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    Plenarprotokoll 11/91 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 91. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 8. September 1988 Inhalt: Tagesordnungspunkt 1 (Fortsetzung) : a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1989: (Haushaltsgesetz 1989) (Drucksache 11/2700) b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Der Finanzplan des Bundes 1988 bis 1992 (Drucksache 11/2701) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt (Fortsetzung) : Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung eines Nachtrags zum Bundeshaushaltsplan für das Haushaltsjahr 1988: (Nachtragshaushaltsgesetz 1988) (Drucksache 11/2650) Roth SPD 6209 B Hauser (Krefeld) CDU/CSU 6214 C Sellin GRÜNE 6217D Dr. Graf Lambsdorff FDP 6219C Frau Dr. Martiny-Glotz SPD 6224 B Rossmanith CDU/CSU 6227 A Schäfer (Offenburg) SPD 6229 A Schmidbauer CDU/CSU 6232 D Dr. Daniels (Regensburg) GRÜNE . . . 6235 C Baum FDP 6238 B Lennartz SPD 6241 A Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU 6243 C Dr. Töpfer, Bundesminister BMU . . . 6245 C Dr. Zimmermann, Bundesminister BMI . 6254 C Dr. Penner SPD 6256 C Frau Seiler-Albring FDP 6262 C Frau Olms GRÜNE 6263 D Dr. Laufs CDU/CSU 6265 D Dr. Hirsch FDP 6268 D Wüppesahl fraktionslos 6270 D Gerster (Mainz) CDU/CSU 6273 A Engelhard, Bundesminister BMJ 6276 A Dreßler SPD 6276 C Cronenberg (Arnsberg) FDP 6280 B Frau Beck-Oberdorf GRÜNE 6282 A Frau Hasselfeldt CDU/CSU 6284 D Dr. Blüm, Bundesminister BMA 6287 D Heyenn SPD 6293 A Tagesordnungspunkt 2: Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu dem Antrag des Bundesministers der Finanzen Einwilligung gemäß § 64 Abs. 2 Bundeshaushaltsordnung zur Veräußerung der bundeseigenen Wohnsiedlung in Mariental-Horst bei Helmstedt (Drucksachen 11/2301, 11/2561) Roth (Gießen) CDU/CSU 6250 C Müntefering SPD 6251 B Zywietz FDP 6252 B Brauer GRÜNE 6252 D Dr. Voss, Parl. Staatssekretär BMF . . . 6253 C Nächste Sitzung 6295 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 6296* A Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 91. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. September 1988 6209 91. Sitzung Bonn, den 8. September 1988 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens* 9. 9. Dr. Becker (Frankfurt) 9. 9. Böhm (Melsungen)* 9. 9. Dr. von Bülow 8. 9. Gallus 8. 9. Gattermann 9. 9. Dr. Glotz 9. 9. Dr. Götz 9. 9. Dr. Hauff 9. 9. Hiller (Lübeck) 9. 9. Höpfinger 9. 9. Frau Hoffmann (Soltau) 9. 9. Ibrügger* * 9. 9. Dr.-Ing. Kansy* * 9. 9. Frau Karwatzki 9. 9. Frau Kelly 8. 9. Kiechle 9. 9. Klose 9. 9. Dr. Kreile 9. 9. Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Kroll-Schlüter 9. 9. Kuhlwein 9. 9. Dr. Kunz (Weiden)* * 9. 9. Dr. Meyer zu Bentrup 8. 9. Niegel* 9. 9. Oostergetelo 9. 9. Poß 8. 9. Dr. Probst 9. 9. Rappe (Hildesheim) 9. 9. Reuschenbach 9. 9. Schäfer (Mainz) 9. 9. Dr. Schulte (Schwäbisch Gmünd) 9. 9. Frau Steinhauer 9. 9. Tietjen 9. 9. Toetemeyer 8. 9. Frau Weiler 9. 9. Westphal 9. 9. Frau Wilms-Kegel 9. 9. Wissmann 9. 9. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates * * für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung
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    Das ist zuwenig, das ist zu spät. Ich kann nur darauf verweisen: richtig, konsequent und auch mit Augenmaß gehandelt.

