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ID1024816000

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 10/248 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 248. Sitzung Bonn, Dienstag, den 25. November 1986 Inhalt: Glückwünsche zum Geburtstag des Abg Biehle 19177A Begrüßung des Präsidenten, Sandor Barcs, der Interparlamentarischen Gruppe der Volksrepublik Ungarn 19216 C Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1987 (Haushaltsgesetz 1987) — Drucksachen 10/5900, 10/6209 — Beschlußempfehlungen und Bericht des Haushaltsausschusses Einzelplan 08 Geschäftsbereich des Bundesministers der Finanzen — Drucksachen 10/6308, 10/6331 — in Verbindung mit Einzelplan 32 Bundesschuld — Drucksache 10/6324 — in Verbindung mit Einzelplan 60 Allgemeine Finanzverwaltung — Drucksache 10/6328 — in Verbindung mit Einzelplan 20 Bundesrechnungshof — Drucksachen 10/6318, 10/6331 — Dr. Apel SPD 19177 D Carstens (Emstek) CDU/CSU 19186 A Vogel (München) GRÜNE 19192 A Dr. Weng (Gerlingen) FDP 19196 D Dr. Stoltenberg, Bundesminister BMF . 19200 D Wieczorek (Duisburg) SPD 19208A Gattermann FDP 19214 C Spilker CDU/CSU 19216 C Esters SPD 19219 D Roth (Gießen) CDU/CSU 19220 C Austermann CDU/CSU 19222 D Wieczorek (Duisburg) SPD (Erklärung nach § 31 GO) 19224 D Einzelplan 09 Geschäftsbereich des Bundesministers für Wirtschaft — Drucksachen 10/6309, 10/6331 — Roth SPD 19225 B Glos CDU/CSU 19229 C Tatge GRÜNE 19233 B Dr. Graf Lambsdorff FDP 19234 D Frau Simonis SPD 19237 C Dr. Bangemann, Bundesminister BMWi 19239C Dr. Pfennig CDU/CSU 19243 A Frau Simonis SPD (Erklärung nach § 31 GO) 19244 C II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 248. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 25. November 1986 Einzelplan 30 Geschäftsbereich des Bundesministers für Forschung und Technologie — Drucksachen 10/6322, 10/6331 — Zander SPD 19245 B Austermann CDU/CSU 19248 B Dr. Müller (Bremen) GRÜNE 19250 D Dr.-Ing. Laermann FDP 19252 A Vosen SPD 19253 D Dr. Riesenhuber, Bundesminister BMFT 19254 D Einzelplan 31 Geschäftsbereich des Bundesministers für Bildung und Wissenschaft — Drucksachen 10/6323, 10/6331 — Dr. Diederich (Berlin) SPD 19257 D Dr. Rose CDU/CSU 19259C Frau Zeitler GRÜNE 19261C Neuhausen FDP 19263A Frau Dr. Wilms, Bundesminister BMBW 19264 D Einzelplan 06 Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern — Drucksachen 10/6306, 10/6331 — in Verbindung mit Einzelplan 36 Zivile Verteidigung — Drucksachen 10/6327, 10/6331 — in Verbindung mit Einzelplan 33 Versorgung — Drucksachen 10/6325, 10/6331 — Kühbacher SPD 19266 C Dr. Riedl (München) CDU/CSU 19268 C Ströbele GRÜNE 19270 C Frau Seiler-Albring FDP 19272 D Dr. Nöbel SPD 19274C Dr. Zimmermann, Bundesminister BMI 19276 C Kühbacher SPD (Erklärung nach § 31 GO) 19277 B Einzelplan 01 Bundespräsident und Bundespräsidialamt — Drucksachen 10/6301, 10/6331 — Einzelplan 02 Deutscher Bundestag — Drucksachen 10/6302, 10/6331 — Einzelplan 03 Bundesrat — Drucksachen 10/6303, 10/6331 — Nächste Sitzung 19278 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten 19279* A Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 248. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 25. November 1986 19177 248. Sitzung Bonn, den 25. November 1986 Beginn: 9.01 Uhr
  • folderAnlagen
    Berichtigung 242. Sitzung, Seite 18697 C, 11. Zeile: Statt „sicherheitspolitischen" muß es „sicherheitstechnischen" heißen. 246. Sitzung, Seite 19083 B, 7. Zeile: Statt „Truman" ist „Roosevelt" zu lesen. Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Antretter 25. 11. Dr. Dollinger 26. 11. Dr. Faltlhauser 25. 11. Feilcke 28. 11. Fischer (Homburg) 28. 11. Frau Geiger 25. 11. Dr. Haack 27. 11. Heimann 26. 11. Heyenn 28. 11. Höffkes 25. 11. Hoffie 28. 11. Huonker 25. 11. Ibrügger 25. 11. Jansen 25. 11. Jung (Lörrach) 25. 11. Jungmann 25. 11. Dr. Kübler 25. 11. Milz 28. 11. Dr. Müller 28. 11. Schmidt (Hamburg) 28. 11. Schröer (Mülheim) 25. 11. Dr. Soell 25. 11. Voigt (Sonthofen) 25. 11. Frau Will-Feld 28. 11.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Dorothee Wilms


