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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 10/228 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 228. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 10. September 1986 Inhalt: Wahl des Abg. Hiller (Lübeck) zum Schriftführer als Nachfolger des Abg. Heyenn . 17659A Begrüßung des Außenministers der Republik Malta 17727 D Fortsetzung der ersten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1987 (Haushaltsgesetz 1987) — Drucksache 10/5900 — in Verbindung mit Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Der Finanzplan des Bundes 1986 bis 1990 — Drucksache 10/5901 — Dr. Dregger CDU/CSU 17659 B Schmidt (Hamburg) SPD 17668 B Dr. Bangemann, Bundesminister BMWi 17685 B Dr. Kohl, Bundeskanzler 17692 B Frau Hönes GRÜNE 17703A Dr. Waigel CDU/CSU 17707 A Dr. Ehmke (Bonn) SPD 17715B Dr. Barzel CDU/CSU 17721A Genscher, Bundesminister AA 17727 D Frau Borgmann GRÜNE 17731 D Frau Dr. Däubler-Gmelin SPD . 17734 A Dr. Wörner, Bundesminister BMVg . . 17738 C Gansel SPD 17742 A Frau Seiler-Albring FDP 17745 B Lange GRÜNE 17747 D Dr. von Bülow SPD (Erklärung nach § 30 GO) 17751 C Vizepräsident Cronenberg 17721 A Vizepräsident Westphal 17742 A Nächste Sitzung 17751 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 17753* A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen 17753* B Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 228. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 10. September 1986 17659 228. Sitzung Bonn, den 10. September 1986 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Berichtigung 226. Sitzung, Seite 17578* C: In der Anlage 32 ist die Vorlage Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zum Abschluß des Verfahrens der Konsultation des Europäischen Parlaments zum Vorschlag der Kommission der Europäischen Gemeinschaften an den Rat für einen Entwurf einer Entschließung betreffend ein mittelfristiges Programm der Gemeinschaft (1986-1990) zur Chancengleichheit der Frauen (Drucksache 10/5627) zuständig: Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit (federführend) Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung zu streichen. Einzufügen ist: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht über die Entwicklung der mit den Verkaufserlösen und Betriebsausgaben in der Land- und Forstwirtschaft anfallenden Umsatzsteuer (Vorsteuerbelastung) (Drucksache 10/5631) zuständig: Finanzausschuß (federführend) Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten 227. Sitzung, Seite 17585 D, Zeile 3: Statt „Zuruf von der CDU/CSU:" ist „Zuruf von der SPD:" zu lesen. Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens * 12. 9. Antretter * 11. 9. Büchner (Speyer) * 11. 9. Dr. Bugl 10. 9. Eigen 12. 9. Dr. Emmerlich 12. 9. Frau Fischer * 11. 9. Dr. Götz 12. 9. Dr. Haack 10. 9. Hanz (Dahlen) 12. 9. Heimann 10. 9. Jahn (Marburg) 10. 9. Klein (München) 10. 9. Dr. Klejdzinski * 11. 9. Dr. Köhler (Wolfsburg) 10. 9. Dr. Kreile 12. 9. Dr. Kronenberg 12. 9. Dr. Kübler 10. 9. Landré 11. 9. Lenzer * 11. 9. Dr. Mitzscherling 12. 9. Dr. Müller * 12. 9. Nagel 12. 9. Frau Pack * 11. 9. Pöppl 12. 9. Reddemann * 10. 9. Dr. Riedl (München) 12. 9. Schlaga 10. 9. Dr. Schmude 10. 9. Sielaff 10. 9. Dr. Soell 12. 9. Voigt (Sonthofen) 12. 9. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner Sitzung am 27. Juni 1986 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzustimmen bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Abs. 2 GG nicht zu stellen: Gesetz zur Entlastung landwirtschaftlicher Unternehmer von Beiträgen zur landwirtschaftlichen Sozialversicherung (Sozialversicherungs-Beitragsentlastungsgesetz - SVBEG) Gesetz zu dem Übereinkommen von 1976 über die Beschränkung der Haftung für Seeforderungen Gesetz zur Änderung des Handelsgesetzbuchs und anderer Gesetze (Zweites Seerechtsänderungsgesetz) Gesetz über das Verfahren bei der Errichtung und Verteilung eines Fonds zur Beschränkung der Haftung für Seeforderungen (Seerechtliche Verteilungsordnung) Erstes Gesetz zur Änderung des Tierschutzgesetzes Zu dem letztgenannten Gesetz hat der Bundesrat folgende Entschließung gefaßt: Anlagen zum Stenographischen Bericht Der Bundesrat geht bei seiner Zustimmung davon aus, daß im Vollzug des § 8 des Tierschutzgesetzes an die wissenschaftlich begründete Darlegung der Genehmigungsvoraussetzungen strenge Anforderungen gestellt werden. Die wissenschaftliche Darlegung muß den Verwaltungsbehörden die Grundlage