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    Plenarprotokoll 11/140 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 140. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 27. April 1989 Inhalt: Begrüßung des Präsidenten des Folketing des Königreichs Dänemark, Herrn Erik Ninn-Hansen, und der Mitglieder seiner Delegation 10291 A Glückwünsche zum Geburtstag des Abg. Hoss 10291 B Erweiterung der Tagesordnung . . . 10291 B Absetzung des Punktes 18 — Regelung des Geschäftswertes bei land- oder forstwirtschaftlichen Betriebsübergaben — und der Aktuellen Stunde — Chancen der Deeskalation infolge der Unterbrechung des Hungerstreiks durch zwei RAF-Mitglieder — von der Tagesordnung 10291 C Tagesordnungspunkt 3: Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung zur künftigen Regierungsarbeit Dr. Kohl, Bundeskanzler 10291 D Dr. Vogel SPD 10304 D Dr. Dregger CDU/CSU 10316B Genscher, Bundesminister AA 10322 D Frau Dr. Vollmer GRÜNE 10326 A Dr. Ehmke (Bonn) SPD 10329 C Dr. Waigel, Bundesminister BMF . . 10332 C Frau Matthäus-Maier SPD 10339 D Dr. Graf Lambsdorff FDP 10342 B Frau Trenz GRÜNE 10348A Dr. Penner SPD 10349 B Frau Traupe SPD (zur GO) 10351 D Dr. Waffenschmidt, Parl. Staatssekretär BMI (zur GO) 10352 A Bohl CDU/CSU (zur GO) 10352 B Dr. Vogel SPD (zur GO) 10353 C Dr. Stoltenberg, Bundesminister BMVg 10354 A Schäfer (Offenburg) SPD 10356 A Dr. Töpfer, Bundesminister BMU . . 10359A Frau Wollny GRÜNE 10360A Dreßler SPD 10361A Cronenberg (Arnsberg) FDP 10363 C Eich GRÜNE 10364 C Jahn (Marburg) SPD (Erklärung nach § 31 GO) 10365 C Namentliche Abstimmungen . . . 10366A, B, C Ergebnisse 10372A, 10373C, 10375A Tagesordnungspunkt 4: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit zu dem Antrag der Fraktion DIE GRÜNEN: Gesundheitsgefährdung durch Kosmetika — Verbot von Natriumlaurylsulfat in Zahncremes und Deklarationspflicht für alle Inhaltsstoffe von Kosmetika (Drucksachen 11/871, 11/2978) 10366D Tagesordnungspunkt 5: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu dem Antrag der Abgeordneten Frau Rust und der Fraktion DIE GRÜNEN: Stopp der Atomexporte (Drucksachen 11/1169, 11/3001) 10366D II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 140. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 27. April 1989 Tagesordnungspunkt 6: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zu dem Antrag der Abgeordneten Frau Saibold, Frau Wollny und der Fraktion DIE GRÜNEN: Kennzeichnung von Milch, Milchprodukten und Säuglingsnahrung mit Werten radioaktiver Belastung und Ausweitung des Meßstellennetzes (Drucksachen 11/486, 11/3925) . . . 10366D Tagesordnungspunkt 7: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Auswärtigen Ausschusses zu der Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zu den Massendemonstrationen in den baltischen Staaten (Drucksachen 11/2729, 11/4004) 10367 A Tagesordnungspunkt 8: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Auswärtigen Ausschusses zu der Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zu den Menschenrechten in der Sowjetunion (Drucksachen 11/255, 11/4005) . . . 10367 A Tagesordnungspunkt 9: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Auswärtigen Ausschusses zur Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zur Errichtung einer europäischen Stiftung für Osteuropa-Forschung (Drucksachen 10/6274, 11/883 Nr. 9, 11/4029) . . . 10367 B Tagesordnungspunkt 10: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Haushaltsausschusses zu dem Antrag des Bundesministers für Wirtschaft Rechnungslegung über das Sondervermögen des Bundes „Ausgleichsfonds zur Sicherung des Steinkohleneinsatzes" — Wirtschaftsjahr 1986 — (Drucksachen 11/1508, 11/4157) 10367 B Tagesordnungspunkt 11: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Haushaltsausschusses zu dem Antrag des Bundesministers der Finanzen: Einwilligung in die Veräußerung eines bundeseigenen Grundstücks in Düsseldorf gem. § 64 Abs. 2 der Bundeshaushaltsordnung (Drucksachen 11/3797, 11/4162) 10367 C Tagesordnungspunkt 12: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung a) Vorschlag für eine Verordnung (EWG) des Rates zur Änderung der Verordnung (EWG) Nr. 2727/75 über die gemeinsame Marktorganisation für Getreide b) Vorschlag für eine Verordnung (EWG) des Rates mit Grundregeln für die Prämie zur Verwertung von Getreide als Futtermittel im Wirtschaftsjahr 1989/90 (Drucksachen 11/3882 Nr. 3.5, 11/4167) 10367 C Tagesordnungspunkt 13: Beratung der Beschlußempfehlung des Rechtsausschusses: Übersicht 11 über die dem Deutschen Bundestag zugeleiteten Streitsachen vor dem Bundesverfassungsgericht (Drucksache 11/4207) . 10367 D Tagesordnungspunkt 14: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag für eine Entscheidung des Rates über das LINGUA-Programm zur Förderung der fremdsprachlichen Ausbildung in der Europäischen Gemeinschaft Vorschlag für eine Entscheidung des Rates zur Förderung des Fremdsprachenunterrichts in der Europäischen Gemeinschaft als Bestandteil des LINGUA-Programms (Drucksachen 11/4019 Nr. 2.43, 11/4240) 10367 D Tagesordnungspunkt 15: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag für einen Beschluß des Rates zur Änderung von Anhang A der Richtlinie 85/397/EWG bezüglich des Gefrierpunktes der Milch (Drucksachen 11/3927 Nr. 3.9, 11/4243) 10368 A Tagesordnungspunkt 16: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Rechtsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag für die 12. Gesellschaftsrechtliche Richtlinie des Rates betreffend Gesellschaften mit beschränkter Haftung mit einem einzigen Gesellschafter (Drucksachen 11/2724 Nr. 1, 11/2766, 11/4346) 10368A Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 140. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 27. April 1989 III Tagesordnungspunkt 17: Beratung der Beschlußempfehlungen des Petitionsausschusses: Sammelübersichten 107 und 108 zu Petitionen (Drucksachen 11/4382, 11/4383) 10386A Tagesordnungspunkt 19: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Europäischen Übereinkommen vom 16. Mai 1972 über Staatenimmunität (Drucksache 11/4307) b) Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN: Änderung der Geschäftsordnung des Deutschen Bundestages (Drucksache 11/985) c) Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Eid, Volmer und der Fraktion DIE GRÜNEN: Bezuschussung von bundesdeutschem Managementpersonal in der Dritten Welt aus der Entwicklungshilfe (Drucksache 11/1667) d) Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Steuerrechtliche Behandlung von Entschädigungszahlungen für HIV-infizierte Hämophile (Drucksache 11/4140) e) Beratung des Antrags der Abgeordneten Toetemeyer, Westphal, Dr. Ehmke (Bonn), Bahr, Bindig, Brück, Duve, Gansel, Dr. Glotz, Großmann, Dr. Hauchler, Dr. Holtz, Koschnick, Luuk, Dr. Niehuis, Dr. Osswald, Renger, Schanz, Dr. Scheer, Schluckebier, Dr. Soell, Stobbe, Dr. Timm, Verheugen, Voigt (Frankfurt), Wieczorek-Zeul, Wischnewski, Würtz, Dr. Vogel und der Fraktion der SPD: Mitbestimmung im Deutschen Entwicklungsdienst (Drucksache 11/4170) f) Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP: Änderung des Berichtszeitraums für die Halbjahresberichte der Bundesregierung über die Tätigkeit der Europäischen Gemeinschaft, des Europarats und der Westeuropäischen Union (Drucksache 11/4241) g) Beratung des Antrags der Abgeordneten Gerster (Worms), Horn, Erler, Frau Fuchs (Verl), Heistermann, Dr. Klejdzinski, Kolbow, Koschnick, Leonhart, Steiner, Zumkley, Leidinger, Opel, Ibrügger, Dr. Vogel und der Fraktion der SPD: Auszahlung der Leistungen nach dem Unterhaltssicherungsgesetz an wehrübende Reservisten (Drucksache 11/3712) h) Beratung des Antrags der Abgeordneten Hoss, Frau Schoppe, Frau Unruh, Frau Beck-Oberdorf und der Fraktion DIE GRÜNEN: Keine Anrechnung nicht durchsetzbarer Unterhaltsansprüche auf die Arbeitslosenhilfe (Drucksache 11/4180) 10369 B Tagesordnungspunkt 20: Erste Beratung des von den Abgeordneten Horn, Frau Fuchs (Verl), Gerster (Worms), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Aufhebung der Verlängerung von Grundwehrdienst und Zivildienst und zur Neuregelung der Dauer des Zivildienstes (Drucksache 11/4379) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Erste Beratung des von den Abgeordneten Hauser (Esslingen), Breuer, Kossendey, Dr. Uelhoff und Genossen und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Ronneburger, Dr. Hoyer, Nolting, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Aussetzung der Verlängerung des Grundwehrdienstes (Drucksache 11/4436) Gerster (Worms) SPD 10370 C Hauser (Esslingen) CDU/CSU 10376 C Frau Schilling GRÜNE 10377 C Dr. Hoyer FDP 10378 B Tagesordnungspunkt 21: a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Übereinkommen vom 26. Oktober 1979 über den physischen Schutz von Kernmaterial (Drucksache 11/3990) b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Wollny und der Fraktion DIE GRÜNEN: Atommüllendlager „Schacht Konrad" in Salzgitter-Blekkenstedt (Drucksache 11/2002) c) Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Garbe, Frau Wollny und der Fraktion DIE GRÜNEN: Leukämiemorbidität in der Umgebung des AKW Würgassen (Drucksache 11/2353) d) Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN: Unterrichtung der Bevölkerung über die im Hanauer ALKEM-Bunker gelagerten Spaltstoffe (Drucksache 11/1682) IV Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 140. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 27. April 1989 e) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung zur Entsorgung der Kernkraftwerke und anderer kerntechnischer Einrichtungen (Drucksache 11/1632) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 4: Beratung des Antrags der Abgeordneten Brauer, Dr. Daniels (Regensburg), Frau Flinner, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE GRÜNEN: Sofortige Stillegung und sicherer Einschluß des THTR 300 (Drucksache 11/4418) Harries CDU/CSU 10380 A Schütz SPD 10382 A Baum FDP 10384 B Frau Wollny GRÜNE 10385 C Dr. Friedrich CDU/CSU 10387 B Schmidt (Salzgitter) SPD 10389 C Dr.-Ing. Laermann FDP 10390 D Dr. Daniels (Regensburg) GRÜNE . . 10391 D Reuter SPD 10393 D Dr. Töpfer, Bundesminister BMU . . 