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ID1111322200

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    Plenarprotokoll 11/113 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 113. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 1. Dezember 1988 Inhalt: Glückwünsche zum Geburtstag der Abg Frau Hoffmann (Soltau) 8093 A Erweiterung der Tagesordnung 8093 A Begrüßung des Botschafters der Französischen Republik, Boidevaix sowie des Koordinators für die deutsch-französische Zusammenarbeit, Dr. Barzel 8140 D Tagesordnungspunkt 3: Bericht zur Lage der Nation im geteilten Deutschland Dr. Kohl, Bundeskanzler 8094 A Dr. Vogel SPD 8100 A Lintner CDU/CSU 8103 D Dr. Lippelt (Hannover) GRÜNE 8106D Hoppe FDP 8109 A Diepgen, Regierender Bürgermeister des Landes Berlin 8110 C Büchler (Hof) SPD 8112 D Frau Dr. Wilms, Bundesminister BMB . 8116 C Heimann SPD 8118 D Werner (Ulm) CDU/CSU 8121 C Frau Hensel GRÜNE 8124 A Ronneburger FDP 8126 C Hiller (Lübeck) SPD 8128 C Dr. Czaja CDU/CSU 8130 D Frau Terborg SPD 8133 A Tagesordnungspunkt 4: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Berufsrechts der Rechtsanwälte und der Patentanwälte (Drucksache 11/3253) b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 06 40 Titel 681 05 — Haushaltsjahr 1988 (Drucksache 11/3173) c) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Überplanmäßige Ausgaben bei Kapitel 14 05 Titel 525 21 — Aus- und Fortbildung, Umschulung (Drucksache 11/3193) d) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Überplanmäßige Ausgaben bei Kapitel 11 13 Titel 646 02 — Erstattung der Aufwendungen für die Krankenhilfe an Heimkehrer und durch Gesetz gleichgestellte Personengruppen (Drucksache 11/3268) 8135 B Zusatztagesordnungspunkt 2: Erste Beratung des von den Abgeordneten Carstensen (Nordstrand), Eigen und Genossen und der Fraktion der CDU/ CSU sowie der Abgeordneten Bredehorn, Richter, Wolfgramm (Göttingen) und der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Seefischereigesetzes (Drucksache 11/3596) 8135 C Zusatztagesordnungspunkt 3: Beratung des Antrags des Bundesministers der Finanzen: Einwilligung in die Veräußerung eines bundeseigenen Grundstücks in München, Dachauer Straße, gemäß § 64 Abs. 2 BHO (Drucksache 11/3567) 8135 C II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 113. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 1. Dezember 1988 Zusatztagesordnungspunkt 4: Beratung des Antrags der Abgeordneten Conradi, Müntefering, Erler, Großmann, Menzel, Dr. Niese, Oesinghaus, Reschke, Scherrer, Tietjen, Weiermann, Dr. Vogel und der Fraktion der SPD: Weiterentwicklung und Verbesserung der nach 1950 erbauten Großsiedlungen (Drucksache 11/2241) 8135 C Tagesordnungspunkt 5: Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 4. Dezember 1987 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Staat Kuwait zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen und zur Belebung der wirtschaftlichen Beziehungen (Drucksachen 11/2553, 11/3559) 8135D Tagesordnungspunkt 6: Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 23. November 1987 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Venezuela zur Vermeidung der Doppelbesteuerung der Unternehmen der Luftfahrt und der Seeschiffahrt (Drucksachen 11/3091, 11/ 3600) 8136A Tagesordnungspunkt 7: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Schaffung eines Vorrechts für Umlagen auf die Erzeugung von Kohle und Stahl (EGKS- UmVG) (Drucksachen 11/353, 11/3197) 8136 A Tagesordnungspunkt 8: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Fischwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 11/2852, 11/3252) . . . 8136B Zusatztagesordnungspunkt 5: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Achten Gesetzes zur Änderung des Bundeswahlgesetzes (Drucksachen 11/2688, 11/3566) 8136B Zusatztagesordnungspunkt 6: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Innenausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Wahlkreiskommission für die 11. Wahlperiode des Deutschen Bundestages gemäß § 3 Bundeswahlgesetz (Drucksachen 11/2870, 11/3170) . 