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    Plenarprotokoll 11/143 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 143. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 11. Mai 1989 Inhalt: Glückwünsche zu den Geburtstagen der Abg. Horn und Niggemeier 10537 A Erweiterung der Tagesordnung 10537 B, 10580 D Absetzung des Punktes 15 — Beteiligung von Daimler-Benz an MBB — von der Tagesordnung 10537 D Nachträgliche Überweisung eines Gesetzentwurfes an den Innenausschuß . . . 10537 D Begrüßung des Präsidenten des Reichstages der Republik Finnland, Herrn Kalevi Sorsa, und seiner Delegation 10544 A Tagesordnungspunkt 3: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Errichtung neuer Freihäfen und zur Änderung des Zollgesetzes (Drucksache 11/4033) b) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Reform der gesetzlichen Rentenversicherung (Rentenreformgesetz 1992) (Drucksache 11/4452) . 10537 D Zusatztagesordnungspunkt 2: Beratung des Antrags der Abgeordneten Roth, Dr. Jens, Dr. Ehrenberg, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Gegen eine Mammutfusion Daimler-Benz/Messerschmitt-Bölkow-Blohm (MBB) (Drucksache 11/4518) 10538 A Tagesordnungspunkt 4: a) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu dem Entschließungsantrag der Fraktion der SPD zu dem Entschließungsantrag der Abgeordneten Susset, Michels, Eigen, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/ CSU sowie der Abgeordneten Paintner, Heinrich, Bredehorn und der Fraktion der FDP zu dem Entschließungsantrag der Fraktion der SPD zu dem Entschließungsantrag der Abgeordneten Frau Flinner, Kreuzeder und der Fraktion DIE GRÜNEN zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Agrarbericht 1988 Agrar- und ernährungspolitischer Bericht der Bundesregierung (Drucksachen 11/2138, 11/2159, 11/2164, 11/2189, 11/4063) b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Agrarbericht 1989 Agrar- und ernährungspolitischer Bericht der Bundesregierung (Drucksachen 11/3968, 11/3969) c) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu dem Entschließungsantrag der Abgeordneten Frau Flinner, Kreuzeder und der II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 143. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 11. Mai 1989 Fraktion DIE GRÜNEN zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Rahmenplan der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes" für den Zeitraum 1988 bis 1991 (Drucksachen 11/2453, 11/4234) d) Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Susset, Michels, Eigen, Sauter (Epfendorf), Freiherr von Schorlemer und Genossen und der Fraktion der CDU/ CSU sowie der Abgeordneten Bredehorn, Paintner, Heinrich, Kohn, Dr. Hitschler und der Fraktion der FDP: Europäischer Binnenmarkt und Land- und Forstwirtschaft (Drucksachen 11/3689, 11/4374) e) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung a) Vorschlag für eine Verordnung (EWG) des Rates zur Regelung der viehseuchenrechtlichen Kontrollen im innergemeinschaftlichen Handel im Hinblick auf den gemeinsamen Binnenmarkt b) Vorschlag für eine Verordnung (EWG) des Rates zur Verstärkung der Kontrollen hinsichtlich der Anwendung der veterinärrechtlichen Vorschriften c) Vorschlag für eine Verordnung (EWG) des Rates zur Änderung der Verordnung (EWG) Nr. 1468/81 betreffend die gegenseitige Unterstützung der Verwaltungsbehörden der Mitgliedstaaten und die Zusammenarbeit dieser Behörden mit der Kommission, um die ordnungsgemäße Anwendung der Zoll- und der Agrarregelung zu gewährleisten (Drucksachen 11/3117 Nr. 2.4, 11/4013) f) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung a) Vorschlag für eine Verordnung (EWG) des Rates zur Eröffnung einer Finanzierungsfazilität für Nahrungsmitteleinfuhren von Entwicklungsländern aus der Europäischen Gemeinschaft b) Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zur Festsetzung der Bedingungen für öffentlich unterstützte Agrarexportkredite (Drucksachen 11/3117 Nr. 2.5, 11/4245) g) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag für eine Verordnung (EWG) des Rates über die gemeinsame Marktorganisation für Schaf- und Ziegenfleisch (Drucksachen 11/3703 Nr. 2.11, 11/4061) h) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag für eine Verordnung (EWG) des Rates zur Abweichung von der Verordnung (EWG) Nr. 797/85 hinsichtlich bestimmter Investitionsbeihilfen für Schweinehaltungen (Drucksachen 11/4019 Nr. 2.26, 11/4401) i) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zur Änderung des Anhangs II der Richtlinien 76/895/EWG und 86/362/EWG zur Festsetzung von Höchstgehalten