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ID1108224100

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 11/82 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 82. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 8. Juni 1988 Inhalt: Bestimmung der Abg. Frau Beer als ordentliches Mitglied des Gemeinsamen Ausschusses an Stelle des ausgeschiedenen Abg. Wüppesahl; Bestimmung der Abg. Häfner und Dr. Laufs als stellvertretende Mitglieder im Gemeinsamen Ausschuß 5489 A Wüppesahl fraktionslos (zur GO) 5489 B Zusatztagesordnungspunkt 1: Aktuelle Stunde betr. Haltung der Bundesregierung zum Defizit der Bundesanstalt für Arbeit und zu damit eventuell verbundenen Beitragserhöhungen Dreßler SPD 5508 B Kolb CDU/CSU 5509 B Frau Beck-Oberdorf GRÜNE 5510 B, 5514 B Cronenberg (Arnsberg) FDP 5511 C Urbaniak SPD 5512 C Frau Hasselfeldt CDU/CSU 5513 B Heinrich FDP 5514 D Dr. Blüm, Bundesminister BMA 5515 C Reimann SPD 5517 B Schemken CDU/CSU 5518 B Dr. Ehrenberg SPD 5519 B Dr. Warrikoff CDU/CSU 5520 A Günther CDU/CSU 5521 A Tagesordnungspunkt 1: Fragestunde — Drucksache 11/2401 vom 3. Juni 1988 — Arten und Anzahl der Fischpopulation in der Elbe seit 1950 MdlAnfr 1 03.06.88 Drs 11/2401 Wüppesahl fraktionslos Antw PStSekr Gallus BML 5489 D ZusFr Wüppesahl fraktionslos 5489 D ZusFr Sellin GRÜNE 5490 B ZusFr Jungmann SPD 5490 C ZusFr Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU 5490 D ZusFr Frau Teubner GRÜNE 5490 D Personalbestandsentwicklung im Bereich der Oberpostdirektion Hannover/Braunschweig vor dem Hintergrund der Stelleneinsparungen 1988; Überstundenabbau bei der Bundespost MdlAnfr 3, 4 03.06.88 Drs 11/2401 Frau Bulmahn SPD Antw PStSekr Rawe BMP 5491 B, 5492 B ZusFr Frau Bulmahn SPD 5491 C, 5492 D ZusFr Stiegler SPD 5491 D ZusFr Jungmann (SPD) 5492 A Modernisierung der auf deutschem Boden stationierten nuklearen Artilleriegranaten MdlAnfr 45, 46 03.06.88 Drs 11/2401 Jungmann SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg 5493 B, 5493 C ZusFr Jungmann SPD 5493 C, 5493 D ZusFr Frau Fuchs (Verl) SPD 5493 C, 5494 B ZusFr Sellin GRÜNE 5494 A ZusFr Dr. Scheer SPD 5494 B Vereinbarungen über die Modernisierung der nuklearen Artilleriegranaten in der NATO; Unterrichtung des Bundestages MdlAnfr 47, 48 03.06.88 Drs 11/2401 Horn SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg 5494 C, 5495 C ZusFr Horn SPD 5494 C, 5495 D ZusFr Jungmann SPD 5494 D, 5496 A ZusFr Dr. Scheer SPD 5495 A, 5496 B ZusFr Zumkley SPD 5495 C ZusFr Frau Fuchs (Verl) SPD 5496 B Einsatz des Flugabwehrsystems Patriot MdlAnfr 49, 50 03.06.88 Drs 11/2401 Vahlberg SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg 5496 B, 5496 D ZusFr Vahlberg SPD 5496 C, 5496 D ZusFr Jungmann SPD 5496 D Einführung neuer atomarer Kurzstreckenraketen in den Jahren 1989 bis 1994 als Streitkräfteziel der NATO; Zustimmung der Bundesregierung MdlAnfr 53, 54 03.06.88 Drs 11/2401 Dr. Scheer SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg 5497A, 5498 A ZusFr Dr. Scheer SPD 5497 B, 5498 A ZusFr Jungmann SPD 5497 B, 5498 B ZusFr Horn SPD 5497 C ZusFr Sellin GRÜNE 5497 C ZusFr Frau Fuchs (Verl) SPD . . 5497 D, 5498 B ZusFr Frau Unruh GRÜNE 5498 B Genehmigung von Haushaltsmitteln für die Entwicklung eines Lance-Nachfolgesystems durch den US-Kongreß; Bewilligung der Mittel in Abhängigkeit von der Aufnahme des Waffensystems in das NATO-Streitkräfteziel MdlAnfr 55, 56 03.06.88 Drs 11/2401 Erler SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg 5498 C, 5499 B ZusFr Erler SPD 5498 C, 5499 B ZusFr Frau Fuchs (Verl) SPD 5498 D ZusFr Dr. Scheer SPD 5499 A, 5499 C ZusFr Jungmann SPD 5499 A Abtransport der Pershing-Il-Raketen aus den Wiley Barracks in Neu-Ulm bei Weiterführung der Bauarbeiten am Raketen-Depot MdlAnfr 59, 60 03.06.88 Drs 11/2401 Frau Oesterle-Schwerin GRÜNE Antw PStSekr Würzbach BMVg . 