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    Plenarprotokoll 11/140 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 140. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 27. April 1989 Inhalt: Begrüßung des Präsidenten des Folketing des Königreichs Dänemark, Herrn Erik Ninn-Hansen, und der Mitglieder seiner Delegation 10291 A Glückwünsche zum Geburtstag des Abg. Hoss 10291 B Erweiterung der Tagesordnung . . . 10291 B Absetzung des Punktes 18 — Regelung des Geschäftswertes bei land- oder forstwirtschaftlichen Betriebsübergaben — und der Aktuellen Stunde — Chancen der Deeskalation infolge der Unterbrechung des Hungerstreiks durch zwei RAF-Mitglieder — von der Tagesordnung 10291 C Tagesordnungspunkt 3: Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung zur künftigen Regierungsarbeit Dr. Kohl, Bundeskanzler 10291 D Dr. Vogel SPD 10304 D Dr. Dregger CDU/CSU 10316B Genscher, Bundesminister AA 10322 D Frau Dr. Vollmer GRÜNE 10326 A Dr. Ehmke (Bonn) SPD 10329 C Dr. Waigel, Bundesminister BMF . . 10332 C Frau Matthäus-Maier SPD 10339 D Dr. Graf Lambsdorff FDP 10342 B Frau Trenz GRÜNE 10348A Dr. Penner SPD 10349 B Frau Traupe SPD (zur GO) 10351 D Dr. Waffenschmidt, Parl. Staatssekretär BMI (zur GO) 10352 A Bohl CDU/CSU (zur GO) 10352 B Dr. Vogel SPD (zur GO) 10353 C Dr. Stoltenberg, Bundesminister BMVg 10354 A Schäfer (Offenburg) SPD 10356 A Dr. Töpfer, Bundesminister BMU . . 10359A Frau Wollny GRÜNE 10360A Dreßler SPD 10361A Cronenberg (Arnsberg) FDP 10363 C Eich GRÜNE 10364 C Jahn (Marburg) SPD (Erklärung nach § 31 GO) 10365 C Namentliche Abstimmungen . . . 10366A, B, C Ergebnisse 10372A, 10373C, 10375A Tagesordnungspunkt 4: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit zu dem Antrag der Fraktion DIE GRÜNEN: Gesundheitsgefährdung durch Kosmetika — Verbot von Natriumlaurylsulfat in Zahncremes und Deklarationspflicht für alle Inhaltsstoffe von Kosmetika (Drucksachen 11/871, 11/2978) 10366D Tagesordnungspunkt 5: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu dem Antrag der Abgeordneten Frau Rust und der Fraktion DIE GRÜNEN: Stopp der Atomexporte (Drucksachen 11/1169, 11/3001) 10366D II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 140. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 27. April 1989 Tagesordnungspunkt 6: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zu dem Antrag der Abgeordneten Frau Saibold, Frau Wollny und der Fraktion DIE GRÜNEN: Kennzeichnung von Milch, Milchprodukten und Säuglingsnahrung mit Werten radioaktiver Belastung und Ausweitung des Meßstellennetzes (Drucksachen 11/486, 11/3925) . . . 10366D Tagesordnungspunkt 7: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Auswärtigen Ausschusses zu der Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zu den Massendemonstrationen in den baltischen Staaten (Drucksachen 11/2729, 11/4004) 10367 A Tagesordnungspunkt 8: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Auswärtigen Ausschusses zu der Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zu den Menschenrechten in der Sowjetunion (Drucksachen 11/255, 11/4005) . . . 10367 A Tagesordnungspunkt 9: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Auswärtigen Ausschusses zur Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zur Errichtung einer europäischen Stiftung für Osteuropa-Forschung (Drucksachen 10/6274, 11/883 Nr. 9, 11/4029) . . . 10367 B Tagesordnungspunkt 10: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Haushaltsausschusses zu dem Antrag des Bundesministers für Wirtschaft Rechnungslegung über das Sondervermögen des Bundes „Ausgleichsfonds zur Sicherung des Steinkohleneinsatzes" — Wirtschaftsjahr 1986 — (Drucksachen 11/1508, 11/4157) 10367 B Tagesordnungspunkt 11: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Haushaltsausschusses zu dem Antrag des Bundesministers der Finanzen: Einwilligung in die Veräußerung eines bundeseigenen Grundstücks in Düsseldorf gem. § 64 Abs. 2 der Bundeshaushaltsordnung (Drucksachen 11/3797, 11/4162) 10367 C Tagesordnungspunkt 12: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung a) Vorschlag für eine Verordnung (EWG) des Rates zur Änderung der Verordnung (EWG) Nr. 2727/75 über die gemeinsame Marktorganisation für Getreide b) Vorschlag für eine Verordnung (EWG) des Rates mit Grundregeln für die Prämie zur Verwertung von Getreide als Futtermittel im Wirtschaftsjahr 1989/90 (Drucksachen 11/3882 Nr. 3.5, 11/4167) 10367 C Tagesordnungspunkt 13: Beratung der Beschlußempfehlung des Rechtsausschusses: Übersicht 11 über die dem Deutschen Bundestag zugeleiteten Streitsachen vor dem Bundesverfassungsgericht (Drucksache 11/4207) . 10367 D Tagesordnungspunkt 14: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag für eine Entscheidung des Rates über das LINGUA-Programm zur Förderung der fremdsprachlichen Ausbildung in der Europäischen Gemeinschaft Vorschlag für eine Entscheidung des Rates zur Förderung des Fremdsprachenunterrichts in der Europäischen Gemeinschaft als Bestandteil des LINGUA-Programms (Drucksachen 11/4019 Nr. 2.43, 11/4240) 10367 D Tagesordnungspunkt 15: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag für einen Beschluß des Rates zur Änderung von Anhang A der Richtlinie 85/397/EWG bezüglich des Gefrierpunktes der Milch (Drucksachen 11/3927 Nr. 3.9, 11/4243) 10368 A Tagesordnungspunkt 16: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Rechtsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag für die 12. Gesellschaftsrechtliche Richtlinie des Rates betreffend Gesellschaften mit beschränkter Haftung mit einem einzigen Gesellschafter (Drucksachen 11/2724 Nr. 1, 11/2766, 11/4346) 10368A Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 140. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 27. April 1989 III Tagesordnungspunkt 17: Beratung der Beschlußempfehlungen des Petitionsausschusses: Sammelübersichten 107 und 108 zu Petitionen (Drucksachen 11/4382, 11/4383) 10386A Tagesordnungspunkt 19: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Europäischen Übereinkommen vom 16. Mai 1972 über Staatenimmunität (Drucksache 11/4307) b) Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN: Änderung der Geschäftsordnung des Deutschen Bundestages (Drucksache 11/985) c) Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Eid, Volmer und der Fraktion DIE GRÜNEN: Bezuschussung von bundesdeutschem Managementpersonal in der Dritten Welt aus der Entwicklungshilfe (Drucksache 11/1667) d) Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Steuerrechtliche Behandlung von Entschädigungszahlungen für HIV-infizierte Hämophile (Drucksache 11/4140) e) Beratung des Antrags der Abgeordneten Toetemeyer, Westphal, Dr. Ehmke (Bonn), Bahr, Bindig, Brück, Duve, Gansel, Dr. Glotz, Großmann, Dr. Hauchler, Dr. Holtz, Koschnick, Luuk, Dr. Niehuis, Dr. Osswald, Renger, Schanz, Dr. Scheer, Schluckebier, Dr. Soell, Stobbe, Dr. Timm, Verheugen, Voigt (Frankfurt), Wieczorek-Zeul, Wischnewski, Würtz, Dr. Vogel und der Fraktion der SPD: Mitbestimmung im Deutschen Entwicklungsdienst (Drucksache 11/4170) f) Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP: Änderung des Berichtszeitraums für die