Rede:
ID1101600400

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 7
    1. Das: 1
    2. Wort: 1
    3. hat: 1
    4. der: 1
    5. Abgeordnete: 1
    6. Dr.: 1
    7. Dregger.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 11/16 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 16. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 4. Juni 1987 Inhalt: Glückwünsche zum Geburtstag des Bundesministers Dr. Schneider 923 A Nachträgliche Überweisung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN — Schutz vor Pflanzenbehandlungsmitteln — (Drucksache 11/276) an den Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit 923 B Absetzung des Punktes 13 b von der Tagesordnung 923 B Erweiterung und Abwicklung der Tagesordnung 923 B Begrüßung des Präsidenten der irakischen Nationalversammlung und einer Delegation 942 B Begrüßung einer Delegation der Nationalversammlung der Republik Elfenbein . . 950 C Tagesordnungspunkt 2: Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung zu Fragen der Abrüstung und Rüstungskontrolle Dr. Kohl, Bundeskanzler 923 D Brandt SPD 928 C Dr. Dregger CDU/CSU 933 D Dr. Mechtersheimer GRÜNE 937 A Ronneburger FDP 939 D Voigt (Frankfurt) SPD 942B Dr. Waigel CDU/CSU 945 A Frau Fuchs (Verl) SPD 947 D Genscher, Bundesminister AA 950 C Frau Beer GRÜNE 954 C Horn SPD 956 D Dr. Wörner, Bundesminister BMVg . . . 958 D Namentliche Abstimmungen 962 C; 963 B; 963 C Scheu CDU/CSU (Erklärung nach § 31 GO) 962 D Ergebnis der namentlichen Abstimmungen 976A; 977C; 979 A Tagesordnungspunkt 3: Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Entschädigung für Strafverfolgungsmaßnahmen (Drucksache 11/281) 963 D Tagesordnungspunkt 4: Beratung des Antrags des Bundesministers der Finanzen Einwilligung in die Veräußerung eines bundeseigenen Grundstücks in München-Neuhausen gemäß § 64 Abs. 2 BHO (Drucksache 11/252) Weiss (München) GRÜNE 964 B Bohl CDU/CSU 964 C Vizepräsident Frau Renger 1039 C Zusatztagesordnungspunkt 5: Aktuelle Stunde betr. Verlautbarungen des Bundesministers des Innern über die Initiative „Sportler für den Frieden" Dr. Emmerlich SPD 980 C Gerster (Mainz) CDU/CSU 981 C Brauer GRÜNE 982 C Baum FDP 983 C Lambinus SPD 984 C Fellner CDU/CSU 985 B Wüppesahl GRÜNE 986 C Dr. Hirsch FDP 987 B II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 16. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 4. Juni 1987 Dr. Zimmermann, Bundesminister BMI . 988B Paterna SPD 989 C Dr. Olderog CDU/CSU 990 C Schmidt (Salzgitter) SPD 991 D Schwarz CDU/CSU 992 D Weirich CDU/CSU 994 A Tagesordnungspunkt 8: Wahl der vom Bundestag vorzuschlagenden Mitglieder des Verwaltungsrats der Deutschen Bundespost (Drucksachen 11/394, 11/410) 995 A Tagesordnungspunkt 9: Wahl der vom Bundestag vorzuschlagenden Mitglieder des Programmbeirats der Deutschen Bundespost (Drucksache 11/400) . . 995 B Tagesordnungspunkt 10: Wahl der vom Bundestag vorzuschlagenden Mitglieder des Kunstbeirats der Deutschen Bundespost (Drucksache 11/401) . . . 995 B Tagesordnungspunkt 11: Wahl der vom Bundestag zu entsendenden Mitglieder des Schuldenausschusses bei der Bundesschuldenverwaltung (Drucksache 11/393) 995 C Tagesordnungspunkt 12: Wahl der vom Bundestag zu bestimmenden Mitglieder des Kontrollausschusses beim Bundesausgleichsamt (Drucksache 11/415) . 995 C Tagesordnungspunkt 14: Beratung des Antrags der Fraktion der SPD Krise in der Eisen- und Stahlindustrie (Drucksache 11/123) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 1: Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN: Sicherung der Stahlstandorte und der Arbeitsplätze in der Stahlindustrie und in den Stahlregionen (Drucksache 11/398) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU und FDP: Lage der deutschen Stahlindustrie (Drucksache 11/402) Beckmann FDP 996 A Sieler (Amberg) SPD 997 D Dr. Lammert CDU/CSU 999 B Sellin GRÜNE 1002 B Dr. Bangemann, Bundesminister BMWi . 1004B; 1012 C Dr. Jens SPD 1006 D Dr. Jobst CDU/CSU 1008 D Dr. Jochimsen, Minister des Landes Nordrhein-Westfalen 1010B; 1014 C Dr. Blüm, Bundesminister BMA 1012 D Vizepräsident Cronenberg 1009 B Tagesordnungspunkt 13: Erste Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Beendigung der energiewirtschaftlichen Nutzung der Kernenergie und ihrer sicherheitstechnischen Behandlung in der Übergangszeit (Kernenergieabwicklungsgesetz) (Drucksache 11/13) Dr. Hauff SPD 1015 A Harries CDU/CSU 1017 D Frau Wollny GRÜNE 1020A Baum FDP 1022 C Dr. Töpfer, Bundesminister BMU . . . 1024 D Schäfer (Offenburg) SPD 1028 D Dr. Riedl, Parl. Staatssekretär BMWi . . 1032 A Gerstein CDU/CSU 1032 D Stiegler SPD 1034 B Beckmann FDP 1036B Fellner CDU/CSU 1037 D Tagesordnungspunkt 5: Beratung der Sammelübersichten 10 und 11 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen (Drucksachen 11/323 und 11/324) 1039 D Tagesordnungspunkt 6: Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 25 02 Titel 642 01 — Wohngeld nach dem Wohngeldgesetz — im Haushaltsjahr 1986 (Drucksachen 10/6821, 11/329) 1039 D Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 27 02 Titel 642 21 (Kosten aufgrund des Gesundheitsabkommens mit der DDR und Förderung des Besuchsreiseverkehrs) (Drucksachen 10/6766, 11/330) 1039 D Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 25 02 Titel 893 01 — Prämien nach dem Wohnungsbauprämiengesetz — im Haushaltsjahr 1986 (Drucksachen 10/6774, 11/331) 1040A Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Überplanmäßige Ausgaben bei Kapitel 11 13 Titel 656 04 — Zuschüsse zu den Beiträgen zur Rentenversicherung der in Werkstätten beschäftigten Behinderten (Drucksachen 10/6767, 11/332) 1040A Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 16. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 4. Juni 1987 III Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Überplanmäßige Ausgabe im Haushaltsjahr 1986 bei Kapitel 14 12 Titel 632 01 — Erstattungen von Verwaltungsausgaben an die Länder (Drucksachen 10/6778, 11/333) 1040B Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Überplanmäßige Ausgabe im Haushaltsjahr 1986 bei Kapitel 08 07 Titel 632 01 — Verwaltungskostenerstattung an Länder (Drucksachen 10/6777, 11/334) 1040B Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 06 08 Titel 531 22 — Unterrichtung der Öffentlichkeit über die Aufgaben der einmaligen Erhebungen (Drucksachen 11/30, 11/335) 1040B Tagesordnungspunkt 15: Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Enquete-Kommission „Strukturreform der gesetzlichen Krankenversicherung" (Drucksache 11/310) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 4: Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN: Enquete-Kommission „Strukturreform des Gesundheitswesens" (Drucksache 11/414) Egert SPD 1040 D Seehofer CDU/CSU 1041 D Frau Wilms-Kegel GRÜNE 1043 C Dr. Thomae FDP 1044 B Höpfinger, Parl. Staatssekretär BMA . . 1044 C Tagesordnungspunkt 7: Beratung der Beschlußempfehlungen des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung: Aufhebung der Immunität von Mitgliedern des Deutschen Bundestages (Drucksachen 11/347, 11/348, 11/349) 1045 D Tagesordnungspunkt 16: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP eingebrachten Entwurfs eines Achten Gesetzes zur Änderung des Abgeordnetengesetzes und des Sechsten Gesetzes zur Änderung des Europaabgeordnetengesetzes (Drucksache 11/388) Frau Roitzsch (Quickborn) CDU/CSU . 1046 B Frau Unruh GRÜNE 1046 D Frau Seiler-Albring FDP 1047 B Frau Traupe SPD 1048 B Tagesordnungspunkt 17: Beratung des Zwischenberichts der Enquete-Kommission „Einschätzung und Bewertung von Technikfolgen; Gestaltung von Rahmenbedingungen der technischen Entwicklung" gemäß Beschluß des Deutschen Bundestages vom 14. März 1985 — Drucksachen 10/2937, 10/3022 — (Drucksache 10/6801) Beratung des Antrags des Abgeordneten Wetzel und der Frakion DIE GRÜNEN: Gestaltung der technischen Entwicklung; Technikfolgen-Abschätzung und -Bewertung (Drucksache 11/220) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 3: Beratung des Antrags der Abgeordneten Lenzer, Maaß, Carstensen (Nordstrand), Dr. Kunz (Weiden) und der Fraktion der CDU/ CSU sowie der Abgeordneten Dr. -Ing. Laermann, Kohn, Timm, Neuhausen, Dr. Thomae und der Fraktion der FDP: Gestaltung der technischen Entwicklung; TechnikfolgenAbschätzung und -Bewertung (Drucksache 11/403) Beratung des Antrags der Abgeordneten Roth, Vosen, Heyenn, Frau Bulmahn, Catenhusen, Fischer (Homburg), Frau Ganseforth, Grunenberg, Lohmann (Witten), Nagel, Seidenthal, Vahlberg, Andres, Dreßler, Egert, Haack (Extertal), Kirschner, Peter (Kassel), Reimann, Schreiner, Frau Steinhauer, Urbaniak, Frau Weiler, von der Wiesche, Ibrügger, Dr. Vogel und der Fraktion der SPD: Gestaltung der technischen Entwicklung; Technikfolgenabschätzung und -bewertung (Drucksache 11/311) Wetzel GRÜNE 1049 C Lenzer CDU/CSU 1051 B Vahlberg SPD 1053 C Dr.-Ing. Laermann FDP 1056A Tagesordnungspunkt 18: Beratung des Berichts der Enquete-Kommission „Chancen und Risiken der Gentechnologie" gemäß Beschlüssen des Deutschen Bundestages — Drucksachen 10/1581, 10/ 1693 — (Drucksache 10/6775) Catenhusen SPD 1058A Seesing CDU/CSU 1060 A Frau Schmidt-Bott GRÜNE 1061 B Kohn FDP 1063 C Tagesordnungspunkt 1: Fragestunde — Drucksache 11/375 vom 29. Mai 1987 — Übermittlung der Glückwünsche von Ministerpräsident Strauß an den südafrikani- IV Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 16. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 4. Juni 1987 schen Präsidenten Botha in Übereinstimmung mit dem Bundeskanzler MdlAnfr 8, 82 29.05.87 Drs 11/375 Verheugen SPD StMin Stavenhagen BK 965 B ZusFr Verheugen SPD 965 C Novellierung des Rabattgesetzes; Ausnahmeregelung für bestimmte Gruppen MdlAnfr 39, 40 29.05.87 Drs 11/375 Urbaniak SPD Antw PStSekr Dr. Riedl BMWi 965 D ZusFr Urbaniak SPD 966 A Subventionen für das Airbus-Programm, aufgeteilt nach verlorenen Zuschüssen, Darlehen und Bürgschaften MdlAnfr 43 29.05.87 Drs 11/375 Grünbeck FDP Antw PStSekr Dr. Riedl BMWi 967 A ZusFr Grünbeck FDP 967 B ZusFr Müller (Pleisweiler) SPD 967 D ZusFr Fischer (Homburg) SPD 968 A Verhinderung des weiteren Ausbaus des französischen Kernkraftwerks Cattenom angesichts der in Frankreich für 1990 erwarteten Überkapazität von drei bis sieben 1 300 Megawatt-Kernkraftblöcken MdlAnfr 47 29.05.87 Drs 11/375 Schreiner SPD Antw PStSekr Dr. Riedl BMWi 968 C ZusFr Schreiner SPD 969 A ZusFr Müller (Wadern) CDU/CSU . . . 969B ZusFr Fischer (Homburg) SPD 969 C ZusFr Dr. Lippelt (Hannover) GRÜNE . 969 C ZusFr Weiss (München) GRÜNE 969 D Verstärkte Ausstattung von Schulen und Hochschulen mit Computern angesichts der gesundheitlichen Gefährdung durch Bildschirmterminals MdlAnfr 50, 51 29.05.87 Drs 11/375 Frau Hillerich GRÜNE Antw PStSekr Höpfinger BMA 970B ZusFr Frau Hillerich GRÜNE 970 C ZusFr Kuhlwein SPD 971 A ZusFr Frau Weyel SPD 971 B Entschließung des 90. Deutschen Ärztetages gegen den Export von in der Bundesrepublik verbotenen Medikamenten in Länder der Dritten Welt; Beteiligung deutscher PharmaUnternehmen; gesetzgeberische Maßnahmen MdlAnfr 54, 55 29.05.87 Drs 11/375 Schanz SPD Antw PStSekr Pfeifer BMJFFG 971 C ZusFr Schanz SPD 972A ZusFr Toetemeyer SPD 972B Rechtlicher Schutz von Bezeichnungen wie „bio", „öko" bei Lebensmitteln und Bedarfsgütern MdlAnfr 57, 58 29.05.87 Drs 11/375 Frau Weyel SPD Antw PStSekr Pfeifer BMJFFG 973 B ZusFr Frau Weyel SPD 973 C Renovierung der Übernachtungs- und Ruheräume der Bundesbahn MdlAnfr 59 29.05.87 Drs 11/375 Kohn FDP Antw PStSekr Dr. Schulte BMV 974 D ZusFr Kohn FDP 975 A Erhebung von Autobahngebühren für Autofahrer aus Ländern mit Straßenbenutzungsgebühren MdlAnfr 60 29.05.87 Drs 11/375 Dr. Abelein CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Schulte BMV 975 B ZusFr Dr. Abelein CDU/CSU 975 C Nächste Sitzung 1065 A Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 1066* A Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 16. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 4. Juni 1987 923 16. Sitzung Bonn, den 4. Juni 1987 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Frau Adler 4. 6. Dr. Ahrens * 5. 6. Amling 5. 6. Antretter * 5. 6. Frau Beck-Oberdorf 5. 6. Dr. Biedenkopf 5. 6. Frau Blunck * 5. 6. Böhm (Melsungen) * 5. 6. Bühler (Bruchsal) * 4. 6. Frau Conrad 5. 6. Eimer (Fürth) 5. 6. Engelhard 5. 6. Engelsberger 5. 6. Dr. Feldmann * 5. 6. Frau Fischer * 4. 6. Frau Dr. Hartenstein 5. 6. Dr. Hauchler 5. 6. Frau Hensel 5. 6. Hiller (Lübeck) 5. 6. Dr. Holtz * 5. 6. Irmer * 5. 6. Frau Karwatzki 4. 6. Kittelmann * 5. 6. Dr. Klejdzinski 4. 6. Kolbow 5. 6. Kreuzeder 5. 6. Lemmrich * 5. 6. Lenzer * 5. 6. Frau Luuk * 5. 6. Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Müller * 5. 6. Niegel * 5. 6. Frau Pack * 5. 6. Penner 5. 6. Pfeffermann 5. 6. Reddemann * 5. 6. Reuschenbach 5. 6. Dr. Rumpf * 5. 6. Frau Rust 5. 6. Schäfer (Mainz) 5. 6. Dr. Scheer * 5. 6. Schmidt (München) * 5. 6. Schmitz (Baesweiler) * 5. 6. von Schmude * 5. 6. Dr. Schwarz-Schilling 5. 6. Frau Simonis 5. 6. Dr. Soell * 5. 6. Dr. Sprung 5. 6. Dr. Stercken 4. 6. Stobbe 5. 6. Dr. Unland * 5. 6. Dr. Voigt (Northeim) 5. 6. Dr. Weng (Gerlingen) 4. 6. Wilz 4. 6. Wimmer (Neuss) 5. 6. Zierer * 5. 6. Zumkley 4. 6. Frau Zutt 5. 6. Zywietz * 5. 6. * für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Willy Brandt


