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    Plenarprotokoll 11/143 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 143. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 11. Mai 1989 Inhalt: Glückwünsche zu den Geburtstagen der Abg. Horn und Niggemeier 10537 A Erweiterung der Tagesordnung 10537 B, 10580 D Absetzung des Punktes 15 — Beteiligung von Daimler-Benz an MBB — von der Tagesordnung 10537 D Nachträgliche Überweisung eines Gesetzentwurfes an den Innenausschuß . . . 10537 D Begrüßung des Präsidenten des Reichstages der Republik Finnland, Herrn Kalevi Sorsa, und seiner Delegation 10544 A Tagesordnungspunkt 3: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Errichtung neuer Freihäfen und zur Änderung des Zollgesetzes (Drucksache 11/4033) b) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Reform der gesetzlichen Rentenversicherung (Rentenreformgesetz 1992) (Drucksache 11/4452) . 10537 D Zusatztagesordnungspunkt 2: Beratung des Antrags der Abgeordneten Roth, Dr. Jens, Dr. Ehrenberg, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Gegen eine Mammutfusion Daimler-Benz/Messerschmitt-Bölkow-Blohm (MBB) (Drucksache 11/4518) 10538 A Tagesordnungspunkt 4: a) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu dem Entschließungsantrag der Fraktion der SPD zu dem Entschließungsantrag der Abgeordneten Susset, Michels, Eigen, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/ CSU sowie der Abgeordneten Paintner, Heinrich, Bredehorn und der Fraktion der FDP zu dem Entschließungsantrag der Fraktion der SPD zu dem Entschließungsantrag der Abgeordneten Frau Flinner, Kreuzeder und der Fraktion DIE GRÜNEN zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Agrarbericht 1988 Agrar- und ernährungspolitischer Bericht der Bundesregierung (Drucksachen 11/2138, 11/2159, 11/2164, 11/2189, 11/4063) b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Agrarbericht 1989 Agrar- und ernährungspolitischer Bericht der Bundesregierung (Drucksachen 11/3968, 11/3969) c) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu dem Entschließungsantrag der Abgeordneten Frau Flinner, Kreuzeder und der II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 143. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 11. Mai 1989 Fraktion DIE GRÜNEN zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Rahmenplan der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes" für den Zeitraum 1988 bis 1991 (Drucksachen 11/2453, 11/4234) d) Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Susset, Michels, Eigen, Sauter (Epfendorf), Freiherr von Schorlemer und Genossen und der Fraktion der CDU/ CSU sowie der Abgeordneten Bredehorn, Paintner, Heinrich, Kohn, Dr. Hitschler und der Fraktion der FDP: Europäischer Binnenmarkt und Land- und Forstwirtschaft (Drucksachen 11/3689, 11/4374) e) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung a) Vorschlag für eine Verordnung (EWG) des Rates zur Regelung der viehseuchenrechtlichen Kontrollen im innergemeinschaftlichen Handel im Hinblick auf den gemeinsamen Binnenmarkt b) Vorschlag für eine Verordnung (EWG) des Rates zur Verstärkung der Kontrollen hinsichtlich der Anwendung der veterinärrechtlichen Vorschriften c) Vorschlag für eine Verordnung (EWG) des Rates zur Änderung der Verordnung (EWG) Nr. 1468/81 betreffend die gegenseitige Unterstützung der Verwaltungsbehörden der Mitgliedstaaten und die Zusammenarbeit dieser Behörden mit der Kommission, um die ordnungsgemäße Anwendung der Zoll- und der Agrarregelung zu gewährleisten (Drucksachen 11/3117 Nr. 2.4, 11/4013) f) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung a) Vorschlag für eine Verordnung (EWG) des Rates zur Eröffnung einer Finanzierungsfazilität für Nahrungsmitteleinfuhren von Entwicklungsländern aus der Europäischen Gemeinschaft b) Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zur Festsetzung der Bedingungen für öffentlich unterstützte Agrarexportkredite (Drucksachen 11/3117 Nr. 2.5, 11/4245) g) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag für eine Verordnung (EWG) des Rates über die gemeinsame Marktorganisation für Schaf- und Ziegenfleisch (Drucksachen 11/3703 Nr. 2.11, 11/4061) h) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag für eine Verordnung (EWG) des Rates zur Abweichung von der Verordnung (EWG) Nr. 797/85 hinsichtlich bestimmter Investitionsbeihilfen für Schweinehaltungen (Drucksachen 11/4019 Nr. 2.26, 11/4401) i) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zur Änderung des Anhangs II der Richtlinien 76/895/EWG und 86/362/EWG zur Festsetzung von Höchstgehalten an Rückständen von Schädlingsbekämpfungsmitteln auf und in Obst und Gemüse sowie Getreide (Drucksachen 11/561 Nr. 2.7, 11/1137) j) Beratung des Antrags der Abgeordneten Sauter (Epfendorf), Carstensen (Nordstrand), Herkenrath, Kalb, Kroll-Schlüter, Michels, Niegel, Freiherr von Schorlemer, Susset, Bayha, Eigen, Schartz (Trier) und Genossen und der Fraktion der CDU/ CSU sowie der Abgeordneten Paintner, Bredehorn, Frau Folz-Steinacker, Frau Walz und der Fraktion der FDP: Intensivierung und Koordinierung der Agrarforschung für die Dritte Welt und in der Dritten Welt (Drucksache 11/4211) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 3: Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Flinner, Kreuzeder und der Fraktion DIE GRÜNEN: Verbesserung der sozialen Situation der Bäuerinnen (Drucksache 11/4468) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 4: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu dem Antrag der Abgeordneten Frau Flinner, Kreuzeder und der Fraktion DIE GRÜNEN: Keine Flächen- und Betriebsstilllegungen, sondern Überschußbeseitigung und ökologische Intensivierung der Landbewirtschaftung (Drucksachen 11/913, 11/4501) Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 143. