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    Plenarprotokoll 10/250 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 250. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 27. November 1986 Inhalt: Nachruf auf den Abg. Milz 19421A Fortsetzung der zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1987 (Haushaltsgesetz 1987) — Drucksachen 10/5900, 10/6209 — Beschlußempfehlungen und Bericht des Haushaltsausschusses Einzelplan 11 Geschäftsbereich des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung — Drucksachen 10/6311, 10/6331 — Glombig SPD 19421 D Strube CDU/CSU 19428 D Bueb GRÜNE 19431 D Frau Dr. Adam-Schwaetzer FDP . . . 19433 B Dr. Blüm, Bundesminister BMA . . . 19435 D Frau Fuchs (Köln) SPD 19443 C Cronenberg (Arnsberg) FDP 19445 B Einzelplan 15 Geschäftsbereich des Bundesministers für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit — Drucksachen 10/6315, 10/6331 — Waltemathe SPD 19446 A Rossmanith CDU/CSU 19448 D Frau Wagner GRÜNE 19451 D Frau Männle CDU/CSU 19453 B Eimer (Fürth) FDP 19455 B Rusche GRÜNE 19458 B Kroll-Schlüter CDU/CSU 19459 B Frau Dr. Däubler-Gmelin SPD 19461 B Frau Dr. Süssmuth, Bundesminister BMJFFG 19467 C Vizepräsident Stücklen 19470 A Einzelplan 16 Geschäftsbereich des Bundesministers für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit — Drucksachen 10/6316, 10/6331 — Kühbacher SPD 19472 D Gerster (Mainz) CDU/CSU 19473 D Frau Hönes GRÜNE 19476 C Dr. Weng (Gerlingen) FDP 19478 D Dr. Hauff SPD 19480 B Dr. Laufs CDU/CSU 19483 D Baum FDP 19485 B Dr. Wallmann, Bundesminister BMU . . 19486 C Schäfer (Offenburg) SPD 19489 D Kühbacher SPD (Erklärung nach § 31 GO) 19491 B Suhr GRÜNE (Erklärung nach § 31 GO) . 19492 C Gerster (Mainz) CDU/CSU (Erklärung nach § 31 GO) 19492 D II Deutscher Bundestag — 10.Wahlperiode — 250. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 27. November 1986 Einzelplan 10 Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten — Drucksachen 10/6310, 10/6331 — Frau Zutt SPD 19493 B Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU . . . 19495 C Werner (Dierstorf) GRÜNE 19498 B Gallus FDP 19499 C Kiechle, Bundesminister BML 19500 D Müller (Schweinfurt) SPD 19503 B Präsident Dr. Jenninger 19498 A Einzelplan 07 Geschäftsbereich des Bundesministers der Justiz — Drucksachen 10/6307, 10/6331 — in Verbindung mit Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht — Drucksachen 10/6317, 10/6331 — Dr. de With SPD 19505 B von Hammerstein CDU/CSU 19507 A Mann GRÜNE 19508 D Beckmann FDP 19510 D Engelhard, Bundesminister BMJ . . . 19513A Erhard (Bad Schwalbach) CDU/CSU (Erklärung nach § 30 GO) 19525 B Mann GRÜNE (Erklärung nach § 30 GO) 19535 D Einzelplan 25 Geschäftsbereich des Bundesministers für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau — Drucksachen 10/6320, 10/6331 — Meininghaus SPD 19516 B Echternach CDU/CSU 19518 C Werner (Westerland) GRÜNE 19520 C Gattermann FDP 19521 D Dr. Schneider, Bundesminister BMBau 19523 B Einzelplan 12 Geschäftsbereich des Bundesministers für Verkehr — Drucksachen 10/6312, 10/6331 — Purps SPD 19526 B Metz CDU/CSU 19528 B Senfft GRÜNE 19530A Kohn FDP 19531 C Dr. Dollinger, Bundesminister BMV . . 19533 D Einzelplan 13 Geschäftsbereich des Bundesministers für das Post- und Fernmeldewesen — Drucksachen 10/6313, 10/6331 — Walther SPD 19536A Deres CDU/CSU 19538A Frau Dann GRÜNE 19540 B Kohn FDP 19542 B Paterna SPD 19543 D Senfft GRÜNE 19545 D Dr. Schwarz-Schilling, Bundesminister BMP 19546A Haushaltsgesetz 1987 — Drucksachen 10/6329, 10/6330 — Löffler SPD 19549 D Roth (Gießen) CDU/CSU 19551 D Dr. Müller (Bremen) GRÜNE 19553 C Dr. Weng (Gerlingen) FDP 19555 B Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Der Finanzplan des Bundes 1986 bis 1990 — Drucksachen 10/5901, 10/6210, 10/6472 — 19557 D Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Haushaltsausschusses zu dem Antrag des Bundesministers für Wirtschaft Rechnungslegung über das Sondervermögen des Bundes „Ausgleichsfonds zur Sicherung des Steinkohleneinsatzes" — Wirtschaftsjahr 1984 —— Drucksachen 10/4619, 10/6367 — . . . 19558A Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Überplanmäßige Ausgaben bei Kap. 11 13 Tit. 646 02 — Erstattung der Aufwendungen für die Krankenhilfe an Heimkehrer und durch Gesetz gleichgestellte Personengruppen — Drucksachen 10/5968, 10/6372 — . . . 19558 B Beratung der Sammelübersicht 184 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/6427 — 19558 C Nächste Sitzung 19558 D Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 250. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 27. November 1986 III Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 19559 *A Anlage 2 Erklärung des Abg. Lutz (SPD) nach § 31 GO zur Abstimmung über den Änderungsantrag des Abg. Dr. Müller (Bremen) und der Fraktion DIE GRÜNEN zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1987 hier: Einzelplan 11 Geschäftsbereich des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung (Drucksache 10/6486) 19559 *C Deutscher Bundestag — 10.Wahlperiode — 250. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 27. November 1986 19421 250. Sitzung Bonn, den 27. November 1986 Beginn: 9.02 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Frau Augustin 28. 11. Böhm (Melsungen) * 28. 11. Frau Borgmann 27. 11. Dr. Enders * 28. 11. Feilcke 28. 11. Fischer (Homburg) 28. 11. Dr. Haack 27. 11. Haase (Fürth) 28. 11. Heyenn 28. 11. Hoffie 28. 11. Huonker 28. 11. Jansen 28. 11. Jung (Düsseldorf) 27. 11. Lenzer 27. 11. Dr. Müller * 28. 11. Poß 28. 11. Dr. Schmidt (Gellersen) 27. 11. Schmidt (Hamburg) 28. 11. Schreiner 28. 11. Vahlberg 27. 11. Dr. Warrikoff 27. 11. Frau Will-Feld 28. 11. Wilz 27. 11. Wischnewski 28. 11. Frau Zeitler 27. 11. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Erklärung des Abg. Lutz (SPD) nach § 31 GO zur Abstimmung über den Änderungsantrag des Abg. Dr. Müller (Bremen) und der Fraktion DIE GRÜNEN zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1987 hier: Einzelplan 11 Geschäftsbereich des Bundesministers für Arbeit- und Sozialordnung (Drucksache 10/6486): 1. Ich werde den Antrag der Fraktion DIE GRÜNEN auf Drucksache 10/6486 ablehnen und begründe dies wie folgt: Bei der Beratung im Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung wurde der Haushaltstitel ,,Koordinierungs- und Sondermaßnahmen für die Sprachförderung ausländischer Arbeitnehmer" von den vorgesehenen 43 Millionen DM auf 50 Millionen DM erhöht und damit der letzte Stand wiederhergestellt. Dies stellte einen Kompromiß dar, denn die SPD hatte 12 Millionen DM beantragt. Bei der Beschlußfassung enthielt sich der Vertreter der Fraktion DIE GRÜNEN der Stimme. Ich kann in diesem Antrag kein ernsthaftes Bemühen um eine Umschichtung im Haushalt erkennen. Ein Deckungsvorschlag fehlt. Ich sehe mich wie meine Freunde nicht in der Lage zuzustimmen. 2. Ich sehe mich auch aus einem weiteren Grunde zur Zustimmung nicht in der Lage: Dieser Antrag verschiebt die Gewichte im Einzelplan 11. Hier ist von mir als Abgeordneter eine umfassendere Würdigung abgefordert. Für mich ist wie für meine Freunde diese Würdigung im Entschließungsantrag auf Drucksache 10/6556 enthalten.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Joachim Müller