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wenn man die vier Jahre dieser Legislaturperiode Revue passieren läßt, so können wir feststellen, daß es gelungen ist, große Bildungsprobleme zu lösen und gleichzeitig Zukunftsperspektiven zu entwickeln.
    Als Beispiel für die Erfolge der Bildungspolitik in dieser Legislaturperiode nenne ich den Abbau der Lehrstellenengpässe. Es ist gelungen, die Ausbildungsbereitschaft der Wirtschaft erheblich zu steigern; in bisher nicht gekanntem Umfange werden von der Wirtschaft Ausbildungsplätze bereitgestellt.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Über 200 000 Lehrstellen wurden zusätzlich geschaffen. Insgesamt sind heute 1,8 Millionen Jugendliche in der beruflichen Ausbildung.
    Flankierend dazu hat die Bundesregierung in den letzten Jahren das Benachteiligtenprogramm für Jugendliche mit besonderen Schwierigkeiten aus-



    Bundesminister Frau Dr. Wilms
    geweitet. Ich erinnere noch einmal daran: von 49 Millionen DM im Haushalt 1982 auf 407 Millionen DM im Haushalt für das kommende Jahr. 1982 konnten durch dieses Programm 2 000 Jugendliche mit Ausbildung versorgt werden, 1987 werden es 30 000 Jugendliche sein, die durch die Bundeshilfe eine Ausbildung bekommen.
    Darüber hinaus haben wir über zahlreiche Modellversuche zur Bewältigung struktureller Aufgaben in der Berufsbildung beigetragen. Herr Kollege Diederich, hier sind insbesondere die Probleme der Mädchen angesprochen.
    Zwar ist noch nicht alles befriedigend gelöst — da haben Sie völlig recht —, nur — hier stimmen Sie mir sicher zu — kann niemand, weder Sie noch ich, die Mädchen in bestimmte berufliche Richtungen zwingen.

    (Dr. Diederich [Berlin] [SPD]: Das will auch keiner!)

    Ich nenne als weiteres Beispiel für die positive Entwicklung das Bundesausbildungsförderungsgesetz. In dieser Legislaturperiode ist es gelungen, die Ausbildungsförderung des Bundes endlich finanziell grundlegend zu sichern.

    (Zurufe von der SPD und den GRÜNEN: Was?)

