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    Plenarprotokoll 10/250 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 250. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 27. November 1986 Inhalt: Nachruf auf den Abg. Milz 19421A Fortsetzung der zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1987 (Haushaltsgesetz 1987) — Drucksachen 10/5900, 10/6209 — Beschlußempfehlungen und Bericht des Haushaltsausschusses Einzelplan 11 Geschäftsbereich des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung — Drucksachen 10/6311, 10/6331 — Glombig SPD 19421 D Strube CDU/CSU 19428 D Bueb GRÜNE 19431 D Frau Dr. Adam-Schwaetzer FDP . . . 19433 B Dr. Blüm, Bundesminister BMA . . . 19435 D Frau Fuchs (Köln) SPD 19443 C Cronenberg (Arnsberg) FDP 19445 B Einzelplan 15 Geschäftsbereich des Bundesministers für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit — Drucksachen 10/6315, 10/6331 — Waltemathe SPD 19446 A Rossmanith CDU/CSU 19448 D Frau Wagner GRÜNE 19451 D Frau Männle CDU/CSU 19453 B Eimer (Fürth) FDP 19455 B Rusche GRÜNE 19458 B Kroll-Schlüter CDU/CSU 19459 B Frau Dr. Däubler-Gmelin SPD 19461 B Frau Dr. Süssmuth, Bundesminister BMJFFG 19467 C Vizepräsident Stücklen 19470 A Einzelplan 16 Geschäftsbereich des Bundesministers für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit — Drucksachen 10/6316, 10/6331 — Kühbacher SPD 19472 D Gerster (Mainz) CDU/CSU 19473 D Frau Hönes GRÜNE 19476 C Dr. Weng (Gerlingen) FDP 19478 D Dr. Hauff SPD 19480 B Dr. Laufs CDU/CSU 19483 D Baum FDP 19485 B Dr. Wallmann, Bundesminister BMU . . 19486 C Schäfer (Offenburg) SPD 19489 D Kühbacher SPD (Erklärung nach § 31 GO) 19491 B Suhr GRÜNE (Erklärung nach § 31 GO) . 19492 C Gerster (Mainz) CDU/CSU (Erklärung nach § 31 GO) 19492 D II Deutscher Bundestag — 10.Wahlperiode — 250. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 27. November 1986 Einzelplan 10 Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten — Drucksachen 10/6310, 10/6331 — Frau Zutt SPD 19493 B Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU . . . 19495 C Werner (Dierstorf) GRÜNE 19498 B Gallus FDP 19499 C Kiechle, Bundesminister BML 19500 D Müller (Schweinfurt) SPD 19503 B Präsident Dr. Jenninger 19498 A Einzelplan 07 Geschäftsbereich des Bundesministers der Justiz — Drucksachen 10/6307, 10/6331 — in Verbindung mit Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht — Drucksachen 10/6317, 10/6331 — Dr. de With SPD 19505 B von Hammerstein CDU/CSU 19507 A Mann GRÜNE 19508 D Beckmann FDP 19510 D Engelhard, Bundesminister BMJ . . . 19513A Erhard (Bad Schwalbach) CDU/CSU (Erklärung nach § 30 GO) 19525 B Mann GRÜNE (Erklärung nach § 30 GO) 19535 D Einzelplan 25 Geschäftsbereich des Bundesministers für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau — Drucksachen 10/6320, 10/6331 — Meininghaus SPD 19516 B Echternach CDU/CSU 19518 C Werner (Westerland) GRÜNE 19520 C Gattermann FDP 19521 D Dr. Schneider, Bundesminister BMBau 19523 B Einzelplan 12 Geschäftsbereich des Bundesministers für Verkehr — Drucksachen 10/6312, 10/6331 — Purps SPD 19526 B Metz CDU/CSU 19528 B Senfft GRÜNE 19530A Kohn FDP 19531 C Dr. Dollinger, Bundesminister BMV . . 