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    Plenarprotokoll 11/140 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 140. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 27. April 1989 Inhalt: Begrüßung des Präsidenten des Folketing des Königreichs Dänemark, Herrn Erik Ninn-Hansen, und der Mitglieder seiner Delegation 10291 A Glückwünsche zum Geburtstag des Abg. Hoss 10291 B Erweiterung der Tagesordnung . . . 10291 B Absetzung des Punktes 18 — Regelung des Geschäftswertes bei land- oder forstwirtschaftlichen Betriebsübergaben — und der Aktuellen Stunde — Chancen der Deeskalation infolge der Unterbrechung des Hungerstreiks durch zwei RAF-Mitglieder — von der Tagesordnung 10291 C Tagesordnungspunkt 3: Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung zur künftigen Regierungsarbeit Dr. Kohl, Bundeskanzler 10291 D Dr. Vogel SPD 10304 D Dr. Dregger CDU/CSU 10316B Genscher, Bundesminister AA 10322 D Frau Dr. Vollmer GRÜNE 10326 A Dr. Ehmke (Bonn) SPD 10329 C Dr. Waigel, Bundesminister BMF . . 10332 C Frau Matthäus-Maier SPD 10339 D Dr. Graf Lambsdorff FDP 10342 B Frau Trenz GRÜNE 10348A Dr. Penner SPD 10349 B Frau Traupe SPD (zur GO) 10351 D Dr. Waffenschmidt, Parl. Staatssekretär BMI (zur GO) 10352 A Bohl CDU/CSU (zur GO) 10352 B Dr. Vogel SPD (zur GO) 10353 C Dr. Stoltenberg, Bundesminister BMVg 10354 A Schäfer (Offenburg) SPD 10356 A Dr. Töpfer, Bundesminister BMU . . 10359A Frau Wollny GRÜNE 10360A Dreßler SPD 10361A Cronenberg (Arnsberg) FDP 10363 C Eich GRÜNE 10364 C Jahn (Marburg) SPD (Erklärung nach § 31 GO) 10365 C Namentliche Abstimmungen . . . 10366A, B, C Ergebnisse 10372A, 10373C, 10375A Tagesordnungspunkt 4: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit zu dem Antrag der Fraktion DIE GRÜNEN: Gesundheitsgefährdung durch Kosmetika — Verbot von Natriumlaurylsulfat in Zahncremes und Deklarationspflicht für alle Inhaltsstoffe von Kosmetika (Drucksachen 11/871, 11/2978) 10366D Tagesordnungspunkt 5: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu dem Antrag der Abgeordneten Frau Rust und der Fraktion DIE GRÜNEN: Stopp der Atomexporte (Drucksachen 11/1169, 11/3001) 10366D II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 140. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 27. April 1989 Tagesordnungspunkt 6: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zu dem Antrag der Abgeordneten Frau Saibold, Frau Wollny und der Fraktion DIE GRÜNEN: Kennzeichnung von Milch, Milchprodukten und Säuglingsnahrung mit Werten radioaktiver Belastung und Ausweitung des Meßstellennetzes (Drucksachen 11/486, 11/3925) . . . 10366D Tagesordnungspunkt 7: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Auswärtigen Ausschusses zu der Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zu den Massendemonstrationen in den baltischen Staaten (Drucksachen 11/2729, 11/4004) 10367 A Tagesordnungspunkt 8: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Auswärtigen Ausschusses zu der Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zu den Menschenrechten in der Sowjetunion (Drucksachen 11/255, 11/4005) . . . 10367 A Tagesordnungspunkt 9: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Auswärtigen Ausschusses zur Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zur Errichtung einer europäischen Stiftung für Osteuropa-Forschung (Drucksachen 10/6274, 11/883 Nr. 9, 11/4029) . . . 10367 B Tagesordnungspunkt 10: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Haushaltsausschusses zu dem Antrag des Bundesministers für Wirtschaft Rechnungslegung über das Sondervermögen des Bundes „Ausgleichsfonds zur Sicherung des Steinkohleneinsatzes" — Wirtschaftsjahr 1986 — (Drucksachen 11/1508, 11/4157) 10367 B Tagesordnungspunkt 11: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Haushaltsausschusses zu dem Antrag des Bundesministers der Finanzen: Einwilligung in die Veräußerung eines bundeseigenen Grundstücks in Düsseldorf gem. § 64 Abs. 2 der Bundeshaushaltsordnung (Drucksachen 11/3797, 11/4162) 10367 C Tagesordnungspunkt 12: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung a) Vorschlag für eine Verordnung (EWG) des Rates zur Änderung der Verordnung (EWG) Nr. 2727/75 über die gemeinsame Marktorganisation für Getreide b) Vorschlag für eine Verordnung (EWG) des Rates mit Grundregeln für die Prämie zur Verwertung von Getreide als Futtermittel im Wirtschaftsjahr 1989/90 (Drucksachen 11/3882 Nr. 3.5, 11/4167) 10367 C Tagesordnungspunkt 13: Beratung der Beschlußempfehlung des Rechtsausschusses: Übersicht 11 über die dem Deutschen Bundestag zugeleiteten Streitsachen vor dem Bundesverfassungsgericht (Drucksache 11/4207) . 10367 D Tagesordnungspunkt 14: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag für eine Entscheidung des Rates über das LINGUA-Programm zur Förderung der fremdsprachlichen Ausbildung in der Europäischen Gemeinschaft Vorschlag für eine Entscheidung des Rates zur Förderung des Fremdsprachenunterrichts in der Europäischen Gemeinschaft als Bestandteil des LINGUA-Programms (Drucksachen 11/4019 Nr. 2.43, 11/4240) 10367 D Tagesordnungspunkt 15: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag für einen Beschluß des Rates zur Änderung von Anhang A der Richtlinie 85/397/EWG bezüglich des Gefrierpunktes der Milch (Drucksachen 11/3927 Nr. 3.9, 11/4243) 10368 A Tagesordnungspunkt 16: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Rechtsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag für die 12. Gesellschaftsrechtliche Richtlinie des Rates betreffend Gesellschaften mit beschränkter Haftung mit einem einzigen Gesellschafter (Drucksachen 11/2724 Nr. 1, 11/2766, 11/4346) 10368A Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 140. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 27. April 1989 III Tagesordnungspunkt 17: Beratung der Beschlußempfehlungen des Petitionsausschusses: Sammelübersichten 107 und 108 zu Petitionen (Drucksachen 11/4382, 11/4383) 10386A Tagesordnungspunkt 19: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Europäischen Übereinkommen vom 16. Mai 1972 über Staatenimmunität (Drucksache 11/4307) b) Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN: Änderung der Geschäftsordnung des Deutschen Bundestages (Drucksache 11/985) c) Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Eid, Volmer und der Fraktion DIE GRÜNEN: Bezuschussung von bundesdeutschem Managementpersonal in der Dritten Welt aus der Entwicklungshilfe (Drucksache 11/1667) d) Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Steuerrechtliche Behandlung von Entschädigungszahlungen für HIV-infizierte Hämophile (Drucksache 11/4140) e) Beratung des Antrags der Abgeordneten Toetemeyer, Westphal, Dr. Ehmke (Bonn), Bahr, Bindig, Brück, Duve, Gansel, Dr. Glotz, Großmann, Dr. Hauchler, Dr. Holtz, Koschnick, Luuk, Dr. Niehuis, Dr. Osswald, Renger, Schanz, Dr. Scheer, Schluckebier, Dr. Soell, Stobbe, Dr. Timm, Verheugen, Voigt (Frankfurt), Wieczorek-Zeul, Wischnewski, Würtz, Dr. Vogel und der Fraktion der SPD: Mitbestimmung im Deutschen Entwicklungsdienst (Drucksache 11/4170) f) Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP: Änderung des Berichtszeitraums für