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (GRÜNE)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Vor dem Hintergrund einer absehbaren Verminderung der Steuereinnahmen um ungefähr 2,9 Milliarden DM, wovon allein 1,6 Milliarden DM auf den Bund entfallen, hat der Finanzminister bereits vor Abschluß der Haushaltsberatungen eine Sperrung von ca. 1,1 Milliarden DM für den Bereich der sachlichen Verwaltungsausgaben, der nicht investiven Zuweisungen und Zuschüsse verkündet. Dies ist in mehrfacher Hinsicht ein Indiz für eine unseriöse Haushaltsführung.
    Erstens. Als auf eine bestimmte Titelgruppe bezogene Pauschalsperre entwertet sie den Haushaltsplan und damit die parlamentarische Haushaltskontrolle, da die Struktur der Soll-Ansätze in den genannten Bereichen nun natürlich ziemlich nebulos wird.
    Zweitens. Verstärkt wird dies noch durch die Möglichkeit, daß die Ausgabensperre auch aus anderen Titelgruppen erbracht werden kann, falls sie durch die genannten Titelgruppen nicht vollzogen wird. Ich habe absolut nichts dagegen, daß insbesondere bei Verwaltungsausgaben sparsam mit Steuergeldern umgegangen wird. Aber wo bleibt bei derartigen Pauschalsperren eingentlich das Recht des Parlaments? Wird dadurch die sowieso schon starke Stellung des Finanzministeriums im Haushaltsvollzug nicht weiter gestärkt? Denn er kann natürlich durch seine Vorlagen vergleichsweise ohne parlamentarische Kontrolle entscheiden, was denn nun eingespart wird.
    Drittens ist schließlich darauf hinzuweisen, daß von den vorgesehenen Mindereinanhmen von 1,6 Milliarden DM bloß 1,1 Milliarden DM durch die Sperre abgedeckt werden, also vermutlich eine weitere halbe Milliarde DM sonstwo im Haushaltsvollzug eingespart werden soll. Wie der Herr, so das Geschirr.