    Mit zuvor nie gekannter Regelmäßigkeit — hören Sie bitte einmal zu! — konnten jährlich die Freibeträge vom Elterneinkommen zwischen 2 und 4 % und alle zwei Jahre die Bedarfssätze entsprechend angehoben werden. In Verbindung mit der zugleich gewonnenen Preisstabilität, von der Sie, meine Kollegen von der Opposition, nicht gerne etwas hören, steigt erstmals seit 1971 der reale Wert der Förderungsbeträge nach BAföG. Diese neue finanzielle Solidität ermöglichte auch strukturelle Verbesserungen wie etwa die Ausweitung der Förderungsleistungen für Auslandsstudien oder die Begünstigung verheirateter Studenten und solcher, die ein Kind betreuen.
    Ich möchte noch ein drittes Beispiel für erfolgreiche Bildungspolitik in Erinnerung rufen. Mit den seit 1982 kräftig ausgeweiteten Haushaltsansätzen von 1,1 bis 1,2 Milliarden DM pro Jahr für den Hochschulbau konnten den Hochschulen neue Kapazitäten zur Verfügung gestellt und die Vorleistungen der Länder schneller als erwartet abgebaut werden. Die vorige Bundesregierung hatte leider die Leistungen des Bundes für den Hochschulbau rapide abgebaut. Da sich nun das Ende der Phase des quantitativen Ausbaus im Hochschulbau nähert, verschiebt sich für die Zukunft auch der Schwerpunkt der Rahmenplanung vom quantitativen Ausbau zur Sicherung der Qualität, zur Verbesserung der Infrastruktur in Forschung und Lehre. Wir haben im letzten Jahr bereits damit begonnen, z. B. mit Hilfe des Computer-Investitionsprogramms die Geräteausstattung nachhaltig zu verbessern. Gerade der Hochschulbau markiert mit besonderer Deutlichkeit die Umbruchsituation, in der wir bildungspolitisch stehen.
    Neben die quantitativen Probleme treten nun zunehmend die qualitativen. Hier sind neue Perspektiven zu entwickeln, und der Einzelplan 31 macht solche Perspektiven bereits für das kommende Jahr deutlich.
    Im Vordergrund steht — das möchte ich noch einmal ausdrücklich unterstreichen — die Sicherung von Qualität und Leistung des Bildungswesens sowie die Anpassung des Bildungssystems an neue Anforderungen von Wirtschaft und Gesellschaft. Dies zeigt sich an den erhöhten Ansätzen für die Studien- und Promotionsförderung, an Ansätzen, die insgesamt auf 84 Millionen DM erhöht wurden, und dies zeigt sich auch an dem Ausbau eines Systems von Leistungswettbewerben, für die der Etatansatz seit 1983 um 167 % erhöht wurde. Die Zahl der Leistungswettbewerbe stieg von 3 auf 13, womit vielen jungen Menschen die Chance geboten wird, sich in ihren Fähigkeiten und Leistungsmöglichkeiten darzustellen.
    Im Etatansatz für die Deutsche Forschungsgemeinschaft stehen für das nächste Jahr 575 Millionen DM bereit. Ergänzt werden die Projekte durch Programme für eine gezielte qualifizierte Nachwuchsförderung und Spitzenforschung mit noch einmal 27,6 Millionen DM insgesamt.
    Meine Damen und Herren, einer wachsenden internationalen Zusammenarbeit im Bereich von Bildung und Wissenschaft kommt in den nächsten Jahren eine große Bedeutung zu. Deshalb sind die Ansätze für den Personalaustausch über die Grenzen hinweg auf allen Ebenen deutlich erhöht worden. 1987 stehen hierfür insgesamt 43 Millionen DM zur Verfügung; das bedeutet eine Steigerung um 40% gegenüber 1983.
    Mit allem Nachdruck und mit besonderer Sympathie möchte ich hier auch einen Bereich erwähnen, dem wir uns in den letzten zwei Jahren verstärkt zugewandt haben, nämlich dem musisch-kulturellen Bereich. Ich denke, gerade vor dem Hintergrund der Notwendigkeit einer Forcierung naturwissenschaftlicher und technischer Entwicklungen ist es erforderlich, der Jugend den Bereich der Kultur verstärkt zu öffnen.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU)

