Rede:
ID1103301400

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 7
    1. Das: 1
    2. Wort: 1
    3. hat: 1
    4. der: 1
    5. Herr: 1
    6. Abgeordnete: 1
    7. Hoppe.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 11/33 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 33. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 15. Oktober 1987 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 2157 A Tagesordnungspunkt 2: a) Bericht zur Lage der Nation im geteilten Deutschland und b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Materialien zum Bericht zur Lage der Nation im geteilten Deutschland 1987 (Drucksache 11/11) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Bericht der Bundesregierung zur Lage der Nation (Drucksache 11/943) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 3: Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Beziehungen zwischen dem Deutschen Bundestag und der Volkskammer der Deutschen Demokratischen Republik (Drucksache 11/950) Dr. Kohl, Bundeskanzler 2158B Frau Dr. Hamm-Brücher FDP (zur GO) . 2166A Seiters CDU/CSU (zur GO) 2166B Frau Vennegerts GRÜNE (zur GO) . . . 2166C Dr. Vogel SPD 2166D Lintner CDU/CSU 2172 C Frau Hensel GRÜNE 2175A Hoppe FDP 2178 B Frau Dr. Wilms, Bundesminister BMB . 2180 B Dr. Schmude SPD 2182D Diepgen, Regierender Bürgermeister des Landes Berlin 2185 C Dr. Mitzscherling SPD 2188 D Dr. Czaja CDU/CSU 2190 B Dr. Knabe GRÜNE 2191 D Genscher, Bundesminister AA 2193 A Büchler (Hof) SPD 2194 A Namentliche Abstimmungen 2197 B Ergebnisse 2201C, 2203A, 2204 D Tagesordnungspunkt 3: Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 25. März 1986 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und St. Vincent und den Grenadinen über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen (Drucksachen 11/358, 11/854) 2206B Tagesordnungspunkt 4: Zweite Beratung und Schlußabstimmmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 12. April 1986 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Volksrepublik Bulgarien über die gegenseitige Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen (Drucksachen 11/359, 11/855) . . 2206 B Tagesordnungspunkt 5: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 26. März 1987 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 33. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Oktober 1987 vom Einkommen und vom Vermögen (Drucksache 11/886) 2206 C Tagesordnungspunkt 7: Beratung der Unterrichtung durch die deutsche Delegation in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates über die Tagung der Parlamentarischen Versammlung des Europarates vom 4. bis 8. Mai 1987 in Straßburg (Drucksache 11/478) 2206 D Tagesordnungspunkt 8: Beratung der Unterrichtung durch die deutsche Delegation in der Versammlung der Westeuropäischen Union über die Sondersitzung der Versammlung der Westeuropäischen Union am 27. und 28. April 1987 in Luxemburg (Drucksache 11/552) 2206 D Tagesordnungspunkt 9: Beratung der Unterrichtung durch die Delegation der Interparlamentarischen Gruppe der Bundesrepublik Deutschland über die 77. Interparlamentarische Konferenz vom 27. April bis 2. Mai 1987 in Managua/Nicaragua (Drucksache 11/607) 2206 D Tagesordnungspunkt 10: Beratung der Unterrichtung durch die deutsche Delegation in der Nordatlantischen Versammlung über die Plenarsitzung der Nordatlantischen Versammlung am 25. Mai 1987 in Quebec/Kanada (Drucksache 11/637) 2207 A Tagesordnungspunkt 11: Beratung der Unterrichtung durch den Bundesrechnungshof: Bemerkungen des Bundesrechnungshofes 1987 zur Haushalts- und Wirtschaftsführung (einschließlich der Bemerkungen zur Jahresrechnung des Bundes 1985) (Drucksache 11/872) 2207 A Tagesordnungspunkt 12: Beratung der Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung über den Beitrag der Genossenschaften zur Regionalentwicklung (Drucksache 11/705) . . . . 2207 B Zusatztagesordnungspunkt 4: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Verlängerung der Amtszeit der Jugendvertretungen in den Betrieben (Drucksache 11/948) 2207 B Zusatztagesordnungspunkt 5: Erste Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Ausweitung der Rechte der Jugendvertretungen und zur Weiterentwicklung in Jugend- und Auszubildendenvertretungen (Drucksache 11/955) 2207 B Zusatztagesordnungspunkt 6: Beratung der Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zur Strategie des Europäischen Parlaments im Hinblick auf die Gründung der Europäischen Union (Drucksache 11/594) 2207 B Tagesordnungspunkt 6: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Verkehr zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zur Änderung der Richtlinie 70/156/EWG zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten betreffend die Betriebserlaubnis für Kraftfahrzeuge und Kraftfahrzeuganhanger (Drucksachen 11/138 Nr. 3.149, 11/495) 2207 C Zusatztagesordnungspunkt 7: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Fünfte Richtlinie des Rates zur Anpassung des Anhangs III der Richtlinie 76/768/EWG zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten über kosmetische Mittel an den technischen Fortschritt — KOM (87) 156 endg. — (Drucksachen 11/339 Nr. 2.7, 11/959) 2207 C Tagesordnungspunkt 13: Beratung der Sammelübersicht 24 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen (Drucksache 11/907) 2207 D Tagesordnungspunkt 14: Beratung der Beschlußempfehlung des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung: Aufhebung der Immunität von Mitgliedern des Deutschen Bundestages (Drucksache 11/926) 2208 A Zusatztagesordnungspunkt 9: Beratung der Sammelübersicht 9 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen (Drucksache 11/242) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 10: Beratung der Sammelübersicht 12 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen (Drucksache 11/325) Frau Seuster SPD 2208 B Haungs CDU/CSU 2209 A Frau Nickels GRÜNE 2209 D Frau Dr. Segall FDP 2210B Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 33. Sitzung. Bonn, Donnerstau, den 15. Oktober 1987 III Zusatztagesordnungspunkt 11: Beratung der Sammelübersicht 23 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen (Drucksache. 