    Dr. Müller (Bremen)

    Ich halte es auch für eine Entmachtung des Parlaments,

    (Dr. Schierholz [GRÜNE]: Es wird doch ständig entmachtet!)

    wenn beim Bildungs- und Wissenschaftsministerium globale Minderausgaben veranschlagt werden, globale Minderausgaben, die in diesem Jahr wieder erhöht worden sind. Ich glaube, wir sollten anfangen, uns innerhalb des Bundestages und innerhalb des Parlaments zu vergewissern, ob wir hier eigentlich noch Herr des Verfahrens sind.
    Was steckt politisch dahinter?

    (Wieczorek [Duisburg] [SPD]: Viel heiße Luft!)

    Zuerst werden dem gebeutelten Steuerzahler Mondpreise für die Regierungsdienste genannt, um ihm dann hinterher mittels der geringen Ist-Preise das glückselige Gefühl zu vermitteln, in den Genuß eines Sonderangebotes gekommen zu sein. Ich halte das für ein unredliches Verfahren. Es bringt Ihnen, Herr Stoltenberg, zwar kurzfristig gleichzeitig den Ruf des Gönners und Sparers ein, doch gerade in der Finanzpolitik zahlt sich ein derart unseriöses Vorgehen nicht aus. Die Sozialdemokraten wissen, wovon ich rede.
    Dies bringt mich zu einer grundsätzlichen Bemerkung zur Rolle der parlamentarischen Beratung des Haushalts. Der Berg kreißte und gebahr eine Maus. Unter dieses Motto könnte man die alljährliche hektische Betriebsamkeit der Haushaltsberatungen stellen. Unter Aufwendung erheblicher Betriebsamkeit, materieller, zeitlicher, moralischer und konditioneller Ressourcen, wofür ich übrigens alle Haushälter aller Fraktionen in bewundernder Erinnerung behalten werde, wurden auch in diesem Jahr wiederum nur 0,9 % des Haushalts durch die Ausschußberatung bewegt.
    Eine hier nicht anstehende — ich betone das Wort nicht — Kosten-Nutzen-Analyse würde zu dem Ergebnis führen, daß dies ein ineffizienter Prozeß ist. Aber es geht hier wohl weniger um Effizienz als um das, was die Systemtheoretiker Legitimation durch Verfahren nennen würden. Betriebswirte würden den ganzen Aufwand als management by endurance bezeichnen oder besser

