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    Plenarprotokoll 11/140 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 140. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 27. April 1989 Inhalt: Begrüßung des Präsidenten des Folketing des Königreichs Dänemark, Herrn Erik Ninn-Hansen, und der Mitglieder seiner Delegation 10291 A Glückwünsche zum Geburtstag des Abg. Hoss 10291 B Erweiterung der Tagesordnung . . . 10291 B Absetzung des Punktes 18 — Regelung des Geschäftswertes bei land- oder forstwirtschaftlichen Betriebsübergaben — und der Aktuellen Stunde — Chancen der Deeskalation infolge der Unterbrechung des Hungerstreiks durch zwei RAF-Mitglieder — von der Tagesordnung 10291 C Tagesordnungspunkt 3: Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung zur künftigen Regierungsarbeit Dr. Kohl, Bundeskanzler 10291 D Dr. Vogel SPD 10304 D Dr. Dregger CDU/CSU 10316B Genscher, Bundesminister AA 10322 D Frau Dr. Vollmer GRÜNE 10326 A Dr. Ehmke (Bonn) SPD 10329 C Dr. Waigel, Bundesminister BMF . . 10332 C Frau Matthäus-Maier SPD 10339 D Dr. Graf Lambsdorff FDP 10342 B Frau Trenz GRÜNE 10348A Dr. Penner SPD 10349 B Frau Traupe SPD (zur GO) 10351 D Dr. Waffenschmidt, Parl. Staatssekretär BMI (zur GO) 10352 A Bohl CDU/CSU (zur GO) 10352 B Dr. Vogel SPD (zur GO) 10353 C Dr. Stoltenberg, Bundesminister BMVg 10354 A Schäfer (Offenburg) SPD 10356 A Dr. Töpfer, Bundesminister BMU . . 10359A Frau Wollny GRÜNE 10360A Dreßler SPD 10361A Cronenberg (Arnsberg) FDP 10363 C Eich GRÜNE 10364 C Jahn (Marburg) SPD (Erklärung nach § 31 GO) 10365 C Namentliche Abstimmungen . . . 10366A, B, C Ergebnisse 10372A, 10373C, 10375A Tagesordnungspunkt 4: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit zu dem Antrag der Fraktion DIE GRÜNEN: Gesundheitsgefährdung durch Kosmetika — Verbot von Natriumlaurylsulfat in Zahncremes und Deklarationspflicht für alle Inhaltsstoffe von Kosmetika (Drucksachen 11/871, 11/2978) 10366D Tagesordnungspunkt 5: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu dem Antrag der Abgeordneten Frau Rust und der Fraktion DIE GRÜNEN: Stopp der Atomexporte (Drucksachen 11/1169, 11/3001) 10366D II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 140. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 27. April 1989 Tagesordnungspunkt 6: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zu dem Antrag der Abgeordneten Frau Saibold, Frau Wollny und der Fraktion DIE GRÜNEN: Kennzeichnung von Milch, Milchprodukten und Säuglingsnahrung mit Werten radioaktiver Belastung und Ausweitung des Meßstellennetzes (Drucksachen 11/486, 11/3925) . . . 10366D Tagesordnungspunkt 7: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Auswärtigen Ausschusses zu der Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zu den Massendemonstrationen in den baltischen Staaten (Drucksachen 11/2729, 11/4004) 10367 A Tagesordnungspunkt 8: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Auswärtigen Ausschusses zu der Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zu den Menschenrechten in der Sowjetunion (Drucksachen 11/255, 11/4005) . . . 10367 A Tagesordnungspunkt 9: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Auswärtigen Ausschusses zur Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zur Errichtung einer europäischen Stiftung für Osteuropa-Forschung (Drucksachen 10/6274, 11/883 Nr. 9, 11/4029) . . . 10367 B Tagesordnungspunkt 10: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Haushaltsausschusses zu dem Antrag des Bundesministers für Wirtschaft Rechnungslegung über das Sondervermögen des Bundes „Ausgleichsfonds zur Sicherung des Steinkohleneinsatzes" — Wirtschaftsjahr 1986 — (Drucksachen 11/1508, 11/4157) 10367 B Tagesordnungspunkt 11: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Haushaltsausschusses zu dem Antrag des Bundesministers der Finanzen: Einwilligung in die Veräußerung eines bundeseigenen Grundstücks in Düsseldorf gem. § 64 Abs. 2 der Bundeshaushaltsordnung (Drucksachen 11/3797, 11/4162) 10367 C Tagesordnungspunkt 12: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung a) Vorschlag für eine Verordnung (EWG) des Rates zur Änderung der Verordnung (EWG) Nr. 2727/75 über die gemeinsame Marktorganisation für Getreide b) Vorschlag für eine Verordnung (EWG) des Rates mit Grundregeln für die Prämie zur Verwertung von Getreide als Futtermittel im Wirtschaftsjahr 1989/90 (Drucksachen 11/3882 Nr. 3.5, 11/4167) 10367 C Tagesordnungspunkt 13: Beratung der Beschlußempfehlung des Rechtsausschusses: Übersicht 11 über die dem Deutschen Bundestag zugeleiteten Streitsachen vor dem Bundesverfassungsgericht (Drucksache 11/4207) . 10367 D Tagesordnungspunkt 14: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag für eine Entscheidung des Rates über das LINGUA-Programm zur Förderung der fremdsprachlichen Ausbildung in der Europäischen Gemeinschaft Vorschlag für eine Entscheidung des Rates zur Förderung des Fremdsprachenunterrichts in der Europäischen Gemeinschaft als Bestandteil des LINGUA-Programms (Drucksachen 11/4019 Nr. 2.43, 11/4240) 10367 D Tagesordnungspunkt 15: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag für einen Beschluß des Rates zur Änderung von Anhang A der Richtlinie 85/397/EWG bezüglich des Gefrierpunktes der Milch (Drucksachen 11/3927 Nr. 3.9, 11/4243) 10368 A Tagesordnungspunkt 16: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Rechtsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag für die 12. Gesellschaftsrechtliche Richtlinie des Rates betreffend Gesellschaften mit beschränkter Haftung mit einem einzigen Gesellschafter (Drucksachen 11/2724 Nr. 1, 11/2766, 11/4346) 10368A Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 140. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 27. April 1989 III Tagesordnungspunkt 17: Beratung der Beschlußempfehlungen des Petitionsausschusses: Sammelübersichten 107 und 108 zu Petitionen (Drucksachen 11/4382, 11/4383) 10386A Tagesordnungspunkt 19: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Europäischen Übereinkommen vom 16. Mai 1972 über Staatenimmunität (Drucksache 11/4307) b) Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN: Änderung der Geschäftsordnung des Deutschen Bundestages (Drucksache 11/985) c) Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Eid, Volmer und der Fraktion DIE GRÜNEN: Bezuschussung von bundesdeutschem Managementpersonal in der Dritten Welt aus der Entwicklungshilfe (Drucksache 11/1667) d) Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Steuerrechtliche Behandlung von Entschädigungszahlungen für HIV-infizierte Hämophile (Drucksache 11/4140) e) Beratung des Antrags der Abgeordneten Toetemeyer, Westphal, Dr. Ehmke (Bonn), Bahr, Bindig, Brück, Duve, Gansel, Dr. Glotz, Großmann, Dr. Hauchler, Dr. Holtz, Koschnick, Luuk, Dr. Niehuis, Dr. Osswald, Renger, Schanz, Dr. Scheer, Schluckebier, Dr. Soell, Stobbe, Dr. Timm, Verheugen, Voigt (Frankfurt), Wieczorek-Zeul, Wischnewski, Würtz, Dr. Vogel und der Fraktion der SPD: Mitbestimmung im Deutschen Entwicklungsdienst (Drucksache 11/4170) f) Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP: Änderung des Berichtszeitraums für die Halbjahresberichte der Bundesregierung über die Tätigkeit der Europäischen Gemeinschaft, des Europarats und der Westeuropäischen Union (Drucksache 11/4241) g) Beratung des Antrags der Abgeordneten Gerster (Worms), Horn, Erler, Frau Fuchs (Verl), Heistermann, Dr. Klejdzinski, Kolbow, Koschnick, Leonhart, Steiner, Zumkley, Leidinger, Opel, Ibrügger, Dr. Vogel und der Fraktion der SPD: Auszahlung der Leistungen nach dem Unterhaltssicherungsgesetz an wehrübende Reservisten (Drucksache 11/3712) h) Beratung des Antrags der Abgeordneten Hoss, Frau Schoppe, Frau Unruh, Frau Beck-Oberdorf und der Fraktion DIE GRÜNEN: Keine Anrechnung nicht durchsetzbarer Unterhaltsansprüche auf die Arbeitslosenhilfe (Drucksache 11/4180) 10369 B Tagesordnungspunkt 20: Erste Beratung des von den Abgeordneten Horn, Frau Fuchs (Verl), Gerster (Worms), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Aufhebung der Verlängerung von Grundwehrdienst und Zivildienst und zur Neuregelung der Dauer des Zivildienstes (Drucksache 11/4379) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Erste Beratung des von den Abgeordneten Hauser (Esslingen), Breuer, Kossendey, Dr. Uelhoff und Genossen und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Ronneburger, Dr. Hoyer, Nolting, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Aussetzung der Verlängerung des Grundwehrdienstes (Drucksache 11/4436) Gerster (Worms) SPD 10370 C Hauser (Esslingen) CDU/CSU 10376 C Frau Schilling GRÜNE 10377 C Dr. Hoyer FDP 10378 B Tagesordnungspunkt 21: a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Übereinkommen vom 26. Oktober 1979 über den physischen Schutz von Kernmaterial (Drucksache 11/3990) b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Wollny und der Fraktion DIE GRÜNEN: Atommüllendlager „Schacht Konrad" in Salzgitter-Blekkenstedt (Drucksache 11/2002) c) Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Garbe, Frau Wollny und der Fraktion DIE GRÜNEN: Leukämiemorbidität in der Umgebung des AKW Würgassen (Drucksache 11/2353) d) Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN: Unterrichtung der Bevölkerung über die im Hanauer ALKEM-Bunker gelagerten Spaltstoffe (Drucksache 11/1682) IV Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 140. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 27. April 1989 e) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung zur Entsorgung der Kernkraftwerke und anderer kerntechnischer Einrichtungen (Drucksache 11/1632) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 4: Beratung des Antrags der Abgeordneten Brauer, Dr. Daniels (Regensburg), Frau Flinner, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE GRÜNEN: Sofortige Stillegung und sicherer Einschluß des THTR 300 (Drucksache 11/4418) Harries CDU/CSU 10380 A Schütz SPD 10382 A Baum FDP 10384 B Frau Wollny GRÜNE 10385 C Dr. Friedrich CDU/CSU 10387 B Schmidt (Salzgitter) SPD 10389 C Dr.-Ing. Laermann FDP 10390 D Dr. Daniels (Regensburg) GRÜNE . . 10391 D Reuter SPD 10393 D Dr. Töpfer, Bundesminister BMU . . 10396 B Dr. Daniels (Regensburg) GRÜNE (Erklärung nach § 30 GO) 10399 A Tagesordnungspunkt 22: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung über den Abbau der Fehlsubventionierung im Wohnungswesen (Drucksachen 11/4085, 11/4390) Müntefering SPD 10399 D Pesch CDU/CSU 10401 A Frau Oesterle-Schwerin GRÜNE . . . 10401D Zywietz FDP 10402 C Echternach, Parl. Staatssekretär BMBau 10403 C Vizepräsident Cronenberg 10404 D Tagesordnungspunkt 23: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zu dem Antrag der Abgeordneten Schmidbauer, Carstensen (Nordstrand), Dörflinger, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Baum, Kleinert (Hannover), Frau Dr. Segall, Dr. Weng (Gerlingen), Wolfgramm (Göttingen) und der Fraktion der FDP: Weitere Maßnahmen zur Reduzierung der Stickstoffoxidemissionen aus Kraftfahrzeugen zu dem Antrag der Abgeordneten Frau Dr. Hartenstein, Bachmaier, Frau Blunck, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Abgasentgiftung der Kraftfahrzeuge (Drucksachen 11/3598, 11/2009, 11/4402) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 5: Beratung des Antrags des Abgeordneten Brauer und der Fraktion DIE GRÜNEN: Maßnahmen gegen überhöhte Geschwindigkeiten durch Lastkraftwagen (Drucksache 11/4419) Schmidbauer CDU/CSU 10405 B Frau Dr. Hartenstein SPD 10408 B Baum FDP 10412A Brauer GRÜNE 10413 B Dr. Töpfer, Bundesminister BMU . . 10414 D Brauer GRÜNE (zur GO) 10416D Bohl CDU/CSU 10417 A Tagesordnungspunkt 24: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des KriegsdienstverweigerungsNeuordnungsgesetzes (Drucksachen 11/1942, 11/4388, 11/4409) Sauer (Stuttgart) CDU/CSU 10417 D Gilges SPD 10419 A Eimer (Fürth) FDP 10420 D Frau Schilling GRÜNE 10421 D Pfeifer, Parl. Staatssekretär BMJFFG . 10422 D Tagesordnungspunkt 25: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Innenausschusses zu dem Antrag der Fraktion der SPD: Forderungen zur Situation der Polizeien in Bund und Ländern (Drucksachen 11/2243, 11/4056) Graf SPD 10424 B Kalisch CDU/CSU 10426 A Such GRÜNE 10428 A Dr. Hirsch FDP 10429 B Waffenschmidt, Parl. Staatssekretär BMI 10430 C Frau Dr. Sonntag-Wolgast SPD . . . . 10431 D Tagesordnungspunkt 26: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Adoptionsver- Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 140. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 27. April 1989 V mittlungsgesetzes (Drucksache 11/4154) (Zu Protokoll gegebene Reden siehe Anlage 2) 10434 C Nächste Sitzung 10434 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 10435* A Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Reden zu Punkt 26 der Tagesordnung: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Adoptionsvermittlungsgesetzes (Drucksache 11/4154) 10435* C Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 140. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 27. April 1989 10291 140. Sitzung Bonn, den 27. April 1989 Beginn: 9.00 Uhr