10396 B Dr. Daniels (Regensburg) GRÜNE (Erklärung nach § 30 GO) 10399 A Tagesordnungspunkt 22: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung über den Abbau der Fehlsubventionierung im Wohnungswesen (Drucksachen 11/4085, 11/4390) Müntefering SPD 10399 D Pesch CDU/CSU 10401 A Frau Oesterle-Schwerin GRÜNE . . . 10401D Zywietz FDP 10402 C Echternach, Parl. Staatssekretär BMBau 10403 C Vizepräsident Cronenberg 10404 D Tagesordnungspunkt 23: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zu dem Antrag der Abgeordneten Schmidbauer, Carstensen (Nordstrand), Dörflinger, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Baum, Kleinert (Hannover), Frau Dr. Segall, Dr. Weng (Gerlingen), Wolfgramm (Göttingen) und der Fraktion der FDP: Weitere Maßnahmen zur Reduzierung der Stickstoffoxidemissionen aus Kraftfahrzeugen zu dem Antrag der Abgeordneten Frau Dr. Hartenstein, Bachmaier, Frau Blunck, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Abgasentgiftung der Kraftfahrzeuge (Drucksachen 11/3598, 11/2009, 11/4402) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 5: Beratung des Antrags des Abgeordneten Brauer und der Fraktion DIE GRÜNEN: Maßnahmen gegen überhöhte Geschwindigkeiten durch Lastkraftwagen (Drucksache 11/4419) Schmidbauer CDU/CSU 10405 B Frau Dr. Hartenstein SPD 10408 B Baum FDP 10412A Brauer GRÜNE 10413 B Dr. Töpfer, Bundesminister BMU . . 10414 D Brauer GRÜNE (zur GO) 10416D Bohl CDU/CSU 10417 A Tagesordnungspunkt 24: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des KriegsdienstverweigerungsNeuordnungsgesetzes (Drucksachen 11/1942, 11/4388, 11/4409) Sauer (Stuttgart) CDU/CSU 10417 D Gilges SPD 10419 A Eimer (Fürth) FDP 10420 D Frau Schilling GRÜNE 10421 D Pfeifer, Parl. Staatssekretär BMJFFG . 10422 D Tagesordnungspunkt 25: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Innenausschusses zu dem Antrag der Fraktion der SPD: Forderungen zur Situation der Polizeien in Bund und Ländern (Drucksachen 11/2243, 11/4056) Graf SPD 10424 B Kalisch CDU/CSU 10426 A Such GRÜNE 10428 A Dr. Hirsch FDP 10429 B Waffenschmidt, Parl. Staatssekretär BMI 10430 C Frau Dr. Sonntag-Wolgast SPD . . . . 10431 D Tagesordnungspunkt 26: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Adoptionsver- Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 140. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 27. April 1989 V mittlungsgesetzes (Drucksache 11/4154) (Zu Protokoll gegebene Reden siehe Anlage 2) 10434 C Nächste Sitzung 10434 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 10435* A Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Reden zu Punkt 26 der Tagesordnung: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Adoptionsvermittlungsgesetzes (Drucksache 11/4154) 10435* C Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 140. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 27. April 1989 10291 140. Sitzung Bonn, den 27. April 1989 Beginn: 9.00 Uhr
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    *) Anlage 2 Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens SPD 28. 04. 89** Dr. Apel SPD 28.04.89 Dr. Blens CDU/CSU 27.04.89 Buschbom CDU/CSU 28.04.89 Büchner (Speyer) SPD 27.04.89 Clemens CDU/CSU 27.04.89 Dr. Daniels (Regensburg) GRÜNE 27. 04.89 Daweke CDU/CSU 28.04.89 Gattermann FDP 28.04.89 Großmann SPD 28.04.89 Dr. Hauff SPD 28. 04.89 Dr. Hitschler FDP 28.04.89 Dr. Holtz SPD 27. 04.89 Höffkes CDU/CSU 28. 04.89 Frau Hürland-Büning CDU/CSU 28.04.89 Ibrügger SPD 28.04.89*** Kittelmann CDU/CSU 28.04.89 Koschnick SPD 28.04.89 Dr. Kreile CDU/CSU 28.04.89 Lamers CDU/CSU 27.04.89 Frau Dr. Martiny-Glotz SPD 28.04.89 Menzel SPD 28.04.89 Meyer SPD 27.04.89 Mischnick FDP 28.04.89 Dr. Mitzscherling SPD 28.04.89 Dr. Neuling CDU/CSU 28.04.89 Niegel CDU/CSU 28.04.89 * Dr. Osswald SPD 28.04.89 Frau Pack CDU/CSU 28.04.89 Paintner FDP 28.04.89 Poß SPD 27.04.89 Reddemann CDU/CSU 28.04.89 Reschke SPD 27.04.89 Dr. Schneider (Nürnberg) CDU/CSU 28.04.89 Schröer (Mülheim) SPD 28.04.89 Spranger CDU/CSU 27.04.89 Stiegler SPD 28.04.89 Stobbe SPD 28.04.89 Frau Teubner GRÜNE 28.04.89 Dr. Unland CDU/CSU 28.04.89 Frau Wilms-Kegel GRÜNE 28.04.89 Wischnewski SPD 28.04.89 Wüppesahl fraktionslos 27.04.89 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union *** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Reden zu Punkt 26 der Tagesordnung: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Adoptionsvermittlungsgesetzes (Drucksache 11/4154) Frau Dr. Lehr, Bundesminister für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit: Lassen Sie mich kurz den Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Änderung des Adoptionsvermittlungsgesetzes begründen, der heute in erster Lesung hier behandelt wird. Wir haben uns heute abend mit einem Gesetzentwurf zu beschäftigen, der auf einem schweren menschlichen Problem beruht. In unserem Land wird häufig vergessen, daß es eine große Gruppe von Ehepaaren gibt, die keine Kinder bekommen können, obwohl sie Kinder wollen. Dies ist keine kleine Gruppe; die Schätzungen schwanken zwischen 10 und 15 %. Und, meine Damen und Herren: Ich kann diesen Wunsch gut verstehen, denn Kinder machen Freude, Kinder bereichern das Leben, Kinder gehören einfach zum Leben dazu. Es gibt viele Wege, diesen Paaren zu helfen. Hierzu gehören neben der Verbesserung der medizinischen Diagnostik und Therapie ein Ausbau der Erforschung von Ursachen der Unfruchtbarkeit sowie verbesserte Beratungsmöglichkeiten für betroffene Paare. Hierzu bereitet die Bundesregierung einen Forschungsschwerpunkt vor. Doch mit den medizinischen Möglichkeiten, aber auch mit der engeren weltweiten Verflechtung haben sich auch neue Möglichkeiten für gewissenlose Geschäftemacher ergeben, die den Wunsch nach Kindern in nicht zu verantwortender Weise kommerziell ausnutzen. Mit dem heute in erster Lesung zu beratenden Entwurf zur Änderung des Adoptionsvermittlungsgesetzes sollen zwei Wege verbaut werden, bei denen Kinder auf ethisch nicht vertretbare Weise vermittelt werden. Dies ist zum ersten die Vermittlung von Leihmüttern, wie sie in Frankfurt und anderen Städten versucht worden ist. Hier gibt das geltende Recht schon Eingriffsmöglichkeiten, doch wir müssen hier mit größerer Härte vorgehen können. Wir müssen Umgehungspraktiken - bis hin zum Kinderhandel - unterbinden. Dies soll dieser Gesetzentwurf erreichen. Zum zweiten gibt es Vermittler, die kinderlosen Ehepaaren gegen Geld schwangere Frauen - meist aus der dritten Welt - zuführen und den Ehemann nach der Geburt des Kindes zu einer wahrheitswidrigen Vaterschaftsanerkennung veranlassen, um auf dem Wege einer anschließenden Ehelichkeitserklärung zu einem Kind zu kommen. Eine solche Vermittlung und Umgehung des Adoptionsvermittlungsgesetzes ist im besonderen Maße verwerflich. Wir können doch nicht zulassen, daß Frauen aus der Dritten Welt aus materieller Not von Geschäftemachern dazu gebracht werden, ihre Kinder zu verkaufen. Ich sage hier mit aller Entschiedenheit: Wer den Wunsch von Frauen und Männern, ein Kind zu bekommen, mit der materiellen Not anderer Frauen verbindet, um daraus Kapital zu schlagen, dem muß das Handwerk gelegt werden. 10436* Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 140. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 27. April 1989 Der Gesetzentwurf stellt jedoch jede Form der Vermittlung von Ersatzmüttern unter Strafe — auch die unentgeltliche. Eine Strafverschärfung ist vorgesehen, wenn der Vermittler gegen Entgelt oder geschäftsmäßig handelt. Die Suche oder das Angebot von Bestelleltern oder Ersatzmüttern in Zeitungsanzeigen und sonstigen öffentlichen Erklärungen sollen mit Bußgeld bedroht werden. Auch wird der angesprochene zweite Fall mit Bußgeld belegt, nämlich derjenige, in dem schwangere Frauen an Männer vermittelt werden, die wahrheitswidrig die Vaterschaft für das Kind anerkennen. Diese Änderungen des Adoptionsvermittlungsgesetzes sind nur ein erster, allerdings dringlicher Schritt zur Klärung der rechtlichen Fragen, die sich durch den medizinischen Fortschritt in der Fortpflanzungsmedizin ergeben. Ich bitte Sie, dieses Gesetz zügig zu beraten, damit wir den Mißständen entgegentreten können. Die Bundesregierung wird ihrerseits bald den Entwurf eines Embryonenschutzgesetzes vorlegen, das die sonstigen auf Bundesebene zu regelnden Fragen der Fortpflanzungsmedizin abdeckt. Schmidt (Salzgitter) (SPD): Mit der vorgelegten Novelle zum Adoptionsvermittlungsgesetz soll dem Unwesen des Kinderhandels über den Adoptionsmißbrauch Einhalt geboten werden. Es waren zwar vor einer Reihe von Monaten nicht sehr viele Fälle von mißbräuchlicher Form der Auslandsadoptionen, sie waren jedoch — siehe die Meldungen aus Frankfurt — außerordentlich spektakulär. Ein besonderer Teil des Adoptionsmißbrauchs ist die Ersatzmutterschaft. Sie ist spezieller Inhalt der vorliegenden Novelle. Die SPD-Fraktion begrüßt diesen Gesetzesvorschlag, weil er die Not von Frauen einzugrenzen hilft und zugleich der Geschäftemacherei mit Kindern einen Riegel vorschiebt. Schon seit Jahren tritt die SPD für eine Beendigung der Ersatzoder Leih-Mutterschaft ein. Der Körper einer Frau darf — auch nicht zum Zwecke neu entstehenden Lebens — nicht zum Handelsobjekt und zum käuflichen Organ werden. Insofern gibt es auch mit der SPD hier keine Probleme, wenngleich wir feststellen, daß die Regelung mehr als überfällig ist; schließlich reden wir alle schon seit Beginn der Legislaturperiode von einer konkreten Umsetzung dieses Ansatzes. Kritik üben wir aber mit allem Nachdruck an der Unvollständigkeit des Gesetzeswerks, das wir als Stückwerk bezeichnen müssen. Immerhin fehlen die übrigen wichtigen Vorschriften gegen den Adoptionsmißbrauch, vor allem aber — wie es auch der Bundesrat in seiner Stellungnahme ausgedrückt hat — die Vorschläge der Bundesregierung für ein Gesamtkonzept der Fortpflanzungsmedizin. Leider besteht trotz interessanter Vorschläge der Bund-Länder-Arbeitsgruppe „Fortpflanzungsmedizin" keine Kraft auf der Regierungsseite, die ebenfalls überfällige Initiative zu unternehmen. Der vorgesehenen Überweisung des Gesetzes-Entwurfs an die Ausschüsse stimmen wir zu. Frau Männle (CDU/CSU): „Babys auf Bestellung, Mütter à la carte zu Preisen ab 30 000 S." Mit diesem Angebot löste ein amerikanischer Babymakler im Oktober 1987 eine Welle öffentlicher Empörung angesichts moderner Formen der Vermarktung menschlichen