Rede:
ID1022101400

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 19
    1. Frau: 1
    2. Abgeordnete,: 1
    3. ich: 1
    4. muß: 1
    5. Sie: 1
    6. darauf: 1
    7. hinweisen,: 1
    8. daß: 1
    9. Ihre: 1
    10. Redezeit: 1
    11. abgelaufen: 1
    12. ist,: 1
    13. und: 1
    14. bitte: 1
    15. Sie,: 1
    16. zum: 1
    17. Schluß: 1
    18. zu: 1
    19. kommen.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 10/221 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 221. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 18. Juni 1986 Inhalt: Glückwünsche zu den Geburtstagen der Abg. Frau Will-Feld und Dr. Schmidt (Gellersen) 17103 A Begrüßung der Teilnehmer an der Veranstaltung „Jugend und Parlament 1986" . 17103 B Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Vierten Gesetzes zur Änderung des Abfallbeseitigungsgesetzes - Drucksache 10/2885 - Beschlußempfehlung und Bericht des Innenausschusses — Drucksache 10/5656 — in Verbindung mit Zweite und dritte Beratung des von der Fraktion DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Sechsten Gesetzes zur Änderung des Abfallbeseitigungsgesetzes -- Drucksache 10/3629 — Beschlußempfehlung und Bericht des Innenausschusses — Drucksache 10/5656 — in Verbindung mit Zweite und dritte Beratung des von der Fraktion DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Fünften Gesetzes zur Änderung des Abfallbeseitigungsgesetzes — Drucksache 10/3630 — Beschlußempfehlung und Bericht des Innenausschusses — Drucksache 10/5656 — in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Innenausschusses zu dem Antrag der Fraktion der SPD Konzept für eine umweltverträgliche Abfallwirtschaft - Drucksachen 10/2601, 10/5656 - in Verbindung mit Zweite und dritte Beratung des von der Fraktion DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Altölgesetzes — Drucksache 10/1435 — Beschlußempfehlung und Bericht des Innenausschusses — Drucksache 10/5656 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN Sondermülldeponie Schönberg/DDR — Beendigung von Abfallexporten — Drucksache 10/5311 — Dr. Wallmann, Bundesminister BMU . . 17104 B Frau Dr. Martiny-Glotz SPD 17106 B II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 221. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 18. Juni 1986 Baum FDP 17107 D Frau Hönes GRÜNE 17109 D Dr. Laufs CDU/CSU 17111 B Frau Dr. Hartenstein SPD 17112 D Schmidbauer CDU/CSU 17115 C Collet SPD 17117 D Fellner CDU/CSU 17119 B Nächste Sitzung 17121 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten 17122*A Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 221. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 18. Juni 1986 17103 221. Sitzung Bonn, den 18. Juni 1986 Beginn: 9.31 Uhr
  • folderAnlagen
    Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens * 18. 6. Bahr 20. 6. Bastian 18. 6. Brandt 20. 6. Berger ** 20. 6. Dr. Corterier *** 20. 6. Fischer (Hamburg) 18. 6. Francke (Hamburg) 20.6. Gerstl (Passau) ** 20. 6. Glos 20. 6. Hauck 20. 6. Dr. Hupka *** 20. 6. Ibrügger *** 20. 6. Jansen 20.6. Jung (Lörrach) 18. 6. Jungmann 20. 6. Kittelmann ** 20. 6. Dr. Klejdzinski 20. 6. Landré 18. 6. Lange 20. 6. Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Müller * 20. 6. Pauli 20. 6. Frau Roitzsch (Quickborn) 20. 6. Dr. Rumpf ** 20. 6. Sauer (Stuttgart) 18. 6. Schmidt (Hamburg) 20.6. Dr. Schmude 18.6. von Schmude 20. 6. Schröder (Hannover) 20.6. Dr. Schulte 20. 6. Dr. Todenhöfer 20. 6. Voigt (Sonthofen) 18.6. Dr. Wieczorek 20. 6. Frau Dr. Wilms 18. 6. Wischnewski 20.6. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarats ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union *** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Liesel Hartenstein


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Mit der Verabschiedung des neuen Abfallgesetzes hätten Sie, Regierung und Koalitionsfraktionen, eine ungeheure Chance gehabt, die Chance nämlich, ein deutliches Signal für das Ende der Wegwerfgesellschaft zu setzen. Sie haben diese Chance nicht genutzt, leider.

