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ID1110619000

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 11/106 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 106. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 10. November 1988 Inhalt: Glückwünsche zum Geburtstag des Abg. Dr. Czaja 7277 A Erweiterung der Tagesordnung 7277 B Tagesordnungspunkt 2: Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung: Ergebnisse der Reise des Bundeskanzlers und seiner Delegation in die UdSSR Dr. Kohl, Bundeskanzler 7278A Dr. Vogel SPD 7284 B Rühe CDU/CSU 7287 D Schily GRÜNE 7291 C Dr. Graf Lambsdorff FDP 7294 A Heimann SPD 7296 C Frau Geiger CDU/CSU 7299 C Frau Beer GRÜNE 7301 B Genscher, Bundesminister AA 7302 A Erler SPD 7305 C Frau Oesterle-Schwerin GRÜNE (Erklärung nach § 32 GO) 7307 D Tagesordnungspunkt 3: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Zweiten Wohnungsbaugesetzes und des Wohnungsbaugesetzes für das Saarland (Wohnungsbauänderungsgesetz 1988) (Drucksachen 11/3160, 11/3264) 7309C b) Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Aufhebung des Visumzwanges gegenüber Ungarn (Drucksache 11/2203) 7309 C Zusatztagesordnungspunkt 2: Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN: Für eine Politik der offenen Grenzen — für ein Recht auf Zuflucht — Flüchtlings- und Asylkonzeption (Drucksache 11/3249) 7309D Tagesordnungspunkt 4: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Fünften Gesetzes zur Änderung des Weinwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 11/1823, 11/3131) 7310A Tagesordnungspunkt 5: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu der Verordnung der Bundesregierung: Aufhebbare Sechzigste Verordnung zur Änderung der Ausfuhrliste — Anlage AL zur Außenwirtschaftsverordnung (Drucksachen 11/2726, 11/3123) 7310B Tagesordnungspunkt 6: Beratung der Beschlußempfehlung des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung: Antrag auf Genehmigung zur Durchführung eines Strafverfahrens (Drucksache 11/3245) 7310B II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 106. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. November 1988 Zusatztagesordnungspunkt 9: Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 86 zu Petitionen (Drucksache 11/3289) 7310 C Zusatztagesordnungspunkt 10: Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 87 zu Petitionen (Drucksache 11/3290) 7310 C Tagesordnungspunkt 7: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Umwandlung der deutschen Pfandbriefanstalt in eine Aktiengesellschaft (Drucksachen 11/2047, 11/2992) Uldall CDU/CSU 7310 C Dr. Wieczorek SPD 7311D Dr. Solms FDP 7313 C Hüser GRÜNE 7314 B Dr. Häfele, Parl. Staatssekretär BMF 7315 A Tagesordnungspunkt 13: a) Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN: Unterstützung für die Bemühungen um Aufklärung der Menschenrechtsverletzungen in Chile und um Gerechtigkeit für ihre Opfer (Drucksache 11/2985) b) Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN: Sofortige Aufnahme der in Chile mit der Todesstrafe bedrohten politischen Gefangenen (Drucksache 11/2986) c) Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN: Unterstützung der Oppositionspresse in Chile (Drucksache 11/2987) Volmer GRÜNE 7316B Schreiber CDU/CSU 7317 D Duve SPD 7319 C Irmer FDP 7321 A Schäfer, Staatsminister AA 7322 B Volmer GRÜNE (Erklärung nach § 30 GO) 7323 B Zusatztagesordnungspunkt 3: Beratung der Beschlußempfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Frau Kelly und der Fraktion DIE GRÜNEN: Errichtung einer internationalen Begegnungsstätte für Frieden und Versöhnung in Guernica, Baskenland zu dem Antrag der Fraktion der SPD: Geste des Friedens und der Freundschaft durch die Bundesrepublik Deutschland gegenüber der baskischen Stadt Guernica in Spanien (Drucksachen 11/362, 11/483, 11/3180) Frau Kelly GRÜNE 7324 A Dr. Pohlmeier CDU/CSU 7325 A Duve SPD 7325 C Irmer FDP 7326 B Zusatztagesordnungspunkt 4: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung asylverfahrensrechtlicher und ausländerrechtlicher Vorschriften (Drucksachen 11/2302, 11/3189) Spranger, Parl. Staatssekretär BMI 7327 D Frau Dr. Sonntag-Wolgast SPD 7328 D Dr. Hirsch FDP 7330 D Frau Olms GRÜNE 7332 A Dr. Olderog CDU/CSU 7332 D Tagesordnungspunkt 9: a) Zweite und dritte Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung der Konkursordnung (Drucksachen 11/2065, 