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ID1108225100

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    Plenarprotokoll 11/82 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 82. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 8. Juni 1988 Inhalt: Bestimmung der Abg. Frau Beer als ordentliches Mitglied des Gemeinsamen Ausschusses an Stelle des ausgeschiedenen Abg. Wüppesahl; Bestimmung der Abg. Häfner und Dr. Laufs als stellvertretende Mitglieder im Gemeinsamen Ausschuß 5489 A Wüppesahl fraktionslos (zur GO) 5489 B Zusatztagesordnungspunkt 1: Aktuelle Stunde betr. Haltung der Bundesregierung zum Defizit der Bundesanstalt für Arbeit und zu damit eventuell verbundenen Beitragserhöhungen Dreßler SPD 5508 B Kolb CDU/CSU 5509 B Frau Beck-Oberdorf GRÜNE 5510 B, 5514 B Cronenberg (Arnsberg) FDP 5511 C Urbaniak SPD 5512 C Frau Hasselfeldt CDU/CSU 5513 B Heinrich FDP 5514 D Dr. Blüm, Bundesminister BMA 5515 C Reimann SPD 5517 B Schemken CDU/CSU 5518 B Dr. Ehrenberg SPD 5519 B Dr. Warrikoff CDU/CSU 5520 A Günther CDU/CSU 5521 A Tagesordnungspunkt 1: Fragestunde — Drucksache 11/2401 vom 3. Juni 1988 — Arten und Anzahl der Fischpopulation in der Elbe seit 1950 MdlAnfr 1 03.06.88 Drs 11/2401 Wüppesahl fraktionslos Antw PStSekr Gallus BML 5489 D ZusFr Wüppesahl fraktionslos 5489 D ZusFr Sellin GRÜNE 5490 B ZusFr Jungmann SPD 5490 C ZusFr Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU 5490 D ZusFr Frau Teubner GRÜNE 5490 D Personalbestandsentwicklung im Bereich der Oberpostdirektion Hannover/Braunschweig vor dem Hintergrund der Stelleneinsparungen 1988; Überstundenabbau bei der Bundespost MdlAnfr 3, 4 03.06.88 Drs 11/2401 Frau Bulmahn SPD Antw PStSekr Rawe BMP 5491 B, 5492 B ZusFr Frau Bulmahn SPD 5491 C, 5492 D ZusFr Stiegler SPD 5491 D ZusFr Jungmann (SPD) 5492 A Modernisierung der auf deutschem Boden stationierten nuklearen Artilleriegranaten MdlAnfr 45, 46 03.06.88 Drs 11/2401 Jungmann SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg 5493 B, 5493 C ZusFr Jungmann SPD 5493 C, 5493 D ZusFr Frau Fuchs (Verl) SPD 5493 C, 5494 B ZusFr Sellin GRÜNE 5494 A ZusFr Dr. Scheer SPD 5494 B Vereinbarungen über die Modernisierung der nuklearen Artilleriegranaten in der NATO; Unterrichtung des Bundestages MdlAnfr 47, 48 03.06.88 Drs 11/2401 Horn SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg 5494 C, 5495 C ZusFr Horn SPD 5494 C, 5495 D ZusFr Jungmann SPD 5494 D, 5496 A ZusFr Dr. Scheer SPD 5495 A, 5496 B ZusFr Zumkley SPD 5495 C ZusFr Frau Fuchs (Verl) SPD 5496 B Einsatz des Flugabwehrsystems Patriot MdlAnfr 49, 50 03.06.88 Drs 11/2401 Vahlberg SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg 5496 B, 5496 D ZusFr Vahlberg SPD 5496 C, 5496 D ZusFr Jungmann SPD 5496 D Einführung neuer atomarer Kurzstreckenraketen in den Jahren 1989 bis 1994 als Streitkräfteziel der NATO; Zustimmung der Bundesregierung MdlAnfr 53, 54 03.06.88 Drs 11/2401 Dr. Scheer SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg 5497A, 5498 A ZusFr Dr. Scheer SPD 5497 B, 5498 A ZusFr Jungmann SPD 5497 B, 5498 B ZusFr Horn SPD 5497 C ZusFr Sellin GRÜNE 5497 C ZusFr Frau Fuchs (Verl) SPD . . 5497 D, 5498 B ZusFr Frau Unruh GRÜNE 5498 B Genehmigung von Haushaltsmitteln für die Entwicklung eines Lance-Nachfolgesystems durch den US-Kongreß; Bewilligung der Mittel in Abhängigkeit von der Aufnahme des Waffensystems in das NATO-Streitkräfteziel MdlAnfr 55, 56 03.06.88 Drs 11/2401 Erler SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg 5498 C, 5499 B ZusFr Erler SPD 5498 C, 5499 B ZusFr Frau Fuchs (Verl) SPD 5498 D ZusFr Dr. Scheer SPD 5499 A, 5499 C ZusFr Jungmann SPD 5499 A Abtransport der Pershing-Il-Raketen aus den Wiley Barracks in Neu-Ulm bei Weiterführung der Bauarbeiten am Raketen-Depot MdlAnfr 59, 60 03.06.88 Drs 11/2401 Frau Oesterle-Schwerin GRÜNE Antw PStSekr Würzbach BMVg . 