19533 D Einzelplan 13 Geschäftsbereich des Bundesministers für das Post- und Fernmeldewesen — Drucksachen 10/6313, 10/6331 — Walther SPD 19536A Deres CDU/CSU 19538A Frau Dann GRÜNE 19540 B Kohn FDP 19542 B Paterna SPD 19543 D Senfft GRÜNE 19545 D Dr. Schwarz-Schilling, Bundesminister BMP 19546A Haushaltsgesetz 1987 — Drucksachen 10/6329, 10/6330 — Löffler SPD 19549 D Roth (Gießen) CDU/CSU 19551 D Dr. Müller (Bremen) GRÜNE 19553 C Dr. Weng (Gerlingen) FDP 19555 B Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Der Finanzplan des Bundes 1986 bis 1990 — Drucksachen 10/5901, 10/6210, 10/6472 — 19557 D Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Haushaltsausschusses zu dem Antrag des Bundesministers für Wirtschaft Rechnungslegung über das Sondervermögen des Bundes „Ausgleichsfonds zur Sicherung des Steinkohleneinsatzes" — Wirtschaftsjahr 1984 —— Drucksachen 10/4619, 10/6367 — . . . 19558A Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Überplanmäßige Ausgaben bei Kap. 11 13 Tit. 646 02 — Erstattung der Aufwendungen für die Krankenhilfe an Heimkehrer und durch Gesetz gleichgestellte Personengruppen — Drucksachen 10/5968, 10/6372 — . . . 19558 B Beratung der Sammelübersicht 184 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/6427 — 19558 C Nächste Sitzung 19558 D Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 250. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 27. November 1986 III Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 19559 *A Anlage 2 Erklärung des Abg. Lutz (SPD) nach § 31 GO zur Abstimmung über den Änderungsantrag des Abg. Dr. Müller (Bremen) und der Fraktion DIE GRÜNEN zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1987 hier: Einzelplan 11 Geschäftsbereich des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung (Drucksache 10/6486) 19559 *C Deutscher Bundestag — 10.Wahlperiode — 250. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 27. November 1986 19421 250. Sitzung Bonn, den 27. November 1986 Beginn: 9.02 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Frau Augustin 28. 11. Böhm (Melsungen) * 28. 11. Frau Borgmann 27. 11. Dr. Enders * 28. 11. Feilcke 28. 11. Fischer (Homburg) 28. 11. Dr. Haack 27. 11. Haase (Fürth) 28. 11. Heyenn 28. 11. Hoffie 28. 11. Huonker 28. 11. Jansen 28. 11. Jung (Düsseldorf) 27. 11. Lenzer 27. 11. Dr. Müller * 28. 11. Poß 28. 11. Dr. Schmidt (Gellersen) 27. 11. Schmidt (Hamburg) 28. 11. Schreiner 28. 11. Vahlberg 27. 11. Dr. Warrikoff 27. 11. Frau Will-Feld 28. 11. Wilz 27. 11. Wischnewski 28. 11. Frau Zeitler 27. 11. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Erklärung des Abg. Lutz (SPD) nach § 31 GO zur Abstimmung über den Änderungsantrag des Abg. Dr. Müller (Bremen) und der Fraktion DIE GRÜNEN zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1987 hier: Einzelplan 11 Geschäftsbereich des Bundesministers für Arbeit- und Sozialordnung (Drucksache 10/6486): 1. Ich werde den Antrag der Fraktion DIE GRÜNEN auf Drucksache 10/6486 ablehnen und begründe dies wie folgt: Bei der Beratung im Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung wurde der Haushaltstitel ,,Koordinierungs- und Sondermaßnahmen für die Sprachförderung ausländischer Arbeitnehmer" von den vorgesehenen 43 Millionen DM auf 50 Millionen DM erhöht und damit der letzte Stand wiederhergestellt. Dies stellte einen Kompromiß dar, denn die SPD hatte 12 Millionen DM beantragt. Bei der Beschlußfassung enthielt sich der Vertreter der Fraktion DIE GRÜNEN der Stimme. Ich kann in diesem Antrag kein ernsthaftes Bemühen um eine Umschichtung im Haushalt erkennen. Ein Deckungsvorschlag fehlt. Ich sehe mich wie meine Freunde nicht in der Lage zuzustimmen. 2. Ich sehe mich auch aus einem weiteren Grunde zur Zustimmung nicht in der Lage: Dieser Antrag verschiebt die Gewichte im Einzelplan 11. Hier ist von mir als Abgeordneter eine umfassendere Würdigung abgefordert. Für mich ist wie für meine Freunde diese Würdigung im Entschließungsantrag auf Drucksache 10/6556 enthalten.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Hannegret Hönes