5499 D, 5501 A ZusFr Frau Oesterle-Schwerin GRÜNE 5499 D, 5501 B ZusFr Frau Fuchs (Verl) SPD 5500 A ZusFr Sellin GRÜNE 5500 B, 5501 C ZusFr Jungmann SPD 5500 C ZusFr Dr. Scheer SPD 5500 D ZusFr Frau Teubner GRÜNE 5500 D ZusFr Erler SPD 5501 B Gründe für die Suspendierung zweier MAD-Mitarbeiter vom Dienst im November 1987 MdlAnfr 63, 64 03.06.88 Drs 11/2401 Zumkley SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg 5502 A, 5502 C ZusFr Zumkley SPD 5502 A, 5502 D ZusFr Horn SPD 5502 B ZusFr Jungmann SPD 5502 C, 5503 A ZusFr Erler SPD 5503 B ZusFr Dr. Hirsch FDP 5503 B Tätigkeit der Ehefrau eines vom Dienst suspendierten MAD-Mitarbeiters für den MAD; Strafantrag gegen den „Stern" MdlAnfr 65, 66 03.06.88 Drs 11/2401 Leonhart SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg 5503 B, 5503 D ZusFr Leonhart SPD 5503 C ZusFr Jungmann SPD 5503 D, 5504 A Wahrnehmung von Kompetenzen in Berlin durch Bundesverteidigungsminister Dr. Scholz; Niederlegung des Mandats im Abgeordnetenhaus MdlAnfr 67, 68 03.06.88 Drs 11/2401 Sellin GRÜNE Antw PStSekr Würzbach BMVg 5504 B, 5505 B ZusFr Sellin GRÜNE 5504 B, 5505 B ZusFr Dr. Hirsch FDP 5504 C ZusFr Dr. Scheer SPD 5504 D ZusFr Frau Dr. Hamm-Brücher FDP . . 5505 A ZusFr Erler SPD 5505 A ZusFr Frau Unruh GRÜNE 5505 B ZusFr Dr. Scheer SPD 5505 C Intervention der Bundesregierung zur Sperrung des Luftraums über dem Atomkomplex Cattenom und zum Schutz der französischen Atomkraftwerke gegen Wasserstoffexplosion MdlAnfr 13, 14 03.06.88 Drs 11/2401 Schreiner SPD Antw StSekr Stroetmann BMU 5505 D, 5507 A ZusFr Schreiner SPD 5506 A, 5507 B ZusFr Diller SPD 5506 B, 5507 D ZusFr Frau Unruh GRÜNE 5506 D ZusFr Fischer (Homburg) SPD 5506 D, 5508 A Nächste Sitzung 5522 B Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 82. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 8. Juni 1988 III Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 5523* A Anlage 2 Erfahrungen mit der Verbesserung des Schutzes des ungeborenen Kindes durch verschärfte Gesetze im Ausland MdlAnfr 2 03.06.88 Drs 11/2401 Kroll-Schlüter CDU/CSU SchrAntw PStSekr Pfeifer BMJFFG 5523* B Anlage 3 Forderung der Vertriebenenverbände nach Einführung neuer Karten bzw. Bezeichnungsrichtlinien; Abtretung von Kompetenzen des Auswärtigen Amtes an das Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen MdlAnfr 5, 6 03.06.88 Drs 11/2401 Büchler (Hof) SPD SchrAntw PStSekr Dr. Hennig BMB 5523* C Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 82. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 8. Juni 1988 5489 82. Sitzung Bonn, den 8. Juni 1988 Beginn: 13.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens * 10. 6. Antretter * 10. 6. Frau Blunck * 9. 6. Frau Brahmst-Rock 10. 6. Brandt 10. 6. Büchner (Speyer) * 10. 6. Bühler (Bruchsal) * 10. 6. Duve * 10. 6. Frau Fischer * 9. 6. Dr. Hauff 10. 6. Frau Hensel 10. 6. Dr. Hitschler * 9. 6. Frau Hoffmann (Soltau) 8. 6. Kiehm 10. 6. Kittelmann * 10. 6. Dr. Klejdzinski * 10. 6. Dr.-Ing. Laermann 10. 6. Lenzer * 10. 6. Linsmeier 8. 6. Frau Luuk * 10. 6. Dr. Mechtersheimer * 9. 6. Dr. Müller * 9. 6. Niegel * 10. 6. Niggemeier 8. 6. Frau Pack * 10. 6. Reddemann * 10. 6. Reuschenbach 8. 6. Sauer (Salzgitter) 10. 6. Schäfer (Mainz) 8. 6. Scharrenbroich 10. 6. Schartz (Trier) 8. 6. Dr. Scheer * 9. 6. Frau Schilling 10. 6. Schmidt (München) * 10. 6. von Schmude * 10. 6. Dr. Soell * 10. 6. Steiner * 10. 6. Dr. Thomae 10. 6. Frau Dr. Timm * 9. 6. Voigt (Frankfurt) 10. 6. Wischnewski 10. 6. Dr. Wörner 10. 6. Zierer * 8. 