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Das politische Leben in der Demokratie besteht gewiß nicht allein — ich denke, darin stimmen wir überein — aus dem Streit der Meinungen. Zu ihm gehört auch die Fähigkeit, feststellen zu können, und die Bereitschaft, feststellen zu wollen, worüber nicht oder nicht mehr gestritten werden muß. Dies ist dann um so mehr angezeigt, wenn über Fragen lebenswichtiger, überlebenswichtiger nationaler Interessen zu entscheiden ist.
    Wir Sozialdemokraten unterstützen diejenigen in Koalition und Regierung, die für eine doppelte NullLösung bei den nuklearen Mittelstreckenraketen ohne Wenn und Aber eintreten.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN)

    Wir sind an der Seite derer, die es den beiden Weltmächten nicht schwerer machen, sondern ihnen, soweit wir es können, helfen wollen, noch in diesem Jahr zu einer Vereinbarung zu kommen. Ein erster Vertragsentwurf für die Mittelstreckenraketen über 1 000 km Reichweite liegt in Genf auf dem Tisch. Ich beurteile auch die gemeinsame Anregung der deutschen Friedensforschungsinstitute positiv, möglichst bald eine dritte Null-Lösung für die nuklearen Kurzstreckenwaffen anzupeilen, d. h. für die über 150 km, weil die anderen ja logischerweise mit der konventionellen Rüstung gemeinsam zu verhandeln sind.