an Rückständen von Schädlingsbekämpfungsmitteln auf und in Obst und Gemüse sowie Getreide (Drucksachen 11/561 Nr. 2.7, 11/1137) j) Beratung des Antrags der Abgeordneten Sauter (Epfendorf), Carstensen (Nordstrand), Herkenrath, Kalb, Kroll-Schlüter, Michels, Niegel, Freiherr von Schorlemer, Susset, Bayha, Eigen, Schartz (Trier) und Genossen und der Fraktion der CDU/ CSU sowie der Abgeordneten Paintner, Bredehorn, Frau Folz-Steinacker, Frau Walz und der Fraktion der FDP: Intensivierung und Koordinierung der Agrarforschung für die Dritte Welt und in der Dritten Welt (Drucksache 11/4211) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 3: Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Flinner, Kreuzeder und der Fraktion DIE GRÜNEN: Verbesserung der sozialen Situation der Bäuerinnen (Drucksache 11/4468) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 4: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu dem Antrag der Abgeordneten Frau Flinner, Kreuzeder und der Fraktion DIE GRÜNEN: Keine Flächen- und Betriebsstilllegungen, sondern Überschußbeseitigung und ökologische Intensivierung der Landbewirtschaftung (Drucksachen 11/913, 11/4501) Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 143. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 11. Mai 1989 III Kiechle, Bundesminister BML 10540B Oostergetelo SPD 10544 B Susset CDU/CSU 10547 D Kreuzeder GRÜNE 10551 A Bredehorn FDP 10553 B Frau Adler SPD 10556 A Sauter (Epfendorf) CDU/CSU 10557 C Frau Flinner GRÜNE 10559 A Heinrich FDP 10560 C Sielaff SPD 10562 B Kalb CDU/CSU 10563 D Müller (Schweinfurt) SPD 10565 D Freiherr Heereman von Zuydtwyck CDU/ CSU 10568 B Tagesordnungspunkt 5: Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Regelung des Geschäftswertes bei land- oder forstwirtschaftlichen Betriebsübergaben (Drucksachen 11/2343, 11/4394) Eylmann CDU/CSU 10571A Schütz SPD 10572 A Kleinert (Hannover) FDP 10573 D Engelhard, Bundesminister BMJ 10574 C Tagesordnungspunkt 6: Beratung der Beschlußempfehlungen des Petitionsausschusses: Sammelübersichten 109, 110 und 111 zu Petitionen (Drucksachen 11/4384, 11/4385, 11/4386) Weiss (München) GRÜNE 10575 B Dr. Göhner CDU/CSU 10576 C Reuter SPD 10577 D Frau Dr. Segall FDP 10578 D Peter (Kassel) SPD 10579 C Namentliche Abstimmung 10580 D Ergebnis 10603 B Zusatztagesordnungspunkt 5: Aktuelle Stunde betr. Haltung der Bundesregierung zur zukünftigen Kohlepolitik Jung (Düsseldorf) SPD 10581B Gerstein CDU/CSU 10582 A Stratmann GRÜNE . . 10583B, 10589D, 10600 D Beckmann FDP 10584 B Einert, Minister des Landes Nordrhein-Westfalen 10585 B Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU 10587 A Menzel SPD 10588 A Dr.-Ing. Laermann FDP 10588D Dr. Haussmann, Bundesminister BMWi . 10590 C Lafontaine, Ministerpräsident des Saar- landes 10592A, 10597 C Müller (Wadern) CDU/CSU 10594 A Schreiner SPD 10595 A Dr. Blüm, Bundesminister BMA 10596A, 10598B Hinsken CDU/CSU 10598 C Schäfer (Offenburg) SPD 10599 C Dr. Sprung CDU/CSU 10601 B Vizepräsident Cronenberg 10590 B Dr. Lippelt (Hannover) GRÜNE (Erklärung nach § 32 GO) 10602 C Tagesordnungspunkt 7: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Aufhebung von Rechtsvorschriften über die Abtretung von Beamtenbezügen zum Heimstättenbau (Drucksachen 11/3256, 11/4443) . 10604 D Tagesordnungspunkt 8: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Änderung der Bundes-Apothekerordnung (Drucksachen 11/4231, 11/4459) . . . 10605 A Tagesordnungspunkt 10: Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersichten 112 und 113 zu Petitionen (Drucksachen 11/4431, 11/4432) 10605 B Tagesordnungspunkt 9: Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 22. April 1988 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Simbabwe zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen, vom Vermögen und von den Gewinnen aus der Veräußerung von Vermögen (Drucksachen 11/3645, 11/4411) Frau Eid GRÜNE (Erklärung nach § 31 GO) 10605D Tagesordnungspunkt: Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP: Parlamentswahlen in Panama (Drucksache 11/4527) Volmer GRÜNE (Erklärung nach § 31 GO) 10606A IV Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 143. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 11. Mai 1989 Tagesordnungspunkt 11: a) Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Lenzer, Maaß, Engelsberger, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Dr.