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    Plenarprotokoll 10/249 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 249. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 26. November 1986 Inhalt: Fortsetzung der zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsj ahr 1987 (Haushaltsgesetz 1987) — Drucksachen 10/5900, 10/6209 —Beschlußempfehlungen und Bericht des Haushaltsausschusses Einzelplan 04 Geschäftsbereich des Bundeskanzlers und des Bundeskanzleramtes — Drucksachen 10/6304, 10/6331 — Dr. Vogel SPD 19281 B Dr. Waigel CDU/CSU 19292 B Frau Hönes GRÜNE 19300 D Dr. Bangemann, Bundesminister BMWi 19304A Dr. Kohl, Bundeskanzler 19310A Dr. Ehmke (Bonn) SPD 19323A Dr. Dregger CDU/CSU 19326 B Reimann SPD 19332 B Ertl FDP 19334 D Suhr GRÜNE 19340 B Gansel SPD 19342 D Genscher, Bundesminister AA 19347 D Volmer GRÜNE 19351 A Voigt (Frankfurt) SPD 19352 B Dr. Waigel CDU/CSU (Erklärung nach § 30 GO) 19354 B Dr. Vogel SPD (Erklärung nach § 30 GO) 19354 D Genscher, Bundesminister AA (Erklärung nach § 30 GO) 19355 B Namentliche Abstimmung 19355 D Vizepräsident Stücklen 19300 C Vizepräsident Frau Renger 19323A Einzelplan 05 Geschäftsbereich des Auswärtigen Amts — Drucksachen 10/6305, 10/6331 — Würtz SPD 19357 D Dr. Rose CDU/CSU 19359A Fischer (Bad Hersfeld) GRÜNE 19361 D Frau Dr. Hamm-Brücher FDP 19364A Stobbe SPD 19366 D Dr. Stercken CDU/CSU 19369 D Genscher, Bundesminister AA 19372 A Frau Huber SPD 19374 B Einzelplan 14 Geschäftsbereich des Bundesministers der Verteidigung — Drucksachen 10/6314, 10/6331 — in Verbindung mit Einzelplan 35 Verteidigungslasten im Zusammenhang mit dem Aufenthalt ausländischer Streitkräfte — Drucksache 10/6326 — II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 249. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 26. November 1986 Frau Traupe SPD 19376 D Dr. Friedmann CDU/CSU 19379 B Bastian GRÜNE 19383 B Frau Seiler-Albring FDP 19385 B Horn SPD 19387 D Dr. Wörner, Bundesminister BMVg . . 19390 B Frau Traupe SPD (Erklärung nach § 31 GO) 19393 B Einzelplan 23 Geschäftsbereich des Bundesministers für wirtschaftliche Zusammenarbeit — Drucksachen 10/6319, 10/6331 — Brück SPD 19394 B Borchert CDU/CSU 19395 C Frau Eid GRÜNE 19397 A Dr. Rumpf FDP 19399 A Dr. Warnke, Bundesminister BMZ . . 19401A Einzelplan 27 Geschäftsbereich des Bundesministers für innerdeutsche Beziehungen — Drucksachen 10/6321, 10/6331 — Dr. Diederich (Berlin) SPD 19403 C Frau Berger (Berlin) CDU/CSU 19407 B Dr. Schierholz GRÜNE 19409 A Ronneburger FDP 19411 B Windelen, Bundesminister BMB . . . 19412 D Nächste Sitzung 19415 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 19417*A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen 19417* B Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 249. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 26. November 1986 19281 249. Sitzung Bonn, den 26. November 1986 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Frau Augustin 28. 11. Braun 26. 11. Dr. Dollinger 26. 11. Dr. Ehrenberg 26. 11. Feilcke 28. 11. Fischer (Homburg) 28. 11. Dr. Haack 27. 11. Haar 26. 11. Haase (Fürth) 28. 11. Heimann 26. 11. Heyenn 28. 11. Hoffie 28. 11. Huonker 26. 11. Jung (Düsseldorf) 27. 11. Milz 28. 11. Dr. Müller * 28. 11. Schmidt (Hamburg) 28. 11. Frau Will-Feld 28. 11. für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarats Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Die Fraktion DIE GRÜNEN hat den Änderungsantrag der Abgeordneten Suhr, Senfft und der Fraktion DIE GRÜNEN zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1987 - Drucksache 10/6489 - zurückgezogen. Die Fraktion der SPD hat ihren Antrag betr. Einheitliche Europäische Akte - Drucksache 10/6013 - zurückgezogen. Der Vorsitzende des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten hat mitgeteilt, daß der Ausschuß von einer Berichterstattung gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung über die nachstehende Vorlage absieht: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Rahmenplan der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes" für den Zeitraum 1986 bis 1989 (Drucksache 10/5364) Der Vorsitzende des Innenausschusses hat mitgeteilt, daß der Ausschuß von einer Berichterstattung gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung über die nachstehenden Vorlagen absieht: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung über die Lage von Presse und Rundfunk in der Bundesrepublik Deutschland (1978) Medienbericht (Drucksachen 8/2264, 10/358 Nr. 4) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung über die Lage der Medien in der Bundesrepublik Deutschland (1985) - Medienbericht '85 - (Drucksache 10/5663) Der Vorsitzende des Ausschusses für Forschung und Technologie hat mitgeteilt, daß der Ausschuß von einer Berichterstattung gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung über die nachstehenden Vorlagen absieht: Anlagen zum Stenographischen Bericht Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht zum Stand der immunbiologischen und virologischen Forschung in der Bundesrepublik Deutschland (Drucksache 10/5932) Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zur Antwort Europas auf die technologische Herausforderung der modernen Zeit (Drucksache 10/4086 [neu]) Der Vorsitzende des Ausschusses für Forschung und Technologie hat mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehende EG-Vorlage zur Kenntnis genommen hat: Vorschlag einer Verordnung des Rates über ein gemeinschaftliches Rahmenprogramm im Bereich der Forschung und technologischen Entwicklung 1987-1991 - KOM (86) 430 endg. - (Drucksache 10/6065 Nr. 3.4) Der Vorsitzende des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten hat mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EG-Vorlagen zur Kenntnis genommen bzw. von einer Beratung abgesehen hat: Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates zur Eröffnung, Aufteilung und Verwaltung eines Gemeinschaftszollkontingents für Tafelkirschen, mit Ausnahme von Weichseln der Tarifstelle ex 08.07 C des Gemeinsamen Zolltarifs mit Ursprung in der Schweiz (1987) - KOM (86) 414 