    (Beifall bei der SPD und der Abg. Frau Unruh [GRÜNE])

    Wir sollten in der Tat, Herr Bundeskanzler, die Weltmächte dringend ersuchen, ihre Bemühungen um eine erstmal, sage ich, 50%ige Reduzierung der interkontinentalen Zerstörungsmaschinen des strategischen Offensivpotentials, wie der Bundeskanzler sagt, nicht erlahmen zu lassen, sondern auch hierüber



    Brandt
    bald zu einem Abkommen zu gelangen, was wohl nur möglich sein wird, wenn sie sich darüber verständigen, welche den Weltraum betreffenden Tests erlaubt sein sollen und welche nicht.
    Wir stimmen dem Bundeskanzler zu, daß die Nuklearrüstung nicht isoliert zu sehen ist, sonden daß der weiteren Sicherung des Friedens wegen konventionelle Stabilität, und zwar auf möglichst niedrigem Niveau, zwischen Ost und West in Europa angestrebt werden muß. Ich bediene mich der gängigen Ausdrucksweise nicht ohne Unbehagen, denn die gängige Bezeichnung — das klang auch in der Regierungserklärung an — „konventionell" darf ja wirklich nicht verniedlichend verstanden werden.

    (Beifall bei der SPD — Zustimmung des Abg. Rühe [CDU/CSU])

    Selbstverständlich stimmen wir darin überein, daß die deutsche und die europäische Politik jeden möglichen Einfluß geltend zu machen hat, damit die Verhandlungen über eine weltweite Ächtung der chemischen Waffen bald zum Erfolg führen.
    Herr Bundeskanzler, bei uns rennen Sie offene Türen ein mit dem, was Sie eben darüber gesagt haben, daß es ein Vorteil für die Außen- und Sicherheitspolitik ist, wenn sie sich auf ein grundlegendes Einvernehmen zwischen den sonst miteinander konkurrierenden Parteien stützen kann, und daß innenpolitische Sonderinteressen dabei nicht überhandnehmen dürfen; und nicht zuletzt, daß wir einander in der Tat den guten Willen nicht absprechen sollten. Ich habe das auch schon anders gehört.

    (Beifall bei der SPD und der Abg. Frau Unruh [GRÜNE] — Dr. Bötsch [CDU/CSU]: Bei euch! „Nicht friedensfähig" hat es geheißen!)

    Was heute dazu erklärt worden ist, ist von uns nicht überhört worden und wird weiterwirken können, wenn es nicht bei einer Schwalbe bleibt, die bekanntlich noch keinen Sommer macht.

    (Beifall bei der SPD)

    Es ist nicht wenig, von dem ich hier ausgegangen bin.
    Unser Verständnis davon, daß für uns ein Weg außerhalb des Atlantischen Bündnisses nicht akzeptabel ist, kommt hinzu, ebenso die Überzeugung, daß es eine gute deutsche Zukunft ohne oder gar gegen Europa nicht gibt und daß dabei die Weiterentwicklung der deutsch-französischen Partnerschaft, der deutsch-französischen Entente in der Tat eine besondere Rolle zu spielen haben wird. Ich beziehe mich insofern ausdrücklich auf das, was die Kollegen Ehmke im März und Egon Bahr im vorigen Monat hier von dieser Stelle aus über die Selbstbehauptung Europas gesagt haben.
    Nun muß ich allerdings hinzufügen: Ich hätte, wir hätten gewünscht, daß die Einigkeit zum konkreten Thema Doppel-Null — und darum sollte es ja heute gehen — , daß die Übereinstimmung in dieser konkreten Frage größer wäre, als sie ist.
    Gewiß, was die Koalition am Montag aushandelte und
    was heute als Standpunkt der Regierung vorgetragen
    worden ist, das ist nicht ganz so mager wie die Regierungserklärung vom 7. Mai — das muß ich zugeben —;

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: Vom 18. März war die!)

    denn das war vor vier Wochen nicht mehr als das Aufschieben einer fälligen Entscheidung, ein Aufschieben mit der Gefahr zunehmender Isolierung und damit des Verzichts auf Einflußnahme auf einen Prozeß, der gerade für uns in Deutschland von vitaler Bedeutung ist.
    Wir sehen es so: Durch eine europäische NullLösung bei den Mittelstreckenraketen wäre das strategische Verhältnis zwischen den Weltmächten, den Supermächten, nicht unmittelbar berührt. Aber erstmals in der Geschichte der neueren Ost-West-Beziehungen würden Waffen, die mit großem Aufwand entwickelt, produziert und stationiert wurden, als Ergebnis eines Abkommens wieder abgezogen und verschrottet werden. Die Politik hätte dann in einem wichtigen Bereich wieder die Oberhand gewonnen über rein militärisches Kalkül.

    (Beifall bei der SPD)

    Das wäre nicht weniger als ein Sieg der Vernunft über die Eigendynamik der Rüstung.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    Ich sprach von Gefahren der Isolierung. Diese Gefahr mag reduziert worden sein, überwunden ist sie, fürchte ich, noch nicht. Das hängt damit zusammen, daß die Koalitionsvereinbarung vom Montag bzw. das, was von ihr in die heutige Regierungserklärung eingegangen ist, eben doch in Teilen einen Formelkompromiß darstellt, den die einen so und die anderen anders auslegen. Die — wie habe ich das gelesen? —„kakophone Dissonanz" , von der der bayerische Ministerpräsident und CSU-Vorsitzende sprach, hatte sich in diesen Tagen ganz schön munter weiterentfaltet.
    Die Freien Demokraten sagen deutlicher als andere, deutlicher jedenfalls als ein großer Teil der Kollegen der größten Regierungsfraktion, sei seien für ein Ja zur doppelten Null-Lösung. Sie sagen auch — und dem kann ich nur beipflichten — : Von einer Abkoppelung von den Vereinigten Staaten könne keine Rede sein.
    Der Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion dieses Hauses betonte am Dienstag, von Doppel-Null könne man nicht reden. Und in der Fraktion scheint es bei Ihnen ganz munter zugegangen zu sein. Nun weiß ich natürlich: Es stimmt nicht alles, was in der „Frankfurter Allgemeinen " steht — das kann ich nun wirklich selbst bestätigen —,

    (Heiterkeit und Beifall bei der SPD — Seiters [CDU/CSU]: Die Fraktion ist hervorragend!)

    aber alles, was auf Seite eins und auf Seite zwei gestern über Ihre Fraktionssitzung zu lesen war, kann ja auch nicht aus den Fingern gesogen sein. Also, es wird schon was dran sein.



    Brandt
    Der Bundeskanzler läßt sich vor dem Hintergrund, den ich eben andeutete, so vorsichtig ein, wie wir es von ihm schon lange nicht mehr gewohnt waren.