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (GRÜNE)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Einer der Schwerpunkte in der Umweltpolitik dieser Legislaturperiode war der Kampf gegen das Waldsterben.

    (Bohl [CDU/CSU]: Die Betonung liegt bei Ihnen auf „war"! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Angesichts der dahinsiechenden Wälder, angesichts des politischen Drucks in der Bevölkerung entschloß sich die Bundesregierung im Frühjahr 1983 zu einigen vollmundigen Großankündigungen. Als „Jahrhundert- Entscheidung" wurde damals verkündet, man wolle Abgasgrenzwerte schaffen, die bis an die Grenze des technisch Möglichen gingen.
    Heute müssen wir dem gescheiterten Umweltminister Zimmermann und seinem Konkursverwalter Wallmann sagen:

    (Schmidbauer [CDU/CSU]: Wer schreibt Ihnen immer einen solchen Mist auf? — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Aus Ihrer Jahrhundert-Entscheidung ist ein Jahrhundert-Flop geworden, auch wenn Sie das nicht gerne hören.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Denn Ihre Politik der Entgiftung unserer Wälder ist in doppelter Hinsicht gescheitert. Gescheitert sind Ihre Maßnahmen zur Verringerung der Schadstoffe aus den großen Kohlekraftwerken.

    (Dr. Göhner [CDU/CSU]: Das ist doch nicht zu glauben!)

    Gescheitert sind Ihre Maßnahmen zur Entgiftung der Autos.

    (Dr. Göhner [CDU/CSU]: Ignorieren Sie eigentlich alles?)

    Statt der großspurig versprochenen Einführung des Katalysators

    (Dr. Rumpf [FDP]: Haben Sie schon einen?)




    Frau Hönes
    — ja, ich habe einen —,

    (Dr. Göhner [CDU/CSU]: Sehen Sie, was für ein Fortschritt in der Umweltpolitik!)

    statt eines dringend notwendigen Tempolimits haben Sie eine Ungeheuerlichkeit vollbracht:

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    — bitte, begeben Sie sich nicht noch unter Ihr eigenes Niveau, meine Herren —

    (Zuruf von der CDU/CSU: Die Betonung liegt auf „Herren"!)

    durch Ihre Scheinmaßnahmen sind mehr als 1,4 Millionen Diesel-Pkw als umweltfreundlich eingestuft worden. Durch diesen Humbug ist die Luft nicht nur um kein einziges Gramm Gift ärmer geworden. Schlimmer noch: Ihnen, Herr Wallmann, liegt seit dem 5. November eine Expertise des Umweltbundesamtes zur Bewertung der Wirkung von Diesel-Abgasen auf dem Tisch, in der klipp und klar steht, daß Diesel-Abgase krebserzeugend sind.
    Was also haben Ihre steuerlichen Erleichterungen für das sogenannte abgasarme Auto gebracht?

    (Tatge [GRÜNE]: Alte Dreckschleudern sind zu umweltfreundlichen Autos geworden!)

    Ich will es Ihnen sagen: zum einen eine steuerliche Mehrbelastung für den Fiskus von 1,2 Milliarden DM — das wäre noch das Geringste —, zum anderen eine Mehrbelastung des Menschen mit gefährlichen krebserzeugenden Rußpartikeln um 15 000 Tonnen jährlich.

    (Schmidbauer [CDU/CSU]: Lesen Sie den Unsinn wenigstens langsamer vor! — Hornung [CDU/CSU]: Deswegen werden die Leute 80 Jahre oder älter! Bloß bei Ihnen ist das nicht gewiß!)

    Damit wird ein ungeheures Krebspotential geschaffen.
    Die Debatte um den Haushalt des Bundesumweltministeriums, meine Damen und Herren, findet in einer Zeit der Serienanschläge auf unsere natürlichen Lebensbedingungen durch die fortgesetzte kriminelle Fahrlässigkeit der chemischen Industrie statt.