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    *) Anlage 2 Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens SPD 28. 04. 89** Dr. Apel SPD 28.04.89 Dr. Blens CDU/CSU 27.04.89 Buschbom CDU/CSU 28.04.89 Büchner (Speyer) SPD 27.04.89 Clemens CDU/CSU 27.04.89 Dr. Daniels (Regensburg) GRÜNE 27. 04.89 Daweke CDU/CSU 28.04.89 Gattermann FDP 28.04.89 Großmann SPD 28.04.89 Dr. Hauff SPD 28. 04.89 Dr. Hitschler FDP 28.04.89 Dr. Holtz SPD 27. 04.89 Höffkes CDU/CSU 28. 04.89 Frau Hürland-Büning CDU/CSU 28.04.89 Ibrügger SPD 28.04.89*** Kittelmann CDU/CSU 28.04.89 Koschnick SPD 28.04.89 Dr. Kreile CDU/CSU 28.04.89 Lamers CDU/CSU 27.04.89 Frau Dr. Martiny-Glotz SPD 28.04.89 Menzel SPD 28.04.89 Meyer SPD 27.04.89 Mischnick FDP 28.04.89 Dr. Mitzscherling SPD 28.04.89 Dr. Neuling CDU/CSU 28.04.89 Niegel CDU/CSU 28.04.89 * Dr. Osswald SPD 28.04.89 Frau Pack CDU/CSU 28.04.89 Paintner FDP 28.04.89 Poß SPD 27.04.89 Reddemann CDU/CSU 28.04.89 Reschke SPD 27.04.89 Dr. Schneider (Nürnberg) CDU/CSU 28.04.89 Schröer (Mülheim) SPD 28.04.89 Spranger CDU/CSU 27.04.89 Stiegler SPD 28.04.89 Stobbe SPD 28.04.89 Frau Teubner GRÜNE 28.04.89 Dr. Unland CDU/CSU 28.04.89 Frau Wilms-Kegel GRÜNE 28.04.89 Wischnewski SPD 28.04.89 Wüppesahl fraktionslos 27.04.89 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union *** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Reden zu Punkt 26 der Tagesordnung: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Adoptionsvermittlungsgesetzes (Drucksache 11/4154) Frau Dr. Lehr, Bundesminister für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit: Lassen Sie mich kurz den Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Änderung des Adoptionsvermittlungsgesetzes begründen, der heute in erster Lesung hier behandelt wird. Wir haben uns heute abend mit einem Gesetzentwurf zu beschäftigen, der auf einem schweren menschlichen Problem beruht. In unserem Land wird häufig vergessen, daß es eine große Gruppe von Ehepaaren gibt, die keine Kinder bekommen können, obwohl sie Kinder wollen. Dies ist keine kleine Gruppe; die Schätzungen schwanken zwischen 10 und 15 %. Und, meine Damen und Herren: Ich kann diesen Wunsch gut verstehen, denn Kinder machen Freude, Kinder bereichern das Leben, Kinder gehören einfach zum Leben dazu. Es gibt viele Wege, diesen Paaren zu helfen. Hierzu gehören neben der Verbesserung der medizinischen Diagnostik und Therapie ein Ausbau der Erforschung von Ursachen der Unfruchtbarkeit sowie verbesserte Beratungsmöglichkeiten für betroffene Paare. Hierzu bereitet die Bundesregierung einen Forschungsschwerpunkt vor. Doch mit den medizinischen Möglichkeiten, aber auch mit der engeren weltweiten Verflechtung haben sich auch neue Möglichkeiten für gewissenlose Geschäftemacher ergeben, die den Wunsch nach Kindern in nicht zu verantwortender Weise kommerziell ausnutzen. Mit dem heute in erster Lesung zu beratenden Entwurf zur Änderung des Adoptionsvermittlungsgesetzes sollen zwei Wege verbaut werden, bei denen Kinder auf ethisch nicht vertretbare Weise vermittelt werden. Dies ist zum ersten die Vermittlung von Leihmüttern, wie sie in Frankfurt und anderen Städten versucht worden ist. Hier gibt das geltende Recht schon Eingriffsmöglichkeiten, doch wir müssen hier mit größerer Härte vorgehen können. Wir müssen Umgehungspraktiken - bis hin zum Kinderhandel - unterbinden. Dies soll dieser Gesetzentwurf erreichen. Zum zweiten gibt es Vermittler, die kinderlosen Ehepaaren gegen Geld schwangere Frauen - meist aus der dritten Welt - zuführen und den Ehemann nach der Geburt des Kindes zu einer wahrheitswidrigen Vaterschaftsanerkennung veranlassen, um auf dem Wege einer anschließenden Ehelichkeitserklärung zu einem Kind zu kommen. Eine solche Vermittlung und Umgehung des Adoptionsvermittlungsgesetzes ist im besonderen Maße verwerflich. Wir können doch nicht zulassen, daß Frauen aus der Dritten Welt aus materieller Not von Geschäftemachern dazu gebracht werden, ihre Kinder zu verkaufen. Ich sage hier mit aller Entschiedenheit: Wer den Wunsch von Frauen und Männern, ein Kind zu bekommen, mit der materiellen Not anderer Frauen verbindet, um daraus Kapital zu schlagen, dem muß das Handwerk gelegt werden. 10436* Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 140. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 27. April 1989 Der Gesetzentwurf stellt jedoch jede Form der Vermittlung von Ersatzmüttern unter Strafe — auch die unentgeltliche. Eine Strafverschärfung ist vorgesehen, wenn der Vermittler gegen Entgelt oder geschäftsmäßig handelt. Die Suche oder das Angebot von Bestelleltern oder Ersatzmüttern in Zeitungsanzeigen und sonstigen öffentlichen Erklärungen sollen mit Bußgeld bedroht werden. Auch wird der angesprochene zweite Fall mit Bußgeld belegt, nämlich derjenige, in dem schwangere Frauen an Männer vermittelt werden, die wahrheitswidrig die Vaterschaft für das Kind anerkennen. Diese Änderungen des Adoptionsvermittlungsgesetzes sind nur ein erster, allerdings dringlicher Schritt zur Klärung der rechtlichen Fragen, die sich durch den medizinischen Fortschritt in der Fortpflanzungsmedizin ergeben. Ich bitte Sie, dieses Gesetz zügig zu beraten, damit wir den Mißständen entgegentreten können. Die Bundesregierung wird ihrerseits bald den Entwurf eines Embryonenschutzgesetzes vorlegen, das die sonstigen auf Bundesebene zu regelnden Fragen der Fortpflanzungsmedizin abdeckt. Schmidt (Salzgitter) (SPD): Mit der vorgelegten Novelle zum Adoptionsvermittlungsgesetz soll dem Unwesen des Kinderhandels über den Adoptionsmißbrauch Einhalt geboten werden. Es waren zwar vor einer Reihe von Monaten nicht sehr viele Fälle von mißbräuchlicher Form der Auslandsadoptionen, sie waren jedoch — siehe die Meldungen aus Frankfurt — außerordentlich spektakulär. Ein besonderer Teil des Adoptionsmißbrauchs ist die Ersatzmutterschaft. Sie ist spezieller Inhalt der vorliegenden Novelle. Die SPD-Fraktion begrüßt diesen Gesetzesvorschlag, weil er die Not von Frauen einzugrenzen hilft und zugleich der Geschäftemacherei mit Kindern einen Riegel vorschiebt. Schon seit Jahren tritt die SPD für eine Beendigung der Ersatzoder Leih-Mutterschaft ein. Der Körper einer Frau darf — auch nicht zum Zwecke neu entstehenden Lebens — nicht zum Handelsobjekt und zum käuflichen Organ werden. Insofern gibt es auch mit der SPD hier keine Probleme, wenngleich wir feststellen, daß die Regelung mehr als überfällig ist; schließlich reden wir alle schon seit Beginn der Legislaturperiode von einer konkreten Umsetzung dieses Ansatzes. Kritik üben wir aber mit allem Nachdruck an der Unvollständigkeit des Gesetzeswerks, das wir als Stückwerk bezeichnen müssen. Immerhin fehlen die übrigen wichtigen Vorschriften gegen den Adoptionsmißbrauch, vor allem aber — wie es auch der Bundesrat in seiner Stellungnahme ausgedrückt hat — die Vorschläge der Bundesregierung für ein Gesamtkonzept der Fortpflanzungsmedizin. Leider besteht trotz interessanter Vorschläge der Bund-Länder-Arbeitsgruppe „Fortpflanzungsmedizin" keine Kraft auf der Regierungsseite, die ebenfalls überfällige Initiative zu unternehmen. Der vorgesehenen Überweisung des Gesetzes-Entwurfs an die Ausschüsse stimmen wir zu. Frau Männle (CDU/CSU): „Babys auf Bestellung, Mütter à la carte zu Preisen ab 30 000 S." Mit diesem Angebot löste ein amerikanischer Babymakler im Oktober 1987 eine Welle öffentlicher Empörung angesichts moderner Formen der Vermarktung menschlichen Lebens im zivilisierten Westen aus, provozierte viele zum Nachdenken über die moralischen Grundlagen unseres Rechtssystems und zwang die politisch Verantwortlichen zum Handeln. Zeigt sich darin übertriebene Entrüstung einer fortschrittsskeptischen neuen Generation, die die Segnungen einer erfolgversprechenden Dienstleistungsbranche mit unbegründeter Verachtung straft? Ignorieren wir durch Verbote die berechtigten Interessen vieler Ehepaare, deren Wunsch nach einem eigenen Kind unerfüllt blieb? Leihmutterschaft ist keineswegs — wie einige meinen — eine Chance für selbstbestimmte Geschäfte, eine legitime und lukrative Einnahmequelle für Frauen, das Ende individuellen Leides für viele Ehepaare. Leihmutterschaft und Leihmuttervermittlung, eine schönfärberische Umschreibung für freiwilligunfreiwilligen Verkauf des eigenen Körpers bzw. für organisierte Vermarktung der Gebärfähigkeit von Frauen, für Degradierung menschlichen Lebens zur Handelsware, sind Ausdruck gesellschaftlich-kulturellen Rückschritts, erschreckende Beispiele einer totalen Entkopplung von Ethik und Kommerz. Für die Unionsparteien ist die Antwort eindeutig und vorbehaltlos: Nein zur Leihmutterschaft. Die Werteordnung des Grundgesetzes gilt auch für das Privatrecht; sie gebietet staatliche Einschränkungen des Selbstbestimmungsrechts von Frauen. Bei der Abwägung der legitimen Interessen von Ehepaaren auf Erfüllung ihres Kindeswunsches und dem gesellschaftlichen Interesse am Schutz des historisch gewachsenen Wertekodex müssen die langfristigen Folgen für die möglichen Verschiebungen unseres ethisch-moralischen Koordinatensystems, die negativen Wirkungen auf die gesellschaftliche Rolle und das Selbstverständnis von Frauen, die Beeinträchtigung der Persönlichkeitsentwicklung der Kinder, die Achtung des Rechts des Kindes auf einheitliche Elternschaft sowie die rechtlichen Probleme bei Vertragsstörungen stärker gewichtet werden. Aber auch die sozialen und psychischen Probleme, die in Leihfamilien entstehen könnten, müssen berücksichtigt werden. Durch eine Auftragsschwangerschaft, die vom Partner der Leihmutter, von ihren in der eigenen Familie lebenden Kindern einen erheblichen Rollenwechsel, ein zeitlich befristetes emotionales Sicheinstellen auf das werdende Leben fordern, könnten diese in unerträgliche Konfliktsituationen verstrickt werden. Mit dem heute in erster Lesung zu beratenden Gesetzentwurf zur Änderung des Adoptionsvermittlungsgesetzes löst die Bundesregierung ihr Versprechen ein, auf die perfiden Praktiken von Babyvermittlern mit klaren Verbotsnormen zu reagieren. Unter Strafe gestellt werden alle Formen der Ersatzmuttervermittlung, werden sie unentgeltlich, gegen Entgelt, Bewerbs- oder geschäftsmäßig betrieben. Darüber hinaus wird das Suchen — besser gesagt — Anheuern von sowie das Anbieten von bzw. Werben mit Leih- Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 140. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 27. April 1989 10437* müttern, z. B. durch Anzeigen oder Berichte in Zeitungen, verboten und mit einem Bußgeld belegt. Auch dubiose Geschäftspraktiken wie die des Grafen Adelmann von Adelmannsfelden werden durch den heute vorliegenden Gesetzentwurf rechtlich untersagt. Das Adoptionsvermittlungsgesetz wurde dadurch zu umgehen versucht, daß Adoptionswillige wahrheitswidrig die Vaterschaft für ein nichteheliches Kind zum Zwecke der Ehelicherklärung anerkennen. In den Ausschußberatungen müssen eingehend die Bedenken des Bundesrates, der gehörten Verbände sowie einiger Organisationen erörtert werden, insbesondere die Frage der Plazierung des Verbots der Ersatzmuttervermittlung im bestehenden Rechtssystem, die Koordinierung der einzelnen Gesetzesmaßnahmen im Bereich Fortpflanzungstechnologie, das Problem der Einstufung von Tatbeständen als Straftat oder Ordnungswidrigkeit. Ferner muß überprüft werden, inwieweit das Adoptionsvermittlungsgesetz in der ergänzten Fassung ein effektives Instrumentarium zur Bekämpfung von Privatadoptionen und Kinderhandel aus der Dritten Welt, die unter dem Deckmantel der Legalität betrieben werden, darstellt. Über die Notwendigkeit gesetzgeberischen Handelns, die Bestrafung der Ersatzmuttervermittlung, besteht weitgehend Konsens unter den Parteien. Mit einem enggeschnürten Gesetzespaket gegen alle Formen der Ersatzmuttervermittlung, gegen Mißbrauch bzw. Umgehungsversuche der Adoptionsvermittlung sind aber keineswegs die gesellschaftlichen Probleme gelöst. Die Motive von Bestelleltern und Leihmüttern müssen erforscht, die psychischen Folgekosten des vermeintlich technisch-medizinischen Fortschritts für Familien analysiert und den betroffenen Familien durch ein breit angelegtes Beratungsnetz wirksam geholfen werden. Die moralische Entrüstung über die Mißbrauchspraktiken in Ländern der Dritten Welt, Rufe nach Strafverschärfung, laufen ins Leere, wenn wir an Symptomen kurieren statt Ursachen zu bekämpfen. Korruption, Elend und Verzweiflung in den Ländern der Dritten Welt sind durch wohlklingende Absprachen auf höchster Regierungsebene nicht zu beheben. Trotz der vielen Fragezeichen sollten wir unverzüglich ein Signal setzen. Es geht um mehr als um die Bekämpfung unlauterer Geschäfte, es geht um die Achtung des Gebots unserer Verfassung: „Die Meschenwürde ist unantastbar" . Leihmutterschaft ist kein befristetes Beschäftigungsverhältnis auf Honorarbasis, Leihmutterschaft ist Pervertierung unseres kulturellen Erbes. „Rent an uterus" muß ein Fremdwort im deutschen Sprachgebrauch bleiben. Eimer (Fürth) (FDP): Die moderne Fortpflanzungsmedizin hat unsere Welt verändert. Die Medizin kann heute in vielen Fällen helfen, daß Ehepaare sich ihren Wunsch nach Kindern erfüllen können, der vorher nicht erfüllbar war. Die Fortpflanzungsmedizin hat aber auch viel Verunsicherung gebracht, weil die genetische Mutter nicht mehr automatisch mit der Mutter übereinstimmen muß, die das Kind austrägt. Daran schließen sich viele Fragen und Probleme juristischer vor allem aber ethischer Art. So muß man fragen, was passiert, wenn ein Kind behindert ist, wenn es von den Bestelleltern nicht abgenommen wird oder wenn die Leihmutter ihr Kind, das sie ausgetragen hat, nicht mehr abgeben will. Daneben gibt es eine Reihe von Fragen zu den überzähligen Embryonen, die bei dieser Technik entstehen und zur Zeit eingefroren sind. Nur einen Teil dieser auftretenden Probleme kann und will dieses Gesetz regeln. So soll die Vermittlung von Leihmüttern verboten werden, ganz gleich ob dies kommerziell oder unentgeltlich geschieht, desgleichen die Werbung in Anzeigen, die Ersatzmütter entweder sucht oder anbietet. Nicht bestraft werden sollen nach diesem Gesetz die Ersatzmutter und die Bestelleltern. Daneben bleiben eine Reihe von Fragen offen, die ich zum Teil bereits angesprochen habe, aber auch solche nach der Beurteilung der Ärzte, die solche Handlungen an Leihmüttern vornehmen, die, wie gesagt, in diesem Gesetz nicht geregelt werden können, sondern einem vorgesehenen Embryonenschutzgesetz vorbehalten bleiben sollen. Ich muß gestehen, daß ich mich bei der Regelung dieser Probleme schwertue, daß ich mir meiner Sache nicht sehr sicher bin. Ich glaube, es besteht Einigkeit, daß keine großen Sympathien für den kommerziellen Handel mit Ersatzmüttern und Kindern in unserem Volk bestehen. Aber die Probleme sind vielschichtig, und wir werden dieses Gesetz sehr eingehend beraten müssen, gerade unter ethischen Gesichtspunkten. Ich hoffe, daß gerade dieses Gesetz in den Ausschüssen mit sehr viel Ernsthaftigkeit beraten wird, daß wir uns im klaren sind über die Tragweite unserer Beschlüsse, ganz gleich, in welche Richtung wir tendieren, und ich halte es für wichtig, daß wir uns alle darüber im klaren sind, daß wir möglicherweise etwas beraten, das sich einer perfekten Regelung und einem menschlichen Richterspruch entzieht. Die FDP ist sich ihrer Verantwortung gerade bei dieser Diskussion bewußt, und wir hoffen auf eine entsprechende ernsthafte Beratung.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Theodor Waigel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Nein, ich bitte dafür um Verständnis. Auch Kollege Vogel hat das nicht getan, obwohl er länger gesprochen hat.