5499 D, 5501 A ZusFr Frau Oesterle-Schwerin GRÜNE 5499 D, 5501 B ZusFr Frau Fuchs (Verl) SPD 5500 A ZusFr Sellin GRÜNE 5500 B, 5501 C ZusFr Jungmann SPD 5500 C ZusFr Dr. Scheer SPD 5500 D ZusFr Frau Teubner GRÜNE 5500 D ZusFr Erler SPD 5501 B Gründe für die Suspendierung zweier MAD-Mitarbeiter vom Dienst im November 1987 MdlAnfr 63, 64 03.06.88 Drs 11/2401 Zumkley SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg 5502 A, 5502 C ZusFr Zumkley SPD 5502 A, 5502 D ZusFr Horn SPD 5502 B ZusFr Jungmann SPD 5502 C, 5503 A ZusFr Erler SPD 5503 B ZusFr Dr. Hirsch FDP 5503 B Tätigkeit der Ehefrau eines vom Dienst suspendierten MAD-Mitarbeiters für den MAD; Strafantrag gegen den „Stern" MdlAnfr 65, 66 03.06.88 Drs 11/2401 Leonhart SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg 5503 B, 5503 D ZusFr Leonhart SPD 5503 C ZusFr Jungmann SPD 5503 D, 5504 A Wahrnehmung von Kompetenzen in Berlin durch Bundesverteidigungsminister Dr. Scholz; Niederlegung des Mandats im Abgeordnetenhaus MdlAnfr 67, 68 03.06.88 Drs 11/2401 Sellin GRÜNE Antw PStSekr Würzbach BMVg 5504 B, 5505 B ZusFr Sellin GRÜNE 5504 B, 5505 B ZusFr Dr. Hirsch FDP 5504 C ZusFr Dr. Scheer SPD 5504 D ZusFr Frau Dr. Hamm-Brücher FDP . . 5505 A ZusFr Erler SPD 5505 A ZusFr Frau Unruh GRÜNE 5505 B ZusFr Dr. Scheer SPD 5505 C Intervention der Bundesregierung zur Sperrung des Luftraums über dem Atomkomplex Cattenom und zum Schutz der französischen Atomkraftwerke gegen Wasserstoffexplosion MdlAnfr 13, 14 03.06.88 Drs 11/2401 Schreiner SPD Antw StSekr Stroetmann BMU 5505 D, 5507 A ZusFr Schreiner SPD 5506 A, 5507 B ZusFr Diller SPD 5506 B, 5507 D ZusFr Frau Unruh GRÜNE 5506 D ZusFr Fischer (Homburg) SPD 5506 D, 5508 A Nächste Sitzung 5522 B Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 82. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 8. Juni 1988 III Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 5523* A Anlage 2 Erfahrungen mit der Verbesserung des Schutzes des ungeborenen Kindes durch verschärfte Gesetze im Ausland MdlAnfr 2 03.06.88 Drs 11/2401 Kroll-Schlüter CDU/CSU SchrAntw PStSekr Pfeifer BMJFFG 5523* B Anlage 3 Forderung der Vertriebenenverbände nach Einführung neuer Karten bzw. Bezeichnungsrichtlinien; Abtretung von Kompetenzen des Auswärtigen Amtes an das Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen MdlAnfr 5, 6 03.06.88 Drs 11/2401 Büchler (Hof) SPD SchrAntw PStSekr Dr. Hennig BMB 5523* C Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 82. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 8. Juni 1988 5489 82. Sitzung Bonn, den 8. Juni 1988 Beginn: 13.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens * 10. 6. Antretter * 10. 6. Frau Blunck * 9. 6. Frau Brahmst-Rock 10. 6. Brandt 10. 6. Büchner (Speyer) * 10. 6. Bühler (Bruchsal) * 10. 6. Duve * 10. 6. Frau Fischer * 9. 6. Dr. Hauff 10. 6. Frau Hensel 10. 6. Dr. Hitschler * 9. 6. Frau Hoffmann (Soltau) 8. 6. Kiehm 10. 6. Kittelmann * 10. 6. Dr. Klejdzinski * 10. 6. Dr.-Ing. Laermann 10. 6. Lenzer * 10. 6. Linsmeier 8. 6. Frau Luuk * 10. 6. Dr. Mechtersheimer * 9. 6. Dr. Müller * 9. 6. Niegel * 10. 6. Niggemeier 8. 6. Frau Pack * 10. 6. Reddemann * 10. 6. Reuschenbach 8. 6. Sauer (Salzgitter) 10. 6. Schäfer (Mainz) 8. 6. Scharrenbroich 10. 6. Schartz (Trier) 8. 6. Dr. Scheer * 9. 6. Frau Schilling 10. 6. Schmidt (München) * 10. 6. von Schmude * 10. 6. Dr. Soell * 10. 6. Steiner * 10. 6. Dr. Thomae 10. 6. Frau Dr. Timm * 9. 6. Voigt (Frankfurt) 10. 6. Wischnewski 10. 6. Dr. Wörner 10. 6. Zierer * 8. 