die Halbjahresberichte der Bundesregierung über die Tätigkeit der Europäischen Gemeinschaft, des Europarats und der Westeuropäischen Union (Drucksache 11/4241) g) Beratung des Antrags der Abgeordneten Gerster (Worms), Horn, Erler, Frau Fuchs (Verl), Heistermann, Dr. Klejdzinski, Kolbow, Koschnick, Leonhart, Steiner, Zumkley, Leidinger, Opel, Ibrügger, Dr. Vogel und der Fraktion der SPD: Auszahlung der Leistungen nach dem Unterhaltssicherungsgesetz an wehrübende Reservisten (Drucksache 11/3712) h) Beratung des Antrags der Abgeordneten Hoss, Frau Schoppe, Frau Unruh, Frau Beck-Oberdorf und der Fraktion DIE GRÜNEN: Keine Anrechnung nicht durchsetzbarer Unterhaltsansprüche auf die Arbeitslosenhilfe (Drucksache 11/4180) 10369 B Tagesordnungspunkt 20: Erste Beratung des von den Abgeordneten Horn, Frau Fuchs (Verl), Gerster (Worms), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Aufhebung der Verlängerung von Grundwehrdienst und Zivildienst und zur Neuregelung der Dauer des Zivildienstes (Drucksache 11/4379) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Erste Beratung des von den Abgeordneten Hauser (Esslingen), Breuer, Kossendey, Dr. Uelhoff und Genossen und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Ronneburger, Dr. Hoyer, Nolting, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Aussetzung der Verlängerung des Grundwehrdienstes (Drucksache 11/4436) Gerster (Worms) SPD 10370 C Hauser (Esslingen) CDU/CSU 10376 C Frau Schilling GRÜNE 10377 C Dr. Hoyer FDP 10378 B Tagesordnungspunkt 21: a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Übereinkommen vom 26. Oktober 1979 über den physischen Schutz von Kernmaterial (Drucksache 11/3990) b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Wollny und der Fraktion DIE GRÜNEN: Atommüllendlager „Schacht Konrad" in Salzgitter-Blekkenstedt (Drucksache 11/2002) c) Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Garbe, Frau Wollny und der Fraktion DIE GRÜNEN: Leukämiemorbidität in der Umgebung des AKW Würgassen (Drucksache 11/2353) d) Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN: Unterrichtung der Bevölkerung über die im Hanauer ALKEM-Bunker gelagerten Spaltstoffe (Drucksache 11/1682) IV Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 140. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 27. April 1989 e) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung zur Entsorgung der Kernkraftwerke und anderer kerntechnischer Einrichtungen (Drucksache 11/1632) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 4: Beratung des Antrags der Abgeordneten Brauer, Dr. Daniels (Regensburg), Frau Flinner, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE GRÜNEN: Sofortige Stillegung und sicherer Einschluß des THTR 300 (Drucksache 11/4418) Harries CDU/CSU 10380 A Schütz SPD 10382 A Baum FDP 10384 B Frau Wollny GRÜNE 10385 C Dr. Friedrich CDU/CSU 10387 B Schmidt (Salzgitter) SPD 10389 C Dr.-Ing. Laermann FDP 10390 D Dr. Daniels (Regensburg) GRÜNE . . 10391 D Reuter SPD 10393 D Dr. Töpfer, Bundesminister BMU . . 10396 B Dr. Daniels (Regensburg) GRÜNE (Erklärung nach § 30 GO) 10399 A Tagesordnungspunkt 22: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung über den Abbau der Fehlsubventionierung im Wohnungswesen (Drucksachen 11/4085, 11/4390) Müntefering SPD 10399 D Pesch CDU/CSU 10401 A Frau Oesterle-Schwerin GRÜNE . . . 10401D Zywietz FDP 10402 C Echternach, Parl. Staatssekretär BMBau 10403 C Vizepräsident Cronenberg 10404 D Tagesordnungspunkt 23: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zu dem Antrag der Abgeordneten Schmidbauer, Carstensen (Nordstrand), Dörflinger, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Baum, Kleinert (Hannover), Frau Dr. Segall, Dr. Weng (Gerlingen), Wolfgramm (Göttingen) und der Fraktion der FDP: Weitere Maßnahmen zur Reduzierung der Stickstoffoxidemissionen aus Kraftfahrzeugen zu dem Antrag der Abgeordneten Frau Dr. Hartenstein, Bachmaier, Frau Blunck, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Abgasentgiftung der Kraftfahrzeuge (Drucksachen 11/3598, 11/2009, 11/4402) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 5: Beratung des Antrags des Abgeordneten Brauer und der Fraktion DIE GRÜNEN: Maßnahmen gegen überhöhte Geschwindigkeiten durch Lastkraftwagen (Drucksache 11/4419) Schmidbauer CDU/CSU 10405 B Frau Dr. Hartenstein SPD 10408 B Baum FDP 10412A Brauer GRÜNE 10413 B Dr. Töpfer, Bundesminister BMU . . 10414 D Brauer GRÜNE (zur GO) 10416D Bohl CDU/CSU 10417 A Tagesordnungspunkt 24: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des KriegsdienstverweigerungsNeuordnungsgesetzes (Drucksachen 11/1942, 11/4388, 11/4409) Sauer (Stuttgart) CDU/CSU 10417 D Gilges SPD 10419 A Eimer (Fürth) FDP 10420 D Frau Schilling GRÜNE 10421 D Pfeifer, Parl. Staatssekretär BMJFFG . 10422 D Tagesordnungspunkt 25: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Innenausschusses zu dem Antrag der Fraktion der SPD: Forderungen zur Situation der Polizeien in Bund und Ländern (Drucksachen 11/2243, 11/4056) Graf SPD 10424 B Kalisch CDU/CSU 10426 A Such GRÜNE 10428 A Dr. Hirsch FDP 10429 B Waffenschmidt, Parl. Staatssekretär BMI 10430 C Frau Dr. Sonntag-Wolgast SPD . . . . 10431 D Tagesordnungspunkt 26: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Adoptionsver- Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 140. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 27. April 1989 V mittlungsgesetzes (Drucksache 11/4154) (Zu Protokoll gegebene Reden siehe Anlage 2) 10434 C Nächste Sitzung 10434 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 10435* A Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Reden zu Punkt 26 der Tagesordnung: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Adoptionsvermittlungsgesetzes (Drucksache 11/4154) 10435* C Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 140. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 27. April 1989 10291 140. Sitzung Bonn, den 27. April 1989 Beginn: 9.00 Uhr
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    *) Anlage 2 Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens SPD 28. 04. 89** Dr. Apel SPD 28.04.89 Dr. Blens CDU/CSU 27.04.89 Buschbom CDU/CSU 28.04.89 Büchner (Speyer) SPD 27.04.89 Clemens CDU/CSU 27.04.89 Dr. Daniels (Regensburg) GRÜNE 27. 04.89 Daweke CDU/CSU 28.04.89 Gattermann FDP 28.04.89 Großmann SPD 28.04.89 Dr. Hauff SPD 28. 04.89 Dr. Hitschler FDP 28.04.89 Dr. Holtz SPD 27. 04.89 Höffkes CDU/CSU 28. 