6. * für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Pfeifer auf die Frage des Abgeordneten Kroll-Schlüter (CDU/CSU) (Drucksache 11/2401 Frage 2): Welche internationalen Erfahrungen haben gezeigt, daß mit verschärften Gesetzen ein besserer Schutz des ungeborenen Kindes nicht erreicht werden kann? Anlagen zum Stenographischen Bericht Das Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Strafrecht hat eine umfangreiche Untersuchung zum Thema Schwangerschaftsabbruch durchgeführt. Veröffentlicht ist derzeit ein 1. Teilband, der rechtliche Regelungen des Schwangerschaftsabbruchs und ihre Rahmenbedingungen im internationalen Vergleich untersucht sowie empirische Grunddaten ermittelt. Eine rechtspolitische Auswertung der Ergebnisse dieser Ländervergleiche hat das Max-Planck-Institut erst für einen späteren Zeitpunkt geplant. Unabhängig davon ist es das Ziel der Politik der Bundesregierung, insgesamt das Bewußtsein dafür zu verbreitern, daß das Leben ungeborener Kinder des besonderen Schutzes bedarf, sowie durch verbesserte Beratung und Hilfe für schwangere Frauen in Not und durch weitere Verbesserungen im Familienlastenausgleich zugunsten von Familien mit Kindern das Leben ungeborener Kinder besser zu schützen. Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Hennig auf die Fragen des Abgeordneten Büchler (Hof) (SPD) (Drucksache 11/2401 Fragen 5 und 6): Beabsichtigt das Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen, den Forderungen der Vertriebenenverbände nachzukommen und neue Karten bzw. Bezeichnungsrichtlinien einzuführen? Ist aus der Tatsache, daß zwischen der Leitung des Bundesministeriums für innerdeutsche Beziehungen und den Vertriebenenverbänden (laut Bericht der FAZ vom 4. Mai 1988) auch über Volksgruppenrechte Deutscher in Osteuropa gesprochen wurde, zu schließen, daß das Auswärtige Amt entsprechende Zuständigkeiten an das Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen abgetreten hat? Zu Frage 5: Nach Auffassung der Bundesregierung versteht es sich von selbst, daß Texte und Veröffentlichungen jeder Art, seien sie amtlich, seien sie individuell verantwortet, das Bewußtsein von der Einheit der Nation sorgfältig zu beachten bzw. getreulich widerzuspiegeln haben. Das verfassungsrechtliche, politische und moralische Gebot, die deutsche Frage offenzuhalten und den Willen zur Einheit wachzuhalten, überläßt es der Bundesregierung, die dafür geeigneten Mittel und Wege zu nutzen. So hat das Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen die Ressorts und das Presse- und Informationsamt der Bundesregierung (zuletzt im Herbst 1986) darauf hingewiesen, daß bei Entscheidungen hinsichtlich der Gestaltung von Gebrauchs- und Orientierungskarten das verfassungsrechtliche Gebot wo immer möglich berücksichtigt werden soll. In Fällen, in denen dies aus wohlerwogenen Gründen nicht möglich ist, soll ein ausdrücklicher Disclaimer möglichen Mißverständnissen entgegenwirken. Der Disclaimer sollte in etwa lauten: „Dies ist 5524* Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 82. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 8. Juni 1988 lediglich eine Gebrauchskarte/Orientierungskarte, die nicht unter rechtlichen Gesichtspunkten gestaltet wurde. Ihr kommt daher keine außerhalb ihres unmittelbaren Inhalts und Zwecks liegende rechtliche Bedeutung zu." Neue Karten- und Bezeichnungsrichtlinien wären hingegen nicht sinnvoll, da aufgrund internationaler Vereinbarungen und Gepflogenheiten angesichts der Komplexität des Themas, aber auch aus praktischen Gründen eine einheitliche Regelung nicht immer möglich ist. Zu Frage 6: Aus dem Gespräch kann nicht auf eine Änderung der Ressortzuständigkeiten geschlossen werden.
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    Rede von Dieter-Julius Cronenberg