Lebens im zivilisierten Westen aus, provozierte viele zum Nachdenken über die moralischen Grundlagen unseres Rechtssystems und zwang die politisch Verantwortlichen zum Handeln. Zeigt sich darin übertriebene Entrüstung einer fortschrittsskeptischen neuen Generation, die die Segnungen einer erfolgversprechenden Dienstleistungsbranche mit unbegründeter Verachtung straft? Ignorieren wir durch Verbote die berechtigten Interessen vieler Ehepaare, deren Wunsch nach einem eigenen Kind unerfüllt blieb? Leihmutterschaft ist keineswegs — wie einige meinen — eine Chance für selbstbestimmte Geschäfte, eine legitime und lukrative Einnahmequelle für Frauen, das Ende individuellen Leides für viele Ehepaare. Leihmutterschaft und Leihmuttervermittlung, eine schönfärberische Umschreibung für freiwilligunfreiwilligen Verkauf des eigenen Körpers bzw. für organisierte Vermarktung der Gebärfähigkeit von Frauen, für Degradierung menschlichen Lebens zur Handelsware, sind Ausdruck gesellschaftlich-kulturellen Rückschritts, erschreckende Beispiele einer totalen Entkopplung von Ethik und Kommerz. Für die Unionsparteien ist die Antwort eindeutig und vorbehaltlos: Nein zur Leihmutterschaft. Die Werteordnung des Grundgesetzes gilt auch für das Privatrecht; sie gebietet staatliche Einschränkungen des Selbstbestimmungsrechts von Frauen. Bei der Abwägung der legitimen Interessen von Ehepaaren auf Erfüllung ihres Kindeswunsches und dem gesellschaftlichen Interesse am Schutz des historisch gewachsenen Wertekodex müssen die langfristigen Folgen für die möglichen Verschiebungen unseres ethisch-moralischen Koordinatensystems, die negativen Wirkungen auf die gesellschaftliche Rolle und das Selbstverständnis von Frauen, die Beeinträchtigung der Persönlichkeitsentwicklung der Kinder, die Achtung des Rechts des Kindes auf einheitliche Elternschaft sowie die rechtlichen Probleme bei Vertragsstörungen stärker gewichtet werden. Aber auch die sozialen und psychischen Probleme, die in Leihfamilien entstehen könnten, müssen berücksichtigt werden. Durch eine Auftragsschwangerschaft, die vom Partner der Leihmutter, von ihren in der eigenen Familie lebenden Kindern einen erheblichen Rollenwechsel, ein zeitlich befristetes emotionales Sicheinstellen auf das werdende Leben fordern, könnten diese in unerträgliche Konfliktsituationen verstrickt werden. Mit dem heute in erster Lesung zu beratenden Gesetzentwurf zur Änderung des Adoptionsvermittlungsgesetzes löst die Bundesregierung ihr Versprechen ein, auf die perfiden Praktiken von Babyvermittlern mit klaren Verbotsnormen zu reagieren. Unter Strafe gestellt werden alle Formen der Ersatzmuttervermittlung, werden sie unentgeltlich, gegen Entgelt, Bewerbs- oder geschäftsmäßig betrieben. Darüber hinaus wird das Suchen — besser gesagt — Anheuern von sowie das Anbieten von bzw. Werben mit Leih- Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 140. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 27. April 1989 10437* müttern, z. B. durch Anzeigen oder Berichte in Zeitungen, verboten und mit einem Bußgeld belegt. Auch dubiose Geschäftspraktiken wie die des Grafen Adelmann von Adelmannsfelden werden durch den heute vorliegenden Gesetzentwurf rechtlich untersagt. Das Adoptionsvermittlungsgesetz wurde dadurch zu umgehen versucht, daß Adoptionswillige wahrheitswidrig die Vaterschaft für ein nichteheliches Kind zum Zwecke der Ehelicherklärung anerkennen. In den Ausschußberatungen müssen eingehend die Bedenken des Bundesrates, der gehörten Verbände sowie einiger Organisationen erörtert werden, insbesondere die Frage der Plazierung des Verbots der Ersatzmuttervermittlung im bestehenden Rechtssystem, die Koordinierung der einzelnen Gesetzesmaßnahmen im Bereich Fortpflanzungstechnologie, das Problem der Einstufung von Tatbeständen als Straftat oder Ordnungswidrigkeit. Ferner muß überprüft werden, inwieweit das Adoptionsvermittlungsgesetz in der ergänzten Fassung ein effektives Instrumentarium zur Bekämpfung von Privatadoptionen und Kinderhandel aus der Dritten Welt, die unter dem Deckmantel der Legalität betrieben werden, darstellt. Über die Notwendigkeit gesetzgeberischen Handelns, die Bestrafung der Ersatzmuttervermittlung, besteht weitgehend Konsens unter den Parteien. Mit einem enggeschnürten Gesetzespaket gegen alle Formen der Ersatzmuttervermittlung, gegen Mißbrauch bzw. Umgehungsversuche der Adoptionsvermittlung sind aber keineswegs die gesellschaftlichen Probleme gelöst. Die Motive von Bestelleltern und Leihmüttern müssen erforscht, die psychischen Folgekosten des vermeintlich technisch-medizinischen Fortschritts für Familien analysiert und den betroffenen Familien durch ein breit angelegtes Beratungsnetz wirksam geholfen werden. Die moralische Entrüstung über die Mißbrauchspraktiken in Ländern der Dritten Welt, Rufe nach Strafverschärfung, laufen ins Leere, wenn wir an Symptomen kurieren statt Ursachen zu bekämpfen. Korruption, Elend und Verzweiflung in den Ländern der Dritten Welt sind durch wohlklingende Absprachen auf höchster Regierungsebene nicht zu beheben. Trotz der vielen Fragezeichen sollten wir unverzüglich ein Signal setzen. Es geht um mehr als um die Bekämpfung unlauterer Geschäfte, es geht um die Achtung des Gebots unserer Verfassung: „Die Meschenwürde ist unantastbar" . Leihmutterschaft ist kein befristetes Beschäftigungsverhältnis auf Honorarbasis, Leihmutterschaft ist Pervertierung unseres kulturellen Erbes. „Rent an uterus" muß ein Fremdwort im deutschen Sprachgebrauch bleiben. Eimer (Fürth) (FDP): Die moderne Fortpflanzungsmedizin hat unsere Welt verändert. Die Medizin kann heute in vielen Fällen helfen, daß Ehepaare sich ihren Wunsch nach Kindern erfüllen können, der vorher nicht erfüllbar war. Die Fortpflanzungsmedizin hat aber auch viel Verunsicherung gebracht, weil die genetische Mutter nicht mehr automatisch mit der Mutter übereinstimmen muß, die das Kind austrägt. Daran schließen sich viele Fragen und Probleme juristischer vor allem aber ethischer Art. So muß man fragen, was passiert, wenn ein Kind behindert ist, wenn es von den Bestelleltern nicht abgenommen wird oder wenn die Leihmutter ihr Kind, das sie ausgetragen hat, nicht mehr abgeben will. Daneben gibt es eine Reihe von Fragen zu den überzähligen Embryonen, die bei dieser Technik entstehen und zur Zeit eingefroren sind. Nur einen Teil dieser auftretenden Probleme kann und will dieses Gesetz regeln. So soll die Vermittlung von Leihmüttern verboten werden, ganz gleich ob dies kommerziell oder unentgeltlich geschieht, desgleichen die Werbung in Anzeigen, die Ersatzmütter entweder sucht oder anbietet. Nicht bestraft werden sollen nach diesem Gesetz die Ersatzmutter und die Bestelleltern. Daneben bleiben eine Reihe von Fragen offen, die ich zum Teil bereits angesprochen habe, aber auch solche nach der Beurteilung der Ärzte, die solche Handlungen an Leihmüttern vornehmen, die, wie gesagt, in diesem Gesetz nicht geregelt werden können, sondern einem vorgesehenen Embryonenschutzgesetz vorbehalten bleiben sollen. Ich muß gestehen, daß ich mich bei der Regelung dieser Probleme schwertue, daß ich mir meiner Sache nicht sehr sicher bin. Ich glaube, es besteht Einigkeit, daß keine großen Sympathien für den kommerziellen Handel mit Ersatzmüttern und Kindern in unserem Volk bestehen. Aber die Probleme sind vielschichtig, und wir werden dieses Gesetz sehr eingehend beraten müssen, gerade unter ethischen Gesichtspunkten. Ich hoffe, daß gerade dieses Gesetz in den Ausschüssen mit sehr viel Ernsthaftigkeit beraten wird, daß wir uns im klaren sind über die Tragweite unserer Beschlüsse, ganz gleich, in welche Richtung wir tendieren, und ich halte es für wichtig, daß wir uns alle darüber im klaren sind, daß wir möglicherweise etwas beraten, das sich einer perfekten Regelung und einem menschlichen Richterspruch entzieht. Die FDP ist sich ihrer Verantwortung gerade bei dieser Diskussion bewußt, und wir hoffen auf eine entsprechende ernsthafte Beratung.
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    Rede von Dr. Antje Vollmer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wenn ich es richtig gehört habe, hat der Außenminister heute endlich den Dank an die Friedensbewegung — allerdings ohne sie zu nennen — ausgesprochen.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Er hat endlich seine These aufgegeben, nukleare Waffen seien ausschließlich politische Waffen.
    Ansonsten aber, wenn man in diese Debatte geht und die Reden von Herrn Kohl und Herrn Dregger hört — Herr Dregger, ich meine, Deutschland hat für dieses Jahrhundert wirklich genug gesiegt; es reicht — , dann muß man an Franz Josef Strauß erinnert sein. Franz Josef Strauß ist tot. Das und nicht das Figurenschieben auf dem Schachbrett des Kabinetts war die wirklich bedeutendste Regierungsumbildung der Nachkriegszeit, weil dieses Ereignis das Koordinatensystem der Nachkriegsgesellschaft nachhaltiger verändert hat und noch verändern wird, als es die jetzige Verpflichtung der CSU auf dieses letzte Regierungsaufgebot, auf dieses sinkende Schiff konservativer Mehrheiten tun wird.
    Franz Josef Strauß wollte sein Schicksal nie mit dem dieser Regierung verbinden, und er wußte wohl, warum. Er wußte, daß er außerhalb dieses Kabinetts mächtiger war, so wie es jetzt Heiner Geißler weiß, der ebenfalls partout nicht in die Regierung eintreten mag. Es ist kein gutes Zeichen für die Leuchtkraft einer Regierung, wenn die stärksten Persönlichkeiten außerhalb des Machtpools Regierung agieren. Es ist ein deutlicher Hinweis darauf, daß sich die politischen Planungsstäbe nicht länger auf Gedeih und Verderb mit dieser Regierungsmannschaft verbinden wollen und daß sie bereits weiter sehen.
    Der Kanzler versucht, dieses auch ihm deutlich anzumerkende Gefühl, daß sich neben ihm andere, wichtigere Machtzentren auftun, durch Bärbeißigkeit, durch bockiges „das packen wir schon" , durch die Vergatterung auf die personalpolitischen Loyalitäten und durch die bekannte Versicherung, er sei allzeit bereit, seine Pflicht zu tun, zu überdecken. Glauben tut ihm aber niemand mehr.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Diese Regierung ist schon so gut wie abgewählt. Die CDU bereitet sich auf ein Überleben nach der Ära Kohl vor, auf ein Überleben in der Opposition.

