Rede:
ID1101600200

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 10
    1. Ich: 1
    2. eröffne: 1
    3. die: 1
    4. Aussprache.: 1
    5. Das: 1
    6. Wort: 1
    7. hat: 1
    8. Herr: 1
    9. Abgeordneter: 1
    10. Brandt.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 11/16 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 16. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 4. Juni 1987 Inhalt: Glückwünsche zum Geburtstag des Bundesministers Dr. Schneider 923 A Nachträgliche Überweisung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN — Schutz vor Pflanzenbehandlungsmitteln — (Drucksache 11/276) an den Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit 923 B Absetzung des Punktes 13 b von der Tagesordnung 923 B Erweiterung und Abwicklung der Tagesordnung 923 B Begrüßung des Präsidenten der irakischen Nationalversammlung und einer Delegation 942 B Begrüßung einer Delegation der Nationalversammlung der Republik Elfenbein . . 950 C Tagesordnungspunkt 2: Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung zu Fragen der Abrüstung und Rüstungskontrolle Dr. Kohl, Bundeskanzler 923 D Brandt SPD 928 C Dr. Dregger CDU/CSU 933 D Dr. Mechtersheimer GRÜNE 937 A Ronneburger FDP 939 D Voigt (Frankfurt) SPD 942B Dr. Waigel CDU/CSU 945 A Frau Fuchs (Verl) SPD 947 D Genscher, Bundesminister AA 950 C Frau Beer GRÜNE 954 C Horn SPD 956 D Dr. Wörner, Bundesminister BMVg . . . 958 D Namentliche Abstimmungen 962 C; 963 B; 963 C Scheu CDU/CSU (Erklärung nach § 31 GO) 962 D Ergebnis der namentlichen Abstimmungen 976A; 977C; 979 A Tagesordnungspunkt 3: Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Entschädigung für Strafverfolgungsmaßnahmen (Drucksache 11/281) 963 D Tagesordnungspunkt 4: Beratung des Antrags des Bundesministers der Finanzen Einwilligung in die Veräußerung eines bundeseigenen Grundstücks in München-Neuhausen gemäß § 64 Abs. 2 BHO (Drucksache 11/252) Weiss (München) GRÜNE 964 B Bohl CDU/CSU 964 C Vizepräsident Frau Renger 1039 C Zusatztagesordnungspunkt 5: Aktuelle Stunde betr. Verlautbarungen des Bundesministers des Innern über die Initiative „Sportler für den Frieden" Dr. Emmerlich SPD 980 C Gerster (Mainz) CDU/CSU 981 C Brauer GRÜNE 982 C Baum FDP 983 C Lambinus SPD 984 C Fellner CDU/CSU 985 B Wüppesahl GRÜNE 986 C Dr. Hirsch FDP 987 B II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 16. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 4. Juni 1987 Dr. Zimmermann, Bundesminister BMI . 988B Paterna SPD 989 C Dr. Olderog CDU/CSU 990 C Schmidt (Salzgitter) SPD 991 D Schwarz CDU/CSU 992 D Weirich CDU/CSU 994 A Tagesordnungspunkt 8: Wahl der vom Bundestag vorzuschlagenden Mitglieder des Verwaltungsrats der Deutschen Bundespost (Drucksachen 11/394, 11/410) 995 A Tagesordnungspunkt 9: Wahl der vom Bundestag vorzuschlagenden Mitglieder des Programmbeirats der Deutschen Bundespost (Drucksache 11/400) . . 995 B Tagesordnungspunkt 10: Wahl der vom Bundestag vorzuschlagenden Mitglieder des Kunstbeirats der Deutschen Bundespost (Drucksache 11/401) . . . 995 B Tagesordnungspunkt 11: Wahl der vom Bundestag zu entsendenden Mitglieder des Schuldenausschusses bei der Bundesschuldenverwaltung (Drucksache 11/393) 995 C Tagesordnungspunkt 12: Wahl der vom Bundestag zu bestimmenden Mitglieder des Kontrollausschusses beim Bundesausgleichsamt (Drucksache 11/415) . 995 C Tagesordnungspunkt 14: Beratung des Antrags der Fraktion der SPD Krise in der Eisen- und Stahlindustrie (Drucksache 11/123) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 1: Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN: Sicherung der Stahlstandorte und der Arbeitsplätze in der Stahlindustrie und in den Stahlregionen (Drucksache 11/398) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU und FDP: Lage der deutschen Stahlindustrie (Drucksache 11/402) Beckmann FDP 996 A Sieler (Amberg) SPD 997 D Dr. Lammert CDU/CSU 999 B Sellin GRÜNE 1002 B Dr. Bangemann, Bundesminister BMWi . 1004B; 1012 C Dr. Jens SPD 1006 D Dr. Jobst CDU/CSU 1008 D Dr. Jochimsen, Minister des Landes Nordrhein-Westfalen 1010B; 1014 C Dr. Blüm, Bundesminister BMA 1012 D Vizepräsident Cronenberg 1009 B Tagesordnungspunkt 13: Erste Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Beendigung der energiewirtschaftlichen Nutzung der Kernenergie und ihrer sicherheitstechnischen Behandlung in der Übergangszeit (Kernenergieabwicklungsgesetz) (Drucksache 11/13) Dr. Hauff SPD 1015 A Harries CDU/CSU 1017 D Frau Wollny GRÜNE 1020A Baum FDP 1022 C Dr. Töpfer, Bundesminister BMU . . . 1024 D Schäfer (Offenburg) SPD 1028 D Dr. Riedl, Parl. Staatssekretär BMWi . . 1032 A Gerstein CDU/CSU 1032 D Stiegler SPD 1034 B Beckmann FDP 1036B Fellner CDU/CSU 1037 D Tagesordnungspunkt 5: Beratung der Sammelübersichten 10 und 11 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen (Drucksachen 11/323 und 11/324) 1039 D Tagesordnungspunkt 6: Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 25 02 Titel 642 01 — Wohngeld nach dem Wohngeldgesetz — im Haushaltsjahr 1986 (Drucksachen 10/6821, 11/329) 1039 D Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 27 02 Titel 642 21 (Kosten aufgrund des Gesundheitsabkommens mit der DDR und Förderung des Besuchsreiseverkehrs) (Drucksachen 10/6766, 11/330) 1039 D Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 25 02 Titel 893 01 — Prämien nach dem Wohnungsbauprämiengesetz — im Haushaltsjahr 1986 (Drucksachen 10/6774, 11/331) 1040A Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Überplanmäßige Ausgaben bei Kapitel 11 13 Titel 656 04 — Zuschüsse zu den Beiträgen zur Rentenversicherung der in Werkstätten beschäftigten Behinderten (Drucksachen 10/6767, 11/332) 1040A Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 16. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 4. Juni 1987 III Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Überplanmäßige Ausgabe im Haushaltsjahr 1986 bei Kapitel 14 12 Titel 632 01 — Erstattungen von Verwaltungsausgaben an die Länder (Drucksachen 10/6778, 11/333) 1040B Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Überplanmäßige Ausgabe im Haushaltsjahr 1986 bei Kapitel 08 07 Titel 632 01 — Verwaltungskostenerstattung an Länder (Drucksachen 10/6777, 11/334) 1040B Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 06 08 Titel 531 22 — Unterrichtung der Öffentlichkeit über die Aufgaben der einmaligen Erhebungen (Drucksachen 11/30, 11/335) 1040B Tagesordnungspunkt 15: Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Enquete-Kommission „Strukturreform der gesetzlichen Krankenversicherung" (Drucksache 11/310) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 4: Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN: Enquete-Kommission „Strukturreform des Gesundheitswesens" (Drucksache 11/414) Egert SPD 1040 D Seehofer CDU/CSU 1041 D Frau Wilms-Kegel GRÜNE 1043 C Dr. Thomae FDP 1044 B Höpfinger, Parl. Staatssekretär BMA . . 1044 C Tagesordnungspunkt 7: Beratung der Beschlußempfehlungen des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung: Aufhebung der Immunität von Mitgliedern des Deutschen Bundestages (Drucksachen 11/347, 11/348, 11/349) 1045 D Tagesordnungspunkt 16: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP eingebrachten Entwurfs eines Achten Gesetzes zur Änderung des Abgeordnetengesetzes und des Sechsten Gesetzes zur Änderung des Europaabgeordnetengesetzes (Drucksache 11/388) Frau Roitzsch (Quickborn) CDU/CSU . 1046 B Frau Unruh GRÜNE 1046 D Frau Seiler-Albring FDP 1047 B Frau Traupe SPD 1048 B Tagesordnungspunkt 17: Beratung des Zwischenberichts der Enquete-Kommission „Einschätzung und Bewertung von Technikfolgen; Gestaltung von Rahmenbedingungen der technischen Entwicklung" gemäß Beschluß des Deutschen Bundestages vom 14. März 1985 — Drucksachen 10/2937, 10/3022 — (Drucksache 10/6801) Beratung des Antrags des Abgeordneten Wetzel und der Frakion DIE GRÜNEN: Gestaltung der technischen Entwicklung; Technikfolgen-Abschätzung und -Bewertung (Drucksache 11/220) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 3: Beratung des Antrags der Abgeordneten Lenzer, Maaß, Carstensen (Nordstrand), Dr. Kunz (Weiden) und der Fraktion der CDU/ CSU sowie der Abgeordneten Dr. -Ing. Laermann, Kohn, Timm, Neuhausen, Dr. Thomae und der Fraktion der FDP: Gestaltung der technischen Entwicklung; TechnikfolgenAbschätzung und -Bewertung (Drucksache 11/403) Beratung des Antrags der Abgeordneten Roth, Vosen, Heyenn, Frau Bulmahn, Catenhusen, Fischer (Homburg), Frau Ganseforth, Grunenberg, Lohmann (Witten), Nagel, Seidenthal, Vahlberg, Andres, Dreßler, Egert, Haack (Extertal), Kirschner, Peter (Kassel), Reimann, Schreiner, Frau Steinhauer, Urbaniak, Frau Weiler, von der Wiesche, Ibrügger, Dr. Vogel und der Fraktion der SPD: Gestaltung der technischen Entwicklung; Technikfolgenabschätzung und -bewertung (Drucksache 11/311) Wetzel GRÜNE 1049 C Lenzer CDU/CSU 1051 B Vahlberg SPD 1053 C Dr.-Ing. Laermann FDP 1056A Tagesordnungspunkt 18: Beratung des Berichts der Enquete-Kommission „Chancen und Risiken der Gentechnologie" gemäß Beschlüssen des Deutschen Bundestages — Drucksachen 10/1581, 10/ 1693 — (Drucksache 10/6775) Catenhusen SPD 1058A Seesing CDU/CSU 1060 A Frau Schmidt-Bott GRÜNE 1061 B Kohn FDP 1063 C Tagesordnungspunkt 1: Fragestunde — Drucksache 11/375 vom 29. Mai 1987 — Übermittlung der Glückwünsche von Ministerpräsident Strauß an den südafrikani- IV Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 16. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 4. Juni 1987 schen Präsidenten Botha in Übereinstimmung mit dem Bundeskanzler MdlAnfr 8, 82 29.05.87 Drs 11/375 Verheugen SPD StMin Stavenhagen BK 965 B ZusFr Verheugen SPD 965 C Novellierung des Rabattgesetzes; Ausnahmeregelung für bestimmte Gruppen MdlAnfr 39, 40 29.05.87 Drs 11/375 Urbaniak SPD Antw PStSekr Dr. Riedl BMWi 965 D ZusFr Urbaniak SPD 966 A Subventionen für das Airbus-Programm, aufgeteilt nach verlorenen Zuschüssen, Darlehen und Bürgschaften MdlAnfr 43 29.05.87 Drs 11/375 Grünbeck FDP Antw PStSekr Dr. Riedl BMWi 967 A ZusFr Grünbeck FDP 967 B ZusFr Müller (Pleisweiler) SPD 967 D ZusFr Fischer (Homburg) SPD 968 A Verhinderung des weiteren Ausbaus des französischen Kernkraftwerks Cattenom angesichts der in Frankreich für 1990 erwarteten Überkapazität von drei bis sieben 1 300 Megawatt-Kernkraftblöcken MdlAnfr 47 29.05.87 Drs 11/375 Schreiner SPD Antw PStSekr Dr. Riedl BMWi 968 C ZusFr Schreiner SPD 969 A ZusFr Müller (Wadern) CDU/CSU . . . 969B ZusFr Fischer (Homburg) SPD 969 C ZusFr Dr. Lippelt (Hannover) GRÜNE . 969 C ZusFr Weiss (München) GRÜNE 969 D Verstärkte Ausstattung von Schulen und Hochschulen mit Computern angesichts der gesundheitlichen Gefährdung durch Bildschirmterminals MdlAnfr 50, 51 29.05.87 Drs 11/375 Frau Hillerich GRÜNE Antw PStSekr Höpfinger BMA 970B ZusFr Frau Hillerich GRÜNE 970 C ZusFr Kuhlwein SPD 971 A ZusFr Frau Weyel SPD 971 B Entschließung des 90. Deutschen Ärztetages gegen den Export von in der Bundesrepublik verbotenen Medikamenten in Länder der Dritten Welt; Beteiligung deutscher PharmaUnternehmen; gesetzgeberische Maßnahmen MdlAnfr 54, 55 29.05.87 Drs 11/375 Schanz SPD Antw PStSekr Pfeifer BMJFFG 971 C ZusFr Schanz SPD 972A ZusFr Toetemeyer SPD 972B Rechtlicher Schutz von Bezeichnungen wie „bio", „öko" bei Lebensmitteln und Bedarfsgütern MdlAnfr 57, 58 29.05.87 Drs 11/375 Frau Weyel SPD Antw PStSekr Pfeifer BMJFFG 973 B ZusFr Frau Weyel SPD 973 C Renovierung der Übernachtungs- und Ruheräume der Bundesbahn MdlAnfr 59 29.05.87 Drs 11/375 Kohn FDP Antw PStSekr Dr. Schulte BMV 974 D ZusFr Kohn FDP 975 A Erhebung von Autobahngebühren für Autofahrer aus Ländern mit Straßenbenutzungsgebühren MdlAnfr 60 29.05.87 Drs 11/375 Dr. Abelein CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Schulte BMV 975 B ZusFr Dr. Abelein CDU/CSU 975 C Nächste Sitzung 1065 A Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 1066* A Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 16. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 4. Juni 1987 923 16. Sitzung Bonn, den 4. Juni 1987 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Frau Adler 4. 6. Dr. Ahrens * 5. 6. Amling 5. 6. Antretter * 5. 6. Frau Beck-Oberdorf 5. 6. Dr. Biedenkopf 5. 6. Frau Blunck * 5. 6. Böhm (Melsungen) * 5. 6. Bühler (Bruchsal) * 4. 6. Frau Conrad 5. 6. Eimer (Fürth) 5. 6. Engelhard 5. 6. Engelsberger 5. 6. Dr. Feldmann * 5. 6. Frau Fischer * 4. 6. Frau Dr. Hartenstein 5. 6. Dr. Hauchler 5. 6. Frau Hensel 5. 6. Hiller (Lübeck) 5. 6. Dr. Holtz * 5. 6. Irmer * 5. 6. Frau Karwatzki 4. 6. Kittelmann * 5. 6. Dr. Klejdzinski 4. 6. Kolbow 5. 6. Kreuzeder 5. 6. Lemmrich * 5. 6. Lenzer * 5. 6. Frau Luuk * 5. 6. Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Müller * 5. 6. Niegel * 5. 6. Frau Pack * 5. 6. Penner 5. 6. Pfeffermann 5. 6. Reddemann * 5. 6. Reuschenbach 5. 6. Dr. Rumpf * 5. 6. Frau Rust 5. 6. Schäfer (Mainz) 5. 6. Dr. Scheer * 5. 6. Schmidt (München) * 5. 6. Schmitz (Baesweiler) * 5. 6. von Schmude * 5. 6. Dr. Schwarz-Schilling 5. 6. Frau Simonis 5. 6. Dr. Soell * 5. 6. Dr. Sprung 5. 6. Dr. Stercken 4. 6. Stobbe 5. 6. Dr. Unland * 5. 6. Dr. Voigt (Northeim) 5. 6. Dr. Weng (Gerlingen) 4. 6. Wilz 4. 6. Wimmer (Neuss) 5. 6. Zierer * 5. 6. Zumkley 4. 6. Frau Zutt 5. 6. Zywietz * 5. 6. * für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Helmut Kohl