11/810) 2211A Zusatztagesordnungspunkt 12: Aktuelle Stunde betr. Auswirkungen der Beschlüsse der Koalition auf Steuergerechtigkeit, Staatsfinanzen und den Arbeitsmarkt sowie Äußerungen der SPD über die Steuerreform im Vergleich zu den getroffenen Finanzierungsentscheidungen Dr. Spöri SPD 2211B Dr. Solms FDP 2212A Kleinert (Marburg) GRÜNE 2213 A Glos CDU/CSU 2214B Dr. Stoltenberg, Bundesminister BMF . 2215B Dr. Apel SPD 2217 A Gattermann FDP 2218A Sellin GRÜNE 2219B Frau Will-Feld CDU/CSU 2219D Dr. Bangemann, Bundesminister BMWi . 2220 C Dr. Jens SPD 2222 B Scharrenbroich CDU/CSU 2223 A Huonker SPD 2224 B Uldall CDU/CSU 2225 B Dr. Neuling CDU/CSU 2226 A Tagesordnungspunkt 15: Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Haushaltspolitische Konsequenzen für den Bundeshaushalt 1987 — Ergänzung des Haushaltsentwurfs 1988 — Überarbeitung der Finanzplanung bis 1991 — (Drucksache 11/783) Frau Simonis SPD 2227 C Carstens (Emstek) CDU/CSU 2229 B Frau Vennegerts GRÜNE 2232A Dr. Weng (Gerlingen) FDP 2234 B Esters SPD 2235 D Dr. Stoltenberg, Bundesminister BMF . 2236 D Tagesordnungspunkt 16: Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Hauchler, Bindig, Bernrath, Brück, Großmann, Dr. Holtz, Frau Luuk, Frau Dr. Niehuis, Schluckebier, Schanz, Toetemeyer, Frau Matthäus-Maier, Dr. Mitzscherling, Oostergetelo, Dr. Wieczorek, Koschnick, Dr. Vogel und der Fraktion der SPD: Zukunftsprogramm Dritte Welt (Drucksache 11/828) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 13: Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN: Zukunftsprogramm Eine Welt (Drucksache 11/941) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 14: Beratung des Antrags der Fraktion der CDU/CSU und der FDP: Ernährungssicherung in Hungerregionen (Drucksache 11/946) Dr. Hauchler SPD 2240 D Dr. Pinger CDU/CSU 2242 C Frau Eid GRÜNE 2243 D Frau Folz-Steinacker FDP 2245 D Bindig SPD 2248 A Dr. Köhler, Parl. Staatssekretär BMZ . . 2249 C Dr. Wieczorek SPD 2252 D Schreiber CDU/CSU 2254 D Toetemeyer SPD 2256 A Repnik CDU/CSU 2257 C Tagesordnungspunkt 17: a) Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Brahmst-Rock, Weiss (München) und der Fraktion DIE GRÜNEN: Stückgutfracht 88 (Drucksache 11/785) und b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Brahmst-Rock, Weiss (München) und der Fraktion DIE GRÜNEN: Beabsichtigte Auflösung von Tarifpunkten im Wagenladungsverkehr der Deutschen Bundesbahn (Drucksache 11/857) Weiss (München) GRÜNE 2260 A Dr. Jobst CDU/CSU 2261 A Haar SPD 2261 D Kohn FDP 2262 C Dr. Warnke, Bundesminister BMV . . . 2263 C Tagesordnungspunkt 18: a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes (Drucksache 11/917) und b) Erste Beratung des von den Abgeordneten Frau Brahmst-Rock, Weiss (München) und der Fraktion DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes (Drucksache 11/923) Dr. Warnke, Bundesminister BMV . . . 2265 A Kretkowski SPD 2266 B Rauen CDU/CSU 2267 B Frau Brahmst-Rock GRÜNE 2268 B Richter FDP 2269 B IV Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 33. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Oktober 1987 Zusatztagesordnungspunkt 15: Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU, SPD, FDP und der Fraktion DIE GRÜNEN: Menschenrechtsverletzungen in Tibet (Drucksache 11/953) Zur Geschäftsordnung: Bohl CDU/CSU 2270A Frau Dr. Hamm-Brücher FDP 2270 B Frau Vennegerts GRÜNE 2270 C Becker (Nienberge) SPD 2270 C Fragestunde — Drucksache 11/933 vom 9. Oktober 1987 — Wertung des „Spiegel"-Berichts über den ehemaligen Ministerpräsidenten Dr. Barschel MdlAnfr 1, 2 09.10.87 Drs 11/933 Schily GRÜNE Antw StMin Dr. Stavenhagen BK . 2197D, 2198 D ZusFr Schily GRÜNE 2198A, 2198D ZusFr Roitzsch (Quickborn) CDU/CSU 2198B, 2199B ZusFr Gansel SPD 2198B, 2199B ZusFr Heyenn SPD 2198 C ZusFr Kuhlwein SPD 2199 C ZusFr Dr. Lippelt (Hannover) GRÜNE . 2199 C Überschreitung der Zahlungsziele bei Bauaufträgen an deutsche Firmen für die USStreitkräfte MdlAnfr 9, 10 09.10.87 Drs 11/933 Dr. de With SPD Antw StSekr von Loewenich BMBau . . . 2199D ZusFr Dr. de With SPD 2200 B Schily GRÜNE (Erklärung nach § 32 GO) 2201 B Frau Roitzsch (Quickborn) CDU/CSU (Erklärung nach § 32 GO) 2201 C Nächste Sitzung 2270 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 2271* A Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 33. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Oktober 1987 2157 33. Sitzung Bonn, den 15. Oktober 1987 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens * 16. 10. Bahr 15. 10. Frau Beck-Oberdorf 16. 10. Bohlsen 16. 10. Brandt 16. 10. Brück 15. 10. Büchner (Speyer) * 16. 10. Dr. Dregger 15. 10. Echternach 16. 10. Dr. Ehmke (Bonn) 16. 10. Frau Fischer** 16. 10. Grüner 16. 10. Grunenberg 16. 10. Freiherr Heereman von Zuydtwyck 15. 10. Heistermann 16. 10. Hillerich 16. 10. Frau Hoffmann (Soltau) 16. 10. Dr. Holtz ** 16. 10. Irmer** 16. 10. Jansen 16. 10. Jaunich 16. 10. Jung (Düsseldorf) 15. 10. Kittelmann * 16. 10. Koschnick 16. 10. *für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union **für die Teilnahme an der 78. Jahreskonferenz der Interparlamentarischen Union Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Frau Krieger 16. 10. Lammert 16. 10. Frau Luuck 16. 10. Frau Dr. Martiny 16. 10. Frau Matthäus-Maier 16. 10. Dr. Müller ** 16. 10. Frau Olms** 16. 10. Paintner 16. 10. Paterna 16. 10. Petersen 16. 10. Reddemann * 16. 10. Reuschenbach 16. 10. Freiherr von Schorlemer ** 16. 10. Schröer (Mülheim) 16. 10. Frau Dr. Segall 16. 10. Dr. Soell ** 16. 10. Dr. Stercken** 16. 10. Stobbe 16. 10. Straßmeir 16. 10. Tietjen 16. 10. Frau Dr. Timm ** 16. 10. Dr. Unland 15. 10. Verheugen 16. 10. Dr. Warnke 15. 10. Dr. Warrikoff 15. 10. Weirich 16. 10. Wetzel 15. 10. Wischnewski 16. 10. Wüppesahl 16. 10. Frau Würfel 15. 10. Zywietz 16. 10.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Karitas Dagmar Hensel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE GRÜNEN/BÜNDNIS 90)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr Lintner, wieder einmal habe ich nach Ihrer deutschnationalen Werberede begriffen, warum unsere Oppositionsarbeit noch stärker und noch deutlicher werden muß.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, wenn heute die alljährliche Debatte zur Lage der Nation geführt wird,