    Wir haben hier einige wichtige Ansätze auf den Weg gebracht, so etwa das Förderprogramm „Bildung und Kultur". Auch sind zwei neue Wettbewerbe aus der Taufe gehoben worden, das „Treffen junger Komponisten" und der Wettbewerb „Schüler schreiben". Eine neue Initiative ist auch das Treffen „Kultur und Sport". Ich glaube, daß gerade auf diesem Felde viele, viele Möglichkeiten in den nächsten Jahren auf eine Aktivierung warten.
    Meine Damen und Herren, insgesamt möchte ich sagen, daß der Einzelplan 31 für das Jahr 1987 den neuen Aufgaben Rechnung trägt, vor denen das Bildungssystem in den nächsten Jahren stehen wird. Er ist Ausdruck einer Politik, die besondere Schwerpunkte setzt, die Benachteiligte fördert, die Begabte fordert und die eine qualifizierte Breitenausbildung forciert. Ich denke, daß dieser Haushalt damit auch den Anforderungen einer sozialen Bil-



    Bundesminister Frau Dr. Wilms
    dungspolitik Rechnung trägt und die Chancengerechtigkeit im Bildungswesen verwirklichen hilft.
    Meine Damen und Herren, lassen Sie mich zum Abschluß der Beratungen über diesen Haushalt allen Kolleginnen und Kollegen im Haushaltsausschuß für Rat und Tat und Unterstützung sehr herzlich danken. Insbesondere möchte ich den Herren Berichterstattern meinen Dank für verständnisvolle und engagierte Arbeit sagen. Ich glaube, bei aller Kritik im einzelnen hat es insgesamt eine gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit gegeben.
    Vielen Dank.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Rede von Dr. Annemarie Renger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Meine Damen und Herren, weitere Wortmeldungen liegen nicht vor. Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen zur Abstimmung über den Einzelplan 31, Geschäftsbereich des Bundesministers für Bildung und Wissenschaft. Wer diesem Einzelplan in der Ausschußfassung zuzustimmen wünscht, den bitte ich um ein Handzeichen. — Gegenprobe! — Enthaltungen? — Einzelplan 31 ist in zweiter Lesung angenommen.
Ich rufe nun auf: Einzelplan 06
Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern
— Drucksachen 10/6306, 10/6331 —
Berichterstatter:
Abgeordnete Gerster (Mainz)

Dr. Riedl (München) Kühbacher
Frau Seiler-Albring Dr. Müller (Bremen)

Einzelplan 36
Zivile Verteidigung
— Drucksachen 10/6327, 10/6331 —
Berichterstatter:
Abgeordnete Gerster (Mainz) Kühbacher
Frau Seiler-Albring
Dr. Müller (Bremen)

Einzelplan 33
Versorgung
— Drucksachen 10/6325, 10/6331 —
Berichterstatter:
Abgeordnete von Hammerstein Kühbacher
Dr. Müller (Bremen)

Hierzu liegen Änderungsanträge der Fraktion DIE GRÜNEN auf den Drucksachen 10/6511, 10/6512 und 10/6558 unter Nr. 4 vor. Nach einer Vereinbarung im Ältestenrat sind für die gemeinsame Beratung der Einzelpläne 06, 36 und 33 60 Minuten vorgesehen. Der Fraktion DIE GRÜNEN wird eine über die 5,5 Minuten hinaus auf 10 Minuten aufgerundete Redezeit zugestanden. Ist das Haus damit einverstanden? — Danke schön.
Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Herr Abgeordnete Kühbacher.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Klaus-Dieter Kühbacher


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Es sollte Sie, Herr Bundesinnenminister, eigentlich wundern, daß es draußen dunkel ist, daß die Kameras abgeschaltet sind, wenn Sie mit Ihrem Einzelplan vor dem Parlament stehen.

    (Dr. Bötsch [CDU/CSU]: Das liegt an uns, nicht an ihm!)

    — Ja natürlich, Herr Kollege Bötsch. Ich weiß ja, daß es an Ihnen und an der glücklichen Fügung des Ältestenrates und der Koalitionsfraktionen liegt, daß ausgerechnet die CSU-Minister immer erst auftreten, wenn das Fernsehen schon weg ist. Das muß doch Gründe haben.

    (Beifall bei der SPD)

    Es spricht auf keinen Fall für eine erfolgreiche Politik.