    (Heiterkeit bei der SPD)

    Die einen sagen, das Herauslassen der deutschen Pershing-I-a-Raketen, 72 an der Zahl, könne einem Abkommen gar nicht im Wege stehen, weil die nuklearen Sprengköpfe ohnehin nicht der Bundeswehr gehören. Sie befinden sich, wie wir wissen, in amerikanischem Gewahrsam, und eingesetzt werden könnten sie nur auf Befehl des Präsidenten der USA. Also: Was aus den nuklearen Sprengköpfen wird und wie sie in ein Abkommen zwischen den Weltmächten einbezogen werden, entscheiden die Vereinigten Staaten.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Ich fand folgendes ganz interessant: Als ich gestern nachmittag nach Hause fuhr, bekam ich die Meldung aus dem Stuttgarter Landtag in die Hand, daß jedenfalls nicht in Übereinstimmung mit dem Fraktionsvorsitzenden der CDU/CSU hier, wohl aber, wie er sagte, in Übereinstimmung mit dem Bundeskanzler der baden-württembergische Ministerpräsident und einer der stellvertretenden Vorsitzenden der CDU im Landtag zu Stuttgart gesagt hat, die Null-Lösung werde auch an den 72 deutschen Pershing-I-a-Raketen nicht scheitern,

    (Beifall bei der SPD — Dr. Vogel [SPD]: Sehr gut!)

    notfalls, so lese ich, müsse die doppelte Null-Lösung ohne Junktim vereinbart werden.

    (Beifall bei der SPD)

    Ich habe von den einen gesprochen, ich komme jetzt zu den anderen: Die anderen meinen, die Bundesregierung könne oder sogar solle dafür sorgen, daß die eben erwähnten Atomwaffen bei einem Abkommen der beiden Großen außen vorbleiben. Sie meinen weiter, wenn ich es recht verstehe, die Modernisierung dieser Waffensysteme dürfe auf keinen Fall in Frage gestellt werden. Ich darf Ihnen im Namen meiner politischen Freunde sagen — wenn ich „Freunde" sage, meine ich die Freundinnen immer mit —

    (Heiterkeit bei allen Fraktionen)

    und im Namen vieler anderer in der deutschen Öffentlichkeit, die an diesem Vorgang, wie wir wissen, stark Anteil nehmen: Sollte hier eine Position aufgebaut werden, die es den Weltmächten erschweren oder gar unmöglich machen würde, ein im übrigen zwischen ihnen mögliches Abkommen unter Dach und Fach zu bringen, dann würde dies unseren eindeutigen Widerstand hervorrufen.

    (Beifall bei der SPD und der Abg. Frau Unruh [GRÜNE])

    Sollte es der Regierung darum gehen, dem Abrüstungsprozeß etwas hinzuzufügen, was man im Neudeutschen ein Momentum nennt, würden wir zwar nicht das Verfahren, wohl aber die Sache unterstützen.

    (Dr. Ehmke [Bonn] [SPD]: Was meint der Bundeskanzler damit?)

    Nun hört man schon aus Washington, Herr Bundeskanzler, Ihre Position zu Pershing I a diene der Gesichtswahrung. Sie haben in der Regierungserklärung heute morgen eine sehr vorsichtige Formulierung gewählt, die Ihnen das nächste Einschwenken nicht zu schwer machen würde.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Daß man in Amerika mit einem nächsten Einschwenken der Bundesregierung schon rechnet, kann kaum überraschen. Wir hätten in diesem Fall auch nichts dagegen.

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: Sie schwenken schon vorher!)

    Wenn man den Amerikanern vorführen will, was Eigenständigkeit bedeutet und bedeuten kann, dann machen Sie das bitte bei dazu passenden Gelegenheiten, und an denen mangelt es nicht. Auch bitte aufpassen bei einem eben doch latenten, auch in der Geschichte leicht festzumachenden Antiamerikanismus eines nicht geringen Teils der deutschen Rechten.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN)

    Was die Restbestände, Herr Bundeskanzler, je hundert bei den Mittelstreckenraketen größerer Reichweite, die, wie Sie meinen, möglicherweise verbleibenden je hundert Waffensysteme dieser Art angeht, so kann ich die Einlassung der Regierung hierzu gut verstehen, aber sie wird wohl selbst nicht geneigt sein, ihren Einfluß zu überschätzen, was das Verhältnis zwischen den beiden Weltmächten in dieser Hinsicht angeht.

    (Dr. Vogel [SPD]: Das habt ihr wohl gelernt in den letzten vier Wochen!)

    Die SPD, für die ich spreche, hat immer gewollt, daß es zwischen Ost und West zum Rüstungsabbau überhaupt und zur nuklearen Abrüstung im besonderen kommt.

    (Beifall bei der SPD)

    Die Bundesregierung hat sich ein Stück bewegt, aber mehrheitlich, wie es mir scheint, mehr aus Sorge denn aus Einsicht. Ich fürchte jedoch, der Schaden, der in den letzten Wochen angerichtet worden ist — ich will nicht auf die Reiserei im einzelnen noch einmal eingehen — , was Einfluß und Gewicht unserer Außenpolitik angeht, ist mit der heutigen Regierungserklärung noch nicht behoben.
    Lassen Sie mich jedenfalls mit jedem möglichen Nachdruck sagen: Für alle bisherigen Bundesregierungen hat gegolten, daß sie den Besitz oder die Verfügungsgewalt über Atomwaffen nicht anstreben.

    (Beifall bei der SPD, den GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)

    Man gab sie uns nicht, und wir wollten sie nicht, und dabei muß es bleiben.

    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)

    Um so besser, Herr Bundeskanzler — ich habe es auch
    nicht bezweifelt — , daß auch das ein Stück gemeinsamer Haltung ist. Besser wäre es noch, wenn wir dar-



    Brandt
    über hinaus einig wären, erstens, daß Doppel-Null aus allgemeinen Gründen und wegen eines zusätzlichen starken nationalen Interesses ohne Wenn und Aber zu unterstützen ist,

    (Rühe [CDU/CSU] : Mit Brandmauer!)

    und zweitens, daß eine Politik des Rüstungsabbaus zwischen Ost und West mit allen vernünftigen Mitteln, zumal durch eigene Vorschläge und nicht nur durch das Reagieren auf die Vorschläge anderer, durch die Bundesrepublik Deutschland zu fördern ist.

    (Beifall bei der SPD)

    Diese Überzeugung, die damit verbundene Unruhe hat am vergangenen Freitag eine große Zahl von Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens hier in Bonn zusammengeführt, die ich eingeladen hatte; nicht zuletzt Persönlichkeiten aus dem kulturellen und wissenschaftlichen Leben. In dem dort gemeinsam unterzeichneten Aufruf heißt es:
    Wir sind nicht länger überzeugt von der Tragfähigheit der Abschreckungstaktiken. Sie ist trügerisch, die tödliche Entschlossenheit, die ihre Verfechter vorspiegeln, unglaubwürdig. Nicht auf die Androhung des nationalen Selbstmordes dürfen wir setzen, sondern auf die Vereinbarung gemeinsamer und gleicher Sicherheit.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der FDP)

    Das Thema stößt auf ein wirklich sehr waches und lebhaftes Interesse. Ich habe das gestern morgen gemerkt, als mir 80 Listen mit 80 000 Unterschriften auf den Tisch kamen. Da sind örtliche Organisationen meiner Partei dabei, die Bürger zu bitten, sich auch durch ihre Unterschrift für das Doppel-Null ohne Wenn und Aber einzusetzen.

    (Beifall bei der SPD — Rühe [CDU/CSU]: Das heißt mit Brandmauer!)

    Ich bin ganz sicher, daß, wenn mein Freund HansJochen Vogel neben anderen auf der Kundgebung der Friedensbewegung am 13. Juni 1987 sprechen wird, dann dies dort — von vielen unterstützt, nicht nur interessiert verfolgt — stark zum Ausdruck kommen wird.