    (Dr. Bötsch [CDU/CSU]: Das war der Debattenbeitrag, jetzt wird abgelesen!)

    so ist es gleichzeitig notwendig, zu Beginn klarzustellen, daß für uns GRÜNE das Fossil einer gesamtdeutschen Nation nicht mehr existiert. Ihnen ist bekannt, daß wir von der Existenz zweier deutscher Staaten ausgehen und von daher eine solche Debatte eigentlich auf das Gebiet der Bundesrepublik zu beschränken wäre.

    (Zustimmung des Abg. Dr. Lippelt [Hannover] [GRÜNE])

    Dann würden wir nämlich auch heute nicht über das Verhältnis zur DDR reden, sondern uns beispielsweise mit den skandalösen Vorgängen in Schleswig-Holstein befassen. Wir könnten versuchen aufzuklären, welche Rolle der Bundesfinanzminister in dieser Affäre, die in erster Linie die CDU betrifft, gespielt hat, und wir könnten darüber debattieren, wie weit es mit der politischen Kultur in diesem Lande gekommen ist.
    Die letzte derartige Debatte hier in diesem Hause liegt bereits eineinhalb Jahre zurück. Das ist ein langer Zeitraum, in dem natürlich einiges geschehen ist. Ich habe in diesen Tagen eine Meldung erfahren, die meine besondere Aufmerksamkeit erregt hat. Es geht um den Besuch von drei Unionskollegen bei Vertretern unabhängiger und kirchlicher Gruppen der Friedensbewegung in der DDR. Dies ist vor allem deshalb bemerkenswert und positiv, weil damit eine alte Forderung unserer Partei aufgegriffen wurde. Lange schon — das wurde auch im Gespräch mit den Unionsvertretern wiederholt — haben nämlich die unabhängigen Gruppen in der DDR den Wunsch, daß sich auch die etablierten Parteien ihnen gegenüber genau so verhalten, wie wir GRÜNEN es seit Jahren praktizieren.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Denn die Kontakte zum anderen deutschen Staat sollen nicht nur auf der offiziellen Ebene von Partei- und Staatsführung gepflegt werden, sondern auch zu eigenständigen Gruppen und somit zu den Menschen der DDR. Es muß für die Kolleginnen und Kollegen der SPD beschämend sein, daß in dieser Sache die CDU die Nase vorn hatte. Es bleibt zu hoffen, daß auch bei den Sozialdemokraten dieses Beispiel Nachahmung findet.
    Meine Damen und Herren, die Politik aller Parteien muß sich daran messen lassen, inwieweit sie den Menschen in beiden deutschen Staaten nützt. Eine rein abstrakte Politik, die in Denkschablonen von vorgestern erstarrt ist, entspricht nicht den gegenwärtigen Realitäten. Denn eine wesentliche Voraussetzung für eine zeitgemäße Politik ist ein Mehr an Ehrlichkeit, vor allem — das liegt uns sehr am Herzen — in Fragen der vielbeschworenen Menschenrechte. Nicht der möglichst wirksame PR-Auftritt ist dabei gefragt, sondern die kontinuierliche Kleinarbeit.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Insofern bleibt zu hoffen, daß der Unionsauftritt in der DDR keine Eintagsfliege bleibt, die pünktlich für die heutige Debatte inszeniert wurde, sondern tatsächlich eine Wende hin zu einer realitätsorientierten Umgangsweise auf diesem Gebiet ist.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Menschenrechte und Demokratie sind bedeutende Güter, deren Mißbrauch für vordergründige Zwecke sich grundsätzlich verbietet. Es scheint aber ein merkwürdiges Doppelspiel auf beiden Seiten der Grenze im Gange zu sein, das zu beobachten sich lohnt. Wenn in Kreuzberg Demonstrationen und Krawalle stattfinden, wendet sich die Ostberliner Presse gegen Polizeiübergriffe und heuchelt vollstes Verständnis für den Unmut der Bevölkerung, die unter der miserablen Politik des Westberliner Senates zu leiden hat, während die Westpresse die Auseinandersetzungen als Werk von Chaoten verurteilt. Wenn sich auf der anderen Seite zu Pfingsten Rockfans in Ost-Berlin Geplänkel mit den Sicherheitskräften liefern, ist dies natürlich für die Westpresse ein gefundenes Fressen, sich seitenlang über die undemokratischen Zustände im Osten auszulassen