    (Dr. Vogel [SPD]: Welches große Vorbild!)

    — Ich respektiere das, Herr Vogel; aber dann müssen das Ihre Stellvertreter auch respektieren.

    (Dr. Vogel [SPD]: Das respektieren auch wir!)

    Zu Wackersdorf. Herr Kollege Vogel, waren Sie eigentlich von 1976 bis 1979 nicht Mitglied der damaligen Bundesregierung? Haben Sie damals das Entsorgungskonzept, auch die Wiederaufarbeitungsanlage, mitgetragen? Haben Sie eigentlich gegen das remonstriert, was der damalige Bundeskanzler mit den anderen Ressortministern abgesprochen hatte?

    (Dr. Vogel [SPD]: Doch nicht Wackersdorf!)

    Dabei hat natürlich eine Wiederaufarbeitung in der Bundesrepublik Deutschland eine Rolle gespielt. Dafür gab es vier Standorte. Nur, aus allen haben Sie sich verabschiedet.

    (Dr. Vogel [SPD]: Albrecht! Gorleben!)

    — Nein, nein; das ist nicht wahr. Zu einem entscheidenden Zeitpunkt war auch Niedersachsen bereit, Verantwortung zu übernehmen.

    (Dr. Vogel [SPD]: Das ist doch nicht wahr!)

    — Herr Kollege Vogel, machen Sie doch bitte eines: Stellen Sie sich doch in Niedersachsen mit der ganzen SPD hin, und kämpfen Sie dort für die Entsorgung. Haben Sie das bisher getan? Hat das bisher der Herr Schröder getan? Mir jedenfalls ist davon nichts bekannt.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)




    Bundesminister Dr. Waigel
    Nein, Sie polemisieren hier, fordern Mitverantwortung und versagen sie vor Ort. Das ist ein schäbiges Doppelspiel in der Politik, das wir Ihnen nicht durchgehen lassen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Es ist auch kein guter Umgang, wie Sie mit sozialdemokratischen Kommunalpolitikern in Wackersdorf und in Schwandorf umgehen. Ich finde es schon unglaublich, wenn die Kollegen von Ihnen eine andere Meinung zur Kernenergie oder zur Wiederaufarbeitung vertreten, daß sie dann von Ihnen in dieser Form abgebürstet und apostrophiert werden.

    (Dr. Vogel [SPD]: Wo denn?)

