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ID1114410700

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 11/144 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 144. Sitzung Bonn, Freitag, den 12. Mai 1989 Inhalt: Zusatztagesordnungspunkt 9: Aktuelle Stunde betr. Haltung der Bundesregierung zum § 218 StGB nach dem Memminger Urteil Frau Oesterle-Schwerin GRÜNE 10681B, 10689D Geis CDU/CSU 10682 C Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 10684 A Frau Würfel FDP 10685 B Engelhard, Bundesminister BMJ 10686 B Frau Dr. Skarpelis-Sperk SPD 10687 B Frau Limbach CDU/CSU 10688 D Kleinert (Hannover) FDP 10690 C Frau Dr. Lehr, Bundesminister BMJFFG 10691 C Singer SPD 10692 C Dr. Hüsch CDU/CSU 10693 C Wüppesahl fraktionslos 10694 D Frau Dempwolf CDU/CSU 10695 C Frau Conrad SPD 10696 C Werner (Ulm) CDU/CSU 10697 D Präsidentin Dr. Süssmuth . . . 10682C, 10690A Tagesordnungspunkt 18: Zweite und Dritte Beratung des von den Abgeordneten Dr. de With, Frau Dr. Däubler-Gmelin, Frau Schmidt (Nürnberg), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Strafbarkeit der Vergewaltigung, der sexuellen Nötigung und des sexuellen Mißbrauchs in der Ehe (Drucksachen 11/474, 11/3878) Dr. de With SPD 10699 A Eylmann CDU/CSU 10701 B Frau Nickels GRÜNE 10703 C Kleinert (Hannover) FDP 10705 B Engelhard, Bundesminister BMJ 10707 B Frau Becker-Inglau SPD 10708 D Frau Männle CDU/CSU 10710A Frau Dr. Lehr, Bundesminister BMJFFG 10711A Tagesordnungspunkt 19: a) Erste Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Vierten Gesetzes zur Regelung von Fragen der Staatsangehörigkeit (Drucksache 11/4268) b) Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Wartenberg (Berlin), Dr. Penner, Bernrath, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Erleichterung des Erwerbs der deutschen Staatsangehörigkeit (Drucksache 11/2795) Wartenberg (Berlin) SPD 10713 A Gerster (Mainz) CDU/CSU 10715 A Frau Trenz GRÜNE 10717 C Dr. Hirsch FDP 10719A Dr. Waffenschmidt, Parl. Staatssekretär BMI 10720A Schröer (Mülheim) SPD 10721 B Lüder FDP 19723 C II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 144. Sitzung. Bonn, Freitag, den 12. Mai 1989 Zusatztagesordnungspunkt 10: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Steuerreformgesetzes 1990 sowie zur Förderung des Mietwohnungsbaus und von Arbeitsplätzen in Privathaushalten (Drucksache 11/4507) Dr. Waigel, Bundesminister BMF . . . 10724 C Poß SPD 10726A Dr. Solms FDP 10728 C Hüser GRÜNE 10730 B Glos CDU/CSU 10732 A Huonker SPD 10734 A Dr. Daniels (Bonn) CDU/CSU 10736D Nächste Sitzung 10737 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 10739* A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen 10739* B Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 144. Sitzung. Bonn, Freitag, den 12. Mai 1989 10681 144. Sitzung Bonn, den 12. Mai 1989 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Frau Adler SPD 12. 05. 89 Dr. Ahrens SPD 12. 05. 89 * Amling SPD 12. 05. 89 Antretter SPD 12. 05. 89 ** Frau Beck-Oberdorf GRÜNE 12. 05. 89 Dr. Becker (Frankfurt) CDU/CSU 12. 05. 89 Frau Berger (Berlin) CDU/CSU 12. 05. 89 Bindig SPD 12. 05. 89 * Frau Blunck SPD 12. 05. 89 * Böhm (Melsungen) CDU/CSU 12. 05. 89 ** Börnsen (Bönstrup) CDU/CSU 12. 05. 89 Dr. Briefs GRÜNE 12. 05. 89 Buschbom CDU/CSU 12. 05. 89 Büchner (Speyer) SPD 12. 05. 89 * Bühler (Bruchsal) CDU/CSU 12. 