer nicht mehr hereinkommt, handelt es sich um Steuerhinterziehung, die Sie durch den Bankenerlaß und durch die dadurch gewährleistete Anonymität garantieren. Hier ist Handlung notwendig.
    Das einzige, was wirklich zu Steuerehrlichkeit und -gerechtigkeit führen kann, ist eine Einführung von Kontrollmitteilungen und in diesem Zusammenhang natürlich eine Anhebung der Freibeträge, damit die vielen kleinen Sparer, die sich mühsam etwas abgespart haben, nicht auch noch zusätzlich belastet werden. Aber zu diesem Weg sind Sie nicht bereit, weil Sie diese Steuerehrlichkeit grundsätzlich gar nicht wollen.
    Zum zweiten Thema, das vorhin Herr Solms angesprochen hat, zur Haushaltshilfe, zu dem sogenannten Dienstmädchen- oder Dienstjungenprivileg. Ich habe auch hier den Eindruck, daß Sie aus dem Flugbenzinskandal überhaupt nicht dazugelernt haben. Denn dieser Gesetzentwurf ist von genau demselben Kaliber wie die damalige unsägliche Ungerechtigkeit, die durch die Freistellung des Flugbenzins von der Besteuerung eingeführt werden sollte.

    (Beifall bei der SPD)

    Ich bin allerdings ziemlich sicher, daß Sie es in den Ihnen verbleibenden anderthalb Jahren schaffen, diese Ungerechtigkeit noch weiter auf die Spitze zu treiben. Wir werden Ihre nächsten Entwürfe ganz gespannt abwarten.
    Eine Begründung in diesem Entwurf ist, daß Sie u. a. die Mehrfachbelastung durch Beruf sowie durch Betreuung und Alleinerziehung von Kindern mindern wollen. Dieses Angebot ist — das werden die Betroffenen am ehesten beurteilen können — ein purer Hohn. Wissen Sie denn nicht, daß ein Drittel dieser Frauen — es sind hauptsächlich Frauen — von der Sozialhilfe lebt und daß 50 % dieser Personengruppen ein Einkommen von unter 2 000 DM im Monat haben? Wie wollen Sie denn ernsthaft glauben, daß sich diese Personengruppen eine Haushaltshilfe leisten können? Diese Personengruppen brauchen Hilfe; das ist unbestritten. Sie brauchen Kinderkrippen und ausreichende Kindergartenplätze; sie sind froh, wenn sie das bezahlen können. Aber das einzige, was passiert, ist, daß die Kindergartenbeiträge landauf, landab steigen. Hier ist Handlungsbedarf; aber hier tut die Bun-



    Hüser
    desregierung nichts. Dies ist ein Skandal ersten Ranges.

    (Beifall bei der SPD)

    Ein weiteres Argument ist, daß Sie hier die Betreuung fördern wollen. Aber wenn Sie auf die Straße gukken, können Sie genau sehen, wo es an Betreuung fehlt: Die ÖTV und die Beschäftigten im Pflegepersonal demonstrieren momentan für angemessene Arbeitsbedingungen und Löhne. Das ist kein Wunder, wenn man weiß, daß diese Personengruppen nach der Ausbildung und nach fünfjähriger Beschäftigung mit einem Nettoeinkommen von 1 300 DM nach Hause kommen. Ich habe den Eindruck, Sie spekulieren darauf, daß diese dann in ihrer Freizeit das bißchen an Lohn, was sie haben, noch durch die Haushaltshilfe oder Pflege aufbessern sollen.
    Herr Waigel, Sie haben in der Befragung der Bundesregierung — auch in dem Gesetzentwurf ist das als Hauptargument nachzulesen — noch angeführt, daß mit diesem Gesetzentwurf Arbeitsplätze geschaffen werden sollen; Sie sprechen von einer Größenordnung von 100 000. Abgesehen davon, daß ich das für unsinnig halte, zeigt dies auch, welche Art und Weise von Arbeitsmarktpolitik Sie hier betreiben. Durch die neunte Novelle zum Arbeitsförderungsgesetz haben Sie weit mehr als 100 000 Arbeitsplätze abgeschafft, qualifizierte Arbeitsplätze im sozialen Bereich, in Initiativen, bei karitativen Verbänden und vor allem in der Weiterbildung, und hier schaffen Sie durch Steuergeschenke an Wohlhabende unqualifizierte und auch arbeitsrechtlich nicht abgesicherte, sehr problematische Arbeitsverhältnisse. Diese Leute, die hier diese Arbeitsplätze wahrnehmen müssen, weil sie keine andere Wahl haben, werden wahrscheinlich auch überhaupt keine Chance haben, wieder auf den regulären Arbeitsmarkt zurückzukehren, zumal Sie viele Möglichkeiten der Weiterbildung gestrichen haben.