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Vor vier Wochen habe ich vor dem Hohen Hause im Namen der Bundesregierung einen Zwischenbericht zum Stand der Abrüstungsgespräche zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika und der Sowjetunion abgegeben. Ich habe bei dieser Gelegenheit die Ziele der Sicherheitspolitik der Bundesregierung umfassend dargelegt und dabei nochmals die wesentlichen Kriterien für die Haltung der Bundesregierung zu den in Genf anstehenden Abrüstungsfragen erläutert.
    Wie bei dieser Gelegenheit, am 7. Mai, angekündigt, hat die Bundesregierung inzwischen ihren Entscheidungsprozeß nach einer dichten Abfolge von



    Bundeskanzler Dr. Kohl
    Konsultationen und begleitenden Treffen abgeschlossen. Heute kann ich mit besonderer Genugtuung feststellen, daß das gegenseitige Vertrauen und Verständnis der Bündnispartner bei diesen Beratungen einmal mehr eine geschlossene, eine solidarische Haltung der Allianz zu den anstehenden sehr schwierigen Fragen der Abrüstung erwarten läßt.
    Unsere oberste politische Leitlinie, die uneingeschränkt vom Bündnis mitgetragen wird, ist die zuverlässige Verhinderung eines jeden Krieges in Europa, konventionell wie nuklear.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Ich unterstreiche in diesem Zusammenhang nochmals, daß unser Land angesichts der unvorstellbaren Zerstörungskraft moderner konventioneller Waffensysteme von einem konventionellen Krieg in ebenso existentieller Weise bedroht wäre wie durch eine nukleare Auseinandersetzung.

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: Sehr richtig! Das wird immer übersehen!)