für einen zuverlässigen Schluß auf das Vorliegen der Genehmigungsvoraussetzungen liefern. Die Verwaltungsbehörde darf sich selbst nicht auf die bloße formelle Prüfung, etwa ob der Genehmigungsantrag durch wissenschaftliche Gutachten belegt ist, beschränken. Sie hat sich vielmehr mit aller Gewissenhaftigkeit und unter Heranziehung der ihr zugänglichen Erkenntnisquellen zu überzeugen, daß die materiellen Voraussetzungen für den Tierversuch vorliegen. Der Bundesrat hat in seiner Sitzung am 11. Juli 1986 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzustimmen bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Abs. 2 GG nicht zu stellen: Erstes Gesetz zur Änderung des Schwerbehindertengesetzes Zweites Gesetz zur Änderung des Arzneimittelgesetzes Fünftes Gesetz zur Änderung des Wasserhaushaltsgesetzes Drittes Gesetz zur Änderung der Bundeshaushaltsordnung Gesetz zu dem Übereinkommen vom 19. Juni 1980 über das auf vertragliche Schuldverhältnisse anzuwendende Recht Gesetz zur Neuregelung des Internationalen Privatrechts Gesetz zu den Haager Übereinkommen vom 2. Oktober 1973 über die Anerkennung und Vollstreckung von Unterhaltsentscheidungen sowie über das auf Unterhaltspflichten anzuwendende Recht Gesetz zur Ausführung des Haager Übereinkommens vom 2. Oktober 1973 über die Anerkennung und Vollstreckung von Unterhaltsentscheidungen (Unterhaltsvollstreckungs-Übereinkommens-Ausführungsgesetz ) Gesetz zur Änderung des Gebrauchsmustergesetzes Gesetz zur Änderung tarifrechtlicher Bestimmungen im Seehafenhinterlandverkehr Fünftes Gesetz zur Änderung des Textilkennzeichnungsgesetzes Gesetz über die Feststellung des Wirtschaftsplans des ERPSondervermögens für das Jahr 1987 (ERP-Wirtschaftsplangesetz 1987) Zweites Gesetz zur Änderung des Gesetzes zur Durchführung der Gemeinsamen Marktorganisationen Gesetz zu dem Abkommen vom 7. Januar 1986 zur Änderung des Abkommens vom 17. Dezember 1973 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Staat Israel über Soziale Sicherheit Gesetz über die Anpassung von Dienst- und Versorgungsbezügen in Bund und Ländern 1986 (Bundesbesoldungs- und -versorgungsanpassungsgesetz 1986 - BBVAnpG '86) Gesetz über die Vermeidung und Entsorgung von Abfällen (Abfallgesetz - AbfG) Gesetz zur Änderung wirtschafts-, verbraucher-, arbeits- und sozialrechtlicher Vorschriften Zu den drei letztgenannten Gesetzen hat der Bundesrat folgende Entschließungen gefaßt: 1. Der Bundesrat hält eine Erhöhung der Stundensätze der Zulage für Dienst zu ungünstigen Zeiten für Polizeibeamte allgemein für gerechtfertigt. Er bittet die Bundesregierung, die Erschwerniszulagenverordnung alsbald entsprechend zu ändern. 2. Der Bundesrat bittet die Bundesregierung, die nach § 14 Abs. 2 des Abfallgesetzes zur Vermeidung oder Verringerung von Abfallmengen der Wirtschaft zu setzenden Frist möglichst kurz zu bemessen, zumal sich die Wirtschaft auf Grund der bereits geführten Gespräche hierauf einstellen konnte. Er geht davon aus, daß im Falle einer erkennbaren fehlenden Bereitschaft der Wirtschaft oder Teilen davon zur Reduzie- 17754* Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 228. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 10. September 1986 rung der Abfallmengen aus Einwegverpackungen die Bundesregierung auch ohne Fristsetzung von den Ermächtigungen des § 14 Abs. 2 Gebrauch macht. Die Bundesregierung wird gebeten, für solche Fälle umgehend entsprechende Rechtsverordnungen vorzubereiten. 3. Im Hinblick auf die in der Anhörung im Rechtsausschuß des Deutschen Bundestages zum Ausdruck gekommenen Bedenken gegen einzelne Bestimmungen des Gesetzentwurfs bittet der Bundesrat die Bundesregierung, bis zum 1. Januar 1989 einen Bericht über die praktischen Erfahrungen mit den novellierten Vorschriften vorzulegen. Dies gilt insbesondere für die neuen Regelungen im UWG über das Verbot der öffentlichen Werbung mit mengenmäßiger Beschränkung, das Verbot der öffentlichen Werbung mit Preisgegenüberstellungen sowie das nunmehr durchweg zivilrechtlich ausgestaltete Verfahren bei Räumungsverkäufen. Die in Drucksache 10/5706 unter Nummer 28 aufgeführte EGVorlage Vorschlag für eine Empfehlung des Rates über die koordinierte Einführung des dienstintegrierenden digitalen Fernmeldenetzes (ISDN) in der Europäischen Gemeinschaft — auf dem Weg zu einem europaweiten Telematikmarkt — KOM (86) 205 endg. — Rats-Dok. Nr. 7308/86 ist als Drucksache 10/5933 verteilt.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Manfred Wörner