Halbjahresberichte der Bundesregierung über die Tätigkeit der Europäischen Gemeinschaft, des Europarats und der Westeuropäischen Union (Drucksache 11/4241) g) Beratung des Antrags der Abgeordneten Gerster (Worms), Horn, Erler, Frau Fuchs (Verl), Heistermann, Dr. Klejdzinski, Kolbow, Koschnick, Leonhart, Steiner, Zumkley, Leidinger, Opel, Ibrügger, Dr. Vogel und der Fraktion der SPD: Auszahlung der Leistungen nach dem Unterhaltssicherungsgesetz an wehrübende Reservisten (Drucksache 11/3712) h) Beratung des Antrags der Abgeordneten Hoss, Frau Schoppe, Frau Unruh, Frau Beck-Oberdorf und der Fraktion DIE GRÜNEN: Keine Anrechnung nicht durchsetzbarer Unterhaltsansprüche auf die Arbeitslosenhilfe (Drucksache 11/4180) 10369 B Tagesordnungspunkt 20: Erste Beratung des von den Abgeordneten Horn, Frau Fuchs (Verl), Gerster (Worms), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Aufhebung der Verlängerung von Grundwehrdienst und Zivildienst und zur Neuregelung der Dauer des Zivildienstes (Drucksache 11/4379) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Erste Beratung des von den Abgeordneten Hauser (Esslingen), Breuer, Kossendey, Dr. Uelhoff und Genossen und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Ronneburger, Dr. Hoyer, Nolting, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Aussetzung der Verlängerung des Grundwehrdienstes (Drucksache 11/4436) Gerster (Worms) SPD 10370 C Hauser (Esslingen) CDU/CSU 10376 C Frau Schilling GRÜNE 10377 C Dr. Hoyer FDP 10378 B Tagesordnungspunkt 21: a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Übereinkommen vom 26. Oktober 1979 über den physischen Schutz von Kernmaterial (Drucksache 11/3990) b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Wollny und der Fraktion DIE GRÜNEN: Atommüllendlager „Schacht Konrad" in Salzgitter-Blekkenstedt (Drucksache 11/2002) c) Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Garbe, Frau Wollny und der Fraktion DIE GRÜNEN: Leukämiemorbidität in der Umgebung des AKW Würgassen (Drucksache 11/2353) d) Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN: Unterrichtung der Bevölkerung über die im Hanauer ALKEM-Bunker gelagerten Spaltstoffe (Drucksache 11/1682) IV Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 140. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 27. April 1989 e) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung zur Entsorgung der Kernkraftwerke und anderer kerntechnischer Einrichtungen (Drucksache 11/1632) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 4: Beratung des Antrags der Abgeordneten Brauer, Dr. Daniels (Regensburg), Frau Flinner, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE GRÜNEN: Sofortige Stillegung und sicherer Einschluß des THTR 300 (Drucksache 11/4418) Harries CDU/CSU 10380 A Schütz SPD 10382 A Baum FDP 10384 B Frau Wollny GRÜNE 10385 C Dr. Friedrich CDU/CSU 10387 B Schmidt (Salzgitter) SPD 10389 C Dr.-Ing. Laermann FDP 10390 D Dr. Daniels (Regensburg) GRÜNE . . 10391 D Reuter SPD 10393 D Dr. Töpfer, Bundesminister BMU . . 10396 B Dr. Daniels (Regensburg) GRÜNE (Erklärung nach § 30 GO) 10399 A Tagesordnungspunkt 22: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung über den Abbau der Fehlsubventionierung im Wohnungswesen (Drucksachen 11/4085, 11/4390) Müntefering SPD 10399 D Pesch CDU/CSU 10401 A Frau Oesterle-Schwerin GRÜNE . . . 10401D Zywietz FDP 10402 C Echternach, Parl. Staatssekretär BMBau 10403 C Vizepräsident Cronenberg 10404 D Tagesordnungspunkt 23: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zu dem Antrag der Abgeordneten Schmidbauer, Carstensen (Nordstrand), Dörflinger, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Baum, Kleinert (Hannover), Frau Dr. Segall, Dr. Weng (Gerlingen), Wolfgramm (Göttingen) und der Fraktion der FDP: Weitere Maßnahmen zur Reduzierung der Stickstoffoxidemissionen aus Kraftfahrzeugen zu dem Antrag der Abgeordneten Frau Dr. Hartenstein, Bachmaier, Frau Blunck, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Abgasentgiftung der Kraftfahrzeuge (Drucksachen 11/3598, 11/2009, 11/4402) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 5: Beratung des Antrags des Abgeordneten Brauer und der Fraktion DIE GRÜNEN: Maßnahmen gegen überhöhte Geschwindigkeiten durch Lastkraftwagen (Drucksache 11/4419) Schmidbauer CDU/CSU 10405 B Frau Dr. Hartenstein SPD 10408 B Baum FDP 10412A Brauer GRÜNE 10413 B Dr. Töpfer, Bundesminister BMU . . 10414 D Brauer GRÜNE (zur GO) 10416D Bohl CDU/CSU 10417 A Tagesordnungspunkt 24: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des KriegsdienstverweigerungsNeuordnungsgesetzes (Drucksachen 11/1942, 11/4388, 11/4409) Sauer (Stuttgart) CDU/CSU 10417 D Gilges SPD 10419 A Eimer (Fürth) FDP 10420 D Frau Schilling GRÜNE 10421 D Pfeifer, Parl. Staatssekretär BMJFFG . 10422 D Tagesordnungspunkt 25: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Innenausschusses zu dem Antrag der Fraktion der SPD: Forderungen zur Situation der Polizeien in Bund und Ländern (Drucksachen 11/2243, 11/4056) Graf SPD 10424 B Kalisch CDU/CSU 10426 A Such GRÜNE 10428 A Dr. Hirsch FDP 10429 B Waffenschmidt, Parl. Staatssekretär BMI 10430 C Frau Dr. Sonntag-Wolgast SPD . . . . 10431 D Tagesordnungspunkt 26: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Adoptionsver- Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 140. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 27. April 1989 V mittlungsgesetzes (Drucksache 11/4154) (Zu Protokoll gegebene Reden siehe Anlage 2) 10434 C Nächste Sitzung 10434 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 10435* A Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Reden zu Punkt 26 der Tagesordnung: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Adoptionsvermittlungsgesetzes (Drucksache 11/4154) 10435* C Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 140. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 27. April 1989 10291 140. Sitzung Bonn, den 27. April 1989 Beginn: 9.00 Uhr
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    *) Anlage 2 Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens SPD 28. 04. 89** Dr. Apel SPD 28.04.89 Dr. Blens CDU/CSU 27.04.89 Buschbom CDU/CSU 28.04.89 Büchner (Speyer) SPD 27.04.89 Clemens CDU/CSU 27.04.89 Dr. Daniels (Regensburg) GRÜNE 27. 04.89 Daweke CDU/CSU 28.04.89 Gattermann FDP 28.04.89 Großmann SPD 28.04.89 Dr. Hauff SPD 28. 04.89 Dr. Hitschler FDP 28.04.89 Dr. Holtz SPD 27. 04.89 Höffkes CDU/CSU 28. 