    (Lachen bei der CDU/CSU)

    Herr Innenminister, Sie müssen sich fragen lassen, warum Sie denn versteckt werden. Versteckt werden Sie, Herr Innenminister, weil man nach vier Jahren Ihrer Regierungspolitik feststellen muß: Außer den großen Ankündigungen, außer dem großen Schein ist kaum etwas nachgeblieben. Sie, Herr Minister, sind bei weitern hinter den Anforderungen, die Sie selbst in der Öffentlichkeit an einen Innenminister Baum gestellt haben, zurückgeblieben. Das ist das Fazit.

    (Beifall bei der SPD — Zuruf des Abg. Dr. Bötsch [CDU/CSU])

    Herr Kollege Bötsch, es ist die Frage, was denn der Innenminister an Bilanz vorzulegen hat. Er wird heute dem staunenden Parlament vortragen wollen, wie enorm doch der Haushalt 1987 gewachsen sei. Sehen Sie, Herr Minister, da kommt auch die erste Frage: Wer hat denn das im wesentlichen veranlaßt? Wenn Sie sich den Regierungsentwurf einmal anschauen, Ihre Durchsetzungsfähigkeit vor dem Mord an Herrn von Braunmühl, werden Sie feststellen müssen, daß da eigentlich nichts war. Zum Bereich Terrorismus wird mein Kollege Nöbel noch Ausführungen machen. Aber, Herr Minister, es ist doch eigentlich eine bittere Erkenntnis, daß erst ein Toter in Bonn Sie in Aktion ruft.

    (Dr. Bötsch [CDU/CSU]: Ach, du kriegst die Tür nicht zu! — Dr. Olderog [CDU/CSU]: Das ist sehr unfair! Selbst unter Ihrem Niveau! — Weitere Zurufe von der CDU/ CSU)

    Das ist der entscheidende Punkt.
    Vier Jahre Ankündigung, z. B. der Innenminister als Minister des öffentlichen Dienstes: Was ist denn nachgeblieben, wenn man einmal aufmerksam hinschaut? Wo ist denn die versprochene Änderung und Milderung bei § 55 BVG? Sie wissen ganz genau, daß dies in Form einer Großen Koalition — Übereinstimmung zwischen alter Regierung und Bundesrat, also auch CDU- und CSU-Ländern —1981 eingeführt worden ist. Sie haben laut getönt,



    Kühbacher
    was Sie alles machen würden. Bis heute hat sich auf diesem Gebiet nichts getan.

    (Walther [SPD]: Ein Tönungsminister!)

    Herr Minister, Sie haben sich gegenüber dem öffentlichen Dienst versündigt, als Sie der Absenkung der Eingangsbesoldung zugestimmt haben, weil der öffentliche Dienst damit auf mittlere Sicht konkurrenzunfähig wird gegenüber den Bereichen, mit denen er es tatsächlich zu tun hat. Herr Minister, der öffentliche Dienst hat von Ihnen als fürsorglichem Minister nichts zu erwarten.

    (Broll [CDU/CSU]: Das sehen die Beamten ganz anders!)

    — Herr Kollege Broll, ich hoffe ja, daß Ihnen Ihr Pfeifen im Dunklen hilft. Aber so wie sich der Minister für den öffentlichen Dienst nicht eingesetzt hat, so wenig tut er das auch im eigenen Hause. Wir können das an einem Beispiel einmal deutlich machen, nämlich an den vollmundigen Ankündigungen und an dem mangelnden Durchsetzungsprofil des Ministers, z. B. zum Bundesgrenzschutz. Sie, Herr Broll, und ich wissen, daß die Bundesgrenzschutzbeamten — es sind die mittleren Beamten — durch Abordnung ihren Dienst seit Jahren in den Brennpunkten der Bundesrepublik 400, 500 km weg von ihrem eigentlichen Dienstort entfernt versehen müssen. Der Minister weiß das auch. Gelegentlich, wenn er einmal ins Ministerium kommt, läßt er sich das vielleicht vortragen, wenn er zwischen Tennisspielen und Fußballschauen Zeit für die tatsächlichen Probleme hat.

