Rede von
Dr.
Theodor
Waigel
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(CDU/CSU)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich habe heute vormittag in meinem Debattenbeitrag ausweislich des Protokolls u. a. folgendes gesagt:
Können Sie sich eigentlich noch erinnern, was Oskar Lafontaine im „Stern" über die Blutspur von Rosa Luxemburg bis hin zu Helmut Schmidt gesagt hat?
Abweichend vom Manuskript habe ich in freier Rede ein Interview von Oskar Lafontaine im „Stern" vom 15. Juli 1982 und einen Artikel im „Vorwärts" verwechselt. Das bedauere ich. Diese Richtigstellung ist im Interesse der Beteiligten und der Tatsachenfeststellung notwendig. In dem Gespräch von Herrn Lafontaine mit dem „Stern" vom 15. Juli 1982 heißt es:
Helmut Schmidt spricht weiter von Pflichtgefühl, Berechenbarkeit, Machbarkeit, Standhaftigkeit ... .
Er fährt dann fort:
Das sind Sekundärtugenden. Ganz präzis gesagt: Damit kann man auch ein KZ betreiben.
Das ist es, was ich in meinem Debattenbeitrag kritisieren und angreifen wollte.
Darauf hat Helmut Schmidt — und auch das habe ich in meiner Rede angesprochen — mit Schreiben vom 14. April 1986 geantwortet, und zwar an den Parteivorsitzenden:
Ich habe seinerzeit ohne gehörige öffentliche Gegenäußerung meinerseits ertragen, daß ein Mitglied des Parteivorstandes mir öffentlich attestiert hat, mit meinen „Sekundärtugenden" könne man auch ein KZ leiten.
Das apostrophierte Interview im „Vorwärts" vom 5. April 1986 — Margarethe von Trotta über „Rosa" und die SPD: Damals hatten die Frauen mehr zu sagen —, hat folgenden Wortlaut:
Durch die deutsche Geschichte zieht sich eine Blutspur — —
— Ich lege hier die Quellen und Dokumente offen, damit keinerlei Verwechslung mehr passieren kann.
Ich wiederhole das:
Durch die deutsche Geschichte zieht sich eine Blutspur. Vom Berliner Landwehrkanal, in den die Reichswehr die Leiche der ermordeten Luxemburg warf und mit dessen nachtschwarzem Wasser dieser Film endet, zieht diese Blutspur sich über Auschwitz und Dachau, über Benno Ohnesorg, Rudi Dutschke und Stammheim bis zu Günther Sare, der vor ein paar Monaten in Frankfurt von einem Wasserwerfer zermatscht wurde.
Dagegen hat sich wiederum im gleichen Brief, den ich vorher zitiert habe, abgedruckt in der „Frankfurter Rundschau", Helmut Schmidt entschieden verwahrt und das zurückgewiesen. Ich stelle hiermit die Fakten an Hand der vorliegenden Quellen und Dokumente richtig.
Ich bleibe bei meiner Aufforderung: Bringen Sie zunächst solche Äußerungen in Ihrer Partei in Ordnung, bevor Sie den Stil anderer kritisieren. Das Motto „Versöhnen statt Spalten" sollten Sie zunächst in den eigenen Reihen ernst nehmen, bevor Sie andere anklagen.