    Ich habe Respekt vor den Sozialdemokraten, die zu dem, was die sozialdemokratische Partei vor 10 oder vor 15 Jahren beschlossen hat, stehen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Auf eines, Frau Kollegin Vollmer, von Ihnen wollte ich eingehen. Sie haben sich große Sorgen um Franz Josef Strauß gemacht

    (Schäfer [Offenburg] [SPD]: Wenn der das erleben müßte!)

    und Deutungen angestellt, warum er wohl nicht in eine Regierung eingetreten ist. Ich kann Ihnen nur sagen: 1966, in einer sehr schwierigen Situation, war Franz Josef Strauß bereit, Verantwortung zu übernehmen. 1982 hätte man ihm, wäre er in die Bundesregierung eingetreten, den Vorwurf gemacht, daß wenige Wochen danach eine Landtagswahl stattfindet. Er hat sich für das entschieden, wo er vorher angetreten war, Verantwortung übernommen hatte und damals auch in Bayern alle erwarteten, daß er diese Position und diese Aufgabe fortsetzt. Und: Er hat sich 1983 und 1987 beide Male sehr eingehend überlegt, ob er die Verantwortung in Bonn übernehmen sollte oder der Verantwortung in München mit bundesweiter Ausstrahlung und Einwirkungsmöglichkeit treu bleiben sollte, und er hat sich dafür entschieden.

    (Frau Dr. Vollmer [GRÜNE]: Jetzt sagen Sie doch, wann war er denn mächtiger?)

    Aber es gab nicht die Absage an die Verantwortung. Eines jedoch, Frau Kollegin Vollmer, hat er mit Sicherheit getan: in jedem Wahlkampf leidenschaftlich dafür gekämpft, daß Sie und Ihre Freunde von links die Mehrheit nicht bekommen haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU und bei Abgeordneten der FDP)

    Ein Wort noch zu dem, was Kollege Ehmke vor der Mittagspause gesagt hat. Er fordert sofortige Verhandlungen. Nur, liebe Kolleginnen und Kollegen, das geht halt nur mit den Bündnispartnern,

    (Dr. Ehmke [Bonn] [SPD]: Natürlich!)

    und mit den Bündnispartnern kann man nur dann sprechen und etwas von ihnen erwarten und verlangen, wenn man dort nicht jeden politischen Kredit verloren hat, wie es bei Ehmke und auch bei Ihnen, Herr Vogel, und der SPD der Fall ist.

    (Dr. Ehmke [Bonn] [SPD]: Lächerlich!)

    Wenn Sie dann noch meinen, dort mit Ihrem neuen
    rot-grünen Bündnis mit den Antworten, die Sie in Berlin gegenüber dem höchsten Repräsentanten unseres wichtigsten Bündnispartners gegeben haben, Aspekte gewinnen zu können, dann dürfen Sie sich nicht wundern, wenn Sie dort nicht ernst genommen werden. Drohungen helfen hier nicht; hier helfen nur Gespräche, und hier hilft Vertrauen.
    Meine lieben Kolleginnen und Kollegen, der Bundestagswahlkampf 1983 und die innenpolitische Diskussion über den Vollzug des NATO-Doppelbeschlusses stellte die SPD damals unter das Motto „im deutschen Interesse". Heute fordert der damalige Kanzlerkandidat der SPD eine dritte Null-Lösung im Rahmen der Ost-West-Verhandlungen über Abrüstung und Rüstungskontrolle, ohne den Verlauf der Abrüstungsgespräche überhaupt voraussehen zu können. Damit begibt man sich doch in eine Zwangsjacke und in eine Abhängigkeit von der Sowjetunion, ohne zu wissen, was in den nächsten Jahren oder im nächsten Jahrzehnt passieren wird.

    (Dr. Ehmke [Bonn] [SPD]: Das ist das Gegenteil von dem, was der Außenminister gesagt hat!)

    — Nein. Ich spreche zu Ihnen. — Die SPD verkennt das gewaltige Übergewicht der konventionellen Streitkräfte des Warschauer Pakts, sie unterschätzt die Invasionsfähigkeit des Ostens, sie übersieht die friedenssichernde Funktion der Abschreckungsstrategie. Sie verfolgt damit eine Politik, die den deutschen Sicherheitsinteressen diametral entgegensteht. Die Schaffung unterschiedlicher Zonen, sei es im konventionellen oder im nuklearen Bereich, innerhalb der NATO kann nicht im deutschen Interesse liegen. Ziel der Verteidigungsanstrengungen des westlichen Bündnisses muß es sein, gleiche Sicherheit für die Bürger in Ottawa und Washington, in Rom und Bonn, in Kopenhagen und London zu schaffen.
    Niemand kann das erdrückende Übergewicht des Warschauer Paktes im Bereich der konventionellen Streitkräfte leugnen.

    (Dr. Ehmke [Bonn] [SPD]: Tut ja auch keiner!)

    Die einzige Sicherheitsgarantie gegen dieses Übergewicht, über dessen Abbau nunmehr verhandelt wird, bildet ein Mindestmaß an nuklearer Abschreckung. Wer für Westeuropa den einseitigen Verzicht auf diese existentielle Sicherheitsgarantie verlangt

    (Dr. Ehmke [Bonn] [SPD]: Wer tut das denn?)

    — Sie z. B. — , stellt die politische Geschäftsgrundlage der NATO in Frage.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wer heute von vornherein sagt, es wird nie zu einer Nachrüstung kommen, und nicht weiß, was aus 1 400 Raketen auf der anderen Seite wird, der leistet vor, ohne daß er weiß, wie sich die Dinge entwickeln, und handelt im Bereich unserer Sicherheitspolitik verantwortungslos.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Deshalb kommt eine Denuklearisierung Europas für uns nicht in Frage. Sie hilft uns nicht weiter, sie sichert den Frieden nicht. Da es keine erfolgverspre-



    Bundesminister Dr. Waigel
    chende Alternative zum Harmel-Bericht, also zur Verbindung von glaubwürdiger Abschreckung und realisitischer Entspannungspolitik, gibt, liegt es im deutschen Interesse, wenn zwischen Ost und West Verhandlungen über Kurzstreckenraketen mit dem Ziel gleicher Obergrenzen geführt werden.

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: Sehr gut!)

    Und hier müssen auch unsere Bündnispartner verstehen — was ja in der NATO auch schon diskutiert, beschlossen wurde — , daß diese Waffensysteme nur in Mitteleuropa stationiert sind und wir von ihnen in besonderer Weise betroffen und natürlich auch bedroht sind.
    Für die konkrete Frage der Lance-Nachfolge bedeutet dies: Wichtigstes Ziel der Abrüstungsverhandlungen zwischen Osten und Westen muß es sein, das gravierende Übergewicht des Ostens im Bereich der konventionellen Streitkräfte abzubauen. Insbesondere auf der Grundlage der Ergebnisse der Wiener Verhandlungen wird die NATO im Jahre 1992 über die Produktion und die Stationierung des LanceNachfolgesystems entscheiden. Wie bei Pershing II und Cruise Missiles ist es ausschließlich Sache der Vereinigten Staaten, Entscheidungen über die Entwicklung und Erprobung eines solchen Systems zu treffen, wie auch die Sowjetunion ihre Kurzstreckenwaffen modernisiert hat. Doch nur auf der Grundlage einer entsprechenden rechtzeitigen Entscheidung der Vereinigten Staaten kann das Bündnis im Jahre 1992 über eine Produktion und Stationierung befinden. Wer — wie die Opposition im Deutschen Bundestag — den Schlüssel ausschließlich in der Raketenfrage sucht, der geht am Kern der Ost-West-Probleme vorbei. Der Schlüssel dieser Probleme liegt in den tiefersitzenden ideologischen Spannungen, wie sie sich konkret in der Teilung Deutschlands manifestieren.

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: Sehr gut!)

    Meine Damen und Herren, ich will auch noch zu einem anderen Punkt Stellung nehmen, auf den der Bundeskanzler eingegangen ist und der eine ganz besondere Herausforderung des freiheitlichen Rechtsstaates bedeutet. In gleicher Weise wie in der Außen- und Sicherheitspolitik hat sich das politische Koordinatensystem der SPD im Bereich der inneren Sicherheit verschoben. Bezüglich der in den Hungerstreik getretenen RAF-Häftlinge werden Gespräche mit dem Ziel von Hafterleichterung, Zusammenlegungen und des Entgegenkommens bei Sonderwünschen der Inhaftierten und der Vermittlung zwischen Staat und Verurteilten verlangt. Während Herr Farthmann nach einigen Tagen gemerkt hat, was es bedeutet, wenn man der RAF die Möglichkeit gibt, den Rechtsstaat vorzuführen, indem er vor den verheerenden Wirkungen solcher — ich zitiere wörtlich — „Tarifverhandlungen mit den Terroristen" warnt, setzt der SPD-Ministerpräsident von Kiel, Herr Engholm, eben diese „Tarifverhandlungen" fort

    (Frau Dr. Vollmer [GRÜNE]: Was macht denn Herr Rebmann mit seiner Kronzeugenregelung anderes? Der handelt das genauso aus!)

    und diskutieren die GRÜNEN, der Wunschkoalitionspartner der SPD, über ein Positionspapier zur Unterstützung aller Forderungen der „kämpfenden Gefangenen". Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Herr Momper, hat dem freiheitlichen Rechtsstaat mit dieser Initiative einen schlimmen Bärendienst erwiesen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Der Kollege Vogel fordert eine parteiübergreifende Beratung, wie Helmut Schmidt das in vergleichbaren Fällen getan hat. Herr Vogel, Helmut Schmidt hat damals den Krisenstab zur Rettung des Lebens von Hanns-Martin Schleyer eingesetzt und nicht zur Einräumung von Sonderrechten an Verbrecher. Das ist der große Unterschied.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Dr. Vogel [SPD]: Das ist eine üble Demagogie!)

    Wir lehnen eine Sonderbehandlung von RAF-Häftlingen und Privilegien für sie ab, zumal diese Häftlinge keinen Anlaß haben, sich über die Haftbedingungen zu beschweren.

    (Frau Dr. Vollmer [GRÜNE]: Das sehe ich aber anders!)

    Ich wiederhole das, was der Bundeskanzler gesagt hat: Unser Mitgefühl gilt nach wie vor und zuerst den Opfern und ihren Hinterbliebenen. Wer redet noch über die?

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Koalition, die Regierung hat gerade mit der Verabschiedung des Artikelgesetzes zur inneren Sicherheit auf einem wichtigen Gebiet deutscher Politik ihre Handlungsfähigkeit unter Beweis gestellt.

    (Frau Dr. Vollmer [GRÜNE]: Unsicherheit! Rechtsunsicherheit in hohem Maße!)

    Sie wird dies auch bei der Lösung der vor uns liegenden Probleme im Ausländer- und Asylrecht, in der Energiepolitik, bei der Quellensteuer und bei der weiteren Umsetzung des Solidarvertrags für die deutsche Landwirtschaft tun. Die Christlich-Soziale Union wird hierzu ihren Beitrag leisten. Wir sind und bleiben ein verläßlicher Partner dieser Koalition.
    Die Korrekturen bei der Quellensteuer — auf die ich anschließend noch eingehen werde — und bei der Wehrdienstverlängerung werden nun von der SPD als mangelnde Zuverlässigkeit der Bonner Koalition gewertet. Herr Kollege Vogel, auf die SPD und ihre grünen Koalitionspartner ist immer Verlaß, leider aber nur Verlaß auf ihre Unzuverlässigkeit. In Washington bekräftigt Herr Vogel die Übereinstimmung der SPD mit dem westlichen Bündnis, und in Bonn verlangt er einen Alleingang der deutschen Regierung in der Frage der Modernisierung. In Washington demonstriert Herr Vogel freundschaftliche Beziehungen zum neuen US-Präsidenten Bush, in Berlin erklären seine Zukunftspartner für eine Bonner Koalition Herrn Bush zur Persona non grata. Im Berliner Wahlkampf lehnt Herr Momper jegliche Koalition mit den GRÜNEN ab, um wenige Stunden nach Vorliegen der Wahlergebnisse eine Kehrtwendung um 180° vorzunehmen. In diesem Wählerbetrug manifestiert sich

    (Schäfer [Offenburg] [SPD]: Ist das die Einstandsrede als Finanzminister?)