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 11. Mai 1989 III Kiechle, Bundesminister BML 10540B Oostergetelo SPD 10544 B Susset CDU/CSU 10547 D Kreuzeder GRÜNE 10551 A Bredehorn FDP 10553 B Frau Adler SPD 10556 A Sauter (Epfendorf) CDU/CSU 10557 C Frau Flinner GRÜNE 10559 A Heinrich FDP 10560 C Sielaff SPD 10562 B Kalb CDU/CSU 10563 D Müller (Schweinfurt) SPD 10565 D Freiherr Heereman von Zuydtwyck CDU/ CSU 10568 B Tagesordnungspunkt 5: Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Regelung des Geschäftswertes bei land- oder forstwirtschaftlichen Betriebsübergaben (Drucksachen 11/2343, 11/4394) Eylmann CDU/CSU 10571A Schütz SPD 10572 A Kleinert (Hannover) FDP 10573 D Engelhard, Bundesminister BMJ 10574 C Tagesordnungspunkt 6: Beratung der Beschlußempfehlungen des Petitionsausschusses: Sammelübersichten 109, 110 und 111 zu Petitionen (Drucksachen 11/4384, 11/4385, 11/4386) Weiss (München) GRÜNE 10575 B Dr. Göhner CDU/CSU 10576 C Reuter SPD 10577 D Frau Dr. Segall FDP 10578 D Peter (Kassel) SPD 10579 C Namentliche Abstimmung 10580 D Ergebnis 10603 B Zusatztagesordnungspunkt 5: Aktuelle Stunde betr. Haltung der Bundesregierung zur zukünftigen Kohlepolitik Jung (Düsseldorf) SPD 10581B Gerstein CDU/CSU 10582 A Stratmann GRÜNE . . 10583B, 10589D, 10600 D Beckmann FDP 10584 B Einert, Minister des Landes Nordrhein-Westfalen 10585 B Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU 10587 A Menzel SPD 10588 A Dr.-Ing. Laermann FDP 10588D Dr. Haussmann, Bundesminister BMWi . 10590 C Lafontaine, Ministerpräsident des Saar- landes 10592A, 10597 C Müller (Wadern) CDU/CSU 10594 A Schreiner SPD 10595 A Dr. Blüm, Bundesminister BMA 10596A, 10598B Hinsken CDU/CSU 10598 C Schäfer (Offenburg) SPD 10599 C Dr. Sprung CDU/CSU 10601 B Vizepräsident Cronenberg 10590 B Dr. Lippelt (Hannover) GRÜNE (Erklärung nach § 32 GO) 10602 C Tagesordnungspunkt 7: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Aufhebung von Rechtsvorschriften über die Abtretung von Beamtenbezügen zum Heimstättenbau (Drucksachen 11/3256, 11/4443) . 10604 D Tagesordnungspunkt 8: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Änderung der Bundes-Apothekerordnung (Drucksachen 11/4231, 11/4459) . . . 10605 A Tagesordnungspunkt 10: Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersichten 112 und 113 zu Petitionen (Drucksachen 11/4431, 11/4432) 10605 B Tagesordnungspunkt 9: Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 22. April 1988 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Simbabwe zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen, vom Vermögen und von den Gewinnen aus der Veräußerung von Vermögen (Drucksachen 11/3645, 11/4411) Frau Eid GRÜNE (Erklärung nach § 31 GO) 10605D Tagesordnungspunkt: Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP: Parlamentswahlen in Panama (Drucksache 11/4527) Volmer GRÜNE (Erklärung nach § 31 GO) 10606A IV Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 143. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 11. Mai 1989 Tagesordnungspunkt 11: a) Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Lenzer, Maaß, Engelsberger, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Dr.-Ing. Laermann, Kohn, Neuhausen, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Bilanz und Zukunftsperspektiven der Forschungspolitik (Drucksachen 11/1630, 11/2683) b) Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Vosen, Roth, Dreßler, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Forschung zur Humanisierung des Arbeitslebens (Drucksachen 11/2601, 11/3780) c) Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Beendigung des Forschungsprojekts Eurobrüter (ERUG) (Drucksache 11/4179) d) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Forschung und Technologie zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über die Umsetzung des Berichts der Bundesregierung über „Status und Perspektiven der Großforschungseinrichtungen" (Drucksachen 10/6225, 11/3725) e) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Forschung und Technologie zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag für eine Entscheidung des Rates über ein mehrjähriges Forschungs- und Entwicklungsprogramm (1989 bis Mitte 1993) für Nahrungsmittelwissenschaft und -technologie „FLAIR" (FoodLinked Agro-Industrial Research) Nahrungsmittelbezogene agrarindustrielle Forschung (Drucksachen 11/2899 Nr. 3.30, 11/3994) f) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Forschung und Technologie zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bundesbericht Forschung 1988 (Drucksachen 11/2049, 11/4112) Lenzer CDU/CSU 10607 B Vosen SPD 10609 A Dr.-Ing. Laermann FDP 10610D Wetzel GRÜNE 10612D Engelsberger CDU/CSU 10615 A Catenhusen SPD 10616 D Dr. Riesenhuber, Bundesminister BMFT 10620 C Timm FDP 10624 C Maaß CDU/CSU 10626 A Seidenthal SPD 10627 D Dr. Voigt (Northeim) CDU/CSU 10629 B Tagesordnungspunkt 12: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft zum Entschließungsantrag der Fraktion der SPD zum Entwurf eines Gesetzes zur Ergänzung der arbeitsmarktpolitischen Instrumente und zum Schutz der Solidargemeinschaft vor Leistungsmißbrauch (Achtes Gesetz zur Änderung des Arbeitsförderungsgesetzes) (Drucksachen 11/1167, 11/3862) Kastning SPD 10630 B Schemken CDU/CSU 10631 D Frau Hillerich GRÜNE 10634 A Neuhausen FDP 10635 A Dr. Lammert, Parl. Staatssekretär BMBW 10635 D Tagesordnungspunkt 13: Erste Beratung des von den Abgeordneten Dreßler, Heyenn, Andres, Egert, Dr. Haack, Hasenfratz, Kirschner, Peter (Kassel), Reimann, Schanz, Schreiner, Frau Steinhauer, Urbaniak, Frau Weiler, von der Wiesche, Bernrath, Dr. Vogel und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Vereinheitlichung der Kündigungsfristen von Arbeitern und Angestellten (Zweites Arbeitsrechtsbereinigungsgesetz) (Drucksache 11/956) Frau Steinhauer SPD 10636D Fuchtel CDU/CSU 10637 D Hoss GRÜNE 10640 B Heinrich FDP 10641B Hasenfratz SPD 10642 D Seehofer, Parl. Staatssekretär BMA . . 