    (Beifall bei den GRÜNEN — Zuruf von der CDU/CSU: Das glauben Sie ja selber nicht!)

    Die großen, die gewaltigen Reformwerke dieser Regierung — die Steuerreform, die Gesundheitsreform,
    die Privatisierung, die Expansionspolitik durch Umverteilung aus dem sozialen Bereich — waren als Meilensteine geplant und sind als Stolpersteine geendet.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Von der Steuerreform wird die Lächerlichkeit der Debatte um das Flugbenzin im Gedächtnis bleiben. Von der Quellensteuer wird man in einem Jahr glauben, sie sei die Besteuerung der letzten sauberen Trinkwasserquellen der Republik gewesen. Von der Gesundheitsreform wird der demütigende Kampf der Kassenpatienten um das Brillengestell und um den Zahnersatz in Erinnerung bleiben.
    Zu den mächtigsten Ratgebern dieser Regierung werden mehr und mehr die Demoskopen, die mit den monatlichen Umfragen der Regierung vorgeben, an welchem Punkt sie diesmal rückwärts über den Zaun muß. Guter Rat scheint da teuer zu sein. Ein neuer Verkäufer der schlechten Ware wird gesucht, ein pfiffiger und charmanter Kerl mit guten Pressekontakten. Wer aber eine schlechte, eine nicht schlüssige Politik verkaufen muß, kann zwar einigen Glanz als billiger Jakob entfalten; er wird jedoch das Vertrauen der Menschen in die Politik dieser Regierung nicht wesentlich heben können.