    Jede deutsche Bundesregierung hat deshalb die Pflicht, sicherheits- und abrüstungspolitische Entscheidungen nicht ausschließlich unter dem Blickwinkel des Abbaus von Nuklearwaffen zu prüfen. Ausgehend von dieser Erkenntnis gibt es für die vom Bündnis entwickelte Verteidigungsstrategie der flexiblen Reaktion auf absehbare Zeit keine Alternative. Sie ist eine Strategie der Kriegsverhinderung. Sie hat Kriege in Europa bisher verhindert, und sie wird dies auch in Zukunft tun.
    Für die praktische Umsetzung dieser Strategie heißt dies, daß das Bündnis auf ein ausgewogenes Potential konventioneller Streitkräfte und nuklearer Abschrekkungsmittel angewiesen bleibt.
    Lassen Sie mich mit aller Klarheit feststellen: Bestrebungen, die die völlige Abschaffung von Nuklearwaffen in Europa zum Gegenstand haben, können aus diesen Gründen von uns nicht geteilt werden.
    Die Nachkriegsgeschichte in Europa bestätigt, daß die Idee der Abschreckung und die Existenz von Nuklearwaffen seit 40 Jahren Krieg in Europa unmöglich gemacht haben. Dabei muß selbstverständlich die Rolle der Nuklearwaffen auf das quantitativ und qualitativ erforderliche, absolute Mindestmaß beschränkt werden.
    Garantie für unsere Sicherheit bleiben in gleicher Weise die bei uns stationierten verbündeten Truppen, insbesondere die Soldaten der Vereinigten Staaten. Sie sind der deutlichste Ausdruck der politischen Verpflichtung, füreinander einzustehen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Meine Damen und Herren, unsere Sicherheitspolitik beinhaltet seit jeher zwei einander ergänzende Komponenten: die Sicherung der Verteidigungs- und Abschreckungsfähigkeit einerseits und andererseits das Streben nach Rüstungskontrolle und Abrüstung in allen Bereichen mit dem Ziel, ein stabiles und ausgewogenes Kräfteverhältnis auf möglichst niedrigem Niveau herzustellen. Entscheidungen und Maßnahmen in einem dieser beiden Bereiche haben notwendigerweise Auswirkungen auf den jeweils anderen Bereich.
    Gemeinsames Ziel unserer Verteidigungs- und Abrüstungspolitik bleibt es, die Sicherheit für unser Land und für das ganze Bündnis zu erhöhen.
    Die Fragen der Abrüstung, die uns zur Zeit — sehr zu Recht — in besonderer Weise bewegen, dürfen deshalb nicht isoliert betrachtet werden.

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

    Waffen und Waffensysteme müssen in allen Bereichen der Sicherheitspolitik immer in ihrem gesamtstrategischen Zusammenhang gesehen werden.

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

    Abrüstung ist kein Selbstzweck. Sie darf in keinem Fall zu weniger Sicherheit führen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Einzelne Waffensysteme isoliert abzuschaffen bedeutet nicht notwendigerweise einen Gewinn für unsere Sicherheit.
    Dieser Zusammenhang, meine Damen und Herren, hat die Bundesregierung im Hinblick auf die Abrüstungsentscheidungen im Bereich der Mittelstreckenflugkörper in ganz besonderer Weise beschäftigt. Die komplexen Wechselwirkungen zwischen Abrüstungsschritten und Strategie machen selbstverständlich eine gründliche Prüfung erforderlich. Dies betrifft den Entscheidungsprozeß sowohl innerhalb der Bundesregierung als auch — was noch wichtiger ist — innerhalb des Bündnisses.
    Meine Damen und Herren, auf die Bedeutung dieser Nuklearwaffen für die NATO-Strategie haben die Kollegen von der SPD in ihrer Regierungszeit, in der Regierungszeit von Bundeskanzler Helmut Schmidt und Verteidigungsminister Apel, in ihrem letzten Weißbuch 1979 deutlich hingewiesen. Ich zitiere:
    Für die NATO sind die TNF
    — Nuklearkräfte in und für Europa —
    wichtiges Mittel für die glaubwürdige Fähigkeit zur vorbedachten Eskalation im Rahmen ihrer Abschreckungsstrategie.

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: Damals hatten die noch Verstand!)

    Sie
    . . sind mit dem nuklearstrategischen Langstreckenpotential der USA konzeptionell und strukturell eng verkoppelt. Das nukleare Kräfteverhältnis in Europa ist keine isolierte Größe und kann nur im Gesamtzusammenhang des globalen nuklearen Kräfteverhältnisses gesehen und beurteilt werden.

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: Hört! Hört!) Im Weißbuch heißt es weiter — ich zitiere — :

    Es wird darauf ankommen, zu verhindern, daß Rüstungstendenzen im Osten Lücken im Eskalationsspektrum der NATO verursachen, zu einem Verlust an Flexibilität führen und dadurch den Abschreckungsverbund der Allianz gefährden.

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: Sehr klug!)




    Bundeskanzler Dr. Kohl
    Das ist eine, wie der Kollege Dregger soeben im Zwischenruf richtig sagt, kluge Beurteilung der Lage.

    (Lachen bei den GRÜNEN)

    Das ist eine Beurteilung der Lage, die jedem deutlich macht, daß die Bundesrepublik Deutschland nicht abgekoppelt werden darf.

    (Lachen und Zurufe bei den GRÜNEN und der SPD)

    — Ich verstehe gar nicht, warum Sie sich aufregen. Wenn wir Sie kritisieren, regen Sie sich auf, wenn wir Sie loben, regen Sie sich auch auf.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Dr. Vogel [SPD]: Ausgelacht werden Sie!)

    Die Fragen, die wir zu entscheiden hatten, berühren, wie jeder weiß, Kernfragen unserer Sicherheit. Wir haben deshalb ausführliche und zeitaufwendige Konsultationen mit unseren Bündnispartnern geführt. Ich habe immer wieder gesagt und sage es auch heute: Derartige existentielle Entscheidungen für unser Volk dürfen nicht unter Zeitdruck erfolgen.
    Die Grundlage unseres Bündnisses wird sich auch in diesen Tagen erneut und eindrucksvoll bewähren. Die Sicherheit des einen ist die Sicherheit des anderen. Es darf keine geringere Sicherheit geben, weder im Verhältnis der amerikanischen mit den europäischen Bündnispartnern noch im Verhältnis der europäischen Bündnispartner untereinander.
    Diese Betrachtung zur Rahmensituation unserer sicherheitspolitischen Entscheidungen der vergangenen Wochen wäre unvollständig ohne ein klares, deutliches Bekenntnis zu der zweiten Säule des Harmel-Konzepts. Ich spreche von dem Angebot an unsere östlichen Nachbarn zu einem intensiven politischen Dialog, zu umfassender Zusammenarbeit auf allen anderen Gebieten. Der Ost-West-Gegensatz kann nicht durch sicherheitspolitische Absprachen allein, auch nicht durch Abrüstungsvereinbarungen allein dauerhaft entschärft und überwunden werden.
    Wir begrüßen das Bekenntnis der Führer des Warschauer Pakts in ihrem Abschlußkommuniqué über ihr Treffen in diesen Tagen in Ost-Berlin, wonach sie — ich zitiere — „ihr Streben nach einem umfassenden System des internationalen Friedens und der Sicherheit bekräftigen, das sowohl den militärischen und politischen als auch den ökonomischen und humanitären Bereich umfassen sollte".
    Positive Erfahrungen bei der Kooperation auf den genannten Feldern werden zu einer Steigerung des gegenseitigen Vertrauens zwischen Ost und West führen können. Wenn das neue Denken, von dem Generalsekretär Gorbatschow spricht, tatsächlich einen fairen und langfristigen Interessenausgleich zum Ziel hat, sind wir unsererseits bereit, auf das neue Denken mit eigenen Schritten zur Intensivierung der Zusammenarbeit zu reagieren.
    Waffen können viel leichter abgebaut werden, wenn politische Vertrauensbildung dem Prozeß der
    Abrüstung sichtbar vorausgeht oder ihn glaubwürdig begleitet.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Nicht Waffen für sich allein sind bedrohlich. Das Denken und das Handeln der politisch Verantwortlichen muß sich als friedlich erweisen und in konkreten Taten niederschlagen. Das kann und muß endlich bewiesen werden, z. B. in Afghanistan, wo seit acht Jahren — länger als der Zweite Weltkrieg — Krieg geführt wird, und zwar von der Sowjetarmee,

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: Hört! Hört!)

    an den Mauern und Grenzen zwischen West und Ost, wo wir leider immer noch Woche für Woche Opfer beklagen müssen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: So ist es!)

    Die in Genf eingebrachten sowjetischen Vorschläge bei den INF-Verhandlungen beinhalten keine wirklich zufriedenstellende Lösung der Mittelstreckenproblematik aus der Sicht unserer Allianz. Im Hinblick auf die Mittelstreckenflugkörper größerer Reichweite sieht der sowjetische Vorschlag immer noch vor, daß jeweils 100 Sprengköpfe in den USA und in der Sowjetunion verbleiben.
    Dieser Restbestand von 100 Sprengköpfen der SS 20 im asiatischen Teil der Sowjetunion würde auf Grund der von der Sowjetunion im Vertragsentwurf beanspruchten Mobilität dieser Systeme zu Übungs-
    und Ausbildungszwecken im europäischen Teil nach wie vor einen Unsicherheitsfaktor auch für uns Deutsche und Europäer darstellen. Darüber hinaus würde eine solche Regelung schwerwiegende Verifikationsprobleme aufwerfen.
    Aus diesen Gründen bevorzugt die Bundesregierung gemeinsam mit ihren Partnern eine globale, weltweite Abschaffung dieser Waffenkategorie.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Wir hoffen, daß die Sowjetunion im Verlauf der Verhandlungen in dieser Frage einlenkt.
    Nach Lösung weiterer Einzelfragen im Verifikationsbereich ist nach Einschätzung der Bundesregierung eine Einigung im Bereich der Mittelstreckenflugkörper längerer Reichweite in den nächsten Monaten möglich.
    Damit würde erstmalig ein weitreichender Schritt zur Abrüstung möglich. Dieser Erfolg wäre vor allem das Ergebnis der festen und geschlossenen Haltung der Bundesregierung wie des gesamten Bündnisses bei der Durchführung des NATO-Doppelbeschlusses.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zurufe von der SPD und den GRÜNEN)