04.89 Frau Hürland-Büning CDU/CSU 28.04.89 Ibrügger SPD 28.04.89*** Kittelmann CDU/CSU 28.04.89 Koschnick SPD 28.04.89 Dr. Kreile CDU/CSU 28.04.89 Lamers CDU/CSU 27.04.89 Frau Dr. Martiny-Glotz SPD 28.04.89 Menzel SPD 28.04.89 Meyer SPD 27.04.89 Mischnick FDP 28.04.89 Dr. Mitzscherling SPD 28.04.89 Dr. Neuling CDU/CSU 28.04.89 Niegel CDU/CSU 28.04.89 * Dr. Osswald SPD 28.04.89 Frau Pack CDU/CSU 28.04.89 Paintner FDP 28.04.89 Poß SPD 27.04.89 Reddemann CDU/CSU 28.04.89 Reschke SPD 27.04.89 Dr. Schneider (Nürnberg) CDU/CSU 28.04.89 Schröer (Mülheim) SPD 28.04.89 Spranger CDU/CSU 27.04.89 Stiegler SPD 28.04.89 Stobbe SPD 28.04.89 Frau Teubner GRÜNE 28.04.89 Dr. Unland CDU/CSU 28.04.89 Frau Wilms-Kegel GRÜNE 28.04.89 Wischnewski SPD 28.04.89 Wüppesahl fraktionslos 27.04.89 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union *** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Reden zu Punkt 26 der Tagesordnung: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Adoptionsvermittlungsgesetzes (Drucksache 11/4154) Frau Dr. Lehr, Bundesminister für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit: Lassen Sie mich kurz den Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Änderung des Adoptionsvermittlungsgesetzes begründen, der heute in erster Lesung hier behandelt wird. Wir haben uns heute abend mit einem Gesetzentwurf zu beschäftigen, der auf einem schweren menschlichen Problem beruht. In unserem Land wird häufig vergessen, daß es eine große Gruppe von Ehepaaren gibt, die keine Kinder bekommen können, obwohl sie Kinder wollen. Dies ist keine kleine Gruppe; die Schätzungen schwanken zwischen 10 und 15 %. Und, meine Damen und Herren: Ich kann diesen Wunsch gut verstehen, denn Kinder machen Freude, Kinder bereichern das Leben, Kinder gehören einfach zum Leben dazu. Es gibt viele Wege, diesen Paaren zu helfen. Hierzu gehören neben der Verbesserung der medizinischen Diagnostik und Therapie ein Ausbau der Erforschung von Ursachen der Unfruchtbarkeit sowie verbesserte Beratungsmöglichkeiten für betroffene Paare. Hierzu bereitet die Bundesregierung einen Forschungsschwerpunkt vor. Doch mit den medizinischen Möglichkeiten, aber auch mit der engeren weltweiten Verflechtung haben sich auch neue Möglichkeiten für gewissenlose Geschäftemacher ergeben, die den Wunsch nach Kindern in nicht zu verantwortender Weise kommerziell ausnutzen. Mit dem heute in erster Lesung zu beratenden Entwurf zur Änderung des Adoptionsvermittlungsgesetzes sollen zwei Wege verbaut werden, bei denen Kinder auf ethisch nicht vertretbare Weise vermittelt werden. Dies ist zum ersten die Vermittlung von Leihmüttern, wie sie in Frankfurt und anderen Städten versucht worden ist. Hier gibt das geltende Recht schon Eingriffsmöglichkeiten, doch wir müssen hier mit größerer Härte vorgehen können. Wir müssen Umgehungspraktiken - bis hin zum Kinderhandel - unterbinden. Dies soll dieser Gesetzentwurf erreichen. Zum zweiten gibt es Vermittler, die kinderlosen Ehepaaren gegen Geld schwangere Frauen - meist aus der dritten Welt - zuführen und den Ehemann nach der Geburt des Kindes zu einer wahrheitswidrigen Vaterschaftsanerkennung veranlassen, um auf dem Wege einer anschließenden Ehelichkeitserklärung zu einem Kind zu kommen. Eine solche Vermittlung und Umgehung des Adoptionsvermittlungsgesetzes ist im besonderen Maße verwerflich. Wir können doch nicht zulassen, daß Frauen aus der Dritten Welt aus materieller Not von Geschäftemachern dazu gebracht werden, ihre Kinder zu verkaufen. Ich sage hier mit aller Entschiedenheit: Wer den Wunsch von Frauen und Männern, ein Kind zu bekommen, mit der materiellen Not anderer Frauen verbindet, um daraus Kapital zu schlagen, dem muß das Handwerk gelegt werden. 10436* Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 140. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 27. April 1989 Der Gesetzentwurf stellt jedoch jede Form der Vermittlung von Ersatzmüttern unter Strafe — auch die unentgeltliche. Eine Strafverschärfung ist vorgesehen, wenn der Vermittler gegen Entgelt oder geschäftsmäßig handelt. Die Suche oder das Angebot von Bestelleltern oder Ersatzmüttern in Zeitungsanzeigen und sonstigen öffentlichen Erklärungen sollen mit Bußgeld bedroht werden. Auch wird der angesprochene zweite Fall mit Bußgeld belegt, nämlich derjenige, in dem schwangere Frauen an Männer vermittelt werden, die wahrheitswidrig die Vaterschaft für das Kind anerkennen. Diese Änderungen des Adoptionsvermittlungsgesetzes sind nur ein erster, allerdings dringlicher Schritt zur Klärung der rechtlichen Fragen, die sich durch den medizinischen Fortschritt in der Fortpflanzungsmedizin ergeben. Ich bitte Sie, dieses Gesetz zügig zu beraten, damit wir den Mißständen entgegentreten können. Die Bundesregierung wird ihrerseits bald den Entwurf eines Embryonenschutzgesetzes vorlegen, das die sonstigen auf Bundesebene zu regelnden Fragen der Fortpflanzungsmedizin abdeckt. Schmidt (Salzgitter) (SPD): Mit der vorgelegten Novelle zum Adoptionsvermittlungsgesetz soll dem Unwesen des Kinderhandels über den Adoptionsmißbrauch Einhalt geboten werden. Es waren zwar vor einer Reihe von Monaten nicht sehr viele Fälle von mißbräuchlicher Form der Auslandsadoptionen, sie waren jedoch — siehe die Meldungen aus Frankfurt — außerordentlich spektakulär. Ein besonderer Teil des Adoptionsmißbrauchs ist die Ersatzmutterschaft. Sie ist spezieller Inhalt der vorliegenden Novelle. Die SPD-Fraktion begrüßt diesen Gesetzesvorschlag, weil er die Not von Frauen einzugrenzen hilft und zugleich der Geschäftemacherei mit Kindern einen Riegel vorschiebt. Schon seit Jahren tritt die SPD für eine Beendigung der Ersatzoder Leih-Mutterschaft ein. Der Körper einer Frau darf — auch nicht zum Zwecke neu entstehenden Lebens — nicht zum Handelsobjekt und zum käuflichen Organ werden. Insofern gibt es auch mit der SPD hier keine Probleme, wenngleich wir feststellen, daß die Regelung mehr als überfällig ist; schließlich reden wir alle schon seit Beginn der Legislaturperiode von einer konkreten Umsetzung dieses Ansatzes. Kritik üben wir aber mit allem Nachdruck an der Unvollständigkeit des Gesetzeswerks, das wir als Stückwerk bezeichnen müssen. Immerhin fehlen die übrigen wichtigen Vorschriften gegen den Adoptionsmißbrauch, vor allem aber — wie es auch der Bundesrat in seiner Stellungnahme ausgedrückt hat — die Vorschläge der Bundesregierung für ein Gesamtkonzept der Fortpflanzungsmedizin. Leider besteht trotz interessanter Vorschläge der Bund-Länder-Arbeitsgruppe „Fortpflanzungsmedizin" keine Kraft auf der Regierungsseite, die ebenfalls überfällige Initiative zu unternehmen. Der vorgesehenen Überweisung des Gesetzes-Entwurfs an die Ausschüsse stimmen wir zu. Frau Männle (CDU/CSU): „Babys auf Bestellung, Mütter à la carte zu Preisen ab 30 000 S." Mit diesem Angebot löste ein amerikanischer Babymakler im Oktober 1987 eine Welle öffentlicher Empörung angesichts moderner Formen der Vermarktung menschlichen Lebens im zivilisierten Westen aus, provozierte viele zum Nachdenken über die moralischen Grundlagen unseres Rechtssystems und zwang die politisch Verantwortlichen zum Handeln. Zeigt sich darin übertriebene Entrüstung einer fortschrittsskeptischen neuen Generation, die die Segnungen einer erfolgversprechenden Dienstleistungsbranche mit unbegründeter Verachtung straft? Ignorieren wir durch Verbote die berechtigten Interessen vieler Ehepaare, deren Wunsch nach einem eigenen Kind unerfüllt blieb? Leihmutterschaft ist keineswegs — wie einige meinen — eine Chance für selbstbestimmte Geschäfte, eine legitime und lukrative Einnahmequelle für Frauen, das Ende individuellen Leides für viele Ehepaare. Leihmutterschaft und Leihmuttervermittlung, eine schönfärberische Umschreibung für freiwilligunfreiwilligen Verkauf des eigenen Körpers bzw. für organisierte Vermarktung der Gebärfähigkeit von Frauen, für Degradierung