    (Beifall bei den GRÜNEN und des Abg. Dr. Vogel [SPD])

    Ein anderer Rat, vorzüglich von der „FAZ" geleistet, lautet: Bloß nicht weich werden, Herr Kanzler! Augen zu und durch! Wer schlechte Entscheidungen später korrigiert — sei es die Entscheidung über Wackersdorf, Hamm-Uentrop oder Kalkar, sei es die zurückgenommene Verlängerung des Wehrdienstes —, der zeige Führungsschwäche, und das dürfe nicht sein.
    Diesen Rat geben wir ausdrücklich der Regierung nicht. Wir finden es nämlich in Ordnung, unsinnige und falsche Entscheidungen zu korrigieren. Über diese Korrekturbereitschaft müßte auch keine Regierung stürzen; im Gegenteil, man könnte es loben und begrüßen, wenn irgendwo eine Linie in dieser Korrektur deutlich würde, wenn sie einen Ansatz politischer Logik verspräche.
    Was aber den Eindruck dieser Regierung so erbarmungswürdig, so rührend hilflos macht, ist, daß es diesen Ariadne-Faden, mit dem wir durch das Labyrinth ihrer Entscheidung gelangen könnten, offensichtlich gar nicht gibt.
    Das ist sogar für die Opposition schlecht. An einem echten Gegner kann man sich nämlich abarbeiten und abkämpfen. Bei einer Regierung, die mit jeder neuen Reparatur nur eine andere Blöße, eine neue Blöße offenlegt, ist man ja geradezu entwaffnet, kräftig polemisch zuzulangen, sozusagen aus Fairneß vor dem geschwächten Gegner. Und das verführt gelegentlich zu Leichtsinn.
    Deswegen wenden wir uns nun dem Kern der Verunsicherung dieser Regierung zu. Sie sieht deswegen so alt aus, weil etwas Neues kommt. Spätestens mit den Wahlentscheidungen in Berlin und Frankfurt und mit großer Gewißheit mit der Wahlentscheidung am 18. Juni wird deutlich: Es gibt bereits jetzt andere



    Frau Dr. Vollmer
    Mehrheiten in dieser Republik als die, die sich derzeit in der Regierung darstellen.

    (Beifall bei den GRÜNEN — Zustimmung des Abg. Dr. Vogel [SPD])

    Franz Josef Strauß hatte noch einmal, zum letztenmal, mit gewaltigen Kraftakten das Magnetfeld hergestellt, um das sich ein mehrheitsfähiges konservatives Lager gruppieren konnte. Er war der Agitator, mit dem die alte, die überholte Rechts-Links-Polarisierung der Gesellschaft noch ein letztesmal funktionieren konnte, die sich mit der Idee der sogenannten geistig-moralischen Wende des Jahres 1983 zum letztenmal die Hegemonie in diesem Land eroberte. Aber das ideologische Gebäude, das CDU-Mehrheiten in der Vergangenheit immer sicher garantiert hat — mit seinen Säulen Antikommunismus, Sicherheitsstaat, Leistungsgesellschaft, Wertegemeinschaft des Westens, Wirtschaftsexpansion und patriarchalische Familienstruktur — , bekommt überall Risse und Sprünge. Geißler hat das gemerkt, Biedenkopf hat das gemerkt, Späth hat das gemerkt, Rita Süssmuth hat das gemerkt — nur der Kanzler offensichtlich noch nicht. Der meint immer noch, mit dem Schreckensgebilde rot-grüne Koalition die Leute ängstigen zu können, was längst nicht mehr der Fall ist.
    Der Grund ist nämlich einfach: Die Menschen wollen wirklich etwas Neues. Die alten Ängste binden nicht mehr. Den alten Heilslehren Ihrer Zeit laufen die Gläubigen weg.
    Mit ihrem lautstarken Unwillen regieren die Menschen ja schon heute am Kabinettstisch mit.
    Vor der Opposition steht damit eine ganz andere Aufgabe, als sich nur mit einer Regierungsmacht auseinanderzusetzen. Unsere Aufgabe — die ist durchaus schwer — ist, aus dem, was sich zunächst nur als Verlust der Glaubwürdigkeit und als Anforderung, sich den wirklich zentralen Fragen der Zeit zuzuwenden, ausdrückt, eine neue gesellschaftliche Mehrheit zu machen, die Vertrauen in ihre eigene Kraft hat.
    Deshalb ist die heutige Situation ähnlich der im Jahre 1969. Es geht um eine neue gesellschaftliche Mehrheit, die dann auch eine andere Regierung trägt. Es geht um so etwas wie einen großen politischen Wurf, nicht nur um Krisenmanagement, sondern um die utopische Qualität einer neuen Politik. Diese neue Politik kann nur eine rot-grüne Politik sein, und das ist mehr, viel mehr als nur eine rot-grüne Regierung. RotGrün ist rechnerisch möglich, aber die Parteien sind noch nicht soweit.
    An dieser Stelle ist, glaube ich, ein Wort an die Sozialdemokraten fällig. Herr Vogel, ich weiß nicht, ob Sie ganz gut beraten waren, auf die Krise dieser Regierung zu antworten, indem Sie einerseits gesagt haben, sie betreibe Themenklau bei den Sozialdemokraten, und die Lage andererseits als eine Art nationalen Notstand dargestellt haben. Das ist es, meine ich, gerade nicht. Es ist nichts anderes als ein Durchgangsstadium zu etwas Neuem.
    Ich finde, Sie sollten auch nicht so ein sorgenvolles Gesicht machen, wenn Sie an rot-grüne Bündnisse
    denken, für die Sie dann die Sicherheitsgarantien und die Verantwortung übernehmen würden.