    (Uldall [CDU/CSU]: Wieso ist das denn kein regulärer Arbeitsplatz? Wir machen daraus doch gerade reguläre Arbeitsplätze!)

    — Wenn Sie sich Ihre Berechnungen anschauen, werden Sie selber sehen, daß es sich hier um Arbeitsplätze handelt, die sehr gering bezahlt werden, und daß hier überhaupt nicht von regulären Vollzeitarbeitsplätzen gesprochen werden kann; denn diese kann sich wirklich keiner leisten. Das ist keine Arbeitsmarktpolitik, wie wir sie wollen. Diese Arbeitsmarktpolitik muß schleunigst abgesetzt werden.
    Zum nächsten Punkt, zu § 34, Veräußerungsgewinne: Wahrscheinlich werden die meisten bei dem Paket, das Sie uns vorlegen, hauptsächlich von der Quellensteuer und dem sogenannten Dienstmädchenprivileg sprechen. Keiner wird bemerken, welche Steuergeschenke Sie für die Millionäre bei der erneuten Novellierung des § 34, der erst vor kurzem geändert worden ist, eingebracht haben.
    Zur Begründung der Steuerreform, wo Sie damals den halben Steuersatz auf Gewinne bis 2 Millionen DM begrenzt haben, haben Sie erklärt:
    Damit wurde ein Kompromiß zwischen den Interessen des Mittelstandes an einer weiteren großzügigen Tarifgestaltung zusammengeballter, außerordentlicher Einkünfte, insbesondere bei Veräußerungs- und Aufgabengewinnen, und eine einschränkende Regelung für Veräußerungen
    — das ist jetzt maßgebend —
    ab einer Größenordnung erreicht, bei der eine Tarifermäßigung nicht mehr zu rechtfertigen ist.
    Ich frage Sie ernsthaft: Was hat Sie dazu bewogen, jetzt von dieser nicht mehr zu rechtfertigenden Tarifermäßigung von 2 Millionen DM auf 30 Millionen DM, also das 15fache, heraufzugehen? Das bedeutet im Extremfall einen Gewinn von ca. 7 Millionen DM. Ihre Gründe sind nicht stichhaltig.
    Wenn Sie die letzte Ausgabe der „Wirtschaftswoche" gelesen haben, wissen Sie auch, warum diese Betriebsaufgaben stattfinden, nämlich weil die meisten ihre Nachfolge nicht geregelt haben und weil momentan sehr viel Kapital auf dem Markt ist. Denjenigen, die ihren Betrieb nicht verkaufen wollen, weil sie darin noch arbeiten wollen oder ihn an einen Nachfolger weitergeben wollen, ist es sowieso egal, welcher Steuersatz momentan gilt.
    Noch ein Grund, der das überhaupt nicht rechtfertigt: Angenommen, diese stillen Reserven hätten sich, wie Sie in Ihrer Begründung angeben, in den letzten vierzig Jahren seit Bestehen der Bundesrepublik angesammelt, dann wäre es, auch wenn man die Inflation berücksichtigt, pro Jahr immer noch ein so hoher Gewinn, daß man jederzeit noch beim Spitzensteuersatz läge. Es gibt überhaupt keine Begründung, dies von 2 Millionen auf 30 Millionen heraufzusetzen,

    (Beifall bei der SPD)

    außer, wie ich schon sagte, daß dies hier wieder ein Extremfall oder eines Ihrer Steuergeschenke an Wohlhabende und Millionäre ist.
    Es gibt noch einen dritten Punkt in diesem Gesetz, der hier noch nicht angesprochen worden ist, die Verkürzung der Abschreibungsfristen für den Mietwohnungsbau. Dies soll — das ist auch in der Begründung nachzulesen — in den ersten zehn Jahren einen Steuerausfall von 15 Milliarden DM bringen, vorausgesetzt, es werden wirklich 300 000 Wohnungen gebaut. Mit diesem Geld könnten Sie 150 000 Sozialmietwohnungen bauen. In dem Bereich sind Sie jetzt dabei, sehr kräftig abzuspecken. Hier wäre ein wirklich am Bedarf orientierter Wohnungsbau notwendig. Durch die von Ihnen geschaffenen Abschreibungsmöglichkeiten für Modernisierungsmaßnahmen wird Wohnraum geschaffen, den sich die sozial Schwachen mit Sicherheit nicht leisten können.
    Ich komme zum Schluß. Wenn Sie, wie ich den Eindruck habe, des Regierens wirklich müde sind, dann machen Sie ruhig weiter so: Verabschieden Sie noch mehr solcher Gesetze. Alles andere kommt dann von selbst.

    (Beifall bei der SPD)

    Auch wenn es nicht einfach sein wird, den Schutt wegzuräumen, den Sie uns hinterlassen, so werden wir doch bereit dazu sein.