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    In der Tat, nur beim Flugbenzin. — Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! In den letzten Jahren sind viele — wie ich meine, zu viele — Aktuelle Stunden beantragt worden, und ich habe Zweifel, ob das immer sinnvoll war. Heute, so meine ich, ist es nicht schwierig, zu bestätigen, daß es sich um ein aktuelles Problem handelt

    (Sehr gut! bei der SPD)

    und daß die politische Bedeutung dieser Frage von erheblichen Auswirkungen ist: für Arbeitnehmer, für Arbeitgeber, für die Bundesanstalt und somit auch für die Arbeitslosen und für die Beschäftigungspolitik.
    Wenn man sich mit der Bundesanstalt und dem offensichtlich vorhandenen und schon seit langem zu befürchtenden Finanzdefizit beschäftigt, muß man, so meine ich, ein paar Gedanken, ein paar Sätze darüber verlieren, wieso es dazu gekommen ist. Denn wie immer: Richtige Analyse ist die Voraussetzung für richtige und ordentliche Therapie.

    (Zuruf von der SPD: Aha!)

    Neben der Arbeitslosigkeit, die sich leider nicht in dem wünschenswerten Umfang abgebaut hat — trotz der erfreulichen Steigerung der Beschäftigtenzahlen — , ist wohl unbestritten die Leistungsausweitung der Bundesanstalt ursächlich für diese Defizite.

    (Dr. Ehrenberg [SPD]: Wer hat das denn beschlossen? — Dreßler [SPD]: Sie haben das beschlossen!)

    Ich erinnere nur an die Regelung hinsichtlich der Verlängerung der Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes und an die 8. AFG-Novelle.
    Nun ist es ja jedermann, der die Dinge verfolgt hat, bekannt, daß es eine beliebte Tätigkeit der Abgeordneten ist, Leistungserhöhungen vorzunehmen,

    (Andres [SPD]: Mit Ihrer Stimme!)

    und sich die Bereitschaft, über die seriöse Finanzierung nachzudenken, umgekehrt proportional zur Ausgabenlust bewegt.

    (Dreßler [SPD]: Verschiebebahnhof! — Weitere Zurufe von der SPD)

    So auch bei der 8. AFG-Novelle. Hier haben wir in einem beachtlichen Umfang, fast 1 Milliarde DM 1988, zusätzliche Leistungen auf die Bundesanstalt verlagert. Wie bekannt ist, haben einige meiner Freunde und ich dies in der Höhe für unvertretbar und in der Sache für falsch gehalten.