05. 89 * Carstens (Emstek) CDU/CSU 12. 05. 89 Frau Conrad SPD 12. 05. 89 Cronenberg (Arnsberg) FDP 12. 05. 89 Frau Dr. Däubler-Gmelin SPD 12. 05. 89 Dr. Ehrenberg SPD 12. 05. 89 Eich GRÜNE 12. 05. 89 * Feilcke CDU/CSU 12. 05. 89 Dr. Feldmann FDP 12. 05. 89 ** Frau Fischer CDU/CSU 12. 05. 89 * Francke (Hamburg) CDU/CSU 12. 05. 89 Funk (Gutenzell) CDU/CSU 12. 05. 89 Gallus FDP 12. 05. 89 Gattermann FDP 12. 05. 89 Dr. Gautier SPD 12. 05. 89 Frau Geiger CDU/CSU 12. 05. 89 Genscher FDP 12. 05. 89 Dr. Glotz SPD 12. 05. 89 Günther CDU/CSU 12. 05. 89 Dr. Haack SPD 12. 05. 89 Dr. Hauff SPD 12. 05. 89 Frhr. Heereman von CDU/CSU 12. 05. 89 Zuydtwyck Frau Dr. Hellwig CDU/CSU 12. 05. 89 Dr. Hennig CDU/CSU 12. 05. 89 Frau Hensel GRÜNE 12. 05. 89 Heyenn SPD 12. 05. 89 Hiller (Lübeck) SPD 12. 05. 89 Höffkes CDU/CSU 12. 05. 89 * Irmer FDP 12. 05. 89 Jungmann (Wittmoldt) SPD 12. 05. 89 Kalisch CDU/CSU 12. 05. 89 Frau Kelly GRÜNE 12. 05. 89 Kittelmann CDU/CSU 12. 05. 89 ** Klein (Dieburg) SPD 12. 05. 89 Dr. Klejdzinski SPD 12. 05. 89 ** Dr. Kreile CDU/CSU 12. 05. 89 Kroll-Schlüter CDU/CSU 12. 05. 89 Dr.-Ing. Laermann FDP 12. 05. 89 Leidinger SPD 12. 05. 89 Lenzer CDU/CSU 12. 05. 89 * Link (Frankfurt) CDU/CSU 12. 05. 89 Frau Luuk SPD 12. 05. 89 * Frau Dr. Martiny-Glotz SPD 12. 05. 89 Dr. Müller CDU/CSU 12. 05. 89 * Niegel CDU/CSU 12. 05. 89 * * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Frau Pack CDU/CSU 12. 05. 89 * Paintner FDP 12. 05. 89 Pfeifer CDU/CSU 12. 05. 89 Pfuhl SPD 12. 05. 89 * Rappe (Hildesheim) SPD 12. 05. 89 Reddemann CDU/CSU 12. 05. 89 * Frau Renger SPD 12. 05. 89 Reuschenbach SPD 12. 05. 89 Frau Rönsch (Wiesbaden) CDU/CSU 12. 05. 89 Rühe CDU/CSU 12. 05. 89 Dr. Schäuble CDU/CSU 12. 05. 89 Dr. Scheer SPD 12. 05. 89 * Schemken CDU/CSU 12. 05. 89 Schmidt (München) SPD 12. 05. 89 * von Schmude CDU/CSU 12. 05. 89 * Schütz SPD 12. 05. 89 Dr. Soell SPD 12. 05. 89 * Spilker CDU/CSU 12. 05. 89 Dr. Todenhöfer CDU/CSU 12. 05. 89 Voigt (Frankfurt) SPD 12. 05. 89 Vosen SPD 12. 05. 89 Dr. Warrikoff CDU/CSU 12. 05. 89 Frau Dr. Wilms CDU/CSU 12. 05. 89 Windelen CDU/CSU 12. 05. 89 Wissmann CDU/CSU 12. 05. 89 Wittich SPD 12. 05. 89 Dr. Wulff CDU/CSU 12. 05. 89 * Würzbach CDU/CSU 12. 05. 89 Zander SPD 12. 05. 89 Zierer CDU/CSU 12. 05. 89 ** Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses hat mitgeteilt, daß der Ausschuß gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu der nachstehenden Vorlage absieht: Auswärtiger Ausschuß Drucksache 11/3196 Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EG-Vorlagen zur Kenntnis genommen bzw. von einer Beratung abgesehen hat: Ausschuß für Wirtschaft Drucksache 11/4161 Nr. 2.4-2.7, 2.9, 2.10 Drucksache 11/4238 Nr. 2,2, 2.3 Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Drucksache 11/3831 Nr. 12-19 Drucksache 11/3882 Nr. 3.22-3.27, 3.29-3.40 Drucksache 11/3927 Nr. 3.5-3.8 Drucksache 11/4019 Nr. 2.18-2.25, 2.27-2.30 Ausschuß für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit Drucksache 11/2465 Nr. 2.22 Drucksache 11/4238 Nr. 2.13 Ausschuß für das Post- und Fernmeldewesen Drucksache 11/2724 Nr. 28 Drucksache 11/2841 Nr. 15, 16, 17 Drucksache 11/3703 Nr. 2.29 Drucksache 11/4019 Nr. 2.40 Ausschuß für Forschung und Technologie Drucksache 11/3117 Nr. 2.14 Drucksache 11/3703 Nr. 2.30, 2.31
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Johannes Gerster