    (Zurufe von der SPD und den GRÜNEN)

    — ich übersetze es für dich — management by Sit-in. Auch dies übersetze ich gerne: Führung durch Aussitzen.

    (Dr. Schierholz [GRÜNE]: Hervorragend!)

    Das ist es. Ich halte es für problematisch, wenn das Parlament das macht. Wenn die Regierung das macht, ist das auch schon schlimm genug. Aber wir sollten das eigentlich nicht tun.

    (Zurufe von der SPD und den GRÜNEN)

    Gleichwohl gibt die zunehmende Formalisierung und Ritualisierung des Haushaltsverfahrens zu denken. Hinter dem wortreichen Lamento verbirgt sich letztendlich eine stille Entmachtung des Parlaments. Der größte Teil der Ausgaben ist durch Gesetze gebunden, die nicht selber Gegenstand des
    Haushaltsverfahrens sind. Dazu kommen die Verpflichtungsermächtigungen, die sich in diesem Jahr wieder auf die stolze Summe von 40,5 Milliarden DM summieren. 1985 betrugen die Verpflichtungsermächtigungen noch 35,4 Milliarden DM. Sie weisen seit langem eindeutig eine steigende Tendenz auf. Selbst für einen veränderungswilligen Haushälter oder Haushaltsausschuß oder nur eine Fraktion darin würde es schwer sein, im Zuge der Beratung einen großen Handlungsspielraum vorzufinden. Ich betone dies.
    Dazu kommt aber, daß es politisch gewollte Schranken für die parlamentarische Haushaltskontrolle gibt. Nicht nur in politisch brisanten Bereichen, etwa den Geheimdiensten oder, wie wir hier gehört haben, bei Post und Bundesbahn, oder im Einzelplan 35, wird der parlamentarischen Öffentlichkeit Einblick in das Haushaltsgeschehen verwehrt. Auch die dem Voranschlag des Haushalts zugrunde liegenden Prozesse sind in der andeutungsvollen Kabbalistik von Erläuterungen und Sprechzetteln versteckt. Sie sind der Ausdruck eines strukturellen Informationsmonopols von Regierung und Ministerien, das nicht selten für eine bewußte Irreführung des Parlaments genutzt wird. Eine Menge an Information kann auch Desinformation sein.

    (Gerster [Mainz] [CDU/CSU]: Ist das auch eine Abschiedsrede?)

    — Die kriegen Sie noch zu hören, Herr Gerster.
    Ich erinnere in diesem Zusammenhang an die als Lex Lambsdorff bekanntgewordene Problematik des Rechtsschutzes in Strafsachen für Bundesbedienstete.
    Abgerundet wird dieses Bild durch den zu beobachtenden Funktionswandel des Parlaments. Aus einem Sammelpunkt bürgerlicher Kontrolle hat sich durch die Bildung von Mehrheitsfraktionen und deren Anbindung an ein Organ der Regierungszuarbeit eine im Dienste des Regierungswillens stehende Abstimmungsmaschine gebildet. Ich halte das für problematisch, gerade wenn es um die Kontrolle des Haushalts geht. Und darüber reden wir j a hier.