endg. - RatsDok. Nr. 9098/86 (Drucksache 10/6111 Nr. 2.3) Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates zur Eröffnung, Aufteilung und Verwaltung eines Gemeinschaftszollkontingents für einige tierische Fette und Öle von Fischen und Meeressäugetieren der Tarifstelle 15.12 B des Gemeinsamen Zolltarifs mit Ursprung in Norwegen (1987) - KOM (86) 427 endg. - Rats-Dok. Nr. 9099/86 (Drucksache 10/6111 Nr. 2.4) Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates zur Eröffnung, Aufteilung und Verwaltung von Gemeinschaftszollkontingenten für einige Fischereierzeugnisse mit Ursprung in Schweden (1987) - KOM (86) 436 endg. - Rats-Dok. Nr. 8981/86 (Drucksache 10/6111 Nr. 2.5) Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates zur Aufstokkung des durch die Verordnung (EWG) Nr. 1726/86 eröffneten Gemeinschaftszollkontingents für Färsen und Kühe bestimmter Höhenrassen - KOM (86) 426 endg. - Rats-Dok. Nr. 9105/86 (Drucksache 10/6111 Nr. 2.6) Vorschlag für eine Verordnung (EWG) des Rates zur Änderung der Verordnung (EWG) Nr. 2169/81 zur Festlegung der allgemeinen Vorschriften der Beihilferegelung für Baumwolle - KOM (86) 459 endg. - Rats-Dok. Nr. 8879/86 (Drucksache 10/6111 Nr.2.7) Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates zur Abweichung von der Verordnung (EWG) Nr. 2727/75 hinsichtlich der auf bestimmte Mais- und Sorghummengen zu erhebenden Einfuhrabschöpfung - KOM (86) 443 endg. - Rats-Dok. Nr. 8713/86 (Drucksache 10/6065 Nr. 3.5) Vorschlag für eine Verordnung des Rates zur Verlängerung einer der Fristen für die obligatorische Destillation von Tafelwein nach Artikel 41 der Verordnung (EWG) Nr. 337/79 im Wirtschaftsjahr 1985/86 - KOM (86) 411 endg. - Rats-Dok. Nr. 8731/86 (Drucksache 10/6065 Nr. 3.6) Vorschlag für eine Verordnung (EWG) des Rates zur Eröffnung, Aufteilung und Verwaltung eines Gemeinschaftszollkontingents für Heringe, frisch oder gekühlt, mit Ursprung in Schweden der Tarifstelle ex 03.01 B I a) 2 aa) des Gemeinsamen Zolltarifs - KOM (86) 417 endg. - Rats-Dok. Nr. 8701/86 (Drucksache 10/6065 Nr. 3.7) Vorschlag für eine Entscheidung des Rates über eine finanzielle Maßnahme der Gemeinschaft zur Tilgung der afrikanischen Schweinepest in Portugal - KOM (86) 392 endg. - Rats-Dok. Nr. 8535/86 (Drucksache 10/6065 Nr. 3.8) Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates über die gemeinsame Marktorganisation für Wein - KOM (86) 408 endg. - Rats-Dok. Nr. 8732/86 (Drucksache 10/6065 Nr. 3.9) Vorschlag für eine Verordnung (EWG) des Rates zur Änderung der Verordnung (EWG) Nr. 1465/86 vom 13. Mai 1986 zur Festlegung der monatlichen Zuschläge zum Auslösungsschwellenpreis, zum Zielpreis und zum Mindestpreis für Erb- 19418* Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 249. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 26. November 1986 sen, Puffbohnen und Ackerbohnen für das Wirtschaftsjahr 1986/87 — KOM (86) 452 endg. — Rats-Dok. Nr.8621/86 (Drucksache 10/6065 Nr. 3.10) Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates zur Änderung der Verordnung (EWG) Nr. 3667/83 über die weitere Einfuhr neuseeländischer Butter zu Sonderbedingungen — KOM (86) 451 endg. — Rats-Dok. Nr. 8464/86 (Drucksache 10/6065 Nr. 3.11) Vorschlag für eine Verordnung (EWG) des Rates zur Änderung der Verordnung (EWG) Nr. 2179/83 zur Aufstellung allgemeiner Regeln für die Destillation von Wein und Nebenerzeugnissen der Weinbereitung — KOM (86) 398 endg. — Rats-Dok. Nr. 8733/86 (Drucksache 10/6065 Nr. 3.12) Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates zur Änderung der Verordnung (EWG) Nr. 3783/85 zur Aufteilung der Fangquoten der Gemeinschaft in den grönländischen Gewässern im Jahr 1986 — KOM (86) 439 endg. — Rats-Dok. Nr. 8774/86 (Drucksache 10/6065 Nr. 3.13) Bericht der Kommission an den Rat über die Verwendung bebrüteter Eier in den Mitgliedstaaten und Vorschlag für eine Verordnung (EWG) des Rates zur Änderung der Verordnung (EWG) Nr. 2772/75 über Vermarktungsnormen für Eier und der Verordnung (EWG) Nr. 2782/75 über die Erzeugung von und den Verkehr mit Bruteiern und Küken von Hausgeflügel — KOM (86) 449 endg. — Rats-Dok. Nr. 9270/86 (Drucksache 10/6261 Nr. 2.5) Vorschlag für eine Verordnung (EWG) des Rates über Gemeinschaftsmaßnahmen zur Verbesserung und Anpassung der Strukturen im Bereich der Fischerei und der Aquakultur — KOM (86) 446 endg. — Rats-Dok. Nr. 9223/86 (Drucksache 10/6261 Nr. 2.7) Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates zur Eröffnung, Aufteilung und Verwaltung eines Gemeinschaftszollkontingents für Aprikosenpülpe der Tarifstelle ex 20.06 B II c) 1 aa) des Gemeinsamen Zolltarifs mit Ursprung in Marokko (1987) Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates zur Eröffnung, Aufteilung und Verwaltung eines Gemeinschaftszollkontingents für Aprikosenpülpe der Tarifstelle ex 20.06 B II c) 1 aa) des Gemeinsamen Zolltarifs mit Ursprung in Tunesien (1987) — KOM (86) 440 endg. — Rats-Dok. Nr. 9239/86 (Drucksache 10/6261 Nr. 2.8) Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates zur Eröffnung, Aufteilung und Verwaltung eines Gemeinschaftszollkontingents für Aprikosenpülpe der Tarifstelle ex 20.06 B II c) 1 aa) des Gemeinsamen Zolltarifs mit Ursprung in Israel (1987) — KOM (86) 442 endg. — Rats-Dok. Nr. 9240/86 (Drucksache 10/6261 Nr. 2.9) Vorschlag für eine Verordnung (EWG) des Rates über den in der Gemeinschaft in ihrer Zusammensetzung vom 31. Dezember 1985 gegenüber Spanien und Portugal anzuwendenden Zollsatz auf Hybridsorghum zur Aussaat der Tarifstelle 10.07 C I des Gemeinsamen Zolltarifs — KOM (86) 461 endg. — Rats-Dok. Nr. 9309/86 (Drucksache 10/6261 Nr. 2.10) Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates zur Änderung der Verordnung (EWG) Nr. 1700/85 über die für 1986 geltende Einfuhrregelung für Erzeugnisse der Tarifstelle 07.06 A des Gemeinsamen Zolltarifs aus nicht dem GATT angehörenden Drittländern — KOM (86) 287 endg. — Rats-Dok. Nr. 7192/86 (Drucksache 10/5706 Nr. 3) Vorschlag für eine Verordnung (EWG) des Rates zur Änderung der Verordnung (EWG) Nr. 339/79 zur Definition bestimmter aus Drittländern stammender