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Bitte sehr.


Rede von Dr. Willfried Penner
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Herr Kollege Gerster, im Zusammenhang mit Ihren sicherlich wichtigen Bemühungen um eine Neuregelung des Ausländerrechts frage ich Sie: Werden Sie denn die Anregungen des Landesinnenministers Stoiber aufnehmen, der ja gesagt hat, ein neues Ausländerrecht könne es nicht ohne ein neues Asylrecht geben?

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Johannes Gerster


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Daß beide Fragen im Zusammenhang stehen, ist selbstverständlich; natürlich ist auch der Abbau des Mißbrauchs des Asylrechts Schwerpunkt unserer Politik und auch der Politik dieser Koalition.
    Bundesinnenminister Dr. Schäuble hat im übrigen angekündigt, auf der Grundlage der Ergebnisse dieser Arbeitsgruppe, über die ich kurz berichtet habe, einen Gesetzentwurf zu formulieren und noch in dieser Legislaturperiode dem Deutschen Bundestag vorzulegen. Wir werden ihn dabei maßgeblich unterstützen.
    Die gefundene Verständigung innerhalb der Innenpolitiker der Koalition enthält u. a. eindeutige Aussagen zum Erwerb der deutschen Staatsangehörigkeit. Es wurde festgehalten: Die Einbürgerung soll erleichtert werden. Durch konkrete Tatbestandsmerkmale sollen die Rahmen für Ermessensentscheidungen bis auf Null reduziert werden. Es soll jedoch keine automatische Einbürgerung geben.
    Für jugendliche Ausländer der zweiten und folgenden Generation wird eine berechenbare Einbürgerungsaussicht gewährt. Diese besteht innerhalb enger zeitlicher Grenzen bei einer Antragstellung vom 16. bis 21. Lebensjahr, wenn sich der jugendliche Ausländer vorher acht Jahre im Bundesgebiet aufgehalten hat und bestimmte Merkmale sozialer Integration erfüllt.
    Abgelehnt wurden Einbürgerungsansprüche, die allein an den Ablauf von Fristen geknüpft sind. Für das Merkmal „soziale Integration" wurden von dieser Arbeitsgruppe die Voraussetzungen in bezug auf die Schulzeit, die Straffreiheit und den gesicherten Lebensunterhalt konkret beschrieben.