    (Dr. Olderog [CDU/CSU]: Etwas mehr Niveau, Herr Kollege! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    — So ist die Wahrheit.
    Was ist denn in den letzten vier Jahren in diesem Bereich passiert? Die Abordnungen nehmen ständig zu, ebenso die Überstunden.

    (Broll [CDU/CSU]: Was hat denn der Haushaltsausschuß getan? Sie haben doch die Stellen nicht gegeben!)

    — Herr Broll, was ist des Rätsels Lösung? Inzwischen hat der Minister für das Jahr 1987 eine Kommission eingesetzt, die untersuchen soll, wo denn für den Bundesgrenzschutz im Westen eine Unterkunft gefunden werden soll, aus der die Beamten dann unmittelbar ihrem Dienst im Bonner, im Frankfurter und im Karlsruher Raum nachgehen sollen. Unser ganzes Drängen hat nichts genutzt. Der Minister ist — das ist eine Tatsache — entscheidungsschwach. Er schiebt schwierige Entscheidungen vor sich her, läßt sich von anderen, von Staatssekretären im Ausschuß vertreten, er selber bringt nichts. Und wenn nichts hilft, setzt er eine Kommission ein. Das ist die Wahrheit.
    Was ist mit den kleinen Beamten beim Bundesgrenzschutz? Herr Minister, ist es nicht so, daß die Frau Kollegin Seiler-Albring ihnen dazu verhelfen mußte, daß z. B. Mittel für die Verbesserung der persönlichen Schutzausrüstung für Polizeibeamte im Haushalt eingestellt wurden, während Sie nur von Hubschraubern, Pumas und sondergeschützten
    Fahrzeugen träumen? Sehen Sie, Herr Minister, Sie liefern den GRÜNEN den Vorwand dafür, die angebliche Militarisierung des Bundesgrenzschutzes kritisieren zu können, während Ihnen die originären Sorgen der kleinen Beamten, die Tag für Tag ihren Dienst unter zum Teil schwierigsten Umständen zu versehen haben, völlig egal sind.
    Aber abgesehen von diesem Bereich, Herr Minister, gibt es andere Punkte, in bezug auf die ich für mich nur feststellen kann: außen hui, innen pfui.

    (Dr. Olderog [CDU/CSU]: Das ist doch niveaulos, was Sie hier bieten!)

    — Ja, da können Sie lachen, Herr Olderog. — Ich nenne z. B. den Bereich der Kulturpolitik. — Herr Olderog, das ist j a auch ein Problem: Wenn der Minister nicht solch vollmundige Erklärungen abgeben würde, dann müßte man j a auch nicht so reden. Wenn Sie genau hinschauen, dann müssen Sie doch feststellen: Der Minister gibt an. Er gibt richtig an. Und wenn man dahinterleuchtet, zerplatzen die Seifenblasen.

    (Beifall bei der SPD)

    In der Kulturpolitik können Sie das feststellen. Der Minister hat sich dafür eingesetzt, daß die Filmförderungspreise in der Bundesrepublik um Millionenbeträge angehoben werden. Warum? Damit er einmal im Jahr als der Kulturförderer Zimmermann die Filmpreise vor der staunenden Offentlichkeit und vor einer breiten Presse verleihen kann.
    Ich möchte einmal die Frage stellen, warum die Bundesrepublik nicht in der Lage ist, den notleidenden Künstlern in der Bundesrepublik — da gibt es eine soziale Verpflichtung — wenigstens 750 DM im Monat zukommen zu lassen. Das ist exakt die Pfändungsfreigrenze. Da sagt dieser Minister, es sei kein Geld dafür vorhanden. Wenn man entsprechende Anträge im Innenausschuß stellt — Kollege Broll weiß das —, dann wird dem zugestimmt, auch von Ihnen, Herr Kollege Broll. Und wenn es dann zum Schwur kommt, setzt es der Minister weder beim Finanzminister durch noch macht er Mittel dafür frei.

    (Broll [CDU/CSU]: Wer hat denn das Geld in der Hand? Doch Sie im Haushaltsausschuß!)