menschlichen Lebens zur Handelsware, sind Ausdruck gesellschaftlich-kulturellen Rückschritts, erschreckende Beispiele einer totalen Entkopplung von Ethik und Kommerz. Für die Unionsparteien ist die Antwort eindeutig und vorbehaltlos: Nein zur Leihmutterschaft. Die Werteordnung des Grundgesetzes gilt auch für das Privatrecht; sie gebietet staatliche Einschränkungen des Selbstbestimmungsrechts von Frauen. Bei der Abwägung der legitimen Interessen von Ehepaaren auf Erfüllung ihres Kindeswunsches und dem gesellschaftlichen Interesse am Schutz des historisch gewachsenen Wertekodex müssen die langfristigen Folgen für die möglichen Verschiebungen unseres ethisch-moralischen Koordinatensystems, die negativen Wirkungen auf die gesellschaftliche Rolle und das Selbstverständnis von Frauen, die Beeinträchtigung der Persönlichkeitsentwicklung der Kinder, die Achtung des Rechts des Kindes auf einheitliche Elternschaft sowie die rechtlichen Probleme bei Vertragsstörungen stärker gewichtet werden. Aber auch die sozialen und psychischen Probleme, die in Leihfamilien entstehen könnten, müssen berücksichtigt werden. Durch eine Auftragsschwangerschaft, die vom Partner der Leihmutter, von ihren in der eigenen Familie lebenden Kindern einen erheblichen Rollenwechsel, ein zeitlich befristetes emotionales Sicheinstellen auf das werdende Leben fordern, könnten diese in unerträgliche Konfliktsituationen verstrickt werden. Mit dem heute in erster Lesung zu beratenden Gesetzentwurf zur Änderung des Adoptionsvermittlungsgesetzes löst die Bundesregierung ihr Versprechen ein, auf die perfiden Praktiken von Babyvermittlern mit klaren Verbotsnormen zu reagieren. Unter Strafe gestellt werden alle Formen der Ersatzmuttervermittlung, werden sie unentgeltlich, gegen Entgelt, Bewerbs- oder geschäftsmäßig betrieben. Darüber hinaus wird das Suchen — besser gesagt — Anheuern von sowie das Anbieten von bzw. Werben mit Leih- Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 140. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 27. April 1989 10437* müttern, z. B. durch Anzeigen oder Berichte in Zeitungen, verboten und mit einem Bußgeld belegt. Auch dubiose Geschäftspraktiken wie die des Grafen Adelmann von Adelmannsfelden werden durch den heute vorliegenden Gesetzentwurf rechtlich untersagt. Das Adoptionsvermittlungsgesetz wurde dadurch zu umgehen versucht, daß Adoptionswillige wahrheitswidrig die Vaterschaft für ein nichteheliches Kind zum Zwecke der Ehelicherklärung anerkennen. In den Ausschußberatungen müssen eingehend die Bedenken des Bundesrates, der gehörten Verbände sowie einiger Organisationen erörtert werden, insbesondere die Frage der Plazierung des Verbots der Ersatzmuttervermittlung im bestehenden Rechtssystem, die Koordinierung der einzelnen Gesetzesmaßnahmen im Bereich Fortpflanzungstechnologie, das Problem der Einstufung von Tatbeständen als Straftat oder Ordnungswidrigkeit. Ferner muß überprüft werden, inwieweit das Adoptionsvermittlungsgesetz in der ergänzten Fassung ein effektives Instrumentarium zur Bekämpfung von Privatadoptionen und Kinderhandel aus der Dritten Welt, die unter dem Deckmantel der Legalität betrieben werden, darstellt. Über die Notwendigkeit gesetzgeberischen Handelns, die Bestrafung der Ersatzmuttervermittlung, besteht weitgehend Konsens unter den Parteien. Mit einem enggeschnürten Gesetzespaket gegen alle Formen der Ersatzmuttervermittlung, gegen Mißbrauch bzw. Umgehungsversuche der Adoptionsvermittlung sind aber keineswegs die gesellschaftlichen Probleme gelöst. Die Motive von Bestelleltern und Leihmüttern müssen erforscht, die psychischen Folgekosten des vermeintlich technisch-medizinischen Fortschritts für Familien analysiert und den betroffenen Familien durch ein breit angelegtes Beratungsnetz wirksam geholfen werden. Die moralische Entrüstung über die Mißbrauchspraktiken in Ländern der Dritten Welt, Rufe nach Strafverschärfung, laufen ins Leere, wenn wir an Symptomen kurieren statt Ursachen zu bekämpfen. Korruption, Elend und Verzweiflung in den Ländern der Dritten Welt sind durch wohlklingende Absprachen auf höchster Regierungsebene nicht zu beheben. Trotz der vielen Fragezeichen sollten wir unverzüglich ein Signal setzen. Es geht um mehr als um die Bekämpfung unlauterer Geschäfte, es geht um die Achtung des Gebots unserer Verfassung: „Die Meschenwürde ist unantastbar" . Leihmutterschaft ist kein befristetes Beschäftigungsverhältnis auf Honorarbasis, Leihmutterschaft ist Pervertierung unseres kulturellen Erbes. „Rent an uterus" muß ein Fremdwort im deutschen Sprachgebrauch bleiben. Eimer (Fürth) (FDP): Die moderne Fortpflanzungsmedizin hat unsere Welt verändert. Die Medizin kann heute in vielen Fällen helfen, daß Ehepaare sich ihren Wunsch nach Kindern erfüllen können, der vorher nicht erfüllbar war. Die Fortpflanzungsmedizin hat aber auch viel Verunsicherung gebracht, weil die genetische Mutter nicht mehr automatisch mit der Mutter übereinstimmen muß, die das Kind austrägt. Daran schließen sich viele Fragen und Probleme juristischer vor allem aber ethischer Art. So muß man fragen, was passiert, wenn ein Kind behindert ist, wenn es von den Bestelleltern nicht abgenommen wird oder wenn die Leihmutter ihr Kind, das sie ausgetragen hat, nicht mehr abgeben will. Daneben gibt es eine Reihe von Fragen zu den überzähligen Embryonen, die bei dieser Technik entstehen und zur Zeit eingefroren sind. Nur einen Teil dieser auftretenden Probleme kann und will dieses Gesetz regeln. So soll die Vermittlung von Leihmüttern verboten werden, ganz gleich ob dies kommerziell oder unentgeltlich geschieht, desgleichen die Werbung in Anzeigen, die Ersatzmütter entweder sucht oder anbietet. Nicht bestraft werden sollen nach diesem Gesetz die Ersatzmutter und die Bestelleltern. Daneben bleiben eine Reihe von Fragen offen, die ich zum Teil bereits angesprochen habe, aber auch solche nach der Beurteilung der Ärzte, die solche Handlungen an Leihmüttern vornehmen, die, wie gesagt, in diesem Gesetz nicht geregelt werden können, sondern einem vorgesehenen Embryonenschutzgesetz vorbehalten bleiben sollen. Ich muß gestehen, daß ich mich bei der Regelung dieser Probleme schwertue, daß ich mir meiner Sache nicht sehr sicher bin. Ich glaube, es besteht Einigkeit, daß keine großen Sympathien für den kommerziellen Handel mit Ersatzmüttern und Kindern in unserem Volk bestehen. Aber die Probleme sind vielschichtig, und wir werden dieses Gesetz sehr eingehend beraten müssen, gerade unter ethischen Gesichtspunkten. Ich hoffe, daß gerade dieses Gesetz in den Ausschüssen mit sehr viel Ernsthaftigkeit beraten wird, daß wir uns im klaren sind über die Tragweite unserer Beschlüsse, ganz gleich, in welche Richtung wir tendieren, und ich halte es für wichtig, daß wir uns alle darüber im klaren sind, daß wir möglicherweise etwas beraten, das sich einer perfekten Regelung und einem menschlichen Richterspruch entzieht. Die FDP ist sich ihrer Verantwortung gerade bei dieser Diskussion bewußt, und wir hoffen auf eine entsprechende ernsthafte Beratung.
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    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()

