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ID1110607200

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    Plenarprotokoll 11/106 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 106. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 10. November 1988 Inhalt: Glückwünsche zum Geburtstag des Abg. Dr. Czaja 7277 A Erweiterung der Tagesordnung 7277 B Tagesordnungspunkt 2: Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung: Ergebnisse der Reise des Bundeskanzlers und seiner Delegation in die UdSSR Dr. Kohl, Bundeskanzler 7278A Dr. Vogel SPD 7284 B Rühe CDU/CSU 7287 D Schily GRÜNE 7291 C Dr. Graf Lambsdorff FDP 7294 A Heimann SPD 7296 C Frau Geiger CDU/CSU 7299 C Frau Beer GRÜNE 7301 B Genscher, Bundesminister AA 7302 A Erler SPD 7305 C Frau Oesterle-Schwerin GRÜNE (Erklärung nach § 32 GO) 7307 D Tagesordnungspunkt 3: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Zweiten Wohnungsbaugesetzes und des Wohnungsbaugesetzes für das Saarland (Wohnungsbauänderungsgesetz 1988) (Drucksachen 11/3160, 11/3264) 7309C b) Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Aufhebung des Visumzwanges gegenüber Ungarn (Drucksache 11/2203) 7309 C Zusatztagesordnungspunkt 2: Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN: Für eine Politik der offenen Grenzen — für ein Recht auf Zuflucht — Flüchtlings- und Asylkonzeption (Drucksache 11/3249) 7309D Tagesordnungspunkt 4: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Fünften Gesetzes zur Änderung des Weinwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 11/1823, 11/3131) 7310A Tagesordnungspunkt 5: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu der Verordnung der Bundesregierung: Aufhebbare Sechzigste Verordnung zur Änderung der Ausfuhrliste — Anlage AL zur Außenwirtschaftsverordnung (Drucksachen 11/2726, 11/3123) 7310B Tagesordnungspunkt 6: Beratung der Beschlußempfehlung des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung: Antrag auf Genehmigung zur Durchführung eines Strafverfahrens (Drucksache 11/3245) 7310B II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 106. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. November 1988 Zusatztagesordnungspunkt 9: Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 86 zu Petitionen (Drucksache 11/3289) 7310 C Zusatztagesordnungspunkt 10: Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 87 zu Petitionen (Drucksache 11/3290) 7310 C Tagesordnungspunkt 7: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Umwandlung der deutschen Pfandbriefanstalt in eine Aktiengesellschaft (Drucksachen 11/2047, 11/2992) Uldall CDU/CSU 7310 C Dr. Wieczorek SPD 7311D Dr. Solms FDP 7313 C Hüser GRÜNE 7314 B Dr. Häfele, Parl. Staatssekretär BMF 7315 A Tagesordnungspunkt 13: a) Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN: Unterstützung für die Bemühungen um Aufklärung der Menschenrechtsverletzungen in Chile und um Gerechtigkeit für ihre Opfer (Drucksache 11/2985) b) Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN: Sofortige Aufnahme der in Chile mit der Todesstrafe bedrohten politischen Gefangenen (Drucksache 11/2986) c) Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN: Unterstützung der Oppositionspresse in Chile (Drucksache 11/2987) Volmer GRÜNE 7316B Schreiber CDU/CSU 7317 D Duve SPD 7319 C Irmer FDP 7321 A Schäfer, Staatsminister AA 7322 B Volmer GRÜNE (Erklärung nach § 30 GO) 7323 B Zusatztagesordnungspunkt 3: Beratung der Beschlußempfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Frau Kelly und der Fraktion DIE GRÜNEN: Errichtung einer internationalen Begegnungsstätte für Frieden und Versöhnung in Guernica, Baskenland zu dem Antrag der Fraktion der SPD: Geste des Friedens und der Freundschaft durch die Bundesrepublik Deutschland gegenüber der baskischen Stadt Guernica in Spanien (Drucksachen 11/362, 11/483, 11/3180) Frau Kelly GRÜNE 7324 A Dr. Pohlmeier CDU/CSU 7325 A Duve SPD 7325 C Irmer FDP 7326 B Zusatztagesordnungspunkt 4: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung asylverfahrensrechtlicher und ausländerrechtlicher Vorschriften (Drucksachen 11/2302, 11/3189) Spranger, Parl. Staatssekretär