8136B Tagesordnungspunkt 9: Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Überplanmäßige Ausgaben bei Kapitel 14 02 Titel 698 01 — Abgeltung von Schadensersatzansprüchen Dritter (Drucksachen 11/3051, 11/3296) 8136 C Tagesordnungspunkt 10: Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 89 zu Petitionen (Drucksache 11/3467) 8136 C Tagesordnungspunkt 11: Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu den Protokollen vom 22. Januar 1988 zum Vertrag vom 22. Januar 1963 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Französischen Republik über die deutsch-französische Zusammenarbeit (Drucksachen 11/3258, 11/3265, 11/3410, 11/3610, 11/3611) Dr. Dregger CDU/CSU 8137 D Voigt (Frankfurt) SPD 8140 D Dr. Feldmann FDP 8143 D Dr. Mechtersheimer GRÜNE 8145 B Genscher, Bundesminister AA 8147 A Dr. Wieczorek SPD 8148 D Lamers CDU/CSU 8150 C Ebermann GRÜNE 8152 A Dr. Ehmke (Bonn) SPD (Erklärung nach § 31 GO) 8152D Dr. Stercken CDU/CSU 8154 A Namentliche Abstimmung 8154 C Ergebnis 8158 D Tagesordnungspunkt 12: a) Zweite und dritte Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Sicherung der Montan-Mitbestimmung (Drucksachen 11/14, 11/3608) b) Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Betriebsverfassungsgesetzes, über Sprecherausschüsse der leitenden Angestellten und zur Sicherung der Montan-Mitbestimmung (Drucksachen 11/2503, 11/3604, 11/3618, 11/3624) Scharrenbroich CDU/CSU 8155 B Andres SPD 8160 B Heinrich FDP 8164 A Hoss GRÜNE 8166 C Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 113. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 1. Dezember 1988 III Dr. Blüm, Bundesminister BMA 8168 C Urbaniak SPD 8172B Dr. Warrikoff CDU/CSU 8173 D Stratmann GRÜNE 8176D Peter (Kassel) SPD 8178A Frau Unruh GRÜNE (Erklärung nach § 30 GO) 8179C Dr. Warrikoff CDU/CSU (Erklärung nach § 30 GO) 8179D Dreßler SPD (Erklärung nach § 31 GO) . 8180A Namentliche Abstimmung 8180 D Ergebnis 8181 B Zusatztagesordnungspunkt 7: Beratung des Antrags der Abgeordneten Fuchs (Verl), Dr. Böhme (Unna), Erler, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Rücktritt der Bundesrepublik Deutschland von dem Entwicklungsvorhaben „Europäisches Jagdflugzeug/ Jagdflugzeug 90" (Drucksache 11/3018) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 8: Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN: Ausscheiden der Bundesrepublik Deutschland aus dem Entwicklungsvorhaben Jagdflugzeug 90 (Drucksache 11/3592) Frau Fuchs (Verl) SPD 8183B Francke (Hamburg) CDU/CSU 8186B Frau Schilling GRÜNE 8187D Ronneburger FDP 8189 B Würzbach, Parl. Staatssekretär BMVg . . 8191A Ronneburger FDP (Erklärung nach § 30 GO) 8192 C Horn SPD (Erklärung nach § 30 GO) . . . 8193 A Vizepräsident Westphal 8187D, 8189B Tagesordnungspunkt 13: Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 88 zu Petitionen (Drucksache 11/3291) Dr. Emmerlich SPD 8193 C Jung (Limburg) CDU/CSU 8194 A Häfner GRÜNE 8195 A Frau Dr. Segall FDP 8195 D Tagesordnungspunkt 14: a) Erste Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Wiederkehrerlaubnis für in der Bundesrepublik Deutschland aufgewachsene Ausländer (Drucksache 11/ 1931) b) Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Bundesausländergesetz (Drucksache 11/2598) Schröer (Mülheim) SPD 8197 B Dr. Zimmermann, Bundesminister BMI . 8198D Frau Olms GRÜNE 8200 A Dr. Hirsch FDP 8201 A Wartenberg (Berlin) SPD 8202 B Dr. Kappes CDU/CSU 8204 A Tagesordnungspunkt 15: Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Frau Schmidt-Bott und der Fraktion DIE GRÜNEN: Ursachen, Prävention und Behandlung der Unfruchtbarkeit, Entwicklung und Auswirkungen von Fortpflanzungstechniken und Embryonenforschung (Drucksachen 11/747, 11/2238) Frau Schmidt-Bott GRÜNE 8206 A Dr. Voigt (Northeim) CDU/CSU 8207 C Frau Becker-Inglau SPD 8208 C Frau Würfel FDP 8209 D Pfeifer, Parl. Staatssekretär BMA . . . 