    Gerster (Mainz)

    Ebenso wurde festgelegt, daß unter klar umschriebenen Voraussetzungen eine Doppelstaatsangehörigkeit ausnahmsweise hingenommen werden kann. Dies kommt in Betracht, wenn der Ausländer aus objektiven Gründen seine bisherige Staatsangehörigkeit nicht bzw. nur unter schikanösen, besonders schwierigen Bedingungen aufgeben kann.
    Alle diese Vorschläge sind bei uns allerdings in einen Gesamtrahmen eingebettet. Die Neuregelung des Ausländerrechts soll in einem Gesetz erfolgen. Der seit 1973 wirksame Anwerbestopp wird gesetzlich normiert. Eine Wiederkehroption für Ausländer der zweiten Generation soll beim Vorliegen fest umschriebener Voraussetzungen möglich sein. Der Ehegattennachzug soll grundsätzlich möglich sein. Die dazu erforderlichen Voraussetzungen wurden klar beschrieben. Die Voraussetzungen für ein eigenes Aufenthaltsrecht der nachgezogenen Ehegatten wurde festgelegt. Es wurde Klarheit über einen möglichst frühen Kindernachzug erzielt. Der Nachzug zu beiden Elternteilen bis zum 16. Lebensjahr mit der Möglichkeit von Ermessensentscheidungen in weiteren Härtefällen ist vorgesehen. Die Voraussetzungen für die Verfestigung des Aufenthaltsstatus wurden vereinbart.

    (Dr. Nöbel [SPD]: Thema verfehlt!)

    Ein eigenständiges Aufenthaltsrecht für nachgezogene Kinder soll möglich sein. Schließlich: Bei Fällen von Schwerkriminalität muß und bei sonstigen Kriminalitätsfällen soll ausgewiesen werden.
    Natürlich konnte ich in dieser Debatte nur einige Grundzüge deutlich machen. Aber diese zeigen ja wohl, daß eine ausgewogene Grundlösung gefunden wurde.
    Die SPD sollte sich überlegen, ob sie diesen eingeschlagenen Weg nicht im Interesse des von ihr selber immer wieder reklamierten gesellschaftlichen Konsenses in der Ausländerpolitik mitgehen will.
    Herr Kollege Penner, wenn Sie sagen: „Thema verfehlt"

    (Dr. Penner [SPD]: Das habe ich nicht gesagt!)

    — dann der Kollege Nöbel; ich freue mich, daß Sie sich als stellvertretender Fraktionsvorsitzender von ihm distanzieren — , beweisen Sie damit, daß Sie die Schwierigkeit in den Zusammenhängen der Ausländerpolitik offenbar zu leicht nehmen und nicht sehen, daß die Fragen natürlich miteinander in engem Kontext stehen.

    (Dr. Penner [SPD]: Aber vergessen Sie nicht, die Kleider zu ordnen!)