6. * für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Pfeifer auf die Frage des Abgeordneten Kroll-Schlüter (CDU/CSU) (Drucksache 11/2401 Frage 2): Welche internationalen Erfahrungen haben gezeigt, daß mit verschärften Gesetzen ein besserer Schutz des ungeborenen Kindes nicht erreicht werden kann? Anlagen zum Stenographischen Bericht Das Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Strafrecht hat eine umfangreiche Untersuchung zum Thema Schwangerschaftsabbruch durchgeführt. Veröffentlicht ist derzeit ein 1. Teilband, der rechtliche Regelungen des Schwangerschaftsabbruchs und ihre Rahmenbedingungen im internationalen Vergleich untersucht sowie empirische Grunddaten ermittelt. Eine rechtspolitische Auswertung der Ergebnisse dieser Ländervergleiche hat das Max-Planck-Institut erst für einen späteren Zeitpunkt geplant. Unabhängig davon ist es das Ziel der Politik der Bundesregierung, insgesamt das Bewußtsein dafür zu verbreitern, daß das Leben ungeborener Kinder des besonderen Schutzes bedarf, sowie durch verbesserte Beratung und Hilfe für schwangere Frauen in Not und durch weitere Verbesserungen im Familienlastenausgleich zugunsten von Familien mit Kindern das Leben ungeborener Kinder besser zu schützen. Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Hennig auf die Fragen des Abgeordneten Büchler (Hof) (SPD) (Drucksache 11/2401 Fragen 5 und 6): Beabsichtigt das Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen, den Forderungen der Vertriebenenverbände nachzukommen und neue Karten bzw. Bezeichnungsrichtlinien einzuführen? Ist aus der Tatsache, daß zwischen der Leitung des Bundesministeriums für innerdeutsche Beziehungen und den Vertriebenenverbänden (laut Bericht der FAZ vom 4. Mai 1988) auch über Volksgruppenrechte Deutscher in Osteuropa gesprochen wurde, zu schließen, daß das Auswärtige Amt entsprechende Zuständigkeiten an das Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen abgetreten hat? Zu Frage 5: Nach Auffassung der Bundesregierung versteht es sich von selbst, daß Texte und Veröffentlichungen jeder Art, seien sie amtlich, seien sie individuell verantwortet, das Bewußtsein von der Einheit der Nation sorgfältig zu beachten bzw. getreulich widerzuspiegeln haben. Das verfassungsrechtliche, politische und moralische Gebot, die deutsche Frage offenzuhalten und den Willen zur Einheit wachzuhalten, überläßt es der Bundesregierung, die dafür geeigneten Mittel und Wege zu nutzen. So hat das Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen die Ressorts und das Presse- und Informationsamt der Bundesregierung (zuletzt im Herbst 1986) darauf hingewiesen, daß bei Entscheidungen hinsichtlich der Gestaltung von Gebrauchs- und Orientierungskarten das verfassungsrechtliche Gebot wo immer möglich berücksichtigt werden soll. In Fällen, in denen dies aus wohlerwogenen Gründen nicht möglich ist, soll ein ausdrücklicher Disclaimer möglichen Mißverständnissen entgegenwirken. Der Disclaimer sollte in etwa lauten: „Dies ist 5524* Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 82. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 8. Juni 1988 lediglich eine Gebrauchskarte/Orientierungskarte, die nicht unter rechtlichen Gesichtspunkten gestaltet wurde. Ihr kommt daher keine außerhalb ihres unmittelbaren Inhalts und Zwecks liegende rechtliche Bedeutung zu." Neue Karten- und Bezeichnungsrichtlinien wären hingegen nicht sinnvoll, da aufgrund internationaler Vereinbarungen und Gepflogenheiten angesichts der Komplexität des Themas, aber auch aus praktischen Gründen eine einheitliche Regelung nicht immer möglich ist. Zu Frage 6: Aus dem Gespräch kann nicht auf eine Änderung der Ressortzuständigkeiten geschlossen werden.
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    Rede von Dr. Norbert Blüm