8211B Tagesordnungspunkt 16: a) Beratung des Antrags der Abgeordneten Weiss (München), Dr. Daniels (Regensburg) und der Fraktion DIE GRÜNEN: Verhalten der Bundesregierung gegenüber dem österreichischen Bundesministerium für Umwelt, Jugend und Familie in bezug auf die geplante atomare Wiederaufarbeitungsanlage Wackersdorf (Drucksache 11/2873) b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Weiss (München), Dr. Daniels (Regensburg) und der Fraktion DIE GRÜNEN: Erörterungstermin in Wackersdorf (Drucksache 11/2894) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 9: Beratung des Antrags des Abgeordneten Dr. Daniels (Regensburg) und der Fraktion DIE GRÜNEN: Keine Wiederaufarbeitungsanlage Wackersdorf (Drucksache 11/3597) Dr. Daniels (Regensburg) GRÜNE . . . . 8213 A Dr. Friedrich CDU/CSU 8214 D Schütz SPD 8217 A Frau Dr. Segall FDP 8218 B Dr. Töpfer, Bundesminister BMU . . . . 8220B Tagesordnungspunkt 17: Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Kuhlwein, Dr. Penner, Odendahl, weiterer Abgeordneter und der IV Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 113. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 1. Dezember 1988 Fraktion der SPD: Entwicklungsstand und Perspektiven der Fachhochschulen in der Bundesrepublik Deutschland (Drucksachen 11/2211, 11/2603) Kuhlwein SPD 8222 B Daweke CDU/CSU 8226 A Wetzel GRÜNE 8228 B Neuhausen FDP 8230 A Möllemann, Bundesminister BMBW . . 8231 A Tagesordnungspunkt 18: Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung über die Volkszählung 1987 (Drucksache 11/1762) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 10: Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Übernahme der Kosten der Volkszählung am 25. Mai 1987 durch den Bund (Drucksache 11/3584) Kleinert (Marburg) GRÜNE (zur GO) . . 8234 B Bohl CDU/CSU (zur GO) 8235 C Gerster (Mainz) CDU/CSU 8236 C Wartenberg (Berlin) SPD 8237 C Lüder FDP 8238 B Frau Schmidt-Bott GRÜNE 8239 A Dr. Waffenschmidt, Parl. Staatssekretär BMI 8240 D Nächste Sitzung 8241 D Berichtigungen 8242 Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 8243* A Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 113. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 1. Dezember 1988 8093 113. Sitzung Bonn, den 1. Dezember 1988 Beginn: 9.00 Uhr
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    8242 Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 113. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 1. Dezember 1988 Berichtigungen Nachtrag zum Plenarprotokoll 11/111, Seite 8034 D, Nr. 53: Im ersten Absatz der Erklärung der Abg. Frau Folz-Steinacker ist statt „109. Sitzung am 23. November 1988" zu lesen: „110. Sitzung am 24. November 1988". Auf Seite 7938 ist bei Nr. 42, Drucks. 11/3441, einzufügen: „Zweiter Spiegelstrich". Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens* * 2. 12. Antretter 1. 12. Bindig * 2. 12. Frau Brahmst-Rock 2. 12. Büchner (Speyer)* * 2. 12. Buschbom 2. 12. Catenhusen 1. 12. Cronenberg (Arnsberg) 2. 12. Dr. Francke 2. 12. Dr. Geißler 1. 12. Dr. Glotz 1. 12. Dr. Hauff 2. 12. Irmer * 1. 12. Dr. Jenninger 2. 12. Frau Krieger 2. 12. Kühbacher 1. 12. Maaß 1. 12. Dr. Mahlo 2. 12. Mitzscherling 1. 12. Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Müller 1. 12. Dr. Müller * * 1. 12. Niegel * 2. 12. Frau Pack 1. 12. Dr. Pick 2. 12. Paintner 2. 12. Rappe (Hildesheim) 2. 12. Roth 1. 12. Dr. Scheer 2. 12. Scherrer 1. 12. von Schmude 1. 12. Schulhoff 1. 12. Frau Trenz 2. 12. Tietjen 2. 12. Toetemeyer 2. 12. Vosen 1. 12. Weisskirchen (Wiesloch) 2. 12. Wieczorek 1. 12. Zeitler 2. 12. Zierer* 1. 12. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates * * für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union
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    Rede von Ellen Olms