-Ing. Laermann, Kohn, Neuhausen, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Bilanz und Zukunftsperspektiven der Forschungspolitik (Drucksachen 11/1630, 11/2683) b) Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Vosen, Roth, Dreßler, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Forschung zur Humanisierung des Arbeitslebens (Drucksachen 11/2601, 11/3780) c) Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Beendigung des Forschungsprojekts Eurobrüter (ERUG) (Drucksache 11/4179) d) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Forschung und Technologie zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über die Umsetzung des Berichts der Bundesregierung über „Status und Perspektiven der Großforschungseinrichtungen" (Drucksachen 10/6225, 11/3725) e) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Forschung und Technologie zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag für eine Entscheidung des Rates über ein mehrjähriges Forschungs- und Entwicklungsprogramm (1989 bis Mitte 1993) für Nahrungsmittelwissenschaft und -technologie „FLAIR" (FoodLinked Agro-Industrial Research) Nahrungsmittelbezogene agrarindustrielle Forschung (Drucksachen 11/2899 Nr. 3.30, 11/3994) f) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Forschung und Technologie zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bundesbericht Forschung 1988 (Drucksachen 11/2049, 11/4112) Lenzer CDU/CSU 10607 B Vosen SPD 10609 A Dr.-Ing. Laermann FDP 10610D Wetzel GRÜNE 10612D Engelsberger CDU/CSU 10615 A Catenhusen SPD 10616 D Dr. Riesenhuber, Bundesminister BMFT 10620 C Timm FDP 10624 C Maaß CDU/CSU 10626 A Seidenthal SPD 10627 D Dr. Voigt (Northeim) CDU/CSU 10629 B Tagesordnungspunkt 12: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft zum Entschließungsantrag der Fraktion der SPD zum Entwurf eines Gesetzes zur Ergänzung der arbeitsmarktpolitischen Instrumente und zum Schutz der Solidargemeinschaft vor Leistungsmißbrauch (Achtes Gesetz zur Änderung des Arbeitsförderungsgesetzes) (Drucksachen 11/1167, 11/3862) Kastning SPD 10630 B Schemken CDU/CSU 10631 D Frau Hillerich GRÜNE 10634 A Neuhausen FDP 10635 A Dr. Lammert, Parl. Staatssekretär BMBW 10635 D Tagesordnungspunkt 13: Erste Beratung des von den Abgeordneten Dreßler, Heyenn, Andres, Egert, Dr. Haack, Hasenfratz, Kirschner, Peter (Kassel), Reimann, Schanz, Schreiner, Frau Steinhauer, Urbaniak, Frau Weiler, von der Wiesche, Bernrath, Dr. Vogel und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Vereinheitlichung der Kündigungsfristen von Arbeitern und Angestellten (Zweites Arbeitsrechtsbereinigungsgesetz) (Drucksache 11/956) Frau Steinhauer SPD 10636D Fuchtel CDU/CSU 10637 D Hoss GRÜNE 10640 B Heinrich FDP 10641B Hasenfratz SPD 10642 D Seehofer, Parl. Staatssekretär BMA . . 10644 C Tagesordnungspunkt 14: a) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu der Vereinbarung vom 25. November 1986 über die Bereitstellung und den Betrieb von Flugsicherungseinrichtungen und -diensten durch EUROCONTROL in der Bezirkskontrollzentrale Maastricht (Drucksachen 11/3814, 11/4173) b) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Verkehr zu den Unterrichtungen durch das Europäische Parlament Entschließung zum Luftfrachtverkehr in der Gemeinschaft Entschließung zur Zukunft von Eurocontrol im Rahmen der Flugsicherung im westeuropäischen Luftraum Entschließung zur potentiellen Kapazität der Flughäfen in der Europäischen Ge- Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 143. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 11. Mai 1989 V meinschaft im Hinblick auf die Herausforderung von 1992, zur Überlastung der Flughäfen und zu den Problemen der Luftverkehrssicherheit Entschließung zur Liberalisierung des Luftverkehrs, zur Vollendung des Binnenmarktes und zu den Folgen für die Sicherheit im Flugverkehr (Drucksachen 11/1958, 11/2731, 11/2732, 11/2733, 11/4249) Tillmann CDU/CSU 10646 C Ibrügger SPD 10648 A Gries FDP 10649B Frau Teubner GRÜNE 10651 B Jung (Limburg) CDU/CSU 10652 B Kretkowski SPD 10654 A Zusatztagesordnungspunkt 6: Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Teubner, Frau Rock, Weiss (München) und der Fraktion DIE GRÜNEN: Verkehr am Oberrhein (Drucksache 11/3863) Frau Teubner GRÜNE 10655 C Haungs CDU/CSU 10656 B Frau Faße SPD 10657 B Kohn FDP 10658B Tagesordnungspunkt 16: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung eines Nachtrags zum Bundeshaushaltsplan für das Haushaltsjahr 1989 (Nachtragshaushaltsgesetz 1989) (Drucksache 11/4350) Dr. Waigel, Bundesminister BMF . . . 