    Wir halten am Konzept der Wiederaufarbeitung fest, nicht im Sinne eines Glaubensbekenntnisses, aber aus sachlichen Gründen, die ich hier kurz wiederholen will: Wir möchten möglichst wenig langlebige Radionukleide in einem Endlager verbuddeln, weil wir der Überzeugung sind, Herr Kollege Schäfer, daß wir, wenn wir mit unserer Generation den Nutzen der Kernenergie in Anspruch nehmen, auch, soweit möglich, die Lasten tragen müssen. Je mehr Sie an strahlender Materie verbuddeln, desto mehr an Problemen überlassen Sie Ihren Kindern und Enkeln.

    (Schütz [SPD]: Je mehr Sie schaffen! — Schäfer [Offenburg] [SPD]: Ja, je mehr Sie produzieren!)

    — Lassen Sie mich doch ab und zu ein paar zusammenhängende Sätze sagen!
    Sie sollten bei der Debatte so ehrlich sein, einzuräumen, daß Sie immer mit einem verbalen Trick arbeiten. Sie sagen nämlich immer: Die Wiederaufarbeitung führt zu mehr radioaktivem Abfall. Das ist nur insofern richtig, als die Abfallmenge größer wird, weil z. B. Handschuhe hinzukommen. Sie sollten einmal ehrlich zugeben, daß der wirklich gefährliche strahlende Inhalt weniger wird. Diesen Trick von Ihnen lese ich in jeder Lokalzeitung meines Wahlkreises. Das ist von der Argumentation her — ich darf es noch einmal sagen — unredlich.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU)