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (GRÜNE)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Guten Tag, Herr Gerster.

    (Gerster [Mainz] [CDU/CSU]: Es bleibt mir nichts erspart!)

    Wir diskutieren heute über einen Gesetzentwurf der Fraktion der SPD über die Wiederkehrerlaubnis für die hier aufgewachsenen Ausländerinnen und über einen Antrag der SPD zu einem neuen Bundesausländergesetz. Verehrte Kolleginnen und Kollegen der SPD, Sie versehen Ihren Gesetzentwurf mit der Überschrift — ich zitiere — „Wiederkehrerlaubnis für in der Bundesrepublik Deutschland aufgewachsene Ausländer" . Korrekterweise hätten Sie jedoch präzisieren müssen: der jugendlichen Ausländer und Ausländerinnen. Denn nur um sie geht es in Ihrem Gesetzentwurf.
    Natürlich unterstütze ich Ihren Antrag, weise jedoch gleichzeitig auf vorhandene Mängel und Defizite hin. Erstens. Warum beziehen Sie die Wiederkehrerlaubnis nur auf die jugendlichen Ausländerinnen? Was ist mit den über 18jährigen Erwachsenen, die hier jahrelang oder jahrzehntelang leben und gegenüber ihrer Heimat ebenso entfremdet sind wie die Jüngeren? Eine Wiederkehroption sollte für alle Ausländerinnen ohne Altersbeschränkung gelten. Eine Wiederkehr sollte jederzeit möglich sein. Ihr Entwurf, verehrte Kolleginnen und Kollegen, erhebt nur das zum bundesweiten Gesetz, was in einigen Bundesländern oder in West-Berlin schon praktiziert wird.
    Zweiter Punkt: Wenn ich mir die gesetzlichen Bestimmungen genau ansehe, stelle ich fest, daß die Wiederkehrerlaubnis dann versagt werden kann, wenn Gründe der Ausweisung vorliegen. Also auch die Jugendlichen, die ihre sozialen und kulturellen Lebenszusammenhänge bei uns haben, können ausgewiesen werden. Dabei muß angemerkt werden, daß die Ausweisungstatbestände so weit gefaßt sind, daß der Behördenwillkür Tür und Tor geöffnet ist.
    Was ist z. B. mit einem ausländischen Jugendlichen, der Haschisch konsumiert hat — was ja auch bundesdeutsche Jugendliche tun — , ausgewiesen wird und in der Türkei nicht klarkommt? Dieser Jugendliche dürfte nicht zurückkehren. Auch in diesem Punkt wäre eine liberalere Praxis der Wiederkehr einzuführen.
    Ihr Antrag zu einem neuen Bundesausländergesetz zeigt einmal mehr, wie sehr Sie sich in fast allen Bereichen von Ihrer Reformpolitik vergangener Jahre verabschiedet haben. Ihr Antrag weist viele interessante und bemerkenswerte Parallelen zum sogenannten Ausländerintegrationsgesetz aus dem Hause Zimmermann auf und stößt daher auch auf meine Kritik. Ich will Ihnen nur einige Stichworte nennen, warum der Bundesinnenminister Ihren Antrag mit größtem Interesse aufnehmen wird.