    (Hornung [CDU/CSU]: „Kriminell" ist richtig!)

    Für Herrn Wallmann ist die „Grenze des Erträglichen" inzwischen erreicht. Für uns ist sie schon lange überschritten.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Was deshalb not tut, sind nicht weitere „Spitzengespräche" mit den Bossen der Chemie-Konzerne, sondern konkrete Maßnahmen zur Entmachtung der Chemie-Industrie. Die Chemie muß gezwungen werden, rückhaltlos offenzulegen, welche Giftstoffe sie produziert und wo sie diese unter welchen Bedingungen lagert. Die Produktion aller in der Bundesrepublik nicht zugelassenen Pestizide muß verboten werden.

    (Beifall bei den GRÜNEN) Es stehen drastische Novellierungen der Gefahrgut-und der Störfallverordnung an.

    Und noch eines haben die Katastrophen und Unfälle der letzten Wochen deutlich gemacht: Eine grundsätzliche Umorientierung der chemischen Produktion in Richtung auf eine gefahrlose „sanfte Chemie" ist notwendig.

    (Senfft [GRÜNE]: Genau!)

    Alle diese Maßnahmen würden die Gewinne der Chemie-Konzerne drastisch schmälern. Und da diese der Bundesregierung heilig sind, wird sie auch weiterhin alle Vorschläge der GRÜNEN zur Entgiftung der Chemie ablehnen, werden sich Bayer, BASF, Hoechst, und wie sie alle heißen, weiterhin auf Kosten der Umwelt und der Gesundheit der Menschen hierzulande und in der Dritten Welt hemmungslos bereichern können.

    (Hornung [CDU/CSU]: Sie werden immer unglaubwürdiger!)

    — Das ist Praxis, Herr Kollege!

    (Tatge [GRÜNE]: Die Kosten werden sozialisiert, die Gewinne privatisiert!)

    Der groß angekündigte Kampf der Bundesregierung gegen das Waldsterben war ja ebenfalls spätestens in dem Moment beendet, als die Automobilindustrie ankündigte, sie werde eine Schmälerung ihrer Profite zugunsten des Waldes nicht hinnehmen.

    (Bohl [CDU/CSU]: Falsch! Falsch! — Schulte [Menden] [GRÜNE]: Bald gibt es keinen mehr!)

    Mit dieser Regierung im Amt sind die nächsten Katastrophen programmiert.

    (Bohl [CDU/CSU]: Meinen Sie Wiesbaden?)

    Deshalb muß sie abgelöst werden. So einfach ist das, Herr Kollege.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Herr Minister Wallmann, Sie sind angetreten als jemand, der die Sorgen der Bürgerinnen und Bürger nach Tschernobyl ernst nimmt und für Glaubwürdigkeit wirbt.

    (Bohl [CDU/CSU]: Sehr richtig! Das tut er auch!)

    Inzwischen wird immer deutlicher, daß sich hinter der natur- und umweltschützerischen Fassade Ihres Ministeriums die harte Truppe der Atomenergie-Fanatiker versammelt hat.

    (Lachen bei der CDU/CSU und der FDP) — Ja!

    Daß für Sie die Sicherung der Interessen der Atomindustrie mehr bedeutet als die Sicherheit der Menschen, ist in den letzten Tagen deutlicher geworden als je zuvor.

    (Unruhe bei der CDU/CSU und der FDP — Tatge [GRÜNE]: Da braucht man bloß den Energiebericht zu lesen; da steht die ganze Borniertheit drin!)




    Frau Hönes
    Nur auf Grund einer Indiskretion und wegen des immer stärkeren öffentlichen Drucks haben Sie schließlich die Flucht nach vorne ergriffen und gestern die alarmierende Studie des TÜV Norddeutschland vorgelegt, die seit mindestens vier Monaten in Ihren Schubladen schmort.
    Diese TÜV-Untersuchung über die Ereignisabläufe bei einem Super-GAU in den Atomkraftwerken Stade, Brokdorf, Krümmel und Brunsbüttel ist höchstgradig alarmierend.