    (Frau Blunck [SPD]: Seit 1982 war das Handeln gefordert. Was haben Sie gemacht? Eindeichung der Nordsee!)

    All das verlangt natürlich finanzielle Opfer.
    Wenn ich dann als Haushälter höre, wer die Forderungen im einzelnen aufstellt, wenn ich feststellen muß, lieber Herr Schäfer, wer das alles bezahlen soll, wenn ich mir gleichzeitig vor Augen halte und weiß. wieviel Kompetenzen der Bundesumweltminister hat, und wenn ich dann die Länder höre

    (Schäfer [Offenburg] [SPD]: Und Herrn Stoltenberg sehe!)

    — nicht Herrn Stoltenberg —, die natürlich krampfhaft an ihren Kompetenzen festhalten, weil sie damit auch finanzielle Dotationen verbinden,

    (Dr. Göhner [CDU/CSU]: So ist es!)

    muß ich sagen, daß Ihre Aussage absolut falsch ist.
    Deswegen, meine ich, ist Umweltpolitik der Bundesregierung unter Bundeskanzler Kohl und unter Herrn Töpfer richtig, mit Augenmaß und vernünftig gemacht worden, auch unter der EG-Präsidentschaft der Bundesrepublik Deutschland.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Schäfer [Offenburg] [SPD]: Lieber Nordsee 89 als Jäger 90!)

    — Das ist natürlich Äpfel mit Birnen verglichen. Das wissen Sie selber. Ich hätte Sie nicht für so kleinkariert gehalten. Tut mir leid.
    Die Großfeuerungsanlagen-Verordnung, die Verabschiedung der Richtlinie über Partikelgrenzwerte für Diesel-Pkw, die Ratifizierung des Montreal-Protokolls, die Verbesserung des Gewässerschutzes durch Begrenzung der Einleitung einer Reihe weiterer Stoffe der schwarzen Liste, die Annahme politischer Leitlinien, die Einschränkung der Einbringung von Abfällen aus angesprochenen Produktionen in die Gewässer — das alles sind, meine ich, Beschlüsse, die sich sehen lassen können. Dafür sind wir Ihnen, Herr Minister — Sie sind ja so oft gescholten worden —, von seiten der Koalition herzlich zum Dank verpflichtet. Sie haben sich konsequent, beharrlich und berechenbar durchgesetzt. Das halte ich für richtig.
    Natürlich darf kein Stillstand erfolgen. Das wissen wir. Es ist alles in der Entwicklung. Nur, wenn ich mir ansehe, was sich z. B. zum Thema Reaktorsicherheit in der Bundesrepublik Deutschland abspielt, seitdem Herr Jansen dort oben in Kiel verantwortlich ist,

    (Schäfer [Offenburg] [SPD]: Das liegt doch an der Unsicherheit der Kernkraftwerke!)

    muß ich sagen, lieber Herr Schäfer: Ich habe, auch als Sportler, volles Verständnis dafür, daß man das alles taktisch und auch strategisch macht.

    (Zurufe von der SPD)




    Schmitz (Baesweiler)

    Aber was sich Herr Jansen da geleistet hat, ist noch nicht einmal — ich will es einmal so sagen — mit List und Tücke zu umschreiben.

    (Schäfer [Offenburg] [SPD]: Er hat die Sicherheit ernstgenommen!)

    Das war für meine Begriffe schon ein Maß an Verschlagenheit — ich benutze bewußt diesen Begriff —, das kaum noch zu überbieten ist.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zuruf der Abg. Frau Blunck [SPD])

    — Ja, das ist so. —
    Deswegen, meine ich, sollten wir Umweltpolitik daran messen, was real ist. Real ist, daß dieser Haushalt um 11,8 % wächst auf rund 530 Millionen DM.