11/3279) b) Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Dr. Wittmann, Marschewski, Dr. Hüsch, Eylmann, Dr. Langner, Seesing, Geis, Hörster und Genossen und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Kleinert (Hannover), Funke, Irmer und der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über den Sozialplan im Konkurs- und Vergleichsverfahren (Drucksachen 11/2991, 11/3279) Dr. Pick SPD 7334 B Helmrich CDU/CSU 7334 D Hüser GRÜNE 7335 A Kleinert (Hannover) FDP 7335 C Engelhard, Bundesminister BMJ 7335 D Tagesordnungspunkt 10: a) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Finanzausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Duve, Dr. Apel, Dr. Penner, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Erhaltung des halben Mehrwertsteuersatzes für Bücher, Zeitungen und Zeitschriften (Drucksachen 11/920, 11/1978) Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 106. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. November 1988 III b) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft zu der Unterrichtung durch das Europäische Parlament Entschließung zu einer Mitteilung der Kommission an den Rat über Maßnahmen im Bereich des Buches (Drucksachen 11/706, 11/2505) Weisskirchen (Wiesloch) SPD 7337 A Frau Pack CDU/CSU 7338 A Hüser GRÜNE 7338 D Neuhausen FDP 7339 B Schulhoff CDU/CSU 7340 B Dr. Häfele, Parl. Staatssekretär BMF 7341A, 7341D Duve SPD 7341 C Zusatztagesordnungspunkt 5: Beratung des Antrags des Abgeordneten Wüppesahl (fraktionslos): Sitzplatz des Abgeordneten Wüppesahl im Plenarsaal (Drucksache 11/3198) Bohl CDU/CSU (zur GO) 7342 B Wüppesahl fraktionslos 7342 B Tagesordnungspunkt 11: Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Humanitäres Kriegsvölkerrecht (Drucksache 11/2118) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 12: Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN: Humanitäres Kriegsvölkerrecht (Drucksache 11/3295) Verheugen SPD 7344 A Graf Huyn CDU/CSU 7345 B Frau Schilling GRÜNE 7346 B Irmer FDP 7347 B Dr. Scheer SPD 7348 D Schäfer, Staatsminister AA 7349 D Tagesordnungspunkt 12: Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP: Humanitäre Hilfeleistungen der Bundesrepublik Deutschland an Afghanistan im Zusammenhang mit dem Abzug der sowjetischen Truppen (Drucksache 11/2437) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 6: Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN: Das Genfer Abkommen zwischen Afghanistan und Pakistan vom 14. April 1988 und humanitäre Hilfeleistungen der Bundesrepublik Deutschland an Afghanistan (Drucksache 11/3272) Vogel (Ennepetal) CDU/CSU 7351 C Dr. Holtz SPD 7352 A Frau Folz-Steinacker FDP 7353 B Frau Olms GRÜNE 7354 C Höffkes CDU/CSU 7355 B Schäfer, Staatsminister AA 7356 B Zusatztagesordnungspunkt 13: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Anpassung von Dienst- und Versorgungsbezügen in Bund und Ländern 1988 (Bundesbesoldungs- und -versorgungsanpassungsgesetz 1988) (Drucksachen 11/2742, 11/3293, 11/3297) Regenspurger CDU/CSU 7358 A Lutz SPD 7359 B Dr. Hirsch FDP 7360 B Nächste Sitzung 7361 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten 7362* A Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 106. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. November 1988 7277 106. Sitzung Bonn, den 10. November 1988 Beginn: 15.00 Uhr
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    Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens** 11. 11. Amling 11. 11. Antretter 10. 11. Frau Beer 11. 11. Böhm (Melsungen)* 11. 11. Börnsen (Ritterbude) 11. 11. Dr. Bötsch 11. 11. Bühler (Bruchsal)* 10. 11. Dollinger 11. 11. Dr. Dregger 11. 11. Ebermann 11. 11. Frau Eid 11. 11. Dr. von Geldern 10. 11. Dr. Glotz 11. 11. Grüner 10. 11. Frau Dr. Hamm-Brücher 11. 11. Dr. Hauff 11. 11. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Frau Hensel 11. 11. Frau Hoffmann (Soltau) 11. 11. Irmer 10. 11. Dr. Klejdzinski* 10. 11. Dr. Knabe 10. 11. Kolb 10. 11. Leonhart 11. 11. Frau Luuk* 10. 11. Dr. Müller** 11. 11. Müller (Düsseldorf) 10. 11. Frau Nickels 11. 11. Niegel* 10. 11. Paintner 11. 11. Reddemann** 10. 11. Reuschenbach 11. 11. Frau Rock 11. 11. Frau Saibold 10. 11. Dr. Schäuble 10. 11. Scherrer 10. 11. Dr. Schmude 11. 11. Dr. Schneider (Nürnberg) 10. 11. Frau Trenz 11. 11. Voigt (Frankfurt) 11. 11. Frau Wieczorek-Zeul 11. 11.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Prof. Dr. Uwe Holtz