    (Dr. Laufs [CDU/CSU]: Sie waren doch gar nicht dabei! Es wurde darüber im Ausschuß berichtet!)

    — Ja. Aber ich habe sehr effizient arbeitende Kollegen.

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    Sie könnten froh sein, wenn auch Sie solche hätten. Dann wären Sie vielleicht etwas besser informiert und könnten bei Ihrem Minister etwas mehr Druck machen. Es ist ja eine Katastrophe, daß diese TÜVUntersuchungen erst jetzt an die Öffentlichkeit gelangen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Keine Ahnung! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Über ein Drittel der bei uns betriebenen Atomkraftwerke sind Siedewasser-Reaktoren. In der TÜV-Studie aber heißt es wörtlich: „Für deutsche Siedewasser-Reaktoren sind bisher noch keine Risiko-Analysen durchgeführt worden." Das ist eine wirklich unglaubliche Neuigkeit. Denn das bedeutet, daß für ein Drittel Ihrer Atomkraftwerke noch nicht einmal eine Abschätzung der möglichen Unfall-Abläufe und ihrer Auswirkungen existiert. — Herr Wallmann, ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie meinen Ausführungen folgen würden.

    (Bohl [CDU/CSU]: So wichtig sind sie auch nicht!)

    — Ich bin nicht wichtig, aber meine Argumente sind wichtig.

    (Lachen bei der CDU/CSU und der FDP)

    Das bedeutet weiterhin: Das zentrale Pro-Atomenergie-Argument der Bundesregierung von der angeblichen Sicherheit unserer Atomkraftwerke ist auf Sand gebaut, unseriös und erwiesenermaßen Volksverdummung. Selbst über den Versagensmechanismus des Reaktor-Sicherheitsbehälters ist nach Aussage des Technischen Überwachungsvereins — ich zitiere — „nach heutiger Kenntnis keine präzise Aussage möglich".
    Bitte sparen Sie sich die Mühe, Herr Minister, diese TÜV-Untersuchung nachträglich als unbedeutenden „Vor-Entwurf" abzuqualifizieren. Denn in ihrer Stellungnahme vom 13. August 1986 bestätigt auch die Gesellschaft für Reaktorsicherheit die Aussagen des Berichtes und betont, daß ihr die Ergebnisse „sinnvoll" erscheinen.
    Wenn das geläufige Wort von dem Vorrang der Sicherheit vor der Wirtschaftlichkeit irgendeinen
    Sinn haben soll, dann müssen jetzt politische Konsequenzen gezogen werden.

    (Hornung [CDU/CSU]: Sagen Sie das der Sowjetunion zu Tschernobyl!)

    Wir fordern Sie auf, diese Reaktoren, über die nicht einmal eine Risikostudie vorliegt, unverzüglich außer Betrieb zu nehmen.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Wir erinnern daran, daß für einen der sechs Siedewasser-Reaktoren die politische Voraussetzung besonders günstig ist.

    (Dr. Göhner [CDU/CSU]: Sie hätten doch zur Sitzung kommen sollen!)

    — Ja, dann müssen Sie aber die Sitzungen anders legen, Herr Vorsitzender,

    (Lachen bei der CDU/CSU und der FDP)

    nicht während wichtiger Debatten, in denen ich als Sprecherin meiner Fraktion hier zur Politik Ihrer Regierung Stellung nehmen muß. — Ich meine den Siedewasser-Reaktor Würgassen in Nordrhein-Westfalen. Wir begrüßen es, daß auch Hamburgs Energiesenator Kuhbier gestern abend die einzig angemessene Forderung nach Stillegung aller Siedewasser-Reaktoren erhoben hat.
    Nach den Abschätzungen des TÜV muß bei den Atomkraftwerken Krümmel und Brunsbüttel bei einem schweren Störfall schon nach 3 bis 21 Stunden mit dem Versagen oder Bruch des Sicherheitsbehälters gerechnet werden. Alle Katastrophenschutzpläne basieren jedoch auf der Hoffnung, daß die Reaktorkuppel wenigstens zwei Tage lang dicht bleibt. Im 25-km-Radius dieser beiden Atomreaktoren leben insgesamt etwa 650 000 Menschen.
    Ich fordere Sie noch einmal eindringlich auf: Stellen Sie diese Atomkraftwerke ab, bevor es eine Katastrophe gibt!