    Sie sollten auch folgendes nicht mehr machen — ich will einmal ein paar Dinge abräumen, damit wir uns
    über solche falschen Dinge nicht mehr unterhalten müssen — : Sie sollten keine Presseerklärungen wie in der letzten Woche — 19. April 1989 — abgeben, in denen Sie vor dem Einstieg in die Plutoniumwirtschaft warnen.

    (Zuruf von der SPD)

    — Doch, ich habe die Presseerklärung dort unten liegen.

    (Schäfer [Offenburg] [SPD]: Sie sollten sie oben haben!)

    — Ich habe mich ausdrücklich erkundigt — Herr Kollege Stahl weiß das kraft früherer Regierungsverantwortung genau — : Die ersten Transporte zur Wiederaufarbeitung in England und in Frankreich sind in den Jahren 1972/73 abgegangen.

    (Schäfer [Offenburg] [SPD]: Nein!)

    — Ich habe mich gestern telefonisch erkundigt. — Die Zusammenarbeit wurde in den Jahren 1978/79 intensiviert.

    (Schäfer [Offenburg] [SPD]: Ab 1976!)

    Es wird laufend wiederaufgearbeitet. Das Plutonium kommt zu uns zurück, und es wird in deutschen Kernkraftwerken verbrannt.
    Deshalb kann es nie um die Frage — Sie haben das neulich völlig richtig gesagt, Herr Daniels — des Einstiegs in die Plutoniumwirtschaft gehen, sondern es geht, wenn überhaupt, um den Ausstieg. — Der Kollege Stahl nickt. Sie sollten sich wirklich von diesem Kollegen etwas sagen lassen, wenn Sie solche Presseerklärungen formulieren.

    (Stahl [Kempen] [SPD]: Ja, aber die hören nicht auf mich! — Heiterkeit)

    Jetzt komme ich zur europäischen Zusammenarbeit: Die europäische Zusammenarbeit bei der Entsorgung machen wir u. a., aber nur sehr nachgeordnet, von Preisen abhängig. Sehr viel wichtiger ist erstens Entsorgungssicherheit für lange Zeit, zweitens Strahlenschutz auf technisch hohem Niveau und drittens echte industrielle Arbeitsteilung — echte Arbeitsteilung! Die Abgabe von Hochtechnologie nach Frankreich und dafür die Übernahme von französischem Atommüll ist keine echte industrielle Arbeitsteilung.
    Ich habe zwar nicht mehr mit den bayerischen Ministerien darüber geredet, aber ich kann Ihnen garantieren: In Wackersdorf werden bayerische Behörden ein europäisches Atommüllager nicht genehmigen.
    Wir sollten darauf achten, daß wir nicht jede Hochtechnologie, auch wenn sie in unserer Bevölkerung umstritten ist, ins Ausland verlagern. Da gibt es sehr vieles: Da gibt es die Gentechnologie, da gibt es die einzelnen Teile der atomaren Versorgung und Entsorgung. Ich halte es nicht für vertretbar, wenn sich SPD-Kollegen hinstellen und den Ingenieuren und Technikern der Anlagenbauer sagen, sie sollten lieber Windmühlenflügel bauen, sie sollten lieber Wärmedämmaterial verkaufen. — Lesen Sie einmal nach, was der SPD-Fraktionsvorsitzende im Bayerischen Landtag



    Dr. Friedrich
    gesagt hat. — Das sind die Empfehlungen und die Alternativen der SPD.