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir schließen uns dem Dank an, den Sie an diejenigen ausgesprochen haben, die sich für die Freilassung der Krankenschwester und des Arztes eingesetzt haben, schließen in den Dank auch die Bundesregierung ein.
    Ich möchte noch hinzufügen: Wir sollten insgesamt den Hilfsorganisationen von Cap Anamur bis Help, deren Vorsitzender hier sitzt, danken für die wertvolle Hilfe im humanitären Bereich in Afghanistan und für die afghanischen Flüchtlinge. Das ist eine wirklich sehr gute Arbeit.

    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)

    Deshalb ist für mich auch nicht der Passus im Antrag der GRÜNEN akzeptabel, der davon spricht, daß die Hilfsleistungen zukünftig ausschließlich über die Vereinten Nationen zu leisten seien. Ich schätze die Vereinten Nationen sehr. Aber darüber, ob dieser Ausschließlichkeitscharakter sinnvoll ist, bitte ich doch noch einmal in den Ausschüssen zu diskutieren.
    Die erfolgreiche Vermittlung des UN-Generalsekretärs und der Abschluß des Genfer AfghanistanAbkommens vom April 1988 haben zu einem ersten wichtigen Schritt auf dem Wege zu einem befriedeten und souveränen Afghanistan geführt, zu einem befriedeten und souveränen Afghanistan, in dem die soziale Gerechtigkeit gefördert wird und die Achtung der Menschenrechte und Grundfreiheiten gewährleistet ist, wie es in dem vorliegenden Antrag der CDU/CSU, der SPD und der FDP zur humanitären Hilfe an Afghanistan heißt. Trotzdem erreichten uns auch nach dem April fast täglich Meldungen über fortgesetzte blutige Kampfhandlungen und Bombenanschläge. Weiterhin wurden und werden Waffen von mehreren Seiten, auch von der Sowjetunion, geliefert. Weiterhin starben und sterben Menschen. Deshalb ist es sicher richtig, daß in dem Antrag der anderen Oppositionsfraktion die Bundesregierung aufgefordert wird, an alle Staaten zu appellieren, auf jegliche Waffenlieferungen, die Entsendung von Militärberatern usw. zu verzichten. Schon seit dem Vertragsabschluß gab es gegenseitige Vorwürfe über Nichteinhaltung und Zuwiderhandlungen.
    Es scheint, daß sich die Sowjetunion mit der nun erfolgten Ankündigung, den Truppenabzug vorläufig auszusetzen, den Zeitplan bis zum 15. Februar 1989 allerdings einhalten zu wollen, im voraus Positionen sichern will. Die Verzögerung kann als Warnung verstanden werden: Wenn in Kabul keine für Moskau akzeptable Regierung eingesetzt wird, könnte man
    sich das Ganze noch einmal überlegen. US-Präsident Reagan reagierte mit Enttäuschung auf die Entscheidung der Sowjetunion. Gleichzeitig wies er jedoch darauf hin, daß es wichtig sei, daß die Sowjetunion erklärt habe, es handle sich nur um eine Verzögerung. Der neugewählte Präsident Bush drohte, falls die Sowjetunion — woran er allerdings nicht glaube — den Truppenabzug stoppen sollte, dann würde das die Beziehungen zwischen den USA und der Sowjetunion insgesamt komplizieren. — Meine Damen und Herren, wir sehen also, was auf dem Spiele steht.