    (Beifall bei den GRÜNEN und der SPD)

    So tritt im Haushaltsverfahren an die Stelle der Gewaltenteilung lediglich eine Mäßigung der staatlichen Gewalt. Etwas mehr Wettbewerb — davon scheinen Sie j a etwas zu verstehen — zwischen den Gewalten stünde dem Haushaltsverfahren gut zu Gesicht. Größere Transparenz und Offenheit bei der Bedarfsfeststellung und eine Verbesserung der informativen Ressourcen des Parlaments, beispielsweise durch ein congressional budget office, wie wir es in den USA haben,

    (Zurufe von allen Fraktionen)

    wären hier zu nennen. — Ich wußte, daß das jetzt kommen würde. Damit habe ich gerechnet, Herr Bohl. Sie als Parlamentarier sollten sich einmal darüber erkundigen. Das ist wirklich ein office, das segensreiche Unterstützungsarbeit für die Parlamentarier in den USA leistet. Ich würde sehr emp-
    Deutscher Bundestag — 10.Wahlperiode — 250. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 27. November 1986 19555
    Dr. Müller (Bremen)

    fehlen, darüber nachzudenken, ob man hier nicht so etwas aufbauen könnte.
    Mir ist bekannt, welche Probleme es aufwerfen würde, wenn nicht das Finanzministerium, sondern wir als Parlamentarier uns das Recht herausnehmen würden, den Entwurf zu machen.

    (Dr. Schierholz [GRÜNE]: Sehr gut!)

    Mir ist bekannt, wie problematisch das ist. Im Sinne einer Stärkung des Parlaments würde ich aber solch ein Vorgehen zumindest als bedenkenswert erachten. Es würde uns Parlamentariern die Chance bieten, gleichzuziehen mit den Möglichkeiten, die das Finanzministerium und die anderen Ministerien haben.
    Ich möchte zum Schluß kommen. Es gibt einige Feinstrukturen der Kreditaufnahme, die auch problematisch sind. Obwohl in der Ära Stoltenberg angeblich Konsolidierungserfolge erzielt worden sein sollen,

    (Dr. Schierholz [GRÜNE]: Die geht zu Ende!)

    nimmt die Belastung des Haushalts durch Zinsausgaben seit 1982 stetig zu. Sie beträgt für den Haushalt 1987 insgesamt 31 Milliarden DM und damit 11,5% der Gesamtausgaben, während 1982 der Anteil 9% betrug. Woran liegt das? Abgesehen von der durch die Bundesregierung stets eifrig befürworteten Hochzinspolitik der Bundesbank liegt das an der auch von Stoltenberg nicht geänderten Struktur der Verschuldung. So entfällt nach wie vor ein großer Teil der Verschuldung auf die Banken. Schon 1970 hat der Wissenschaftliche Beirat beim BMF in einem Gutachten darauf hingewiesen, daß zwischen den Banken kein ausreichender Wettbewerb herrsche, daß die Banken eigene Schuldverschreibungen absetzen wollten und daß demzufolge die Kosten einer bankmäßigen Emission von Staatsschuldpapieren beträchtlich über den Kosten einer direkten Emission an Nichtbanken liegen.
    Das führt dazu, daß wir allein für Provisionen, Kosten und Marktpflege eine halbe Milliarde DM für die Banken ausgeben.

    (Dr. Schierholz [GRÜNE]: Nicht zu glauben!)

    Ich gebe zu bedenken, ob diese halbe Milliarde DM für die Banken nicht in den Subventionsbericht der Bundesregierung hineingeschrieben werden sollte, um deutlich zu machen, daß hier den Banken — unnötigerweise, soweit ich orientiert bin — eine halbe Milliarde DM zukommt, die wahrlich für Besseres ausgegeben werden kann.
    Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei den GRÜNEN)



Rede von Heinz Westphal
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Außer mir mit den noch zu erwartenden Verlesungen spricht nun unweigerlich der letzte Redner dieses Abends, Herr Weng.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Wolfgang Weng


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr Kollege Löffler, ich habe Sie persönlich im Ausschuß nicht kennengelernt. Nach Ihrer Rede heute muß ich sagen: Leider habe ich Sie nicht kennenlernen dürfen. Ich glaube, wenn Ihre Fraktion Sie statt des Kollegen Apel in die Haushaltsdebatte geschickt hätte, dann wäre es der Gruppe der Koalition nicht so leichtgefallen,