10659A Esters SPD 10660 D Borchert CDU/CSU 10661D Frau Vennegerts GRÜNE 10663 A Dr. Weng (Gerlingen) FDP 10664 A Tagesordnungspunkt 17: a) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über den Stand der Arbeiten zur Umsetzung der Beschlüsse der 2. Internationalen Nordseeschutz-Konferenz vom 24. bis 25. November 1987 in London (Drucksache 11/3847) b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung an den Deutschen Bundestag über die weitere Entwicklung der Belastung der Gewässer durch Ammonium-Stickstoff und Phosphor (Drucksache 11/4213) Grüner, Parl. Staatssekretär BMU . . . 10665 B Frau Blunck SPD 10666 C Harries CDU/CSU 10667 C Frau Garbe GRÜNE 10668 B Wolfgramm (Göttingen) FDP 10669 C Zusatztagesordnungspunkt 7: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Zwölften Gesetzes zur Änderung des Bundeskindergeldgesetzes (Drucksache 11/4508) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 8: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Bundeserziehungsgeldgesetzes und anderer Vorschriften (Drucksache 11/4509) Frau Männle CDU/CSU 10670 C Frau Schoppe GRÜNE 10671 C Eimer (Fürth) FDP 10672 C Frau Dr. Götte SPD 10673 D Werner (Ulm) CDU/CSU 10675 C Hüser GRÜNE 10677 A Frau Dr. Lehr, Bundesminister BMJFFG 10677 D Nächste Sitzung 10678 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 10679* A Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 143. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 11. Mai 1989 10537 143. Sitzung Bonn, den 11. Mai 1989 Beginn: 9.01 Uhr
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    Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens SPD 12.05.89 * Amling SPD 12.05.89 Antretter SPD 12.05.89* Bindig SPD 12.05.89 * Frau Blunck SPD 12.05.89* Böhm (Melsungen) CDU/CSU 12.05.89 * Dr. Briefs GRÜNE 12.05.89 Buschbom CDU/CSU 12.05.89 Büchner (Speyer) SPD 12.05.89 * Bühler (Bruchsal) CDU/CSU 12.05.89 * Dr. von Bülow SPD 11. 05.89 Frau Conrad SPD 12. 05.89 Dr. Ehrenberg SPD 12.05.89 Eich GRÜNE 12.05.89 * Dr. Feldmann FDP 12.05.89** Frau Fischer CDU/CSU 12.05.89 * Francke (Hamburg) CDU/CSU 12.05.89 Gallus FDP 12.05.89 Frau Geiger CDU/CSU 12.05.89 Genscher FDP 12.05.89 Dr. Hauff SPD 12.05.89 Heimann SPD 11.05.89 Dr. Hennig CDU/CSU 12.05.89 Dr. Holtz SPD 11.05.89 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Höffkes CDU/CSU 12.05.89 * Irmer FDP 12.05.89 Frau Kelly GRÜNE 12.05.89 Kittelmann CDU/CSU 12. 05.89 ** Klein (Dieburg) SPD 12.05.89 Dr. Klejdzinski SPD 12.05.89 Dr. Graf Lambsdorff FDP 11. 05.89 Lenzer CDU/CSU 12. 05.89 ' Frau Luuk SPD 12.05.89* Frau Dr. Martiny-Glotz SPD 12.05.89 Dr. Müller CDU/CSU 12.05.89* Niegel CDU/CSU 12.05.89* Frau Pack CDU/CSU 12.05.89* Paintner FDP 12.05.89 Pfuhl SPD 12.05.89 * PoB SPD 11.05.89 Reddemann CDU/CSU 12.05.89 * Reuschenbach SPD 12.05.89 Rühe CDU/CSU 12.05.89 Dr. Schäuble CDU/CSU 12.05.89 Dr. Scheer SPD 12.05.89* Schmidt (München) SPD 12.05.89* von Schmude CDU/CSU 12.05.89* Dr. Soell SPD 12.05.89* Steiner SPD 11. 05.89* Dr. Todenhöfer CDU/CSU 12. 05.89 Voigt (Frankfurt) SPD 12.05.89 Dr. Vondran CDU/CSU 11. 05.89 Frau Dr. Wilms CDU/CSU 12. 05.89 Dr. Wulff CDU/CSU 12.05.89 * Zierer CDU/CSU 12.05.89 * *
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    Rede von Ferdinand Tillmann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Verkehrspolitiker dieses Hohen Hauses werden hoffentlich nicht im ersten Sommerstau dieses Jahres stecken und sich noch relativ rechtzeitig einfinden.
    „Das große Chaos kommt noch" hat nämlich die FAZ am 6. Mai in ihrem Wirtschaftsteil geleitartikelt. In der Tat könnte uns ein heißer Sommer im europäischen Luftverkehr bevorstehen. Auch die „Wirtschaftswoche" hat am 5. Mai als Aufmacher die „Exorbitante Zunahme des Flugverkehrs insbesondere in Europa" gebracht. Der rasanten Entwicklung des Luftverkehrs in Europa konnte die Luftverkehrsinfrastruktur leider nicht rechtzeitig angepaßt werden. Das gilt insbesondere für den Bereich der europäischen Flugsicherung.
    Dabei hatte alles so weitsichtig begonnen, meine Damen und Herren. Schon am 18. Dezember 1961 legte Bundeskanzler Erhard dem Deutschen Bundestag den Gesetzentwurf zum Übereinkommen über Zusammenarbeit zur Sicherung der Luftfahrt, EUROCONTROL, vor. Zunächst kamen sechs Staaten überein, ihre Zusammenarbeit auf dem Gebiete der Luftfahrt enger zu gestalten und insbesondere die Luftverkehrsdienste im oberen Luftraum gemeinsam zu organisieren. Wäre diese Gemeinsamkeit europäische Realität geworden, wir würden diese Debatte heute nicht zu führen brauchen. Leider aber hat — Herr Kollege Ibrügger, Sie wissen es, wir haben es im Deutschen Bundestag mehrfach über die Fraktionsgrenzen hinweg beklagt — kleinkariertes nationales Souveränitätsdenken EUROCONTROL weitgehend verkümmern lassen.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU)