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Das war aber bei Zwischenfragen so üblich.

    (Conradi [SPD]: Herr Wörner, Sie haben den Präsidenten j a wohl kaum zu belehren! — Weitere Zurufe von der SPD)

    Dann hat mich noch einmal etwas gestört. Liebe Frau Kollegin Däubler-Gmelin, Sie haben von der „zynischen Kälte" der CDU/CSU und dieser Bundesregierung gegenüber älteren Frauen gespro-



    Bundesminister Dr. Wörner
    chen. Da sich unter diesen älteren Frauen auch meine Mutter befindet,

    (Frau Dr. Däubler-Gmelin [SPD]: Meine auch!)

    können Sie sich vorstellen, daß mich diese Aussage nicht unberührt gelassen hat. Deswegen sage ich Ihnen — ich hoffe, in der nötigen Sachlichkeit —:

    (Frau Dr. Däubler-Gmelin [SPD]: Nein, nein, das tun Sie nicht!)

    Überlegen Sie sich gut, was Sie hier behaupten! Denn sonst könnten wir, wenn wir in der gleichen Tonart mit Ihnen reden wollten, sagen: Sie haben ein Höchstmaß an zynischer Kälte geboten, weil Sie sich während dreizehn Jahren Ihrer Regierungszeit überhaupt nicht um die älteren Frauen gekümmert haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zuruf von der CDU/CSU: Nichts haben Sie gemacht!)

    Sie hätten doch die Gelegenheit gehabt. Jetzt, wo wir anfangen, das Problem anzugehen, und es stufenweise lösen, jetzt kommen Sie mit „zynischer Kälte". Was haben Sie denn getan?

    (Schwarz [CDU/CSU]: Nichts, sterben lassen ohne Hilfe!)

    Nichts. Deswegen bestreite ich Ihnen das Recht, in dieser Weise zu argumentieren.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Und nun zu dem, was eigentlich der Gegenstand der Aussprache am heutigen Nachmittag ist, nämlich Außen- und Sicherheitspolitik. Zu den größten Leistungen dieser Regierung gehört es, daß wir den Frieden für unser Land gesichert haben

    (Frau Dr. Däubler-Gmelin [SPD]: Sie?)