    Bundesminister Dr. Waigel
    die ganze politische Unzuverlässigkeit der SPD.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Das gleiche zeigt sich in der Energiepolitik und zeigt sich in Sachen Wackersdorf. Mit dem Projekt in Wackersdorf hat die Bayerische Staatsregierung ihre Bereitschaft erklärt, einen Beitrag zu dem unter einem SPD-Kanzler erarbeiteten und von allen Bundesländern mitgetragenen Entsorgungskonzept zu leisten. Die Initiative der VEBA, die weder mit der Bundesregierung noch mit der Bayerischen Staatsregierung abgestimmt war, die abgebrannten Kernelemente künftig ausschließlich in der französischen Anlage aufzuarbeiten,

    (Kuhlwein [SPD]: Jetzt haben wir eine bayerische Nebenregierung im Kabinett!)

    bedarf sorgfältiger und rascher Prüfung. Die Bundesregierung wird bei den deutsch-französischen Gesprächen alle Aspekte prüfen. Ferner müssen Gespräche mit den an der DWK beteiligten Energieversorgungsunternehmen geführt werden. Auf dieser Grundlage wird das Bonner Kabinett eine Entscheidung treffen, die deutschen Interessen Rechnung trägt. Diese Entscheidung muß und wird baldmöglichst fallen.
    Bei der VEBA-Initiative gilt es neben den wirtschaftlichen Vorteilen auch die Risiken zu bedenken, die sich aus einer Abhängigkeit unseres Entsorgungskonzepts vom Ausland,

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

    aus der Preisgabe einer Hochtechnologie und dem Problem der Mitsprache bei der Festlegung internationaler Sicherheits- und Umweltstandards für Entsorgungsanlagen ergeben.

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: Sehr gut! — Dr. Vogel [SPD]: Hier spricht der designierte Bundeskanzler!)

    Daß darüber die SPD überhaupt nicht mehr nachdenkt, daß das alles für sie kein Thema mehr ist, das beweist, wie sehr sie sich aus der nationalen Verantwortung für Energie bereits abgemeldet hat.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Im Bundestag und in den Landtagen wettern Sie gegen einen unverantwortlichen Mülltourismus. Bei der Entsorgung der Kernkraftwerke sind Sie offensichtlich bereit,

    (Schäfer [Offenburg] [SPD]: Schon wieder unwahr!)

    einen solchen grenzüberschreitenden Tourismus hinzunehmen.

    (Schäfer [Offenburg] [SPD]: Schon wieder unwahr, Herr Kollege Waigel!)

    Von einigen Entwicklungsländern verlangen Sie — zu Recht — den Verzicht auf die Abholzung tropischer Regenwälder wegen deren Auswirkungen auf das Klima. Im Inland fordern Sie demgegenüber die Ersetzung der Kernenergie durch Kohle, obwohl der SPD und den GRÜNEN selbstverständlich die Auswirkungen der Verstromung fossiler Energieträger auf Klima und Umwelt bekannt sind.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Dr. Vogel [SPD]: Ist der Redner Finanzminister?)

    — Ich trage hier Gesamtverantwortung.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Lachen bei der SPD)

    Lieber Herr Vogel, Sie können Ihren Leuten vorschreiben, was sie sagen sollen oder nicht sagen sollen,

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das kann er doch nicht!)

    aber Sie werden mir nicht vorschreiben, was ich hier als Abgeordneter und als Bundesminister sage.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zurufe von der SPD)

    Eines ist jedenfalls sicher: Aus den einstigen Vorreitern im Kampf gegen das Waldsterben sind mittlerweile Kämpfer für ein Programm zur Beschleunigung des CO2-Effektes geworden.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Das ist Ihr Beitrag zum internationalen und globalen Umweltschutz!
    Meine Damen und Herren, Verläßlichkeit im grundsätzlichen Kurs zahlt sich aus, auch wenn viele Bürger über die Notwendigkeit und die positiven Folgewirkungen unserer großen politischen Reformvorhaben bei der Krankenversicherung, der Rentenversicherung, der Lohn- und Einkommensteuer sowie der Organisationsstruktur der Deutschen Bundespost noch verunsichert sind.

    (Dr. Vogel [SPD]: Dumme Wähler!)

    Wir haben sowohl im März 1983 als auch im Januar 1987 ein eindeutiges Votum der Wähler erhalten. Wir haben bei den großen Reformvorhaben auch unpopuläre Entscheidungen treffen müssen. Die konkreten Auswirkungen, z. B. die bereits eingetretene Stabilität der Beitragssätze in der Krankenversicherung, verdeutlichen die Richtigkeit unserer Entscheidungen.

    (Sehr wahr! bei der CDU/CSU)

    Auch der wirtschaftspolitische Kurs stimmt. Das hat sich gerade in der Wirtschafts- und Finanzpolitik gezeigt. Mit dem Regierungswechsel vom Herbst 1982 wurde Abschied genommen von der Flut staatlicher Sonderprogramme, von der ausufernden Neuverschuldung, von der Ausweitung der Staatsquote, von den Versuchen — —

    (Dreßler [SPD]: Da lachen ja die Hühner!)

    — Da sagt jemand: „Da lachen ja die Hühner." Er hat ja selber gelacht. Ich muß ehrlich sagen: Ein Haufen Hühner kann finanzpolitisch nicht so viel Unsinn produzieren wie der Haufen, der im Moment über das lacht, was ich sage.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Unruhe bei der SPD)

    Denn Sie werden doch nicht bestreiten, daß der Anteil
    der Nettokreditaufnahme am Bruttosozialprodukt



    Bundesminister Dr. Waigel
    unter unserer Regierung entscheidend zurückgegangen ist.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Da kann man doch nicht sagen: „Da lachen ja die Hühner." Dann müssen Sie den Vorwurf schon an sich selber richten. Ich weiß nicht, mit welcher Tierwelt Sie sich hier identifizieren wollen. — Es ist uns jedenfalls gelungen, von den roten in die schwarzen Zahlen zu gelangen. Das war nur durch den Abschied der Roten von der Finanzpolitik möglich.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Die deutsche Wirtschaft befindet sich im siebten Jahr einer stetigen, auf den Kräften des Marktes beruhenden Aufwärtsbewegung. Nach den Prognosen der Konjunkturstrategen der SPD hätte mittlerweile nicht nur ein Einbruch, sondern hätten mehrere Einbrüche erfolgen müssen. Mit der Zunahme der Zahl der Erwerbstätigen um eine Million konnte mittlerweile der in den letzten drei Regierungsjahren der SPD erfolgte Arbeitsplatzabbau wettgemacht werden. Trotz der geburtenstarken Jahrgänge, der verstärkten Erwerbstätigkeit der Frauen und des Zuzugs von Aussiedlern ist die Arbeitslosenquote inzwischen leicht rückläufig. Je nach Abgrenzung liegt die Quote bei 8,4 bzw. 7,5 %; nach dem Berechnungsverfahren der OECD liegt sie bei rund 6 %.

    (Dreßler [SPD]: Ach was, viel zu viel!)

    — Das hätten Sie gestern nachlesen können. Nachlesen! — In einigen Branchen und Regionen bestehen bereits erhebliche Engpässe im Facharbeiterbereich. Das Handwerk in Bayern spricht schon von einem katastrophalen Lehrlingsmangel. — Sie werden die Prognose, die die OECD amtlich herausgibt und die Sie gestern im Wirtschaftsteil der „FAZ" auf Seite 2 hätten lesen können, noch zur Kenntnis nehmen müssen, Herr Dreßler!

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Das hätte ich eigentlich von jemandem, der in der SPD als stellvertretender Fraktionsvorsitzender für die Sozialpolitik verantwortlich ist, erwartet.
    Meine Damen und Herren, die verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte sind in den vergangenen sieben Jahren um über 300 Milliarden DM gestiegen — und dies, ohne daß es zu einer Aushöhlung der Kaufkraft durch Inflation gekommen wäre.
    Bei den Unternehmenserträgen hat sich eine grundlegende Wende zum Besseren vollzogen. Das war auch die Voraussetzung für die inzwischen kräftig steigenden Investitionen und für die Zunahme der Erwerbstätigenzahl. Sichere Arbeitsplätze gibt es nur in Unternehmen, die schwarze Zahlen erwirtschaften. Bei ihrer Kritik an der Entwicklung der Unternehmenserträge wären DGB und SPD gut beraten, die Zusammenhänge zwischen Verlusten und Arbeitsplatzabbau bei der Neuen Heimat und bei der Coop in Rechnung zu stellen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Dr. Vogel [SPD]: So was Geschmackloses!)

    — Sie, Herr Kollege Vogel, und Ihr Schatzmeister haben dies im Hinblick auf den „Vorwärts" noch vor sich.

    (Dr. Vogel [SPD]: Da freut er sich aber!)

    — Ich freue mich nicht darüber, daß der „Vorwärts" stirbt. Schade um die Presselandschaft. Aber es spricht nicht für den Eigentümer, der offensichtlich durch Sie vertreten ist, daß das zustande gekommen ist.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Dr. Vogel [SPD]: Die Gesamtverantwortung!)

    Die Rahmenbedingungen für eine über 1990 hinausreichende Aufwärtsbewegung sind günstig. Wir haben eine ausgeprägte Investitionskonjunktur mit einer Rekordauslastung der Produktionskapazitäten. Das wird einen weiteren Beschäftigungsaufbau zur Folge haben. Nicht zuletzt dank des Binnenmarktprojekts hat die Investitionsquote den höchsten Stand seit 15 Jahren erreicht.
    Die 1990 in Kraft tretende dritte Stufe unseres Steuerentlastungsprogramms führt sowohl zu einer weiteren Verbesserung der Angebotsbedingungen als auch zu einer Stärkung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage. In diesem Zusammenhang werden wir unsere erfolgreiche Finanzpolitik fortsetzen.

    (Dr. Vogel [SPD]: Bravo!)

    — Ich bedanke mich für den Beifall.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Dr. Vogel [SPD]: Kam ja keiner! Die muß man immer erst aufwecken! Die sind ja nicht wach! Die Eigenen reagieren schon gar nicht mehr!)

    Kontinuität in den Zielen und Konsequenz im Handeln, das sind unsere Leitlinien.

    (Schäfer [Offenburg] [SPD]: Der Bötsch ist auch nicht mehr, was er war!)

    — Der Bötsch ist nicht mehr, was er war. Der ist mehr geworden. Dazu sollten wir ihm herzlich gratulieren.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Dr. Vogel [SPD]: Mit 29 Stimmen!)

    — Herr Vogel, warten wir mal ab. Sie sind als Unterbezirksvorsitzender in München schon mit noch kleinerer Mehrheit gewählt worden.

    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Dr. Vogel [SPD]: Das zeigt, wie Sie das einschätzen!)