10644 C Tagesordnungspunkt 14: a) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu der Vereinbarung vom 25. November 1986 über die Bereitstellung und den Betrieb von Flugsicherungseinrichtungen und -diensten durch EUROCONTROL in der Bezirkskontrollzentrale Maastricht (Drucksachen 11/3814, 11/4173) b) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Verkehr zu den Unterrichtungen durch das Europäische Parlament Entschließung zum Luftfrachtverkehr in der Gemeinschaft Entschließung zur Zukunft von Eurocontrol im Rahmen der Flugsicherung im westeuropäischen Luftraum Entschließung zur potentiellen Kapazität der Flughäfen in der Europäischen Ge- Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 143. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 11. Mai 1989 V meinschaft im Hinblick auf die Herausforderung von 1992, zur Überlastung der Flughäfen und zu den Problemen der Luftverkehrssicherheit Entschließung zur Liberalisierung des Luftverkehrs, zur Vollendung des Binnenmarktes und zu den Folgen für die Sicherheit im Flugverkehr (Drucksachen 11/1958, 11/2731, 11/2732, 11/2733, 11/4249) Tillmann CDU/CSU 10646 C Ibrügger SPD 10648 A Gries FDP 10649B Frau Teubner GRÜNE 10651 B Jung (Limburg) CDU/CSU 10652 B Kretkowski SPD 10654 A Zusatztagesordnungspunkt 6: Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Teubner, Frau Rock, Weiss (München) und der Fraktion DIE GRÜNEN: Verkehr am Oberrhein (Drucksache 11/3863) Frau Teubner GRÜNE 10655 C Haungs CDU/CSU 10656 B Frau Faße SPD 10657 B Kohn FDP 10658B Tagesordnungspunkt 16: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung eines Nachtrags zum Bundeshaushaltsplan für das Haushaltsjahr 1989 (Nachtragshaushaltsgesetz 1989) (Drucksache 11/4350) Dr. Waigel, Bundesminister BMF . . . 10659A Esters SPD 10660 D Borchert CDU/CSU 10661D Frau Vennegerts GRÜNE 10663 A Dr. Weng (Gerlingen) FDP 10664 A Tagesordnungspunkt 17: a) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über den Stand der Arbeiten zur Umsetzung der Beschlüsse der 2. Internationalen Nordseeschutz-Konferenz vom 24. bis 25. November 1987 in London (Drucksache 11/3847) b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung an den Deutschen Bundestag über die weitere Entwicklung der Belastung der Gewässer durch Ammonium-Stickstoff und Phosphor (Drucksache 11/4213) Grüner, Parl. Staatssekretär BMU . . . 10665 B Frau Blunck SPD 10666 C Harries CDU/CSU 10667 C Frau Garbe GRÜNE 10668 B Wolfgramm (Göttingen) FDP 10669 C Zusatztagesordnungspunkt 7: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Zwölften Gesetzes zur Änderung des Bundeskindergeldgesetzes (Drucksache 11/4508) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 8: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Bundeserziehungsgeldgesetzes und anderer Vorschriften (Drucksache 11/4509) Frau Männle CDU/CSU 10670 C Frau Schoppe GRÜNE 10671 C Eimer (Fürth) FDP 10672 C Frau Dr. Götte SPD 10673 D Werner (Ulm) CDU/CSU 10675 C Hüser GRÜNE 10677 A Frau Dr. Lehr, Bundesminister BMJFFG 10677 D Nächste Sitzung 10678 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 10679* A Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 143. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 11. Mai 1989 10537 143. Sitzung Bonn, den 11. Mai 1989 Beginn: 9.01 Uhr
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    Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens SPD 12.05.89 * Amling SPD 12.05.89 Antretter SPD 12.05.89* Bindig SPD 12.05.89 * Frau Blunck SPD 12.05.89* Böhm (Melsungen) CDU/CSU 12.05.89 * Dr. Briefs GRÜNE 12.05.89 Buschbom CDU/CSU 12.05.89 Büchner (Speyer) SPD 12.05.89 * Bühler (Bruchsal) CDU/CSU 12.05.89 * Dr. von Bülow SPD 11. 05.89 Frau Conrad SPD 12. 05.89 Dr. Ehrenberg SPD 12.05.89 Eich GRÜNE 12.05.89 * Dr. Feldmann FDP 12.05.89** Frau Fischer CDU/CSU 12.05.89 * Francke (Hamburg) CDU/CSU 12.05.89 Gallus FDP 12.05.89 Frau Geiger CDU/CSU 12.05.89 Genscher FDP 12.05.89 Dr. Hauff SPD 12.05.89 Heimann SPD 11.05.89 Dr. Hennig CDU/CSU 12.05.89 Dr. Holtz SPD 11.05.89 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Höffkes CDU/CSU 12.05.89 * Irmer FDP 12.05.89 Frau Kelly GRÜNE 12.05.89 Kittelmann CDU/CSU 12. 05.89 ** Klein (Dieburg) SPD 12.05.89 Dr. Klejdzinski SPD 12.05.89 Dr. Graf Lambsdorff FDP 11. 05.89 Lenzer CDU/CSU 12. 05.89 ' Frau Luuk SPD 12.05.89* Frau Dr. Martiny-Glotz SPD 12.05.89 Dr. Müller CDU/CSU 12.05.89* Niegel CDU/CSU 12.05.89* Frau Pack CDU/CSU 12.05.89* Paintner FDP 12.05.89 Pfuhl SPD 12.05.89 * PoB SPD 11.05.89 Reddemann CDU/CSU 12.05.89 * Reuschenbach SPD 12.05.89 Rühe CDU/CSU 12.05.89 Dr. Schäuble CDU/CSU 12.05.89 Dr. Scheer SPD 12.05.89* Schmidt (München) SPD 12.05.89* von Schmude CDU/CSU 12.05.89* Dr. Soell SPD 12.05.89* Steiner SPD 11. 05.89* Dr. Todenhöfer CDU/CSU 12. 05.89 Voigt (Frankfurt) SPD 12.05.89 Dr. Vondran CDU/CSU 11. 05.89 Frau Dr. Wilms CDU/CSU 12. 05.89 Dr. Wulff CDU/CSU 12.05.89 * Zierer CDU/CSU 12.05.89 * *
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    Rede von Dora Flinner