    (Beifall bei der SPD)




    Frau Dr. Hartenstein
    Heute produziert jeder Bundesbürger mehr als eine halbe Tonne Abfall pro Jahr. Der Gesamtmüll der Bundesrepublik würde eine Million Güterwagen füllen, die von Frankfurt bis nach Kapstadt reichen. Das ist doch kein Naturgesetz. Das kann man ändern.
    Allerdings müssen dafür einige Voraussetzungen gegeben sein: erstens die Bereitschaft, umzudenken und von der Ex-und-Hopp-Mentalität endgültig Abschied zu nehmen.

    (Beifall bei der SPD)

    Zweitens müssen wir nach Wegen suchen, die ein Wirtschaften in Kreisläufen möglich machen. Die Abfälle von heute müssen die Rohstoffe von morgen werden. Drittens gilt es, die Entwicklung in die richtigen Bahnen zu lenken und die notwendigen rechtlichen Instrumente bereitzustellen. Das ist die Aufgabe der Politik.
    Wenn wir es ernst meinen mit einer ökologisch verträglicheren Wirtschaftsweise, die auf weniger Rohstoffverbrauch, auf weniger Energieverschwendung, auf weniger Umweltbelastung ausgerichtet ist, dann bietet sich die Abfallwirtschaft geradezu als Testfall dafür an.
    Mißt man das heute zu beschließende Gesetz an diesem Maßstab, meine Damen und Herren, muß man leider feststellen: Das Klassenziel wurde nicht erreicht.

    (Beifall bei der SPD)

    Darüber helfen auch noch so wohlmeinende Interpretationen nicht hinweg. Der vorliegende Gesetzentwurf bleibt hinter den umweltpolitischen Erfordernissen zurück. Er bleibt auch weit hinter den Erwartungen der Kommunen zurück; denn landauf, landab sehen sich die Städte vor wachsenden Müllbergen und schrumpfenden Deponieflächen. Man zerbricht sich die Köpfe über neue Wege der Hausmüllbeseitigung, auch der Industriemüllbeseitigung, auch über die Probleme der Altlastensanierung.
    Oberstes Ziel einer vernünftigen Abfallpolitik muß daher sein, die Müllmengen drastisch abzubauen und die Schadstofffrachten zu vermindern. Die Rangfolge lautet also: Erstens. Vermeidung aller vermeidbaren Abfälle. Zweitens. Verwertung der unvermeidbaren Abfälle, soweit wie nur möglich. Drittens. Sichere und schadlose Beseitigung des Restmülls.
    Ich frage mich -- Herr Kollege Baum, Sie haben das ebenfalls vorgetragen —, warum Sie den Antrag der SPD-Fraktion, genau diese Prioritätenfolge in das Gesetz hineinzuschreiben, abgelehnt haben.

    (Beifall bei der SPD)

    Wären Sie dieser Leitlinie konsequent gefolgt, so hätten Sie uns als Mitkämpfer voll an Ihrer Seite gefunden; denn die Marschrichtung und auch die Ziele waren von langer Hand vorgezeichnet. Schon das Abfallwirtschaftsprogramm von 1975 hatte die Abfallvermeidung und die -verwertung in den Vordergrund gerückt und dabei beachtliche Erfolge erzielt, bei der Altpapierverwertung, beim Altglasrecycling.
    Es muß auch anerkannt werden, daß die Wirtschaft große Anstrengungen unternommen hat, die Abfälle wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückzuführen.