    Und ich muß dem hochverehrten Publikum mitteilen, daß er damals von einem gewissen Rudolf Schöfberger verjagt worden ist.

    (Heiterkeit — Zuruf von der CDU/CSU: Verscheucht! — Huonker [SPD]: Das war das Beste an Ihrer Rede, bisher! — Schäfer [Offenburg] [SPD] [an seine Fraktionskollegen gewandt]: Wer sagt das? — Erneute Heiterkeit bei der CDU/CSU)




    Bundesminister Dr. Waigel
    — Herr Kollege Huonker — ich habe es nicht richtig verstanden —, aber wenn Sie gesagt haben sollten, das sei das Beste in meiner Rede gewesen,

    (Dr. Vogel [SPD]: „Bisher"!)

    dann weiß ich nicht, ob Sie sich damit noch länger in der Fraktion sehen lassen können;

    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    denn eines weiß ich: daß der Kollege Vogel das nicht übermäßig lustig findet.

    (Heiterkeit — Dr. Penner [SPD]: Jetzt wollen wir Finanzpolitik hören!)

    — Man muß auch Finanz- und Steuerpolitik manchmal mit anderen Dingen garnieren.
    Aber jetzt wieder zurück zur Ausgabendisziplin: Die ist nämlich notwendig, um den Staatsanteil und die Steuerbelastung zu senken. Ausgabendisziplin bedeutet die Verwirklichung ordnungspolitischer Grundsätze. Sie ist das klare Bekenntnis zur Leistungsfähigkeit und zum schöpferischen Wettbewerb. Je stärker wir den Einfluß des Staates zurückdrängen,

    (Schäfer [Offenburg] [SPD]: Uhr ist abgelaufen!)

    um so mehr Spielraum schaffen wir für unternehmerische Initiative, für Schaffenskraft und den Leistungswillen unserer Mitbürger.
    Wir werden klare finanzpolitische Prioritäten setzen. Ein ausgeglichener Staatshaushalt ist wünschenswert, aber kein absolutes Ziel. Wir müssen durch Sparsamkeit den Anstieg der Schulden und der Zinsausgaben begrenzen, weil wir sonst Schritt für Schritt finanzpolitischen Handlungsspielraum preisgeben würden. Die Zinsausgaben im Bundeshaushalt betragen heute schon rund 32 Milliarden DM. Über 20 Milliarden DM hiervon sind auf Kreditaufnahmen in der Zeit unter SPD-Finanzministern zurückzuführen. Wir müssen zumindest erreichen, daß der Anteil der Zinsausgaben an den gesamten Bundesausgaben nicht mehr zunimmt.
    Darf ich vielleicht die Geschäftsführer bitten? Da leuchtet „eine Minute" auf, und damit werde ich nicht fertig.
    Der Anteil des Finanzierungsdefizits aller öffentlichen Haushalte am Bruttosozialprodukt wird in diesem Jahr auf unter 2 % zurückgehen, nachdem es 1988 noch 2,5 % waren. Obwohl wir damit den niedrigsten Stand seit Anfang der siebziger Jahre erreichen, bleibt die Wachstumsdynamik ungebrochen. Nicht kreditfinanzierte Staatsnachfrage, sondern wachstumswirksame Reformen und verläßliche Haushaltspolitik erweisen sich als die wirkliche Grundlage wirtschaftlicher Expansion.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Im nächsten Jahr werden Steuerentlastungen von nahezu 20 Milliarden DM wirksam. Im Zusammenhang mit dieser umfassenden Steuersenkung wird auch der Kreditfinanzierungsbedarf der öffentlichen Haushalte für 1990 wieder zunehmen. Aber wirksame Steuerentlastungen sind die Grundlage für verstärktes Wachstum und damit auch für die dauerhafte Finanzierung der öffentlichen Aufgaben.
    Wenn wir Steuern senken, investieren wir in die wirtschaftliche Kraft unseres Landes. Steuersenkungen rechtfertigen deshalb einen vorübergehenden Anstieg staatlicher Kreditaufnahme.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Frau Traupe [SPD]: Das ist falsch!)

    Der vereinbarte Verzicht auf die Quellensteuer wird uns zunächst Einnahmeausfälle bringen. Aber zugleich können wir bei wesentlich verbesserter Wachstumsdynamik mit erheblichen Steuermehreinnahmen rechnen, so daß die Nettokreditaufnahme nicht höher ausfallen wird. Darüber hinaus erreichen wir eine wesentliche Verbesserung der Kapitalmarktbedingungen und schaffen günstigere Voraussetzungen für niedrigere Zinsen und zusätzliches Wachstum und damit auch für die Haushaltsfinanzierung.
    Wir beseitigen eine umstrittene Regelung, die vielen die Sicht auf die entscheidenden Vorteile der Steuerreform 1990 verstellt hat. Natürlich lassen sich solche Wirkungen nicht exakt in Zuwachsraten des Bruttosozialprodukts quantifizieren. Aber wir werden die gesamtwirtschaftlichen Ziele der Steuerreform 1990 durch den Verzicht auf die Quellensteuer nach meiner Überzeugung besser erreichen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Wir haben uns den Entschluß, die kleine Kapitalertragsteuer wieder abzuschaffen, nicht leicht gemacht. Die Unsicherheit bei den Bürgern und die Belastungen der Kapitalmärkte waren sehr stark geworden. Vor allem diejenigen Bürger, die schon bisher ihre Zinseinkommen ordnungsgemäß versteuert haben oder die nach geltendem Gesetz überhaupt nicht der Steuerpflicht unterliegen, haben mit Unverständnis und deutlicher Kritik auf die neuen bürokratischen Verfahren reagiert.
    Besonders das sogenannte Nichtveranlagungsverfahren hat erhebliche Kritik ausgelöst.

    (Walther [SPD]: Wer hat das denn eingeführt?)

    Viele Sparer mit kleinen Guthaben schrecken vor dem bürokratischen Aufwand für eine Freistellung zurück und werden so durch die kleine Kapitalertragsteuer belastet, obwohl sie eigentlich gar nicht steuerpflichtig sind.

    (Frau Matthäus-Maier [SPD]: Wir hatten Sie gewarnt!)

    Das Nichtveranlagungsverfahren hat einen zu großen bürokratischen Aufwand bei Banken und bei der Finanzverwaltung verursacht,

    (Schäfer [Offenburg] [SPD]: Späte Einsicht!)

    ohne daß die Kleinsparer insgesamt wirksam von der Steuer freigestellt wurden. — Meine Damen und Herren, wenn ich hier vortrage, wo wir etwas korrigieren, das wir beschlossen haben, dann sollte es in einer Demokratie doch möglich sein, das zur Kenntnis zu nehmen. Sie können das ja kritisieren. Wenn Sie das begrüßen, wie Sie, Frau Kollegin Matthäus-Maier, es



    Bundesminister Dr. Waigel
    getan haben, dann sollten Sie das doch gelassen und dankbar zur Kenntnis nehmen und mich das hier auch ganz offen sagen lassen.
    Es ist doch keine Schande, wenn man in einem solchen Zusammenhang auch einmal einen Fehler einräumt.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Frau Matthäus-Maier [SPD]: Aber, Herr Waigel, wir dürfen doch sagen, daß wir Sie gewarnt haben!)

    Wir wollen in diesem Zusammenhang nicht nur die kleine Kapitalertragsteuer aufheben, sondern zugleich den Sparerfreibetrag verdoppeln.

    (Huonker [SPD]: Viel zuwenig!) — Wir würden lieber mehr tun,


    (Frau Matthäus-Maier [SPD]: Tun Sie es!)

    aber das verursacht Kosten, die wir natürlich in der Finanzplanung genau überlegen müssen. Ich meine, die Verdoppelung — erstmals wieder eine Erhöhung seit 1975 — ist schon eine beachtliche Angelegenheit, mit der man sich sehen lassen kann.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Dadurch erreichen wir eine weitgehende steuerliche Freistellung kleiner Guthaben. Durch die Verdoppelung der Sparerfreibeträge werden bei einer Verzinsung von 5 % Geldvermögen von 14 000 DM bei Ledigen bzw. 28 000 DM bei Ehepaaren steuerlich nicht mehr belastet.
    Die Aufhebung der kleinen Kapitalertragsteuer war auch notwendig, um erheblichen Kapitalverlagerungen ins Ausland entgegenzuwirken. Die Deutsche Bundesbank hat auf die Belastungen des deutschen Kapitalmarktes durch die kleine Kapitalertragsteuer hingewiesen.
    Wenn wir jetzt auf diese kleine Kapitalertragsteuer verzichten, stärken wir den Kurs der Deutschen Mark an den internationalen Devisenmärkten. Ein fester DM-Kurs trägt nicht nur zur Stabilisierung des deutschen Zinsniveaus bei, sondern ist zugleich für den weiteren Abbau der internationalen Handels- und Leistungsbilanzungleichgewichte notwendig.
    Wir werden so schnell wie möglich über die Einzelheiten bei der Abschaffung der kleinen Kapitalertragsteuer entscheiden. Niemand soll zu Unrecht Steuern zahlen. Bereits erhobene Kapitalertragsteuer auf Zinserträge wird mit der Einkommensteuer verrechnet oder zurückgezahlt. Erstattet wird auch die auf Kapitalerträge bei Lebensversicherungen erhobene kleine Kapitalertragsteuer.
    Nach wie vor bleiben Kapitalerträge einschließlich der Zinserträge steuerpflichtig. Ich bin davon überzeugt, durch die Diskussion in den zurückliegenden Monaten ist auch das Bewußtsein der Bürger über diese Steuerpflicht gewachsen. Wir werden die Informations- und die Aufklärungstätigkeit in dem Bereich unverändert fortsetzen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Bestehen bleibt auch die Steueramnestie. Wer seine Kapitalerträge nachgemeldet hat, muß auf diese Amnestie vertrauen können.
    Wir werden nach den jetzt getroffenen Entscheidungen mit unseren Partnern in den anderen Mitgliedstaaten über die künftige steuerliche Behandlung von Kapitalerträgen in der Europäischen Gemeinschaft beraten. Bis jetzt gibt es innerhalb der Gemeinschaft keine Festlegung auf bestimmte Regelungen. Eine EG-Regelung für die Kapitalertragsbesteuerung ist auch keine rechtliche Vorbedingung für die Aufhebung der noch bestehenden Kapitalverkehrsbeschränkungen. Die Vorschläge der Kommission zur Einführung einer einheitlichen europäischen Kapitalertragsteuer sind in einer Reihe von Ländern, insbesondere in Großbritannien, Luxemburg, den Niederlanden und auch Dänemark, auf grundsätzliche Ablehnung gestoßen. Eine Annahme des Kommissionsvorschlages, die einstimmig erfolgen müßte, ist gegenwärtig nicht in Sicht. Es heißt in Art. 6 Abs. 5 der Richtlinie über die vollständige Liberalisierung des Kapitalverkehrs: „Der Rat befindet über diese Vorschläge ...". Wir werden uns jetzt gemeinsam mit unseren Partnern in den anderen EG-Staaten um eine für alle Länder tragfähige Lösung bemühen.
    Allerdings — das will ich hier in aller Klarheit feststellen — kommt für uns ein Kontrollmitteilungsverfahren nicht in Frage. Wir werden das Bankgeheimnis und das Vertrauensverhältnis zwischen den Banken und ihren Kunden schützen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Ein Kontrollmitteilungsverfahren würde darüber hinaus noch erheblich mehr bürokratischen Aufwand erfordern als die vielfach kritisierte Quellensteuer.
    Auch das von der SPD neuerdings vorgeschlagene Stichprobenverfahren ist für uns keine Lösung. Es würde das Vertrauensverhältnis zwischen Sparern und Banken erschüttern und so in noch erheblich größerem Umfang Sparkapital ins Ausland treiben.