    (Zuruf des Abg. Waltemathe [SPD])

    — Ich bin stolz darauf, Bauer zu sein, Herr Kollege Waltemathe. Falls das von Ihnen negativ gemeint ist, weise ich eine solche Beleidigung meiner Berufskollegen durch Sie, der keine Ahnung hat, zurück.
    Ich möchte darauf hinweisen, daß unter den Voraussetzungen diese Steigerungsrate doppelt so hoch ist wie die Steigerung des Gesamthaushalts. Dies kann sich sehen lassen. Wir können dies im einzelnen nicht allein an der Zuwachsrate des Haushaltes des Bundesministers für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit beurteilen. Dies ist auch eine Frage nach dem Querschnitt in den Bundeshaushalten. Hier sieht es in der Tat so aus, daß wir, wenn wir es genau ausrechnen, bei den Umweltmaßnahmen des Bundes immerhin in die Größenordnung von 2,2 Milliarden DM kommen. Dies kann sich sehen lassen. Ich bin gerne bereit, mit Ihnen noch in die Einzelheiten einzusteigen, wenn Sie dies wünschen.
    Meine Damen und Herren, man kann mit Sicherheit darüber reden, ob in den einzelnen Bundesressorts
    — ob das nun Forschung ist, ob das nun Verkehr ist, ob das Landwirtschaft ist und anderes mehr — die Zielrichtung an einigen Stellen nicht geändert werden sollte. Wir laden Sie gerne ein, mit uns über bestimmte Fragen ins Gespräch zu kommen.
    Ich denke also daran, daß wir unter diesen Voraussetzungen z. B. einmal über den internationalen Gewässerschutz sprechen müssen. Hier ist von Ihnen und von allen Seiten angesprochen worden, bei der Elbe Vorkehrungen zu treffen. Dieses Problem können wir sicherlich nicht alleine lösen. Das können wir nur gemeinsam mit der CSSR und der DDR lösen. Das ist ein Ansatz.
    Wir haben im Haushalt beschlossen — Herr Kollege Waltemathe, Sie hatten gedacht, das sei „tricky" gewesen — , was den internationalen Gewässerschutz angeht, einmal einen grenzüberschreitenden Katalog zu erstellen. Die Arbeit ist im Gange; dafür sollten wir uns sicherlich Zeit nehmen.

    (Waltemathe [SPD]: Zweimal Verlängerung beantragt!)

    — Ja, das ist auch richtig. Denn wer eine gute Sache abliefern will, braucht genügend Zeit dafür.

    (Waltemathe [SPD]: Ein Jahr für einen Bericht!)

    — Ich bitte Sie, Sie wissen doch selber, wie schwierig es ist, von den Staaten des Ostblocks genaue Daten zu bekommen.
    Meine Damen und Herren, ich kann nur feststellen, daß unter den derzeitigen Bedingungen alle Ansätze dafür da sind, die Umweltpolitik der Bundesregierung Helmut Kohl unter Töpfer so zu entwickeln, daß sie auch, lieber Herr Lennartz, Maßstäben standhält, die nach unserer Auffassung progressiv sind. Wenn Sie meinen, daß Sozialisten, die 13 Jahre lang nichts getan haben, hier den Anspruch erheben könnten, sie seien progressiv gewesen, dann haben Sie sich selber entlarvt.
    Vielen Dank, meine Damen und Herren, fürs Zuhören.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Rede von Richard Stücklen
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Ich erteile das Wort dem Herrn Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit.

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    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die erste Lesung des Bundeshaushalts gibt mir die gute Gelegenheit, eine Standortbestimmung unserer Umweltpolitik vorzunehmen, das Erreichte zu kennenzeichnen und ebenfalls die vor uns liegenden Aufgaben. Dabei ist es immer richtig, wenn man von einer realistischen Analyse ausgeht. Die realistische Analyse zeigt, daß wir wohl wirklich die Wachstumsprozesse der Nachkriegszeit deutlich subventioniert haben über Natur, daß wir ganz erhebliche Hypotheken in unsere Umwelt aufgenommen haben und daß wir die Preise für unser wirtschaftliches Wachstum nicht so ausgezeichnet haben, wie sie hätten ausgezeichnet werden müssen, um alle Kosten, die dabei entstehen, auch zu berücksichtigen.