    Erstens. Wie im Referentenentwurf aus dem Hause Zimmermann gehen Sie von einer Differenzierung des Aufenthalts von Ausländern nach dem Zweck aus. Fließende Übergänge vom befristeten zum unbefristeten Aufenthalt sind bei Ihnen nicht vorgesehen. Statt dessen wollen Sie die Aufenthaltserlaubnis erst einmal auf ein Jahr befristen. Eine erste Verlängerung kann dann auf zwei Jahre begrenzt werden, eine zweite Verlängerung wiederum auf zwei Jahre. Erst mit der dritten Verlängerung, also nach fünfjährigem Aufenthalt kann eine Ausländerin oder ein Ausländer eine Aufenthaltsberechtigung erlangen. Nach acht Jahren Aufenthalt gestehen Sie ein Niederlassungsrecht für Ausländerinnen zu und eine Einbürgerung erst nach zehn Jahren. Warum, meine Damen und Herren von der SPD, einigen Sie sich nicht gleich mit Herrn Zimmermann auf die Verabschiedung des Ausländerintegrationsgesetzes? So weit liegen Sie da bestimmt nicht auseinander.
    Zweitens. Auch Sie räumen eine Visa- oder Sichtvermerkspflicht — ich zitiere aus Ihrem Antrag — aus außenpolitischen Gründen ein. Auch das praktiziert das Haus Zimmermann und entspricht im übrigen auch den Bestrebungen in der Europäischen Gemeinschaft, den weiteren Zuzug von außereuropäischen Ausländern zu begrenzen.
    Drittens. Bei Ihnen ist die Aufenthaltserlaubnis weiter an die Erwerbstätigkeit und den Nachweis eines gesicherten Lebensunterhaltes gebunden. Das heißt, der Bezug von Sozialhilfe bleibt auch bei Ihnen ein möglicher Ausweisungsgrund. Außerdem bleibt es auch bei der aufenthaltsrechtlichen Abhängigkeit von Ehefrauen. Ein eigenständiges Aufenthaltsrecht für Frauen haben Sie in Ihrem Antrag nicht ausformuliert.
    Viertens. Der Nachweis von Wohnraum obliegt bei Ihnen der sozialen Verantwortung der Arbeitgeber. Das ist in meinen Augen eine weitere, zusätzliche, wenn Sie so wollen: Privatisierung der ohnehin schon bestehenden staatlichen Auflagen und Kontrollen von Ausländerinnen und Ausländern.
    Schließlich fünftens. Auch Sie nehmen eine Differenzierung der Ausweisungsgründe vor, während Sie zu den Rechten von Ausländern, wie z. B. zum Wahlrecht, absolut nichts sagen.
    Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 113. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 1. Dezember 1988 8201
    Frau Olms
    Liebe Kolleginnen und Kollegen von der SPD: Dieses Land war nicht nur ein Einwanderungsland, sondern es ist es auch bis heute, und dem muß Rechnung getragen werden. Wir brauchen kein weiteres, die Ausländer und Ausländerinnen reglementierendes Ausländergesetz, sondern ein Niederlassungs- und Bleiberecht für alle ausländischen Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen zu uns kommen oder zu uns kommen müssen.
    Ich kann Ihnen nur empfehlen, unsere Konzeptionen eines Niederlassungsrechtes und einer Politik der offenen Grenzen genau zu studieren, anstatt an Zimmermanns Ausländerintegrationsgesetz herumzufeilen.