    (Frau Schilling [GRÜNE]: Unterstützen tun Sie locker die 7er-Allianz, die rumbombt!)

    — Nein, auch die Mudjahedin — das weiß jeder — sind bewaffnet. Die Russen sind bewaffnet. Es sind unterschiedliche Allianzen bewaffnet. Sie selbst sagen in Ihrem Antrag: Wenn das so weitergeht, können wir nicht auf ein befriedetes demokratisches, souveränes Afghanistan hoffen.

    (Frau Schilling [GRÜNE]: Deswegen sollen die auch aufhören! — Bindig [SPD]: Aber keine Äquidistanz!)

    Deshalb ist doch wohl diese zweite Forderung doch vorhanden. Es geht um alle Beteiligten in dieser Region und in diesem Konflikt.

    (Frau Schilling [GRÜNE]: Richtig!)

    Diese Kämpfe sind eben auch Ausdruck der ungelösten Probleme, die im Genfer Vertrag nicht berücksichtigt worden sind, nämlich die fortgesetzten Waffenlieferungen an beide Seiten, die Tatsache, daß das von Moskau installierte Regime Najibullah nicht abgelöst wurde, und die Nichtbeteiligung des Widerstands an den Friedensverhandlungen.
    Insofern gehört in der Tat keine hellseherische Kraft zu der Prophezeiung, daß die Mudjahedin so lange weiterkämpfen werden, bis Najibullah abgetreten und die Vormachtstellung der kommunistischen Partei DVPA gebrochen ist. Vielleicht könnten die Vereinten Nationen, die bereits das erste Abkommen vermittelt hatten, bei der Lösung der noch offenstehenden Probleme erneut helfen.
    Mich wundert immer nur, wenn man selbst zu später Stunde auf dem einen Auge kräftig die Klappe drauf hält und dann noch meint, man würde die Dinge realistisch sehen. Ich bitte da um den vollen Blick, bei jedem von uns.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Basis einer dauerhaften Friedensregelung muß ein afghanischer Staat sein, der die Eigenheiten einzelner Ethnien, Religionsgemeinschaften und Parteien respektiert und in dem die Menschenrechte verwirklicht werden. Die Zeichen sprechen dafür, daß auch die Sowjetunion zunehmend erkennt, daß das derzeitige Regime auf Dauer nicht zu halten ist. Ihm ist es nie gelungen, eine echte Koalition der Versöhnung zustande zu bringen.
    Grundvorgabe für ein friedliches und freies Afghanistan ist und bleibt also die Fortsetzung des Abzugs der sowjetischen Truppen bis zum vollständigen Abzug. Zu einem dauerhaften Frieden in Afghanistan gehört vor allem auch die Bewältigung der schwer-



    Dr. Holtz
    wiegenden wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Probleme des Landes. Denn die blutende Wunde Afghanistan ist zwar durch Genf verarztet worden. Sie ist jedoch noch lange nicht geheilt. Deshalb fordert der Antrag der drei Fraktionen — jetzt kann ich sagen: aller Fraktionen — eine „großzügige humanitäre Hilfe".
    Es ist zu begrüßen, daß die Bundesregierung — wie sie mir dies auf eine parlamentarische Frage geantwortet hat — die Sofortmaßnahmen des Afghanistan-Hilfsprogramms der Vereinten Nationen mit insgesamt 50 Millionen DM unterstützen wird. Dies kann aber nicht ausreichen. Afghanistan braucht darüber hinaus eine langfristig angelegte Hilfe für den Wiederaufbau, eine langfristig angelegte. Deshalb ist die Verbindung in Ihrem Antrag von humanitärer Hilfe und Entwicklungshilfe so auch nicht richtig. Entwicklungshilfe ist langfristiger angelegt. Auch darauf kommt es an.
    Nach Abzug der sowjetischen Truppen und nach Einstellung der Kampfhandlungen sowie nach Schaffung der inneren Voraussetzungen wie der Bildung einer demokratischen Regierung sollte die Bundesregierung die entwicklungspolitische Zusammenarbeit mit Afghanistan wieder aufnehmen.
    Der Drei-Fraktionen-Antrag fordert die Bundesregierung zu Recht auf, wirkungsvoll Entwicklungshilfe zu leisten. Aus alten Zusagen sind noch über 100 Millionen DM für die finanzielle Zusammenarbeit vorhanden. Diese Mittel sollten dem Lande im Zuge der innenpolitischen Normalisierung zugute kommen. Dabei sollten besonders Projekte gefördert werden, die die zerstörte Infrastruktur wiederherstellen und der notleidenden Bevölkerung direkt und langfristig zugute kommen.
    Darüber hinaus sollte die Bundesregierung — auch über die vorliegenden Anträge hinaus — einem friedlichen und demokratischen Afghanistan die Schulden erlassen. Die Zinsen und Tilgungen, die Afghanistan wegen früherer Kapitalhilfekredite an die Bundesrepublik zurückzahlt, braucht das geschundene Land dringend als Investition in die eigene Zukunft.
    Herr Präsident! In den fast neun Jahren Besetzung und Krieg haben wir unsere Solidarität mit dem afghanischen Volk hier mehrfach einmütig bekräftigt. Wir Parlamentarierinnen und Parlamentarier wollen, daß diesen Worten Taten folgen. Wir wollen dabei mithelfen, daß Afghanistan nicht — wie manch andere Länder der Dritten Welt — an einem Krieg zugrunde geht.
    Danke schön.