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Eines zeigt der Agrarbericht ganz gewiß: Die Regierungspolitik treibt die deutsche Landwirtschaft systematisch in den Ruin.

    (Zuruf von der CDU/CSU)

    — Natürlich. Sie, Herr Kiechle, und Ihre Kollegen lassen unsere Bäuerinnen und Bauern im Stich. Da nützen keine beschwichtigenden Worte, die über die Probleme nur hinweghuschen, wie wir sie uns auch in der Regierungserklärung vom 28. April anhören mußten. Wer da genau aufgepaßt hat, konnte bemerken, daß es der Regierung nicht darum geht, die Nöte der Bauern zu beheben, daß es ihr nicht darum geht, den Konflikt zwischen moderner Landwirtschaft und Naturschutz anzugehen, daß es ihr nicht darum geht, den gewachsenen ländlichen Raum zu bewahren. Es geht statt dessen um die Marktsanierung; und da ist zu ergänzen: auf Kosten der kleinen und mittleren Betriebe. Es geht um Europa, genauer gesagt, um den Binnenmarkt. Denn nicht umsonst hat Herr Kohl das alles im Zusammenhang mit seiner Europapolitik gesagt.
    So geben die auf den ersten Blick recht nichtssagenden und doch so vielsagenden Kanzlerworte Einblick in das, was die Regierung unter einer verläßlichen Zukunftsperspektive für den bäuerlichen Familienbetrieb versteht. Wo bleibt diese Zukunftsperspektive, wenn sich laut Agrarbericht die Einkommen der landwirtschaftlichen Unternehmen um 10,5 % vermindert haben, ja, die verfügbaren Einkommen gar um 15,4 % zurückgegangen sind? Wer sagt, er wolle unsere Bauern für den europäischen Markt wettbewerbsfähig machen, darf nicht vergessen, zu erwähnen, daß er mehr als der Hälfte aller Höfe überhaupt nicht die Chance gibt, in diesen Wettbewerb einzutreten, geschweige denn ihn zu bestehen.
    Im Norden der Bundesrepublik, so sagt der Agrarbericht, finden sich überwiegend Produktionsstrukturen, die mit anderen wettbewerbsstarken Regionen in der EG vergleichbar sind. Hier liegt die Wachstumsschwelle auch schon bei 50 ha. Aber der Gewinn pro Unternehmen ist dort auch nicht höher als in Süddeutschland. Nur die Umweltprobleme sind erheblich größer. Es hat wirklich keinen Sinn, in diese Richtung zu steuern.