    (Frau Matthäus-Maier [SPD]: Blödsinn!)

    Wir beraten zur Zeit auch über eine Modifizierung der im Steuerreformgesetz 1990 getroffenen Neuregelung für die Besteuerung der außerordentlichen Einkünfte nach § 34 des Einkommensteuergesetzes. Um dem Mittelstand die im Zusammenhang mit dem EG- Binnenmarkt notwendigen Strukturveränderungen zu erleichtern, werden wir den Höchstbetrag für die ermäßigte Besteuerung betrieblicher Veräußerungsgewinne großzügiger bemessen als bisher vorgesehen:
    Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Steuerpolitik steht auch in den kommenden Jahren vor der Aufgabe, anhaltendes Wirtschaftswachstum in den 90er Jahren zu sichern und die Basis für zusätzliche Beschäftigung noch zu verbreitern. Um dies zu erreichen, werden wir in der nächsten Wahlperiode vor allem die Steuerentlastung der Unternehmen zur Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen fortsetzen. Weitere Steuerentlastungen sind vor allem notwendig, damit die Bundesrepublik als Standort für Investitionen im internationalen Wettbewerb konkurrenzfähig bleibt. Gerade im Zusammenhang mit der Schaffung eines gemeinsamen europäischen Wirtschaftsraums bis zum Ende des Jahres 1992 müssen wir uns auf zunehmende Konkurrenz einstellen.



    Bundesminister Dr. Waigel
    In vielen Industrieländern sind inzwischen die Steuersätze bei der Einkommen- und Körperschaftsteuer spürbar gesenkt worden. Im internationalen Vergleich — das müssen wir registrieren — gehört die Bundesrepublik trotz der bereits verwirklichten erheblichen Entlastungen zu den Ländern, in denen die Steuerbelastung der Unternehmen mit am höchsten ist.
    Wir werden sorgfältig über die notwendigen Schritte beraten. Entscheidend ist eine spürbare Nettoentlastung unternehmerischer Erträge, damit sich Investitionen in unserem Land lohnen und damit zusätzliche Arbeitsplätze vor allem in den Wachstumsbereichen geschaffen werden können.
    Parallel zur Reform der Unternehmensbesteuerung werden wir uns auch mit der weiteren Entlastung des Existenzminimums und einer noch besseren Berücksichtigung der Unterhaltsleistungen für Kinder befassen.
    Wir haben in der Finanz- und Steuerpolitik in den letzten Jahren hervorragende Ergebnisse erzielt.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Wenn wir jetzt in ganz bestimmten eingegrenzten Bereichen bestimmte Korrekturen vollziehen, hat das nichts mit einer Kursänderung zu tun.

    (Lachen bei der SPD)

    Wir wollen vielmehr das Vertrauen in die Solidität der Staatsfinanzen dauerhaft festigen, notwendige Reformen vorbereiten und so eine wichtige Voraussetzung für lang anhaltendes Wachstum sichern.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Meine Damen und Herren, ich bin mir dessen bewußt, daß ich mit dem Amt des Finanzministers der Bundesrepublik Deutschland keine leichte Aufgabe übernommen habe. Es waren Persönlichkeiten aus allen Parteien, die sich in den letzten 40 Jahren der Verantwortung für den Staatshaushalt und für den sorgsamen Umgang mit den öffentlichen Mitteln gestellt haben. Unvergessen bei uns allen ist Fritz Schäffer, der mit acht Jahren am längsten das Amt des Finanzministers bekleidet hat. Von ihm haben wir gelernt, was Verpflichtung und Verantwortung gegenüber der Allgemeinheit bedeuten. Er hat eine Tradition deutscher Finanzminister begründet, die nicht auf Popularität oder Augenblickseffekte bedacht war.
    Die Amtszeit meines unmittelbaren Vorgängers, unseres Kollegen und neuen Verteidigungsministers Gerhard Stoltenberg, war nur eineinhalb Jahre kürzer als die Amtszeit von Fritz Schäffer.

    (Zuruf von der SPD: Reichlich lang!)

    Er hat in einer schwierigen wirtschaftlichen Situation Ende des Jahres 1982 die dringend notwendige Konsolidierung der Staatsfinanzen eingleitet und in den darauffolgenden Jahren konsequent vorangebracht.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Er hat entscheidenden Anteil an der umfassendsten
    Steuerentlastung, die jemals in der Bundesrepublik
    Deutschland verwirklicht worden ist. Wir haben allen
    Anlaß, ihm für diese großartige Leistung herzlich zu danken.

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Franz Josef Strauß hat zwischen 1966 und 1969 vor allem das Bewußtsein für die gesamtwirtschaftliche Verantwortung der Finanzpolitik gestärkt. Zugleich war er — das gerät bisweilen in Vergessenheit — der letzte Finanzminister, dem es gelungen ist, ein erhebliches Finanzierungsdefizit im Bundeshaushalt in einen Überschuß zu verwandeln.
    Die Zeit, liebe Kolleginnen und Kollegen, reicht nicht aus, um alle 13 Vorgänger im Amt des Bundesfinanzministers im einzelnen zu würdigen. Franz Etzel, Heinz Starke, Rolf Dahlgrün und Kurt Schmükker haben bis 1969 die von Fritz Schäffer begründete Tradition fortgesetzt. Auch die von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands benannten Finanzminister Alex Möller, Karl Schiller, Helmut Schmidt, Hans Apel, Hans Matthöfer und Manfred Lahnstein haben sich bei allen Unterschieden in den wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Bewertungen und Zielen bemüht, ihrer besonderen Verantwortung für unser Gemeinwesen gerecht zu werden.
    Die Aufgabe des Bundesfinanzministers ist für mich eine besondere Verpflichtung. Ich werde mich mit vollem Einsatz und der ganzen Schaffenskraft der neuen Aufgabe stellen. Ich hoffe, Sie werden mich dabei ungeachtet der in einer parlamentarischen Demokratie notwendigen Meinungsunterschiede unterstützen.
    Ich danke Ihnen.

    (Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Rede von Richard Stücklen
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat die Abgeordnete Frau Matthäus-Maier.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Ingrid Matthäus-Maier


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Sie von der Regierung haben so toll geklatscht. Ich muß Ihnen sagen: Zur Finanzpolitik habe ich hier nicht viel gehört. Ich bin schon eine ganze Weile Mitglied dieses Bundestages. Aber einen Bundesfinanzminister, der weniger als die Hälfte seiner Jungfernrede als Finanzminister auf die Finanzpolitik verwendet, habe ich noch nie erlebt. Ich habe das Gefühl, Herr Waigel, Finanzpolitik machen Sie nur im Nebenberuf. Ich hoffe, Sie haben von der CSU eine Nebentätigkeitsgenehmigung.

    (Beifall bei der SPD)

    Meine Damen und Herren, vor der Osterpause wurde uns ein großer Befreiungsschlag angekündigt. Ich muß sagen: Auch im Bereich der Steuer- und Finanzpolitik ist dieser vom Bundeskanzler angekündigte Befreiungsschlag ausgeblieben. Die Entlassung von Herrn Stoltenberg als Finanzminister ist nur das offene Eingeständnis, daß die Regierungskoalition mit ihrer Finanz- und Steuerpolitik auf Grund gelaufen ist.

    (Beifall bei der SPD)




    Frau Matthäus-Maier
    Herr Stoltenberg, mit Respekt denke ich an manche Rededuelle zurück, die Hans Apel als finanzpolitischer Sprecher der SPD und Sie sich hier im Deutschen Bundestag in den letzten sechseinhalb Jahren geliefert haben. Für mich persönlich darf ich sagen, daß bei aller Auseinandersetzung in der Sache der persönliche Umgang zwischen uns immer fair geblieben ist. Ich freue mich darüber und hoffe, daß das auch bei dem neuen Finanzminister Waigel so bleiben wird.
    Wenn ich Ihnen, Herr Stoltenberg, für Ihr neues Amt noch etwas mitgeben darf: Tun Sie dort das, was Sie als Bundesfinanzminister leider nicht geleistet haben: Geben Sie endlich den Jäger 90 auf. Diese Entscheidung ist längst überfällig.

    (Beifall bei der SPD)

    Die Berufung von Theodor Waigel ist kein Neuanfang in der Finanzpolitik. Herr Waigel, Sie waren an allen Entscheidungen der Regierungskoalition als CSU-Landesgruppenchef maßgeblich beteiligt und sind daher auch für die Fehlentscheidungen dieser Bundesregierung in der Finanzpolitik mit verantwortlich: Flugbenzinskandal, ungerechte Steuerreform, Quellensteuer. Für all dies steht der Name Theodor Waigel ebenso wie der Name von Gerhard Stoltenberg.

    (Beifall bei der SPD)

    Ihr Zickzackkurs ist atemberaubend: rein in den Flugbenzinskandal, halb wieder raus; rein in die Quellensteuer, nach vier Monaten wieder raus; rein in eine schärfere Besteuerung der Veräußerungsgewinne bei Betriebsaufgabe, dann wieder raus aus dem Ganzen. Die Abstände zwischen dem Hin und dem Her werden immer kürzer. Das kann doch nicht so weitergehen, Herr Waigel. Wir alle — Bürger, Wirtschaft, Finanzverwaltung — haben ein Recht darauf, daß dieses Durcheinander jetzt endlich aufhört.

    (Beifall bei der SPD)

    Herr Waigel, Sie haben jetzt die Chance zu einer gerechteren und soliden Finanzpolitik, wenn Sie endlich einige der Vorschläge der SPD aufgreifen und sie nicht allein deswegen ablehnen, weil sie von uns kommen. Mit der Abschaffung der Quellensteuer haben Sie nach monatelangem Gezerre endlich die Forderung der SPD aufgegriffen. Das ist gut so, denn die Quellensteuer ist ein ungerechtes und bürokratisches Monstrum; sie hätte nie Gesetz werden dürfen. Wenn Sie unserem Vorschlag rechtzeitig gefolgt wären, hätten Sie den Sparern, den Kreditinstituten, der Finanzverwaltung und übrigens auch den 200 neuen Beamten im Trierer Quellensteueramt viel erspart.

    (Beifall bei der SPD)

    Aber wie geht es jetzt weiter, Herr Waigel? Jedermann weiß, daß die Abschaffung der Quellensteuer nur der erste Schritt sein kann. Sie haben selber an diesem Pult gerade gesagt, daß es selbstverständlich bei der Steuerpflicht für Kapitaleinkünfte und Zinserträge bleibt. Im Gesetzentwurf Ihrer Regierung hieß es dazu: „Die verbesserte steuerliche Erfassung von Zinseinkünften dient nicht nur der Steuergerechtigkeit, sondern ist auch wirtschafts- und beschäftigungspolitisch geboten. " Dies war und ist richtig. Die
    Quellensteuer war allerdings der falsche Weg, das durchzusetzen. Aber das ändert doch nichts daran, daß das geltende Recht durchgesetzt und den großen Steuerhinterziehern das Handwerk gelegt werden muß.

    (Beifall bei der SPD)

    Deswegen fordere ich Sie auf, auch beim zweiten Schritt den SPD-Vorschlag aufzugreifen, und der heißt: Verzehnfachung der Sparerfreibeträge auf 3 000 DM bei Ledigen bzw. 6 000 DM bei Verheirateten. Dadurch werden Millionen Normalsparer aus der Steuerpflicht und damit auch aus dem Zwielicht der Illegalität befreit.