    — jawohl, auch ich — und dafür gesorgt haben, daß unsere Bürger frei leben konnten, ganz im Gegensatz zu dem, was Sie den Leuten vorher immer einzureden versuchten.

    (Frau Dr. Däubler-Gmelin [SPD]: Sie brauchen gar nicht zu stottern!)

    Das muß und wird so bleiben, und zwar so lange, wie wir die Bundeswehr intakt halten, und so lange, wie wir das Bündnis intakt halten. Das ist das Ziel unserer Politik, und dem dient der Haushalt der Bundesregierung. Mit diesem unserem Haushalt setzen wir ein Zeichen der Bündnistreue und der Verteidigungsfähigkeit. Wir sorgen dafür,

    (Zuruf von den GRÜNEN: Für die Aufrüstung!)

    daß die Situation in Europa stabil bleibt. Wir werden durch Kräftigung der Bundeswehr, durch Stärkung der Allianz dafür sorgen, daß der Friede in Europa gesichert bleibt.

    (Conradi [SPD]: Wie war das mit Kießling?)

    Wenn ich damit vergleiche, meine sehr verehrten
    Damen und Herren von der Opposition, was Sie in
    Nürnberg beschlossen haben, dann kann ich nur
    sagen: Wenn eine Regierung die Beschlüsse, die Sie in Nürnberg gefaßt haben,

    (Ströbele [GRÜNE]: Das haben Sie doch schon einmal uns gesagt, Herr Wörner!)

    umsetzen würde, dann müßte das mit Zwangsläufigkeit dazu führen, daß das Bündnis zusammenbricht, daß die Verteidigung der Bundesrepublik Deutschland nicht mehr intakt gehalten werden kann und daß wir dann eine Landschaft haben, in der die Sowjetunion ihren

    (Dr. Schierholz [GRÜNE]: Da ist sie wieder, die Moskauer Platte!)

    Anspruch durchsetzen kann, über die Sicherheit Europas selbst zu befinden, meine Damen und Herren.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wir würden uns dem Diktat Moskaus ausliefern.

    (Dr. Schierholz [GRÜNE]: Jetzt kommt wieder die Moskauer Platte!)

    Unsere Grundsätze sind klar. Für uns gilt: Die eigene Verteidigungsanstrengung muß sich an der politischen und militärischen Bedrohung durch die Warschauer-Pakt-Staaten orientieren. Wir streben nicht Übergewicht an, wie es Herr Ehmke behauptet. Was wir wollen, ist Gleichgewicht. Was wir wollen, ist Kriegsverhinderung und nicht Kriegsführung. Unsere Strategie, die Strategie dieser Allianz, dient der Kriegsverhinderung. Bis vor kurzem waren Sie noch verantwortlich für diese Strategie. Der Bundeskanzler Helmut Schmidt, der Verteidigungsminister Apel, der Verteidigungsminister Leber und vor ihm der Verteidigungsminister Schmidt, sie haben diese Strategie mit entwickelt, sie haben sie vertreten.

    (Conradi [SPD]: Und Sie haben sie verlassen!)

    Heute sagen Sie, die Bundeswehr müsse umgestaltet werden, sie müsse strukturell nichtangriffsfähig gemacht werden.

    (Zuruf des Abg. Dr. Ehmke [Bonn] [SPD])

    Meine Damen und Herren, da kann ich nur fragen: Was eigentlich hat Herr Leber, was eigentlich hat Herr Schmidt früher gemacht?

    (Lange [GRÜNE]: Da gab es noch keine Tornados!)

    Sie wissen genauso gut wie wir, die Bundeswehr ist strukturell nicht angriffsfähig. Wenn Sie es mir nicht glauben: Der von Ihnen ja auch geschätzte, jedenfalls immer wieder eingeladene Generalinspekteur der Bundeswehr hat das heute in nicht zu überbietender Klarheit wieder einmal dargestellt.