    Gemeinsame Aktivitäten europäischer und Abgeordneter nationaler Parlamente haben daran nichts ändern können, daß EUROCONTROL zunehmend zu einer Fakturierungs- und Beitreibungsmaschinerie für Flugverkehrskontrollgebühren degeneriert ist.
    Es ist ein im Grunde unglaublicher Anachronismus. Im Vorfeld des europäischen Binnenmarktes versucht man in 42 Kontrollzentren mit 22 verschiedenen, nicht miteinander verbundenen, also nicht kompatiblen Systemen den explosionsartig wachsenden Luftverkehr in Europa zu steuern. Wahrlich eine europäische Kleinstaaterei in der Luft! Dagegen bewältigen in den



    Tillmann
    USA ganze 20 Kontrollzentralen mit einem einheitlichen Betriebssystem den gesamten Luftverkehr. Wenn in Europa nicht sehr bald etwas geschieht, können die Prognosen über eine Verdoppelung des Luftverkehrs bis zum Jahre 2000 getrost beiseite gelegt werden.
    Allerdings, meine Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, haben wir in der Bundesrepublik Deutschland zunächst einmal selbst unsere Hausaufgaben zu machen. Nach den Erfahrungen von fast 20 Jahren EUROCONTROL können wir auf die europäische Lösung nicht warten. Die Beschlußempfehlung des Verkehrsausschusses weist dazu den Weg. Bis zum 31. Mai 1989 soll ein Gesetzentwurf im Parlament erarbeitet werden — ich weise ausdrücklich auf 1989 hin —, der eine neue Organisationsform der Flugsicherungsdienste vorsieht. Der Haushaltsausschuß hat die Bundesregierung aufgefordert, bis zu diesem Datum ebenfalls entsprechende Vorschläge zu machen.
    Die Bundesanstalt für Flugsicherung ist heute in Gefahr, personell wie technisch mehr und mehr in Rückstand zu geraten. Das ist nicht den Mitarbeitern der BFS vorzuhalten, sondern es liegt am System. Wie auch bei anderen Einrichtungen der Hochtechnologie mit einem außergewöhnlichen Anspruch an Flexibilität und Leistungsfähigkeit ist die Form der staatlichen Organisation für die Flugsicherungsdienste nicht mehr geeignet. Das unflexible öffentliche Dienstrecht und das öffentliche Beschaffungswesen mit ihrer politischen, rechtlichen und praktischen Starre — z. B. das Haushaltsrecht — verhindern effiziente Erbringung einer perfekten Dienstleistung, und das nicht nur im Bereich der Flugsicherung. Das bedeutet aber, daß eine Reform der Struktur der Flugsicherung möglichst noch in diesem Jahr realisiert werden muß.
    Meine Fraktion spricht sich dabei folgerichtig und eindeutig für eine Umwandlung der BFS in eine unternehmerische Organisation mit voller Eigenwirtschaftlichkeit aus. Nur eine solche „Deutsche Agentur für Flugsicherung" als Gesellschaft privaten Rechts im öffentlichen Eigentum kann die steigenden Anforderungen an ein funktionsfähiges Flugsicherungssystem der Zukunft erfüllen.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU)