    (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und der SPD)

    Dies ist die Voraussetzung, die Begründung dafür, daß wir uns heute mit Altlasten herumzuschlagen haben. Denn Altlasten sind nichts anderes als verdrängte Kosten früherer Produktion. Deswegen, meine Damen und Herren, möchte ich zum ganzen Hohen Hause sagen: Allein der Begriff Altlasten sollte allen Warnung sein, mit zu großer Selbstgefälligkeit jetzt zu richten, wenn gearbeitet wird.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP — Zuruf von der SPD: Die Neulasten müssen wir verhindern!)

    Das ist eine wichtige Frage der intellektuellen Redlichkeit.
    Ich ziehe noch einmal ganz nachhaltig diese Altlasten heran, die wir in den Deponien früherer Jahre genauso haben wie in kontaminierten Industriestandorten, die wir in belasteten, in sterbenden Wäldern haben, die wir in der Belastung von Grundwasser haben, die wir in überdüngten Fließgewässern bis hin zur Nordsee haben. Wenn wir dies erst einmal klarmachen, müssen wir doch festhalten: Umweltpolitik hat zwei wichtige Aufgabenfelder:



    Bundesminister Dr. Töpfer
    Sie hat sich einmal damit zu beschäftigen, diese Altlasten in Boden und Wasser, aber auch die Altlasten, wie sie in den Roten Listen der aussterbenden Tiere und Pflanzen zum Ausdruck kommen, zu beseitigen, also sanierend zu wirken. Jeder, der in einer Industrienation hochentwickelter Art Umweltpolitik macht, muß sich zunächst dieser Aufgabe stellen. Wir tun das.
    Und eine zweite Aufgabe hat die Umweltpolitik: daß wir nämlich Vorsorge dafür treffen, daß wir bei der gegenwärtigen Produktion unseres Wohlstands alle mit dieser Produktion und dem Verbrauch verbundenen Kosten in den Preisen wirklich ihren Niederschlag finden lassen, die wir heute dann auch zahlen.
    Ich habe mit Interesse nachgelesen, was auf dem SPD-Parteitag gesagt worden ist, daß wir nämlich aus dem, was der Club of Rome gesagt habe, keine Schlußfolgerungen gezogen hätten. Jeder, der sich mit dieser Studie einmal wirklich beschäftigt, weiß, daß es eine der entscheidenden Status-quo-Projektionen ist, zum Handeln anzuregen und nicht zu sagen, es kommt so, sondern so zu handeln, daß es nicht so kommt,

    (Zustimmung bei der CDU/CSU)

    also zu einer Entkoppelung von Energie und Wachstum, zu einer Entkoppelung von Wachstum und Umweltbelastungen zu kommen. Und wenn dann heute im Laufe dieses Tages, meine Damen und Herren, jemand sagt, der, der wirtschaftliches Wachstum nachweise, weise damit die ökologische Katastrophe nach, dem sage ich, er hat von diesen Zusammenhängen leider Gottes noch keine Ahnung bekommen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Wichtig ist — das ist für mich entscheidend, und daran lasse ich mich gerne messen — , ob uns dieser Prozeß der Entkoppelung von wirtschaftlichem Wachstum und Umweltbelastung wirklich gelungen ist. Ich sage: Daran müssen wir noch ein gut Stück zusätzlich arbeiten. Aber, meine Damen und Herren, auch das muß doch dazu gesagt werden: Dies ist nicht eine isolierte Aufgabe eines Bundesumweltministers,

    (Walthemathe [SPD]: Ach, nein?)

    sondern das ist doch — ich greife sehr gerne auf, was Sie gesagt haben — nun wirklich eine wesentliche Herausforderung für alle staatlichen Institutionen. Deswegen, meine Damen und Herren, möchte ich sehr nachhaltig für diese Gemeinsamkeit aller staatlichen Ebenen plädieren.
    Ich möchte auch hier noch einmal sagen, um das nicht untergehen zu lassen: Da wird — ich greife hinsichtlich der Nordseebelastung nur zwei Beispiele heraus — angemahnt, daß wir die Dünnsäureverklappung sofort, gleich beenden sollen. Das wird auch von der SPD gefordert,