    Er wäre gleichzeitig ein Beweis dafür, daß konkrete Abrüstungsschritte auf der Grundlage eines fairen Ausgleichs der Interessen beider Seiten erreichbar sind.
    Für den Bereich der Mittelstreckenflugkörper kürzerer Reichweite, also 500 bis 1 000 km, sieht der



    Bundeskanzler Dr. Kohl
    auch bis heute noch nicht schriftlich vorgelegte sowjetische Vorschlag

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: Hört! Hört!)

    eine ebenfalls auf Europa beschränkte Null-Lösung vor.
    Meine Damen und Herren, für uns Deutsche beinhaltet diese Lösung schon auf den ersten Blick einen schwerwiegenden Nachteil: Das erdrückende Übergewicht der Sowjetunion im Bereich der Waffen unterhalb von 500 km, insbesondere in Form der 583 SCUD-Raketen, denen die NATO nichts Vergleichbares entgegenzusetzen hat, soll unberührt bleiben.
    Nicht zuletzt dieser Aspekt hat der Bundesregierung die Entscheidung über die Null-Lösung im Bereich von 500 bis 1 000 km Reichweite nicht leichtgemacht. Dabei muß dieses Übergewicht immer wieder auch vor dem Hintergrund einer klaren Überlegenheit des Warschauer Pakts im konventionellen Bereich gesehen werden.
    Meine Damen und Herren, diese konventionelle Überlegenheit des Warschauer Pakts ist ja auch keine Erfindung der derzeitgen Bundesregierung. Ich zitiere gerne erneut, das Weißbuch, das die Kollegen Schmidt und Apel zu ihrer Zeit veröffentlicht haben:
    In Mitteleuropa und an den europäischen Flanken sind die konventionellen Kräfte des Warschauer Paktes, vor allem seine Landstreitkräfte, denen der NATO eindeutig überlegen. Das Verhältnis an Kampfpanzern zwischen NATO und Warschauer Pakt in Mitteleuropa beträgt, Verstärkungskräfte beider Seiten eingerechnet, etwa 1 : 3. Über den Grad der Bedrohung ist damit nicht alles gesagt.

    (Voigt [Frankfurt] [SPD]: Das stimmt!) Es geht noch weiter im Zitat:

    Gleichwohl hat die numerische Panzerüberlegenheit des Warschauer Paktes nicht nur hohen militärischen, sondern auch hohen politischen Rang. Sie ist Grund für Mißtrauen, weil Panzermassen klassische Angriffsmittel sind, für die schnelle Inbesitznahme fremder Territorien beonders geeignet. Dies erklärt ihr politisches Gewicht.
    Ich habe auch diesem Zitat des Kollegen Schmidt und des Kollegen Apel nichts hinzuzufügen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Meine Damen und Herren, jedermann weiß — auch jeder hier im Saal weiß das — , daß seit 1979, als dieses Weißbuch erschienen ist, die konventionellen Streitkräfte der Sowjetunion weiter ausgebaut wurden. Diese Aussage und die Realität, mit der wir uns zu beschäftigen haben, machen klar, daß eine bedingungslose Annahme des sowjetischen Null-LösungsVorschlages für den Bereich von 500 bis 1 000 km für die Bundesregierung nicht in Frage kommen konnte. Das Ergebnis wäre für unser aus geographischen Gründen ohnehin exponiertes Land schwer erträglich.

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: So ist es!)

    Ich will hier in aller Klarheit feststellen, daß für uns Deutsche bei Beseitigung der landgestützten Flugkörper zwischen 500 km und 1 000 km Reichweite die Sorge über das Ungleichgewicht bei den Systemen unterhalb 500 km wächst. Wir wollen und können einen solchen Zustand nicht auf Dauer hinnehmen. Wir drängen deshalb nachdrücklich auf die Fortsetzung des Abrüstungsprozesses auch in diesem Bereich.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Meine Damen und Herren, wir sind mit der Regierung der Vereinigten Staaten und den übrigen Bündnispartnern der Auffassung, daß die 72 deutschen Pershing-I- a-Raketen mit ihren amerikanischen Sprengköpfen nicht in eine amerikanisch-sowjetische Null-Lösung eingeschlossen werden können. Diese Flugkörper waren nie Verhandlungsgegenstand.

    (Frau Unruh [GRÜNE]: Die kommen weg! — Heiterkeit)

    Das starke Übergewicht der Sowjetunion bei Flugkörpern unter 500 km Reichweite sowie der einseitige und ersatzlose Abzug von 2 400 Atomsprengkörpern der NATO zwischen 1980 und 1988 sollten es erlauben, in diesem Punkt die Verhandlungen nicht zu komplizieren oder gar zu gefährden.
    Im übrigen, meine Damen und Herren, hat die NATO mit dem Abzug von 2 400 Atomsprengköpfen einseitig mehr Atomwaffen in Europa abgerüstet, als jetzt in Genf zur Verhandlung stehen und je standen.

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: Hört! Hört!)

    Die Verhandlungen in Genf dauern an. Mir erscheint es wichtig, darauf hinzuweisen, weil viele so tun, als stünden wir bereits nach einem Verhandlungsabschluß. Ein Abkommen ist bisher noch nicht erreicht. Der vorliegende Entwurf zeigt, daß durchaus schwierige Fragen noch zu lösen sind. Es ist eine große Willensanstrengung beider Weltmächte notwendig, um zu Erfolg zu kommen.
    Ich will deutlich aussprechen, daß wir, die Bundesregierung, und auch ich persönlich alles tun werden, was in unserer Kraft steht, um zu einem solchen Erfolg beizutragen, zu einem Erfolg, der erstmals in der Geschichte der Rüstungskontrolle dazu führen würde, wirklich Rüstung abzubauen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Die Bundesregierung geht davon aus, daß eine solche INF-Regelung noch in diesem Jahr unterzeichnet werden kann. Wir hoffen, daß es aus diesem Anlaß zu einem dritten Gipfeltreffen zwischen Präsident Reagan und Generalsekretär Gorbatschow in den USA kommt. Ich will doch hier zum Ausdruck bringen, daß, wenn ich dies heute hier sage, wohl kaum mehr Widerspruch erfolgt. Auch hier im Hohen Hause hat sich die Einschätzung der Lage in den letzten zwölf Monaten völlig geändert. Dies ist ein Erfolg der Politik der Bundesregierung.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Lachen und Zurufe von der SPD und den GRÜNEN)




    Bundeskanzler Dr. Kohl
    Meine Damen und Herren, wenn wir Ihren Vorschlägen gefolgt wären, stünden wir heute vor dem Scherbenhaufen Ihrer Politik.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Wir haben konstruktiv mitgearbeitet. Wir können heute mit Recht für uns in Anspruch nehmen: Die Bundesrepublik Deutschland, die Koalitionsparteien und diese Bundesregierung haben einen wesentlichen Beitrag zu der Möglichkeit geschaffen, daß es jetzt zu diesem Treffen kommt.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zurufe von der SPD und den GRÜNEN)

    Meine Damen und Herren, die Bundesregierung bleibt der Auffassung, daß die Genfer Verhandlungen über nukleare Mittelstreckenflugkörper in einem umfassenden Abrüstungsprozeß eingebettet bleiben müssen, der sich auf alle Waffensysteme erstrecken und zu weiteren Abrüstungsschritten führen muß. Ich denke, Herr Kollege Brandt, daß wenigstens das doch ein Punkt ist, auf den wir uns vielleicht verständigen können.
    Folgende Abrüstungsschritte halten wir für erforderlich und möglich:
    Erstens. Im Abrüstungsprozeß der Großmächte erwarten wir eine Einigung über die 50prozentige Reduzierung der strategischen Offensivpotentiale beider Seiten. Eine weitgehende Einigung auf dieser Basis ist bereits im Oktober letzten Jahres beim Gipfeltreffen in Reykjavik ausgehandelt worden.
    Eine solche Einigung, meine Damen und Herren, würde die Beseitigung von insgesamt etwa 10 000 nuklearen Sprengköpfen vorsehen. Zu den noch offenen Problemen in diesem Bereich habe ich bereits am 18. März hier erklärt — ich darf das wiederholen — :
    In Genf müssen beide Verhandlungspartner Anstrengungen unternehmen, für das Verhältnis von Offensiv- und Defensivwaffen eine die Sicherheitsinteressen beider Seiten berücksichtigende kooperative Lösung zu finden. Dies gilt auch für die Anwendung des ABM-Vertrages. Ich bin weiterhin der Auffassung, daß drastische Reduzierungen der Offensivwaffen Einfluß auf Notwendigkeit und Umfang von Defensivsystemen haben müssen.
    Die Bundesregierung hofft, daß eine endgültige Einigung in absehbarer Zeit zustande kommt. Ein Abschluß im INF-Bereich könnte das beiderseitige Vertrauen für einen solchen entscheidenden Schritt zum Abbau der strategischen Systeme fördern.
    Zweitens. Wir streben so rasch wie möglich eine Konvention über ein weltweites Verbot chemischer Waffen an. Die sehr komplizierten Verhandlungen der Genfer Abrüstungskonferenz sind so weit fortgeschritten, daß die noch offenen Verifikationsfragen kein entscheidendes Hindernis mehr bilden dürfen, diese grausame Waffenkategorie endgültig und weltweit abzuschaffen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Die Bundesregierung erkennt an, daß auch die Sowjetunion in den strittigen Fragen der Verifikation
    Bewegung gezeigt hat. Es ist ermutigend, daß das Abschlußkommuniqué des Warschauer-Pakt-Gipfels in der vergangenen Woche in Ost-Berlin einen Abschluß der Verhandlungen noch in diesem Jahr erneut für möglich erklärte.
    Wir erwarten weitere Flexibilität und ergebnisorientiertes Verhandeln auf beiden Seiten. In Anbetracht des erreichten Verhandlungsstandes ist dies im übrigen nicht der geeignete Zeitpunkt, neuartige oder geographisch begrenzte Konzepte einzuführen.