BMI 7327 D Frau Dr. Sonntag-Wolgast SPD 7328 D Dr. Hirsch FDP 7330 D Frau Olms GRÜNE 7332 A Dr. Olderog CDU/CSU 7332 D Tagesordnungspunkt 9: a) Zweite und dritte Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung der Konkursordnung (Drucksachen 11/2065, 11/3279) b) Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Dr. Wittmann, Marschewski, Dr. Hüsch, Eylmann, Dr. Langner, Seesing, Geis, Hörster und Genossen und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Kleinert (Hannover), Funke, Irmer und der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über den Sozialplan im Konkurs- und Vergleichsverfahren (Drucksachen 11/2991, 11/3279) Dr. Pick SPD 7334 B Helmrich CDU/CSU 7334 D Hüser GRÜNE 7335 A Kleinert (Hannover) FDP 7335 C Engelhard, Bundesminister BMJ 7335 D Tagesordnungspunkt 10: a) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Finanzausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Duve, Dr. Apel, Dr. Penner, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Erhaltung des halben Mehrwertsteuersatzes für Bücher, Zeitungen und Zeitschriften (Drucksachen 11/920, 11/1978) Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 106. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. November 1988 III b) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft zu der Unterrichtung durch das Europäische Parlament Entschließung zu einer Mitteilung der Kommission an den Rat über Maßnahmen im Bereich des Buches (Drucksachen 11/706, 11/2505) Weisskirchen (Wiesloch) SPD 7337 A Frau Pack CDU/CSU 7338 A Hüser GRÜNE 7338 D Neuhausen FDP 7339 B Schulhoff CDU/CSU 7340 B Dr. Häfele, Parl. Staatssekretär BMF 7341A, 7341D Duve SPD 7341 C Zusatztagesordnungspunkt 5: Beratung des Antrags des Abgeordneten Wüppesahl (fraktionslos): Sitzplatz des Abgeordneten Wüppesahl im Plenarsaal (Drucksache 11/3198) Bohl CDU/CSU (zur GO) 7342 B Wüppesahl fraktionslos 7342 B Tagesordnungspunkt 11: Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Humanitäres Kriegsvölkerrecht (Drucksache 11/2118) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 12: Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN: Humanitäres Kriegsvölkerrecht (Drucksache 11/3295) Verheugen SPD 7344 A Graf Huyn CDU/CSU 7345 B Frau Schilling GRÜNE 7346 B Irmer FDP 7347 B Dr. Scheer SPD 7348 D Schäfer, Staatsminister AA 7349 D Tagesordnungspunkt 12: Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP: Humanitäre Hilfeleistungen der Bundesrepublik Deutschland an Afghanistan im Zusammenhang mit dem Abzug der sowjetischen Truppen (Drucksache 11/2437) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 6: Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN: Das Genfer Abkommen zwischen Afghanistan und Pakistan vom 14. April 1988 und humanitäre Hilfeleistungen der Bundesrepublik Deutschland an Afghanistan (Drucksache 11/3272) Vogel (Ennepetal) CDU/CSU 7351 C Dr. Holtz SPD 7352 A Frau Folz-Steinacker FDP 7353 B Frau Olms GRÜNE 7354 C Höffkes CDU/CSU 7355 B Schäfer, Staatsminister AA 7356 B Zusatztagesordnungspunkt 13: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Anpassung von Dienst- und Versorgungsbezügen in Bund und Ländern 1988 (Bundesbesoldungs- und -versorgungsanpassungsgesetz 1988) (Drucksachen 11/2742, 11/3293, 11/3297) Regenspurger CDU/CSU 7358 A Lutz SPD 7359 B Dr. Hirsch FDP 7360 B Nächste Sitzung 7361 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten 7362* A Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 106. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. November 1988 7277 106. Sitzung Bonn, den 10. November 1988 Beginn: 15.00 Uhr