    (Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der FDP)

    Ein rot-grünes Bündnis ist nämlich etwas ganz anderes als eine Ihnen vom Schicksal und von den Wählern auferlegte Fron.

    (Bundesminister Dr. Waigel: Das ist lustig! — Dr. Ehmke [Bonn] [SPD]: Er denkt immer an die Ditfurth!)

    Es ist nicht das Ersetzen der christdemokratischen Würgerei durch die rot-grüne Stoppelei, nein, es ist eine durchaus faszinierende Perspektive.

    (Beckmann [FDP]: Wer bietet mehr?)

    Viele Leute in diesem Land würden tief aufatmen, wenn es endlich so weit wäre. Und jeder weiß, daß es in etlichen Redaktionsstuben schon ein neues Gesellschaftsspiel gibt, nämlich dafür Köpfe zusammenzupuzzeln. Dieses Gesellschaftsspiel hat eine utopische Qualität. Es besagt nämlich: Die Politik wird wieder spannend.
    Den Spaß daran werden wir noch brauchen; denn natürlich ist ein solches Bündnis einem ungeheuren Druck ausgesetzt, einem Druck z. B. von seiten der Amerikaner — man kann das jetzt an Herrn Genscher sehen — , weswegen sie auch vorbeugend einen ihrer härtesten Strategen als Botschafter nach Bonn geschickt haben; einem Druck aber auch von seiten der Wirtschaft, obwohl es an diesem Punkt ja bereits ein ahnungsvolles, vorausschauendes Zeichen der undogmatischen Weitsicht der Konzernherren gibt — sie haben, eine solche Mehrheit schon vorausahnend, ganz offen mit dem Scheitern des Projekts Wackersdorf gerechnet und sich darauf eingerichtet —;

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    einem Druck auch von seiten der NATO-Strategen, die sich für die Tiefflüge und die Manöver dann ein anderes Terrain suchen müssen und auch mit einer deutlichen Reduzierung der Bundeswehr rechnen müssen. Das alles werden große Probleme werden, aber wir werden sie lösen können, wenn wir uns auf die wirklich zentralen Aufgaben einer solchen anderen gesellschaftlichen Mehrheit konzentrieren. Davon will ich jetzt die wichtigsten aufzählen.
    Erstens. Es ist überfällig, daß es von uns eine qualifizierte Antwort auf die Entwicklung in der Sowjetunion und in den osteuropäischen Staaten gibt.

    (Zustimmung bei den GRÜNEN)

    Nur eine rot-grüne gesellschaftliche Mehrheit kann angemessen und weitsichtig auf das antworten, was es an faszinierenden Entwicklungen im Bereich des Warschauer Pakts gibt. Der 25. April war bereits ein historischer Tag. Mit dem Rückzug der Truppen aus Ungarn hat Gorbatschow seinen Worten Taten folgen lassen. 500 000 Mann — die gesamte Stärke der Bundeswehr — wird er in den nächsten Jahren von fremden Territorien abziehen. Das sind vertrauenschaffende Maßnahmen, die niemand mehr in Frage stellen kann.



    Frau Dr. Vollmer
    Unsere Aufgabe wird es sein, darauf mit einem Paket von Vorschlägen zu antworten, die gleichzeitig uns helfen und die Erfolgsaussichten des Gorbatschow-Kurses und der Demokratisierung in Polen und anderswo verbessern. Es kann uns doch nicht gleichgültig sein, ob die Falken im Kreml durch die Anti-Reaktion der NATO Aufwind bekommen. Es wird keine Modernisierung der Lance-Raketen geben, nicht 1990, nicht 1992, nicht 1996.

    (Beifall bei den GRÜNEN und der SPD)

    Es muß eine Einstellung der Tiefflüge geben. Manöver und Zivilschutzübungen, die nach den Gesetzen der alten Weltordnung geplant sind, sind „out of time". Es gibt eine dringende Notwendigkeit von wirtschaftlichen Kooperationen zur ökologischen Gestaltung des europäischen Hauses.
    Kernpunkt des Ganzen sollte ein System von Friedensverträgen sein, die den Polen eine Sicherheit ihrer Grenzen geben, der DDR eine definitive Anerkennung ihrer Eigenstaatlichkeit gewähren und revanchistischen und rechtsradikalen Bestrebungen hier bei uns eine definitive Absage erteilen,

    (Beifall bei den GRÜNEN und bei Abgeordneten der SPD)

    indem sie endlich, 44 Jahre nach Beendigung des Krieges, das Ergebnis dieses Krieges festschreiben

    (Zuruf von der CDU/CSU: Blind auf dem linken Auge!)

    und so zur Chance einer neuen Durchlässigkeit der Systeme führen. In Abwandlung eines dieser unvergleichlichen Kanzlerworte muß hier die Parole heißen: Machen wir die Realität endlich zur Wirklichkeit!
    Ein solches Friedensvertragssystem muß auch endlich die Entschädigung der ehemaligen Zwangsarbeiter

    (Zuruf von der CDU/CSU: Und die Menschenrechte in der DDR?)

    in Polen und in der Sowjetunion angehen. Das ist eine weit bessere finanzielle Hilfe als zweifelhafte Kreditabkommen.
    Zweitens. Eine rot-grüne Mehrheit muß die gigantische soziale Umverteilung, die diese Regierung vorgenommen hat, rückgängig machen.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Die Menschen verstehen nämlich etwas vom Prinzip der Gerechtigkeit, das keine Regierung ungestraft außer acht lassen darf. Gerechtigkeit in der Sozialpolitik ist etwas anderes als das Wachsen der Sozialbürokratie und das Modell eines zugleich autoritären und umfassend den Bürger versorgenden und verwaltenden Staates, woran die letzten Jahre der sozialliberalen Koalition gekrankt haben. Das Prinzip der Gerechtigkeit heißt, daß nicht zuerst an den Alten, den Behinderten, den kleinen Renten, den NS-Opfern, den alleinerziehenden Müttern und Vätern, den Auszubildenden, den Arbeitslosen und an der Zukunft unserer Kinder gespart werden darf. Es wird ein sozialökologisches Investitionsprogramm gegen die Arbeitslosigkeit geben müssen, und wir werden ein Energiespargesetz haben sowie ein Naturschutzgesetz,

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    konsequenter als das, was Herr Töpfer jetzt scheibchenweise aufgegeben hat. Wer so baden geht, Herr Töpfer, der nimmt besser außer der Badehose auch noch gleich seinen Hut.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Sagen Sie nicht, das sei ein Opfer für die Bauern; die fürchten nämlich die EG und nicht länger die Naturschützer.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Eine rot-grüne Mehrheit in der Bevölkerung ist auch deswegen ein so spannendes Bündnis, weil es zum erstenmal einen echten Kompromiß zwischen der klassischen sozialen Bewegung, der Arbeiterbewegung, und den neuen sozialen Bewegungen, der Umwelt-, Friedens- und Frauenbewegung, versuchen müßte.
    Das wird Reibungspunkte geben, z. B. wenn es um die schmerzliche Entscheidung zwischen ökologisch sinnvoller Produktion und Arbeitsplatzerhalt geht. Aber dieser Schmerz lohnt sich.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Für wen?)

    Ich halte nichts davon, diesem Schmerz mit dem allzu wendigen Oskar Lafontaine dadurch auszuweichen, daß die Tradition der Arbeiterbewegung allzu leicht weggekickt wird und man sich ein neues Zentrum sucht: die technische Intelligenz des Mittelstandsbourgeois.
    Drittens. Eine rot-grüne gesellschaftliche Mehrheit wird ihre schwerste Belastungsprobe im Bereich des Inneren bestehen müssen. Die größte Zumutung wird darin bestehen, daß wir den Menschen mehr Freiheiten zumuten und damit manches traditionelle Sicherheitsbedürfnis eben nicht befriedigen. Das ist das Risiko und die Chance radikaldemokratischer Politik, daß sie den Menschen mehr Konflikte zumutet, z. B. im Umgang mit den Ausländern.
    Einer der größten Fortschritte in dieser Republik war der, daß wir längst eine multikulturelle Gesellschaft waren und so gelebt haben, bevor wir anfingen, darüber zu reden.

    (Beifall bei den GRÜNEN und bei Abgeordneten der SPD)

    Eine der erfreulichsten Kulturrevolutionen, die bei uns stattgefunden haben, ist die, daß die Frauen unaufhaltsam in jedem Bereich des gesellschaftlichen Lebens ihren Platz in der ersten Reihe behaupten.