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Konjunkturlage ist zufriedenstellend. Sie ist besser, als wir selbst geschätzt haben. Die Lage auf dem Arbeitsmarkt ist nicht zufriedenstellend.
    Die konjunkturelle Entwicklung ist zufriedenstellend. Ich will das in Erinnerung rufen, weil das auch eine Voraussetzung für eine bessere Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt ist: Das Bruttosozialprodukt ist im ersten Quartal 1988 um 4,2 % gestiegen, der private Verbrauch um 4,6 %, das Volkseinkommen nahm um 6,2 % zu,

    (Zuruf von den GRÜNEN: Nicht von allen!)

    die verfügbaren Einkommen der Privaten um 4,4 %. Die Zahl der Erwerbstätigen im Inland — das ist für den Arbeitsmarkt nicht unwichtig — ist in den ersten drei Monaten dieses Jahres um 116 000 gestiegen.

    (Zuruf von der SPD: Und im Ausland?)

    — Wir reden im Moment über die Arbeitslosigkeit in der Bundesrepublik. Da finde ich es eine zwar noch nicht zufriedenstellende, aber immerhin doch eine positive Antwort, daß wir in der Beschäftigungsentwicklung vorwärtskommen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zuruf der Abg. Frau Beck-Oberdorf [GRÜNE])

    — Halten Sie doch Ihren Kopf nicht fest, sondern hören Sie zu. 116 000 Mitbürger, die vorher keine Arbeit hatten, haben Arbeit bekommen.

    (Erneuter Zuruf der Abg. Frau Beck-Oberdorf [GRÜNE])

    Daß die Zahl der Arbeitslosen nicht in der gleichen Weise zurückgegangen ist — —

    (Dr. Ehrenberg [SPD]: Nein, sie ist gestiegen!)