    Dieses Unternehmen hat dann die Möglichkeit, seine Mitarbeiter auch leistungsgerecht zu bezahlen und mit attraktiveren Beschäftigungsbedingungen den für die Beseitigung der personellen Engpässe notwendigen Nachwuchs anzuwerben. Ich betone allerdings, daß wir für die Übergangszeit erwarten, daß insbesondere die Fluglotsen das Menschenmögliche tun, um den Luftverkehr zügig abzuwickeln,

    (Jung [Limburg] [CDU/CSU]: Sehr richtig! Besonders im Sommer! — Dr. Weng [Gerlingen] [FDP]: Das kann man nur hoffen!)

    und nicht versuchen, das Parlament vielleicht durch die eine oder andere Maßnahme bei dem Gesetzgebungsverfahren unter Druck zu setzen. Im übrigen stehe ich nicht an, mich ausdrücklich für die gute Arbeit unserer Bediensteten bei der Bundesanstalt für Flugsicherung in der Vergangenheit zu bedanken.
    Die Strukturreform bei uns darf allerdings nicht die notwendige große europäische Lösung blockieren. Im Gegenteil soll sie ein Konstruktionselement eines neuen, möglichst einheitlichen, wenigstens aber miteinander verbundenen europäischen Flugverkehrskontrolldienstes sein. Diese zukünftige europäische Lösung darf sich auch nicht auf die Europäische Gemeinschaft beschränken, da die notwendigen Maßnahmen großflächig angegangen werden müssen.
    Es ist im übrigen unsere Ansicht, daß eine Wiederbelebung und Stärkung der Organisation EUROCONTROL ein erfolgversprechender Weg sein kann. Die wachsende Mitgliederzahl bei EUROCONTROL ist zu begrüßen. Es wäre zu wünschen, daß die noch abseits stehenden europäischen Staaten bald hinzukommen. Wir fordern die Bundesregierung auf, ihren Einfluß verstärkt geltend zu machen, um diese Staaten für die Mitgliedschaft zu gewinnen.

    (Daubertshäuser [SPD]: Sie ist ja nicht da!)

    — Aber die anwesenden Beamten werden das weitergeben.
    Der Beschluß der Verkehrsminister der Europäischen Zivilluftfahrtkonferenz vom 20. Oktober 1988 in Frankfurt zur Errichtung und Betreibung einer einheitlichen europäischen Verkehrsfluß-Steuerungszentrale war nicht nur dringend geboten, sondern ist auch ein wichtiger Schritt zur Stärkung der Organisation EUROCONTROL. EUROCONTROL sollte im übrigen auch noch stärker als ein Instrument gemeinsamer Planung und Systementwicklung für die europäische Flugsicherung eingesetzt werden.

    (Jung [Limburg] [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

    Am Rande sei angemerkt — Herr Kollege Ibrügger, Sie haben das mehrfach auch im Verkehrsausschuß schon gefordert — daß, sollte, wie es den Anschein hat und von uns gefordert wird, EUROCONTROL doch noch eine bedeutende europäische Institution werden, auch einmal über eine parlamentarische Kontrolle eines solchen Großapparates nachgedacht werden muß.

    (Sehr gut! bei der SPD)

    Warum nicht, meine Damen und Herren, meine lieben Kolleginnen und Kollegen, eine „parlamentarische Versammlung" der Organisation EUROCONTROL? Die parlamentarische Kontrolle eines solchen Apparates scheint mir dringend notwendig zu sein.
    Hinweisen möchte ich noch auf die Notwendigkeit einer möglichst effizienten Zusammenarbeit zwischen ziviler und militärischer Flugsicherung, auch bei der neuen Form der Organisation unserer Flugsicherung. Ich möchte dieses Thema jetzt nicht vertiefen; wir haben damit unsere leidvollen Erfahrungen gemacht. Aber wir werden uns damit noch intensiv beschäftigen und beschäftigen müssen.
    Im übrigen verweise ich noch auf andere, von mir nicht erwähnte Aspekte und Problemlösungsvorschläge, die in der Entschließung auf Drucksache 11/4249 angesprochen werden. Sie werden von meinen Kollegen sicherlich noch erwähnt werden.
    Meine Damen und Herren, es ist jetzt hohe Zeit zum Handeln. Herr Parlamentarischer Staatssekretär, wir bieten der Regierung unsere parlamentarische, wir



    Tillmann
    bieten ihr jede Hilfe an, das Tempo zu erhöhen. Notfalls, sollte dies nicht ausreichen, aber muß das Parlament das Tempo dann eben selbst bestimmen.
    Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

    (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und der SPD — Dr. Weng [Gerlingen] [FDP]: Das hätte der Minister ruhig auch hören können!)