04.89 Frau Hürland-Büning CDU/CSU 28.04.89 Ibrügger SPD 28.04.89*** Kittelmann CDU/CSU 28.04.89 Koschnick SPD 28.04.89 Dr. Kreile CDU/CSU 28.04.89 Lamers CDU/CSU 27.04.89 Frau Dr. Martiny-Glotz SPD 28.04.89 Menzel SPD 28.04.89 Meyer SPD 27.04.89 Mischnick FDP 28.04.89 Dr. Mitzscherling SPD 28.04.89 Dr. Neuling CDU/CSU 28.04.89 Niegel CDU/CSU 28.04.89 * Dr. Osswald SPD 28.04.89 Frau Pack CDU/CSU 28.04.89 Paintner FDP 28.04.89 Poß SPD 27.04.89 Reddemann CDU/CSU 28.04.89 Reschke SPD 27.04.89 Dr. Schneider (Nürnberg) CDU/CSU 28.04.89 Schröer (Mülheim) SPD 28.04.89 Spranger CDU/CSU 27.04.89 Stiegler SPD 28.04.89 Stobbe SPD 28.04.89 Frau Teubner GRÜNE 28.04.89 Dr. Unland CDU/CSU 28.04.89 Frau Wilms-Kegel GRÜNE 28.04.89 Wischnewski SPD 28.04.89 Wüppesahl fraktionslos 27.04.89 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union *** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Reden zu Punkt 26 der Tagesordnung: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Adoptionsvermittlungsgesetzes (Drucksache 11/4154) Frau Dr. Lehr, Bundesminister für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit: Lassen Sie mich kurz den Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Änderung des Adoptionsvermittlungsgesetzes begründen, der heute in erster Lesung hier behandelt wird. Wir haben uns heute abend mit einem Gesetzentwurf zu beschäftigen, der auf einem schweren menschlichen Problem beruht. In unserem Land wird häufig vergessen, daß es eine große Gruppe von Ehepaaren gibt, die keine Kinder bekommen können, obwohl sie Kinder wollen. Dies ist keine kleine Gruppe; die Schätzungen schwanken zwischen 10 und 15 %. Und, meine Damen und Herren: Ich kann diesen Wunsch gut verstehen, denn Kinder machen Freude, Kinder bereichern das Leben, Kinder gehören einfach zum Leben dazu. Es gibt viele Wege, diesen Paaren zu helfen. Hierzu gehören neben der Verbesserung der medizinischen Diagnostik und Therapie ein Ausbau der Erforschung von Ursachen der Unfruchtbarkeit sowie verbesserte Beratungsmöglichkeiten für betroffene Paare. Hierzu bereitet die Bundesregierung einen Forschungsschwerpunkt vor. Doch mit den medizinischen Möglichkeiten, aber auch mit der engeren weltweiten Verflechtung haben sich auch neue Möglichkeiten für gewissenlose Geschäftemacher ergeben, die den Wunsch nach Kindern in nicht zu verantwortender Weise kommerziell ausnutzen. Mit dem heute in erster Lesung zu beratenden Entwurf zur Änderung des Adoptionsvermittlungsgesetzes sollen zwei Wege verbaut werden, bei denen Kinder auf ethisch nicht vertretbare Weise vermittelt werden. Dies ist zum ersten die Vermittlung von Leihmüttern, wie sie in Frankfurt und anderen Städten versucht worden ist. Hier gibt das geltende Recht schon Eingriffsmöglichkeiten, doch wir müssen hier mit größerer Härte vorgehen können. Wir müssen Umgehungspraktiken - bis hin zum Kinderhandel - unterbinden. Dies soll dieser Gesetzentwurf erreichen. Zum zweiten gibt es Vermittler, die kinderlosen Ehepaaren gegen Geld schwangere Frauen - meist aus der dritten Welt - zuführen und den Ehemann nach der Geburt des Kindes zu einer wahrheitswidrigen Vaterschaftsanerkennung veranlassen, um auf dem Wege einer anschließenden Ehelichkeitserklärung zu einem Kind zu kommen. Eine solche Vermittlung und Umgehung des Adoptionsvermittlungsgesetzes ist im besonderen Maße verwerflich. Wir können doch nicht zulassen, daß Frauen aus der Dritten Welt aus materieller Not von Geschäftemachern dazu gebracht werden, ihre Kinder zu verkaufen. Ich sage hier mit aller Entschiedenheit: Wer den Wunsch von Frauen und Männern, ein Kind zu bekommen, mit der materiellen Not anderer Frauen verbindet, um daraus Kapital zu schlagen, dem muß das Handwerk gelegt werden. 10436* Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 140. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 27. April 1989 Der Gesetzentwurf stellt jedoch jede Form der Vermittlung von Ersatzmüttern unter Strafe — auch die unentgeltliche. Eine Strafverschärfung ist vorgesehen, wenn der Vermittler gegen Entgelt oder geschäftsmäßig handelt. Die Suche oder das Angebot von Bestelleltern oder Ersatzmüttern in Zeitungsanzeigen und sonstigen öffentlichen Erklärungen sollen mit Bußgeld bedroht werden. Auch wird der angesprochene zweite Fall mit Bußgeld belegt, nämlich derjenige, in dem schwangere Frauen an Männer vermittelt werden, die wahrheitswidrig die Vaterschaft für das Kind anerkennen. Diese Änderungen des Adoptionsvermittlungsgesetzes sind nur ein erster, allerdings dringlicher Schritt zur Klärung der rechtlichen Fragen, die sich durch den medizinischen Fortschritt in der Fortpflanzungsmedizin ergeben. Ich bitte Sie, dieses Gesetz zügig zu beraten, damit wir den Mißständen entgegentreten können. Die Bundesregierung wird ihrerseits bald den Entwurf eines Embryonenschutzgesetzes vorlegen, das die sonstigen auf Bundesebene zu regelnden Fragen der Fortpflanzungsmedizin abdeckt. Schmidt (Salzgitter) (SPD): Mit der vorgelegten Novelle zum Adoptionsvermittlungsgesetz soll dem Unwesen des Kinderhandels über den Adoptionsmißbrauch Einhalt geboten werden. Es waren zwar vor einer Reihe von Monaten nicht sehr viele Fälle von mißbräuchlicher Form der Auslandsadoptionen, sie waren jedoch — siehe die Meldungen aus Frankfurt — außerordentlich spektakulär. Ein besonderer Teil des Adoptionsmißbrauchs ist die Ersatzmutterschaft. Sie ist spezieller Inhalt der vorliegenden Novelle. Die SPD-Fraktion begrüßt diesen Gesetzesvorschlag, weil er die Not von Frauen einzugrenzen hilft und zugleich der Geschäftemacherei mit Kindern einen Riegel vorschiebt. Schon seit Jahren tritt die SPD für eine Beendigung der Ersatzoder Leih-Mutterschaft ein. Der Körper einer Frau darf — auch nicht zum Zwecke neu entstehenden Lebens — nicht zum Handelsobjekt und zum käuflichen Organ werden. Insofern gibt es auch mit der SPD hier keine Probleme, wenngleich wir feststellen, daß die Regelung mehr als überfällig ist; schließlich reden wir alle schon seit Beginn der Legislaturperiode von einer konkreten Umsetzung dieses Ansatzes. Kritik üben wir aber mit allem Nachdruck an der Unvollständigkeit des Gesetzeswerks, das wir als Stückwerk bezeichnen müssen. Immerhin fehlen die übrigen wichtigen Vorschriften gegen den Adoptionsmißbrauch, vor allem aber — wie es auch der Bundesrat in seiner Stellungnahme ausgedrückt hat — die Vorschläge der Bundesregierung für ein Gesamtkonzept der Fortpflanzungsmedizin. Leider besteht trotz interessanter Vorschläge der Bund-Länder-Arbeitsgruppe „Fortpflanzungsmedizin" keine Kraft auf der Regierungsseite, die ebenfalls überfällige Initiative zu unternehmen. Der vorgesehenen Überweisung des Gesetzes-Entwurfs an die Ausschüsse stimmen wir zu. Frau Männle (CDU/CSU): „Babys auf Bestellung, Mütter à la carte zu Preisen ab 30 000 S." Mit diesem Angebot löste ein amerikanischer Babymakler im Oktober 1987 eine Welle öffentlicher Empörung angesichts moderner Formen der Vermarktung menschlichen Lebens im zivilisierten Westen aus, provozierte viele zum Nachdenken über die moralischen Grundlagen unseres Rechtssystems und zwang die politisch Verantwortlichen zum Handeln. Zeigt sich darin übertriebene Entrüstung einer fortschrittsskeptischen neuen Generation, die die Segnungen einer erfolgversprechenden Dienstleistungsbranche mit unbegründeter Verachtung straft? Ignorieren wir durch Verbote die berechtigten Interessen vieler Ehepaare, deren Wunsch nach einem eigenen Kind unerfüllt blieb? Leihmutterschaft ist keineswegs — wie einige meinen — eine Chance für selbstbestimmte Geschäfte, eine legitime und lukrative Einnahmequelle für Frauen, das Ende individuellen Leides für viele Ehepaare. Leihmutterschaft und Leihmuttervermittlung, eine schönfärberische Umschreibung für freiwilligunfreiwilligen Verkauf des eigenen Körpers bzw. für organisierte Vermarktung der Gebärfähigkeit