    (Dr. Göhner [CDU/CSU]: Aber nicht von Herrn Matthiesen!)

    von derselben SPD, die in einem Bundesland wie Nordrhein-Westfalen den Umweltminister stellt, in dem von den soeben angesprochenen 900 000 Tonnen Dünnsäure, die verklappt werden, zwei Drittel erzeugt werden. Und der Umweltminister dieses Landes sagt gemeinsam mit mir: Wir müssen diesen Prozeß bis nächstes Jahr durchstehen, weil wir die Nordsee damit nämlich mittel- und langfristig wirklich entlasten und nicht nur zu einer Produktionsverschiebung von der Bundesrepublik Deutschland in andere EG-Staaten kommen, die dann die Nordsee auf Dauer, länger belasten. Das, Herr Abgeordneter Schäfer, ist intellektuelle Redlichkeit, dies auch an dieser Stelle ganz genauso zu sagen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Ich bringe Ihnen ein zweites Beispiel. Da wird vom Bundesumweltminister eingefordert, daß er die Verbrennung von Schadstoffen auf hoher See möglichst heute, gleich beendet. Ich bin ein gut Stück — ich will nicht sagen: stolz — zufrieden, daß wir die Verbrennung von Schadstoffen auf hoher See im Jahre 1988 um immerhin 30 % zurückgeführt haben, nachdem es über viele Jahre hinweg auf der Höhe von 55 000 Tonnen verblieben ist. Ich habe — denn für die Abfallbeseitigung, meine Damen und Herren, sind nun wirklich Bundesländer und Kommunen verantwortlich — die Kollegen aus Baden-Württemberg und aus Nordrhein-Westfalen — das sind nämlich die beiden Länder, aus denen die auf hoher See zu verbrennenden Abfallstoffe vornehmlich kommen —

    (Frau Blunck [SPD]: Und Österreich!)

    hier hergeholt und mit ihnen gesprochen. Sie sind mit mir einer Meinung, daß wir ein außerordentlich anspruchsvolles Programm durchsetzen, wenn wir die Verbrennung auf hoher See bis Anfang der 90er Jahre wirklich weghaben, und daß das eben nur geht, wenn wir nachhaltige Anstrengungen zur Vermeidung und zur Wiederverwertung unternehmen und vor dem Problem nicht wegtauchen, umweltverträgliche Abfallbeseitigungsanlagen zu erstellen. Das ist die Meinung nicht nur des Bundesumweltministers und des Kollegen Matthiesen. Das ist die Meinung auch des Deutschen Gewerkschaftsbundes. Ich bitte, hier deutlich werden zu lassen, daß wir dies nicht nur im Bundestag erörtern, sondern am Ort gemeinsam mittragen, damit der Industriestandort Bundesrepublik Deutschland Perspektive hat.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Frau Blunck [SPD]: Sie haben keine Vorschläge gemacht!)

    Lassen Sie mich auch dies aufgreifen: Es ist zu bedauern und ein gutes Stück wahr, daß sich den Bürgern in unserem Land Umweltpolitik immer wieder so darstellt, als wäre sie nur auf die Bewältigung neuer Skandale und Katastrophen bezogen. Wir hatten in den letzten zwölf Monaten wieder die Pflicht, ob es Transnuklear ist, ob es massenhafte Algenentwicklung war oder ob es das Robbensterben ist, uns einen Augenöffner vorsetzen zu lassen, wo wir für den Bürger möglicherweise nur kurzfristig reagiert haben. Natürlich, Herr Abgeordneter Lennartz, erweckt es manchmal den Eindruck, als wiesen wir nur den Schadstoff des Monats nach. Es ist eine Frage der intellektuellen Redlichkeit, wenn man sagt: Erst machen wir den Schadstoff des Monats, und hinterher beklagen wir, daß ihr ihn nicht richtig bewältigt.



    Bundesminister Dr. Töpfer
    Auch das ist eine Vorgehensweise, die wir nicht ganz gern sehen.