    (Schäfer [Offenburg] [SPD]: Haben Sie etwas gegen Wärmedämmung?)

    So können Sie mit diesen Menschen nicht umgehen. Ich fordere Sie auf, einmal mit mir zum Betriebsrat der KWU in meinem Wahlkreis zu gehen. Das sollten Sie denen einmal ins Gesicht sagen; soviel Mut sollten Sie haben.
    Ich persönlich bin der festen Überzeugung: Wenn Sie aus der Atomenergie insgesamt aussteigen — das wollen Sie ja; das akzeptiere ich als Ihre Meinung —, werden wir in Deutschland nicht bei den Windmühlen landen, und wir werden in absehbarer Zeit auch nicht bei der Solarenergie landen, sondern beim französischen Atomstrom.

    (Schäfer [Offenburg] [SPD]: Nein!)

    Wenn wir überhaupt noch ein paar Windmühlen mehr aufbauen — ich habe nichts dagegen —, dann werden das nicht die Ingenieure der hiesigen Anlagenbauer machen, sondern das ist viel billiger aus Korea und ähnlichen Ländern mit niedrigen Löhnen zu beziehen.
    Meine Damen und Herren, der Herr BennigsenFoerder von der VEBA hat uns in einem „Spiegel"-Artikel wissen lassen, er wolle einen Beitrag dazu leisten, politische Spannungen zu verringern und den energiepolitischen Konsens zwischen Kernenergie und Kohle wiederherzustellen. So etwas Naives habe ich von einem Industriemanager bisher noch nicht gehört.
    Die Wiederaufarbeitung kann schon aus technischen Gründen nicht der eigentliche Stein des Anstoßes sein; das wissen Sie ganz genau. Die Wiederaufarbeitung ist umstritten, weil es sich hier um eine im Prinzip neue Anlage — sieht man von Karlsruhe ab — handelt und Sie die Angst vor neuen Anlagen viel besser schüren können als die Angst vor bestehenden Anlagen. Bei den bestehenden kann man nämlich nachmessen und fragen: Wo sind denn die Strahlenopfer, die angeblich in Wackersdorf drohen? Solche Strahlenopfer müßten Sie irgendwann auch in der Umgebung. von Karlsruhe belegen können.

    (Frau Garbe [GRÜNE]: Wenn das so einfach wäre!)

    Frau Kollegin, ich darf Ihnen eines sagen — Sie haben es heute ja auch weitgehend bei Ihren Debattenbeiträgen deutlich gemacht: Der Vertreter der VEBA hat völlig übersehen, daß der einzige Unterschied bei den Protestierenden zwischen Wackersdorf und der Anlage in La Hague die Fahrtkosten sind. Das ist das einzige, was sich ändert. Es ist naiv, zu glauben, man bekommt Akzeptanz für eine Wiederaufarbeitung in Frankreich. Wir alle — das ist mein letzter Satz, Frau Präsidentin — wissen doch, mit wieviel besseren Argumenten man die Wiederaufarbeitung in La Hague in Frage stellen kann als die in Wackersdorf.
    Ich bedanke mich.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zuruf von der SPD: Noch besser: die gesamte Wiederaufarbeitungsanlage!)



Rede von Dr. Annemarie Renger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Abgeordnete Schmidt (Salzgitter).

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    Rede von Wilhelm Schmidt


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich habe mich der Aufgabe unterzogen, hier heute einige Anmerkungen aus der Situation von vor Ort zu machen, denn, wie Sie wissen, liegt Schacht Konrad in Salzgitter, in meinem Wahlkreis.
    Ich will gleich zu Anfang darauf hinweisen, daß es nicht darum geht, den Antrag der GRÜNEN zu diesem Punkt in Bausch und Bogen abzulehnen, weil wir an der Stelle durchaus manche der darin enthaltenen Sorgen teilen. Ein Abbruch des Verfahrens, wie er dort gefordert ist, geht aber beileibe nicht, wenn man die Sache ernsthaft angeht.

    (Beifall bei der SPD)

    Dennoch ist es so — das lassen Sie mich mit allem Ernst sagen, meine Damen und Herren — , daß auch wir, zumindest aus der Sicht Salzgitters, den Umweltminister ernsthaft um eine Prüfung bitten, ob er denn nicht seine Behörden um eine Aussetzung des Verfahrens angehen sollte, d. h. um eine vorübergehende Unterbrechung. Dies gäbe allen die Möglichkeit, etwas mehr als bisher aus dem zu lernen, was bisher auch an zusätzlichen Erkenntnissen in den vergangenen Monaten auf die Tische der verschiedenen Häuser gelangt ist. Sie würden damit auch ein wenig Lernfähigkeit unterstreichen, die ich Ihnen an mancher Stelle nun leider doch nicht zusprechen kann — jedenfalls nicht auf der Seite der CDU/CSU und der FDP, die nach Art von Gebetsmühlen, nicht Windmühlen, hier doch immer wieder das gleiche von sich geben.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Ich will auch darauf hinweisen, daß dieser Aussetzungsantrag, den wir hier allerdings nicht offiziell einbringen, sondern zunächst einmal nur im weiteren Verfahren in den Ausschüssen mitberaten möchten, ein offizieller Antrag des Rates der Stadt Salzgitter ist. Das heißt also: Die kommunalpolitischen Entscheidungsträger haben sich bereits in dieser Form geäußert, und zwar schon im Januar 1988 unter dem Eindruck der damals zusätzlich entstandenen Erkenntnisse.
    Wir haben vor Ort, wie natürlich auch hier im Hause — das wollen wir niemandem absprechen — , die Sicherheitskriterien als das oberste Gebot bei der Behandlung des Themas gesehen. Dabei haben wir es uns auch als Stadt Salzgitter nicht leicht gemacht. Wir haben Gegengutachten in Auftrag gegeben, die mit mehreren hunderttausend DM enorme Kosten verursacht haben. Damit sollte auch die Ernsthaftigkeit der Bemühungen um eine Aufklärung der Hintergründe unterstrichen werden.
    Wir sind nach allem, was wir jetzt wissen, zutiefst verunsichert in der Frage, wie die Konditionierung und wie eine unabhängige Produktkontrolle funktionieren kann. Ich erinnere dabei auch an das, was im 2. Untersuchungsausschuß dieses Hauses zur Aufklärung des Atomskandals gerade auf diesen Feldern beraten wird. Das hängt, Herr Töpfer, zwar nicht direkt mit dieser Materie zusammen. Es kann und sollte aber zumindest Überlegungen freien Raum geben, ob