    (Zuruf des Abg. Gansel [SPD])

    Der Kollege Bahr hat unlängst bei einem öffentlichen Gelöbnis, an dem er dankenswerterweise teilgenommen hat — im Unterschied zu anderen —, erklärt, daß die Bundeswehr selbstverständlich noch niemand bedroht habe.
    Dafür aber sagt der Herr von Bülow in Moskau in einem Interview mit einer Moskauer Zeitschrift,



    Bundesminister Dr. Wörner
    vom NATO-Bündnis dürfe keine Gefahr mehr für die Menschheit ausgehen. Meine Damen und Herren, das sagt der Mann, der noch vor kurzem mit Verantwortung getragen hat. Er sagt es, wohl wissend, daß es nicht die Wahrheit ist. Diese Bundeswehr, dieses Bündnis kann nicht angreifen, will nicht angreifen. Die Bundeswehr, die Streitkräfte der NATO in Mitteleuropa sind nach Ausrüstung, nach Umfang, nach Planung so ausgelegt, daß, selbst wenn es einer wollte und wenn einer verrückt genug wäre, das zu wollen — und ich kenne keinen, der das will —,

    (Zuruf von den GRÜNEN: Das gab es ja schon!)

    das nicht möglich wäre. Das eigentliche Sicherheitsproblem Europas, um das Sie fortlaufend herumreden, ist, daß eben der Warschauer Pakt strukturell angriffsfähig ist, d. h. daß er seine Truppen nicht nur offensiv ausgerichtet hat, sondern daß er sie nach Stärke, Umfang, Ausrüstung so bemessen hat, daß sie in der Lage wären, das zu üben, was Sie schönfärberisch Vorwärtsverteidigung nennen, nämlich die Fähigkeit, auf gegnerisches Territorium vorzustoßen. Erst wenn dieses kardinale Sicherheitsproblem Europas gelöst wird, erst dann, lieber Herr Ehmke, können Sie zu einer neuen Strategie finden. Sie wissen das ja auch.

    (Dr. Ehmke [Bonn] [SPD]: Sie wissen es ja auch! Sie sind doch nicht ehrlich, Sie haben das Ding doch gelesen!)

    Das ganze Herumreden im Augenblick, was Sie nun veranstaltet haben, um die Nürnberger Beschlüsse in einem neuen Licht erscheinen zu lassen, zeigt das ja ganz deutlich.
    Sie sagen: Sie wollen eine neue Strategie. Jetzt fragen wir: welche Strategie? Da kommt als erste Antwort: Wir fordern den Verzicht auf Nuklearwaffen.

    (Ströbele [GRÜNE]: Sehr vernünftig!)

    Die logische Folge wäre, daß das konventionelle Übergewicht der Sowjetunion Europa dominieren müßte. Das können Sie bei Helmut Schmidt in seinem Buch „Strategie des Gleichgewichts" nachlesen. Sie können es bei Dutzenden anderer, auch bei Ihren eigenen Parteifreunden nachlesen.

    (Dr. Ehmke [Bonn] [SPD]: Sie müssen mal lesen, was da drinsteht!)

    Was aber schlagen Sie vor? Nicht die logische Konsequenz, jetzt die konventionelle Verteidigung zu verstärken, sondern Sie schlagen vor, die Bundeswehr zu reduzieren, weniger Personal, weniger Geld.

    (Ströbele [GRÜNE]: Richtig!)

    — Jawohl, und Sie finden glühende Zustimmung bei den GRÜNEN, wie sich wieder zeigt.

    (Schwarz [CDU/CSU]: Das Programm ist ja für die GRÜNEN gemacht!)

    Da kann man doch nur sagen: Keine Nuklearwaffen und weniger konventionelle Verteidigung, das bedeutet weniger Sicherheit, das bedeutet das Ende der Sicherheit für die Bürger der Bundesrepublik Deutschland. Das sind Ihre Beschlüsse.

    (Beifall bei der CDU/CSU und bei Abgeordneten der FDP — Dr. Ehmke [Bonn] [SPD]: Das ist ideologischer Quatsch, was Sie jetzt sagen!)