Erzeugnisse der Nummern 20.07, 22.04 und 22.05 des Gemeinsamen Zolltarifs — KOM (86) 220 endg. — Rats-Dok. Nr. 7043/86 (Drucksache 10/5706 Nr.4) Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zur Änderung der Richtlinie 79/117/EWG über das Verbot des Inverkehrbringens und der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln, die bestimmte Wirkstoffe enthalten — KOM (86) 237 endg. — Rats-Dok. Nr. 6750/86 (Drucksache 10/5706 Nr. 5) Vorschlag für eine Verordnung (EWG) des Rates zur Eröff- nung, Aufteilung und Verwaltung eines Gemeinschaftszoll- kontingents für Kabeljau, getrocknet, nicht gesalzen (Stock- fisch), der Tarifstelle ex 03.02 A I b) des Gemeinsamen Zolltarifs mit Ursprung in Norwegen — KOM (86) 229 endg. — Rats-Dok. Nr. 6714/86 (Drucksache 10/5706 Nr. 6) Entwurf einer Verordnung (EWG) des Rates zur zeitweiligen Aussetzung der autonomen Zollsätze des Gemeinsamen Zolltarifs für einige landwirtschaftliche Waren — KOM (86) 195 endg. — Rats-Dok. Nr. 6711/86 (Drucksache 10/5706 Nr. 7) Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates zur Festsetzung des Grundpreises und des Ankaufpreises für Blumenkohl für die Zeit vom 1. bis 11. Mai 1986 — KOM (86) 252 endg. — Rats-Dok. Nr. 6935/86 (Drucksache 10/5706 Nr. 8) Vorschlag für eine Verordnung (EWG) des Rates zur Änderung der Verordnung (EWG) Nr. 857/84 über Grundregeln für die Anwendung der Abgabe gemäß Artikel 5 c der Verordnung (EWG) Nr. 804/68 im Sektor Milch und Milcherzeugnisse — KOM (86) 254 endg. — Rats-Dok. Nr. 6938/86 (Drucksache 10/5706 Nr. 9) Vorschlag für eine Verordnung (EWG) des Rates über die Einfuhren der Reissorte „aromatisierter langkörniger Basmati" der Tarifstelle ex 10.06 B I und II des Gemeinsamen Zolltarifs — KOM (86) 182 endg. — Rats-Dok. Nr. 6881/86 (Drucksache 10/5706 Nr. 10) Vorschlag für eine Verordnung (EWG) des Rates zur Eröffnung, Aufteilung und Verwaltung eines Gemeinschaftszollkontingents für Rum, Arrak und Taffia der Tarifstelle 22.09 C I des Gemeinsamen Zolltarifs mit Ursprung in den mit der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft assoziierten überseeischen Ländern und Gebieten (1986/87) — KOM (86) 246 endg. — Rats-Dok. Nr. 7155/86 (Drucksache 10/5706 Nr. 11) Vorschlag für eine Verordnung (EWG) des Rates zur Änderung der Verordnung (EWG) Nr. 2990/82 über den verbilligten Absatz von Butter an Empfänger sozialer Hilfen — KOM (86) 218 endg. — Rats-Dok. Nr. 7185/86 (Drucksache 10/5706 Nr. 12) Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates zur Änderung der Verordnung (EWG) Nr. 2245/85 über technische Maßnahmen zur Erhaltung der Fischbestände in der Antarktis — KOM (86) 259 endg. — Rats-Dok. Nr. 7195/86 (Drucksache 10/5706 Nr. 13) Vorschlag für eine Verordnung (EWG) des Rates zur Änderung der Verordnung (EWG) Nr. 477/86 zum Erlaß geeigneter Maßnahmen für den Handel mit Ölverarbeitungserzeugnissen mit Spanien und Portugal — KOM (86) 274 endg. — Rats-Dok. Nr. 7170/86 (Drucksache 10/5706 Nr. 14) Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates zur Eröffnung, Aufteilung und Verwaltung eines Gemeinschaftszollkontingents für Rum, Arrak und Taffia der Tarifstelle 22.09 C I des Gemeinsamen Zolltarifs mit Ursprung in den Staaten in Afrika, im karibischen Raum und im Pazifischen Ozean (AKPStaaten) (1986 bis 1987) — KOM (86) 247 endg. — Rats-Dok. Nr. 7268/86 (Drucksache 10/5706 Nr. 15) Vorschlag für eine Verordnung (EWG) des Rates zur Anpassung der Verordnungen (EWG) Nr. 797/85, (EWG) Nr. 355/77 und (EWG) Nr. 1360/78 im Bereich der Agrarstrukturen infolge des Beitritts Spaniens — KOM (86) 286 endg. — Rats-Dok. Nr. 7126/86 (Drucksache 10/5706 Nr. 16) Vorschlag für eine Richtlinie des Rates betreffend das Gemeinschaftsverzeichnis der benachteiligten landwirtschaftlichen Gebiete im Sinne der Richtlinie 75/268/EWG (Portugal) — KOM (86) 280 endg. — Rats-Dok. Nr. 7124/86 (Drucksache 10/5706 Nr. 17) Entwurf für eine Verordnung (EWG) des Rates zur Eröffnung, Aufteilung und Verwaltung eines Gemeinschaftszollkontingents für Kabeljau, gesalzen, jedoch nicht getrocknet, der Tarifstelle ex 03.02 A I b) des Gemeinsamen Zolltarifs und Entwurf für eine Verordnung (EWG) des Rates zur Eröffnung, Aufteilung und Verwaltung eines Gemeinschaftszollkontingents für Köhler (Pollachius virens) ganz und Filets von Köhler, gesalzen, der Tarifstellen ex 03.02 A I f) und ex 03.02 A II d) des Gemeinsamen Zolltarifs und Entwurf für eine Verordnung (EWG) des Rates zur Eröffnung, Aufteilung und Verwaltung eines Gemeinschaftszollkontingents für tiefgefrorene Filets und tiefgefrorene Fischmusblöcke vom Pazifischen Pollack (Theragra Chalgogramma) der Tarifstellen ex 03.01 B II b) 17 und ex 03.01 B I n) 2 des Gemeinsamen Zolltarifs und Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 249. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 26. November 1986 19419* Entwurf für eine Verordnung (EWG) des Rates zur Eröffnung, Aufteilung und Verwaltung eines Gemeinschaftszollkontingents für tiefgefrorene Filets und tiefgefrorene Fischmusblöcke vom Seehecht (Merluccius Hubbsi) der Tarifstellen 03.01 B II b) 9 und ex 03.01 B I t) 2 des Gemeinsamen Zolltarifs KOM — (86) 258 endg. — Rats-Dok. Nr. 7134/86 (Drucksache 10/5706 Nr. 18) Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates zur Eröffnung, Aufteilung und Verwaltung von Gemeinschaftszollkontingenten für Sherry-Weine der Tarifnummer ex 22.05 des Gemeinsamen Zolltarifs mit Ursprung in Spanien (1986/87) und Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates zur Eröffnung, Aufteilung und Verwaltung eines Gemeinschaftszollkontingents für Malaga-Weine der Tarifnummer ex 22.05 des Gemeinsamen Zolltarifs mit Ursprung in Spanien (1986/87) und Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates zur Eröffnung, Aufteilung und Verwaltung eines Gemeinschaftszollkontingents für Jumilla-, Priorato-, Rioja- und Valdepenas-Weine der Tarifnummer ex 22.05 des Gemeinsamen Zolltarifs mit Ursprung in Spanien (1986/87) — KOM (86) 256 endg. — Rats-Dok. Nr. 6923/86 (Drucksache 10/5706 Nr. 19)
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    Rede von Dietrich Stobbe