    (Huonker [SPD]: Sehr richtig!)

    Die von Ihnen ins Auge gefaßte Verdoppelung des Sparerfreibetrags ist geradezu kläglich.

    (Beifall bei der SPD — Huonker [SPD]: Ein Witz ist das!)

    Hinzukommen muß ein unbürokratisches und bürgerfreundliches — das geht nämlich! — Mitteilungsverfahren: einmal im Jahr, aber nicht — wie jetzt bei Ihrer Quellensteuer — unter Umständen Monat für Monat mit der Mitteilung der Banken, daß 11 Pfennig Quellensteuer einbehalten worden sind, und das Ganze mit einer 1-DM-Briefmarke auf dem Briefumschlag, nein, einmal im Jahr mit großzügiger Bagatellgrenze und mit Stichproben.
    Leider haben Sie, Herr Waigel, zu der Alternative hier heute nichts gesagt,

    (Huonker [SPD]: Das sagt er erst nach der Bundestagswahl!)

    aber spätestens bis zur Vorlage Ihres Gesetzentwurfs muß Ihre Alternative auf dem Tisch liegen. Das „Handelsblatt' — und ähnlich andere Zeitungen — hat gestern festgestellt: „Die Abschaffung der Quellensteuer beim gleichzeitigen Verzicht auf eine Kontrolle bedeutet die faktische Freistellung der Zinserträge von jeder Steuerpflicht."

    (Zustimmung bei der SPD)

    Das „Handelsblatt" hat recht. Wenn Sie nichts tun, wenn Sie insbesondere nicht den Bankenerlaß aus der Abgabenordnung herausnehmen, dann ist das politische Beihilfe zur Steuerhinterziehung im großen Stil.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    Deswegen fordere ich Sie auf, unseren Vorschlag aufzugreifen, der darauf hinausläuft: Die Millionen Normalsparer müssen von der Steuer befreit werden, die Besitzer von Millionenvermögen aber müssen endlich nach Recht und Gesetz Steuern zahlen.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    Und weil wir schon dabei sind, können Sie auch gleich die nächste Forderung der SPD realisieren, nämlich das vollständige Rückgängigmachen des Flugbenzinskandals. Sogenannte Lufttaxis, mit denen man mal eben am Wochenende von München nach Sylt und zurück fliegen kann,

    (Zurufe von der CDU/CSU)




    Frau Matthäus-Maier
    — Sie können auch Frankfurt nehmen, wenn es Ihnen besser gefällt, Herr Glos — zahlen in Zukunft keine Mineralölsteuer mehr.

    (Dr. Vogel [SPD]: Aha!)

    Das normale Taxi aber, das mit vier Rädern, mit dem z. B. die Rentnerin ins Krankenhaus fahren muß, muß seit dem 1. Januar 1989 eine deutlich höhere Mineralölsteuer oder Kraftfahrzeugsteuer zahlen,

    (Hört! Hört! bei der SPD)

    und die Rentnerin muß den höheren Fahrpreis wegen Ihrer ungerechten Gesundheitsreform im Normalfall selber zahlen.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN — Fellner [CDU/CSU]: Das ist unter Ihrem Niveau! Wie ist es denn mit den Urlauberflügen nach Mallorca?)

    Hier geht es nicht um Milliarden, aber ich glaube, diese Kombination von Steuerfreiheit für Privatflieger und Steuererhöhung für die Taxifahrt der Rentnerin zum Krankenhaus zeigt deutlich den Unterschied zwischen uns. Auch wir sagen: Es muß gespart werden. Aber wir sagen: Starke Schultern müssen beim Sparen mehr tragen. Sie sehen es umgekehrt. Für diese Tatsache, die ich geschildert habe, gibt es, wie man es auch dreht und wendet, nur ein Wort: Unter dem Deckmantel der Konsolidierung wird Umverteilung von unten nach oben betrieben, und das lehnen wir ab.

    (Beifall bei der SPD)

    Auch in der Familienpolitik können Sie einen fertigen Vorschlag der SPD aufgreifen. Wir fordern: Das Kindergeld muß auf mindestens 200 DM pro Kind und Monat — vom ersten Kind an — angehoben werden. Mit den Kinderfreibeträgen und einer Reform des Ehegattensplittings ist das ohne eine Mark Neuverschuldung zu bezahlen.
    Meine Damen und Herren, Sie wissen es — ich spreche hier bevorzugt Herrn Dregger an, weil wir uns seit Jahren darüber unterhalten, Herr Dregger — : Der höchste Splittingvorteil eines Ehepaares wird im Jahre 1990 22 842 DM netto betragen, ohne daß in dieser Familie ein Kind vorhanden sein muß. Demgegenüber ergibt das Kindergeld für das erste Kind über einen Zeitraum von 18 Jahren hinweg 10 800 DM. Dieser Unterschied ist grotesk: 10 800 DM für ein Kind über 18 Jahre im Gegensatz zu 22 842 DM in einem Jahr für ein Ehepaar ohne Kind, und das Jahr für Jahr.
    Selbst wenn Sie den Vorteil der Kinderfreibeträge hinzufügen, dann liegt die Summe nach 18 Jahren für den normalen Bürger immer noch unter dem sogenannten maximalen Splittingvorteil. Auch nach den jüngsten Koalitionsbeschlüssen zum Kindergeld gehen 1990 von den insgesamt 12 Millionen Kindern fast 10 Millionen Kinder völlig leer aus.
    Meine Damen und Herren, ich weiß, unser Vorschlag — mindestens 200 DM vom ersten Kind an, ohne Einkommensgrenzen, für jedes Kind, finanziert durch eine Reform des Splitting — findet bis weit hinein in Ihre Reihen Sympathie. Denn es gibt auch in Ihren Reihen Kolleginnen und Kollegen, die schmerzhaft spüren, daß unter dieser Regierungskoalition die Familienpolitik zur Restgröße verkommen ist.

    (Beifall bei der SPD — Dr. Möller [CDU/ CSU]: Jetzt haben Sie wirklich gelogen! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Ein weiterer Vorschlag: In der Steuerpolitik muß in Zukunft die Umwelt stärker als bisher berücksichtigt werden. Bisher bin ich gewohnt, daß Sie dann immer anfangen zu schreien — so wie gerade. Das hilft aber nichts. In den letzten Wochen ändern sich die Töne. Da steht z. B. im umweltpolitischen Diskussionsentwurf für den CDU-Parteitag:
    Anreize für umweltgerechtes Verhalten in Produktion und Konsum können auch durch eine ökologisch geleitete Umgestaltung des Steuersystems ausgelöst werden.
    Ich kann jedes Wort davon unterschreiben. Vor drei Monaten klang es aber noch anders.
    Bitte beachten Sie: Zu dieser ökologischen Weiterentwicklung des Steuersystems in der Praxis gehört dann z. B. die Abschaffung der Kraftfahrzeugsteuer und ihre Umlegung auf die Mineralölsteuer.

    (Fellner [CDU/CSU]: Das ist nicht zwingend!)

    Das ist nicht zwingend, aber es ist gut, und es ist besser als Ihr Vorschlag. Die von Ihnen geplante Umstellung von der Hubraumbesteuerung auf die Abgasbesteuerung wäre ökologisch sicher ein Fortschritt, aber wäre enorm bürokratisch. Viel ökologischer ist es, den Katalysator europaweit oder auch bei uns alleine sofort einzuführen und mit der Umlegung der Kraftfahrzeugsteuer einen unmittelbaren Anreiz zum Energiesparen zu geben.

    (Beifall bei der SPD)

    Auch zum Bundeshaushalt haben wir klare Forderungen an den neuen Finanzminister. Jede Mark für den Schnellen Brüter, für die Wiederaufarbeitungsanlage in Wackersdorf und für den Jäger 90 ist eine Mark zuviel, meine Damen und Herren. Befreien Sie sich und uns von diesen Milliardeninvestitionen!

    (Beifall bei der SPD)

    Dies ist nicht nur umwelt- und verteidigungspolitisch geboten, sondern dies ist auch finanzpolitisch notwendig. Wenn Sie sich nämlich außerdem ernsthaft an den Abbau von Subventionen machen, den Sie seit Jahren versprochen, aber nicht betrieben haben, dann stehen auch die notwendigen Finanzmittel für die dringend erforderlichen Zukunftsinvestitionen, z. B. beim sozialen Wohnungsbau oder im Umweltschutz, zur Verfügung.

    (Fellner [CDU/CSU]: Vielleicht durch Kürzungen bei der Kohle?)

    Dies müssen Sie auch deshalb tun, Herr Waigel, um die Neuverschuldung 1990 in den Griff zu bekommen. Diese Regierungskoalition hat unter Ihrer Mitverantwortung in den sieben Jahren seit der Wende so hohe Haushaltsdefizite gemacht wie keine Bundesregierung vor ihr. Trotz günstiger weltwirtschaftlicher Entwicklung, trotz Bundesbankgewinnen in Höhe von 65 Milliarden DM ist die Verschuldung des Bundes



    Frau Matthäus-Maier
    von 1983 bis 1989 um 190 Milliarden DM zusätzlich angestiegen, meine Damen und Herren, und sie soll nach dem Finanzplan der Bundesregierung 1990 um eine weitere Neuverschuldung von 36 Milliarden DM ansteigen.

    (Zuruf des Abg. Dr. Dregger [CDU/CSU])

    Allein in diesem Jahr — darüber sollte sich niemand in diesem Hause freuen können — zahlen wir 32 Milliarden DM für Zinsen.

    (Zurufe von der CDU/CSU: Eure Schulden! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    — Ich weiß, daß Sie das immer dazwischenrufen. Sie wissen, daß wir die Entwicklung anders sehen. Aber müßten wir nicht, selbst wenn Sie recht haben sollten
    — was ich nicht meine — , in einer Situation, in der die Zinsausgaben den drittgrößten Brocken im Bundeshaushalt darstellen, dafür sorgen, daß Sie im Jahre 1990 nicht eine Neuverschuldung ins Auge fassen, die 36 Milliarden DM betragen soll? Warum soll die Neuverschuldung so hoch ausfallen? Weil Sie Ihre Steuersenkung 1990 auf Pump betreiben; der Finanzminister hat es gerade noch einmal gesagt.

    (Beifall bei der SPD)

    Das Geld, das wir für Zinsen ausgeben, steht uns für gestaltende Politik, für Zukunftsinvestitionen nicht mehr zur Verfügung.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Ihr würdet es gerne verprassen, das ist eure Art!)

    Wenn die Neuverschuldung des Bundes 1990 nach Ihrer Finanzplanung bei einem Wachstum des Bruttosozialprodukts um 3 % schon so hoch sein soll, dann frage ich mich: Woher soll das Geld eigentlich kommen, wenn bei einem konjunkturellen Einbruch, der nie ausgeschlossen werden kann, durch eine höhere Nettokreditaufnahme gegengesteuert werden muß, meine Damen und Herren? Das ist mir schleierhaft, und deswegen unsere Aufforderung an Sie.

    (Cronenberg [Arnsberg] [FDP]: Das bringt den Berliner Genossen mal bei!)

    Unsere Vorschläge liegen auf dem Tisch; greifen Sie sie auf. Auch für die Finanzpolitik gilt: Unser Volk will eine neue Politik und eine andere Regierung. — Ich danke Ihnen.

    (Anhaltender Beifall bei der SPD sowie Beifall bei Abgeordneten der GRÜNEN)