    — Daß sich die Zahl der Arbeitslosen nicht in der gleichen Weise verändert hat, Herr Ehrenberg,

    (Dr. Ehrenberg [SPD]: Gestiegen ist sie!)

    liegt doch daran, daß wir es erstens noch immer mit den geburtenstarken Jahrgängen zu tun haben, daß zweitens der Anteil der erwerbstätigen Frauen so hoch ist wie nie zuvor, was ich gar nicht kritisiere, sondern nur beschreibe, daß wir drittens — auch das eine erfreuliche Ursache — mehr Aussiedler, mehr Landsleute bei uns haben, als wir je erwartet hatten und als je in Ihrer Regierungszeit bei uns wieder Heimat gefunden haben.
    Welches sind die Gründe für die Ausgabensteigerungen bei der Bundesanstalt? Wir haben Leistungen verbessert. Wollen Sie das bestreiten? Wollen Sie nachträglich sagen, wir sollten sie wieder zurückneh-



    Bundesminister Dr. Blüm
    men? Wir haben die Bezugszeit für das Arbeitslosengeld für die älteren Arbeitslosen verlängert. Wollen Sie das kritisieren? Das ist auch eine wesentliche Ursache der Ausgabensteigerung.
    Es wird behauptet, wir hätten nichts getan; aber das war eine ganz handfeste Hilfe für die Arbeitslosen, die schon lange arbeitslos sind. Auf diese Weise haben wir verhindert, daß sie in die Sozialhilfe, in die Arbeitslosenhilfe kamen. Wollen Sie das zurücknehmen?
    Wir haben das Kurzarbeitergeld für die Stahlarbeiter auf 36 Monate verlängert. Wollen Sie das zurücknehmen? Wollen Sie das nachträglich beklagen?
    Wir haben die Laufzeit für die Lohnkostenzuschüsse für Ältere von fünf auf acht Jahre verlängert. Wir haben die Bezugsdauer für das Überbrückungsgeld für Arbeitslose, die sich selbständig machen wollen, auf sechs Monate erweitert.
    Auf Grund der Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt und auf Grund der Leistungsverbesserungen wird die Rücklage der Arbeitslosenversicherung 1988 aufgezehrt sein. Soweit die Ausgaben die Einnahmen dann übersteigen, greift die Zuschußpflicht des Bundes.

    (Dr. Ehrenberg [SPD]: Hat der Stoltenberg das garantiert?)

    — Wollen Sie mich jetzt anhören, oder wollen Sie Ihre vorgefertigten Erwartungen jetzt lautstark pausenlos zu Protokoll geben?

    (Erneuter Zuruf des Abg. Dr. Ehrenberg [SPD])

    Ich dachte, Sie wollten mich anhören.
    Zur Sicherung der Finanzkraft der Bundesanstalt für Arbeit im Jahre 1989 müssen politische Entscheidungen gefällt werden. Die Bundesregierung wird dazu rechtzeitig die entsprechenden Vorschläge unterbreiten.
    Mein Appell geht an die Bundesanstalt, den genehmigten Haushalt als Maßstab für ihre Arbeitsmarktpolitik zu nehmen. Dazu sind wir auch der parlamentarischen Verantwortung wegen verpflichtet. Der genehmigte Haushalt ist kein unverbindliches Orientierungsdatum. Er ist Richtwert auch für die Arbeitsmarktpolitik.
    Wichtige Schritte auch zu einer qualitativen Konsolidierung der Qualifizierung sind notwendig, ganz unabhängig von allen Finanzfragen. Das entspricht doch auch dem gesunden Menschenverstand. Wenn eine Maßnahme so gepusht wird, wie sie gepusht wurde — damit meine ich die Qualifizierung; wir wollten das ja, und ich kritisiere das gar nicht nachträglich — , dann ist es jetzt an der Zeit, diesen Schritt solide abzusichern und auch danach zu fragen, ob die Qualifizierung immer an der richtigen Stelle ansetzt. Es ist doch nichts gewonnen, wenn man nur Zahlen steigert.

    (Zuruf von der SPD: Mehr Hobbyflieger! Die sparen Geld!)

