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    Plenarprotokoll 10/207 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 207. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 20. März 1986 Inhalt: Glückwünsche zum Geburtstag des Abg Meininghaus 15821 A Verzicht des Abg. Schily auf die Mitgliedschaft im Deutschen Bundestag . . . . 15821A Eintritt des Abg. Fritsch in den Deutschen Bundestag 15821A Wiedereintritt des Abg. Bastian in die Fraktion DIE GRÜNEN 15821 B Nachträgliche Überweisung eines Gesetzentwurfes an den Rechtsausschuß . . 15821 B Erweiterung der Tagesordnung 15821 B Absetzung des Punktes 7 von der Tagesordnung 15821 C Begrüßung einer Delegation des Repräsentantenhauses der Republik Indonesien 15858 C Begrüßung von Teilnehmern an dem Afghanistan- Hearing des Auswärtigen Ausschusses 15897 C Zur Geschäftsordnung Seiters CDU/CSU 15821 D Porzner SPD 15823 A Wolfgramm (Göttingen) FDP 15824A Senfft GRÜNE 15824 D Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Sicherung der Neutralität der Bundesanstalt für Arbeit bei Arbeitskämpfen — Drucksache 10/4989 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktion der SPD Sicherung der Tarifautonomie und Wahrung der Neutralität der Bundesanstalt für Arbeit in Arbeitskämpfen — Drucksache 10/4995 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN Erhaltung der Streikfähigkeit der Gewerkschaften — Drucksache 10/5004 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung — Drucksache 10/5214 — Tischer GRÜNE 15826A, 15861A Scharrenbroich CDU/CSU 15827 A Lutz SPD 15831 B Cronenberg (Arnsberg) FDP 15834 B Bueb GRÜNE 15837 C Dr. Blüm, Bundesminister BMA . . . 15839 B Frau Fuchs (Köln) SPD 15845A Dr. Faltlhauser CDU/CSU 15847 D Reimann SPD 15850 D Frau Dr. Adam-Schwaetzer FDP . . . 15852 C II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 207. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. März 1986 Schröder (Hannover) SPD 15855 C Müller (Remscheid) CDU/CSU 15858 C Dr. Kohl, Bundeskanzler 15863 B Dr. Vogel SPD 15867 B Zur Geschäftsordnung Senfft GRÜNE 15872 C Seiters CDU/CSU 15873A Porzner SPD 15873 C Vizepräsident Westphal 15894 B Namentliche Abstimmung 15874 B Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung Lage in Afghanistan Genscher, Bundesminister AA 15894 C Schlaga SPD 15896 B Dr. Todenhöfer CDU/CSU 15897 D Fischer (Bad Hersfeld) GRÜNE 15899A Frau Dr. Hamm-Brücher FDP 15900 C Neumann (Bramsche) SPD 15902 A Dr. Stercken CDU/CSU 15903 C Bindig SPD 15905 A Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Straßenverkehrsgesetzes und des Fahrlehrergesetzes — Drucksache 10/4490 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verkehr — Drucksache 10/5187 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/5188 — in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Verkehr zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Verkehrssicherheitsprogramm 1984 der Bundesregierung — Drucksachen 10/1479, 10/2693 — in Verbindung mit Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht des Bundesministers für Verkehr über Maßnahmen auf dem Gebiet der Un- fallverhütung im Straßenverkehr für die Jahre 1984 und 1985 — Unfallverhütungsbericht Straßenverkehr 1985 — Drucksache 10/5030 — in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Verkehr zu dem Antrag der Abgeordneten Müller (Düsseldorf), Dr. Hauff, Roth, Antretter, Daubertshäuser, Duve, Müntefering, Amling, Bachmaier, Bamberg, Frau Blunck, Catenhusen, Conradi, Haar, Hettling, Frau Dr. Hartenstein, Ibrügger, Bernrath, Dr. Klejdzinski, Lennartz, Lohmann (Witten), Frau Dr. Martiny-Glotz, Meininghaus, Müller (Schweinfurt), Pauli, Reschke, Reuter, Sielaff, Schäfer (Offenburg), Dr. Schmude, Stahl (Kempen), Vosen, Walthemathe und der Fraktion der SPD Förderung der Infrastruktur für den Fahrradverkehr — Drucksachen 10/2658, 10/4538 — Bühler (Bruchsal) CDU/CSU 15906 B Daubertshäuser SPD 15909 A Kohn FDP 15910 D Senfft GRÜNE 15913 B Kretkowski SPD 15914 D Fischer (Hamburg) CDU/CSU 15916 B Berschkeit SPD 15918 B Dr. Dollinger, Bundesminister BMV . . 