    (Schäfer [Offenburg] [SPD]: Wo bleibt die intellektuelle Redlichkeit, Herr Professor? — Zuruf des Abg. Lennartz [SPD])

    Deswegen sage ich noch einmal: Ich hoffe mit allen Kollegen in den deutschen Bundesländern und mit allen, die hier im Hohen Hause vertreten sind, daß uns solche Skandale und Katastrophen erspart bleiben, damit deutlich wird, daß wir alle eine vorsorgeorientierte Umweltpolitik betreiben, die aber nicht schlagzeilenträchtig in die Presse kommt, weil ihr Erfolg ja gerade darin besteht, daß es nicht zum Skandal kommt.
    Warum sagen Sie nicht: Wir haben auf einer guten Basis, die wir aus sozialliberaler Koalition fortgeführt haben, in der Bundesrepublik Deutschland Luftreinhaltepolitik weitergeführt, die sich weltweit nirgends zu verstecken hat.

    (Kleinert [Marburg] [GRÜNE]: Buschhaus!)

    Bis zu 50 Milliarden DM sind dafür investitiert worden. Der Abgeordnete Lennartz weiß das aus seiner kommunalpolitischen Tätigkeit und aus weiteren Tätigkeiten sehr gut. Herr Abgeordneter Lennartz, darf ich zurückfragen:

    (Lennartz [SPD]: Ja!)

    Wieviel D-Mark von diesen 50 Milliarden haben sich im Haushalt irgendeines Bundesumweltministers niedergeschlagen? Null. Wenn Sie vom Volumen des Bundeshaushalts her die Kriterien anlegen, müßte ich Ihnen sagen: Die deutsche Luftreinhaltepolitik ist grandios gescheitert. Denn es hat noch nie auch nur eine Mark dafür im Umwelthaushalt gestanden.

    (Zuruf des Abg. Lennartz [SPD])

    Das Gegenteil ist der Fall. Überall dort, wo ich gezwungen werde, den Bundeshaushalt in Anspruch zu nehmen, bringe ich den Beleg dafür, daß ich in der Durchsetzung des Verursacherprinzips gescheitert bin und zur Gemeinlast übergehen muß. Das ist der Zusammenhang; nichts anderes.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Schäfer [Offenburg] [SPD]: Also: Je weniger Geld Sie haben, ein um so besserer Umweltminister sind Sie!)

    Diese Zusammenhänge möchte ich allerdings sehr gern fortsetzen. Für mich hat vorsorgeorientierte Umweltpolitik dann Erfolg, wenn es uns gelingt, die 9 Milliarden DM, die allein von der Industrie aufgebracht werden müssen, um Nährstoffe aus ihrem Abwasser durch Direkteinleiter und Indirekteinleiter herauszuholen, nicht mit einer einzigen Mark in den Haushalt gelangen, sondern sich allein in den Bilanzen der Unternehmen niederschlagen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Frau Blunck [SPD]: Genau! — Lennartz [SPD]: Genau das ist es! — Schäfer [Offenburg] [SPD]: Und was tun Sie da?)

    Für mich hat vorsorgeorientierte Umweltpolitik dann
    erfolgreich gearbeitet, wenn es gelingt, daß diese
    9 Milliarden DM, die erforderlich sind, um die gefährlichen Stoffe nach § 7 a des Wasserhaushaltsgesetzes aus den industriellen Abwassern herauszubekommen, sich mit keiner Mark im deutschen Bundeshaushalt, sondern in den Bilanzen der Unternehmen niederschlagen, die dieses Abwasser produzieren.

    (Schäfer [Offenburg] [SPD]: Da wird unsere Idee aufgegriffen!)

    Das hat — Sie wissen es — eine faszinierende zusätzliche Wirkung. Denn diese Gelder, die in den Bilanzen stehen, meine Damen und Herren, sind die besten Anreize um das Nachdenken über Vermeidung auf den Sprung zu bringen. Das ist Marktwirtschaft.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wer hier herkommt und sagt, wir machen eine marktwirtschaftliche Umweltpolitik, und dann die Steuern erhöhen will, der kann vorher zwar „Marktwirtschaft" gesagt haben, aber mit Marktwirtschaft hat das zunächst einmal nichts zu tun.

    (Beifall bei der CDU/CSU der FDP)