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    die gute Darstellung der Politik in den Medien auch deutlich zu machen. Ich wünsche Ihnen alles Gute für die Zukunft auch im Namen meiner Kollegen.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Erlauben Sie mir eine Vorbemerkung: Im Bundeshaushalt 1987 ist vorgesehen, für den Salzgitter-Konzern im Hinblick auf den Bau von Containerschiffen auf der Kieler Großwerft HowaldtswerkeDeutsche Werft AG eine Kapitalzuführung in dreistelliger Millionenhöhe zu leisten. Schon deshalb können wir nicht daran vorbeigehen, daß nach heutiger Pressemeldung gegen diese Werft erhobene Anschuldigungen geprüft werden. Sie soll illegal Konstruktionspläne zum Bau von U-Booten nach Südafrika verkauft haben. Der Vizekanzler, Hans-Dietrich Genscher, hat hierzu gestern erklärt, daß ein solcher möglicher Vorfall strafrechtlich gewürdigt werden müsse. Das stimmt, aber es genügt natürlich nicht. Sollten sich die Vorwürfe bestätigen und sollte richtig sein, daß das Bundesamt für gewerbliche Wirtschaft als Genehmigungsbehörde nicht befaßt war, müßte dies natürlich auch politische Konsequenzen haben.

    (Beifall bei der SPD — Dr. Vogel [SPD]: Sensation!)

    Ein Bundesbetrieb als Gesetzesbrecher: Da könnte man ja wohl nicht einfach mit Zahlung eines Bußgeldes, noch dazu aus Steuermitteln, zur Tagesordnung übergehen.

    (Beifall bei der FDP und der SPD — Dr. Diederich [Berlin] [SPD]: Da muß der zuständige Minister als Aufsichtsbehörde weg!)

    Am Ende der ersten drei Tage der Debatte über den Bundeshaushalt 1987 steht heute die Abstimmung über das Haushaltsgesetz in zweiter Lesung. Wir haben drei Tage detaillierte Beratungen der Einzelhaushalte der Ministerien geführt. Ich stelle erneut fest: Die Opposition ist echte Alternativen schuldig geblieben. Ich schränke ein: Der Kollege Löffler hat heute abend wenigstens eine freundliche, fröhliche und lustige Alternative deutlich gemacht.
    In der konsequenten Fortführung unserer Politik der Haushaltskonsolidierung sind und bleiben wir auf dem richtigen Weg. Die rot-grüne Opposition hat nicht einmal den Versuch einer ernst gemeinten Offensive unternehmen können.
    Der Gesamthaushalt schließt mit einem Ausgabenvolumen von 268,5 Milliarden DM ab, womit die Steigerung gegenüber dem Vorjahr im Soll-SollVergleich nur 1,9 % ausmacht. Die Nettokreditaufnahme konnte durch unsere Beschlüsse auf 22,3 Milliarden DM begrenzt werden. Das ist die niedrigste Nettokreditaufnahme seit zehn Jahren und der



    Dr. Weng (Gerlingen)