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    Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens** 11. 11. Amling 11. 11. Antretter 10. 11. Frau Beer 11. 11. Böhm (Melsungen)* 11. 11. Börnsen (Ritterbude) 11. 11. Dr. Bötsch 11. 11. Bühler (Bruchsal)* 10. 11. Dollinger 11. 11. Dr. Dregger 11. 11. Ebermann 11. 11. Frau Eid 11. 11. Dr. von Geldern 10. 11. Dr. Glotz 11. 11. Grüner 10. 11. Frau Dr. Hamm-Brücher 11. 11. Dr. Hauff 11. 11. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Frau Hensel 11. 11. Frau Hoffmann (Soltau) 11. 11. Irmer 10. 11. Dr. Klejdzinski* 10. 11. Dr. Knabe 10. 11. Kolb 10. 11. Leonhart 11. 11. Frau Luuk* 10. 11. Dr. Müller** 11. 11. Müller (Düsseldorf) 10. 11. Frau Nickels 11. 11. Niegel* 10. 11. Paintner 11. 11. Reddemann** 10. 11. Reuschenbach 11. 11. Frau Rock 11. 11. Frau Saibold 10. 11. Dr. Schäuble 10. 11. Scherrer 10. 11. Dr. Schmude 11. 11. Dr. Schneider (Nürnberg) 10. 11. Frau Trenz 11. 11. Voigt (Frankfurt) 11. 11. Frau Wieczorek-Zeul 11. 11.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Ulrich Irmer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Frau Präsidentin! Meine verehrten Kolleginnen und Kollegen! Nach dem Plebiszit vom 5. Oktober herrscht in Chile eine außerordentlich labile Situation. Das Plebiszit war, wie die Kollegen Schreiber und Duve richtig gesagt haben, ein erster, unerläßlicher wichtiger Schritt. Aber durch den Sieg des „Nein" vom 5. Oktober ist die Demokratie keineswegs wiederhergestellt. Der Diktator ist angeschlagen, aber bekanntermaßen sind ja — um ein Beispiel zu geben — Tiere, die in die Enge getrieben werden, auch besonders gefährlich. Deshalb kommt es wirklich darauf an, daß die Politik der vereinigten demokratischen Opposition jetzt fortgesetzt werden kann, konsequent und nachhaltig. Es kommt also darauf an, daß zum einen die nicht ohne Mühe gewonnene Einigkeit dieser Parteien gewahrt bleiben kann, und es kommt darauf an, daß die Disziplin aufrechterhalten wird und auch — ich freue mich, daß Sie es gesagt haben, Herr Kollege Duve — die Fröhlichkeit, mit der diese Opposition an das Werk geht, die Demokratie wiederherzustellen.
    Hier kommt es — wie auch richtig gesagt wurde — entscheidend darauf an, daß sich die Parteien nicht erneut zerstreiten. Als wir im Herbst 1987 in Santiago waren, um an der zweiten Konferenz von APAINDE teilzunehmen, war noch nicht abzusehen, daß sich diese Koalition bilden würde. Es bestand Anlaß zur Sorge, daß dies nicht gelingen könnte. Es ist dann gelungen, und deshalb muß jetzt alles getan werden — auch von unserer Seite — , um dieser demokratischen Koalition zu helfen und ihr die Möglichkeit zu geben, sich dann auch auf die in der Zukunft so wichtigen Punkte zu einigen, nämlich erstens einen gemeinsamen Kandidaten für die Präsidentschaftswahlen vorzuschlagen und zweitens auch ein politisches Programm zu entwickeln, inklusive der wirtschaftlichen und sozialen Seite, mit dem die Opposition bei der Bevölkerung jetzt auch zu einer Sachentscheidung Zustimmung bekommen kann; bisher — machen wir uns nichts vor — ist die Einigkeit im wesentlichen auf das „Nein" beim Plebiszit beschränkt gewesen. Es wird wesentlich schwieriger sein, jetzt
    gemeinsame Grundsätze für die künftige Demokratie aufzubauen. Selbstverständlich — Herr Volmer, Sie haben recht — , die Verfassung muß geändert werden. Aber ich sage: Das geht nur einvernehmlich. Ich warne vor allem davor, daß man hier auch nur theoretisch davon spricht, daß eventuell Druck von der Straße gemacht werden müßte. Genau das wäre das Verkehrteste, was man machen könnte. Es wäre brandgefährlich.
    Wir haben ja eben schon davon gehört: Wie war es denn in der Nacht vom 5. auf den 6. Oktober? Es bestand doch die akute Gefahr, daß provoziert werden würde, und wäre nicht die demokratische Opposition so vorbildlich diszipliniert gewesen, daß eben kein Krawall auf der Straße stattfand, wer weiß, was geschehen wäre?
    Meine Damen und Herren, in diesem Zusammenhang: Wir müssen alles vermeiden, was dazu führen könnte, den Diktator zu provozieren und dazu zu bringen, daß er in der Verlegenheit, in der er sich jetzt befindet, Dinge tut, die den Prozeß hindern, den wir alle wollen. Hier halte ich die zahlreichen Vorschläge, die jetzt in den Anträgen von den GRÜNEN vorgelegt werden, für nicht hilfreich. Ich muß das ganz offen sagen. Über den Antrag, der die oppositionelle Presse betrifft, kann man sicher reden. An dem, was dort ausgeführt ist, ist manches Wahre. Ich sehe z. B. auch nicht ein, warum nicht etwa die Deutsche Lufthansa, die ja Santiago anfliegt, in der Oppositionspresse einmal ein paar Anzeigen plaziert.