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Die SPD steht in der Kontinuität ihrer Beschlüsse.

    (Lachen der Abg. Frau Dr. Hamm-Brücher [FDP] sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Die SPD hat im Plenum und in der deutschen Offentlichkeit oft genug darauf hingewiesen. Sie haben Grundlagen der sozialliberalen Entspannungspolitik verletzt,

    (Frau Dr. Hamm-Brücher [FDP]: Wo denn?)

    u. a. auch dadurch, daß Sie gegen veränderte außenpolitische Parameter beider Weltmächte, aber auch unserer westlichen Führungsmacht, nicht aktiv angegangen sind.

    (Beifall bei der SPD — Frau Dr. HammBrücher [FDP]: Alles falsch!)

    Heute muß die SPD feststellen, daß in der Regierung Kohl/Bangemann von dieser außenpolitischen Kontinuität keine Rede mehr sein kann. Herr Außenminister, Sie hatten diesen Anspruch auf Kontinuität erhoben, weil er in ganz entscheidendem Maße der Legitimierung des von Ihnen betriebenen Koalitionswechsels diente. Aber wie konnten Sie auch nur einen Augenblick lang annehmen, daß die CDU/CSU Sie bei der Fortführung Ihrer Außenpolitik tatsächlich unterstützen würden? Sie haben bei der Wende so getan, als hätten Sie vergessen, daß diese Parteien die Entspannungspolitik bis aufs Messer bekämpften. Dafür zahlen Sie jetzt einen hohen Preis. Die gegen Sie anhaltenden politischen Quertreibereien aus der CSU und aus der Stahlhelmfraktion in der CDU belegen, daß starke Kräfte in den Reihen Ihres Koalitionspartners eine ganz andere Außenpolitik wollten und wollen

    (Voigt [Frankfurt] [SPD]: Und durchsetzen!) und durchsetzen.


    (Frau Dr. Hamm-Brücher [FDP]: Nein!)




    Stobbe
    Gewiß, Sie kämpfen gelegentlich dagegen an. Das wollen wir Ihnen bescheinigen, und das haben wir Ihnen auch bescheinigt,

    (Voigt [Frankfurt] [SPD]: Sie passen sich immer an, Herr Genscher!)

    aber Sie gleichen dann gewissermaßen einem umgekehrten Phönix, dessen Gefieder im grellen Licht der von Ihrem Koalitionspartner gezündeten Feuer zwar immer wieder einige Augenblicke lang leuchtet, der dann aber abstürzt. Wenn er aus der Asche wieder aufsteigt und die Bühne der Außenpolitik betritt, dann ist er zerrupft, zerzaust und im wahrsten Sinne des Wortes verkohlt.

    (Dr. Rose [CDU/CSU]: Ihr habt einen Vogel, der zerrupft ist!)