Rede von Heinz Westphal
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Abgeordnete Ibrügger.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Lothar Ibrügger


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Der Bundesminister für Verkehr ist seit 21 Tagen im Amt. Normalerweise gibt man einem Minister 100 Tage Schonfrist. Diese Schonfrist geben wir Bundesminister Dr. Zimmermann nicht,

    (Bohl [CDU/CSU]: Warum nicht? Das ist unfair!)

    einmal, weil er schon seit Jahren Ministertätigkeiten ausübt, im übrigen, weil er aus Bayern stammt

    (Bohl [CDU/CSU]: Aha!)

    und einen CSU-Vorsitzenden hatte, der ebenso Luftsport- wie auch luftfahrtbegeistert gewesen ist. Das heißt, ich gehe bei Dr. Zimmermann davon aus, daß er um die Dinge der Luftfahrt weiß.
    Dazu gehört, daß er auch Antrittsbesuche vornimmt. Einen Antrittsbesuch hätte ich ihm nun ganz besonders gewünscht, nämlich in der Kabine eines zum Start vorbereiteten Flugzeuges in Frankfurt, wo dann der Lautsprecher ertönt, man hat den Sicherheitsgurt angelegt, und dann meldet sich — Sie wissen schon, meine Damen und Herren — der Kapitän: Wir haben Verspätung. Jahr für Jahr und Tag für Tag die gleiche Meldung in den Flugzeugen! Was vergeuden wir an Geld, an Zeit und wie verpesten wir im übrigen noch die Umwelt durch unzureichende Verfahren im Luftraum! Es gibt Schätzungen: 950 Millionen DM im westeuropäischen Luftraum verpulvert wegen unzureichender Flugsicherungsverfahren, wegen des Flickenteppichs der Flugsicherung in Europa. 100 000 DM pro Stunde!
    Da sage ich allerdings, liebe Kolleginnen und Kollegen, Herr Präsident: Es ist ein Unding, daß der verantwortliche Minister durch Abwesenheit glänzt und man noch nicht einmal gesagt bekommt, warum er heute abend nicht an dieser Debatte teilnehmen kann. 100 000 DM pro Stunde werden verpulvert. Jahr für Jahr und Tag für Tag haben wir es mit Flugwegverlängerungen zu tun, die enorm dazu beitragen, Kosten zu steigern, also die Unwirtschaftlichkeit zu erhöhen. Im Durchschnitt 10 % aller Flüge im westeuropäischen Luftraum werden durch die Aufsplitterung in militärische und zivile Lufträume verlängert. Wir leben nicht am Vorabend eines Krieges in Europa, meine Damen und Herren. Deswegen ist es nicht weiter einzusehen, daß sich verantwortliche Minister und das Bundeskabinett nicht zu der Entscheidung durchringen, jetzt auch die Gliederung des Luftraums für eine effiziente und wirtschaftliche Durchführung des Luftverkehrs erneut in Angriff zu nehmen. Der Flug von Brüssel nach Zürich wird heute durch die starre
    Aufgliederung der Lufträume um 45 % des eigentlichen Flugweges verlängert. Das kann nicht mehr hingenommen werden.
    Jahr für Jahr und Tag für Tag haben wir es gemeinsam mit einem immer unerträglicher werdenden Geschehen zu tun, mit immer mehr Druck auf die Mitarbeiter in der Flugsicherung, in der gesamten Luftfahrt. Ich würde es gerne sehen, wenn der Bundesminister für Verkehr bei seinem Antrittsbesuch in der Kabine die Mitarbeiterinnen und die Mitarbeiter in der Kabine und im Cockpit, die Mitarbeiter in der Flugsicherung, die Techniker an den Computern, all die Mitarbeiter, auf die der Ärger ausgeschüttet wird, wenn sie sagen müssen, daß wiederum ein oder zwei Stunden Verspätung hinzunehmen sind, wirklich erlebte und dieses Erleben in seine Entscheidung die er als verantwortlicher Minister zu treffen hat, umsetzen würde.
    Nein, liebe Kolleginnen und Kollegen, wir als Parlament dürfen es uns in einer so entscheidenden Frage nicht bieten lassen, daß der Minister durch den Kollegen Schulte vertreten wird. Ich bin zwar dem Kollegen Schulte sehr dankbar, aber ich muß im Blick auf die Geschäftsordnung der Bundesregierung und auf die Ressortverantwortung des Ministers fordern, daß er bei der Debatte über eine so bedeutende Frage der Verkehrspolitik anwesend ist.