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

    Die Bundesrepublik Deutschland hat die Verhandlungen der Genfer Abrüstungskonferenz von Anfang an energisch mitgestaltet

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Lachen und Widerspruch bei der SPD und den GRÜNEN)

    und wird dies in der entscheidenden Schlußphase erst recht tun.
    Auch in diesem Zusammenhang muß an die besonders exponierte Lage Deutschlands und unserer besondere Bedrohung durch chemische Waffen erinnert werden. Wir erwarten deshalb von jedermann Respektierung unseres vorrangigen Interesses an einer solchen Konvention.
    Drittens. Logischer nächster Schritt im Abrüstungskonzept der Bundesregierung und ihrer Verbündeten ist es, ein nachprüfbares, ein umfassendes und stabiles Kräfteverhältnis konventioneller Streitkräfte auf niedrigerem Niveau in ganz Europa zu schaffen.

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: Das ist der Kern!)

    Unser Bündnis hat deshalb in Vorbereitung solcher Verhandlungen erhebliche Vorarbeiten geleistet. In Wien laufen Vorgespräche zwischen den Mitgliedstaaten der beiden Paktsysteme über ein Mandat einer Konferenz für konventionelle Rüstungskontrolle.
    Meine Damen und Herren, es geht im Kern darum, Ungleichgewichte zu unseren Lasten zu beseitigen. Wir begrüßen deshalb die im Kommuniqúe des Warschauer Pakts vom 29. Mai 1987 erklärte Bereitschaft, die „entstandene Ungleichheit bei einigen Elementen" zu beseitigen, als Schritt in die richtige Richtung.

    (Dr. Dregger [CDU/CSU] : Das ist gut!)

    Der Bundesregierung und ihren Verbündeten geht es vor allem darum: einen stufenweisen Verhandlungsprozeß in Gang zu bringen, der die unverminderte Sicherheit aller Betroffenen in jeder Phase gewährleistet; die Fähigkeit zu Überraschungsangriffen oder zur Einleitung von raumgreifend angelegten Offensiven zu beseitigen; weitere Maßnahmen zur Vertrauensbildung, zur Verbesserung der Offenheit und Berechenbarkeit militärischen Verhaltens festzuschreiben; bei europaweiter Geltung regionalen Ungleichgewichten Rechnung zu tragen; Umgehungen zuverlässig auszuschließen und letztlich wirksame Überprüfungsregeln zu entwickeln, die einen detaillierten Informationsaustausch und Vor-OrtInspektionen einzuschließen.
    Meine Damen und Herren, außerdem bleibt eine zweite Etappe der Konferenz über vertrauens- und



    Bundeskanzler Dr. Kohl
    sicherheitsbildende Maßnahmen in Europa erforderlich. Der Abschluß der Verhandlungen von Stockholm sollte für die Zukunft genutzt werden.
    Für die Abrüstungsverhandlungen im konventionellen Bereich hat unser Bündnis noch keine endgültigen Entscheidungen über Verhandlungsrahmen und Mandatselemente treffen können. Wir sind hier zusammen mit den britischen Kollegen nachhaltig um einen Kompromiß bemüht.
    Angesichts der von mir dargelegten besonderen Bedrohung der Bundesrepublik Deutschland durch das konventionelle Übergewicht des Warschauer Paktes, das sich durch Schritte im Bereich der nuklearen Abrüstung noch verschärfen würde, drängt die Bundesregierung auf eine zügige Einigung, damit der Weg für notwendige Abrüstungsverhandlungen endlich frei wird.

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: Sehr gut!)

    Meine Damen und Herren, die Bundesrepublik Deutschland und Frankreich haben im Hinblick auf die Schritte der Großmächte zur nuklearen Abrüstung in Europa ein gleichgerichtetes Interesse an größerer konventioneller Stabilität auf niedrigerem Niveau. Die Bundesregierung hält deshalb Verhandlungen über konventionelle Stabilität in Europa vom Atlantik bis zum Ural — ein Begriff, den wir, wie wir wissen, Charles de Gaulle verdanken — nur mit Frankreich für vorstellbar.

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: Sehr gut!)

    Wir verlassen uns in dieser Frage in einer besonderen Weise auf unsere französischen Freunde.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Herr Präsident, meine Damen und Herren, gerade die Erfahrung der letzten Jahre zeigt, daß die sicherheitspolitische Gemeinsamkeit mit Frankreich für uns immer wichtiger wird. Die deutsch-französischen Konsultationen vor zwei Wochen haben in diesem Geiste stattgefunden. Es geht darum, daß die deutschfranzösische Partnerschaft auch auf diesem Gebiet verstärkt zu gemeinsamem politischen Handeln reift. Es ist für mich eine große Befriedigung, daß ich bei meinem gestrigen Gespräch mit den Repräsentanten der wesentlichen Fraktionen

    (Lachen bei den GRÜNEN)

    in der französischen Kammer in der außenpolitischen Kommission die Gelegenheit zu einem Meinungsaustausch hatte, der zu einer ziemlichen Übereinstimmung in dieser speziellen Frage führte. Auch die französischen Kollegen machten deutlich, daß die Stunde einer engen Verbindung auch im Bereich der Sicherheitspolitik mit der Bundesrepublik in Frankreich gekommen ist, daß wir die Chancen des Elysée-Vertrags endlich nutzen sollten.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Ich bin überzeugt, daß dies einen wichtigen Beitrag für die Sicherheit Westeuropas insgesamt darstellen kann. Die dadurch geförderte Entwicklung der Zusammenarbeit aller Mitgliedstaaten der WEU und deren institutionelle Stärkung bilden nach Auffassung der Bundesregierung ein wichtiges Element auch des Europäischen Einigungswerkes.
    Herr Präsident, meine Damen und Herren, in meiner Regierungserklärung im März habe ich die Hoffnung ausgesprochen, daß es zu einem breiten Konsens in diesem Haus zu den Schlüsselfragen der Sicherheitspolitik, insonderheit zu unserer Bündnistreue sowie zu Abrüstungs- und Rüstungskontrollfragen kommen möge. Fragen, die die Sicherheit unseres Volkes bis weit ins nächste Jahrhundert hinein vorprägen, eignen sich nicht für eine kurzsichtige und kurzfristige parteipolitische Auseinandersetzung.

    (Voigt [Frankfurt] [SPD]: Das ist richtig!)

    Wir sollten uns dabei vor allem nicht den guten Willen in den Intentionen unserer Überlegungen in Kernfragen unserer Sicherheit absprechen. Wir sollten uns vor Augen halten, daß ein grundlegendes Einvernehmen über Parteigrenzen hinweg auch die Vertretung der besonderen deutschen Interessen auf der internationalen Ebene erleichtert. Die bestmögliche Vertretung des wohlverstandenen nationalen Interesses gerade auf dem Gebiet der Sicherheit ist dabei eine unserer vornehmsten Pflichten gegenüber nachfolgenden Generationen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Rede von Dr. Philipp Jenninger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat Herr Abgeordneter Brandt.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Willy Brandt


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Das politische Leben in der Demokratie besteht gewiß nicht allein — ich denke, darin stimmen wir überein — aus dem Streit der Meinungen. Zu ihm gehört auch die Fähigkeit, feststellen zu können, und die Bereitschaft, feststellen zu wollen, worüber nicht oder nicht mehr gestritten werden muß. Dies ist dann um so mehr angezeigt, wenn über Fragen lebenswichtiger, überlebenswichtiger nationaler Interessen zu entscheiden ist.
    Wir Sozialdemokraten unterstützen diejenigen in Koalition und Regierung, die für eine doppelte NullLösung bei den nuklearen Mittelstreckenraketen ohne Wenn und Aber eintreten.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN)

    Wir sind an der Seite derer, die es den beiden Weltmächten nicht schwerer machen, sondern ihnen, soweit wir es können, helfen wollen, noch in diesem Jahr zu einer Vereinbarung zu kommen. Ein erster Vertragsentwurf für die Mittelstreckenraketen über 1 000 km Reichweite liegt in Genf auf dem Tisch. Ich beurteile auch die gemeinsame Anregung der deutschen Friedensforschungsinstitute positiv, möglichst bald eine dritte Null-Lösung für die nuklearen Kurzstreckenwaffen anzupeilen, d. h. für die über 150 km, weil die anderen ja logischerweise mit der konventionellen Rüstung gemeinsam zu verhandeln sind.