    Die Wahrheit ist, daß schon lange nicht mehr Kontinuität den Kurs Ihrer Außenpolitik bestimmt, sondern Ihre kontinuierliche Kapitulation vor dem außenpolitischen Wendedruck.

    (Beifall bei der SPD — Voigt [Frankfurt] [SPD]: So ist es! Endlich einmal die Wahrheit!)

    Ich muß Ihnen deshalb sagen, daß sich das Stichwort von der Kontinuität, das wir damals natürlich gerne aufgenommen haben, als die große Lebenslüge unseres Außenministers erwiesen hat.

    (Beifall der Abg. Frau Fuchs [Köln] [SPD] und Frau Matthäus-Maier [SPD])

    Ich möchte einige Fehlleistungen der deutschen Außenpolitik auflisten. Wollten Sie nicht, Herr Außenminister, auf der Grundlage einer festen Einbindung der Bundesrepublik Deutschland in das westliche Bündnis eine Verständigungspolitik mit Osteuropa fortsetzen, bei der unser Verhältnis zur Sowjetunion die zentrale Rolle spielt?

    (Voigt [Frankfurt] [SPD]: Er wollte eine neue Seite aufschlagen! Die ist jetzt zurückgeschlagen!)

    Herausgekommen ist dabei die Fehlleistung, daß sich unser Verhältnis zur Sowjetunion verschlechtert hat, wie die jüngsten Besuchsabsagen erneut beweisen.

    (Frau Fuchs [Köln] [SPD]: Das hat er noch nicht gemerkt!)

    Da hilft doch auch nicht der Hinweis des Bundeskanzlers auf den Abschluß des technisch-wissenschaftlichen Abkommens, das ja schon in grauer Vorzeit konzipiert war.

    (Voigt [Frankfurt] [SPD]: Das sind alles Verharmlosungen!)

    Verschlechtert hat sich dieses Verhältnis in einer Zeit, in der eine neue sowjetische Führung auf fast allen für uns interessanten Gebieten mit neuen Denkansätzen aufwartet, die im Interesse aller Deutschen abgeprüft werden müssen. Doch von einer Weiterentwicklung, von einer Mehrung der politischen Substanz in den deutsch-sowjetischen Beziehungen kann in den letzten vier Jahren nun weiß Gott keine Rede sein.
    Weiter: Sollte in unserem Verhältnis zur Volksrepublik Polen nicht jene besondere Hinwendung zum Ausdruck kommen, zu der wir Deutschen auf Grund der Geschichte verpflichtet sind? Ich stelle fest, daß die Beziehungen der Bundesrepublik Deutschland zu Polen auf eine unerträgliche Art und Weise belastet worden sind durch politisches Geschwätz über das Deutsche Reich in seinen Grenzen von 1937.

    (Beifall bei der SPD)

    Nein, die Bundesrepublik Deutschland ist in den letzten Jahren in diesen Verhältnissen nicht weitergekommen.

    (Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Milliardenkredite haben wir gegeben!)

    Statt dessen gibt es neue Spannungen. Wer aber die mühsame Aussöhnung mit Polen gefährdet, setzt die ganze mühevoll geschaffene Entspannung in Europa aufs Spiel. — Ich muß Ihnen sagen: Dieser Zwischenruf war sehr entlarvend. Sie wollen etwas mit Geld heilen, was nur politisch aus einer ganz bestimmten Gesinnung heraus überhaupt in Ordnung gebracht werden kann, wenn überhaupt.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN — Dr. Rose [CDU/CSU]: Jetzt weiß ich, warum Sie in Berlin verloren haben!)

    Blicken wir in unser eigenes westliches Bündnis hinein! Wir haben es als Opposition oft gesagt, und wir sagen es auch heute, und zwar gegenüber dem Außenminister wie dem Bundeskanzler gleichermaßen: Das Fehlen einer kritischen Auseinandersetzung der Regierung der Bundesrepublik Deutschland mit fundamental veränderten außenpolitischen Positionen der USA muß sich verhängnisvoll auf den inneren Zusammenhalt des Bündnisses auswirken. Gewiß, im Bündnis war es immer notwendig, angesichts sich verändernder Verhältnisse neue Positionsbestimmungen für die Politik gegenüber dem anderen Bündnis vorzunehmen.

    (Bohl [CDU/CSU]: Warum sind Sie eigentlich in Berlin beim Parteitag ausgezogen?)

    Insofern reden wir hier auch keineswegs einer einfachen Fortschreibung der Entspannungspolitik der ersten Phase das Wort.

    (Voigt [Frankfurt] [SPD]: Wir wollen ja eine neue Phase!)

    Die Bundesrepublik hat ein selbstverständliches Interesse daran, Lehren zu ziehen und diese in eine zweite Phase der Entspannung einzubringen. Aber die Formulierung dieser Politik kann nur im Dialog im Bündnis entstehen, und dieser Dialog muß angesichts veränderter amerikanischer Positionen notwendigerweise kritisch sein. Denn es gibt doch einen globalen amerikanischen Unilateralismus, der die Bedeutung des westlichen Bündnisses und auch einzelner Partner im Bündnis drastisch herabgestuft hat. Das können Sie doch als Außenminister



    Stobbe
    nicht übersehen. Dies wird bei SDI exemplarisch deutlich.

    (Beifall des Abg. Schierholz [GRÜNE])

    Die Europäer waren eben nicht eingeladen, mit der amerikanischen Regierung über einen solchen Plan zu diskutieren, ob er denn überhaupt Sinn macht und in Angriff genommen werden soll.

    (Dr. Schierholz [GRÜNE]: Wir wollen ihn ja auch nicht!)

    Dennoch arbeitet die Bundesregierung unverdrossen mit einem unkritischen Bild der Reagan-Administration. Herr Außenminister, wo bleibt Ihr Kontinuitätsanspruch, wenn Sie in der Diskussion über das zur Zeit entscheidende Hindernis für einen Durchbruch in der Abrüstung, nämlich das SDI-Programm, nicht Ihr ganzes Gewicht in die Waagschale werfen zugunsten der Erhaltung des ABM-Vertrages?

    (Dr. Schierholz [GRÜNE]: Das Gewicht reicht nicht aus!)