    (Beifall bei der SPD)

    Meine Damen und Herren, es ist ja über unser Land hinaus so, daß sich neben Kirchenführern nicht zuletzt Naturwissenschaftler und jetzt in immer mehr zunehmendem Maße Ärzte engagiert haben und engagieren, wenn es um das Sich-Auflehnen gegen die Atomgefahren geht. Der 7. Weltkongreß der „Ärzte gegen den Atomtod" hat aus der Erfahrung der Mediziner im Osten und Westen, im Norden und Süden am vergangenen Wochenende in der sowjetischen Hauptstadt getagt. Voriges Jahr waren die hier in Köln. Das Jahr davor habe ich zu ihnen in Budapest gesprochen. Auch Präsident Reagan hat jenem großen internationalen Ärztekongreß in Moskau ein Telegramm geschickt, das nicht bloß einen Gruß enthielt. Die Bundesregierung hat nichts von sich hören lassen, vermutlich weil ihr die ganze Richtung nicht paßt oder weil sie jetzt nicht von dem abrücken will, was sehr ungerecht zur Verleumdung dieser internationalen
    Organisation im vergangenen Jahr von jemand in Gang gesetzt worden war,

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    der der Bundesregierung nicht fernsteht. Für die deutschen Sozialdemokraten möchte ich die internationale Organisation der Ärzte wie ihren Kongreß beglückwünschen, und zwar zu den Ergebnissen wie zu den Empfehlungen, die sie erreicht haben.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN)

    Was, meine Damen und Herren, die von mir genannten Gemeinsamkeiten begrenzter sein läßt, als es zu wünschen wäre, ist die Tatsache, daß wir mit einer erheblichen Zahl der Kollegen aus der Mehrheitsfraktion — der Fraktion der Unionsparteien — in der Beurteilung der Weltlage, der europäischen Lage, der realen Chancen der Friedenssicherung und Zusammenarbeit nicht übereinstimmen. Während wir weitreichende Veränderungen befriedigt, manchmal auch verwundert, gebe ich zu, zur Kenntnis nehmen, stellen wir mit Bedauern fest, daß nicht wenige innerhalb des Regierungslagers in einem, wie wir es empfinden, sterilen Feindbilddenken verharren.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    Es ist nicht Rechthaberei, wenn ich sage, daß manche der Kollegen eben immer noch nicht nachvollzogen haben, was unsere Entspannungspolitik bedeutete und was durch sie in diesem Teil der Welt verändert worden ist. Dies hat ja dann auch zu den bekannten Fehleinschätzungen geführt. Gewisse Vorschläge wurden, wie man weiß, verbal unterstützt oder gar mitformuliert in der stillen, aber sicheren Hoffnung, die sowjetische Führung werde sie nie annehmen.

    (Sehr wahr! bei der SPD)

    Da hat man sich dann verheddert — wie bei der bekannten und im übrigen richtigen Formel eines Generalinspekteurs, von dem ja der Satz stammt: Je kürzer die Reichweiten, um so deutscher die Wirkung. Das kann ja nicht bestritten werden.
    Diese Einsicht, meine verehrten Kolleginnen und Kollegen, hätte der Logik entsprechend doch wohl dazu führen müssen, daß Sie die kürzeren Reichweiten eher hätten wegverhandeln müssen

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: Ja!)

    und eher die längeren hätten behalten wollen. Das Umgekehrte ist geschehen. Sie haben der Beseitigung der längeren zugestimmt und wollten die Beseitigung der kürzeren verhindern; das ergibt doch keinen Sinn.

    (Beifall bei der SPD — Lebhafter Widerspruch bei der CDU/CSU — Dr. Dregger [CDU/CSU]: Das ist falsch! Im Gegenteil!)

    Was die kurzen Reichweiten und die Gefechtsfeldwaffen angeht, meine Damen und Herren, haben Sie es bisher nicht geschafft, deren Beseitigung wenigstens als Ziel deutlich genug zu formulieren.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    Apropos Fehleinschätzungen: Ich möchte aus gegebenem Anlaß eine Bemerkung dazu machen, ob es nicht zu denken gibt, wie der perfektionistische



    Brandt
    Gigantismus der Sicherheitsapparate gelegentlich vorgeführt wird, so daß die Menschen merken, der König im Sinne von H. C. Andersen hat wirklich manchmal keine Kleider an.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Am Wochenende las ich wie viele von uns in der „International Herald Tribune" — es gibt manches, was man in der deutschen Presse nicht gleich liest; ob man nun übereinstimmt oder nicht — den Artikel eines deutschen Journalisten, der sich in Militärfragen auskennt. Er sprach die Warnung aus, Dinge auf Flugzeuge zu verlegen; denn auf Flugzeuge verlagertes Nuklearpotential müsse als sehr problematisch angesehen werden, weil das Gebiet des Warschauer Pakts das tödlichste Luftverteidigungsgebiet der Welt sei. Das habe ich da gelesen.
    Das traf mit der Tatsache zusammen, daß ich gerade vorher wie viele — nicht nur in diesem Saal, sondern in unserem Land — gelesen hatte, was dieser junge Mann auf seinem Fünfstundenflug von Helsinki nach Moskau hinter sich gebracht hat. Hinzu kamen die Bilder von seiner kühn-gefährlichen Landung auf dem Roten Platz.
    Ich will nicht den Leichtsinn des jungen Landsmannes rühmen, und ich hoffe sehr, daß man ihn trotzdem bald nach Hause kommen läßt.

    (Beifall bei allen Fraktionen)

    Aber den Respekt vor einer etwas verrückten, aber doch imponierenden sportlichen Leistung, diesen Respekt kann ich nicht unterdrücken; er muß wohl auch erlaubt sein.

    (Heiterkeit und vereinzelt Beifall)

    Jedenfalls, meine Damen und Herren, befriedigt mich nicht, wie rasch sich aus einem solchen Anlaß die militärischen und zivilen Chefs beider Seiten einig sind, wie rasch sie sich zu Wort melden, um übereinstimmend zu erzählen, was die Disziplin gebietet, daß Unregelmäßigkeiten von Übel sind und überhaupt, daß nicht sein darf, was nicht in Reglements vorgesehen ist.

    (Heiterkeit)

    Ich weiß ja auch, daß das nicht geht, was der Mathias Rust unternommen hat. Ich kann es wirklich nicht zur Nachahmung empfehlen. Aber interessant ist es doch, daß es immer wieder Menschen gibt, die die Routine durchbrechen und sich nicht zum bloßen Anhängsel technischer Apparate machen lassen. Das haben wir in anderen Zusammenhängen auch schon gesehen. Ich will jetzt dafür keine Beispiele nennen, denn dann könnte man doch annehmen, ich rege zu etwas an.

    (Heiterkeit bei der SPD)

    Ich will doch noch hinzufügen, meine Damen und Herren: Es wäre sicher eine grobe Fehleinschätzung, die Russen für so ungefährlich zu halten, wie es dem Cessna-Flieger und einigen seiner Beifallspender in der vorigen Woche erschienen sein mag.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)

    Ich kehre zur Regierungserklärung zurück, wenn ich es darf, und sage: In gewisser Hinsicht ist das doch eine interessante Premiere. Ich kann mich an einen vergleichbaren Vorgang nicht erinnern. Die einfache Null-Lösung war ein Ost-West-Vorschlag. Dem kann man also relativ leicht zustimmen. Die doppelte NullLösung ist ein Vorschlag Gorbatschows. Daß man ihn zu verhindern sucht, kann ich zur Not verstehen. Aber daß die Kolleginnen und Kollegen letztendlich einem sowjetischen Abrüstungsvorschlag im wesentlichen zustimmen, und zwar zum erstenmal, das verdient festgehalten zu werden. Man darf auf die Fortsetzung gespannt sein.
    Die Regierungserklärung ist — wenn ich es so offen sagen darf — nicht ganz auf der Höhe der Situation,

    (Heiterkeit und Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN)

    aber ich habe wohl gehört, was dort doch interessiert registriert worden ist, auch im Blick auf die Ost-Berliner Warschauer-Pakt-Texte aus der zurückliegenden Woche. Das ist wichtig; das verdient weiter geprüft zu werden, und zwar in bezug auf den Abbau der Überlegenheiten, die engmaschige Kontrolle, die konventionelle Abrüstung und die Besprechungen der Strategiedoktrin — wie man drüben sagt — der beiden Bündnisse mit dem Ziel ihrer reinen Verteidigungsfähigkeit. Das muß wirklich geprüft und gründlich erörtert werden, mit den Verbündeten und auch mit denen, von denen die Vorschläge kommen. Ich hätte es ja nicht für schlecht gehalten, Herr Bundeskanzler, wenn man zusätzlich auch noch auf das eingegangen wäre, was die Herren Honecker, Husak und Jaruzelski in den letzten Wochen gesagt haben.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN)

    Es wäre gut, wenn man auch dazu sagen könnte: Das, was sie in die europäische Diskussion eingeführt haben, verdient sorgfältige und konstruktive Prüfung.
    Wir begrüßen natürlich — wenn ich das in diesem Zusammenhang sagen darf — die Möglichkeit, daß mit dem Staatsratsvorsitzenden der DDR auch persönlich über diese Dinge geredet werden kann, wenn er nach der Sommerpause zu uns in die Bundesrepublik kommt. Es ist ja weiß Gott auch und gerade unser Interesse, konventionelle Nichtangriffsfähigkeit strukturell zuerst in Zentraleuropa herzustellen.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN)