    (Dr. Lippelt [Hannover] [GRÜNE]: Das sind die Spiegelbilder!)

    und gleichzeitig ihr volles Verständnis für den Unmut der Rockfans kundzutun, während die Ostberliner Zeitungen die Vorgänge dann totschweigen oder als Werk einer kleinen Gruppe von Provokateuren darstellen.
    Ob Chaot oder Demokrat, ob Provokateur oder Freiheitskämpfer, der Terminus ist abhängig vom Standort des Beobachters.

    (Beifall bei den GRÜNEN — Zuruf von der CDU/CSU: Das darf doch nicht wahr sein!)

    Der Umgang mit Gesellschaftskritik im eigenen
    Lande ist immer schwieriger, als von außen die eige-



    Frau Hensel
    nen Vorurteile zu pflegen. Die Gorbatschow-Rufe von Rockfans in Ost-Berlin zu Pfingsten dieses Jahres und die Forderungen nach dem Abriß der Mauer werden von der CDU/CSU doch nur solange bejubelt, wie diese Demonstranten sich auf der anderen Seite der Grenze bewegen.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Wenn hier in der BRD dieselben Menschen beispielsweise in Wackersdorf protestieren, dann allerdings laufen sie Gefahr, von den vormaligen Beifallsspendern kriminalisiert und diffamiert zu werden,

    (Zuruf von der CDU/CSU: Da vergleichen Sie jetzt die Mauer mit Wackersdorf! Sind Sie schon so weit runtergekommen?)


    (Vor s i t z : Vizepräsident Frau Renger)

    obwohl sie auch nichts anderes tun wie zuvor, nämlich demokratische Rechte wahrzunehmen und öffentlich ihre Meinung zu äußern. Der Liedermacher Stefan Krafczyk, der in der DDR mit Auftrittsverboten belegt ist, hätte mit seiner politischen Gesinnung auch Auftrittsverbot bei Veranstaltungen der Union. Aber solange er in der DDR lebt, kann er trefflich dazu herhalten, wenn sich die Union über Menschenrechte ausläßt.
    Meine Damen und Herren, die Auseinandersetzung über die gesellschaftlichen Verhältnisse in beiden deutschen Staaten ist sicher notwendig, und die Probleme der Menschenrechte spielen dabei eine große Rolle. Es ist auch legitim, wie in der Drucksache 11/11 — das sind die Materialien zum Bericht zur Lage der Nation — , einen System- oder Gesellschaftsvergleich durchzuführen. Wenn Sie allerdings einen solchen Vergleich durchführen, dann bemühen Sie sich doch wenigstens um ein Minimum an Objektivität, und ersparen Sie uns die Peinlichkeit festzustellen, daß unter Verletzung elementarer wissenschaftlicher Methodik die bundesdeutsche Wirtschaft in ihrem theoretischen Ansatz dargestellt und bewertet wird und im Vergleich dazu für die DDR nur die realen Defizite angeführt werden.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Hier wird eine einzigartige Schönfärberei der bundesdeutschen Wirklichkeit betrieben, die an die Zeiten des Kalten Krieges erinnert. Es zeigt sich deutlich, daß Ihre Politik, meine Damen und Herren von der Union, in einer Sackgasse angelangt ist. Sie ist untauglich für eine grundlegende Verbesserung der bilateralen Beziehungen. Durch ihr absurdes und anachronistisches Beharren auf der nationalstaatlichen Wiedervereinigung blockiert Ihre Regierung letztendlich die freie Begegnung der Menschen untereinander

    (Beifall bei den GRÜNEN — Werner [Ulm] [CDU/CSU]: Haben Sie schon einmal etwas vom Grundgesetz gehört?)

    und trägt allen verbalen Kraftakten zum Trotz auch nicht zum Abriß der Berliner Mauer bei. Offenbar — eine Hypothese — will man den Status quo erhalten, auf beiden Seiten und aus unterschiedlichen Gründen.
    Warum immer wieder dieses verlogene Lamentieren — wie wir es eben wieder gehört haben — über die deutsche Teilung und die gewünschte Wiedervereinigung?

    (Zurufe von der CDU/CSU: Verlogen? — Darf man hier „verlogen" sagen?)

    Sie haben einfach nicht den Mut, dem deutschen Volk zu sagen: Die Nachkriegsrealitäten bestehen, wir erkennen sie und akzeptieren, daß die Wiedervereinigung zu einem deutschen Staat absurd und unmöglich ist. Ihnen geht es bei dieser Frage mehr um den Erhalt eines ultrarechten Wählerkreises von Ewiggestrigen. Das muß ich an dieser Stelle wirklich einmal sagen.
    Zudem unterstützen das immer wiederkehrende Orakel über eine baldige und absehbare Wiedervereinigung oder Konföderation, der Selbstbetrug gesamtdeutscher Identität und der Vertretungsanspruch auch für die Bürger und Bürgerinnen der DDR Fluchtgedanken und Anpassungsverhalten dort. Es erzeugt psychologisch betrachtet eine Zwiespältigkeit von Neid, Ansprüchen, Trotz und Verachtung der DDRler gegenüber der westlichen Bevölkerung und umgekehrt ein Gemisch aus Arroganz, Protzigkeit und übertriebener Anteilnahme der Bundesbürger gegenüber der DDR-Bevölkerung.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Sie sprechen gerade von sich selbst?)