    (V o r sitz : Vizepräsident Stücklen)

    Die Regierung schaut neidisch auf andere EG-Partnerländer wie die Niederlande, Großbritannien oder Dänemark und wünscht sich dortige Verhältnisse auch für unsere Landwirtschaft. Ich kann nur dringend abraten. Vielfach haben gerade dort Monokulturen und die Konzentration insbesondere in der tierischen Erzeugung zu irreparablen Umweltschäden geführt. Eine Landschaft mit Artenvielfalt, wie wir sie hier noch manchmal antreffen, ist in den dortigen landwirtschaftlichen Nutzgebieten nicht mehr zu sehen.
    Außerdem ist auf der Ebene der chemisierten und rationalisierten Landwirtschaft der Wettbewerb noch härter. Dort dreht sich die Spirale von Intensivierung, Investitionsbedarf und Rationalisierungszwang noch viel schneller. Das sollte unseren Bäuerinnen und Bauern wirklich keiner zumuten.
    Genauso ist es ein Unding, wenn 54 % der Ausgaben des Agrarhaushalts, die für die landwirtschaftliche Sozialpolitik aufgewendet werden, als besondere Leistung für die Landwirte dargestellt werden. In Wirklichkeit dient dieser Posten doch nur zur sozialen Abfederung der Folgen einer jahrzehntelangen falschen Agrarpolitik.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Dieser Strukturwandel ist inzwischen so weit gegangen, daß wir in diesem Jahr erstmals mehr Leistungsempfänger aus der landwirtschaftlichen Alterskasse haben, als es Beitragszahler gibt.

    (Freiherr von Schorlemer [CDU/CSU]: Wie hätten Sie's denn gern?)

    Das muß man sich einmal vorstellen. Es ist kein Wunder, daß folglich die kleinen Betriebe durch die Beitragslast völlig überfordert sind.
    Aber nicht diese Höfe und ihre Betriebsleiter oder Betriebsleiterinnen trifft die Schuld an der Misere, sondern schuld sind die Rahmenbedingungen, welche die Agrarpolitik gesetzt hat und die bewirken, daß ihnen das Wasser bis zum Halse steht.
    Der Agrarbericht soll verdecken, wie schlimm die Situation wirklich ist. So werden jetzt alle Betriebe bis 40 000 DM Standardbetriebseinkommen zu den kleinen gezählt. Früher lag diese Grenze bei 30 000 DM. Warum werden in der Testbetriebsbuchführung die Nebenerwerbsbetriebe unter 5 000 DM Standardbetriebseinkommen überhaupt nicht mehr erfaßt? Damit man sich keine Gedanken darüber macht, wie viele ohne Gewinn oder sogar mit Verlust arbeiten.
    Was der Agrarbericht uns auch vorenthält, ist die katastrophale ökologische Situation. Landwirtschaft und Naturschutz, heute oft als miteinander verfeindet bezeichnet, gehören grundsätzlich zusammen. Ohne Natur- und Artenschutz kann niemand auf Dauer gute



    Frau Flinner
    Landwirtschaft treiben. Die Verschiebung der Novellierung des Bundesnaturschutzgesetzes bedeutet, daß die Chance vertan wurde, die ökologischen Probleme in den Griff zu bekommen. Hier hätten endlich verbindliche Regelungen, wie wir sie schon lange fordern, zur Festschreibung einer bäuerlich-ökologischen Landwirtschaft getroffen werden müssen.
    Niemand darf sich einbilden, man könne gleichzeitig gegen die Natur Landwirtschaft betreiben und dabei gesunde Nahrungsmittel erzeugen. Genausowenig reichen Genbanken zur Erhaltung der Artenvielfalt auf unserer Erde. Gentechnik und die großflächige Einführung des Anbaus sogenannter nachwachsender Rohstoffe werden uns nicht zu mehr Ökologie verhelfen, sondern im Gegenteil ungeahnte Probleme bringen.