    (Beifall bei den GRÜNEN und bei Abgeordneten der SPD)

    Das stellt den Männern gewaltige Emanzipationsaufgaben mit ungeheuren Entfaltungsmöglichkeiten. Auch die Politik wird anders, wenn Sie, meine Herren, in der einen Hand das Staubtuch und in der anderen das Mikrophon halten.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Wir werden auch ein paar alte Gespenster austreiben müssen, z. B. den Geist von Herrn Zimmermann.



    Frau Dr. Vollmer
    Der grübelt zwar jetzt in seinem neuen Amt wahrscheinlich über Präventivhaft für Geisterfahrer, aber symbolisch war es doch, daß seine Artikelgesetze am Anfang der Regierungsumbildung standen.
    Symbolisch war auch der liberale Offenbarungseid der Freien Demokraten bei dem Vermummungsverbot und bei der Kronzeugenregelung.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Ohne Not und wider besseres Wissen haben Sie von der FDP eines der wertvollsten Prinzipien liberaler Rechtsstaatlichkeit über Bord geworfen, daß nämlich im Rechtsstaat nicht die Gesinnung, sondern die kriminelle Tat bestraft wird. Dieses Opfer wird sich, glaube ich, für die FDP sehr schlecht auszahlen. Wofür, frage ich Sie, braucht man Liberale, wenn Sie im Bereich der Innenpolitik — ausgerechnet da — zu Kreuze kriechen?

    (Beifall bei den GRÜNEN und bei Abgeordneten der SPD — Dr. Ehmke [Bonn] [SPD]: Gute Frage!)

    Ich weiß wohl, daß hier eine Güterabwägung zwischen den Erfolgen von Herrn Genscher in der Außenpolitik durch Fortsetzung der sozialliberalen Linie — den Mut erkennen wir durchaus an — und der Null-Option von Herrn Engelhard im juristischen Bereich stattgefunden hat. Aber ich fürchte, dieser Kuhhandel wird Sie teuer zu stehen kommen. Er mißachtet nämlich, daß es auf Dauer keine liberale Außenpolitik geben kann, wenn dafür Liberalität im Innern geopfert wird.

    (Beifall bei den GRÜNEN und bei Abgeordneten der SPD)

    Ein einziges Mal in diesen Tagen hätte ich gern einmal rot-grüne Regierung gespielt,

    (Zuruf von der FDP: Das glaube ich!)

    nämlich im Umgang mit dem Hungerstreik der RAF.

    (Zurufe von der CDU/CSU und der FDP)

    Hätte es in dieser Zeit eine rot-grüne Regierung gegeben, so hätten wir nicht noch einmal dieses Affentheater von Druck und Gegendruck, von Handlungsunfähigkeit und Bewegungslosigkeit durchgemacht. Ich verspreche Ihnen, wir hätten die Gefangenen mit humanen Haftbedingungen geradezu „malträtiert" und eine großzügige, menschliche und politische Regelung gefunden, die klug und deeskalierend gewesen wäre. Wir müssen doch nicht ohne Not immer und immer wieder die alten Fehler begehen.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Meine Schlußbemerkung lautet: Es wird wahrscheinlich spannend in dieser Republik.

    (Zuruf von der SPD: Es ist spannend!)

    Die jetzige Regierung hat ihre Mehrheit bereits verloren. Wir haben unsere Mehrheit und das Vertrauen darauf, daß wir kluge und überlebenstüchtige Politik machen, noch nicht gewonnen. Aber es wird diese neuen rot-grünen gesellschaftlichen Mehrheiten geben. Irgendwann muß das ökologische Zeitalter ja einmal beginnen. Warum sollte dies nicht schon ganz bald der Fall sein? Das Überschießende, das Visionäre
    bei dieser Perspektive wird, glaube ich, nicht aus den roten, sondern aus den grünen Elementen kommen.

    (Beifall bei den GRÜNEN — Lachen und Zurufe von der SPD)



Rede von Dr. Annemarie Renger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Abgeordnete Dr. Ehmke.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Horst Ehmke


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Manche Menschen werden durch Schaden klug. Sie, Herr Bundeskanzler, erwecken heute in mir den Eindruck, als ob Sie durch Schaden schlau werden wollten. Das aber wird den Widerspruch nicht aufheben, der zwischen der Wirklichkeit unserer Lage und der Realität Ihrer Regierungspolitik besteht.

    (Beifall bei der SPD)

    Nachdem die von Willy Brandt eingeleitete Ost- und Entspannungspolitik, die die Unionsparteien verbiestert bekämpft haben, durch Michail Grobatschow einen neuen Schub bekommen hat, besteht die Möglichkeit, von Gewaltverzicht zur gemeinsamen Sicherheit, von der wirtschaftlichen Zusammenarbeit zur Gesellschaftsreform, von den humanitären Fragen zur Verwirklichung der Menschenrechte, kurz: von der Helsinki-Schlußakte zu einer neuen europäischen Friedensordnung zu kommen.

    (Beifall bei der SPD)

    Das erfordert vom Westen mutige, vorwärtsweisende Antworten auf Gorbatschows Angebote und von der Bundesrepublik entsprechende Initiativen. Darin sind wir uns mit dem Außenminister einig, dem ich für seine heutige Rede ausdrücklich danken möchte.

    (Beifall bei der SPD)

    Das Bedrückende, Herr Bundeskanzler, an der Situation ist, daß diese Bundesregierung, statt Europa Schrittmacherdienste zu leisten, seit Jahren in einem Koalitionshickhack über alle diese Fragen verwickelt ist. In diesem Dauerstreit hat der Außenminister zwar — übrigens nicht zuletzt dank der besonnenen Unterstützung durch uns Sozialdemokraten — Boden gewonnen. So kommen wir im Verhältnis zu Polen, zu Ungarn, zur Sowjetunion langsam, aber sicher voran.
    Herr Bundeskanzler, Ihre heutige Regierung zeigt aber auch, daß Sie selbst dort, wo Sie sich bewegen, meist in Halbheiten steckenbleiben. Ich fange mit der in der Koalition und im Bündnis nach wie vor umstrittenen Frage der Produktion neuer amerikanischer Nuklearraketen und ihrer Stationierung auf deutschem Boden an. Sie haben über Ihr dauerndes taktisches Gerangel inzwischen offenbar die Grundfrage vergessen, um die es geht, die Frage nämlich, ob die geltende NATO-Strategie der flexiblen Antwort, die gegenüber einem unterstellten überlegenen konventionellen Angriff des Warschauer Pakts einen nuklearen Erstschlag des Westens vorsieht, den westeuropäischen, insbesondere den deutschen Sicherheitsinteressen noch gerecht wird. Die Antwort darauf muß lauten: Nein. Diese Strategie — der Außenminister hat es ja gesagt —, die aus atomaren Abschreckungswaffen Kriegsführungswaffen gemacht hat, würde im Ernstfall gerade das zerstören, was geschützt werden



    Dr. Ehmke (Bonn)

    soll. Den erneuten Beweis dafür hat gerade die WINTEX-Übung 1989 erbracht, die ja auch Ihnen, Herr Bundeskanzler, ganz offenbar Sorgen bereitet hat und noch bereitet. Wir Sozialdemokraten werden darauf in den Ausschüssen und im Plenum noch zurückkommen.
    Daher fordern wir Sozialdemokraten seit langem zunächst einmal eine Überprüfung der Bedrohungsanalyse. Die NATO-Annahmen über einen sowjetischen großen Überraschungsangriff auf Westeuropa werden immer irrealer.

    (Beifall bei der SPD)

    Wir fordern sodann — und wir sind mit dieser Forderung, wie gerade die einseitigen Maßnahmen des Warschauer Paktes zeigen, vor allem bei Michail Gorbatschow auf Gehör gestoßen — den Abbau von Asymmetrien in Rüstung und Streitkräften sowie deren Reduzierung, Umstrukturierung und Redislozierung. In Wien haben die Verhandlungen darüber begonnen. Ihr Ziel muß die Herstellung einer sicherheitspolitischen Stabilität sein, in der die Streitkräfte beider Seiten zwar zur Verteidigung ausreichend, aber zum Angriff nicht mehr fähig sind.