    Weder die Bundesregierung noch irgendeine andere Institution hierzulande kann als befreiende Kraft für die DDR-Gesellschaft wirken. Wenn Sie die Bevölkerung der DDR selbst entscheiden ließen, unter welchen Verhältnissen sie leben will, dann ist der Gesamtvertretungsanspruch der Bundesregierung dabei ein Hemmschuh.
    Daß die GRÜNEN mit dieser Meinung nicht alleine stehen, mögen die folgenden Passagen aus einem Papier zeigen, welches in der DDR zur Zeit aufmerksam gelesen wird. Die Verfasser sind Mitglieder unabhängiger Gruppen in der DDR. Ich zitiere:
    Gleichzeitig sehen wir den Anspruch von Politikern in der Bundesrepublik, für alle Deutschen zu sprechen. Es verstärken sich bei uns die Zweifel, ob wir auf diese Weise vertreten und in Anspruch genommen werden wollen. Es wächst die Abneigung, zu fremden Interessen benutzt zu werden.
    Weiter heißt es da, daß die Nichtanerkennung der Staatsbürgerschaft der DDR durch die BRD den Bürgern dort nicht hilft.

    (Zuruf von der CDU/CSU: BRD? Darüber sind sich nicht einmal die einig!)

    Im Gegenteil — ich zitiere — :
    Es werden Verhältnisse stabilisiert, die verändert werden müssen. Die Nichtanerkennung der Staatsbürgerschaft der DDR stützt faktisch
    — hier sollten Sie gut hinhören, meine Damen und Herren von der Union —
    die Aberkennung staatsbürgerlicher Rechte in unserem eigenen Land. So offenbart sich eine eigenartige, unbewußte Koalition derer, die in der Bundesrepublik lauthals für die Rechte ihrer



    Frau Hensel
    Landsleute in der DDR eintreten, und derer, die eben diese Rechte ihren Bürgern verweigern.
    Dem ist soweit nichts mehr hinzuzufügen.
    Ich hoffe allerdings, daß vor allem die CDU diese Botschaft aufnimmt, um zu verstehen, was Menschen in der DDR fühlen und denken. Ihre Politik dient nicht dem Nutzen der Menschen. Sie hat es verdient, auf dem Scheiterhaufen der Geschichte zu landen.
    Auch die Regierungserklärung heute hat es wieder gezeigt: Es bedarf einer grundlegenden Wende hin zu einer zeitgemäßen und realistischen Deutschlandpolitik, um in die festgefahrenen Rituale eine neue Dynamik zu bringen. Verabschieden Sie sich endlich von der Option auf die nationalstaatliche Wiedervereinigung; denn nur die deutsche Zweistaatlichkeit schafft die Möglichkeit eines auf Dauer friedensfähigen Europas.
    Die Beziehungen der beiden deutschen Staaten können nicht mehr als nationale Frage behandelt werden, sondern nur im Kontext der Europapolitik, im Kontext einer demokratischen europäischen politischen Kultur. Die deutsche Frage sollte Bestandteil einer Vision des friedlichen und befruchtenden Wettbewerbs und Austauschs zweier Systeme in Europa werden, jenseits von Militärblöcken und jenseits von staatlichen Zwangsmaßnahmen, die die freie Begegnung und die Kommunikation zwischen den Menschen behindern.
    Beenden Sie endlich Ihre Sprachlosigkeit gegenüber den außenpolitischen Vorschlägen Gorbatschows, gegenüber den umfangreichen Verhandlungsangeboten der Warschauer-Pakt-Staaten und gegenüber dem Jaruzelski-Plan! Hier haben Sie greifbare Möglichkeiten, Verbesserungen in den Beziehungen und somit für die Menschen voranzubringen. Betreiben Sie eine Deutschlandpolitik, die die deutsch-deutschen Beziehungen als Bestandteil der Ost-West-Entspannung und der europäischen Friedensbemühungen begreift!
    Meine Damen und Herren, Voraussetzung für eine neue Dynamik in der Deutschlandpolitik ist ein Klärungsprozeß innerhalb der Union. Wollen Sie weiterhin eine Wiedervereinigung — innerhalb welcher Grenzen eigentlich, Herr Lintner? — unter bundesdeutschen Vorzeichen mit enger Bindung an den Westen und somit die DDR aus dem Warschauer Pakt herausbrechen, oder hat gar eine national-neutralistische Politik eine Mehrheit, die zugunsten der Wiedervereinigung auf die Mitgliedschaft in den Blöcken verzichten möchte, wobei ein neutraler Staat aber letztlich nur unter der Schutzherrschaft der Sowjetunion lebensfähig wäre, also eine Neuauflage eines deutschen Sonderweges?
    Sagen Sie jetzt nicht, das würde bei Ihnen nicht diskutiert. Im Gegenteil sind doch die entsprechenden Äußerungen unübersehbar gepaart — diesen Vorwurf müssen solche Leute auf sich sitzen lassen — mit einer gehörigen Portion Antiamerikanismus.

    (Dr. Waigel [CDU/CSU]: Lesen Sie immer noch?)