    (Beifall bei der SPD und der Abg. Frau Unruh [GRÜNE])

    Wir sollten in der Tat, Herr Bundeskanzler, die Weltmächte dringend ersuchen, ihre Bemühungen um eine erstmal, sage ich, 50%ige Reduzierung der interkontinentalen Zerstörungsmaschinen des strategischen Offensivpotentials, wie der Bundeskanzler sagt, nicht erlahmen zu lassen, sondern auch hierüber



    Brandt
    bald zu einem Abkommen zu gelangen, was wohl nur möglich sein wird, wenn sie sich darüber verständigen, welche den Weltraum betreffenden Tests erlaubt sein sollen und welche nicht.
    Wir stimmen dem Bundeskanzler zu, daß die Nuklearrüstung nicht isoliert zu sehen ist, sonden daß der weiteren Sicherung des Friedens wegen konventionelle Stabilität, und zwar auf möglichst niedrigem Niveau, zwischen Ost und West in Europa angestrebt werden muß. Ich bediene mich der gängigen Ausdrucksweise nicht ohne Unbehagen, denn die gängige Bezeichnung — das klang auch in der Regierungserklärung an — „konventionell" darf ja wirklich nicht verniedlichend verstanden werden.

    (Beifall bei der SPD — Zustimmung des Abg. Rühe [CDU/CSU])

    Selbstverständlich stimmen wir darin überein, daß die deutsche und die europäische Politik jeden möglichen Einfluß geltend zu machen hat, damit die Verhandlungen über eine weltweite Ächtung der chemischen Waffen bald zum Erfolg führen.
    Herr Bundeskanzler, bei uns rennen Sie offene Türen ein mit dem, was Sie eben darüber gesagt haben, daß es ein Vorteil für die Außen- und Sicherheitspolitik ist, wenn sie sich auf ein grundlegendes Einvernehmen zwischen den sonst miteinander konkurrierenden Parteien stützen kann, und daß innenpolitische Sonderinteressen dabei nicht überhandnehmen dürfen; und nicht zuletzt, daß wir einander in der Tat den guten Willen nicht absprechen sollten. Ich habe das auch schon anders gehört.

    (Beifall bei der SPD und der Abg. Frau Unruh [GRÜNE] — Dr. Bötsch [CDU/CSU]: Bei euch! „Nicht friedensfähig" hat es geheißen!)

    Was heute dazu erklärt worden ist, ist von uns nicht überhört worden und wird weiterwirken können, wenn es nicht bei einer Schwalbe bleibt, die bekanntlich noch keinen Sommer macht.

    (Beifall bei der SPD)

    Es ist nicht wenig, von dem ich hier ausgegangen bin.
    Unser Verständnis davon, daß für uns ein Weg außerhalb des Atlantischen Bündnisses nicht akzeptabel ist, kommt hinzu, ebenso die Überzeugung, daß es eine gute deutsche Zukunft ohne oder gar gegen Europa nicht gibt und daß dabei die Weiterentwicklung der deutsch-französischen Partnerschaft, der deutsch-französischen Entente in der Tat eine besondere Rolle zu spielen haben wird. Ich beziehe mich insofern ausdrücklich auf das, was die Kollegen Ehmke im März und Egon Bahr im vorigen Monat hier von dieser Stelle aus über die Selbstbehauptung Europas gesagt haben.
    Nun muß ich allerdings hinzufügen: Ich hätte, wir hätten gewünscht, daß die Einigkeit zum konkreten Thema Doppel-Null — und darum sollte es ja heute gehen — , daß die Übereinstimmung in dieser konkreten Frage größer wäre, als sie ist.
    Gewiß, was die Koalition am Montag aushandelte und
    was heute als Standpunkt der Regierung vorgetragen
    worden ist, das ist nicht ganz so mager wie die Regierungserklärung vom 7. Mai — das muß ich zugeben —;

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: Vom 18. März war die!)

    denn das war vor vier Wochen nicht mehr als das Aufschieben einer fälligen Entscheidung, ein Aufschieben mit der Gefahr zunehmender Isolierung und damit des Verzichts auf Einflußnahme auf einen Prozeß, der gerade für uns in Deutschland von vitaler Bedeutung ist.
    Wir sehen es so: Durch eine europäische NullLösung bei den Mittelstreckenraketen wäre das strategische Verhältnis zwischen den Weltmächten, den Supermächten, nicht unmittelbar berührt. Aber erstmals in der Geschichte der neueren Ost-West-Beziehungen würden Waffen, die mit großem Aufwand entwickelt, produziert und stationiert wurden, als Ergebnis eines Abkommens wieder abgezogen und verschrottet werden. Die Politik hätte dann in einem wichtigen Bereich wieder die Oberhand gewonnen über rein militärisches Kalkül.

    (Beifall bei der SPD)

    Das wäre nicht weniger als ein Sieg der Vernunft über die Eigendynamik der Rüstung.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    Ich sprach von Gefahren der Isolierung. Diese Gefahr mag reduziert worden sein, überwunden ist sie, fürchte ich, noch nicht. Das hängt damit zusammen, daß die Koalitionsvereinbarung vom Montag bzw. das, was von ihr in die heutige Regierungserklärung eingegangen ist, eben doch in Teilen einen Formelkompromiß darstellt, den die einen so und die anderen anders auslegen. Die — wie habe ich das gelesen? —„kakophone Dissonanz" , von der der bayerische Ministerpräsident und CSU-Vorsitzende sprach, hatte sich in diesen Tagen ganz schön munter weiterentfaltet.
    Die Freien Demokraten sagen deutlicher als andere, deutlicher jedenfalls als ein großer Teil der Kollegen der größten Regierungsfraktion, sei seien für ein Ja zur doppelten Null-Lösung. Sie sagen auch — und dem kann ich nur beipflichten — : Von einer Abkoppelung von den Vereinigten Staaten könne keine Rede sein.
    Der Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion dieses Hauses betonte am Dienstag, von Doppel-Null könne man nicht reden. Und in der Fraktion scheint es bei Ihnen ganz munter zugegangen zu sein. Nun weiß ich natürlich: Es stimmt nicht alles, was in der „Frankfurter Allgemeinen " steht — das kann ich nun wirklich selbst bestätigen —,

    (Heiterkeit und Beifall bei der SPD — Seiters [CDU/CSU]: Die Fraktion ist hervorragend!)

    aber alles, was auf Seite eins und auf Seite zwei gestern über Ihre Fraktionssitzung zu lesen war, kann ja auch nicht aus den Fingern gesogen sein. Also, es wird schon was dran sein.



    Brandt
    Der Bundeskanzler läßt sich vor dem Hintergrund, den ich eben andeutete, so vorsichtig ein, wie wir es von ihm schon lange nicht mehr gewohnt waren.

    (Heiterkeit bei der SPD)

    Die einen sagen, das Herauslassen der deutschen Pershing-I-a-Raketen, 72 an der Zahl, könne einem Abkommen gar nicht im Wege stehen, weil die nuklearen Sprengköpfe ohnehin nicht der Bundeswehr gehören. Sie befinden sich, wie wir wissen, in amerikanischem Gewahrsam, und eingesetzt werden könnten sie nur auf Befehl des Präsidenten der USA. Also: Was aus den nuklearen Sprengköpfen wird und wie sie in ein Abkommen zwischen den Weltmächten einbezogen werden, entscheiden die Vereinigten Staaten.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Ich fand folgendes ganz interessant: Als ich gestern nachmittag nach Hause fuhr, bekam ich die Meldung aus dem Stuttgarter Landtag in die Hand, daß jedenfalls nicht in Übereinstimmung mit dem Fraktionsvorsitzenden der CDU/CSU hier, wohl aber, wie er sagte, in Übereinstimmung mit dem Bundeskanzler der baden-württembergische Ministerpräsident und einer der stellvertretenden Vorsitzenden der CDU im Landtag zu Stuttgart gesagt hat, die Null-Lösung werde auch an den 72 deutschen Pershing-I-a-Raketen nicht scheitern,

    (Beifall bei der SPD — Dr. Vogel [SPD]: Sehr gut!)

    notfalls, so lese ich, müsse die doppelte Null-Lösung ohne Junktim vereinbart werden.

    (Beifall bei der SPD)

    Ich habe von den einen gesprochen, ich komme jetzt zu den anderen: Die anderen meinen, die Bundesregierung könne oder sogar solle dafür sorgen, daß die eben erwähnten Atomwaffen bei einem Abkommen der beiden Großen außen vorbleiben. Sie meinen weiter, wenn ich es recht verstehe, die Modernisierung dieser Waffensysteme dürfe auf keinen Fall in Frage gestellt werden. Ich darf Ihnen im Namen meiner politischen Freunde sagen — wenn ich „Freunde" sage, meine ich die Freundinnen immer mit —

    (Heiterkeit bei allen Fraktionen)

    und im Namen vieler anderer in der deutschen Öffentlichkeit, die an diesem Vorgang, wie wir wissen, stark Anteil nehmen: Sollte hier eine Position aufgebaut werden, die es den Weltmächten erschweren oder gar unmöglich machen würde, ein im übrigen zwischen ihnen mögliches Abkommen unter Dach und Fach zu bringen, dann würde dies unseren eindeutigen Widerstand hervorrufen.

    (Beifall bei der SPD und der Abg. Frau Unruh [GRÜNE])

    Sollte es der Regierung darum gehen, dem Abrüstungsprozeß etwas hinzuzufügen, was man im Neudeutschen ein Momentum nennt, würden wir zwar nicht das Verfahren, wohl aber die Sache unterstützen.

    (Dr. Ehmke [Bonn] [SPD]: Was meint der Bundeskanzler damit?)

    Nun hört man schon aus Washington, Herr Bundeskanzler, Ihre Position zu Pershing I a diene der Gesichtswahrung. Sie haben in der Regierungserklärung heute morgen eine sehr vorsichtige Formulierung gewählt, die Ihnen das nächste Einschwenken nicht zu schwer machen würde.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Daß man in Amerika mit einem nächsten Einschwenken der Bundesregierung schon rechnet, kann kaum überraschen. Wir hätten in diesem Fall auch nichts dagegen.