    (Beifall bei allen Fraktionen)

    — Ich hoffe, daß irgend jemand der Deutschen Lufthansa mitteilt, daß ich das hier unter dem Beifall aller Fraktionen laut und deutlich gesagt habe.

    (Duve [SPD]: Auch Demokraten fliegen!)

    — Richtig.

    (Repnik [CDU/CSU]: Dem Herrn Ruhnau das Protokoll schicken!)

    Zu dem zweiten, dem anderen Antrag, der die Aufklärung der Menschenrechtsverletzungen betrifft: Herr Volmer, ich möchte Sie wirklich bitten, hier etwas nachdenklicher zu sein. Wissen Sie, es kann nicht unsere Aufgabe als Deutsche sein, den Chilenen Vorschläge oder gar Vorschriften zu machen, wie sie ihre Vergangenheit aufzuarbeiten haben. Wir haben ja heute wieder erlebt, wie schwierig es noch nach 50 Jahren bei uns ist, unsere Vergangenheit aufzuarbeiten. Man sollte aus diesem Grunde sehr, sehr zurückhaltend mit derartigen Ratschlägen sein.
    Ich verweise auf die Gefahr, daß man mit einer zu rigorosen Politik, die noch dazu von außen vorgeschlagen wird, das Militär geradezu dazu provozieren würde — auch soweit es nicht schuldig geworden ist — , sich zu solidarisieren. Es besteht dann nämlich die Gefahr — wir haben das in Argentinien erlebt, wo sich Teile des Militärs solidarisiert haben — , daß der gewünschte Effekt genau in das Gegenteil umschlägt.
    Man muß doch auch sehen und erkennen, daß die 15 Todeskandidaten, auf die ich jetzt zu sprechen komme, in eine derartige Aufarbeitung der Vergangenheit natürlich auch einbezogen werden müßten.



    Irmer
    Es gibt sehr viele politische Gefangene. Es gibt eindeutig Folter, so daß ich kein gerichtliches Urteil in Chile akzeptieren kann, wenn es auf Grund von Folter zustande gekommen ist. Das ist völlig ausgeschlossen.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Aber auf der anderen Seite gibt es natürlich auch — ich rede jetzt nicht von den 15 — Menschen, die verurteilt worden sind und die auch in einem rechtsstaatlichen System zu Recht verurteilt worden wären. Auch diese Verfahren müßten dann alle wiederaufgenommen werden.
    Wir werden ja im Ausschuß Gelegenheit haben, darüber ausführlicher zu reden. Aber, Herr Kollege Volmer, ich wünsche mir hier gerade von Ihrer Fraktion etwas mehr Nachdenklichkeit auch über die möglichen Folgen.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Abschließend ein Wort zu den 15. Meine Fraktion hat letztes Jahr ihre Haltung zu dieser Frage ganz eindeutig dargelegt. Ich kann das nur wiederholen. Wir sind der Auffassung: Wenn in einem Terrorregime wie Chile Menschen zum Tode verurteilt worden sind, ist es für uns eine selbstverständliche Pflicht, diesen Menschen Asyl zu gewähren. Davon weichen wir in keinem Punkt ab. Ich frage mich aber auch hier, ob es weise ist, diesen Punkt durch eine erneute Resolution des Deutschen Bundestages jetzt wieder in die Öffentlichkeit zu ziehen. Das, was Sie geschildert haben — daß die Gefahr möglicherweise gerade jetzt droht, wo Pinochet seine Felle davonschwimmen sieht —, sehe ich auch. Wenn dieser Fall jetzt wieder vom Ausland nachdrücklich aufgerollt wird, könnte das genau zu der Konsequenz führen, die wir alle nicht wollen, daß nämlich die Todesurteile jetzt ausgesprochen und möglicherweise vollstreckt werden.
    Wir sind uns auch in dieser Menschenrechtsfrage unserer Verantwortung voll bewußt. Ich bitte alle Kollegen, dieses Haus insgesamt, die Sache, die heikel ist, die labil ist, so zu behandeln, wie sie behandelt werden muß, nämlich mit äußerster Zurückhaltung und Vorsicht, damit wir unseren Beitrag dazu leisten können, daß in Chile die Demokratie wiederhergestellt wird.
    Ich danke Ihnen.