    Die Qualifizierung ist eine wichtige Voraussetzung für eine arbeitsmarktpolitische Besserung. Die Bundesregierung hat sich deshalb bereit erklärt, der Bundesanstalt für Arbeit für die Ausbildungsförderung Jugendlicher und für die berufliche Weiterbildung und Rehabilitation weitere 210 Millionen DM durch Umschichtung zur Verfügung zu stellen. Den aufgetretenen Schwierigkeiten, auf die viele Kollegen aus dem Hohen Hause zu Recht hingewiesen haben, kann damit gezielt entgegengewirkt werden.

    (Dreßler [SPD]: Woher holen Sie die Mittel? Wo schichten Sie um?)

    Meine Damen und Herren, jetzt noch ein paar Sätze zu der Behauptung, wir würden kürzen. Jetzt berufe ich mich nicht auf Ideologie, sondern einfach auf Zahlen aus den Jahren 1987 und 1988. Berufliche Bildung 1987: 6,26 Milliarden DM; in diesem Jahr sind es 6,45 Milliarden DM. Wie kommen Sie eigentlich dazu, eine Steigerung als Kürzung zu bezeichnen? Das tun Sie entweder wider besseres Wissen oder in Unkenntnis der wirklichen Zahlen.

    (Kolb [CDU/CSU]: Von Wachstum halten die nichts!)

    Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen: 1987 waren es 3,18 Milliarden DM, in diesem Jahr werden es 3,37 Milliarden DM sein. Wie kommen Sie dazu, zu sagen, wir würden zurücknehmen: Förderung der Arbeitsaufnahme 1988 575 Millionen, im letzten Jahr 538 Millionen. Auch durch Wiederholung wird nicht wahr, daß eine Steigerung eine Kürzung wäre. Das ist eine Steigerung, eine Verbesserung unserer Anstrengungen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Berufliche Rehabilitationsmaßnahmen: 2,47 Milliarden in diesem Jahr, im Vorjahr 2,45 Milliarden.
    Meine Damen und Herren, merken Sie sich die Zahlen — auch die Öffentlichkeit — gegen den ganzen Wust von Behauptungen, wir würden die Arbeitsmarktpolitik zusammenschlagen und jetzt auf null fahren: Nie, in keinem Jahr und schon gar nicht zu Zeiten der SPD-Regierungen wurde soviel Geld für Arbeitsmarktpolitik ausgegeben wie 1988: Ohne die 8. Novelle — lassen wir den Streit über die 8. Novelle mal beiseite — sind es 1988 13,6 Milliarden gegenüber 12,9 Milliarden im letzten Jahr. Was ist mehr, 13,6 oder 12,9? Ganz nachweislich der Mathematik: Wir geben in diesem Jahr mehr aus als im letzten Jahr, und es ist unverschämt, es ist die Unwahrheit, zu sagen, wir würden weniger tun als zuvor.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zurufe von der SPD)

    — Also, wenn Sie mich, Herr Ehrenberg, schon so aufregen, dann nenne ich auch noch die Zahl, die bei Ihnen dafür ausgegeben wurde. 1982: 6,9 Milliarden, Herr Ehrenberg, nahezu das Doppelte geben wir aus als zu Ihrer Zeit.

    (Dr. Ehrenberg [SPD]: Die Arbeitslosigkeit ist dreimal so hoch!)

    — Warum schreien Sie denn so?

    (Dr. Ehrenberg [SPD]: Weil Sie so unverschämtes Zeug reden!)