von Frauen, für Degradierung menschlichen Lebens zur Handelsware, sind Ausdruck gesellschaftlich-kulturellen Rückschritts, erschreckende Beispiele einer totalen Entkopplung von Ethik und Kommerz. Für die Unionsparteien ist die Antwort eindeutig und vorbehaltlos: Nein zur Leihmutterschaft. Die Werteordnung des Grundgesetzes gilt auch für das Privatrecht; sie gebietet staatliche Einschränkungen des Selbstbestimmungsrechts von Frauen. Bei der Abwägung der legitimen Interessen von Ehepaaren auf Erfüllung ihres Kindeswunsches und dem gesellschaftlichen Interesse am Schutz des historisch gewachsenen Wertekodex müssen die langfristigen Folgen für die möglichen Verschiebungen unseres ethisch-moralischen Koordinatensystems, die negativen Wirkungen auf die gesellschaftliche Rolle und das Selbstverständnis von Frauen, die Beeinträchtigung der Persönlichkeitsentwicklung der Kinder, die Achtung des Rechts des Kindes auf einheitliche Elternschaft sowie die rechtlichen Probleme bei Vertragsstörungen stärker gewichtet werden. Aber auch die sozialen und psychischen Probleme, die in Leihfamilien entstehen könnten, müssen berücksichtigt werden. Durch eine Auftragsschwangerschaft, die vom Partner der Leihmutter, von ihren in der eigenen Familie lebenden Kindern einen erheblichen Rollenwechsel, ein zeitlich befristetes emotionales Sicheinstellen auf das werdende Leben fordern, könnten diese in unerträgliche Konfliktsituationen verstrickt werden. Mit dem heute in erster Lesung zu beratenden Gesetzentwurf zur Änderung des Adoptionsvermittlungsgesetzes löst die Bundesregierung ihr Versprechen ein, auf die perfiden Praktiken von Babyvermittlern mit klaren Verbotsnormen zu reagieren. Unter Strafe gestellt werden alle Formen der Ersatzmuttervermittlung, werden sie unentgeltlich, gegen Entgelt, Bewerbs- oder geschäftsmäßig betrieben. Darüber hinaus wird das Suchen — besser gesagt — Anheuern von sowie das Anbieten von bzw. Werben mit Leih- Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 140. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 27. April 1989 10437* müttern, z. B. durch Anzeigen oder Berichte in Zeitungen, verboten und mit einem Bußgeld belegt. Auch dubiose Geschäftspraktiken wie die des Grafen Adelmann von Adelmannsfelden werden durch den heute vorliegenden Gesetzentwurf rechtlich untersagt. Das Adoptionsvermittlungsgesetz wurde dadurch zu umgehen versucht, daß Adoptionswillige wahrheitswidrig die Vaterschaft für ein nichteheliches Kind zum Zwecke der Ehelicherklärung anerkennen. In den Ausschußberatungen müssen eingehend die Bedenken des Bundesrates, der gehörten Verbände sowie einiger Organisationen erörtert werden, insbesondere die Frage der Plazierung des Verbots der Ersatzmuttervermittlung im bestehenden Rechtssystem, die Koordinierung der einzelnen Gesetzesmaßnahmen im Bereich Fortpflanzungstechnologie, das Problem der Einstufung von Tatbeständen als Straftat oder Ordnungswidrigkeit. Ferner muß überprüft werden, inwieweit das Adoptionsvermittlungsgesetz in der ergänzten Fassung ein effektives Instrumentarium zur Bekämpfung von Privatadoptionen und Kinderhandel aus der Dritten Welt, die unter dem Deckmantel der Legalität betrieben werden, darstellt. Über die Notwendigkeit gesetzgeberischen Handelns, die Bestrafung der Ersatzmuttervermittlung, besteht weitgehend Konsens unter den Parteien. Mit einem enggeschnürten Gesetzespaket gegen alle Formen der Ersatzmuttervermittlung, gegen Mißbrauch bzw. Umgehungsversuche der Adoptionsvermittlung sind aber keineswegs die gesellschaftlichen Probleme gelöst. Die Motive von Bestelleltern und Leihmüttern müssen erforscht, die psychischen Folgekosten des vermeintlich technisch-medizinischen Fortschritts für Familien analysiert und den betroffenen Familien durch ein breit angelegtes Beratungsnetz wirksam geholfen werden. Die moralische Entrüstung über die Mißbrauchspraktiken in Ländern der Dritten Welt, Rufe nach Strafverschärfung, laufen ins Leere, wenn wir an Symptomen kurieren statt Ursachen zu bekämpfen. Korruption, Elend und Verzweiflung in den Ländern der Dritten Welt sind durch wohlklingende Absprachen auf höchster Regierungsebene nicht zu beheben. Trotz der vielen Fragezeichen sollten wir unverzüglich ein Signal setzen. Es geht um mehr als um die Bekämpfung unlauterer Geschäfte, es geht um die Achtung des Gebots unserer Verfassung: „Die Meschenwürde ist unantastbar" . Leihmutterschaft ist kein befristetes Beschäftigungsverhältnis auf Honorarbasis, Leihmutterschaft ist Pervertierung unseres kulturellen Erbes. „Rent an uterus" muß ein Fremdwort im deutschen Sprachgebrauch bleiben. Eimer (Fürth) (FDP): Die moderne Fortpflanzungsmedizin hat unsere Welt verändert. Die Medizin kann heute in vielen Fällen helfen, daß Ehepaare sich ihren Wunsch nach Kindern erfüllen können, der vorher nicht erfüllbar war. Die Fortpflanzungsmedizin hat aber auch viel Verunsicherung gebracht, weil die genetische Mutter nicht mehr automatisch mit der Mutter übereinstimmen muß, die das Kind austrägt. Daran schließen sich viele Fragen und Probleme juristischer vor allem aber ethischer Art. So muß man fragen, was passiert, wenn ein Kind behindert ist, wenn es von den Bestelleltern nicht abgenommen wird oder wenn die Leihmutter ihr Kind, das sie ausgetragen hat, nicht mehr abgeben will. Daneben gibt es eine Reihe von Fragen zu den überzähligen Embryonen, die bei dieser Technik entstehen und zur Zeit eingefroren sind. Nur einen Teil dieser auftretenden Probleme kann und will dieses Gesetz regeln. So soll die Vermittlung von Leihmüttern verboten werden, ganz gleich ob dies kommerziell oder unentgeltlich geschieht, desgleichen die Werbung in Anzeigen, die Ersatzmütter entweder sucht oder anbietet. Nicht bestraft werden sollen nach diesem Gesetz die Ersatzmutter und die Bestelleltern. Daneben bleiben eine Reihe von Fragen offen, die ich zum Teil bereits angesprochen habe, aber auch solche nach der Beurteilung der Ärzte, die solche Handlungen an Leihmüttern vornehmen, die, wie gesagt, in diesem Gesetz nicht geregelt werden können, sondern einem vorgesehenen Embryonenschutzgesetz vorbehalten bleiben sollen. Ich muß gestehen, daß ich mich bei der Regelung dieser Probleme schwertue, daß ich mir meiner Sache nicht sehr sicher bin. Ich glaube, es besteht Einigkeit, daß keine großen Sympathien für den kommerziellen Handel mit Ersatzmüttern und Kindern in unserem Volk bestehen. Aber die Probleme sind vielschichtig, und wir werden dieses Gesetz sehr eingehend beraten müssen, gerade unter ethischen Gesichtspunkten. Ich hoffe, daß gerade dieses Gesetz in den Ausschüssen mit sehr viel Ernsthaftigkeit beraten wird, daß wir uns im klaren sind über die Tragweite unserer Beschlüsse, ganz gleich, in welche Richtung wir tendieren, und ich halte es für wichtig, daß wir uns alle darüber im klaren sind, daß wir möglicherweise etwas beraten, das sich einer perfekten Regelung und einem menschlichen Richterspruch entzieht. Die FDP ist sich ihrer Verantwortung gerade bei dieser Diskussion bewußt, und wir hoffen auf eine entsprechende ernsthafte Beratung.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Graf Otto Lambsdorff