    (Dr. Ehrenberg [SPD]: Aber immer zugestimmt! — Weitere Zurufe von der SPD)

    — Nun, ich habe das ja schon einmal erklärt: Selbstverständlich haben wir die Verantwortung dafür zu tragen; ich erinnere an meine letzte Rede in einer Aktuellen Stunde zu diesem Thema.



    Cronenberg (Arnsberg)

    Ich kann mir in diesem Zusammenhang, Herr Kollege Ehrenberg, auch die Bemerkung nicht verkneifen, daß es zwar keinen formalen Zusammenhang zwischen der „Trümmerfrauen" -Regelung und den Defiziten der Bundesanstalt gibt,

    (Zuruf von der CDU/CSU: Aber einen echten!)

    aber ich würde niemandem widersprechen, der behauptet, es gebe politische Zusammenhänge.

    (Dr. Ehrenberg [SPD]: Ich würde ihn bei der Steuerpolitik sehen, den Zusammenhang!)

    Auch dies, Herr Kollege Ehrenberg, ist sozusagen eine Wiederholung meiner Darlegungen in der letzten Aktuellen Stunde zu diesem Thema.
    Meine Damen und Herren, im Hinblick auf die Vereinbarungen, die die Koalition in diesem Zusammenhang getroffen hat — und beide Seiten des Hauses werden ja wohl bestätigen können, daß ich mich immer besonders koalitionsvereinbarungstreu verhalten habe, zu jenen wie zu diesen Zeiten — , erscheint es mir in diesem Zusammenhang wichtig, die Meinung und den Willen der Sozialpolitiker der Koalition zu unterstreichen, die gemeinsam immer der Auffassung gewesen sind, daß das Problem nicht durch Beitragserhöhungen zu finanzieren ist, sondern daß sich Beitragserhöhungen kontraproduktiv für den Arbeitsmarkt auswirken werden. Diese Zusage ist sozusagen Geschäftsgrundlage für die von Ihnen eben kritisierte Zustimmung zur 8. Novelle gewesen, und ich weise deswegen darauf hin.
    Mein Vertrauen in den Koalitionspartner ist ungebrochen.

    (Lachen bei der SPD und den GRÜNEN)

    Deswegen gehe ich davon aus, daß keine Maßnahmen getroffen werden, die die Beschäftigungsmöglichkeiten,

    (Dreßler [SPD]: Das war schon Satire, Herr Kollege!)

    also den Abbau der Arbeitslosigkeit, durch Beitragserhöhungen erschweren.

    (Dreßler [SPD]: Bitterste Satire!)

    Ich möchte hier auch ausdrücklich bestätigen, daß ich gemeinsam mit Norbert Blüm der Auffassung bin, daß im Qualifizierungsbereich nichts abgebaut werden darf;

    (Dreßler [SPD]: Es ist doch schon!)

    vielmehr war „stabilisieren auf hohem Niveau" die Position, die der Bundesarbeitsminister in dieser Frage mit Recht eingenommen hat.

    (Dr. Ehrenberg [SPD]: Sehr gut!)

    Meine Damen und Herren, Sie sehen, das Problembewußtsein der Koalition ist groß.

    (Sellin [GRÜNE]: Und die Mittel sind ausgeschöpft!)

    Die Ursachenanalyse ist richtig.

    (Andres [SPD]: Der Zynismus steigt von Tag zu Tag!)

    Der gute Wille, unter diesen Voraussetzungen etwas Gescheites zu tun, ist vorhanden.

    (Dr. Ehrenberg [SPD]: Und was passiert?) Wir werden also eine Lösung finden.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Rede von Heinz Westphal
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Abgeordnete Urbaniak.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Hans-Eberhard Urbaniak


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Kollege Kolb, wenn ich Ihre Ausführungen richtig verstanden habe, liegen die Ursachen darin, daß 70 000 Beschäftigte der Bundesanstalt nicht ordentlich arbeiten, daß die Selbstverwaltung nicht funktioniert und daß eigentlich die Tarifpartner schuld sind. So ist es nicht!

    (Kolb [CDU/CSU]: Unter anderem!)