    — Ich kann mir schon vorstellen, daß Sie das nicht
    gerne hören; aber dieser Antiamerikanismus ist in der
    Union zu finden und entspricht den Tatsachen. Lesen Sie dazu Ihre Papiere, beispielsweise von Herrn Friedmann!
    Meine Damen und Herren, nach unserer Auffassung gibt es keine Zweifel, daß eine dauerhafte und tragfähige europäische Friedensordnung in nicht unbedeutender Weise von der Beseitigung deutscher Wiedervereinigungs- und Nationalitätsansprüche abhängt. Wenn die Blöcke, in die bisher die beiden deutschen Staaten eingebunden sind und in denen sie unter Kontrolle gehalten werden, verschwinden sollen, müssen andere internationale Regelungen geschaffen werden, um potentielle deutsche Hegemonialansprüche in Mitteleuropa grundsätzlich unmöglich zu machen.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Wir GRÜNEN fordern daher die Bundesregierung auf, im Rahmen des KSZE-Prozesses tätig zu werden. Es sollten Verhandlungen angeboten werden, in denen sich die BRD verpflichtet, auf einen deutschen Nationalstaat zu verzichten und Ost-Berlin als Hauptstadt der DDR anzuerkennen. Im Gegenzug soll sich die DDR natürlich verpflichten, die Bindung WestBerlins an die Bundesrepublik anzuerkennen und eine Freizügigkeit auf allen Gebieten zwischen den beiden deutschen Staaten in der Form zuzusichern, wie sie international üblich ist,

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    sowie eine feste Perspektive für den Abriß der Berliner Mauer aufzuzeigen.
    Eine solche Initiative würde eine neue Dynamik der deutsch-deutschen Politik bewirken. Sie würde zeigen, daß die BRD — —

    (Kittelmann [CDU/CSU]: Könnt ihr nicht einmal „Bundesrepublik Deutschland" sagen?)

    — Ich wiederhole den Satz, wenn Sie besonderen Wert darauf legen:
    Sie würde zeigen, daß die Bundesrepublik Deutschland die europäische Dimension dieser Frage begriffen hat. Sie würde für unsere europäischen Nachbarn glaubhaft machen, daß es keine deutsche Sonderrolle in Mitteleuropa geben wird, und kommt somit auch dem aus der Geschichte durchaus gerechtfertigten Sicherheitsbedürfnis der europäischen Staaten entgegen. Darüber hinaus bietet diese Vorgehensweise auch politische Lösungsansätze zur Überwindung der alliierten Vorbehaltsrechte in bezug auf Deutschland als Ganzes.
    Die KSZE als Gremium ohne völkerrechtliches Mandat kann sich dabei auf die politischen Lösungsmöglichkeiten konzentrieren und die Bedingungen für verbindliche Abmachungen ausloten, unbeschadet der komplizierten Rechtslage. Eine politische Lösung, die alle Beteiligten tragen, kann dann Bestandteil einer europäischen Friedenskonferenz mit dem Ziel eines blockfreien Europas werden.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Nach Auffassung der GRÜNEN kann diese Initiative Bestandteil einer neuen Dynamik in dem Bemühen um die europäische Einigung sein. Sie erscheint uns als eine angemessene Antwort auf die weitrei-



    Frau Hensel
    chenden Angebote Gorbatschows und als die Möglichkeit, darauf nicht nur hilflos zu reagieren oder wie das Kaninchen auf die Schlange zu starren, sondern ist ein Ansatz, der aktive Mitgestaltung an diesem europäischen Gebäude möglich macht.
    Meine Damen und Herren, noch einen Satz zum Antrag der SPD bezüglich der Aufnahme offizieller Kontakte mit der Volkskammer. Selbstverständlich — und das ist in diesem Haus bekannt — entspricht dieser Antrag unseren ureigensten Forderungen. Deshalb haben wir auch darauf verzichtet, einen eigenständigen Antrag einzubringen. Dieser Verzicht ist aber auch mit der Hoffnung auf eine möglichst breite Zustimmung möglichst aller Parteien, aller Fraktionen in diesem Deutschen Bundestag verbunden. Nach unserer Auffassung könnte hier ein deutliches Signal gesetzt werden. Zwar wäre dies noch nicht die von uns gewünschte Dynamik, aber immerhin ein erstes Zukken des festgefahrenen Vehikels deutsch-deutscher Politik.
    Ich danke Ihnen.

    (Beifall bei den GRÜNEN)



Rede von Dr. Annemarie Renger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Hoppe.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Hans-Günter Hoppe


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die Regierungserklärung hat, so glaube ich, deutlich gemacht, daß Deutschlandpolitik wieder an Aktualität gewonnen hat — hüben und drüben. Ich hoffe, die Debatte des heutigen Vormittages wird das bestätigen.
    Herrn Kollegen Vogel ist leider zuzustimmen, wenn er selbstkritisch feststellt, daß unser parlamentarischdemokratisches System angesichts der bedrückenden Vorgänge in Schleswig-Holstein in dieser Stunde nicht gerade über besondere Strahlkraft verfügt.
    Meine Damen und Herren, dagegen ist das Thema Erfassungsstelle Salzgitter jedenfalls noch kein Thema für die Freien Demokraten. Wer Salzgitter beseitigen will, der soll erst den Schießbefehl aus der Welt bringen.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, für die Lage der Nation war es dann ja wohl auch überfällig, den deutschdeutschen Dialog auf den so wichtigen Feldern Umweltschutz, Wissenschaft und Technologie und Strahlenschutz endlich zu aktivieren, wie es heute in der Regierungserklärung noch einmal präsentiert werden konnte. Im übrigen, so meinen wir, gibt uns der Dreiklang Friedenssicherung, menschliche Begegnungen und wirtschaftliche Zusammenarbeit sowie stärkere Internationalisierung der deutschen Frage die Aufgaben vor, denen wir uns miteinander zu stellen haben.
    Im Dialog zwischen Ost und West unterstützen wir — über den sich abzeichnenden Vertrag über die Beseitigung der Mittelstreckenwaffen hinaus — alle Vereinbarungen, die unter Wahrung unserer Sicherheitsinteressen die militärischen Potentiale beiderseitig verringern. Ich frage aber die SPD, ob sie durch ihre Flut von Anträgen zu diesem Thema der Sache nun wirklich noch dient

    (Dr. Vogel [SPD] und Jungmann [SPD]: Es ist einer, Pershing!)

    oder ob sie, was ja auch verständlich ist, daraus nur politisches Kapital schlagen will, dabei dann aber letztlich doch die Interessen der Bundesrepublik im Bündnis aufs Spiel setzt.
    Meine Damen und Herren, was nun die Kontakte zur Volkskammer angeht, so ist die FDP-Fraktion schon seit langem dafür eingetreten,

    (Dr. Vogel [SPD]: Herr Lintner hinkt noch hinterher!)

