Herr Sauer, ich möchte jetzt hier nicht im einzelnen Namen von Mitarbeitern aufzählen. Aber ich komme an einer anderen Stelle noch einmal zu einem Punkt, wo ich versuche, Ihnen in der Praxis nachzuweisen, daß meine Behauptung richtig ist.
Meine Damen und Herren, die Berichterstatter haben es begrüßt, daß einzelne Titel, die der Verstärkung des Kontakts der Menschen in beiden deutschen Staaten, der Intensivierung der deutschlandpolitischen Forschung und der Verstärkung des Besucherverkehrs nach Berlin dienen, mit zusätzlichen Mitteln versehen worden sind.
Ich möchte Gelegenheit nehmen, an diesem Punkt meiner Mitberichterstatterin Frau Berger für die langjährige Zusammenarbeit zu danken. Frau Berger, ich möchte auch hier sagen, daß ich in dieser Arbeit viel von Ihnen gelernt habe und daß ich mich gern an die Zusammenarbeit erinnern werde. In sachlicher Hinsicht sind wir immer einer
Deutscher Bundestag — 10.Wahlperiode — 249. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 26. November 1986 19405
Dr. Diederich
Meinung gewesen, auch wenn uns manchmal politische Auffassungen trennten.
— Also, meine liebe Brigitte, das stimmt nicht. Wir haben uns als wahre und richtige Haushälter verhalten. Wir haben versucht, die Mittel des Bundes dort einzusetzen, wo sie den größten Effekt erzielen. Ich glaube, die Dinge, die wir vertreten haben, haben wir auch im Haushaltsausschuß überzeugend vertreten.
— Ja, ja, das ist auch sehr nett. Ich hoffe, daß ihr auch in Zukunft für Berlin all das tun werdet, was für Berlin notwendig ist.
Ich möchte nur kurz einmal darauf eingehen, wofür zusätzliche Mittel verwendet werden. Angewachsen gerade in diesem Haushalt — übrigens nicht nur in diesem Haushalt; das Ministerium soll j a für die ganze Bundesregierung koordinieren, insofern gibt es da eine Mitverantwortung —
sind nämlich die Ausgaben für Vertriebenenverbände. Das kann man noch akzeptieren. Aber es ist doch eine sehr einseitige Entwicklung. Denn an anderen Stellen wird mit der Begründung, es sei nicht genügend Geld da, im Ministerium gespart. Herr Sauer, um Ihnen einen Beleg zu geben: Es ist überhaupt nicht einzusehen, daß der „DDR-Report", der seit vielen Jahren als Pressespiegel im Ministerium erscheint, plötzlich auf eine zweimonatliche Erscheinungsweise reduziert werden soll, nicht aus sachlichen Gründen, sondern mit der Begründung, es sei nicht hinreichend Geld da.
— Ich habe im Prinzip nichts gegen Vertriebene, Herr Lintner, aber ich glaube, daß die Rolle der Vertriebenenverbände in dieser Gesellschaft begrenzt werden sollte, daß es hier keine weiteren Ausweitungen geben sollte und geben kann. Wir haben an anderer Stelle hier darüber diskutiert.
Ich möchte auf einen anderen Punkt zu sprechen kommen. Das Ministerium führt mit den Bücherpaketen eine gute Tradition fort. Das fällt in den Bereich objektive Information, wie es die Aufgabenstellung des Ministeriums ist. Ich begrüße das ausdrücklich. Herr Minister, die Aktualisierung darf nicht als ein Vorwand für die Einführung einseitiger politischer Tendenzen dienen. Ich habe mir das neue Bücherpaket sehr intensiv angesehen. Ich habe auch namhafte Kenner der DDR-Fachliteratur befragt. Ich möchte hier ein kurzes Resümee ziehen. Ich kann, wie gesagt, die einzelnen Bücher hier nicht auf den Tisch legen, aber ich bin gern bereit, Ihnen das im einzelnen zu belegen, auch wenn Sie mir das nicht abnehmen, Herr Sauer.
Es sind kaum noch Monographien zum politischen und gesellschaftlichen System der DDR darin enthalten. Man muß ja sehen, daß diese Bücherpakete für Schulen gedacht sind und daß sie didaktisches Hilfsmaterial für Lehrer sein sollen.
Das finden wir positiv. Aber dazu braucht man wissenschaftlich fundierte Literatur, die einen Überblick vermittelt. Statt dessen finden wir, daß Einzelaspekte sehr stark betont werden: Wehrerziehung, Friedensbewegung, Staatssicherheitsdienst, Massenmedien, Erlebnisberichte, Autobiographisches. Das ist für sich genommen auch noch nicht negativ. Aber wenn man sich die Literatur dann im einzelnen anguckt, sieht man: Es ist ideologisch befrachtete Literatur statt analytischer und struktureller Begleitliteratur für die Pädagogik.
Ich konstatiere in dem neuen Bücherpaket eine gefährliche propagandistische Tendenz,
die eher einseitig und konservativ ist. Herr Minister, wir fordern das Ministerium auf, dies zu korrigieren. Kehren Sie zu pluralistischen und objektiven Informationen zurück!