    (Beifall bei allen Fraktionen)



Rede von Dr. Annemarie Renger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Staatsminister Schäfer.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich will nur noch einige Bemerkungen an das anschließen, was meine Vorredner aus allen Fraktionen gesagt haben.
    Es ist richtig, daß wir alle begrüßt haben — schon bei einer früheren Debatte — , daß bei dem Plebiszit in Chile am 5. Oktober 1988 die Mehrheit des chilenischen Volkes in eindrucksvoller Weise ihr Bekenntnis zur Demokratie abgelegt hat, und daß wir im Deutschen Bundestag erklärt haben, daß das chilenische Volk bei der Wiedererrichtung der Demokratie wie
    schon bisher auf die Solidarität und Unterstützung der Bundesrepublik Deutschland rechnen kann.
    Zur Unterstützung des chilenischen Volkes auf seinem schwierigen Weg zur Demokratie gehört, daß wir den politischen Prozeß in Chile mit dem Ziel unterstützen, daß die Chilenen ihr eigenes Haus in Ordnung bringen. Ein entscheidendes Ziel unserer bisherigen Politik wie unserer künftigen Bemühungen ist es, den Menschenrechten in Chile und der Demokratie endgültig zum Durchbruch zu verhelfen. Der richtige Weg zu vollen demokratischen Verhältnissen in Chile ist der Weg der nationalen Versöhnung, eines nationalen Paktes für die Demokratie, zu der in der Wahlnacht vom 5. Oktober 1988 führende Kräfte der demokratischen Opposition aufgerufen haben. In diesen Dialog will die chilenische Opposition das chilenische Militär einbeziehen, Herr Kollege Volmer, und das erscheint uns vernünftig. Bei ihren Bemühungen um die Wiederherstellung rechtsstaatlicher Verhältnisse haben die demokratischen Kräfte unsere volle Unterstützung. Wir sollten — das hat Herr Irmer hier völlig zu Recht gesagt — nicht im vorhinein bereits jetzt Ratschläge an die chilenische Opposition erteilen, wie sie dann verfahren solle, wenn sie möglicherweise in einer demokratischen Wahl die Mehrheit gewonnen hat.
    Wir haben im Zusammenhang mit der Diskussion um die 15 von der Todesstrafe bedrohten Chilenen der chilenischen Regierung unsere Auffassung zur Todesstrafe mehrfach klargemacht. Zur Zeit besteht jedoch keine konkrete Gefährdung der Betroffenen. In vier Fällen wurde die Todesstrafe in lebenslange Haft umgewandelt. Bei weiteren elf Angeklagten ist bisher noch kein Urteil gesprochen worden. Alle Beobachter einschließlich der Menschenrechtsgruppen gehen davon aus, daß mit Todesstrafen nicht zu rechnen ist. Daher hat die gemeinsame Entschließung des Deutschen Bundestages vom 8. Oktober 1987 weiterhin volle Gültigkeit.
    Was die Frage einer möglichen Aufnahme der 15 Chilenen betrifft, über die hier schon sehr viel diskutiert worden ist, sehen wir uns seitens des Auswärtigen Amtes zu keiner Stellungnahme veranlaßt. Eine Übernahmeerklärung fällt in die federführende Zuständigkeit des Bundesministeriums des Innern.

    (Frau Olms [GRÜNE]: Ja, Herr Spranger, äußern Sie sich mal!)

    Die Bundesregierung bemüht sich bei ihrem Eintreten für Menschenrechte und politische Freiheit in Chile seit langem um Pressefreiheit und berufliche Unabhängigkeit chilenischer Journalisten. Einschränkungen der Betätigungsfreiheit der Presse in Chile hat die Bundesregierung wiederholt zum Anlaß genommen, dagegen vorzugehen, u. a. auch im Falle von Pablo Cárdenas, des Herausgebers von „Analysis".
    Im übrigen, Herr Kollege Irmer, nicht nur weil Sie meiner Fraktion angehören, sondern weil ich festgestellt habe, daß Sie heute abend einen konkreten Vorschlag gemacht haben, der bisher noch nicht gemacht worden ist, würde ich sagen: Die Idee mit der Lufthansa finde ich sehr gut. Es gibt aber eine ganze Reihe anderer größerer deutscher Firmen, die man vielleicht ebenfalls noch ansprechen könnte. Ich würde z. B.



    Staatsminister Schäfer
    Siemens nennen, ein Unternehmen, das sehr häufig bei allen möglichen Vergaben unterstützt wird. Uns fallen sicher viele Firmen ein, die man auf die Idee bringen könnte, vielleicht auch in der oppositionellen Presse in Chile die eine oder andere Annonce aufzugeben. Ich kann das nur voll unterstützen.