    Beziehungen zwischen dem Bundestag und der Volkskammer in der Art aufzunehmen, wie es in der Interparlamentarischen Union üblich ist. Allerdings muß die DDR die gleichberechtigte Behandlung aller Mitglieder des Bundestages, also auch der Berliner, sicherstellen.

    (Kittelmann [CDU/CSU]: Hört! Hört!)

    Und da sich der Fraktionsvorsitzende der CDU/CSU zu diesem Thema in gleicher Weise geäußert hat, können wir, so hoffe ich, erwarten, daß der vorliegende Antrag im Ausschuß Übereinstimmung finden wird.
    Mit dem Antrag zum Thema „Gemischte Wirtschaftskommission" knüpft die SPD an ein gemeinsames Votum des Innerdeutschen Ausschusses an. Denn dort waren wir bereits vor einer Woche darüber einig,

    (Dr. Vogel [SPD]: Wir schon in Berlin!)

    daß eine gemischte Wirtschaftskommission auf der Grundlage des geltenden Rechts arbeiten muß und daß die Rolle Berlins mit der Treuhandstelle für den Interzonenhandel nicht geschmälert werden darf und Berlin Tagungsort bleiben muß.

    (Zuruf von der SPD: Okay!)

    Wenn uns von „grünen" Politikern die Anerkennung der deutschen Teilung als deutscher Friedensbeitrag angepriesen wird, dann ist das eine Lösung, die Deutschlandpolitik pervertieren würde.

    (Zustimmung bei der FDP und der CDU/ CSU)

    Die Machthaber in der DDR und in der kommunistischen Welt würden frohlocken; die Menschen in Ost und West aber wären schockiert.

    (Beifall des Abg. Kittelmann [CDU/CSU])

    Wer das Selbstbestimmungsrecht der Deutschen so mit Füßen tritt, wird keinen Frieden stiften, sondern nur schädliche Irritationen hervorrufen.

    (Beifall des Abg. Dr. Mechtersheimer [GRÜNE])

    Heute vor 20 Jahren, fast auf den Tag genau, nämlich am 13. Oktober 1967, erklärte Herbert Wehner im Anschluß an eine Regierungserklärung des damaligen Außenministers Willy Brandt: „Solange die Bundesregierung auf deutschem Boden die einzige Regierung ist, die frei, rechtmäßig und demokratisch gewählt ist, kann sie sich der Pflicht nicht entziehen,



    Hoppe
    auch für die Deutschen zu sprechen, die ihren eigenen Willen nicht frei geltend machen können". Gemeint war dabei nicht die Bevormundung unserer Landsleute. Vielmehr ging es darum, Deutschlandpolitik als Ausdruck der gesamtdeutschen Verantwortung zu verstehen.
    Heute nun, 20 Jahre später, meinen manche, mit dem Honecker-Besuch habe die Bundesregierung eben von dieser Verantwortung für alle Deutschen Abschied genommen; der Besuch habe die Teilung vertieft.
    Aber wir haben uns mit dem Besuch keineswegs von der gesamtdeutschen Verantwortung distanziert. Im Gegenteil. Es wurden in der praktischen Politik Möglichkeiten eröffnet, daß mehr Menschen in Deutschland zueinander kommen können und daß das Zusammengehörigkeitsgefühl der Deutschen gestärkt wird.

    (Beifall bei der FDP und bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Daß das mit dem Besuch verfolgte Ziel auch mit dem Gewinn an Status, Prestige und Stabilität der DDRFührung verbunden war, haben wir im Interesse der Menschen in beiden deutschen Staaten in Kauf genommen.
    Und so hat der Besuch die Chancen für die Fortsetzung des deutsch-deutschen Dialogs verbessert. Er ist ein Wechsel auf die Zukunft, den es jetzt einzulösen gilt.
    Der gute Wille der DDR steht auf dem Prüfstand. Sie hat jetzt den Vertrauensvorschuß zu rechtfertigen, den die Bundesregierung ihr entgegengebracht hat.

    (Beifall bei der FDP und bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Aber der Honecker-Besuch hat auch wieder einmal gezeigt, in welchem Spannungsfeld Deutschlandpolitik heute und in absehbarer Zukunft gestaltet werden muß. Sie bleibt eingebettet in eine Politik zwischen Washington und Moskau. Sie bedarf, um erfolgreich zu sein, der Unterstützung durch unsere westlichen Freunde und auf seiten der DDR der Absicherung durch die Sowjetunion.
    Das Ziel unserer Deutschlandpolitik bleibt, wie Egon Bahr schon 1970 anläßlich der Unterzeichnung des Moskauer Vertrages mit großer Klarheit und Bestimmtheit formuliert hat, „unverändert die staatliche Einheit und die freie Selbstbestimmung". „Der Versöhnung mit den Völkern des Westens kann" — so Egon Bahr damals — „eine Aussöhnung mit den Völkern des Ostens nur folgen, wenn dem deutschen Volk das Ziel seiner Einheit nicht versperrt wird. Anders würde an die Stelle des alten Mißtrauens ein neues gesetzt."
    Meine Damen und Herren, nichts ist für unsere Deutschland- und Berlinpolitik wichtiger als Standfestigkeit, Glaubwürdigkeit und Berechenbarkeit. Reden und Handeln müssen übereinstimmen, wenn unsere Politik ihre Durchsetzungsfähigkeit und Oberzeugungskraft behalten will.
    So war es nach unserer Meinung wenig überzeugend, wenn wir einerseits von Berlin als dem Prüfstein unserer Deutschlandpolitik sprechen und es andererseits nicht durchsetzen, daß Berlin in die Fortschritte bei der Entwicklung der innerdeutschen Beziehungen einbezogen wird.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Ich denke hier besonders an die von der DDR zugesagte Zwei-Tage-Besuchsregelung für Berliner.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD — Kittelmann [CDU/CSU]: Zugesagte und nicht gehaltene!)