    — Ich rede nicht unverschämtes Zeug, ich rede davon, daß zu Ihrer Zeit, die Hälfte von dem Geld für beruf-



    Bundesminister Dr. Blüm
    liche Qualifikation und Arbeitsmarktpolitik ausgegeben wurde als zu unserer Zeit.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Ich rede nicht unverschämt, ich rede davon, daß in Ihrer Zeit eine Million Arbeitsplätze weggefallen sind, und in den Jahren, in denen wir an der Regierung sind, nachweislich nach der Beschäftigten-Statistik eine Million Beschäftigte mehr da sind.
    Meine Damen und Herren, Sie eignen sich doch nun wirklich nicht als Lehrmeister, wie man Defizite vermeidet. Sie nun wirklich nicht. Dafür haben Sie wirklich keinen Führerschein. Sie hatten ein Defizit von 17 Milliarden Mark von 1980 bis 1982. 17 Milliarden Mark Defizit bei der Bundesanstalt, und Sie treten hier auf, als hätten Sie die Geheimnisse, wie man Defizite vermeidet. Sie haben einen Gesetzentwurf noch vor einem Jahr hier vorgelegt: 6,5 Milliarden hätte er mehr gekostet. Dann hätten wir jetzt 6,5 Milliarden mehr Defizit.

    (Zurufe von der SPD: Reden Sie doch nicht so einen Quatsch!)

    Ich würde bevorzugen, wir würden den Streit über Zahlen nicht weiter führen, sondern wir würden gemeinsam Anstrengungen unternehmen, wie man den Arbeitslosen hilft, und das sage ich, da ist nicht nur die Bundesanstalt an der Reihe, da sind auch die Unternehmer an der Reihe; Qualifizierung ist nicht nur eine Sache der öffentlichen Hand, sondern auch der Unternehmen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zuruf von der SPD: Hobbyflieger auch, Herr Blüm!)



Rede von Heinz Westphal
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Abgeordnete Reimann.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Manfred Reimann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und meine Herren! Das zu erwartende Defizit der Bundesanstalt, Herr Minister, wird eine Milliarde in diesem Jahr und fünf Milliarden im nächsten Jahr betragen. Das ist nicht wegzureden. Das bedeutet für die Bundesregierung, daß sie in einen weiteren Leistungsabbau einsteigen wird. Damit sind die Mißerfolge bei einer neuen notwendigen Ausbildung zur Beseitigung der Arbeitslosigkeit im Grunde genommen jetzt schon wieder erneut programmiert, und das ist nicht zu bestreiten.
    Aber gestatten Sie mir ein Zitat:
    Angst lähmt, und Zukunftsfrucht ist ein schlechter Ratgeber. Die Förderkurse schaffen Erfolgserlebnisse, geben Mut und fördern das Vertrauen in die Zukunft. Das ist die beste Medizin gegen Resignation. Der Mensch beginnt nicht beim Hochschulabsolventen, und wer die Welt mit der Hand begreift, ist nicht weniger wert als der Theoretiker.
    Wer war das wohl?

    (Lachen bei der SPD)

    Sie werden eingeholt von Ihren Zitaten und von Ihren Sprüchen Herr Minister:

    (Kolb [CDU/CSU]: Das war ein gutes Zitat!)