    Ganz abgesehen davon, Herr Ehmke — für eine längere Auseinandersetzung fehlt mir leider die Zeit —: Was Sie eben geboten haben, das bestätigt jenen Vorwurf eines Mannes, der bis vor kurzem noch Sozialdemokrat war, nämlich des Herrn Kriele, der da sagte: Die Feindbilder nach Osten haben Sie abgebaut, aber Sie haben sie in Wirklichkeit nur verschoben — nach Amerika.
    Wissen Sie, was Sie eben in Ihrer Rede geboten haben, das ging über eine legitime Kritik auch an einem Bündnispartner, die immer erlaubt ist, hinaus. Hier haben Sie ein klassisches Beispiel dafür praktiziert, wie man die Amerikaner zur eigentlichen Gefahr für die Sicherheit und die Freiheit hochstilisieren kann und kein Wort über die Sowjetunion verlieren kann, meine Damen und Herren.

    (Dr. Ehmke [Bonn] [SPD]: Sie lügen bewußt!)

    Und da wollen Sie, daß die Amerikaner in Europa stationiert bleiben. Da wollen Sie, daß sie ihre Truppen hierhalten. Da wollen Sie, daß das Bündnis intakt bleibt.

    (Zurufe des Abg. Dr. Ehmke [Bonn] [SPD])

    Ihre ganzen Parolen über das Bündnis können Sie vergessen, lieber Herr Ehmke, solange Sie und Ihre Freunde Reden halten, in denen Sie dauernd die Amerikaner beschimpfen und über die Sowjets kein einziges Wort verlieren.

    (Dr. Ehmke [Bonn] [SPD]: Das überlassen Sie mal den Amerikanern! — Zuruf des Abg. Schreiner [SPD] -Zuruf des Abg. Schwarz [CDU/CSU])

    Deswegen will ich Ihnen sagen: Freundschaft, Partnerschaft und Bündnis bedeuten auch einen fairen und loyalen Umgang miteinander. Sie wissen so genau wie ich: Solange dieses Bündnis besteht, sind wir sicher.

    (Erneuter Zuruf des Abg. Schreiner [SPD])

    In dem Augenblick, in dem die Amerikaner abziehen, in dem Augenblick, in dem dieses Bündnis zusammenbricht, in dem Augenblick ist die Freiheit der Deutschen nichts mehr wert.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    In dem Augenblick können wir auch den Frieden nicht mehr sichern.

    (Zurufe von den GRÜNEN)

    Was immer die SPD auf ihren Parteitagen beschließen mag: Diese Regierung und diese Koalition werden das Bündnis pflegen, sie werden das Bündnis stärken, und sie werden, auf die Stärke dieses Bündnisses gestützt, ihre Hände — wie es



    Bundesminister Dr. Wörner
    Herr Barzel gesagt hat — nach Osten ausstrecken. Wir bauen keine Feindbilder nach Osten auf, aber wir scheuen uns auch nicht, die Bedrohung beim Namen zu nennen.
    Was wir wollen, ist gleiche Sicherheit für die Sowjetunion, aber auch für unser Volk. Wir wollen keine Sicherheitsordnung, die von Moskau dominiert wird. Wir wollen eine Sicherheitsordnung in Europa, in der alle Europäer in Frieden und Freiheit leben können und miteinander frei zusammenarbeiten und zusammenleben können.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Rede von Heinz Westphal
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Meine Damen und Herren, ich dachte, wir kämen heute ohne Ordnungsrufe aus. Aber für diese beiden letzten Zwischenrufe, Herr Ehmke und Herr Schreiner, muß ich Sie zur Ordnung mahnen.

(Dr. Ehmke [Bonn] [SPD]: Ich habe nichts zurückzunehmen! — Wimmer [Neuss] [CDU/CSU]: Das ist typisch!)

— Trotzdem haben Sie einen Ordnungsruf bekommen, und das leider zu Recht.
Das Wort hat der Abgeordnete Gansel.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Norbert Gansel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Bundesminister, es ist Ihr gutes Recht, unsere Nürnberger Parteitagsbeschlüsse zu kritisieren. Aber Sie müssen sie auch gelesen haben.

    (Dr. Ehmke [Bonn] [SPD]: Das hat er ja!)