    (Beifall bei den GRÜNEN)



Rede von Heinz Westphal
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Abgeordnete Dr. Hirsch.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Burkhard Hirsch


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Es ist, glaube ich, unstreitig, daß wir ein neues Ausländerrecht brauchen. Wir reden nur mit verschiedenen Sprachen: Die einen wollen die Grenzen so hoch ziehen und so festmauern wie irgend möglich, auch wenn sie durch Familien mitten hindurchgehen, und die anderen sagen: Wir wollen, daß diejenigen, die bei uns leben, nicht anders leben brauchen und genauso leben können, wie wir selbst behandelt werden wollen, wenn wir uns in einem anderen Land aufhalten. Ich kenne keinen ausformulierten Gesetzentwurf, der verabschiedungswürdig und inhaltlich begrüßenswert wäre.
    Eine Mehrheit der Ausländer lebt langjährig in der Bundesrepublik und wird hier bleiben. Sie haben einen großen Teil ihrer Lebenskraft in den Wohlstand dieser Gesellschaft investiert. Ihre Kinder sind hier geboren und hier aufgewachsen. Es ist nicht mehr stimmig, daß diese Menschen einem fremden Recht unterworfen sind, das aus völlig anderen Verhältnissen und Auffassungen stammt.
    Manche unserer Mitbürger halten den Ausländern vor, daß sie sich nicht assimiliert hätten, in ihren Lebensauffassungen Fremde geblieben seien und daß nur wenige versucht hätten, die deutsche Staatsangehörigkeit zu erwerben. Man muß dem entgegenhalten, daß wir selbst wenig dazu beigetragen haben, diese Lebensentscheidung zu erleichtern. Wir neigen dazu, uns über Ausländer zu amüsieren, deren Sprachkenntnisse nicht perfekt sind, und außerhalb unseres Berufslebens suchen wir nicht gerade Kontakt zu ihnen.
    Ich könnte auch nicht erkennen, warum sie sich assimilieren, also ihre eigene Kultur und Lebensweise zugunsten der unsrigen aufgeben sollten. Im Gegenteil: Wir werden uns daran gewöhnen müssen, daß schon wegen der Freizügigkeit der europäischen Arbeitnehmer kein westeuropäischer Staat mehr souverän darüber entscheiden kann, wieviel Ausländer in seinen Grenzen leben. Wir sind es dementsprechend, die sich daran gewöhnen müssen, das Zusammenleben mit Menschen aus anderen Völkern nicht als Belastung zu erleben.

    (Dr. Emmerlich [SPD]: Sehr wahr!)

    Selbstverständlich ist es für uns selbst nicht gut, wenn wir einer großen Zahl von Menschen nicht den Weg in unsere Gesellschaft öffnen, sondern sie zwingen wollten, unter uns in einer Art Diaspora zu leben.
    Ich brauche nicht nachzuzeichnen, wie es zu dieser Lage gekommen ist; das ist schon oft genug dargestellt worden. Wir wissen, daß die historischen und wirtschaftlichen Erklärungen für die Wanderungsbewegungen diejenigen unserer Landsleute nicht beruhigen, die vor einer wachsenden Zahl von in der Bundesrepublik lebenden Ausländern Angst haben

    (Frau Olms [GRÜNE]: Aber wer schürt die Angst denn?)

    — hören Sie eine Sekunde zu —, Angst vor Überfremdung — was immer das sein möge — oder Angst vor der Konkurrenz am Arbeitsmarkt. Wir wissen auch, daß die Integrationslast in unserer Gesellschaft unterschiedlich verteilt ist. Sie konzentriert sich im Bereich der Schule nicht in den Gymnasien, im Bereich des Wohnens nicht in den Villenvierteln und im Bereich der Arbeit nicht in den Vorstandsetagen. Darum müssen wir Geduld haben, mit unseren Landsleuten ebenso wie mit den Ausländern, und es ist eine wichtige Aufgabe der Politik, diese Angst nicht zu schüren, sondern zu helfen, sie zu überwinden.