    Die von der SPD-Fraktion bisher vorgelegten Vorstellungen zur Integration der hier lebenden Ausländer sind dagegen widersprüchlich und weniger geeignet, Klarheit in der Ausländerpolitik zu gewinnen. Dies gilt sowohl für die hier unterbreiteten staatsangehörigkeitsrechtlichen Einzelvorschläge als auch — und das in besonderem Maße — für das widersprüchliche und in sich unausgewogene Gesamtverhalten der SPD zum Komplex Ausländerrecht.
    Im Interesse der Integration ist es nicht möglich, wie die SPD ohne ein Geamtkonzept punktuell und isoliert allein Verbesserungen beim Status der hier lebenden und der hierhin strebenden Ausländer und ihrer Familienangehörigen zu regeln. Ausländerintegration und Zuzugsbegrenzung gehören nämlich zusammen. Die soziale und kulturelle Integrationsfähigkeit unserer Gesellschaft ist nicht unbeschränkt. Es gibt Grenzen der Aufnahmefähigkeit etwa unseres Arbeitsmarktes; es gibt Grenzen der Belastung der öffentlichen und sozialen Haushalte sowie auch des Wohnungsmarktes. Damit verbietet sich ein unbegrenzter Zuzug.
    Ein unbeschränktes Recht auf Einreise oder Einwanderung für jedermann gibt es im übrigen nirgendswo in der Welt. Es besteht daher bei aller Pluralität und Weltoffenheit kein Anlaß, sich in der Bundesrepublik auf einen Vielvölkerstaat zuzubewegen. Solche Versuche sind — wie die Geschichte zeigt — in den seltensten Fällen geglückt.
    Ebenso ist es inkonsequent, wenn die Sozialdemokraten erklären, den Erwerb der Staatsangehörigkeit erleichtern zu wollen, wenn gleichzeitig von der SPD in den Länder- und Kommunalparlamenten die Einführung eines kommunalen Ausländerwahlrechts gefordert wird. Abgesehen von den verfassungsrechtlichen Bedenken, über die das Bundesverfassungsgericht ja noch befinden wird, sind diese Vorstöße auch in bezug auf das Ziel der Ausländerintegration völlig kontraproduktiv. Würde das Wahlrecht als einzelnes Staatsbürgerrecht ohne Einbürgerung an Ausländer verliehen, dann würde der ohnehin geringe Wille zur Einbürgerung und zur Vollintegration noch weiter vermindert. Wer die Einbürgerung der hier lebenden Ausländer wirklich will, kann nicht durch eine Einzelvergabe des wichtigsten staatsbürgerlichen Rechts den Anreiz zur Einbürgerung nehmen.
    Daß die Bereitschaft zur Einbürgerung gering ist, haben Umfragen unterschiedlichster Art des Bundesinnenministers, der Ausländerbeauftragten Frau John in Berlin, der Friedrich-Ebert-Stiftung und anderer immer wieder bestätigt.

    (Dr. Penner [SPD]: Nur in der ersten Generation!)

    — Es hat sich, Herr Penner, seit 1980 — die Zahlen scheinen Ihnen unbekannt zu sein — die Bereitschaft zur Einbürgerung praktisch nicht verändert. Nur 6 der Ausländer erklären sich zu einer Einbürgerung bereit.
    Die Zahl der Einbürgerungen liegt seit Jahren etwa bei 13 000 bis 14 000 jährlich. Bereits 1986 haben über 2,6 Millionen Ausländer das Erfordernis eines mindestens zehnjährigen Aufenthalts im Bundesgebiet erfüllt. Es wurden also lediglich 0,5 % derjenigen, die in Betracht kommen könnten, tatsächlich eingebürgert. Insgesamt gesehen sind die hier lebenden Ausländer von einer Integration in unserer Gesellschaft — trotz durchaus vorhandener wenn auch bescheidener Fortschritte — noch recht weit entfernt. Daher wird es in den nächsten Jahren entscheidend darauf ankommen, gerade die jungen Ausländer, also die sogenannte zweite und dritte Ausländergeneration, in möglichst engem Kontakt mit ihren deutschen Mitbürgern hier weiter zu integrieren. Ein Endpunkt oder



    Gerster (Mainz)

    Eckpunkt dieses Integrationsprozesses ist dann der Erwerb der deutschen Staatsangehörigkeit.
    Es müßte doch eine Einigung darüber möglich sein, daß die Politik der Integration bei allen Integrationsfähigen und Integrationswilligen zur Einbürgerung führen sollte. Zur vollen Integration in die Bundesrepublik Deutschland gehört auch die Herausbildung und Übernahme staatsbürgerlicher Verantwortung. Die Ausländer, die hier eine volle rechtliche Gleichstellung anstreben, sollten auch bereit sein, die deutsche Staatsbürgerschaft mit allen ihren Rechten und Pflichten zu erwerben.
    Nun noch einige Bemerkungen zu den im Gesetzentwurf der SPD enthaltenen Einzelvorschlägen; ich beginne mit dem Erwerb der deutschen Staatsangehörigkeit durch Geburt. Eine solche Art des Erwerbs der deutschen Staatsangehörigkeit würde zunächst einmal das historisch gewachsene System unseres Staatsangehörigkeitsrechts sprengen.