    (Zuruf des Abg. Kolb [CDU/CSU])

    Aber auf der anderen Seite, Herr Kollege Kolb, steht doch die leidige Tatsache, daß sich z. B. die produktionsspezifischen Abfälle und die Schlämme zwischen 1975 und 1980 schlicht verdoppelt haben und daß auch der Verpackungsaufwand, insbesondere die Zahl der Einwegverpackungen, gewaltig angestiegen ist.
    Bei der ersten Lesung des Gesetzentwurfs hat der Parlamentarische Staatssekretär Spranger mit dem Brustton der Überzeugung verkündet — wörtlich —.
    Diese vierte Novelle zum Abfallbeseitigungsgesetz wird zuallererst die Menge der anfallenden Abfälle sowohl im Produktionsprozeß wie auch im Bereich des Konsums reduzieren.
    Das hat Hoffnungen geweckt. Leider sind sie unerfüllt geblieben.
    Der Instrumentenkasten dafür sollte in § 14 bereitgestellt werden: Kennzeichnungspflicht, Rücknahmepflicht, Zwangspfand für bestimmte Erzeugnisse, besonders für Verpackungen. Heute besteht bereits die Hälfte unseres gesamten Hausmülls aus Verpackungsmaterial. Die Getränkeverpackungen machen dabei den Löwenanteil aus. Nicht weniger als acht Milliarden Einwegdosen und -flaschen sind im Jahr 1984 auf den Markt gekommen. Die Beseitigung des gesamten Verpackungsmülls kostet unsere Volkswirtschaft 2,5 Milliarden DM jährlich. Dieser Entwicklung kann man doch nicht tatenlos zusehen.
    1982 hat der frühere Bundesinnenminister, Kollege Baum, festgestellt:
    Die Einwegmentalität ist ein Irrweg.

    (Beifall bei der SPD Stahl [Kempen] [SPD]: Aber heute hat er sich nicht mehr daran erinnert!)

    Und Herr Zimmermann, der frühere Umweltminister dieses Landes, drohte mit Donnerstimme:
    Das Abfallaufkommen aus Getränkebehältern darf nicht weiter zunehmen, da andernfalls mit staatlichen Eingriffen gerechnet werden muß.

    (Zuruf von der CDU/CSU: So ist es!)

    Wie lange will er eigentlich noch drohen? Das ist ein Spiel mit dem Knüppel im Sack; geschwungen wird er nie, damit zugeschlagen wird vermutlich noch weniger.
    Noch bei der Anhörung im Herbst letzten Jahres bestand eigentlich ein breiter Grundkonsens: Erstens. Kern der Novelle muß § 14 sein. Zweitens. Man muß bei der Reduzierung der Schadstoffe und bei der Reduzierung der Abfallmengen ansetzen. Drittens. Der Hauptansatzpunkt für eine wirksame Abfallvermeidung muß der industrielle und gewerbliche Sektor sein, auch die Haushalte. Aber die mög-



    Frau Dr. Hartenstein
    liche Reduzierung bei den Haushalten wurde auf ungefähr 30 % beziffert.
    Wir haben Ihnen eine Reihe von Maßnahmen vorgeschlagen, beispielsweise eine Abfallverträglichkeitsprüfung bei der Genehmigung von Produktionsanlagen einzuführen, beispielsweise abfallarme Technologien konsequenter zu fördern als bisher, beispielsweise das betriebsinterne Recycling auch steuerlich zu begünstigen. Auch Abgabenlösungen haben wir Ihnen vorgeschlagen — und ich sage das, auch wenn Sie gleich aufheulen werden —, Abgabenlösungen für giftige Stoffe und auch für Einwegbehältnisse; denn, meine Damen und Herren, Abgaben sind marktwirtschaftliche Instrumente. Ich glaube, das muß auch Herr Laufs einsehen. Sie haben ihren Zweck dann am besten erfüllt, wenn sie sich überflüssig machen.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN)

    Recyclingsysteme jedweder Art können im Vergleich zur Abfallvermeidung immer nur die zweitbeste Lösung sein. Das gilt auch mit dem Blick auf den Verpackungsaufwand und auf den Streit über das Ein- und Mehrwegsystem.
    Die Verdrängung der Pfandflasche läßt sich eben nicht durch Einrichtung von Rückgabeautomaten für Alu-Dosen und Kunststoffflaschen rechtfertigen, auch nicht durch die Recycling-Center, die jetzt aus sehr vordergründigen Motiven aufgebaut werden. Meine Damen und Herren, es kann doch nicht nach dem Motto gehen: Wir müssen zuerst mehr Verpackungen produzieren, um nachher mehr „recyceln" zu können. — Das ist Unsinn.