15919 D Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Fünften Gesetzes zur Änderung des Textilkennzeichnungsgesetzes — Drucksache 10/5151 — 15922 A Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 1985 bei Kap. 15 02 Titelgruppe 07 (Leistungen nach dem Bundeskindergeldgesetz); hier: Zustimmung zu einer überplanmäßigen Ausgabe — Drucksachen 10/4722, 10/5109 — . . . 15922A Beratung der Sammelübersicht 139 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/5172 — 15922 B Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 207. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. März 1986 III zur Änderung des EntwicklungshelferGesetzes — Drucksache 10/4515 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit — Drucksache 10/5173 — Repnik CDU/CSU 15922 C Brück SPD 15923 B Dr. Rumpf FDP 15923 D Suhr GRÜNE 15924 B Dr. Köhler, Parl. Staatssekretär BMZ . 15925 B Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Dr. Schwenk (Stade), Bachmaier, Büchner (Speyer), Egert, Dr. Emmerlich, Fischer (Osthofen), Frau Fuchs (Köln), Glombig, Jaunich, Klein (Dieburg), Lambinus, Reschke, Frau Schmidt (Nürnberg), Schmidt (München), Dr. Schöfberger, Schröder (Hannover), Stiegler, Vogelsang, Dr. de With, Dr. Vogel und der Fraktion der SPD Rechtliche Situation der geistig Behinderten und psychisch Kranken — Drucksache 10/4271 — Engelhard, Bundesminister BMJ . . . . 15926 D Dr. Schwenk (Stade) SPD 15928A Seesing CDU/CSU 15930 D Bueb GRÜNE 15932 B Beckmann FDP 15933 C Erste Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Ausweitung der Rechte der Jugendvertretungen und zur Weiterentwicklung in Jugend- und Auszubildendenvertretungen — Drucksache 10/4520 (neu) — Dreßler SPD 15934 D Müller (Wesseling) CDU/CSU 15935 D Frau Zeitler GRÜNE 15936 D Frau Dr. Adam-Schwaetzer FDP . . . 15937 C Vogt, Parl. Staatssekretär BMA 15938 B Fragestunde — Drucksache 10/5194 vom 14. März 1986 — Äußerung des Kommandeurs der 10. Panzerdivision über den Einsatz atomarer Waffen im Rahmen der NATO-Doktrin MdlAnfr 16, 17 14.03.86 Drs 10/5194 Kirschner SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg . . . 15876 B ZusFr Kirschner SPD 15876 B ZusFr Jungmann SPD 15876 C ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 15877 A Ablauf und Ursache der Tiefflugabstürze in der Pfalz MdlAnfr 18, 19 14.03.86 Drs 10/5194 Tatge DIE GRÜNEN Antw PStSekr Würzbach BMVg . . . 15877 B ZusFr Tatge GRÜNE 15877 B ZusFr Jungmann SPD 15877 B Beschlüsse der Bundesregierung, des Bundessicherheitsrates und der NATO betr. taktische Raketenabwehr in Europa MdlAnfr 20, 21 14.03.86 Drs 10/5194 Voigt (Frankfurt) SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg . . . 15877 D ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 15877 D ZusFr Jungmann SPD 15878 A ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 15878 B ZusFr Immer (Altenkirchen) SPD . . . 15878 D Information der Bundesregierung durch die USA über das ATM-Programm MdlAnfr 22 14.03.86 Drs 10/5194 Gerstl (Passau) SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg . . . 15879 A ZusFr Gerstl (Passau) SPD 15879A ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 15879 B ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 15879 B ZusFr Jungmann SPD 15879 C ZusFr Dr. Scheer SPD 15879 D ZusFr Heistermann SPD 15879 D ZusFr Horn SPD 15880 A Bekämpfung sowjetischer Flugkörper durch das amerikanische ATM-Programm; Erkenntnisse aus dem Gutachten „Bewertung der Realisierbarkeit eines Systems zur Abwehr ballistischer, taktischer Raketen in Mitteleuropa einschließlich der Bewertung der Wirksamkeit eines solchen Systems" MdlAnfr 23, 24 14.03.86 Drs 10/5194 Heistermann SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg . . . 15880 B ZusFr Heistermann SPD 15880 B ZusFr Jungmann SPD 15880 D ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 15881A ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 15881A ZusFr Dr. Scheer SPD 15881 B IV Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 207. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. März 1986 ZusFr Horn SPD 15881 D ZusFr Bastian GRÜNE 15882 D ZusFr Mann GRÜNE 15883A Information der parlamentarischen Gremien über den Stand der Überlegungen der US-Regierung zur taktischen Raketenabwehr MdlAnfr 25 14.03.86 Drs 10/5194 Wiefel SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg . . . 15883 B ZusFr Wiefel SPD 15883 B ZusFr Jungmann SPD 15883 C ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 15883 D ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 15884A Auffassung von Bundesverteidigungsminister Dr. Wörner in einem Artikel in der „ZEIT" vom 28. Februar 1986 zum ABM-Vertrag und zur Flugkörperabwehr in Europa; Notwendigkeit eines europäischen Verteidigungssystems im Falle des Abzugs der amerikanischen Mittel- und Kurzstrekkenwaffen aus Europa MdlAnfr 26, 27 14.03.86 Drs 10/5194 Dr. Scheer SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg . . . . 15884A ZusFr Dr. Scheer SPD 15884 A ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 15884 C ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 15884 C ZusFr Jungmann SPD 15884 D ZusFr Heistermann SPD 15885 A Entwicklung von PATRIOT-Flugabwehrraketen bis zum Ende dieses Jahrzehnts MdlAnfr 28 14.03.86 Drs 10/5194 Jungmann SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg . . . 15886 C ZusFr Jungmann SPD 15886 C ZusFr Bastian GRÜNE 15886 D Anzahl der von Offizieren gestellten Anträge auf frühzeitige Entlassung nach dem Gesetz zur Verbesserung der Personalstruktur in den Streitkräften MdlAnfr 29 14.03.86 Drs 10/5194 Horn SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg . . . 15887 A ZusFr Horn SPD 15887 A ZusFr Mann GRÜNE 15887 B Entwicklungsarbeiten im Rahmen des amerikanischen ATM-Programms MdlAnfr 30 14.03.86 Drs 10/5194 Horn SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg . . . 15887 C ZusFr Horn SPD 15887 C ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 15887 C ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 15887 D Widerspruch zwischen der Aussage des Parlamentarischen Staatssekretärs beim Bundesminister der Verteidigung in der Fragestunde des Parlaments am 12. März 1986 und der früheren Aussage des damaligen Leiters des ES-Referates (heute Hauptabteilungsleiter Rüstung) über die Zuständigkeit bei der Fachaufsicht der MAD-Gruppe S MdlAnfr 34, 35 14.03.86 Drs 10/5194 Pauli SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg . . . 15888A ZusFr Pauli SPD 15888A ZusFr Mann GRÜNE 15888 D Einsatz von Sanitätspanzern der Bundeswehr zur Bergung Verletzter bei Gewaltkriminalität und Demonstrationen; Folgerungen für die Bundeswehr bei möglichen Einsätzen in Wackersdorf MdlAnfr 37, 38 14.03.86 Drs 10/5194 Vogel (München) DIE GRÜNEN Antw PStSekr Würzbach BMVg . . . . 15889A ZusFr Vogel (München) GRÜNE . . . 15889 B ZusFr Mann GRÜNE 15889 D ZusFr Tatge GRÜNE 15890 A ZusFr Rusche GRÜNE 15890 A ZusFr Schulte (Menden) GRÜNE . . . 15890 B Sexuelles Verhalten, das nach Ansicht des Bundesministerium der Verteidigung zu einer Erpressung führen kann; Verhinderung von Nachforschungen wie im Falle des früheren Vier-Sterne-Generals Kießling durch Änderung der Sicherheitsbestimmungen des Bundesministeriums der Verteidigung MdlAnfr 39, 40 14.03.86 Drs 10/5194 Rusche DIE GRÜNEN Antw PStSekr Würzbach BMVg . . . 