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: Sie schwenken schon vorher!)

    Wenn man den Amerikanern vorführen will, was Eigenständigkeit bedeutet und bedeuten kann, dann machen Sie das bitte bei dazu passenden Gelegenheiten, und an denen mangelt es nicht. Auch bitte aufpassen bei einem eben doch latenten, auch in der Geschichte leicht festzumachenden Antiamerikanismus eines nicht geringen Teils der deutschen Rechten.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN)

    Was die Restbestände, Herr Bundeskanzler, je hundert bei den Mittelstreckenraketen größerer Reichweite, die, wie Sie meinen, möglicherweise verbleibenden je hundert Waffensysteme dieser Art angeht, so kann ich die Einlassung der Regierung hierzu gut verstehen, aber sie wird wohl selbst nicht geneigt sein, ihren Einfluß zu überschätzen, was das Verhältnis zwischen den beiden Weltmächten in dieser Hinsicht angeht.

    (Dr. Vogel [SPD]: Das habt ihr wohl gelernt in den letzten vier Wochen!)

    Die SPD, für die ich spreche, hat immer gewollt, daß es zwischen Ost und West zum Rüstungsabbau überhaupt und zur nuklearen Abrüstung im besonderen kommt.

    (Beifall bei der SPD)

    Die Bundesregierung hat sich ein Stück bewegt, aber mehrheitlich, wie es mir scheint, mehr aus Sorge denn aus Einsicht. Ich fürchte jedoch, der Schaden, der in den letzten Wochen angerichtet worden ist — ich will nicht auf die Reiserei im einzelnen noch einmal eingehen — , was Einfluß und Gewicht unserer Außenpolitik angeht, ist mit der heutigen Regierungserklärung noch nicht behoben.
    Lassen Sie mich jedenfalls mit jedem möglichen Nachdruck sagen: Für alle bisherigen Bundesregierungen hat gegolten, daß sie den Besitz oder die Verfügungsgewalt über Atomwaffen nicht anstreben.

    (Beifall bei der SPD, den GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)

    Man gab sie uns nicht, und wir wollten sie nicht, und dabei muß es bleiben.

    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)

    Um so besser, Herr Bundeskanzler — ich habe es auch
    nicht bezweifelt — , daß auch das ein Stück gemeinsamer Haltung ist. Besser wäre es noch, wenn wir dar-



    Brandt
    über hinaus einig wären, erstens, daß Doppel-Null aus allgemeinen Gründen und wegen eines zusätzlichen starken nationalen Interesses ohne Wenn und Aber zu unterstützen ist,

    (Rühe [CDU/CSU] : Mit Brandmauer!)

    und zweitens, daß eine Politik des Rüstungsabbaus zwischen Ost und West mit allen vernünftigen Mitteln, zumal durch eigene Vorschläge und nicht nur durch das Reagieren auf die Vorschläge anderer, durch die Bundesrepublik Deutschland zu fördern ist.

    (Beifall bei der SPD)

    Diese Überzeugung, die damit verbundene Unruhe hat am vergangenen Freitag eine große Zahl von Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens hier in Bonn zusammengeführt, die ich eingeladen hatte; nicht zuletzt Persönlichkeiten aus dem kulturellen und wissenschaftlichen Leben. In dem dort gemeinsam unterzeichneten Aufruf heißt es:
    Wir sind nicht länger überzeugt von der Tragfähigheit der Abschreckungstaktiken. Sie ist trügerisch, die tödliche Entschlossenheit, die ihre Verfechter vorspiegeln, unglaubwürdig. Nicht auf die Androhung des nationalen Selbstmordes dürfen wir setzen, sondern auf die Vereinbarung gemeinsamer und gleicher Sicherheit.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der FDP)

    Das Thema stößt auf ein wirklich sehr waches und lebhaftes Interesse. Ich habe das gestern morgen gemerkt, als mir 80 Listen mit 80 000 Unterschriften auf den Tisch kamen. Da sind örtliche Organisationen meiner Partei dabei, die Bürger zu bitten, sich auch durch ihre Unterschrift für das Doppel-Null ohne Wenn und Aber einzusetzen.

    (Beifall bei der SPD — Rühe [CDU/CSU]: Das heißt mit Brandmauer!)

    Ich bin ganz sicher, daß, wenn mein Freund HansJochen Vogel neben anderen auf der Kundgebung der Friedensbewegung am 13. Juni 1987 sprechen wird, dann dies dort — von vielen unterstützt, nicht nur interessiert verfolgt — stark zum Ausdruck kommen wird.

    (Beifall bei der SPD)

    Meine Damen und Herren, es ist ja über unser Land hinaus so, daß sich neben Kirchenführern nicht zuletzt Naturwissenschaftler und jetzt in immer mehr zunehmendem Maße Ärzte engagiert haben und engagieren, wenn es um das Sich-Auflehnen gegen die Atomgefahren geht. Der 7. Weltkongreß der „Ärzte gegen den Atomtod" hat aus der Erfahrung der Mediziner im Osten und Westen, im Norden und Süden am vergangenen Wochenende in der sowjetischen Hauptstadt getagt. Voriges Jahr waren die hier in Köln. Das Jahr davor habe ich zu ihnen in Budapest gesprochen. Auch Präsident Reagan hat jenem großen internationalen Ärztekongreß in Moskau ein Telegramm geschickt, das nicht bloß einen Gruß enthielt. Die Bundesregierung hat nichts von sich hören lassen, vermutlich weil ihr die ganze Richtung nicht paßt oder weil sie jetzt nicht von dem abrücken will, was sehr ungerecht zur Verleumdung dieser internationalen
    Organisation im vergangenen Jahr von jemand in Gang gesetzt worden war,

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    der der Bundesregierung nicht fernsteht. Für die deutschen Sozialdemokraten möchte ich die internationale Organisation der Ärzte wie ihren Kongreß beglückwünschen, und zwar zu den Ergebnissen wie zu den Empfehlungen, die sie erreicht haben.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN)

    Was, meine Damen und Herren, die von mir genannten Gemeinsamkeiten begrenzter sein läßt, als es zu wünschen wäre, ist die Tatsache, daß wir mit einer erheblichen Zahl der Kollegen aus der Mehrheitsfraktion — der Fraktion der Unionsparteien — in der Beurteilung der Weltlage, der europäischen Lage, der realen Chancen der Friedenssicherung und Zusammenarbeit nicht übereinstimmen. Während wir weitreichende Veränderungen befriedigt, manchmal auch verwundert, gebe ich zu, zur Kenntnis nehmen, stellen wir mit Bedauern fest, daß nicht wenige innerhalb des Regierungslagers in einem, wie wir es empfinden, sterilen Feindbilddenken verharren.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    Es ist nicht Rechthaberei, wenn ich sage, daß manche der Kollegen eben immer noch nicht nachvollzogen haben, was unsere Entspannungspolitik bedeutete und was durch sie in diesem Teil der Welt verändert worden ist. Dies hat ja dann auch zu den bekannten Fehleinschätzungen geführt. Gewisse Vorschläge wurden, wie man weiß, verbal unterstützt oder gar mitformuliert in der stillen, aber sicheren Hoffnung, die sowjetische Führung werde sie nie annehmen.

    (Sehr wahr! bei der SPD)

    Da hat man sich dann verheddert — wie bei der bekannten und im übrigen richtigen Formel eines Generalinspekteurs, von dem ja der Satz stammt: Je kürzer die Reichweiten, um so deutscher die Wirkung. Das kann ja nicht bestritten werden.
    Diese Einsicht, meine verehrten Kolleginnen und Kollegen, hätte der Logik entsprechend doch wohl dazu führen müssen, daß Sie die kürzeren Reichweiten eher hätten wegverhandeln müssen

    (Dr. Dregger [CDU/CSU]: Ja!)

    und eher die längeren hätten behalten wollen. Das Umgekehrte ist geschehen. Sie haben der Beseitigung der längeren zugestimmt und wollten die Beseitigung der kürzeren verhindern; das ergibt doch keinen Sinn.

    (Beifall bei der SPD — Lebhafter Widerspruch bei der CDU/CSU — Dr. Dregger [CDU/CSU]: Das ist falsch! Im Gegenteil!)

    Was die kurzen Reichweiten und die Gefechtsfeldwaffen angeht, meine Damen und Herren, haben Sie es bisher nicht geschafft, deren Beseitigung wenigstens als Ziel deutlich genug zu formulieren.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    Apropos Fehleinschätzungen: Ich möchte aus gegebenem Anlaß eine Bemerkung dazu machen, ob es nicht zu denken gibt, wie der perfektionistische



    Brandt
    Gigantismus der Sicherheitsapparate gelegentlich vorgeführt wird, so daß die Menschen merken, der König im Sinne von H. C. Andersen hat wirklich manchmal keine Kleider an.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Am Wochenende las ich wie viele von uns in der „International Herald Tribune" — es gibt manches, was man in der deutschen Presse nicht gleich liest; ob man nun übereinstimmt oder nicht — den Artikel eines deutschen Journalisten, der sich in Militärfragen auskennt. Er sprach die Warnung aus, Dinge auf Flugzeuge zu verlegen; denn auf Flugzeuge verlagertes Nuklearpotential müsse als sehr problematisch angesehen werden, weil das Gebiet des Warschauer Pakts das tödlichste Luftverteidigungsgebiet der Welt sei. Das habe ich da gelesen.
    Das traf mit der Tatsache zusammen, daß ich gerade vorher wie viele — nicht nur in diesem Saal, sondern in unserem Land — gelesen hatte, was dieser junge Mann auf seinem Fünfstundenflug von Helsinki nach Moskau hinter sich gebracht hat. Hinzu kamen die Bilder von seiner kühn-gefährlichen Landung auf dem Roten Platz.
    Ich will nicht den Leichtsinn des jungen Landsmannes rühmen, und ich hoffe sehr, daß man ihn trotzdem bald nach Hause kommen läßt.