    Nun kann ich mich an manches Lachen oder Lächeln erinnern, das es in den vergangenen Jahren gab, wenn vom „Korridor" die Rede war. Ich will einmal sagen: Das Lachen oder Lächeln könnte manchem jetzt leicht vergehen, denn es liegt doch folgendes auf der Hand:
    Erstens. Wenn sich das mit den Verhandlungen über eine weltweite Ächtung der chemischen Waffen noch hinzieht, spricht doch alles dafür, dort anzufangen, wo das verdammte Zeug liegt, nämlich in den beiden deutschen Staaten.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)




    Brandt
    Es spricht alles dafür, das Zeug herauszuverhandeln, und es spricht doch auch alles dafür, gerade in bezug auf die Raketen mit den ganz kurzen Reichweiten diesen Anfang zu machen, den ein atomwaffenfreier Korridor in unserem Teil Europas bedeuten würde. Das wirft dann natürlich, wie die Fachleute besser wissen als ich, eine Menge Fragen auf, etwa — das hat sich bei den Erörterungen gezeigt — bezüglich der Doppelverwendungsfähigkeit der Haubitzen. Dann kann man — deshalb vorhin mein Hinweis — das Nukleare und das Konventionelle in diesem Bereich gar nicht mehr voneinander trennen.
    Jedenfalls hat die Zeit begonnen, in der wir die Chance haben, ein neues Blatt in der Geschichte Europas aufzuschlagen, die zweite Phase der Entspannungspolitik endlich zu realisieren, nämlich die militärische Konfrontation durch den friedlichen Wettstreit und die Zusammenarbeit zu ersetzen. Dazu braucht man deutsche Vorschläge, nicht nur das Warten auf sowjetische Wortlaute,

    (Beifall bei der SPD)

    die man dann zum Schluß — wenn ich insoweit auf den Zusammenhang zwischen dem 7. Mai und heute hinweisen darf — doch nicht abwartet.
    Das Thema „Stabilität und Frieden durch Abrüstung" darf nicht zum Monopol des Ostens werden.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN)

    Wir müssen dahin kommen, daß der Osten wieder einmal auf unsere Vorschläge zu antworten hat, wie das zwischen 1970 und 1972 der Fall war.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN — Widerspruch bei der CDU/CSU — Zuruf von der CDU/CSU: Das Gegenteil war der Fall!)

    Ich möchte gern, daß wir uns darüber auseinandersetzen, wie die Vorschläge der eigenen Regierung so gestaltet werden können, daß sie konkret, mutig und so umfassend wie möglich sind.
    Nun ist es wohl unvermeidlich, daß die Regierung zeigen will, wie hübsch sie ist. Das haben Regierungen so an sich; das weiß ich auch. Es ist eigentlich immer so, daß sie sich möglichst vorteilhaft darstellen wollen, daß sie zeigen wollen, wie vorausschauend, wie weise, wie aktiv und vor allem wie erfolgreich sie sind. Ich will auch gar nicht bestreiten, daß Sie sich nach Maßgabe Ihrer Fähigkeiten bemühen, aber befriedigen kann das alles noch nicht. Wenn es zur doppelten Null-Lösung kommt, dann nicht wegen dieser Regierung, sondern trotz dieser Regierung.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    Nun kommen Sie bei solchen Gelegenheiten immer mit dem Nachrüstungsbeschluß, als ob Sie den auch noch als Geburtshelfer einer neuen sowjetischen Führung und Politik in Anspruch nehmen könnten. Das ist zu kurz gedacht.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN) Aber das würde interessante Fragen auslösen.

    Lassen Sie mich nur sagen: Was immer Sie sonst über uns meinen, Herr Bundeskanzler und meine
    Damen und Herren, Sie sollten bitte zur Kenntnis nehmen, daß einigen von uns der Zusammenhang zwischen politischer und militärischer Entspannung vor Jahr und Tag bewußt war und daß wir ihn gegen viel Unverstand, auch gegenüber viel Feindseligkeit, die ich aber nicht nachtrage, mit konzipiert haben. Es ist zwar leichter geworden, aber immer noch nicht wirklich leicht. Aber es hilft nicht, wo Sicherheit nicht mehr gegeneinander rüstet, sondern nur noch miteinander vereinbart werden kann, ist ein Umdenken notwendig, das mit uralten Traditionen bricht.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN)

    Wir haben dieses Umdenken mit angestoßen und werden zu seinen wichtigsten Trägern in der Bundesrepublik Deutschland gehören. Gemeinsame Sicherheit mit dem Ziel einer europäischen Friedensordnung liegt im Interesse aller Deutschen, aller Europäer, aber auch im Interesse der Völker der Dritten Welt, denen das Wettrüsten jede Hoffnung nimmt, Verschuldung und Elend zu überwinden.
    Ich danke für die Aufmerksamkeit.

    (Anhaltender Beifall bei der SPD — Beifall bei den GRÜNEN)



Rede von Dr. Philipp Jenninger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat der Abgeordnete Dr. Dregger.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Alfred Dregger


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion stimmt der Regierungserklärung — ich möchte sagen: der eindrucksvollen Regierungserklärung

    (Lachen bei der SPD und den GRÜNEN)

    — Sie sollten zuhören; dann würden Sie mein Urteil bestätigen — zu und unterstützt sie durch eine Entschließung, die sie gemeinsam mit der FDP dem Hause vorlegt.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Um mich zunächst Ihnen, Herr Kollege Brandt zuzuwenden: Ich sehe nicht, daß es in dem Wunsch nach Abrüstung in diesem Hause irgendwelche Unterschiede gibt.

    (Frau Fuchs [Verl] [SPD]: Ich doch!)

    Wir alle wollen das Übermaß an Waffen beseitigt sehen, nicht zuletzt in Deutschland, durch dessen Mitte die Militärgrenze zwischen Ost und West verläuft.
    Ich begrüße es, daß Sie den Wunsch des Bundeskanzlers nach mehr Gemeinsamkeit am Schluß seiner Erklärung ebenfalls zum Ausdruck gebracht haben. Ich freue mich über diese Gemeinsamkeit und unterstreiche sie.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP und bei Abgeordneten der SPD)

    Was uns unterscheidet, meine Damen und Herren der Opposition, ist etwas anderes. Es ist unser Wunsch, Abrüstung und Sicherheit miteinander zu verknüpfen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)




    Dr. Dregger
    Dieser zweite, im Grunde wichtigere Gesichtspunkt — der Bundeskanzler hat mit Nachdruck darauf hingewiesen — findet bei Ihnen, meine Damen und Herren von der Opposition, kaum einen Niederschlag. Das ist ein schwerer, nicht zu verantwortender Fehler der Opposition, meine Damen und Herren.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Denn unser Ziel ist natürlich Frieden und Freiheit. Was heißt das? Frieden heißt Sicherheit vor Krieg, und Freiheit heißt Sicherheit vor militärischer Erpressung.
    Gerade das letztere ist von Bedeutung. Es gibt zur Zeit in Europa keine Kriegsgefahr — Gott sei Dank —, aber es darf auch keine Lage entstehen — auch durch Abrüstung nicht — , in der eine Großmacht von uns ein bestimmtes politisches Verhalten gegen unseren Willen erzwingen kann.

    (Sehr wahr! bei der CDU/CSU)

    Reykjavik hat — übrigens gegen die Erwartungen der SPD; ich erinnere an das Wort des Kollegen Ehmke vom schwarzen Sonntag —

    (Dr.-Ing. Kansy [CDU/CSU]: Schwarzer Ehmke!)

    einen Abrüstungsprozeß in Gang gesetzt, den wir begrüßen. Ohne uns, ohne die Festigkeit von CDU/ CSU und FDP in der Nachrüstung — Sie, meine Damen und Herren der Opposition, standen damals gegen uns — wäre dieser Abrüstungsprozeß nicht in Gang gekommen. Das ist, Herr Kollege Brandt, keine Legende, sondern eine Wahrheit, was außer von Ihnen in diesem Hause von niemandem bestritten wird. Wir haben daher Anlaß, Sie, Herr Bundeskanzler, zu einer Politik zu beglückwünschen, die den jetzt in Gang gekommenen Abrüstungsprozeß möglich gemacht hat.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Dr. Vogel [SPD]: Das versteht außer Ihnen auch keiner! — Weiterer Zuruf von der SPD: Gibt es solche Heuchelei?)

