Rede von
Thomas
Wüppesahl
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(GRÜNE)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (GRÜNE)
Herr Kollege Carstensen, die Begründung für die Nichtinanspruchnahme des zehnminütigen Rederechts werden Sie — ich werde Ihnen das persönlich zustellen lassen —
in einem Schreiben an den Bundestagspräsidenten und in einem zusätzlichen Vermerk morgen sehr ausführlich nachlesen können. Was dort an Schikanen mit mir durch den präsidierenden Präsidenten gelaufen ist, war in der Tat ungeheuerlich.
Ich habe aus diesen Gründen darauf verzichtet. Ich verzichte darauf, das hier jetzt auszubreiten; das werden Sie nachlesen können.
— Warten Sie bis morgen!
Es hört sich im ersten Moment ein bißchen maßlos an, aber ich habe pragmatisch begründet, weshalb es trotzdem sinnvoll ist, daß ich in die ersten zwei Reihen komme. Ich habe ursprünglich beantragt — das nehmen Sie bitte zur Kenntnis — , daß mir dort hinten Schreibmöglichkeit und Telefon eingerichtet werden.
Dr. Bücker, der Bundestagsdirektor, hat geschrieben, das sei technisch nicht möglich. Diese Antwort kam in der — ich sage mal — Ablehnungsorgie zu sämtlichen Dingen, die ich beantragt habe, um meine Rechtsstellung in der Konkurrenzsituation mit Ihnen zu verbessern. Ich hätte mich damit zufriedengegeben, aber wenden Sie sich an Herrn Dr. Bäcker, der sagt, es geht nicht!
Mir bleibt jetzt nichts anderes übrig, als so eine Forderung zu stellen, daß man mich hier vorne hinplaziert.
Ich würde mich auch mit einem Platz in den ersten fünf Reihen begnügen. Es geht mir nicht darum, unbedingt hier vorne zu sitzen, auch wenn Sie genausogut wie ich wissen, wie wichtig es für die Optik ist, gerade am heutigen Tag, ob bei der Gedenkstunde oder bei der Regierungserklärung, wenn das Fernsehen läuft usw. Klappern gehört zum Handwerk und die Vermittlung über die Medien für uns Politiker allemal. Das sollte man in der Offenheit deutlich machen.
Ich denke, daß in dieser Frage genauso wie in vielen anderen Dingen das zutrifft, was wir wahrscheinlich alle in der Literatur während unseres Deutschunterrichtes, zum Teil auch im Studium gelernt haben: Form und Gehalt müssen zusammen stimmen, zusammentreffen; wenn da etwas nicht stimmig ist, kann das Bild nicht korrekt sein. Bei dem Stellenwert, den ich in diesen erstarrten Bundestag einbringe, nämlich eine besonders ausgeprägte Lebendigkeit
und auch Akzentsetzung bei einzelnen Themen, ist es völlig unangemessen, daß ich dort hinten in der letzten Reihe, zwar im Mittelpukt und in Fluchtlinie zum Bundestagspräsidenten, aber eben ganz hinten sitze.
Ich glaube auch aus diesem Grunde, daß Sie gut beraten sind, diesem Antrag stattzugeben, bevor Ihnen aus Karlsruhe gesagt wird, wie man das hätte klüger machen sollen.
Ich danke Ihnen für ihre Aufmerksamkeit.