    (Frau Trenz [GRÜNE]: Das wäre ja schlimm!)

    Es würde sich letztlich eine solche Regelung auch als Bumerang erweisen, wenn dadurch Menschen, die im Grunde ihres Herzens nicht deutsche Staatsbürger werden wollen, durch rechtlichen Zwang vereinnahmt würden. Solch eine Regelung wäre eher geeignet, die Ablehnung gegenüber dem Staat zu erhöhen, als daß sie die Integration fördern könnte. Die Einbürgerung sollte auf diejenigen beschränkt bleiben, die integrationswillig sind. Diese Integrationswilligkeit sollten wir fördern, nicht jedoch in Richtung auf Einbürgerung staatlichen Druck ausüben.
    Zweites Thema: Doppelstaatsangehörigkeit. Daß eine Doppelstaatsangehörigkeit in Ausnahmefällen hingenommen werden kann, ist unbestritten. Genauso klar muß aber bleiben, daß an dem Grundsatz der Vermeidung der Mehrstaatigkeit aus vielen guten Gründen festgehalten werden muß.

    (Fellner [CDU/CSU]: So ist es!)

    Der Vorschlag der SPD, Doppelstaatsangehörigkeit z. B. immer zuzulassen, wenn die Entlassung aus der Staatsangehörigkeit vom Heimatstaat von der Wehrdienstleistung abhängig gemacht wird, würde bei seiner Realisierung zu einer beträchtlichen Ausweitung führen und in vielen Fällen die Ausnahme zur Regel machen.
    Eine im wesentlichen vom Ablauf von Fristen abhängige „automatische Einbürgerung" würde dem Wert einer für den Lebensweg zentralen Entscheidung nicht gerecht. Ohne eine soziale Integration des Ausländers in das Gemeinwesen sollte eine Einbürgerung nicht in Betracht kommen.
    Die Verleihung der deutschen Staatsangehörigkeit an Ausländer — auch das sollte noch einmal gesagt werden — begründet Rechte und Pflichten, sie gewährt ein Heimatrecht und ist Voraussetzung für das aktive und passive Wahlrecht. Sie entfaltet Dauerwirkung und kann nicht wie das Hemd gewechselt werden. Eine eingehende Prüfung und Würdigung der Gesamtverhältnisse ist und bleibt daher unumgänglich.
    Die CDU/CSU-Fraktion wird die anstehenden Fragen in der Ausländerpolitik gemeinsam mit Bundesinnenminister Dr. Schäuble einer Lösung zuführen. Dabei setzen wir auf eine konstruktive Zusammenarbeit mit der FDP.

    (Dr. Penner [SPD]: Eine Drohung!)

    Sie muß den Abbau von offensichtlichen Mißbrauchsfällen im Asylbereich, aber auch die Beschleunigung der Asylverfahren sowie einen konsequenten Abschluß unberechtigter Aufenthalte ebenso umfassen wie die Verabschiedung eines neuen Ausländerrechtes in dieser Wahlperiode. Letzteres ist keine Drohung gegenüber der FDP. Offenbar haben die Zeiten der Drohung 1982 geendet, wenn Sie dieses Modell als praktikables Modell einer Koalition ansehen. Ich kann nur sagen, daß wir gerade in der Ausländerpolitik auch mit den Kollegen der FDP eine sehr gute Zusammenarbeit pflegen und deswegen auch zu Erfolgen kommen werden.

    (Zuruf von der SPD: Seit acht Jahren!) Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.


    (Beifall bei der CDU/CSU — Fellner [CDU/ CSU]: Eine richtungweisende Rede! Die sollten Sie einmal nachlesen!)