    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)



Rede von Heinz Westphal
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat Frau Abgeordnete Folz-Steinacker.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Sigrid Folz-Steinacker


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wenn wir uns in dieser Debatte erneut mit dem Thema Afghanistan befassen, dann verbindet sich damit zum erstenmal die berechtigte Hoffnung, der Lösung eines langandauernden Konflikts endlich nähergekommen zu sein. Die Besetzung
    Afghanistans durch die Sowjetunion dauert nunmehr seit über acht Jahren an. Sie stellte eine Verletzung des Völkerrechts, einen Verstoß gegen die Gewaltverzichtsforderung der UN-Charta und der Schlußakte von Helsinki dar.
    Das afghanische Volk hat sich mit Mut und einem großen Selbstbehauptungswillen gegen seine fremden Besatzer zur Wehr gesetzt. Es hat dafür ganz große Opfer bringen müssen.
    Die Zivilbevölkerung — alte Menschen, Frauen, Kinder — wurde von den Folgen dieses Krieges ganz besonders hart getroffen. Mehr als 1 Million Afghanen — meine Damen und Herren, 1 Million! — haben ihr Leben verloren oder physischen Schaden genommen. Über 5 Millionen haben ihr Heimatland verlassen müssen und Zuflucht in den Nachbarstaaten, vor allem in Pakistan, gefunden. Aber auch innerhalb Afghanistans selbst mußten sich Millionen einen neuen Wohnsitz suchen.
    Die Bereitschaft, der leidgeprüften afghanischen Bevölkerung in dieser Situation zu helfen, war auch in der Bundesrepublik Deutschland erfreulich groß. Ich begrüße an dieser Stelle den selbstlosen Einsatz nichtstaatlicher Hilfsorganisationen. Ich nenne hier stellvertretend für viele Organisationen die AfghanistanNothilfe e. V., die seit mehreren Jahren mit Spenden der deutschen Bevölkerung und zum Teil mit Zuschüssen der Bundesregierung einen ganz beachtlichen Beitrag zur humanitären Hilfe für das afghanische Volk geleistet hat.
    Auch die Bundesregierung hat im Rahmen ihres internationalen humanitären Engagements große Anstrengungen unternommen. Sie hat bisher zugunsten afghanischer Flüchtlinge und Konfliktopfer Bundesmittel in Höhe von rund 400 Millionen DM bereitgestellt.
    Eine Beendigung der sowjetischen Besetzung Afghanistans wurde wiederholt vom Deutschen Bundestag, von der Bundesregierung, von der Europäischen Gemeinschaft, vom Europäischen Parlament und von der überwältigenden Mehrheit der Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen gefordert.
    Die Unterzeichnung des Genfer Afghanistan-Abkommens vom 14. April dieses Jahres stellt einen großen Erfolg der umfangreichen Bemühungen der internationalen Staatengemeinschaft und vor allem des Generalsekretärs der Vereinten Nationen, Pérez de Cuéllar, dar. Die FDP-Bundestagsfraktion begrüßt dieses Abkommen, das die Grundlagen für den sowjetischen Truppenabzug und eine politische Lösung des Afghanistan-Konflikts geschaffen hat.
    Meine Damen und Herren, 50 % der sowjetischen Besatzungstruppen haben inzwischen vereinbarungsgemäß das Land verlassen. Es gilt allerdings, die Vereinbarungen des Abkommens in allen Punkten zu erfüllen. Nur durch einen wirklich vollständigen Truppenabzug lassen sich Souveränität, politische Unabhängigkeit und echte Blockfreiheit Afghanistans wiederherstellen.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Die gestrige Ankündigung der sowjetischen Regierung, den Truppenabzug fortzusetzen und damit die