    (Hornung [CDU/CSU]: Frau Hönes, die Katastrophe sind Sie!)

    Meine Damen und Herren, die stärkste Stütze der Wallmannschen Atompolitik ist der Glaube, es gebe keine Alternative. Wir GRÜNEN haben vor wenigen Tagen noch einmal mit einer breit angelegten Aufklärungskampagne über die Machbarkeit und die Vorteile des kurzfristigen Atomenergieausstiegs begonnen. Die Behauptung, ohne Atomenergie ginge es nicht, ist ein morsches Lügengebäude. Immer mehr Menschen werden das erkennen.

    (Beifall bei den GRÜNEN)



Rede von Dieter-Julius Cronenberg
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Nun hat der Abgeordnete Dr. Weng das Wort.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Wolfgang Weng


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich will meine Rede zum Etat des Bundesministers für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit mit zwei Vorbemerkungen beginnen.
    Die erste Vorbemerkung betrifft den wichtigen Bereich des Artenschutzes. Jeder Naturfreund weiß, daß die vom Aussterben bedrohten Greifvögel



    Dr. Weng (Gerlingen)

    und hier insbesondere die Falken einen besonders hohen Symbolwert haben.

    (Zurufe von der SPD: Strauß!)

    Hätte nicht z. B. die Arbeitsgemeinschaft Wanderfalkenschutz durch mühsame Bewachung der Horste dieser schönen Vögel deren Ausplündern verhindert, wären sie bei uns längst ausgestorben. Das Motiv der Nesträuber: Für junge Falken ist viel Geld zu bekommen, weil diese insbesondere als Jagdfalken im Orient hohe Preise erzielen können.

    (Dr. Penner [SPD]: Das ist eine spezielle Form von Waffenexport!)

    Daß hierbei auch in unserem Land in der Vergangenheit viel Illegales geschehen ist, ist unter Vogelschützern ein offenes Geheimnis. In Kenntnis solchen Symbolwerts dieser Vogelart halte ich einen Politiker für schlecht beraten, der einen lebenden, zur Jagd abgerichteten Falken als Gastgeschenk nach Saudi-Arabien mitnimmt.

    (Beifall des Abg. Baum [FDP] sowie bei der SPD und den GRÜNEN)

    Sicherlich hätte es ein vergoldeter Mercedes-Benz oder BMW auch getan.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Meine zweite Vorbemerkung in Sachen Mangel an Sensibilität: Meine Damen und Herren, was sich in den letzten Tagen und Wochen nach dem Motto „Wer ist das größte Schwein am Rhein?" in der täglichen Presse abspielt, kann einen verantwortungsbewußten Politiker nicht ruhen lassen.

    (Dr. Penner [SPD]: Schon wieder ein Koalitionskrach!)

    Ich bin ja nun wirklich von Berufs wegen der Chemie verbunden und weiß, daß die Qualität unseres Lebens ohne Leistungen von Chemie und Pharmazie nicht nur erheblich vermindert wäre, sondern gar nicht mehr vorstellbar ist. Aber gerade der Teil der Betriebe, der die gesetzlichen Auflagen befolgt oder sogar, was sehr häufig ist, erhebliche Vorleistungen für den Umweltschutz erbringt, muß sich rigoros von den schwarzen Schafen in den eigenen Reihen distanzieren. Sehen die Verantwortlichen denn nicht, was ohne die erforderliche Vorsorge an unwiederbringlichen Werten zerstört wird? Sehen sie nicht auch, in welcher Weise ihr Verhalten in der politischen Landschaft den Weg für Träumer und für Schreihälse bereitet?
    Ich bin dem Umweltminister für seine klaren Äußerungen auf die Vorfälle verbunden und halte die schnelle Reaktion der FDP-Landtagsfraktion in Baden-Württemberg und hier meines Freundes Ernst Bauer für bemerkenswert, der fordert, eine ständige Überwachung des Rheins vorzusehen.