    (Beifall bei allen Fraktionen)

    Aber den Respekt vor einer etwas verrückten, aber doch imponierenden sportlichen Leistung, diesen Respekt kann ich nicht unterdrücken; er muß wohl auch erlaubt sein.

    (Heiterkeit und vereinzelt Beifall)

    Jedenfalls, meine Damen und Herren, befriedigt mich nicht, wie rasch sich aus einem solchen Anlaß die militärischen und zivilen Chefs beider Seiten einig sind, wie rasch sie sich zu Wort melden, um übereinstimmend zu erzählen, was die Disziplin gebietet, daß Unregelmäßigkeiten von Übel sind und überhaupt, daß nicht sein darf, was nicht in Reglements vorgesehen ist.

    (Heiterkeit)

    Ich weiß ja auch, daß das nicht geht, was der Mathias Rust unternommen hat. Ich kann es wirklich nicht zur Nachahmung empfehlen. Aber interessant ist es doch, daß es immer wieder Menschen gibt, die die Routine durchbrechen und sich nicht zum bloßen Anhängsel technischer Apparate machen lassen. Das haben wir in anderen Zusammenhängen auch schon gesehen. Ich will jetzt dafür keine Beispiele nennen, denn dann könnte man doch annehmen, ich rege zu etwas an.

    (Heiterkeit bei der SPD)

    Ich will doch noch hinzufügen, meine Damen und Herren: Es wäre sicher eine grobe Fehleinschätzung, die Russen für so ungefährlich zu halten, wie es dem Cessna-Flieger und einigen seiner Beifallspender in der vorigen Woche erschienen sein mag.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)

    Ich kehre zur Regierungserklärung zurück, wenn ich es darf, und sage: In gewisser Hinsicht ist das doch eine interessante Premiere. Ich kann mich an einen vergleichbaren Vorgang nicht erinnern. Die einfache Null-Lösung war ein Ost-West-Vorschlag. Dem kann man also relativ leicht zustimmen. Die doppelte NullLösung ist ein Vorschlag Gorbatschows. Daß man ihn zu verhindern sucht, kann ich zur Not verstehen. Aber daß die Kolleginnen und Kollegen letztendlich einem sowjetischen Abrüstungsvorschlag im wesentlichen zustimmen, und zwar zum erstenmal, das verdient festgehalten zu werden. Man darf auf die Fortsetzung gespannt sein.
    Die Regierungserklärung ist — wenn ich es so offen sagen darf — nicht ganz auf der Höhe der Situation,

    (Heiterkeit und Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN)

    aber ich habe wohl gehört, was dort doch interessiert registriert worden ist, auch im Blick auf die Ost-Berliner Warschauer-Pakt-Texte aus der zurückliegenden Woche. Das ist wichtig; das verdient weiter geprüft zu werden, und zwar in bezug auf den Abbau der Überlegenheiten, die engmaschige Kontrolle, die konventionelle Abrüstung und die Besprechungen der Strategiedoktrin — wie man drüben sagt — der beiden Bündnisse mit dem Ziel ihrer reinen Verteidigungsfähigkeit. Das muß wirklich geprüft und gründlich erörtert werden, mit den Verbündeten und auch mit denen, von denen die Vorschläge kommen. Ich hätte es ja nicht für schlecht gehalten, Herr Bundeskanzler, wenn man zusätzlich auch noch auf das eingegangen wäre, was die Herren Honecker, Husak und Jaruzelski in den letzten Wochen gesagt haben.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN)

    Es wäre gut, wenn man auch dazu sagen könnte: Das, was sie in die europäische Diskussion eingeführt haben, verdient sorgfältige und konstruktive Prüfung.
    Wir begrüßen natürlich — wenn ich das in diesem Zusammenhang sagen darf — die Möglichkeit, daß mit dem Staatsratsvorsitzenden der DDR auch persönlich über diese Dinge geredet werden kann, wenn er nach der Sommerpause zu uns in die Bundesrepublik kommt. Es ist ja weiß Gott auch und gerade unser Interesse, konventionelle Nichtangriffsfähigkeit strukturell zuerst in Zentraleuropa herzustellen.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN)

    Nun kann ich mich an manches Lachen oder Lächeln erinnern, das es in den vergangenen Jahren gab, wenn vom „Korridor" die Rede war. Ich will einmal sagen: Das Lachen oder Lächeln könnte manchem jetzt leicht vergehen, denn es liegt doch folgendes auf der Hand:
    Erstens. Wenn sich das mit den Verhandlungen über eine weltweite Ächtung der chemischen Waffen noch hinzieht, spricht doch alles dafür, dort anzufangen, wo das verdammte Zeug liegt, nämlich in den beiden deutschen Staaten.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)




    Brandt
    Es spricht alles dafür, das Zeug herauszuverhandeln, und es spricht doch auch alles dafür, gerade in bezug auf die Raketen mit den ganz kurzen Reichweiten diesen Anfang zu machen, den ein atomwaffenfreier Korridor in unserem Teil Europas bedeuten würde. Das wirft dann natürlich, wie die Fachleute besser wissen als ich, eine Menge Fragen auf, etwa — das hat sich bei den Erörterungen gezeigt — bezüglich der Doppelverwendungsfähigkeit der Haubitzen. Dann kann man — deshalb vorhin mein Hinweis — das Nukleare und das Konventionelle in diesem Bereich gar nicht mehr voneinander trennen.
    Jedenfalls hat die Zeit begonnen, in der wir die Chance haben, ein neues Blatt in der Geschichte Europas aufzuschlagen, die zweite Phase der Entspannungspolitik endlich zu realisieren, nämlich die militärische Konfrontation durch den friedlichen Wettstreit und die Zusammenarbeit zu ersetzen. Dazu braucht man deutsche Vorschläge, nicht nur das Warten auf sowjetische Wortlaute,

    (Beifall bei der SPD)

    die man dann zum Schluß — wenn ich insoweit auf den Zusammenhang zwischen dem 7. Mai und heute hinweisen darf — doch nicht abwartet.
    Das Thema „Stabilität und Frieden durch Abrüstung" darf nicht zum Monopol des Ostens werden.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN)

    Wir müssen dahin kommen, daß der Osten wieder einmal auf unsere Vorschläge zu antworten hat, wie das zwischen 1970 und 1972 der Fall war.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN — Widerspruch bei der CDU/CSU — Zuruf von der CDU/CSU: Das Gegenteil war der Fall!)

    Ich möchte gern, daß wir uns darüber auseinandersetzen, wie die Vorschläge der eigenen Regierung so gestaltet werden können, daß sie konkret, mutig und so umfassend wie möglich sind.
    Nun ist es wohl unvermeidlich, daß die Regierung zeigen will, wie hübsch sie ist. Das haben Regierungen so an sich; das weiß ich auch. Es ist eigentlich immer so, daß sie sich möglichst vorteilhaft darstellen wollen, daß sie zeigen wollen, wie vorausschauend, wie weise, wie aktiv und vor allem wie erfolgreich sie sind. Ich will auch gar nicht bestreiten, daß Sie sich nach Maßgabe Ihrer Fähigkeiten bemühen, aber befriedigen kann das alles noch nicht. Wenn es zur doppelten Null-Lösung kommt, dann nicht wegen dieser Regierung, sondern trotz dieser Regierung.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    Nun kommen Sie bei solchen Gelegenheiten immer mit dem Nachrüstungsbeschluß, als ob Sie den auch noch als Geburtshelfer einer neuen sowjetischen Führung und Politik in Anspruch nehmen könnten. Das ist zu kurz gedacht.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN) Aber das würde interessante Fragen auslösen.

    Lassen Sie mich nur sagen: Was immer Sie sonst über uns meinen, Herr Bundeskanzler und meine
    Damen und Herren, Sie sollten bitte zur Kenntnis nehmen, daß einigen von uns der Zusammenhang zwischen politischer und militärischer Entspannung vor Jahr und Tag bewußt war und daß wir ihn gegen viel Unverstand, auch gegenüber viel Feindseligkeit, die ich aber nicht nachtrage, mit konzipiert haben. Es ist zwar leichter geworden, aber immer noch nicht wirklich leicht. Aber es hilft nicht, wo Sicherheit nicht mehr gegeneinander rüstet, sondern nur noch miteinander vereinbart werden kann, ist ein Umdenken notwendig, das mit uralten Traditionen bricht.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN)

    Wir haben dieses Umdenken mit angestoßen und werden zu seinen wichtigsten Trägern in der Bundesrepublik Deutschland gehören. Gemeinsame Sicherheit mit dem Ziel einer europäischen Friedensordnung liegt im Interesse aller Deutschen, aller Europäer, aber auch im Interesse der Völker der Dritten Welt, denen das Wettrüsten jede Hoffnung nimmt, Verschuldung und Elend zu überwinden.
    Ich danke für die Aufmerksamkeit.

    (Anhaltender Beifall bei der SPD — Beifall bei den GRÜNEN)