    (Beifall bei der SPD — Zurufe von der CDU/CSU)

    Aber genau darauf laufen Ihre Beschlüsse hinaus. Sie haben nach einem vielversprechenden Aufgalopp — das will ich gerne zugeben — plötzlich zum Rückzug geblasen. Wohl steht jetzt noch in § 1 a, Abfälle seien zu vermeiden, aber gerade der Instrumentenkasten in § 14 Abs. 2, von dem ich geredet habe, bleibt so gut wie verschlossen, und die Instrumente bleiben in weiche Watte verpackt. Die Bundesregierung wird nunmehr verpflichtet, ein höchst kompliziertes Vorschaltverfahren zu praktizieren: Sie soll die beteiligten Kreise — sprich: die Verpackungsindustrie, die Getränkeabfüller, den Handel — anhören, und sie soll „in angemessener Frist" — was das heißt, weiß kein Mensch — Vermeidungs-, Verminderungs- und Verwertungsquoten festlegen und diese im Bundesanzeiger veröffentlichen. Das ist eine wahrhaft originelle Morgengabe für den neuen Umweltminister, um die ich ihn nicht beneide.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Wer soll denn die Quoten kontrollieren? Wer ist für ihre Einhaltung verantwortlich? Was geschieht denn, wenn sich die Industrie nicht daran hält? Diese und noch viele andere Fragen bleiben offen.
    Meine Damen und Herren, es ist kaum überzeugend, daß, wie Herr Laufs sagt, dieses Verfahren dazu führen könnte, das Mehrwegsystem am Markt zu stärken und zu stützen. Es könnte sich eher als reine Alibiklausel erweisen.

    (Zuruf des Abg. Kolb [CDU/CSU])

    — Herr Kolb, das befürchten auch die kommunalen Spitzenverbände, die händeringend dafür plädiert haben, diese Regelung fallenzulassen. Sie verweisen sogar darauf, der Gesetzgeber dürfe sich nicht dem Vorwurf aussetzen, das umständliche Verfahren diene vielleicht nur dazu, erforderliche Regelungen nicht treffen zu müssen. Übrigens, dieses Votum der Spitzenverbände hat ganz besonders der Deutsche Städtetag unterstützt, dessen Präsident im März und April Herr Dr. Wallmann war.

    (Hört! Hört! bei der SPD — Kolb [CDU/ CSU]: Deswegen wird er sehr gut wissen, was er will!)

    Der Anteil der Pfandflaschen ist seit 1970 stetig gesunken. Die Wirtschaft hat ihre Zusagen nicht eingehalten. Dagegen ist der Anteil der Einwegbehälter um das Doppelte angestiegen. Drei Viertel landen heute auf den Deponien. Man kann sich leicht vorstellen, in welchem Ausmaß allein die Kosten der Müllabfuhr ansteigen, wenn das Mehrwegsystem tatsächlich zusammenbricht. Für Hamburg wurde übrigens ausgerechnet, daß die Stadt, wenn alles Bier nur noch in Einwegdosen und -flaschen geliefert würde, 22 zusätzliche Müllfahrzeuge anschaffen müßte. Das ist doch sicher nicht gewollt.

    (Kolb [CDU/CSU]: Dann würde die ÖTV jubeln! Dann gibt es neue Arbeitsplätze!)

    Mein Fazit ist: Dem Gesetz wurden leider die Schneidezähne gezogen. Die Folgen sind schwerwiegend:
    Erstens. Sie lassen die Gemeinden mit ihren Sorgen allein, denn die Verpackungslawine wird immer größer. Ohne das Mehrwegsystem gäbe es heute schon 20% bis 25% mehr Hausmüll. Das steht auch im CDU-Pressedienst.
    Zweitens. Sie nehmen es in Kauf, daß die Großbrauereien und Getränkekonzerne genau den gewünschten Zeitgewinn erhalten, um riesige Verpakkungsstraßen aufbauen zu können und ihre Marktanteile mit Hilfe des Einwegsystems auszuweiten. Über die großen Handelsketten werden sie in jene Regionen eindringen, in denen heute noch eine intakte dezentrale Versorgungsstruktur besteht.
    Drittens. Sie schlagen die Warnungen in den Wind, daß damit erhebliche Arbeitsplatzverluste verbunden sind. Die Erfahrungen im Ausland beweisen dies. Von den über 1 200 Brauereien im Bundesgebiet beherrschen heute schon 15 große den Einwegmarkt zu 85 %. Rund 1 200 Brauereien füllen Gott sei Dank noch fast ausschließlich in Mehrwegflaschen ab. Da aber die kleineren Betriebe nicht kapitalkräftig genug sind, um riesige Abfüllanlagen zu installieren, werden sie über kurz oder lang von den großen aus dem Markt geworfen, und das trifft die Brauwirtschaft in Baden-Württemberg und in Bayern besonders hart. Das Einwegsystem ist nun einmal kapital- und materialintensiv, und das