    Was die künftigen Kontakte zwischen dem Bundestag und der Volkskammer angeht, so wäre die DDR gut beraten, wenn sie die dem jetzigen Bundestagspräsidenten zugesagte Regelung der Einbeziehung Berlins auch erfüllen würde, damit sie gegenüber dem Parlamentspräsidenten nicht wortbrüchig ist.

    (Beifall bei der FDP und bei Abgeordneten der CDU/CSU — Kittelmann [CDU/CSU]: Sehr wohl!)

    Meine Damen und Herren, der Honecker-Besuch, der als neue Öffnung in den deutsch-deutschen Beziehungen verstanden wird, wäre wahrlich auch Anlaß gewesen, die Rentner endgültig vom Zwangsumtausch zu befreien, der in der Abgrenzungsphase verhängt wurde und der mit 15 DM für die Rentner immer noch fortbesteht.
    Was gilt es nun klarzustellen, wenn wir Deutschlandpolitik aktiv gestalten wollen? Wohin wollen wir gehen? Deutschlandpolitik muß ihrem Anspruch, auch Menschenrechtspolitik für Deutsche in der DDR zu sein, gerecht werden. Dazu gehört, daß sie nicht nachläßt, den Zusammenhang zwischen Friedenssicherung und Verwirklichung der Menschenrechte darzustellen. Menschliche Begegnungen und Kontakte sowie spürbare Verbesserungen im Reiseverkehr bleiben für uns die zentralen Punkte der Beziehungen zur DDR.
    Die DDR ist aufgefordert, die im gemeinsamen Kommuniqué getroffenen Abreden gerade in diesem Bereich zügig umzusetzen.
    Aber auch die Bundesregierung muß gegenüber der DDR deutlich machen, wo unsere Prioritäten liegen und was es nunmehr zügig in Angriff zu nehmen gilt.
    Jubelposen aus innenpolitischen Gründen einzunehmen ist immer wieder verlockend. Aber nur, was der DDR konsequent abverlangt wird, ist an Zugeständnissen von ihr zu erreichen. Als fördernde Mitglieder unseres freiheitlichen Systems werden sich die Machthaber in Ost-Berlin nie verstehen.
    Deshalb verlangt unsere Durchsetzungskraft immer wieder nach jener Gemeinsamkeit, die wir im Jahre 1984 in so erfreulicher Weise zwischen SPD, CDU, CSU und FDP herstellen konnten.

    (Beifall bei der FDP und bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Im Moment habe ich allerdings den Eindruck, als liefe die Opposition manchmal vor der SED einher. Dabei kommen dann Überholmanöver zustande, die



    Hoppe
    für die Deutschlandpolitik nicht immer bekömmlich sind.

    (Zustimmung bei der FDP und der CDU/CSU)

    Um der Zementierung der Teilung erfolgreich entgegenzuwirken, müssen wir stärker als bisher die Europapolitik in unsere deutschlandpolitischen Überlegungen einbeziehen.

    (Beifall bei der FDP)

    Wenn wir die unnatürliche Teilung Deutschlands und Europas überwinden wollen, dann müssen wir die Elemente der gesamteuropäischen Zusammenarbeit wie den KSZE-Prozeß, die europäische Integration, Abrüstung und Rüstungskontrolle mit neuer Dynamik versehen.

    (Zustimmung bei der FDP)

    In diesem Sinne sollten wir bereit sein, unsere Deutschland- und Berlinpolitik gegenüber unseren westlichen Freunden und Verbündeten transparenter zu machen. Wir sollten ihre Ziele und Inhalte ihnen gegenüber, so meine ich, noch stärker verdeutlichen.
    Meine Damen und Herren, ich habe damit für die Freien Demokraten die Aufgaben, Bindungen und Chancen angesprochen. Das ist das ABC unserer Deutschlandpolitik. Wer es richtig buchstabiert, macht Deutschlandpolitik zur Friedenspolitik.

    (Beifall bei der FDP)

    Lassen Sie mich nun abschließend noch ein Wort zu Berlin sagen. Gerade für unsere Stadt hat das neue Denken, wie es Generalsekretär Gorbatschow proklamiert, nämlich die Wechselwirkung zwischen innen-und außenpolitischer Vertrauensbildung, eine besondere Bedeutung. Dabei bleibt es dann für uns besonders wichtig, was die Parteivorsitzenden von CDU/CSU, SPD und FDP am 19. Juni 1978 gemeinsam formuliert haben:
    Die Berlin-Frage ist untrennbar mit der deutschen Frage verknüpft. Bis zu deren Lösung bleibt Berlin Ausdruck und Sinnbild der als Folge des Zweiten Weltkrieges entstandenen Trennung der Deutschen und eine Aufforderung an alle politischen Kräfte, die Teilung auf friedlichem Wege zu überwinden.
    Meine Damen und Herren, wie lang dieser Weg sein wird, weiß niemand. Wir wissen aber, daß die deutsche Teilung wider den Sinn der Geschichte ist. Deshalb werden wir sie in einem friedlichen Europa überwinden.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)