    niedrigste Anteil der Neuverschuldung im Gesamthaushalt seit 1974.
    Im Laufe der Haushaltsdebatte sind auch einige ernste Risiken für das kommende Haushaltsjahr aufgezeigt worden. Ich meine, wir haben für diese Risiken bestmögliche Vorsorge geleistet. Wir werden im kommenden Jahr unter der Voraussetzung, daß uns die Wähler in unserer Aufgabe bestätigen, auch die Kraft und die Entscheidungsfreudigkeit haben, das Notwendige im Ablauf des Haushaltsjahres zu tun, um den Vollzug sicherzustellen. Wir sind uns der Tatsache bewußt, daß wenig Spielraum für zusätzliche Ausgaben bleiben wird. Der Finanzminister — meine Damen und Herren, ich sage das mit großem Ernst in Kenntnis der Risiken — der kommenden Bundesregierung wird sicherlich von Anfang an enorm viel Stehvermögen aufbringen müssen, um erfolgreich zu sein.
    Von der Opposition ist kritisiert worden, wir hätten Rechte des Parlaments wegen der genannten Einsparungen an staatlichem Eigenverbrauch und im staatsnahen Bereich aufgegeben, die wir in der letzten Woche der Haushaltsberatungen beschlossen haben. Wer sich an die zeitlichen Abläufe erinnert, muß nüchtern einsehen, daß uns keine andere Wahl mehr blieb, als die Kürzungen im konsumtiven Bereich umgehend durchzuführen. Den gesamten Haushaltsplan nochmals detailliert zu beraten, um der durch die neue Steuerschätzung veränderten Situation im Sinne unserer politischen Vorgaben Rechnung zu tragen, konnte rein technisch nicht mehr in Frage kommen. Das ist natürlich auch der SPD bekannt.
    Wenn nun die Steuerschätzer erklären, die Einnahmen des Bundes würden nicht um 12, sondern nur rund 11 Milliarden DM steigen, dann bleibt kein anderes sinnvolles Instrument als das, das der Finanzminister auch im laufenden Haushaltsjahr ohne Schaden angewendet hat, um den Vollzug des Haushalts zu sichern.
    Meine Damen und Herren, der Bauchladen an Wahlkampfversprechungen, den die SPD-Fraktion in ihrem Entschließungsantrag für die dritte Lesung am morgigen Tag vorlegt, ist nur an einer einzigen Stelle wirklich interessant. Bei den Finanzierungsgrundsätzen auf Seite 7 wird erklärt, die Maßnahmen seien alle ohne Erhöhung der Neuverschuldung durchzuführen, da die Verwirklichung schrittweise nach den finanziellen Möglichkeiten der kommenden Haushaltsjahre eingerichtet werden sollte. Vorsichtshalber sind deshalb auch die Kosten dieser Maßnahmen überhaupt nicht angegeben. Erste überschlägige Schätzungen ergeben einen zumindest zweistelligen Milliardenbetrag. Hierzu keinerlei reelle Finanzierungsvorschläge zu machen, ist eindeutig unseriös. Vielleicht sollten Sie Ihren Wahlkampfslogan doch in „Versprechen statt halten" ändern.

    (Beifall bei der FDP)

    Wie unseriös solche Operationen sind, zeigt allein das sogenannte Sondervermögen „Arbeit und Umwelt",

    (Gerster [Mainz] [CDU/CSU]: Das ist wahr!)

    das Bestandteil Ihrer Initiative ist. Die 4,7 Milliarden DM, die Sie für das Programm jährlich benötigen, sollen über einen Zuschlag auf Verbrauch von Strom, Mineralölprodukten und Erdgas finanziert werden, also 4,7 Milliarden DM, die Sie dem Verbraucher auf diesem Umwege zusätzlich aus der Tasche ziehen wollen. Damit wollten Sie in Ihrem Programm „Arbeit und Umwelt" seinerzeit 200 000 zusätzliche Arbeitsplätze schaffen, was schon damals von Experten in Zweifel gezogen wurde. Weil das aber noch nicht genug an Versprechungen ist, haben Sie jetzt in der Vorlage, die wir morgen beraten sollen, dieses Programm modifiziert. Sie nennen es „Aktive Arbeitsmarktpolitik" und verdoppeln die Zahl der Arbeitsplätze einfach auf 400 000. So einfach ist das bei der SPD!

    (Gerster [Mainz] [CDU/CSU]: Morgen früh sind das 800 000!)

    — Das ist zu befürchten, Herr Kollege Gerster. Wir haben dagegen mit unserer Politik nachweisbar bisher 700 000 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen.

    (Walther [SPD]: Wer hat das nachgewiesen? — Wo ist der Nachweis? — Bohl [CDU/CSU]: In der Statistik steht das!)

    Nach der Prognose des Sachverständigengutachtens sollen es Ende 1987 800 000 Arbeitsplätze sein.

    (Walther [SPD]: Genau da steht es nicht!)

    — Herr Kollege Walther, die Bundesanstalt für Arbeit hat diese Zahl mitgeteilt,

    (Dr. Vogel [SPD]: Das ist ein Märchen! — Weitere Zurufe von der SPD)

    und in einer ganzen Zahl von Sachverständigengutachten ist diese Zahl immer wieder genannt worden.

    (Anhaltende Zurufe von der SPD)