    — Ja, natürlich. Aber die Kollegen der CDU und CSU und FDP im Haushaltsausschuß stimmen diesem Vorhaben nicht zu. Das ist das, was ich zu kritisieren habe: Großer Schein, aber wenn es um die wirklichen sozialen Sorgen geht, dann ist nichts dahinter. Man könnte diese Kette beliebig fortsetzen, aber ich will die restlichen drei Minuten auf ein anderes Thema verwenden, weil das noch viel deutlicher aufzeigt, womit wir es bei diesem Minister tatsächlich zu tun haben.
    Es gibt gar keine Zweifel, daß der Bereich der zivilen Verteidigung und des zivilen Katastrophenschutzes ein ungeliebtes Kind des gesamten Parlaments ist. Daran besteht überhaupt kein Zweifel. Die Bundesregierungen haben sich an diesem Thema immer vorbeigemogelt. Aber dieser Minister



    Kühbacher
    hat nun wirklich den Beweis dafür geliefert, daß ihm das, was in diesem Bereich — es handelt sich um einen Etat, der ja knapp unter der Milliardengrenze liegt — passiert, völlig egal ist. Erst die Katastrophe von Tschernobyl hat ihn zum Aktionismus veranlaßt, zu einem Aktionismus, der ihm dann durch eine entsprechende Organisationsentscheidung der Bundesregierung aus der Hand genommen wurde. Ich will mich über den Bundesumweltminister Wallmann gar nicht auslassen. Aber hier wird ja deutlich, daß die Bundesregierung die fahrlässige Handhabung des Innenministers im Bereich des Katastrophenschutzes nun wirklich erkannt hat.

    (Dr. Olderog [CDU/CSU]: Herr Kühbacher, was haben Sie denn vorher gemacht?)

    Herr Minister, wenn wir beide uns darüber unterhalten, warum Sie es zulassen, daß Jahr für Jahr dreistellige Millionenbeträge für Sirenen, für Sirenenüberprüfung und für die Anmietung von Sirenenleitungen bei der Deutschen Bundespost und den Warndienst ausgegeben werden, und wenn ich Sie frage, ob Sie erklären können, was die Sirenen, die dienstags oder mittwochs in den einzelnen Dörfern und Städten heulen, bedeuten, dann müssen Sie antworten: Das weiß ich nicht. So wie Sie es nicht wissen, so weiß es niemand in der Bevölkerung. Trotzdem lassen Sie es zu, daß dreistellige Millionenbeträge ausgegeben werden. Herr Minister, können Sie mir sagen, was das soll?

    (Dr. Müller [Bremen] [GRÜNE]: Machen Sie mal ein Signal vor! — Dr. Olderog [CDU/CSU]: Herr Kühbacher, sagen Sie mal die Bedeutung der Signale!)

    — Lassen Sie mich das doch mal ausführen, und unterbrechen Sie mich doch nicht, weil Sie den Minister beschützen wollen.

    (Zurufe von der CDU/CSU und den GRÜNEN)

    Diese dreistelligen Millionenbeträge werden ausgegeben

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    — nein, ich kenne diese auch nicht —, um vorzutäuschen, es werde etwas für den zivilen Katastrophenschutz getan. Die Bevölkerung soll in Sicherheit gewiegt werden. Tatsächlich ist der zivile Katastrophenschutz auf Null.
    Meine Damen und Herren, jetzt einmal ganz im ernst: Stellen wir uns doch einmal gemeinsam vor, wir wären im Ausland und hier würde sich irgendeine Katastrophe ereignen, z. B. ein Chemieunfall, was ja alles passieren kann.

    (Dr. Müller [Bremen] [GRÜNE]: Nein, so etwas passiert hier nicht!)

    Jetzt beantworten Sie sich doch selbst einmal die Frage: Könnten Sie ruhig schlafen, wenn Sie Ihre Familie in der Obhut dieses Innenministers wüßten? Beantworten Sie sich diese Frage selbst!

    (Beifall bei der SPD — Zurufe von der CDU/CSU)