    (Beifall bei der SPD — Zurufe von der CDU/ CSU)

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, Sekunde um Sekunde wird in der Bundesrepublik Deutschland über die Gewährleistung der Sicherheit entschieden, ja, in Sekundenbruchteilen.

    (Vorsitz: Vizepräsidentin Renger)

    Lockerbie und Remscheid sind nur zu gut in bedrükkender Erinnerung. Wir sind vor kurzem haarscharf, um Haaresbreite, an einem Unfall vorbeigekommen, weil ein Pilot bei Kollisionsgefahr dank seiner Fähigkeiten innerhalb kürzester Zeit eine Maschine der British Airways über Marl hat abdrehen lassen können. Wie sich jetzt herausstellt, befanden sich beide Maschinen legal in einem Luftraum. Hier hat sich ein Mangel in der Luftraumgliederung herausgestellt. Nur dank der Beherztheit und Besonnenheit des Piloten hat ein schlimmes Desaster über Marl — noch dazu mit chemischer Industrie — verhindert werden können.
    Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich hatte vom Personal gesprochen. Ich muß in dieser Runde auch sagen dürfen, daß ich aus der Luftraumnutzungszentrale folgende Zitate höre: Im Winter hatten wir saisonalen Stoßbetrieb, jetzt hat sich die Luftraumnutzungszentrale zu einem Hexenkessel mit Telefonterror und Dauerstreß entwickelt — mit der Folge, daß kein Mensch mehr bereit ist, in dieser Luftraumnutzungszentrale mit diesen Verkehrsmengen fertig zu werden, und daß keiner mehr motiviert diesen Dienst leisten kann. Weiter höre ich, daß in Frankfurt 43 Lotsenstellen nicht besetzt sind, daß 9 % bei den Technikern und 50 % bei den Flugplandatenbearbeitern fehlen. Dann darf sich niemand wundern, wenn Verspätungen auftreten. Aber wir müssen hier doch ganz



    Ibrügger
    offen und wahrhaftig die Gründe nennen, die mit zu diesen Verspätungen führen.
    Deswegen, liebe Kolleginnen und Kollegen, sind wir als Parlament und die Bundesregierung, der Bundesminister Dr. Zimmermann in ganz besonderer Weise, gefordert, Entscheidungen zu treffen. Sie müssen einen sicheren, effizienten und wirtschaftlichen Luftverkehr für die Zukunft gewährleisten.
    Im Sinne unserer Entschließung, die wir einmütig gefaßt haben, haben wir den 31. Mai 1989 — Kollege Tillmann, das bestätige ich ausdrücklich — herausgestellt. Wir sehen da auch eine Bringschuld der Bundesregierung und des verantwortlichen Ministers, trotz des Wechsels im Amte des Bundesverkehrsministers, nicht weiter etwas zu versäumen, was notwendig ist, um dieses skandalöse Geschehen und die Verspätungen im Luftverkehr aufheben zu helfen. Dies können wir nach aller Erkenntnis jetzt nur durch die Gesetzgebung und durch entsprechende Entscheidungen der Bundesregierung. Wir fordern diese Entscheidungen von der Bundesregierung. Es darf nicht länger angehen, daß im Administrationsgestrüpp und bei unterschiedlichen Zuständigkeiten jedes Ressort auf seine Zuständigkeiten beharrt und die Verbesserung der Luftfahrt als Ganzes in der Bundesrepublik Deutschland nicht erreicht werden kann.
    Jeder Tag, der zugewartet wird, verschärft das Geschehen. Vor allem belastet er mehr und mehr die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die bei hoher Leistungsbereitschaft und Motivation an dem verzweifeln, was in Zukunft noch auf sie zukommen soll. Wenn die Luftfahrt in der Bundesrepublik Deutschland und in Westeuropa nicht zum Erliegen kommen soll, muß jetzt gehandelt werden. Durch die Entschließung, die wir heute abend verabschieden wollen, wird ein Weg aufgezeichnet. Wir haben die Möglichkeiten, wir haben die Fähigkeiten, die Veränderung auch zu bewirken. Aber es gehört der politische Wille dazu, diese Entscheidung auch herbeizuführen.
    Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der CDU/CSU)