    (Beifall bei der SPD)

    Herr Bundeskanzler, selbst nach geltender NATO- Doktrin entfiele dann die Notwendigkeit einer den nuklearen Ersteinsatz der NATO umfassenden Strategie der flexiblen Antwort. Diese Strategie verdient ihren Namen allerdings ohnehin nicht; denn sie ist keineswegs flexibel. Sie führt, wie eine Übung nach der anderen zeigt, zu einem schnellen, zu einem frühen nuklearen Ersteinsatz des Westens.
    Bei einem solchen Ersteinsatz würde es sich keineswegs, wie oft behauptet wurde, um einen Warnschuß handeln, sondern um die Auslösung eines Nuklearkrieges, den die Großmächte - was ich aus ihrer Sicht durchaus verständlich finde — dann auf Europa zu beschränken suchen würden.

    (Zuruf von der SPD: Genauso ist es!)

    Auch das hat die diesjährige WINTEX-Übung noch einmal gezeigt.
    Wir Sozialdemokraten fordern daher weiter, daß in dem von Präsident Reagan und Generalsekretär Gorbatschow ins Auge gefaßten Prozeß des Abbaus von Atomwaffen, parallel zur Entwicklung einer Strategie der gemeinsamen Sicherheit, Atomwaffen aus ihrer Kriegsführungsrolle in Europa herausgenommen,

    (Beifall bei der SPD)

    auf ihre politische Abschreckungsfunktion zurückgeführt und in dieser Funktion schrittweise abgebaut werden.

    (Sehr gut! bei der SPD)

    Der Abbau taktischer Nuklearwaffen muß im Zusammenhang mit der Herstellung konventioneller Angriffsunfähigkeit gesehen werden. Aber das eine darf nicht auf das andere warten, zumal im Bereich der Atomartillerie einseitige Maßnahmen des Westens und im Bereich atomarer Kurzstreckenraketen einseitige Maßnahmen des Warschauer Paktes als geboten erscheinen.

    (Beifall bei der SPD)

    Über beide Fragen kann getrennt verhandelt werden, sie müssen aber im Zusammenhang gesehen und beurteilt werden.
    Betrachtet man den vom Bundeskanzler heute vorgetragenen Koalitionskompromiß im Lichte dieser grundsätzlichen Fragestellung, so ergibt sich folgendes: Die Regierungskoalition fordert ebenfalls Verhandlungen, was wir begrüßen. Wir hätten uns allerdings, Herr Waigel, eine weniger kompromißhafte Formulierung gewünscht. Wir wollen diese Verhandlungen unverzüglich, ohne weiteres Herumtaktieren.

    (Beifall bei der SPD)

    Wir werden die Bundesregierung also insoweit nicht nur unterstützen, sondern sie auch zu Klarheit und Entschiedenheit ermutigen.
    Ich verspreche Ihnen: Wir werden unsererseits auch alles tun, um allen Verbündeten klarzumachen, was sie in diesem Volk anrichten würden, wenn sich die NATO den Verhandlungen, zu denen sich die Sowjets bereit erklärt haben, verweigern würde.

    (Beifall bei der SPD)

    Was das Ziel der notwendigen Verhandlungen betrifft, ist Ihr Kompromiß ebenfalls nicht eindeutig. Nach dem, was ich zum Grundsätzlichen ausgeführt habe, müssen wir die vollständige Beseitigung taktischer Nuklearwaffen beider Seiten in Europa anstreben. Es würde uns nicht helfen, uns nur auf ein bißchen nukleare Kriegführung zu beschränken. Die Beschränkung auf Obergrenzen, die unter den heutigen Stärken liegen, könnte ein Zwischenschritt zu einer dritten Null-Lösung sein. Die Erfahrungen der INF- Verhandlungen zeigen allerdings, Herr Bundeskanzler, daß Verifikationsgesichtspunkte eindeutig für eine direkte Null-Lösung sprechen;

    (Beifall bei der SPD)

    denn eine direkte Null-Lösung ist wesentlich einfacher zu verifizieren als die Einhaltung von Obergrenzen.
    Da sich die Sowjets auch zu einer dritten NullLösung bereit erklärt haben, muß das parallel zu den Verhandlungen über konventionelle Stabilität in Europa am Verhandlungstisch getestet werden. Die Union und die Koalition dürfen in dieser Frage nicht weiter herumtaktieren.
    Auch die Frage neuer nuklearer Kurzstreckenraketen mit europäischen Reichweiten — darum geht es nämlich wirklich — haben Sie nur taktisch behandelt. Sie erklären die Entwicklung solcher Waffen zu einer nationalen amerikanischen Angelegenheit und versuchen, die Entscheidung über Produktion und Stationierung auf unserem Boden bis hinter die Bundestagswahl zu schieben. Nicht Einsicht, sondern lediglich Angst vor dem Wähler hat insoweit das Verhalten der Union bestimmt.

    (Beifall bei der SPD)




    Dr. Ehmke (Bonn)

    Wir Sozialdemokraten halten diese Aufrüstungspläne und das Gerangel um sie schon darum für unverantwortlich, weil sie den Prozeß der Entspannung, der Abrüstung und des Ausgleichs zwischen den Pakten belasten müßten, ja gefährden können. Außerdem hat die Erfahrung doch zur Genüge gezeigt — man braucht sich die ebenso „gleichgewichtigen" wie wahnwitzigen Overkill-Kapazitäten beider Seiten ja nur noch einmal ins Gedächtnis zu rufen — , daß wir Sicherheit nur durch mehr Abrüstung und nicht durch einen weiteren Rüstungswettlauf mit immer neuen Waffensystemen erreichen können.

    (Beifall bei der SPD)

    Eine klare Position in diesen Fragen, Herr Bundeskanzler, ist zum einen wegen des Bündnisses erforderlich. Die jetzigen Schwierigkeiten mit Washington, Herr Bundeskanzler, sind doch auch eine Folge Ihres jahrelangen Herumtaktierens.

    (Beifall bei der SPD)

    Es reicht nicht aus, sich des Vertrauens der amerikanischen Freunde zu berühmen. Man muß es auch immer wieder herstellen.
    Klarheit ist auch wegen der weiteren Akzeptanz des Bündnisses und der Bundeswehr in unserem Volk erforderlich. Wie sehr die Unklarheiten über Sicherheitspolitik, Bündnisstrategie und Auftrag der Streitkräfte die Bundeswehr belasten müssen, liegt auf der Hand. Das hat sich ja gerade wieder gezeigt, wenn Zivilstellen einfach nicht mehr das mitspielen, was als Übungsszenarium vorgegeben wird, weil sie das für selbstmörderisch halten. Herr Bundeskanzler, wo sollen denn da Vertrauen und Konsens herkommen?

    (Beifall bei der SPD)

    Ich sage für uns Sozialdemokraten: Wir brauchen das Bündnis und wir brauchen die Bundeswehr weiterhin. Wer den insoweit bestehenden Konsens zerredet, schadet beiden.

    (Beifall bei der SPD)

    Beiden schadet aber auch, wer in überholten Vorstellungen, ja Schablonen verharrt, statt das Bündnis in Politik, Strategie und Doktrin, in der Struktur seiner Streitkräfte und in der Art seiner Bewaffnung so fortzuentwickeln, daß es den neuen Wirklichkeiten gerecht wird und neue Glaubwürdigkeit und neue Zustimmung bei unseren Bürgern und Bürgerinnen gewinnen kann.
    Das ist übrigens auch für das Selbstverständnis und das Selbstbewußtsein der Bürger in Uniform entscheidend, die in der Bundeswehr Dienst tun. Denn wer dient schon gern, wenn er nicht weiß, wozu.

    (Beifall bei der SPD)

    Immer wieder sagen uns z. B. Jugendoffiziere, daß mit dem, was insoweit von der Hardthöhe kommt, junge Wehrpflichtige nicht mehr zu motivieren sind. Das als Schlappheit oder gar Neutralismus abzutun, zeigt nur, daß man die Probleme der Bundeswehr und der Menschen in der Bundeswehr nicht ernst nimmt.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Überhaupt — das gilt auch für die sozialen und familiären Fragen — wäre es gut, wenn wir auch in der Sicherheitspolitik uns etwas mehr um die Menschen und nicht immer nur um neue, immer perfektere und immer teurere Waffensysteme sorgen würden.

    (Beifall bei der SPD — Abg. Nolting [FDP] meldet sich zu einer Zwischenfrage)