    (Eigen [CDU/CSU]: Wirklich völliger Unsinn!)

    Zum Thema Bäuerinnen und Bauern: Erneut ist im Agrarbericht die Arbeit der Bäuerinnen kaum erwähnt, obwohl von ihnen ein Drittel der gesamten landwirtschaftlichen Arbeit zusätzlich zur Haushaltsführung geleistet wird. Mit der Feststellung, daß die soziale Absicherung der Bäuerinnen verbessert werden könnte, darf sich die Regierung nicht begnügen. Es ist gänzlich unangemessen, bei entsprechenden Korrekturen zugleich die Erhöhung der Beiträge anzudrohen; denn schließlich ist die Politik dieser Regierung am Rückgang der Beitragszahler schuld und muß die höheren Bundeszuschüsse zur Agrarsozialversicherung verantworten.
    Der soziale und gesellschaftliche Fortschritt darf vor dem Eingangstor der Bauernhöfe nicht stehenbleiben. Mit Befragungen, Untersuchungen, Erwägungen und vor allem mit Beschwichtigungen wurden die Bäuerinnen bisher mehr vertröstet als berücksichtigt. Das darf so nicht weitergehen, Herr Kiechle.
    Wir haben einen Antrag zur Verbesserung der Situation der Bäuerinnen eingebracht, dessen Verwirklichung diesen Frauen tatsächliche Hilfe bringen würde. Die Bäuerinnen müssen endlich einen eigenständigen Anspruch aus der landwirtschaftlichen Alterskasse, der Kranken- und Unfallversicherung erhalten. Sie müssen endlich, wie andere erwerbstätige Frauen auch, einen gesetzlich verankerten Mutterschutz erhalten, der nicht an zusätzliche Bedingungen geknüpft ist.
    Unser Antrag stellt ein umfassendes Konzept dar, den Bäuerinnen in den Bereichen, wo sie bisher immer benachteiligt waren, zu ihrem Recht zu verhelfen. Niemand sollte uns nachsagen, wir gingen mit unseren Forderungen zu weit oder wollten gar für die Bäuerinnen eine bevorzugte Stellung erreichen. Was wir fordern, ist die seit langem für die Bäuerinnen fällige Angleichung bei der Rente und bei den Möglichkeiten, wie sie für Frauen aus anderen gesellschaftlichen Gruppen längst selbstverständlich sind.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Meine Damen und Herren, auch wenn es uns die Herren von der Regierung immer wieder absprechen wollen: In der Agrarpolitik ist eine grundlegende Abkehr vom falschen Weg, den die Regierung immer noch verfolgt, dringend erforderlich. Unsere Agrarpolitik bedeutet ein durchführbares Konzept für die Bäuerinnen und Bauern, für eine ökologisch-bäuerliche Landwirtschaft und für den ländlichen Raum.
    Danke schön.

    (Beifall bei den GRÜNEN)



Rede von Richard Stücklen
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat der Abgeordnete Heinrich.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Ulrich Heinrich


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wir haben heute in diesen drei Beratungsstunden eine ganze Palette von Themen zu bewältigen. Ich möchte mich in meinem Beitrag schwerpunktmäßig allerdings nur mit einem Thema beschäftigen, nämlich mit dem europäischen Binnenmarkt und dessen Auswirkungen auf die Landwirtschaft.

    (Sielaff [SPD]: Das ist interessant, Herr Heinrich! Da bin ich gespannt, was Sie dazu sagen! Ich werde gleich darauf eingehen!)