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Hochgeschätzter Herr Kollege Müller, wenn Sie es denn vergessen haben: Seit der zweiten Fortschreibung des Energieprogramms — das war die erste Fortschreibung, für die ich verantwortlich war — haben wir niemals mehr eine amtliche Energieverbrauchsprognose gewagt; wir haben sie ausdrücklich herausgelassen. Lesen Sie es bitte nach! Das ist in allen Fortschreibungen so enthalten. Deswegen ist der in Ihrer Frage enthaltene Vorwurf unrichtig.

    (Zustimmung bei der FDP — Müller [Pleisweiler] [SPD]: Sie haben meine Frage nicht beantwortet!)

    — Doch, doch.
    Meine Damen und Herren, die Freien Demokraten tragen den Vorschlag des Finanzministers zur Abschaffung der Quellensteuer mit. So wie bisher geplant, geht es wohl wirklich nicht. Doch eines ist für die Liberalen sicher: Wegen der Aufhebung der deutschen Quellensteuer wird die Liberalisierung der europäischen Kapitalmärkte nicht scheitern, denn ohne die liberalisierten Kapitalmärkte gibt es keinen Binnenmarkt.
    Ich füge aber auch hinzu — der Bundeskanzler hat es heute gesagt; Frau Matthäus-Maier, da haben Sie nicht zugehört — : Es wird keine Kontrollmitteilung geben, und es bleibt beim Bankenerlaß in der Abgabenordnung. Wir warten jetzt auf eine europäische Lösung und auf einen europäischen Vorschlag zu einem Problem, dessen Existenz nicht bestritten wird: der besseren Erfassung der Besteuerung der Kapitalerträge.
    Da wir gerade beim Ändern und bei besseren Einsichten sind: Die Änderung des § 34 des Einkommensteuergesetzes war mittelstandspolitisch nicht richtig. Sie hat zu einer Verkaufsflut bester deutscher Unternehmen geführt, und sie hat auch die Mitarbeiter dieser Unternehmen vielfach in Angst versetzt. Wir beseitigen diese Unsicherheit.
    Meine Damen und Herren, das alles sind nicht nur ökonomische Entscheidungen. Indem wir sie treffen, stellen wir auch gesellschaftspolitische Weichen für die Zukunft. Die Kartellnovelle geht in ihrer ordnungspolitischen Bedeutung weit über wirtschaftliche Tatbestände hinaus, die Gesundheitsreform hat nicht nur Kostencharakter. Diese Gesetze bestimmen auch das Verhältnis des einzelnen zur Allgemeinheit insgesamt. Wenn wir den Wettbewerb stärken, dann beein-