    Dieses Verdienst diese Leistung der Bundesregierung und der Koalition geben Ihnen, Herr Bundeskanzler, uns und dem deutschen Volk das Recht zu verlangen, daß bei der Durchführung der Abrüstung auch unsere legitimen deutschen Sicherheitsinteressen beachtet werden. Ob und in welchem Umfang das geschieht, kann heute noch nicht abschließend beurteilt werden. Der Abrüstungsprozeß hat ja erst begonnen, und sein Ende und seine Ergebnisse sind nicht absehbar. Das bedeutet, daß heute unter dem Sicherheitsaspekt auch nur eine Zwischenbilanz gezogen werden kann.
    Zu den beiden Mittelstreckenbereichen, die jetzt Verhandlungsgegenstand sind, hat der Bundeskanzler Aussagen gemacht, die ich ausdrücklich unterstützen möchte. Das gilt insbesondere für seinen Hinweis, daß wir für beide Bereiche globale Lösungen gegenüber Lösungen bevorzugen würden, die auf Europa beschränkt sind. Das läge nicht nur im Interesse der Völker im pazifischen Raum, sondern würde auch Verifikationsprobleme beseitigen, die bei einer auf Europa beschränkten Lösung kaum lösbar wären.
    Ausdrücklich beziehen möchte ich mich auch auf die Erklärung des Bundeskanzlers zu der Tatsache, daß die 72 Pershing I a der Bundeswehr mit ihren amerikanischen Sprengköpfen nicht Gegenstand der gegenwärtigen Abrüstungsverhandlungen sind. Wir unterstützen mit dieser Aussage die Verhandlungsposition der USA und die Auffassung unserer Verbündeten, insbesondere Großbritanniens und Frankreichs. Für uns Deutsche werden diese P I a der Bundeswehr ihre Bedeutung verlieren, wenn in weiteren Abrüstungsverhandlungen ein Gleichgewicht der Kräfte auch in den Bereichen hergestellt wird, die uns in besonderer Weise bedrohen. Auf diese, wie wir hoffen, künftigen Abrüstungsbereiche sollten gerade wir deutschen Parlamentarier unsere Hauptaufmerksamkeit richten.

    (Voigt [Frankfurt] [SPD]: Wo sind denn Ihre Vorschläge dazu?)

    — Sie kommen.
    Ich nenne drei Bereiche: erstens die Atomraketen mit Reichweiten unter 500 km, auf die der Bundeskanzler breit eingegangen ist. Von den bisher laufenden Gesprächen werden sie nicht erfaßt. Es handelt sich um 1 430 atomare Waffensysteme der Sowjetunion und um 160 der NATO. Diese Waffensysteme, die auch bei einer sogenannten doppelten Null-Lösung bleiben, reichen aus, Herr Kollege Brandt, um unser geteiltes Land zu vernichten. Sie können zudem auf Grund ihrer geringen Reichweiten nur Deutschland und einige Grenzgebiete seiner Nachbarn treffen.
    Sie haben soeben gefordert, wir sollten der doppelten Null-Lösung ohne Wenn und Aber zustimmen. Das heißt aber, wir sollten diese Bedrohung unterhalb von 500 km Reichweite ohne Wenn und Aber hinnehmen. Sie haben uns gleichzeitig den Vorwurf gemacht, wir würden zwar den Null-Lösungen bei Waffensystemen mit Reichweiten über 1 000 km und über 500 km zustimmen, aber wir träten nicht dafür ein, daß die Waffensysteme mit Reichweiten unter 500 km wegkommen. Diese beiden Aussagen, die Sie gemacht haben, sind widersprüchlich

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    und, was die Reichweiten unter 500 km angeht, auch völlig falsch.
    Unsere Anstrengungen — gerade die Anstrengungen der Fraktion, auch bei unseren Gesprächen in ausländischen Hauptstädten — haben sich gerade darauf gerichtet, daß bei 500 km Reichweite keine Brandmauer aufgerichtet wird, wie es einige Verbündete erwogen haben, sondern daß es einmal nicht in Frage kommen kann, Waffensysteme mit Reichweiten über 500 km, die weggeschafft werden, nun durch Waffensysteme mit Reichweiten unter 500 km zu ersetzen. Ich wäre sehr dankbar, wenn Sie diese Gesichtspunkte noch einmal durchdenken würden; dann könnte sich unsere Gemeinsamkeit über den Wunsch nach Abrüstung hinaus ausdehnen.
    Der zweite Bereich, den ich nennen muß und der nicht von der sogenannten doppelten Null-Lösung erfaßt wird, sind die Panzerarmeen des Warschauer Pakts die uns mit mehrfacher Überlegenheit — der Herr Bundeskanzler hat soeben aus Weißbüchern



    Dr. Dregger
    zitiert, die unter der Verantwortung des Verteidigungsministers Apel (SPD) verfaßt worden sind — mitten in Deutschland hautnah gegenüberstehen.
    Übrigens, Herr Kollege Brandt, ihre Aufrüstung geht weiter, wie uns die militärische Führung mitteilt. Sie ist weder während der Entspannungspolitik oder ihres Beginns noch während der gegenwärtigen Verhandlungen eingestellt worden. Das müssen wir doch zur Kenntnis nehmen. Wir können doch nicht Selbstbetrug und falsche Tatsachendarstellungen zur Grundlage unserer Überlegungen und Entscheidungen machen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Nur um der Abschreckung dieser sowjetischen Panzerarmeen willen haben wir der Aufstellung amerikanischer Raketen auf deutschem Boden zugestimmt, nicht sehr gerne, aber als einziges Mittel, um das Gleichgewicht auszubalancieren.
    Als dritter Bereich, der nicht von sogenannten doppelten Null-Lösungen erfaßt wird, ist der Bereich der chemischen Waffen zu nennen, von denen die Sowjetunion in den letzten Jahrzehnten riesige Bestände angehäuft hat. Auch sie bedrohen unser geteiltes Land, an der Militärgrenze von Ost und West mehr als jedes andere Land.
    Meine Damen und Herren, wer sich diese Tatbestände vor Augen führt, kann mir doch nur zustimmen, wenn ich sage, daß sich der Abrüstungsprozeß fortsetzen muß, daß er nicht auf irgendwelche Brandmauern stoßen darf, an denen er enden soll.

    (Zustimmung bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD — Dr. Ehmke [Bonn] [SPD]: Einverstanden!)

    — Ja, wunderbar, Gemeinsamheit. — Nicht nur im konventionellen Bereich und im Bereich chemischer Waffen, sondern auch bei den atomaren Raketen mit Reichweiten unter 500 km, deren Zerstörungsgewalt ich soeben geschildert habe, muß abgerüstet werden.

    (Dr. Ehmke [Bonn] [SPD] und Voigt [Frankfurt] [SPD]: Richtig!)

    Ich wiederhole noch einmal: Wir lehnen es ab, Lücken in der europäischen Verteidigung, die durch NullLösungen bei Reichweiten über 500 km entstehen, durch Aufrüstung bei Reichweiten unter 500 km auszugleichen. Dies ist uns Deutschen nicht zumutbar.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU — Dr. Ehmke [Bonn] [SPD] und Voigt [Frankfurt] [SPD]: Richtig!)

    Ich sage daher, was ich schon in der letzten Debatte ausgeführt habe: Wir Deutschen wollen Abrüstung, nicht Umrüstung zu unseren Lasten.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU)

    Mancher — auch von unseren Anhängern — wird sich fragen: Warum diese Vorsicht? Warum nicht mehr Vertrauen? Hat nicht mit Gorbatschow eine neue Epoche begonnen?
    Darauf kann heute noch niemand eine schlüssige Antwort geben. Ich bin daher der Meinung, wer Verantwortung für unser Volk trägt — das sind nicht zuletzt wir, seine gewählten Vertreter — , darf sich in Fragen der Sicherheit nicht zu unbegrenztem Vertrauen verleiten lassen,

    (Dr. Bötsch [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

    weder dem möglichen Gegner gegenüber noch den Verbündeten gegenüber noch sich selbst gegenüber.

    (Sehr wahr! bei der CDU/CSU)

    Wer Verantwortung trägt, muß sich — jedenfalls auf diesem Felde der Politik — ein gesundes Maß an Skepsis bewahren. Er muß bei jedem Schritt darauf bedacht sein, die Risiken für unser Volk so gering wie möglich zu halten.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Ebenso wichtig ist es, daß die Lage nicht zu pessimistisch und insofern falsch bewertet wird. Die USA ziehen sich durch die Verwirklichung der beiden Null-Lösungen nicht aus Europa zurück. Sie bleiben für die Sicherheit Europas mitverantwortlich. Sie zeigen das durch die Präsenz ihrer Truppen in Europa. Sie zeigen das durch den Schutz unserer Seeverbindungen. Erinnern Sie sich an das, was zur Zeit im Persischen Golf mit Menschenverlusten für die Amerikaner in einer Region geschieht, aus der wir Europäer und die Japaner mehr Öl beziehen als die Vereinigten Staaten selbst.