    — Das ist meine These.
    Nehmen wir Reykjavik. Herr Außenminister, Sie haben sich genauso wie der Herr Bundeskanzler wider besseres Wissen daran beteiligt, aus diesem gescheiterten Gipfel einen Erfolg machen zu wollen. Die Warnungen der Opposition haben Sie nicht nur überhört, Sie haben sie abgetan. Jetzt aber müssen Sie in der „Herald Tribune" — —

    (Rühe [CDU/CSU]: Daß der Gipfel gescheitert ist, sagen nur die deutschen Sozialdemokraten, sonst niemand auf der Welt!)

    — warten Sie doch mal ab, Herr Rühe! — Jetzt aber müssen Sie in der „Herald Tribune" lesen — es handelt sich um die Ausgabe vom vergangenen Montag —, was James Reston über den politisch angeschlagenen amerikanischen Präsidenten schreibt. Der amerikanische Starjournalist zitiert Donald Regan, Präsident Reagans wichtigsten Berater im Weißen Haus. Ich wäre dankbar, wenn Sie das Zitat — es ist ganz kurz — auch wirklich hören würden. Regan sagt — ich zitiere —:
    Einige von uns sind wie eine Reinigungskolonne, die einer Parade auf der Hauptstraße folgt, um mit Schaufeln sauberzumachen. Wir nahmen Reykjavik und drehten eine Sache, die in Wahrheit schlimm war, zu etwas um, das ziemlich gut aussah.

    (Dr. Schierholz [GRÜNE]: Ja, ja! — Zurufe von der CDU/CSU: Und?)

    Ich finde, das ist ein erhellendes, zugleich aber ein für die Bundesregierung äußerst peinliches Eingeständnis des Stabschefs im Weißen Haus. Herr Bundeskanzler, Herr Außenminister, in eine solche Situation kommen Sie eben, wenn Sie amerikanische Vorgaben einfach nur so nachplappern.

    (Beifall bei der SPD — Bohl [CDU/CSU]: Zu welcher Kolonne gehören Sie denn?)

    — Das kann ich Ihnen sagen: Ich gehöre zu denen,
    die es als eine Pflicht empfinden, im Deutschen
    Bundestag das deutsche Volk vor denen zu warnen,
    die aus der ersten politischen Sache Abrüstung eine Public-Relations-Angelegenheit machen.

    (Beifall bei der SPD)

    Und das ist hier geschehen, und zwar leichtfertig. Es ist auch keine Schwarzmalerei, wenn ein Vertreter der Opposition so spricht, sondern es ist notwendig, um unser Volk auf die Wahrheit aufmerksam zu machen.

    (Dr. Schierholz [GRÜNE]: Lauter Experten für PR!)

    Und noch eine Fehlleistung: Wollten wir nicht gemeinsam, daß die deutsche Außenpolitik auf einem Geschichtsbild aufbaut, das die Deutschen als lernwillig und lernfähig hinsichtlich ihrer Vergangenheit zeigt? Was aber ist geschehen? Herr Genscher, müssen Sie Ihre Außenpolitik nicht im Dunstkreis eines selbstgefällig verkürzenden und damit auf gefährliche Art und Weise verharmlosenden Geschichtsbildes durchführen, welches den Herrn Bundeskanzler Kohl immer erneut zu den fatalsten Äußerungen verleitet? Können Sie denn bestreiten, daß Ihr eigener Kanzler Sie außenpolitisch von einer Peinlichkeit in die andere taumeln ließ, von der Gnade der späten Geburt in Israel über Bitburg bis hin zu diesem Goebbels-Gorbatschow-Vergleich? Vor dem Hintergrund dieses Geschichtsverständnisses des Herrn Bundeskanzlers wirkt Ihr außenpolitischer Kontinuitätsanspruch, wenn Sie ihn denn überhaupt noch aufrechterhalten, zutiefst unglaubwürdig.
    Das Fazit, das die SPD ziehen muß, ist, daß es in der Koalition von CDU/CSU und FDP kein gemeinsames außenpolitisches Fundament gibt, mit der Folge eines Gesichts- und Gewichtsverlustes, welcher die Bedeutung der Bundesrepublik Deutschland im internationalen Gefüge vermindert hat. Herr Außenminister, Sie waren Mitkonstrukteur der deutschen Entspannungspolitik, welche in Ergänzung zur notwendigen Westbindung der Bundesrepublik Deutschland die Verständigung mit dem Osten herbeiführte. In der von Ihnen mitbegründeten Koalition aus CDU/CSU und FDP leiten Sie jetzt bestenfalls einen Reparaturbetrieb in Sachen Entspannung.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Doch die von Ihren Partnern angerichteten Schäden werden immer größer, und ihre Behebung gelingt Ihnen immer weniger.

    (Dr. Rose [CDU/CSU]: Bei Ihren Scherben von Berlin sollten Sie nicht so reden!)

    Das ist als außenpolitische Bilanz sehr mager, wird den von Ihnen selbst gesetzten Ansprüchen in keiner Weise gerecht und bleibt als Politik gegenüber den außenpolitischen Notwendigkeiten der Bundesrepublik Deutschland weit hinter dem zurück, was unser Volk braucht.

    (Anhaltender Beifall bei der SPD — Dr. Schierholz [GRÜNE]: Zugabe!)



Rede von Heinz Westphal
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Abgeordnete Dr. Stercken.




  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Hans Stercken


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Kollege Stobbe! Ich möchte zu dem Ton und der Art und Weise zurückkehren, mit der wir sonst im Auswärtigen Ausschuß und auch in internationalen Begegnungen die schwierigen — —

    (Frau Matthäus-Maier [SPD]: Mach mal nicht auf vornehm!)

    — Es geht nicht nur um Vornehmheit. Ich kann mir nicht vorstellen, daß bei unseren Gesprächen, die wir hier jüngst mit einer sowjetischen Delegation geführt haben oder die die Delegation des Auswärtigen Amtes kürzlich mit der sowjetischen Delegation in Wien gehabt hat, irgendeiner dieser Gedanken dort den frenetischen Applaus gefunden hätte, den Ihre Ausführungen gerade in Ihrer Fraktion gefunden haben.