    — Es freut mich, daß Sie gespannt sind.
    Ich hätte natürlich genauso große Lust, mich zur Agrarsozialpolitik auszulassen; denn ich bedaure sehr, daß wir in dieser Legislaturperiode nicht mehr eine umfassende Reform durchführen können, sondern nur noch den ersten Schritt. Nichtsdestotrotz begrüße ich, wenn wir diesen ersten Schritt noch in dieser Legislaturperiode auch tatsächlich gehen können.
    Ich beschäftige mich auch weniger mit dem, was wir auf den Weg gebracht haben, sondern vielmehr damit, welche Maßnahmen wir in der Zukunft treffen sollten, um der Situation gerecht zu werden.
    Die Koalition hat in einer Großen Anfrage an die Bundesregierung die Brisanz und Wichtigkeit dieses Themas zum Ausdruck gebracht. Europa ist in der augenblicklich laufenden Diskussion Thema Nummer eins. Dies nicht nur, weil wir am 18. Juni zum drittenmal das Europäische Parlament wählen, sondern auch, weil uns das Datum 1. Januar 1993 mit der Vollendung des europäischen Binnenmarkts in allen Politik- und Wirtschaftsbereichen sehr beschäftigt.
    Jeder fragt sich: Was kommt auf uns zu? Haben wir Vorteile zu erwarten, oder werden wir überrollt? Wie sieht es mit der Wettbewerbsfähigkeit aus, und wie stark sind wir nach wie vor mit Wettbewerbsverzerrungen beschäftigt? Solche Gedanken treiben natürlich auch unsere Bauern um.
    Die Einkommensituation der Landwirtschaft ist ja auch nur als schlecht zu bezeichnen. Die meisten Bauern verbinden genau diesen schlechten Zustand automatisch mit Brüssel; denn dort werden ja die Preise gemacht und die Mengen festgelegt.
    Durch die gemeinsamen Marktordnungen für fast alle Agrarprodukte in der Landwirtschaft ist die Landwirtschaft der am weitesten integrierte Wirtschaftsbereich. Nachteilig wirkt sich allerdings immer eine nicht vorhandene europäische Währungsunion aus; denn jede D-Mark-Aufwertung im Verhältnis zu den anderen europäischen Währungen bringt eine Wettbewerbsverschlechterung für die deutschen Bauern



    Heinrich
    mit sich. Währungsausgleichsbeträge sind hier oft nur ein unzureichender Ersatz und werden schnell als eine weitere Subvention gebrandmarkt. Das habe ich vorhin auch in einer anderen Rede gehört.
    Ich meine, wir sollten schneller und mit aller Konsequenz auf das Ziel einer einheitlichen Währung hinarbeiten, um dieses dauernde Hickhack „Währungsausgleich — Abbau des Währungsausgleichs" endlich beenden zu können.

    (Zustimmung bei der FDP und der CDU/ CSU)

    Hier muß ich aber auch ein Wort in Richtung Bundesregierung sagen, und zwar in Form eines Tadels. Die Bundesregierung gibt in ihrer Antwort auf die Große Anfrage im Zusammenhang mit dem Währungsausgleich die betriebsbezogenen staatlichen Hilfen mit 37 % der Gewinne von Vollerwerbsbetrieben an und wirft dabei alle möglichen staatlichen Hilfen in einen Topf. Diese Vermengung in dieser Form ist schlichtweg nicht zulässig. Wenn die Bundesregierung die Dinge schon so vermischt, dann kann man vom Bürger auch keine objektive Betrachtungsweise verlangen. Ich erinnere an die Diskussion, die wir jetzt um die 5 % Mehrwertsteuer führen, die wir ja als Ausgleich für eine Abwertung bekommen haben. Darüber redet heute kein Mensch mehr. Es heißt: Ihr Bauern streicht zusätzlich Milliardensubventionen ein. Aber wir müssen uns dann entsprechend rechtfertigen. Hier wäre mir eine klarere Trennung wirklich lieber.
    Wir haben in der Bundesrepublik laut Antwort der Bundesregierung besondere Probleme, die sich aus der historisch bedingten kleinbetrieblichen Struktur in weiten Teilen der Bundesrepublik ableiten lassen. Wenn es wahr ist, daß sich der Wettbewerb mit den anderen Mitgliedstaaten mit der Vollendung des europäischen Binnenmarkts verstärkt, dann müssen wir meiner Meinung nach noch stärker die Instrumente einsetzen, die eine Wettbewerbsverbesserung herbeiführen.

    (Sielaff [SPD]: Jetzt!)

    Das bedeutet, daß wir die Ausgleichszulage in den benachteiligten Gebieten erhöhen müssen.
    Ich möchte in diesem Zusammenhang ausdrücklich die Verbesserung bei den Nebenerwerbsbetrieben bei der Mutterkuhhaltung und den Wegfall der Mitverantwortungsabgabe für Milch in benachteiligten Gebieten lobend erwähnen. Wünschbar wäre, daß wir auch in diesen Gebieten die Mitverantwortungsabgabe für Getreide völlig streichen könnten. Das ist dringend vonnöten.

    (Eigen [CDU/CSU]: Sehr gut!)

    Unsere Bauern müssen ihre Betriebe entwickeln können; denn im Vergleich der Betriebsgrößen — dabei nehme ich die Veredelung und Sonderkulturen mit hinzu — sind wir fast das Schlußlicht in der EG. Deshalb dürfen wir die Grenzen auch bei dem derzeit diskutierten Strukturgesetz nicht zu eng ziehen. Für Romantik ist nur ein ganz kleiner Spielraum vorhanden, Herr Kollege Kreuzeder. In der Regel fehlt genau dafür dann auch das Geld. Das sehen wir ja heute schon. Schon heute sind viele Länder nicht in der
    Lage, allein den Spielraum auszunutzen und auszuschöpfen, den die Gesetzgebung vorgibt. Hier ist zwar jeder Wunsch berechtigt, aber Wünsche alleine reichen nicht. Hier muß Substanz hinein. Romantik reicht hier nicht aus.