    Dr. Graf Lambsdorff
    flussen wir auch die Leistungsbereitschaft und das Selbstverständnis unseres ganzen Landes. Darum werden wir uns weiter bemühen: Wir wollen den einzelnen selbstbewußter, selbständiger und unabhängiger von Staat und wirtschaftlicher Machtkonzentration machen. Das, nur nebenbei bemerkt, macht eine Entscheidung wie die über Daimler-Benz/MBB für Liberale so unerhört schwer; denn Zweckmäßigkeit ist für uns niemals das letzte Argument. Immer müssen wir vor allem den ordnungspolitischen Hintergrund sehen.
    Dazu gehört auch das Stichwort „Bankenmacht" . Deswegen habe ich selber und hat die FDP seit 12 Jahren vorgeschlagen, den industriellen Beteiligungsbesitz der Banken zu begrenzen.

    (Beifall bei der FDP)

    In der sozialliberalen Koalition hat die SPD dies verhindert.

    (Frau Matthäus-Maier [SPD]: Unzutreffend!)

    Jetzt fordert sie es. Mut haben Sie immer dann, wenn Sie in Wahrheit nichts zu sagen haben.

    (Huonker [SPD]: Wer hat sie denn dann verhindert?)

    — Natürlich haben Sie das verhindert. Ich habe es selber immer wieder vorgeschlagen.

    (Frau Matthäus-Maier [SPD]: Ich weiß ziemlich genau, wer was verhindert hat! — Kuhlwein [SPD]: Geschichtsklitterung ist das!)

    — Frau Matthäus-Maier, Sie müssen sich noch einmal daran erinnern, in welcher Fraktion Sie damals waren.

    (Frau Matthäus-Maier [SPD]: Ja, eben!)

    Gesellschaftspolitisch richtig zu handeln ist unsere Aufgabe nicht nur auf ökonomischen Feldern. Gesellschaftspolitisch richtig ist es ganz sicher aus Sicht der Freien Demokraten, daß wir nun von W 18 auf W 15 zurückgeschraubt haben. Auch da werden einige Zeitgenossen nicht müde, uns Populismus vorzuwerfen. Ich finde es nicht sehr tadelnswert, meine Damen und Herren, etwas Populäres zu tun, wenn es dazu noch richtig ist.

    (Beifall bei der FDP)

    Popularität aber ist nie Antrieb für die liberale Haltung in dieser Frage gewesen, in der wir immer gute Argumente hatten. Die 15monatige Wehrdienstzeit reicht voll aus, um unsere NATO-Verpflichtungen zu erfüllen. Vorleister wie Sie sind wir nicht, meine Damen und Herren. Das hat Herr Genscher heute morgen deutlich gemacht.

    (Beifall bei der FDP — Dr. Vogel [SPD]: Nachläufer!)

    Wie soll man aber den jungen Menschen klarmachen, daß es dann partout 18 Monate sein mußten?

    (Rixe [SPD]: Wie war es denn im Januar?)

    Es geht und es ging uns um Wehrgerechtigkeit und um nichts anderes. Da Sie „Januar" rufen, empfehle ich Ihnen, sich einmal die historische Entwicklung anzusehen. Dann werden Sie feststellen, daß Ihre
    Zwischenrufe unbegründet und falsch sind und von einem hohen Maß an Ignoranz zeugen.

    (Dr. Vogel [SPD]: Haben Sie zugestimmt oder nicht?)

    Das Schimpfen, das Herr Ehmke heute hier losgelassen hat, zeigt doch nur, daß dieser Erfolg der FDP ihn unangenehm überrascht hat. Sie hätten lieber auf uns herumgeklopft, wenn wir es nicht erreicht hätten. Das kann ich mir schon vorstellen.

    (Beifall bei der FDP — Dr. Vogel [SPD]: Was habt Ihr denn erreicht?)

    Wenn Sie, Herr Ehmke, mich für einen ungeeigneten FDP-Vorsitzenden halten, dann betrachten wir alle das als eine Auszeichnung. Ich hoffe, daß sich Herr Vogel dem noch anschließt; das hebt die Auszeichnung.

    (Beifall bei der FDP)

    Meine Damen und Herren, der Außenminister hat einen überzeugenden Bericht über seine Gespräche mit dem amerikanischen Außen- und dem Verteidigungsminister gegeben. Die FDP-Fraktion dankt ihm und Herrn Stoltenberg für ihre Bemühungen, die deutsche Position verständlich zu machen.

    (Beifall bei der FDP)

    Wir stehen fest im Bündnis. Wir wissen, was wir dem Bündnis verdanken. Wir verdanken ihm jetzt auch die Möglichkeit, mehr Ausgleich mit dem Osten zu suchen. Wir haben es immer so gesehen und damals noch gemeinsam gewußt, daß nur in der Verankerung im Bündnis und in der Einbindung in die Europäische Gemeinschaft der Handlungsspielraum erwächst, uns nach Osten in Offenheit zu zeigen und Freundschaft und Ausgleich mit unseren östlichen Nachbarn zu suchen.

    (Beifall bei der FDP)

    Wir werden keinen vernünftigen Schritt unterlassen, um dabei zu weiteren Fortschritten zu kommen.
    Die politischen Entwicklungen in der Sowjetunion, in Polen und in Ungarn bestätigen uns in dieser Politik. Die außenpolitische Bedeutung der Bundesrepublik hat zugenommen. Alles andere, was Herr Bahr und Herr Ehmke dazu sagen, entspricht nicht den Tatsachen; sie wissen es auch. Meine Damen und Herren, die bevorstehenden Besuche von Präsident Bush und Generalsekretär Gorbatschow werden es erneut erweisen. Wenn früher innerhalb von drei Wochen der erste Mann der Sowjetunion und der erste Mann der USA zu uns gekommen wären, hätte Helmut Schmidt versucht, im Kölner Dom ein Sonderläuten zu erreichen. Mit einem neuen Domkapitel, so wie es heute aussieht, hätte er es ja vielleicht sogar bekommen.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Außenpolitisch fragwürdig benimmt sich die SPD. Ich kann es Ihnen nicht ersparen, Herr Vogel: Der Berliner SPD-Bürgermeister Momper bringt es nicht fertig, seinen Mitregenten Ströbele — denn der regiert in Wirklichkeit mit in Berlin — —

    (Oh-Rufe bei der SPD — Frau Dr. Vollmer [GRÜNE]: Ich denke, Sie sind für die parlamentarische Repräsentanz!)




    Dr. Graf Lambsdorff
    Immer, wenn etwas unangenehm ist, dann kommt Herr Ströbele wie Kai aus der Kiste; wenn es wirklich darauf ankommt, wenn es ans Knallharte geht, dann ist Herr Ströbele da. Herr Momper bringt es nicht fertig, den Herrn Ströbele davon abzuhalten, den amerikanischen Präsidenten George Bush zu brüskieren und aus Berlin auszuladen. Erst ist man Gast im Weißen Haus, und zehn Tage später ist man nicht in der Lage, eine uneingeschränkte Einladung auszusprechen. Was für ein Benehmen, meine Damen und Herren!

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Der Herr Ströbele wird auch noch stolz darauf sein. So hat noch kein Berliner vor ihm einen amerikanischen Präsidenten behandelt. So beschädigt man ein Bündnis, so entfremdet man die Stadt den Amerikanern. Und die SPD macht mit, oder sie sieht tatenlos zu. Wo sind die Tage geblieben, als ein sozialdemokratischer Bürgermeister zusammen mit John F. Kennedy auf dem Balkon des Schöneberger Rathauses stand, als ein amerikanischer Präsident sagen konnte: „Ich bin ein Berliner. " Soll Herr Bush das nach diesen Äußerungen auch noch sagen können?

    (Frau Dr. Vollmer [GRÜNE]: Lieber nicht!)