    Frau Dr. Hartenstein
    Mehrwegsystem ist dienstleistungsintensiv; das
    sollte uns auch arbeitsmarktpolitisch interessieren.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    Viertens. Sie haben die Lex ALDI gestrichen und damit den früheren Umweltminister im Grunde Lügen gestraft, der gesagt hat, er wolle nicht zulassen, daß nach betriebswirtschaftlichem Profitstreben entschieden wird, was der „König Kunde" zu kaufen hat und was nicht. Sie aber rechtfertigen nun beispielsweise das Verhalten dieser Handelsriesen wie ALDI, die Getränke zu 100 % in Einwegbehältern anbieten; sie können sich durch den Gesetzgeber nun sogar geschützt fühlen. Wahlfreiheit gibt es nicht mehr. Die volkswirtschaftliche Vernunft wird dem betriebswirtschaftlichen Kalkül geopfert.

    (Baum [FDP]: Das ist doch falsch!)

    Fünftens. Als Fortschritt wird auch nicht gewertet werden können, daß Sie, meine Damen und Herren, an Stelle des Wortes „Abfallbeseitigung" den recht verwaschenen Begriff „Entsorgung" eingeführt haben. Er verschleiert ja nur, daß Sie damit Verwertung und Deponierung auf eine Stufe stellen. Außerdem hat die willkürliche Einführung dieses Begriffs zur Folge, daß zahllose Bundesgesetze, Landesgesetze, Verordnungen, Erlasse, Ausführungsbestimmungen usw. sowie einige Zehntausend kommunale Satzungen geändert werden müssen. Auch hier blieben die Warnungen der kommunalen Spitzenverbände, Herr Minister Wallmann, ungehört; sie hatten beantragt, dies zu streichen. Der heilige Bürokratius feiert aber Triumphe!

    (Zustimmung bei der SPD — Dr. Laufs [CDU/CSU]: Wir haben doch verschiedene Änderungen vorgenommen!)

    Meine Damen und Herren, wir haben Ihnen einen Entschließungsantrag vorgelegt, der die wichtigsten Forderungen unseres Konzepts für eine umweltverträgliche Abfallwirtschaft noch einmal zusammenfaßt. Wir wollen damit Pflöcke einschlagen, die den Weg in eine zukunftsorientierte Abfallwirtschaft weisen.
    Herr Laufs, es geht nicht um Angstmache.


Rede von Dr. Philipp Jenninger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Frau Abgeordnete, ich muß Sie darauf hinweisen, daß Ihre Redezeit abgelaufen ist, und bitte Sie, zum Schluß zu kommen.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Liesel Hartenstein


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Ich bin sofort fertig, Herr Präsident.
    Es geht auch nicht um Ideologie. Es geht um eine verantwortliche Politik, die auch und gerade der jungen Generation dient. Die jungen Leute haben dies sehr wohl begriffen; nur in der Mehrheit der Köpfe dieses Hauses hat es sich noch nicht genügend herumgesprochen.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    Meine Damen und Herren, der Staat ist gefordert. Der neue Umweltminister hat die wahrlich nicht beneidenswerte Aufgabe, trotz eines Flickwerk-Gesetzes eine gute Abfallpolitik zu machen. Ich wünsche ihm Glück dazu:

    (Beifall bei der SPD Kolb [CDU/CSU]: Das war wenigstens versöhnlich, Frau Kollegin!)