    Bundesarbeitsminister Blüm vor zwei Jahren, anläßlich des 10jährigen Bestehens des christlichen Jugenddorfes Bonner Gustav-Heinemann-Haus. Und weiter: „Natürlich braucht eine solidarische Sozialpolitik auch eine solide finanzielle Ausstattung. "
    Was der Herr Blüm damals sagte, ist das Gegenteil des Verschiebebahnhofs zwischen dem Finanzminister Stoltenberg und dem Arbeitsministerium jetzt und heute. Sie machen die Bundesanstalt zur Sparkasse der Nation. Sie greifen hinein, wann immer Sie das für notwendig halten. Herr Blüm, wenn ich Ihre arbeitnehmerfreundlichen Reden mit Ihrer Politik vergleiche, kann ich Ihrer Vorstellung von Solidarität nicht mehr folgen. Wir haben auch im Ausschuß einmal darüber diskutiert. Was Ihr arbeitsmarktpolitischer Zickzackkurs mit neuer Sozialpolitik zu tun hat, ist mir täglich unverständlicher.
    Norbert Blüm ist Vorsitzender des Stiftungsrates des Gustav-Heinemann-Hauses. Auch dieses Haus kann demnächst wahrscheinlich dichtmachen, weil dem Bonner Arbeitsamt die Gelder für die einjährigen Förderlehrgänge für physisch behinderte, nicht berufsreife Jugendliche fehlen. Gerade diese Jugendlichen fallen bundesweit Ihrer rücksichtslosen Sparpolitik zum Opfer. Das ist weder sozial noch christlich, sondern einfach zynisch.
    Während Sie vor drei Jahren mit der Qualifizierungsoffensive begonnen haben und bei den meist arbeitslosen Menschen Hoffnungen weckten, lassen sie heute einfach die Leute im Regen stehen. Zukunftsfurcht, ist, wie Sie sagten, ein schlechter Ratgeber. Aber Vertrauen in die Arbeitsmarktpolitik der Bundesregierung ist noch ein viel schlechterer Ratgeber.
    Das gilt besonders für die Frauen. Ihre Arbeitslosenquote lag 1987 mit 10,5 % deutlich über der der Männer mit 8,3 %.
    Obwohl der Bundesarbeitsminister in den Augen der Öffentlichkeit längst in die Defensive geraten ist, läßt er in seinem Bemühen, angebliche Erfolge darzustellen, nicht nach. Wir haben es eben wieder gehört. Er sagt, noch nie sei so viel Geld für Qualifizierungsmaßnahmen ausgegeben worden. Es sind jetzt 5,6 Milliarden DM. Dann lassen Sie es doch dabei! Dann kritisieren Sie das hier doch nicht immer wieder! Wenn es stimmt, drücken Qualifizierungsmaßnahmen die Arbeitslosenquote um 2,2 % herunter. Wenn Sie also Qualifizierungsmaßnahmen streichen, müßte notgedrungen die Arbeitslosigkeit steigen.
    Wenn Sie immer wieder sagen, bei den Sozialdemokraten sei das alles nicht so viel gewesen, stelle ich fest: Bei den Sozialdemokraten hat es auch nicht so viel Arbeitslose gegeben wie unter dieser CDU/CSU-FDP-Regierung.

    (Beifall bei der SPD)

    Schon bei der Verabschiedung der Achten Novelle zum Arbeitsförderungsgesetz warnten wir davor, die Bundesanstalt für Arbeit zum Lückenbüßer für das Defizit des Bundesetats zu machen. Nehmen wir doch beispielsweise einmal die Kosten für die Sprachförderung der Aussiedler und für andere Asylberechtigte. Das ist eine notwendige Arbeit; aber dies gehört



    Reimann
    nicht in die Kassen der Bundesanstalt. Hierfür hätte Herr Stoltenberg sorgen müssen.
    Deshalb sollte der Rechtsanspruch der Arbeitslosen auf volle Kostenerstattung für Fortbildungs- und Umschulungsmaßnahmen auch bei freien Trägern ihrer Wahl nicht abgeschafft werden. Die Arbeitsämter sollten wegen der engen finanziellen Spielräume jetzt nicht mit gebremstem Schaum fahren.
    Wenn Sie von einem Zuschuß von 210 Millionen DM im Moment reden, dann doch auch nur deshalb, weil Sie als der Bundesarbeitsminister seit Jahren zu viel weggenommen und zu viel umverteilt haben. Jetzt kommen Sie mit Ihrem Defizit nicht mehr zurecht.

    (Kolb [CDU/CSU]: Mehr kann doch nicht weniger werden!)

    — Herr Kollege Kolb, wie sieht denn die Lage vor Ort aus? Zur Zeit können die Arbeitsämter überhaupt keine Aussagen machen, wie das zu erwartende Mittelkontingent für die nächsten Jahre aussieht. Sie können weder beraten, noch können sie irgendwelche Qualifizierungsmaßnahmen einbringen.
    Zusammengefaßt heißt das, Herr Bundesarbeitsminister, wie wir hören: Personalabbau um 1 %, zu erwartender Leistungsabbau, zu erwartende Beitragssteigerungen. Das sind die Antworten der Bundesregierung auf die abzubauenden Defizite. Ich meine, ideenloser und unsozialer kann sich Ihre Politik kaum noch darstellen.
    Herzlichen Dank.

    (Beifall bei der SPD)