    (Dr. Laufs [CDU/CSU]: Die findet doch statt, seit eh und je!)

    Der Herr Umweltminister hat in seinen Erklärungen deutlich gemacht, daß meine Fraktion mit dem Wunsch, ein eigenes Umweltministerium einzurichten, politisch richtig lag. Ein solches Ministerium ist ein Selbstläufer, d. h. Umweltpolitik wird in
    Zukunft die angemessene Beachtung finden. Dem hat auch auf unsere Anträge hin der Haushaltsausschuß des Deutschen Bundestages Rechnung getragen. Die Haushaltsgruppe der Koalition aus CDU/CSU und FDP hatte von Anfang an beschlossen, für dieses Ministerium sowohl bei Personal- wie bei den Finanzmitteln Erhöhungen zu ermöglichen, damit mit bestmöglicher Personalausstattung und genügend Sachmitteln gearbeitet werden kann.
    Der Fehler der GRÜNEN in Hessen allerdings, das neue Umweltministerium zu einem Selbstbedienungsladen für Parteigenossen zu machen — hierzu hat sich ja der Bund der Steuerzahler in Hessen mit dem Hinweis geäußert, dies sei ein einsamer Rekord —, wird sich in Bonn nicht wiederholen.

    (Gerster [Mainz] [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

    Der Schwerpunkt in der Verbesserung des Ansatzes der Finanzmittel liegt im Bereich der Naturschutzprojekte mit gesamtstaatlicher Bedeutung. Hier haben wir auch die politische Auseinandersetzung mit dem Finanzminister nicht gescheut. Der Bund fördert nämlich seit 1979 den Flächenankauf und biotoplenkende Maßnahmen in Landschaften von herausragendem Naturschutzwert. Projektträger können Landkreise und Gemeinden, aber auch geeignete Umweltschutzverbände sein, die dann die Aufgabe haben, die angekauften Flächen zu unterhalten. Dies ist keine eigentliche Bundesaufgabe. Das Finanzministerium wollte die Zuwendungen auslaufen lassen. Wir hielten es für wichtig, den in Umweltfragen engagierten Bürgern zu zeigen, daß wir politische Signale zu setzen bereit sind.

    (Beifall bei der FDP)

    Der Haushalt sieht auch die Mittel für die Verbesserung der Strahlenschutzvorsorge vor und zieht damit notwendige Folgerungen aus der Katastrophe von Tschernobyl. Um die Pannen von damals, insbesondere die Pannen bei der Unterrichtung der Bevölkerung, in Zukunft wirkungsvoll zu vermeiden, ist der Ausbau eines flächendeckenden Meßnetzes der Überwachung der Radioaktivität erforderlich.

    (Senfft [GRÜNE]: Das bewahrt uns nicht vor Katastrophen!)

    Aus Gründen sparsamen Umgangs mit Steuermitteln fordern wir die Bundesregierung allerdings auf, die vorhandenen Einrichtungen der Länder ebenso wie — privatvertraglich abgesichert — private Meßeinrichtungen bestmöglich in ein solches Überwachungsnetz einzubeziehen. Natürlich rettet uns das nicht vor Katastrophen, meine Damen und Herren von den GRÜNEN. Aber es ist schon lästig, solche unsinnigen Zwischenrufe zu hören, wenn Sie wissen, daß eine Katastrophe im Ausland — von uns völlig unbeeinflußbar — geschehen ist. Ich weiß nicht, ob Ihre Freunde das kürzlich in Moskau entsprechend angesprochen haben. Wenn j a, hat es auf



    Dr. Weng (Gerlingen)

    jeden Fall nichts bewirkt. Die übrigen Blöcke in Tschernobyl sind erneut in Betrieb.

    (Hornung [CDU/CSU]: Das haben die GRÜNEN gar nicht erwähnt!)

    Daß wir bei einer solchen Katastrophe im Ausland die Bevölkerung künftig wenigstens im Sinne bestmöglicher Information schützen wollen, müssen Sie schon zugestehen.