    Wir werden, meine Damen und Herren, Polen helfen, aus seinen wirtschaftlichen Schwierigkeiten herauszukommen; darüber gibt es ja wohl Einigkeit in diesem Haus. Gerade im Jahre 1989 mit seinen unheilvollen Jubiläen besteht aller Anlaß, ein Land zu unterstützen, das sich auf einen neuen und gewiß noch unsicheren Weg der gesellschaftlichen Auflokkerung begibt. Die polnische Schuldenregelung muß im Pariser Club noch einmal in Angriff genommen werden. Wir sind froh, daß auch die USA und Frankreich Entgegenkommen zeigen. Polen darf sich freilich nicht länger der Einsicht verschließen, daß auch ein Schuldner an Schuldenregulierung mitwirken muß. Frau Kollegin Vollmer, glauben Sie wirklich, die polnische Solidarność und die polnischen Arbeitnehmer strebten im Augenblick nach „sozio-ökologischer Erneuerung für Polen" , die Sie ihnen hier angeboten haben?

    (Heiterkeit bei der FDP und der CDU/CSU)

    Die rufen nach ganz etwas anderem. Die rufen nach Marktwirtschaft; die haben mich eingeladen, um ihnen marktwirtschaftliche Ratschläge zu geben, und ich fahre am 1. Mai für ein paar Tage da hin.

    (Beifall bei der FDP und bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Dann sprechen Sie hier über die Entschädigung für Zwangsarbeiter und sagen, das sei ein wichtiges Thema. Aber, meine Damen und Herren, das Kreditprogrammen gegenüberzustellen, zeugt von totalem Mangel an Kenntnissen a) über die Größenordnung und b) über die Bedeutung solcher Finanztransaktionen. Die brauchen neue Kredite. Wenn Sie da hingehen und sagen: Wir geben individuelle Entschädigung an Menschen — bei denen ich meine, man sollte etwas für sie tun — , hilft das der polnischen Wirtschaft, hilft das dem Aufbau dieses Landes leider überhaupt nicht. Stellen Sie das nicht gegeneinander! Es hat nichts miteinander zu tun.
    Meine Damen und Herren, diese Regierung und diese Koalition haben noch eine Menge vor; eine Fülle innen- und außenpolitischer Arbeit wartet auf uns. In der Ausländergesetzgebung haben wir uns auf eine Lösung in rechtsstaatlichem und liberalem Geiste einigen können. Es wäre schön, wenn der Freistaat Bayern da nicht neue alte Hindernisse in den Weg legte.

    (Beifall bei FDP)

    Im Asylrecht geht es nicht um Gesetzes- oder gar Grundgesetzänderungen, sondern um Beschleunigung der Verfahren und die Abschiebung rechtskräftig abgelehnter Bewerber. Ich bin Herrn Vogel für die Bemerkung dankbar, daß es in Osteuropa heute Länder gibt — Gott sei Dank gibt es die —, in die man solche Menschen getrost nach Hause schicken kann.
    Wir werden neue Initiativen im Umweltschutz ergreifen. Die FDP hält an ihrem Verlangen fest, Umweltschutz als Staatsziel in das Grundgesetz aufzunehmen, und sie ist zu Gesprächen mit allen Fraktionen bereit.

    (Beifall bei der FDP)

    Wir müssen die neuen umweltpolitischen Freiräume in Europa, etwa beim Auto, jetzt nutzen, um weiter voranzukommen. Denn, meine Damen und Herren, daß wirksamer Umweltschutz nur grenzüberschreitend und nur grenzübergreifend funktionieren kann, das wissen inzwischen fast alle. Nur die GRÜNEN haben in ihrer bornierten EG-Feindschaft immer noch nicht begriffen, daß es ohne die Gemeinschaft keinen ausreichenden Umweltschutz geben kann.
    Umweltschutz und Naturschutz gehören zusammen. Die Koalition wird sich bemühen, und die FDP legt Wert darauf, einen neuen Anlauf zu nehmen, um das Naturschutzgesetz noch in dieser Legislaturperiode zu verabschieden.

    (Beifall bei der FDP)

    Aber ich sage auch: Es ist unfair, die Schwierigkeiten einer sogenannten Agrarlobby in die Schuhe schieben zu wollen. Ich bin nun wahrlich ein kritischer Begleiter nationaler und europäischer Agrarpolitik. Aber in diesem Falle ist es unfair, denn in Wahrheit fehlt es an einer notwendigen Finanzierungsregelung. Daß die Entschädigungsfrage bei den hier vorgesehenen und notwendigen Eingriffen geklärt werden muß, halten wir allerdings für richtig.
    Wir brauchen aber ein Naturschutzgesetz. Wir brauchen es, um die Zukunft des Landes zu sichern. Deshalb werden wir noch einmal versuchen, die Bundesländer zu bewegen — so steht es nämlich in unserer Verfassung — , hier ihren Pflichten zu genügen und die finanziellen Lasten zu übernehmen. Da liegt der Punkt und nirgendwo anders.
    Meine Damen und Herren, die Regierungserklärung des Bundeskanzlers hat Wege gewiesen, die Bundesrepublik Deutschland mit einer Politik des Maßes und der Mitte auf die Erfordernisse der 90er Jahre vorzubereiten. Unser Land, unsere Bundesrepublik Deutschland, zieht in diesem Jahr Zwischenbilanz. In 40 Jahren haben Liberale, Christdemokraten und Sozialdemokraten aus Niederlagen und Trümmern ein



    Dr. Graf Lambsdorff
    demokratisches Gemeinwesen geschaffen, das den Respekt der Völker der Welt erfährt, ungeahnte wirtschaftliche Leistungskraft zeigt und ein hohes Maß sozialer Gerechtigkeit erreicht hat. Vor allem aber eins: Noch nie in unserer Geschichte haben die Deutschen ein solches Ausmaß rechtsstaatlich geschützter individueller Freiheit erlebt.
    Wir Liberale wissen auch um Fehler und Defizite. Wir bejahen den demokratischen Meinungsstreit. Hüten wir uns aber davor, meine Damen und Herren, den Streit so weit zu treiben, das linke und rechte Radikale davon profitieren! Ständige Wachsamkeit — das ist der Preis der Freiheit. Deswegen sagt die FDP der großen gutwilligen Mehrheit in unserem Lande: Bleibt wachsam, verteidigt eure Freiheit; denn ohne sie ist alles vergebens!
    Ich bedanke mich.

    (Anhaltender Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Rede von Richard Stücklen
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat Frau Abgeordnete Trenz.

(Fellner [CDU/CSU]: Wird's schlimm?)