    Sie bringen Monat für Monat mehr Arbeitslosigkeit zustande. Die Ursache ist, daß die Regierung gegen die Massenarbeitslosigkeit nichts tut.

    (Beifall bei der SPD und des Abg. Sellin [GRÜNE])

    Da müssen Sie sich bewähren!

    (Kolb [CDU/CSU]: Unter anderem!)

    In den Beratungen unseres Ausschusses über die 8. Novelle habe ich auch zur Frage der Haushaltspositionen Stellung genommen, und ich habe Ihnen schon seinerzeit eindringlich gesagt, daß wir in ein Defizit hineinkommen. Der Präsident Franke hat das übrigens damals schon bestätigt.

    (Kolb [CDU/CSU]: Ich auch!)

    Politik bedeutet auch, Vorsorge zu treffen, damit man in solche Situationen nicht hineinkommt. Sie haben dies aber entgegen den Ermahnungen der sozialdemokratischen Abgeordneten dennoch getan, und heute haben Sie dieses Dilemma. Darum bitte ich Sie, nicht andere verantwortlich zu machen,

    (Kolb [CDU/CSU]: Aber auch verantwortlich zu machen!)

    sondern die Ursachen in der mangelnden Aktivität dieser Regierung zu sehen.

    (Beifall bei der SPD)

    Es gibt gar keine andere Ursache!

    (Widerspruch des Abg. Kolb [CDU/CSU])

    Nach dem, was Julius Cronenberg hier gesagt hat, weiß ich nicht, ob er die Politik zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und die Politik ordnungsgemäßer Finanz- und Haushaltsgestaltung eigentlich noch ernst nimmt und ob er in dieser Frage sich und die FDP noch ernst nimmt. Ich kann das nicht mehr feststellen. In der Koalition geht es in dieser Frage völlig durcheinander!

    (Reimann [SPD]: Nicht nur in dieser Frage!)

    In den Beratungen habe ich mit meinen Kolleginnen und Kollegen darauf hingewiesen, daß diese Verlagerung mit der Konsequenz, daß es zu einem Defizit von einer Milliarde kommt, unter allen Umständen vermieden werden muß. Aber Stoltenberg hat sich



    Urbaniak
    durchgesetzt. Zwar wußte er nicht, was sich daraus ergeben würde — er weiß ja eigentlich nie, wie die Zusammenhänge sind — , aber der Arbeitsminister hat wieder einmal nachgegeben. Er hat seine Verantwortung nicht voll wahrgenommen, und das muß ich ihm vorwerfen.
    Nun haben wir uns einmal bei den Ruhrgebietsstädten erkundigt, beispielsweise in Essen und Dortmund. Kollege Blüm, dort werden die Qualifizierungsmaßnahmen schon zurückgenommen. Wie ich höre, fehlen den Arbeitsämtern in beiden Städten Millionen von Mark, bis zu 10 Millionen nur in diesen beiden Städten. Mehr als jeweils 500 Personen, die für Qualifizierungsmaßnahmen vorgesehen waren, können nicht mehr aufgenommen werden.

    (Zuruf von der SPD: Ungeheuerlich!)

    Diese Menschen, die eine Hoffnung hatten, für den Arbeitsmarkt fit gemacht zu werden, werden keine Perspektive haben. Daraus können Sie erkennen, welch eine verfehlte Politik Sie auf diesem Felde eingeleitet haben.
    Wir fordern Sie daher mit allem Nachdruck auf, der Bundesanstalt für Arbeit endlich die notwendigen Mittel bereitzustellen, um den eingetretenen Schaden zu begrenzen und weiteren abzuwenden.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Eines steht natürlich auch fest, und wir werden uns bemühen, auf diese Dinge immer wieder aufmerksam zu machen:

    (Kolb [CDU/CSU]: Haben wir auch bei euch getan!)

    Das Millionen-Geschäft, das der Bundesfinanzminister zu Lasten der Bundesanstalt für Arbeit durchgesetzt hat, geht zu Lasten der Arbeitslosen und Beitragszahler. Dieses wollen wir als Sozialdemokraten abwenden.

    (Beifall bei der SPD und der Abg. Frau Unruh [GRÜNE])