    Frau Folz-Steinacker
    getroffenen Vereinbarungen fristgerecht zu erfüllen, ist daher von uns allen ausdrücklich zu begrüßen.
    Als ein weiteres positives Zeichen kann die Nachricht über die Freilassung der zwei in Kabul inhaftierten Mediziner vom „Komitee Cap Anamur — Deutsche Notärzte" vermerkt werden. Hier haben die nachhaltigen Bemühungen von Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher, der Bundesregierung und die Appelle von Bundespräsident von Weizsäcker sowie von Mitgliedern des deutschen Bundestages zum Erfolg geführt.
    Meine Damen und Herren, mit dem Abzug der sowjetischen Truppen aus Afghanistan geht eine Politik zu Ende, die dem afghanischen Volk schwere Opfer und Leiden abverlangt hat und für die die Sowjetunion selbst einen ganz hohen Preis zahlen mußte.

    (Frau Schilling [GRÜNE]: Das ist aber leider noch nicht zu Ende!)

    — Das wissen wir auch.
    Wir sind uns bewußt, daß die inzwischen erreichten Fortschritte auch das Ergebnis eines positiv veränderten weltpolitischen Klimas und insbesondere einer konstruktiven Entwicklung der Ost-West-Beziehungen sind. Sie schaffen die Voraussetzungen für einen politischen Neubeginn, und diese Möglichkeit sollte von uns allen Beteiligten genutzt werden. Insbesondere die afghanischen Konfliktparteien sind nunmehr aufgefordert, im Dialog miteinander die nationale Aussöhnung herbeizuführen. Wenn das passiert, haben wir es geschafft. Nur so können die Grundlagen für ein befriedetes Afghanistan geschaffen werden.
    Die internationale Staatengemeinschaft ist gewillt, die Bemühungen um die Rückkehr und Wiedereingliederung der afghanischen Flüchtlinge zu unterstützen sowie umfangreiche Hilfe beim Wiederaufbau ihres Landes zu leisten. Dies stellt eine große Herausforderung für die internationale Gemeinschaft dar. Ich begrüße, daß auf den Hilfsappell des Generalsekretärs der Vereinten Nationen bereits eine Reihe von Geberländern finanzielle Beiträge für ein Soforthilfeprogramm, dem sich ein dreijähriges Reha- und Wiederaufbauprogramm anschließen soll, angekündigt haben. An dieser Stelle verweise ich auf die Erklärung der Bundesregierung und der Mitgliedstaaten der Europäischen Gemeinschaft, mit humanitärer Hilfe zur Rückführung und Wiedereingliederung der Millionen Flüchtlinge beizutragen und, wenn die inneren Voraussetzungen in Afghanistan dafür gegeben sind, Wiederaufbauhilfe zu leisten.
    Es ist immer wieder deutlich geworden, daß es in Fragen des Selbstbestimmungsrechts der Völker hinsichtlich der Notwendigkeit einer weltweiten Verwirklichung der Menschenrechte und der moralischen Verpflichtung zur Leistung humanitärer Hilfe eine große Übereinstimmung zwischen den Fraktionen des Deutschen Bundestages gibt. Dies macht nicht zuletzt auch der dem Hohen Haus vorliegende gemeinsame Antrag der Fraktionen von CDU/CSU, SPD und FDP deutlich. — Die GRÜNEN haben sich jetzt angeschlossen. — Ich bekräftige die darin enthaltenen Forderungen. Die unbedingte Achtung des Völkerrechts muß Grundlage der internationalen Beziehungen bleiben. Auf diese Achtung gründet sich eine
    Politik, die statt auf Drohung und Gewalt auf Verhandlungen und Vereinbarungen setzt. Lassen Sie uns gemeinsam für eine solche Politik der Zukunftsverantwortung arbeiten, in der Partnerschaft, Zusammenarbeit und Solidarität wesentliche Eckpfeiler sind!
    Danke.

    (Beifall bei der FDP, der CDU/CSU und der SPD)