    Wenn Sie sie gelesen und dennoch diese Rede gehalten haben, dann verbieten mir nur die parlamentarischen Sitten, dazu das gebührende Wort zu sagen.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Wir haben in Nürnberg Wegweiser aufgestellt. Ich zitiere absatzweise die Überschriften unseres Beschlusses: „Bündnispartnerschaft im Westen", „Sicherheitspartnerschaft im Ost-West-Konflikt", „Strategie der Kriegsverhütung", „Wege zur Abrüstung", „Streitkräfte, die dem Frieden dienen", „Bewegung, die dem Frieden dient". Das ist unsere Richtung. Wir sagen, wohin wir wollen.

    (Möllemann [FDP]: Wohin denn?)

    Wohin wollen Sie eigentlich? Wo sind Ihre Initiativen? Wo können Sie es sich leisten, eine Diskussion zu führen, wie die SPD es in den vergangenen Jahren getan hat? Wo gibt es bei Ihnen die Nachdenklichen und die Kritischen, die den Zug der Lemminge verlassen wollen?

    (Beifall bei der SPD)

    Mich interessiert nicht, ob man diese Welt 100- oder 137mal vernichten kann; mich macht betroffen, daß die Wahrscheinlichkeit steigt, daß sie einmal vernichtet wird.
    Deshalb gibt es Anlaß, sich zu besinnen. Es ist eine Verharmlosung, zu sagen: Wir laufen in eine Sackgasse. Wir laufen in den Abgrund, wenn wir so weitermachen!
    Das wissen viele. Das weiß nicht nur die Frau in der Friedensbewegung, das weiß auch der Soldat in der Bundeswehr; die Umfragen, die Sie geheimhalten, zeigen das.

    (Dr. Ehmke [Bonn] [SPD]: Sehr wahr!)

    Das wissen im übrigen auch die Akquisiteure der Rüstungsindustrie: So wie bisher geht es nicht weiter.
    Wenn man den Worten des Präsidenten der USA Vertrauen schenken kann, daß mit SDI die atomare Abschreckung überwunden werden soll, ist das doch wohl nur als Versuch zu bewerten, angesichts des Abgrunds vom Boden abzuheben.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Wir bleiben mit beiden Beinen auf der Erde, weil wir nur diese eine Erde haben. Wir sind Realisten, und deshalb haben wir den Mut, uns mit alternativen Vorstellungen auseinanderzusetzen.
    Wir wollen, daß die Bundesrepublik ihren Beitrag dazu leistet, daß die Politik wieder Handlungsraum erhält. Wir wollen den Automatismus von Rüstung, Nachrüstung und Nach-Nachrüstung, von SDI, AntiSDI und Gegen-Anti-SDI durchbrechen. Wir sagen nicht: So geht es und nicht anders. Wir wissen, daß es in unserem Beschluß auch offene Fragen, ja, sogar Widersprüche gibt, und wir bekennen uns dazu, aber wir wissen vor allem: „Weiter so, Deutschland", wie die Union verkündet hat, so geht es nicht.

    (Dr. Ehmke [Bonn] [SPD]: Sehr wahr!)

    Die Friedensbewegung hat bewirkt, daß Sicherheitspolitik nicht länger das Monopol von selbsternannten und sich gegenseitig bestätigenden Experten ist.

    (Brandt [SPD]: Sehr gut!)

    Diese Demokratisierung der sicherheitspolitischen Diskussion muß in der Bundesrepublik einen breiten Konsens über unsere Sicherheit schaffen. Ich habe mir sehr aufmerksam das angehört, was Herr Barzel gesagt hat. Herr Barzel, mit 51 % Zustimmung aus der Bevölkerung könnte die Bundesrepublik nicht verteidigt werden. Bündnis und Bundeswehr können uns vor Bedrohung und Angriff, vor Nötigung und Erpressung nur dann schützen, wenn sie von der ganz überwiegenden Mehrheit unseres Volkes getragen werden.

    (Dr. Ehmke [Bonn] [SPD]: Sehr wahr!)