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Erika Trenz


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE GRÜNEN/BÜNDNIS 90)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich komme noch einmal zur Innenpolitik zurück und will mich nicht lange bei dem neuesten Versuch von Herrn Kohl aufhalten, seinen längst überfälligen Rücktritt auf dem Wege personalpolitischer Kosmetik auszusitzen. Die Mehrheit in der Bundesrepublik will einen anderen Kanzler — auch wenn Ihnen das nicht paßt, Herr Graf Lambsdorff — und eine andere Regierung, und beides wird sie auch bekommen.
    Bis dahin wird der Innenminister also Schäuble heißen. Eine neue Qualität von Politik oder gar eine Verbesserung gegenüber dem Status quo bedeutet das nicht. Herr Schäuble mag gefälliger auftreten als sein Fraktionskollege Zimmermann. Er mag sich bei Herrenabenden des Osnabrücker Clubs gar zu der Feststellung durchringen, daß dem demographischen Schrumpfungsprozeß der Deutschen nur durch verstärkten Zuzug von Ausländerinnen und Ausländern zu begegnen sei. De facto aber ist von Schäuble überhaupt nichts anderes zu erwarten als die sattsam bekannte Strategie der Union, die ihre Stimmenverluste am rechten Rand des politischen Spektrums durch fremdenfeindliche Kraftmeierei auszugleichen versucht.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Nicht erst seitdem Republikaner, DVU und NPD mit „Ausländer raus! "-Parolen auf Stimmenfang gehen, wird in der Bundesrepublik offen rassistische Politik betrieben. Das ideologische Unterfutter liefern seit Jahren vor allem CDU und CSU. Seit Jahren benutzen sie Immigrantinnen und Flüchtlinge als Sündenböcke für die Konsequenzen ihrer politischen Mißwirtschaft: für Massenerwerbslosigkeit, Wohnungsnot, Demokratie- und Sozialabbau.
    Auch der neue Innenminister will das Grundrecht auf Asyl einschränken, indem er Art. 16 mit einem sogenannten Regelungsvorbehalt versieht.
    Auch er will Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren einer Aufenthaltserlaubnis und der Visumspflicht unterwerfen.
    Auch er wird behaupten, die Bundesrepublik sei kein Einwanderungsland — so wie es in den „Eckwerten" zur Neuregelung des Ausländergesetzes steht.
    Auch er hält es mit dem diffusen Deutschtum und dem Anachronismus einer angeblichen „nationalen Homogenität" : Wer am gesellschaftlichen Leben der Bundesrepublik gleichberechtigt teilhaben will, soll sich einbürgern lassen müssen.
    Die Frage, wie das Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen aussehen könnte und sollte, ist nicht seine Sache. Aber es ist unsere! Die multikulturelle Gesellschaft beschäftigt nicht nur uns GRÜNE, sondern alle demokratisch denkenden Menschen, die in diesem Lande leben — und das ganz unabhängig davon, welchen Paß sie in der Tasche tragen.
    Deutschland war immer ein Einwanderungsland, meine Damen und Herren, und auch die Bundesrepublik ist es. Daß sie es war, zeigt die deutsche Geschichte: die des 18. und 19. Jahrhunderts, die der Hugenotten, Holländer und italienischen Immigrantinnen zum Beispiel. Im 20. Jahrhundert waren es vor allem die 5,5 Millionen Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen und rund 1,5 Millionen Kriegsgefangenen des Zweiten Weltkriegs. Auch die Millionen Vertriebenen stehen dafür, die nach Kriegsende kamen.
    Danach, ab 1955, kamen vor allem die Arbeitsimmigranten und Arbeitsimmigrantinnen, die die deutsche Wirtschaft angeworben hat. Seit dem Anwerbestopp von 1973 findet Zuwanderung vor allem im Rahmen des Familiennachzugs statt. Die Flüchtlinge bilden die mit Abstand kleinste Gruppe der Zuwanderer. Dafür sorgt die seit Anfang der 80er Jahre kontinuierlich betriebene Aushöhlung des Asylrechts. In jüngster Zeit bilden Aussiedlerinnen und Aussiedler die größte Gruppe unter den Einwanderern. Allein für die Jahre 1988 und 1989 wird mit der Immigration von über einer halben Million Menschen gerechnet.
    Finden Sie es, meine Damen und Herren von der Union, nicht selbst absurd, wenn angesichts dieser Tatsachen aus Ihren Reihen noch immer mit großer Ignoranz und Hartnäckigkeit behauptet wird, die Bundesrepublik sei kein Einwanderungsland?

    (Beifall bei den GRÜNEN und bei Abgeordneten der SPD)

    Wie können Sie, Kolleginnen und Kollegen von der SPD, allen Ernstes in Ihrer Fraktionsvorlage vom Juni 1988 behaupten, die Bundesrepublik sei seit dem Anwerbestopp von 1973 kein Einwanderungsland mehr?
    Meine Damen und Herren, mit Geschichtsklitterung und Realitätsverdrehung können wir die heutigen Probleme nicht lösen. Noch weniger können wir so eine gesellschaftliche Entwicklung unterstützen, die das Attribut „lebendige Demokratie " verdient. Einwanderung hat stattgefunden und findet weiter statt, schon allein deshalb, weil sich diese Regierung nicht darum bemüht, Fluchtursachen zu beseitigen. Im Gegenteil: Wo es etwas zu verdienen gibt, sei es mit Waffenhandel für Kriegsgebiete oder durch Mili-



    Frau Trenz
    tärhilfe an Folterstaaten: Die Bundesrepublik ist dabei.
    Daß Menschen nicht aus freiem Willen hierher kommen, sondern auf der Flucht vor Krieg, Verfolgung, Hunger oder Folter kommen müssen, das ist das Problem, aber nicht die Einwanderung als solche. Nicht nur wirtschaftlicher Wohlstand, sondern auch kulturelle Entwicklung ist nur möglich, wo Unterschiedliches zusammentrifft und Anregung und Auseinandersetzung stattfinden können.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Das gilt für den Pizzabäcker an der Ecke genauso wie für die italienischen Baumeister, ohne die es die Theatinerkirche in München nicht gäbe. Goethes „Westöstlicher Diwan" ist ohne den Einfuß des persischen Dichters Hafis undenkbar. Und Rosa Luxemburg, die polnischer Abstammung war, verdanken wir die Erkenntnis, daß Freiheit immer die Freiheit der Andersdenkenden ist. Für uns gilt das nach wie vor.

    (Lachen bei der FDP — Fellner [CDU/CSU]: Ihnen verdanken wir das Gegenteil! — Schäfer [Offenburg] [SPD]: Lambsdorff, schweigen!)

    Nur auf der Grundlage gleicher Rechte für die deutsche und ausländische Bevölkerung ist demokratisches Zusammenleben möglich. Gleichberechtigung ist die Grundlage jeder ernstzunehmenden Auseinandersetzung über die politischen, kulturellen, wirtschaftlichen und sozialen Interessen und Ideen, die in unserer Gesellschaft existieren. Gleiche Rechte sind die Basis der multikulturellen Gesellschaft, die wir wollen.
    Unsere Gesetzentwürfe dazu werden Ihnen demnächst vorliegen. Aber jenseits dieser Gesetze sind noch immer viele Fragen offen, wie wir diese multikulturelle Gesellschaft konkret gestalten wollen. Darüber, meine Damen und Herren von der SPD, müssen wir reden. Das ist eine der wichtigsten Bedingungen dafür, daß wir den Rechtsextremismus und die Fremdenfeindlichkeit wirksam bekämpfen können.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Es ermöglicht uns zugleich, die Bereicherungen zu erfahren, die das Zusammentreffen unterschiedlicher Kulturen mit sich bringt.

    (Beifall bei den GRÜNEN)