    Schmidt (Salzgitter)

    denn nicht indirekt eine Verbindung hergestellt werden müßte.
    Das gleiche gilt auch für die Transportfragen. Sie sind zwar nicht Teil des atomrechtlichen Planfeststellungsverfahrens, wir, vor Ort, und auch die SPD hier im Hause legen aber schon Wert darauf, daß diese Fragen ganz in den Vordergrund der Entwicklungen, Untersuchungen und Entscheidungen gerückt werden und daß sie nicht leichtfertig an die Seite gestellt werden dürfen.
    Dies hat nicht zuletzt auch der Transnuklear-Skandal gezeigt. Ich bin schon gespannt, wie Sie beispielsweise auch in diesem Zusammenhang Gutachten, wie sie die Gewerkschaft der Eisenbahner Deutschlands in Auftrag gegeben haben, bewerten und wie Sie mit ihnen umgehen. Dazu kommen eine ganze Reihe von Aspekten, die ich jetzt hier nicht vertiefen will. Dazu gehören aber beispielsweise auch die Fragen der Standfestigkeit und Sicherheit des Bergwerks an sich, das nach bisheriger Lesart durchaus als sehr sicher, jedenfalls im Verhältnis zu anderen Bergwerken, angesehen wurde. Diese sehr vorsichtige, relative Bewertung teile ich. Das ist überhaupt gar keine Frage. Aber es gibt eine ganze Reihe von kritischen Punkten, die nach unserer Auffassung im Rahmen der bisherigen Planunterlagen nur sehr unzureichend untersucht worden sind.
    Ich möchte auch gern wissen — ebenso wie die vielen Menschen vor Ort in Salzgitter —, wie sich beispielsweise Ereignisse wie die Grubenexplosion in dem DDR-Kalischacht auswirken, die bei uns in Salzgitter noch erhebliche Störungen nach Art eines Erdbebens zur Folge gehabt hat. Ich will hinzufügen, daß sich die Grundwasserführung bei uns in den letzten Jahren erheblich verändert hat. Das ist im Zusammenhang mit dem Schacht Konrad unzureichend geklärt.
    Wir wollen auch genauso den Zusammenhang mit Wackersdorf einbringen, der nach unserer Auffassung bisher in der Debatte durchaus unzureichend berücksichtigt worden ist. Herr Schütz hat schon darauf hingewiesen: Nach der bisherigen Planunterlage für den Schacht Konrad ist beabsichtigt, 36 % des Wiederaufarbeitungsabfalls im Schacht Konrad zu lagern. Was passiert denn eigentlich, wenn das Ganze nicht mehr in Wackersdorf, sondern in La Hague stattfindet? Gewinnt das dadurch nicht eine andere Dimension, die auch andere Sicherheitskriterien mit sich bringt, die dann auch in dem Verfahren zum Schacht Konrad mehr als bisher untersucht werden müssen?

    (Beifall bei der SPD — Schütz [SPD]: So ist es! So sehen wir das auch!)

    Von daher lassen wir uns auch nicht davon abhalten, kritische Anmerkungen zu machen, die sich auch im Zusammenhang mit der Änderung ergeben sowie aus der Zahl und dem Umfang der atomaren Abfälle, die ja mit 195 000 m3 für Schacht Konrad vorgesehen sind.
    Ich will noch eines hinzufügen: Warum ist bisher eigentlich nirgendwo ein Wort darüber verloren worden, wie sich die Standortentscheidung zum Strahlenschutzamt, das ja in Salzgitter aufgebaut werden soll, auf das weitere Verfahren zum Schacht Konrad auswirken kann und wird. Denn das ist ja auch eine sehr relevante Frage. Ich sage in dem Zusammenhang: Nicht nur die inhaltliche Seite, sondern auch die Verfahrensseite ist dadurch möglicherweise beeinflußt.
    Ich sage letztendlich — das wiederhole ich, glaube ich, zum viertenmal im Plenum — , daß wir uns durch die Standortentscheidung für das Strahlenschutzamt die Entscheidung über Schacht Konrad vor Ort nicht abkaufen lassen, sosehr wir sie aus kommunalpolitischen und strukturpolitischen Gründen begrüßt haben.
    Ich fordere Sie auf, Herr Töpfer, die hier nur skizzierbar gewesenen Kriterien erneut sehr ernsthaft zu überprüfen. Prüfen Sie, ob Sie nicht doch zu einer Aussetzung des Verfahrens und damit zu einer vorübergehenden Nichtbehandlung kommen sollten, was die Möglichkeit einschlösse, daß Sie eine Nachbesserung in allen Unterlagen in Auftrag geben könnten.
    Wir vor Ort wollen uns nicht aus der Verantwortung abseilen. Wir vor Ort wollen mitdiskutieren, wir wollen zur Entscheidungsfindung beitragen. Darum sind wir nicht für den Abbruch; ich sage das deutlich. Darum werden wir den Antrag der GRÜNEN ablehnen. Wir fordern Sie aber auf, die anderen Kriterien sorgfältiger als bisher zu prüfen.

    (Beifall bei der SPD)