    (Kreuzeder [GRÜNE]: Eine andere Verteilung!)

    In diesem Zusammenhang möchte ich nochmals an eine dringend notwendige flexible Handhabung der Milchquote erinnern. Es ist einfach nicht mehr vermittelbar, daß wir uns angeblich aus unserer Selbstknebelung nicht befreien können. Doch leider muß man sagen, daß auch die CSU das immer noch nicht begriffen hat. Ich bitte, daß Sie sich doch auch noch einmal mit der Frage auseinandersetzen.
    Ich stelle fest: Wir in der Bundesrepublik haben eine schlechtere Struktur als unsere Nachbarn und dazu noch die höchsten Produktionskosten — nicht zuletzt durch schärfere Baugesetze und schärfere Umweltauflagen hervorgerufen.
    Nichtsdestoweniger liegen genau hier die Chancen, die der Binnenmarkt der deutschen Landwirtschaft eröffnet. Die Wettbewerbsverzerrungen müssen und können konsequent abgebaut werden. Dazu müssen wir die Harmonisierungsbemühungen auf ganz bestimmten schwerpunktartigen Feldern vorantreiben. Ich bin Herrn Kiechle dankbar, daß auch er das heute morgen in seiner Rede angesprochen hat. Diese Chance, die uns dieser Binnenmarkt bietet, müssen wir nutzen! Ich nenne hier nur die wichtigsten Bereiche: Pflanzenschutzgesetz, Düngemittelgesetz, Tierschutzgesetz, Tierseuchengesetz.

    (Frau Flinner [GRÜNE]: Was machen Sie da?)

    Bezüglich des Tierseuchengesetzes möchte ich hinzufügen, daß ich es außerordentlich bedaure, daß der Vorschlag für eine Verordnung des Rates zur Regelung der viehseuchenrechtlichen Kontrolle im innergemeinschaftlichen Handel auf Grund von fehlenden fachlichen und rechtlichen Voraussetzungen die Abschaffung der Grenzkontrolle zu dem vorgesehenen Zeitpunkt nicht erlaubt und wir im Ausschuß dieser Verordnung deshalb auch nicht zustimmen konnten.
    Bei den Pflanzenschutzmitteln fordere ich eine europaweit einheitliche Zulassung für die einzelnen Wirkstoffe; denn nur so kommen wir mit dieser Harmonisierungsbemühung voran.
    Unbefriedigend ist auch die Tatsache, daß unsere Nachbarn die EG-Trinkwasserverordnung zwar verabschiedet haben, aber gerade in den Anwendungsbereichen von Pflanzenbehandlungsmitteln und Düngemitteln wir die schärfsten Auflagen haben. Hier muß eine Harmonisierung erfolgen; sonst können unsere Bauern nicht mehr mithalten.
    Damit ich aber nicht falsch verstanden werde: Ich bin für strenge Regelungen im Umweltschutz und im Pflanzenschutz sowie für strenge Tierschutzauflagen. Von mir aus könnte man einen Großteil der Pflanzenbehandlungsmittel, die schwer abbaubar oder nicht abbaubar sind, verbieten. Nur: dann, bitte schön, europaweit! Dann machen wir mit, dann sind wir mit von der Partie. Ich möchte die Energie der Bundesregie-



    Heinrich
    rung darauf lenken, daß wir hier endlich einmal Fortschritte bekommen.

    (Beifall bei der FDP, der CDU/CSU und der SPD)

    Ich glaube, daß wir es nicht verantworten können, die deutsche Landwirtschaft weiterhin mit einseitigen nationalen Regelungen zu drangsalieren.
    Bei der Hühnerhaltung haben wir bereits einheitliche EG-Normen. Warum sollte das nicht auch bei anderen Tiergattungen möglich sein?
    Die Landwirtschaft hat im europäischen Einigungsprozeß eine Vorreiterrolle gespielt. Die Sorgen und Probleme, die die anderen Wirtschaftsbereiche heute erst diskutieren, sind in der Landwirtschaft schon längst unser tägliches Brot.
    Bisher waren wir mit den Problemen, die der EG- Agrarmarkt für uns brachte, ziemlich alleingelassen. Es ist zu hoffen, daß mit einer Integration der gesamten Wirtschaft gewisse Nachteile für die Landwirtschaft ausgeglichen werden können. Ich habe einige Dinge davon vorhin angesprochen.
    Ein gemeinsamer Agrarmarkt, ein offenes, liberales Europa, ein Markt mit 320 Millionen Verbrauchern, — das ist, alles zusammengenommen, eine faszinierende Perspektive, auch für die Landwirtschaft! Sorgen wir dafür, daß alle gesellschaftlichen Gruppen an dieser Chance partizipieren können und daß die Vorreiterrolle unserer Bauern nicht umsonst war!
    Ich bedanke mich.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)