    (Zuruf von der SPD: Wir sind auch nicht der Maßstab für Sie!)

    Ich rate deshalb dringend, Herr Kollege Stobbe, sich beispielsweise, da das Ihnen ja nicht so schwer fallen kann, an Gorbatschow zu orientieren, von dem ich eine völlig von Ihrer Deutung abweichende Analyse des Reykjaviker Gipfels gehört habe.
    Ich frage mich: Warum ist diese Form der Kritik, die Sie uns wieder vorgetragen haben,

    (Frau Fuchs [Köln] [SPD]: Die war sehr gut!)

    nun wirklich das Privileg der deutschen Sozialdemokratie? Warum ist es nicht die Analyse, die wir tagtäglich nicht nur in den Blättern der Sowjetunion oder aus dem Munde Gorbatschows, sondern auch bei der KSZE aus dem Munde Schewardnadses hören? Warum versuchen Sie, hier etwas zu betreiben, was die Publizistik der eben genannten Staaten versucht in diesem Augenblick in diesem Lande zu unterstützen, weil sie Wahlkampfhilfe geben möchte?

    (Dr. Rose [CDU/CSU]: Weil sie die Zettel für den Wahlkampf schon gedruckt haben!)

    Ein ruhiger außenpolitischer Beobachter hat Veranlassung, in dieser Situation zu sagen: Liebe, liebe Ratgeber aus allen Teilen dieser Welt, schaut mal erst, wie es bei euch daheim zugeht, wie da gewählt wird! Sollen wir dann demnächst auch Wahlkampfhilfe für irgendeine sowjetische Partei beispielsweise geben können? Das ist von unserer Seite, glaube ich, zurückzuweisen, weil es aus einem Land kommt, das nun nicht gerade als Experte für Wahlen in freien Ländern angesehen werden kann.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Kehren wir zum Haushalt des Auswärtigen Amtes zurück; denn wir wollen mit der Gewährung dieser Mittel eine Politik ermöglichen, die Frieden und Sicherheit für unser Land und für Europa gewährleistet. Denn Außenpolitik ist — das immer wieder zu betonen können wir nicht müde werden — Friedenspolitik, und in diesem Sinne sind auch die Bediensteten des Auswärtigen Amtes gleichermaßen wie die Dienstleistenden in der Bundeswehr Dienstleistende am Frieden dieses Landes, Dienstleistende am Frieden Europas.
    Deshalb sollten wir, so meine ich, soweit sich die Kollegen dem anschließen, Ihnen, Herr Bundesminister, insbesondere auch für die Bediensteten des Auswärtigen Amtes den Dank dieses Hohen Hauses aussprechen und dies mit dem Versprechen verbinden, daß die Bemühungen um eine bessere Ausstattung und eine weitere Sicherung des Dienstes des Auswärtigen Amtes auch in der nächsten Legislaturperiode anhalten werden.
    Dankbar bin ich auch und insbesondere deshalb, weil sich die außenpolitischen Beiträge dieses Parlaments — und nur diese rechtfertigen ja eine so umfassende Tätigkeit in aller Welt — sehr eingehend in die außenpolitischen Bemühungen des Außenministeriums integriert haben. Ich glaube, wir haben das gegenseitig als eine wertvolle Unterstützung empfunden. In der Wahrung deutscher Interessen ist Parlamentariern vieles möglich, zu dem ein Auswärtiges Amt nicht befähigt ist.
    Meine Damen und Herren, nun ein kleiner Seitenstrahl auf das Thema „Bund und Länder im Bereich der Außenpolitik", denn ich halte es für wichtig, daß wir das noch in dieser Legislaturperiode einmal markieren: Es gibt einen Auswärtigen Ausschuß des deutschen Bundesrates, und da wir inzwischen mit so vielen Auswärtigen Ausschüssen in aller Welt in Beratungen eingetreten sind, könnte ich mir vorstellen, daß wir in der nächsten Legislaturperiode auch einmal mit dem Auswärtigen Ausschuß des Bundesrates tagen,

    (Heiterkeit und Zustimmung bei der CDU/CSU)

    um dabei zu überlegen, was die Beschwernisse auf beiden Seiten sind, damit sie auch in den beiden Kammern einmal einer Beratung unterworfen werden.

    (Bohl [CDU/CSU]: Und das kann man sogar zu Fuß machen!)

    Meine Damen und Herren, was mit dieser Außenpolitik im Interesse der Bundesrepublik Deutschland weiter geleistet werden soll, möchte ich im Lichte einiger besonders aktueller Probleme erläutern. Ich sagte schon, Frieden und Sicherheit sollen auf der Grundlage des Gleichgewichts gefestigt werden. Dies wollten Sie, Frau Kollegin Hamm-Brücher, mit Ihren Überlegungen sicherlich nicht ausschließen, daß das Gleichgewicht auch im Bereich der konventionellen Waffen oder im Bereich der Defensivwaffen eine Zielsetzung unserer Politik ist. Wer nämlich weiterhin in einem der wichtigen Rüstungsbereiche eine Überlegenheit anstrebt oder festschreiben möchte, gefährdet möglicherweise eine ausgewogene Lösung in allen Bereichen.
    Bei den konventionellen und den Defensivwaffen liegen noch keine realistischen Lösungsmöglichkeiten vor. Ich sehe unsere vorrangige Aufgabe darin, insbesondere bei den konventionellen Waffen in Europa ein annehmbares Gleichgewicht anzustreben.