    (Beifall bei der FDP, der SPD und bei Abgeordneten der CDU/CSU und der GRÜNEN)

    Bisher hat die Politik diese Aufgabe überwiegend den Kirchen, den caritativen Organisationen, den Sportvereinen und vielen einzelnen Bürgern überlassen, denen wir dafür herzlich danken. Der Staat kann ihre Arbeit auch nicht ersetzen; er könnte aber mehr tun, sie ihnen zu erleichtern.
    Auch die FDP hat ihre eigenen Positionen zur Novellierung des Ausländerrechts wiederholt dargestellt. Der Ausländer soll nach einem fünfjährigen Aufenthalt eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis und nach acht Jahren eine Aufenthaltsberechtigung erhalten, an die sich bestimmte Rechte mit einer weitgehenden Gleichbehandlung mit Inländern knüpfen.

    (Vorsitz : Vizepräsident Frau Renger)

    Wir wollen den Ausländern der zweiten Generation nach einem fünfjährigen Aufenthalt den Nachzug von Ehegatten ermöglichen, natürlich auch den Zuzug der Kinder erhalten. Die Struktur und der Wert einer Familie hängen doch nicht von der Staatsangehörigkeit ab. Ich kann überhaupt nicht begreifen, was wir dazu immer hören.

    (Beifall bei der FDP, der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN)

    Wir wollen, daß junge Ausländer, die vor der Rückkehr in ihre Heimat mindestens sechs Jahre in der Bundesrepublik gelebt haben und hier schulisch und beruflich geprägt worden sind, eine befristete Wiederkehroption bis zum Ablauf des 23. Lebensjahres erhalten.
    Wir wollen die Ausweisung von Ausländern auf wenige wirklich wichtige Gründe beschränken. Wir wollen die Einbürgerung erleichtern und den Ausländern, die in der Bundesrepublik geboren oder aufgewachsen sind, einen Anspruch auf Erwerb der deut-
    8202 Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 113. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 1. Dezember 1988
    Dr. Hirsch
    schen Staatsangehörigkeit geben, wie das übrigens alle unsere westeuropäischen Nachbarn tun.
    Ich würde es in diesem Zusammenhang übrigens begrüßen, wenn jungen Ausländern die Gelegenheit gegeben würde, auch ihre Wehrdienstverpflichtungen in der Bundeswehr abzuleisten — wenn sie es wollen —,

    (Frau Olms [GRÜNE]: Pillenknick!)

    natürlich mit der Folge, daß sie dann die deutsche Staatsangehörigkeit erwerben können.
    Schließlich haben wir über die rechtlichen Positionen hinaus eingehende Vorschläge zur Integration durch schulische und berufliche Bildung, zur sozialen Integration und zur Verbesserung der Rechtstellung der Ausländerbeauftragten der Bundesregierung gemacht, deren Arbeit segensreich ist, die wir unterstützen wollen, unterstützt haben und von der wir glauben, daß sie wesentlich dazu beigetragen hat, Spannungen in unserer Gesellschaft abzubauen. Ich danke ihr hier für ihre Arbeit.

    (Beifall bei der FDP und der SPD) Ich hoffe, daß sie sie lange fortsetzen kann.

    Ich habe den Eindruck, daß bei allen Unterschiedlichkeiten im einzelnen hinsichtlich der notwendigen Integration sowohl innerhalb der CDU/CSU-Fraktion als auch in der SPD und in der FDP Meinungen vertreten werden, die nicht so grundsätzlich verschieden sind, wie es scheinen könnte. Wir werden uns bemühen, durch die vorgesehene Anhörung und vor allen Dingen durch intensive Gespräche dazu beizutragen, daß das erreicht wird, was wir uns gemeinsam vorgenommen haben, nämlich in dieser Legislaturperiode zu einer Reform des Ausländerrechts zu kommen, die diesen Namen wirklich verdient.
    Vielen Dank.

    (Beifall bei der FDP, der CDU/CSU und bei Abgeordneten der SPD — Frau Schoppe [GRÜNE]: Jetzt müssen Sie sich in der Koalition nur noch durchsetzen!)