    Ich sage Ihnen: Das ist nur noch möglich, wenn wir die Gewährleistung unserer militärischen Sicherheit mit glaubhaften und erfolgreichen Schritten zur Rüstungskontrolle und Abrüstung verbinden.
    Meine Partei, die große sozialdemokratische Volkspartei, hat in Nürnberg ihren Beitrag dazu geleistet.

    (Möllemann [FDP]: Wir auch!)

    Sie, Herr Bundesverteidigungsminister, hätten allen Anlaß, dies konstruktiv aufzunehmen, statt sich hinzustellen und das Ende der Sicherheit zu verkünden. Was sollen die Sozialdemokraten in der Bundeswehr, die Wehrpflichtigen, die Reservisten



    Gansel
    und die Berufssoldaten, eigentlich empfinden, wenn sich ein Bundesverteidigungsminister hinstellt und in dieser Form die Bundeswehr zu seiner Bundeswehr macht, indem er andere aussperrt und als Sicherheitsrisiko bezeichnet?

    (Beifall bei der SPD)

    So etwas hat es bei keinem Verteidigungsminister bisher gegeben.

    (Dr. Ehmke [Bonn] [SPD]: Meister der Menschenführung und der Diffamierung!)

    Das gräbt der Motivation der Soldaten mehr das Wasser ab als alle anderen Bewegungen, mit denen sie sich haben auseinandersetzen müssen und die Sie oft erst in Wallung gebracht haben — mit den Ergebnissen, die Sie hier dann beklagen.
    Wir haben in der SPD eine lange Diskussion geführt, und wir haben uns dabei auch selber nicht geschont. Am Ende stand ein einstimmiger Beschluß. Ich sage Ihnen: Dieses Ergebnis ist für sich ein Stückchen vertrauenbildender Politik. Das ist Kontinuität und Entwicklung. Das macht unsere Zuverlässigkeit und Berechenbarkeit aus, in Washington und in Moskau. Dort gibt es mehr sachliche Aufgeschlossenheit und mehr politisches Interesse an unseren Vorstellungen als bei Ihnen, Herr Bundesverteidigungsminister, der Sie sich mindestens der intellektuellen Herausforderung stellen sollten.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Auch Sie müssen sich mit Überlegungen auseinandersetzen wie z. B. dieser:
    Es gilt, kooperative Sicherheitsstrukturen in Europa zu schaffen, die bei Fortbestehen der Bündnissysteme so gestaltet sind, daß nach Bewaffnung, Ausrüstung, Struktur und geographischer Verteilung der Streitkräfte sowie nach der jeweiligen Militärdoktrin jede Seite nur die Fähigkeit zu Verteidigung hat, nicht aber die Fähigkeit zu Angriff und Invasion.
    Sie regen sich über diese Aussage jetzt so auf wie vor wenigen Minuten hier an diesem Pult. Es ist doch diese Aussage, die Sie so empört kritisieren. Wissen Sie es denn nicht? — Das ist ein Zitat aus einer Rede des Bundesaußenministers, die er vor zwei Wochen in Wien gehalten hat. Es deckt sich fast nahtlos mit der Beschlußlage unseres Bundesparteitags.
    So wie Herr Genscher haben auch wir gesagt:
    Wir erstreben eine strukturelle Nichtangriffsfähigkeit auf beiden Seiten der Blockgrenze.
    — Das haben Sie unterschlagen. —

    (Biehle [CDU/CSU]: Sie vergessen dabei, daß wir die jetzt schon haben!)

    Strukturelle Nichtangriffsfähigkeit setzt nicht nur Streitkräfte voraus, die nach militärischer Strategie, Ausbildung, Struktur, Stärke und Bewaffnung zu einem raumgreifenden Angriff ungeeignet sind ...

    (Zuruf des Abg. Biehle [CDU/CSU])

    Wissen Sie: Man kann sich darüber streiten, ob es „strukturelle Nichtangriffsfähigkeit" oder „kooperative Sicherheitsstrukturen" heißen soll. Aber in der Sache ist es genau dasselbe. Ich finde das gut und hoffnungsvoll für die Diskussion, die wir in der Bundesrepublik vor uns haben.

    (Beifall bei der SPD)