    Dr. Stercken
    Im Bereich der nuklearen Waffen liegen schon respektable Verhandlungsergebnisse auf dem Tisch. Die Sowjetunion sollte auch für die konventionellen Streitkräfte Obergrenzen akzeptieren, wie es seit Jahren bei den MBFR-Verhandlungen in Wien versucht wird. Wer dem Trugschluß erliegt, konventionelle Waffen stellten keine sonderliche Bedrohung dar, dem empfehle ich, sich sorgsam mit der Feuerkraft heutiger konventioneller Waffen — unter Einbezug der konventionell umgerüsteten Raketen aller Reichweiten — zu befassen.
    Gestatten Sie mir eine Bemerkung zu den auf beiden Seiten in Entwicklung begriffenen Defensivsystemen. Kossygin wurde schon am 9. Februar 1967 auf einer Pressekonferenz gefragt:
    Sind Sie der Ansicht, daß man sich über ein Moratorium für den Ausbau von Raketenverteidigungssystemen einigen kann, wenn ja, unter welchen Bedingungen?
    Hier Kossygins Antwort:
    Welche Waffen müssen als Spannungsfaktor betrachtet werden, die Offensiv- oder die Defensivwaffen? Ich glaube, Verteidigungssysteme, die einen Angriff abwenden sollen, bilden keine Ursache des Wettrüstens. Sie stellen vielmehr einen Faktor dar, der die Vernichtung von Menschen verhindert.
    Seit dieser Zeit streiten sich die Gelehrten, ob das Laserabwehrsystem um Moskau, ob Antiraketenraketen, Killersatelliten und das Lenkungssystem von Krasnojarsk mit dem ABM-Vertrag vereinbar sind.

    (Zuruf des Abg. Stobbe [SPD])

    Wir haben noch mehr Gelehrte, Herr Kollege Stobbe, die sich streiten, seit unsere amerikanischen Verbündeten eine Nachrüstung auf diesem Gebiet versuchen. Ich empfehle die Gelassenheit des niederländischen Ministerpräsidenten Lubbers, der nach seinem Besuch in Moskau vor wenigen Tagen sagte, daß das energische Festhalten der Sowjets an einem Verhandlungsjunktim zwischen einer Reduzierung der europäischen Mittelstreckenraketen und dem SDI-Projekt kein unüberwindliches, sondern ein verhandlungstaktisches Problem sei.
    Zu den Aufgaben der deutschen Außenpolitik gehören weitere Beiträge zur Festigung der deutschamerikanischen Beziehungen. Mehr Jugend aus beiden Ländern müssen wir zueinanderführen.

    (Beifall des Abg. Carstens [Emstek] [CDU/CSU] und des Abg. Kühbacher [SPD])

    Das Parlament bietet ein eigenes Austauschprogramm an, meine Damen und Herren; aber die Geister, die wir gerufen haben, werden wir heute nicht mehr los. Wie viele junge Menschen melden sich in unseren Abgeordnetenbüros und möchten dabei berücksichtigt werden! Es ist ein großes Verlangen. Ich glaube, wir müssen dies jetzt auch in unserer Verantwortung hier im Parlament deutlich machen. Es muß etwas geschehen, um dieser enttäuschten Jugend, die wir abweisen müssen, auch eine Chance, eine Möglichkeit zur Begegnung mit jungen Menschen in den Vereinigten Staaten zu verschaffen.
    Die Atlantische Gemeinschaft haben wir immer als eine Brücke empfunden. Der Pfeiler, auf dem wir leben, ist Europa, weithin getragen von der Kooperation der besonders auch heute vielfach schon beschriebenen Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Frankreich; ein Modellfall, wie es einmal der Deutsche Bundestag beim Abschluß des deutsch-französischen Vertrages festgestellt hat. Ich gebe zu bedenken, Herr Außenminister: in steigendem Maße führen die Gespräche mit unseren britischen, italienischen, spanischen Kollegen zu der Idee, daß ähnliche Vereinbarungen der Intensivierung politischer Zusammenarbeit auch mit diesen Staaten denkbar sein sollten. Dieser Deutsche Bundestag hat dies einmal als Präambel dem deutsch-französischen Vertrag vorangestellt. Ich glaube, hier ist ein Feld, auf dem sich unsere europäischen Initiativen im nächsten Jahr dringend erweitern können.
    Eine letzte Bemerkung, meine Damen und Herren, gilt dem Komplex der KSZE. Die Delegation des Deutschen Bundestages, die dort war, hat mehr Bewegung, mehr Flexibilität festgestellt; aber sie hat auch festgestellt, wie schwierig es wird, daß wir uns in der Frage des Korbes III jetzt auf eine Einigung oder auf drastische Fortschritte beziehen können, weil wir nicht das gleiche Verständnis von den Menschenrechten haben. Wir denken an die individuellen Menschenrechte. Die Gesprächspartner aus der Sowjetunion sprachen nur von kollektiven Rechten, die durch gesellschaftliche Kräfte oder Organisationen wahrzunehmen seien.
    Belastend für diesen Prozeß, für den wir auch der deutschen Delegation in Wien Erfolg wünschen, ist natürlich ein Ereignis, wie wir es alle, wie ich denke, miteinander in den letzten Tagen erlitten haben. Die Frage, wie menschlich oder wie unmenschlich es in Deutschland zugeht, ist durch, hier wurde heute gesagt: den Tod eines Menschen, ich sage: den Mord an einem Menschen mitten in Deutschland deutlich geworden. Das ist nicht die Normalität, das ist abnorm.
    Ich meine, der Deutsche Bundestag sollte in der Trauer über den Mord an einem deutschen Landsmann der DDR einmal mehr die Empfehlung geben, dem Beispiel der Bundesrepublik Deutschland zu folgen und einen Gewaltverzicht auszusprechen, einen Gewaltverzicht, der natürlich auch die Anwendung von Gewalt mitten in Deutschland ausschließt. Ich kann mir sonst beim besten Willen nicht vorstellen, daß man sich bei der KSZE in Wien zur Jause trifft und daß die Beauftragten der Völker im gleichen Zeitraum aufeinander schießen. Anspruch und Wirklichkeit müssen zur Übereinstimmung kommen.
    Friedenspolitik schützt zunächst das Leben. Entspannung schaffen heißt Spannungsursachen beseitigen. Außenpolitik muß verdeutlichen, daß in aller Welt die Spannung andauert, wenn den Völkern nicht das Selbstbestimmungsrecht gewährt wird. Wie soll ich Vertrauen empfinden, wenn mir Freiheit und Recht vorenthalten werden? Außenpolitik ist nicht nur Analyse, Außenpolitik ist aktiver Beitrag zur Lösung der Spannungsursachen. Geben



    Dr. Stercken
    wir dem Auswärtigen Dienst die materielle Voraussetzung zum Einsatz für deutsche, europäische und atlantische Interessen! Unterstützen wir seinen Beitrag zur Festigung des Friedens!

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)