    (Zuruf von den GRÜNEN)

    Was die USA abziehen werden, sind die Mittelstreckenraketen, deren Präsenz auf deutschem Boden den Abschreckungsverbund zwischen Europa und den USA in einer Weise verdichtet hatte wie nie zuvor. Wir haben deshalb diese von Ihnen bekämpften Waffen in der Nachrüstungsdebatte als Ankoppelungswaffen bezeichnet. Wenn die USA sie jetzt abziehen, haben vor allem diejenigen kein Recht auf Kritik, die den damaligen großartigen Akt der Solidarität der Vereinigten Staaten von Amerika mit Europa nicht positiv gewürdigt, sondern mit Hohn, Spott und Haß beantwortet haben.
    Ich erinnere an das Verbrennen amerikanischer Flaggen bei Demonstrationen, bei denen in Fernsehbildern auch Sie, Herr Kollege Brandt, gesehen worden sind.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Sehr traurig! — Zuruf von den GRÜNEN: Das ist langsam Schnee von gestern, Herr Dregger! — Zuruf von der SPD: Mehr Niveau! — Weitere Zurufe von der SPD und den GRÜNEN)

    Wir müssen uns darauf einstellen, daß ein solches Fehlverhalten auf die demokratische Öffentlichkeit unseres großen Alliierten jenseits des Atlantiks nicht ohne Einfluß bleiben wird.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Mir hat eine Austauschschülerin aus meinem Wahlkreis, die ein Jahr auf einer amerikanischen Schule unterrichtet worden ist, erzählt, welchen Schock Fernsehbilder in Amerika ausgelöst haben, auf denen gezeigt wurde, wie amerikanische Flaggen verbrannt



    Dr. Dregger
    worden sind. Meine Damen und Herren, wir können hier nicht wie die wilden Derwische herumtoben

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU — Dr. Vogel [SPD]: Sehr gut!)

    und gleichzeitig erwarten, daß die Amerikaner mit dem letzten Risiko unsere Sicherheitsprobleme lösen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Deshalb sage ich: Es ist ganz wichtig, daß sich Amerikaner und Europäer wieder mehr darum bemühen, einander besser zu verstehen. Auch unter diesem Aspekt begrüße ich die Verleihung des Karlspreises der Stadt Aachen an einen großen Amerikaner, der als junger Mann aus Deutschland emigrieren mußte. Ich meine Henry Kissinger, dessen Sicherheitsanalysen zu lesen für alle in diesem Hause ein Gewinn wäre. Lesen Sie das doch bitte einmal, Herr Kollege Brandt und die Damen und Herren der Opposition.

    (Lachen bei der SPD — Zuruf von der SPD: Vollzugsmeldung machen!)

    Nur wenn wir Europäer in einem ständigen freundschaftlichen Dialog mit den Amerikanern unsere legitimen Sicherheitsinteressen rechtzeitig und möglichst gemeinsam — deswegen der Appell des Bundeskanzlers an Gemeinsamkeit — einbringen, werden sie in den USA das von uns gewünschte Echo finden können.
    Meine Damen und Herren, bei aller Bedeutung der USA für die Sicherheit des freien Europa: Entscheidend ist auf Dauer, was die Europäer selbst für ihre Sicherheit zu tun bereit sind. Deutsche und europäische Sicherheit muß durch eine engere Koordinierung Frankreichs und Deutschlands im Streitkräftebereich besser aufeinander abgestimmt werden, als es bisher der Fall ist. Zum einen muß für die sogenannten prästrategischen atomaren Waffen Frankreichs bald eine Regelung gefunden werden, die die Überlebensinteressen des deutschen Volkes denen des französischen gleichstellt. Zum anderen gewinnt durch die Neuordnung der Sicherheitsstrukturen der Weltmächte der europäische Pfeiler der Allianz ganz wesentlich an Bedeutung. Frankreich ist heute mehr denn je davon überzeugt, daß seine Sicherheit von unserer Sicherheit nicht zu trennen ist. Daß das in umgekehrter Weise zutrifft, daran kann erst recht kein Zweifel bestehen. Ich bin überzeugt: Nach den Präsidentenwahlen in Frankreich werden Sicherheitsvereinbarungen zwischen Deutschland und Frankreich möglich sein, wie sie vor fünf oder zehn Jahren noch nicht denkbar gewesen wären. Darauf sollten wir uns vorbereiten.
    Schließlich wiederhole ich meine Forderung aus der ersten Debatte nach Reykjavik, die bis heute noch nicht erfüllt ist, nämlich: Bonn, Paris und London sollten in Abstimmung mit den anderen NATO-Verbündeten ein Gesamtabrüstungskonzept für die Abrüstungsgespräche der Weltmächte erarbeiten; der Bundeskanzler hat dazu heute wesentliche Aussagen gemacht. Nur so werden die Europäer als Hauptbetroffene in der Lage sein, das Abrüstungsgespräch durch eigene Initiativen mitzubestimmen und aus der Rolle desjenigen herauszukommen, der auf die Vorschläge Gorbatschows immer nur — leider manchmal hilflos — reagieren muß.
    Im übrigen empfehle ich, meine Damen und Herren, die Abrüstungsgespräche mit unseren europäischen Verbündeten und mit den USA durch intensive Gesprächskontakte mit der Sowjetunion zu ergänzen. Diese hat sich bisher gerade in diesen Abrüstungsfragen als durchaus flexibel erwiesen. In meinen Gesprächen mit Vertretern der Sowjetunion bin ich bisher auf ein bemerkenswertes Verständnis für die Sicherheitslage unseres Landes gestoßen. Die Bundesregierung sollte daher nicht nur gegenüber unseren Verbündeten initiativ werden, sondern auch gegenüber der Sowjetunion ausloten, welche Lösungen in Übereinstimmung mit ihr als durchführbar erscheinen.
    Die Sowjetunion und die USA haben im Nichtverbreitungsvertrag atomare Abrüstung versprochen. Beide sind diesen Verpflichtungen bis heute nicht — jedenfalls nicht im notwendigen Maße — nachgekommen. Durch die im Gespräch befindliche sogenannte doppelte Null-Lösung werden nur ganze 3 % des atomaren Potentials der Sowjetunion wegfallen.

    (Dr. Vogel [SPD]: Aber immerhin!)

    Die übrigen 97 % sind nach wie vor gegen uns einsetzbar. Wenn die Sowjetunion und die USA ihren Verpflichtungen aus dem Nichtverbreitungsvertrag endlich nachkommen wollen, müssen sie vor allem ihre strategischen Potentiale, mit denen sie die ganze Welt in eine Wüste verwandeln können, drastisch abrüsten, im ersten Schritt mindestens auf die Hälfte. Auch hier, Herr Bundeskanzler, Herr Brandt, zwischen Ihnen und uns Gemeinsamkeit.
    Auch hinsichtlich der Abrüstung der chemischen Waffen hat es bisher keinerlei Fortschritte gegeben. Dabei sind die chemischen Waffen schon heute im Hinblick auf das atomare Vernichtungspotential der Weltmächte für jede der beiden Seiten absolut entbehrlich, wenn sie auf beiden Seiten gleichzeitig und kontrolliert beseitigt werden.
    Meine Damen und Herren, das deutsche Volk hat keine Atomwaffen, keine chemischen Waffen und keine biologischen Waffen und will keine. Aber es will den Verzicht auf diese Waffen nicht durch Sonderbedrohungen erkaufen, die vermeidbar sind.
    Auf der Solidarität der Allianz, zu der wir mit der Bundeswehr einen durch niemanden zu ersetzenden Beitrag leisten, beruht unser Leben in Sicherheit. Bei der Neuordnung der Sicherheitsstrukturen im Zuge der Abrüstung darf sich daran nichts ändern. Darüber zu wachen ist unsere Aufgabe. Wir, die Abgeordneten der CDU/CSU, nehmen diese Aufgabe sehr ernst; das haben in der Tat, Herr Brandt, die letzten Wochen gezeigt. Wir, die Abgeordneten der CDU/CSU, werden uns auch in Zukunft bemühen, dieser unserer Pflicht dem deutschen Volk gegenüber gerecht zu werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)