15891 D ZusFr Rusche GRÜNE 15891 D ZusFr Mann GRÜNE 15892 D ZusFr Tatge GRÜNE 15893 A Zahl der in der Republik Südafrika lebenden Weißen, die die Staatsangehörigkeit eines EG-Mitgliedstaates besitzen; Wehrpflicht für die deutschen Staatsangehörigen Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 207. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. März 1986 V MdlAnfr 72, 73 14.03.86 Drs 10/5194 Verheugen SPD Antw StMin Dr. Stavenhagen AA . . . 15893 C ZusFr Verheugen SPD 15893 C Vizepräsident Frau Renger . . . 15883A, 15883 B Nächste Sitzung 15939 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 15941*A Anlage 2 Haushaltsmittel 1987 für die Entwicklung eines Systems zur Abwehr taktischer, ballistischer und anderer Flugkörper MdlAnfr 31 14.03.86 Drs 10/5194 Steiner SPD SchrAntw PStSekr Würzbach BMVg . 15941* B Anlage 3 Beteiligung der Bundesrepublik Deutschland an einer „erweiterten Luftabwehr" zur Bekämpfung der durch das SDI-Programm nicht abgedeckten Bedrohung MdlAnfr 32, 33 14.03.86 Drs 10/5194 Frau Fuchs (Verl) SPD SchrAntw PStSekr Würzbach BMVg . 15941* B Anlage 4 Einsatz von Sanitätspanzern der Bundeswehr bei Demonstrationen „im Wege der Amtshilfe" MdlAnfr 36 14.03.86 Drs 10/5194 Stiegler SPD SchrAntw PStSekr Würzbach BMVg . 15941* D Anlage 5 Weitere Zwangsumsiedlungen in Homelands gegen den Willen der schwarzen Bevölkerung in Südafrika, insbesondere der Gemeinde Machakaneng MdlAnfr 74, 75 14.03.86 Drs 10/5194 Frau Dr. Hamm-Brücher FDP SchrAntw StMin Dr. Stavenhagen AA . 15942* A Anlage 6 Abschluß eines neuen Kulturabkommens mit Südafrika MdlAnfr 76, 77 14.03.86 Drs 10/5194 Frau Borgmann DIE GRÜNEN SchrAntw StMin Dr. Stavenhagen AA . 15942* B Anlage 7 Ermordung tamilischer Zivilisten unter dem Vorwand der Terrorismusbekämpfung durch die Sicherheitskräfte Sri Lankas MdlAnfr 78, 79 14.03.86 Drs 10/5194 Volmer DIE GRÜNEN SchrAntw StMin Dr. Stavenhagen AA . 15942* D Anlage 8 Einbeziehung des Abzugs der seit 1983 zusätzlich in der DDR und der CSSR aufgestellten sowjetischen Raketen kürzerer Reichweite in die amerikanische Antwort auf die Abrüstungsvorschläge von Generalsekretär Gorbatschow; Regelung der Verifikation von Rüstungskontrollvereinbarungen bei den Wiener MBFR-Verhandlungen MdlAnfr 80, 81 14.03.86 Drs 10/5194 Dr. Ehmke (Bonn) SPD SchrAntw StMin Dr. Stavenhagen AA . 15943* B Anlage 9 Behandlung deutscher Fernfahrer durch streikende Transportarbeiter in Griechenland MdlAnfr 82, 83 14.03.86 Drs 10/5194 Jäger (Wangen) CDU/CSU SchrAntw StMin Dr. Stavenhagen AA . 15944*A Anlage 10 Berücksichtigung der deutsch-polnischen Schulbuchempfehlungen in Polen MdlAnfr 84 14.03.86 Drs 10/5194 Dr. Hupka CDU/CSU SchrAntw StMin Dr. Stavenhagen AA . 15944* D Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 207. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. März 1986 15821 207. Sitzung Bonn, den 20. März 1986 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens * 21. 3. Antretter * 21. 3. Dr. Barzel 21. 3. Curdt 21. 3. Dr. Dregger 21. 3. Frau Eid 21. 3. Dr. Emmerlich 21. 3. Frau Fischer 21. 3. Frau Fuchs (Verl) 21. 3. Frau Huber 21. 3. Huonker 20. 3. Kittelmann 21. 3. Frau Krone-Appuhn 21. 3. Lenzer 21. 3. Milz 21. 3. Dr. Müller * 21. 3. Frau Pack * 20. 3. Petersen 20. 3. Pohlmann 21. 3. Roth 21. 3. Schlatter 21. 3. Stommel 21. 3. Voigt (Sonthofen) 21. 3. Dr. Wörner 21. 3. für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Würzbach auf die Frage des Abgeordneten Steiner (SPD) (Drucksache 10/5194 Frage 31): In welcher Höhe beabsichtigt die Bundesregierung, Haushaltsmittel für die Entwicklung eines Systems zur Abwehr taktischer, ballistischer und anderer Flugkörper in den Bundeshaushalt 1987 einzustellen? Der Bundeshaushalt 1987 befindet sich derzeit in einem sehr frühen Stadium der Erarbeitung. Ober die Aufnahme von Einzelvorhaben ist noch nicht entschieden. Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Würzbach auf die Fragen der Abgeordneten Frau Fuchs (Verl) (SPD) (Drucksache 10/5194 Fragen 32 und 33): Teilt die Bundesregierung die Auffassung, die Bundesrepublik Deutschland solle sich die Ergänzung des SDI-Programms der Amerikaner zur Aufgabe machen und Abwehrsysteme gegen all diejenigen Bedrohungen aus der Luft entwickeln, die von der Strategischen Verteidigungsinitiative nicht abgedeckt werden, dies gelte insbesondere für Kurz- und Mittelstreckenraketen und Cruise-Missiles? Anlagen zum Stenographischen Bericht Welche sowjetischen ballistischen und anderen Flugkörper sind es im einzelnen, die nach Auffassung der Bundesregierung im Rahmen der von Bundesminister Dr. Wörner vorgeschlagenen „erweiterten Luftabwehr" abgewehrt werden sollen? Zu Frage 32: Diese Frage wurde bereits vollinhaltlich in der Fragestunde am 12. März beantwortet. Die Auffassung der Bundesregierung hat sich seit der vergangenen Woche nicht geändert. Zu Frage 33: Ballistische Raketen: 441 SS-20 (Mittelstreckenraketen mit 1 323 Gefechtsköpfen, Reichweite ca. 5 000 km) ca. 700 FROG 7 bzw. SS-21 Reichweite ca. 150 km; ca. 550 SS-23 Reichweite ca. 350-500 km; ca. 100 SS-12/22 Reichweite ca. 1 000 km Aerodynamische Flugkörper: Die Zahl moderner Marschflugkörper steigt beständig und dürfte noch in diesem Jahrzehnt mehr als 2 000 betragen. Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Würzbach auf die Frage des Abgeordneten Stiegler (SPD) (Drucksache 10/5194 Frage 36): Nach welcher Vorschrift des Grundgesetzes rechtfertigt die Bundesregierung die Gestellung von Sanitätspanzern M 113 (SPz 10) einschließlich von Soldaten als Kraftfahrer „im Wege der Amtshilfe" bei Demonstrationen auf Anforderung des Bayerischen Staatsministeriums des Innern, und wird sie den entsprechenden Standortbefehl 1/83 des Verteidigungskreiskommandos 621 in der Fassung vom 10. Januar 1983 trotz der einschränkenden Bestimmungen der Artikel 35 und 91 des Grundgesetzes so aufrechterhalten? Eine rein humanitäre Hilfeleistung zur Rettung von Menschenleben ist ebenso wenig ein „Einsatz" der Streitkräfte im Sinne der Art. 87 a Abs. 2 bis 4 und 35 Abs. 2 und 3 des Grundgesetzes wie ein Transport von Unfallverletzten im Wege der Nothilfe. Eine Gestellung von Sanitätspanzern würde im Rahmen der Amtshilfe nach Art. 35 Abs. 1 des Grundgesetzes unter Beachtung der Vorschriften des Verwaltungsverfahrensgesetzes erfolgen. Der Standortbefehl 1/83 des Verteidigungskreiskommandos 621 weist in Verbindung mit dem Standortbefehl 36 aus dem Jahre 1981 auf das hier zu beachtende Verfahren hin. Es besteht daher kein Anlaß, diese Befehle aufzuheben. Anforderungsberechtigt ist - in diesem Fall - dennoch nur das Bayerische Staatsministerium des Innern. Die Genehmigung für jedes einzelne Ersuchen erfolgt nur durch das Bundesministerium der Verteidigung. 15942* Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 207. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. März 1986 Anlage 5 Antwort des Staatsministers Dr. Stavenhagen auf die Fragen der Abgeordneten Frau Dr. Hamm-Brücher (FDP) (Drucksache 10/5194 Fragen 74 und 75): Gibt es Erkenntnisse, daß — entgegen der Zusage von Staatspräsident Botha — in Südafrika weiter Zwangsumsiedlungen gegen den Willen der schwarzen Bevölkerung in „Homelands" durchgeführt werden? Trifft es zu, daß die Gemeinde Machakaneng, die sich wiederholt und einstimmig gegen die Zwangsumsiedlung nach Bophuthatswanathat ausgesprochen hat, nun doch entgegen der Zusage von Staatspräsident Botha zwangsumgesiedelt wird? Zu Frage 74: Der Bundesregierung liegen Informationen vor, daß die Zwangsumsiedlungen in Südafrika weiter durchgeführt werden. Gegenwärtig werden Bewohner einer Township bei Brits (Transvaal) nach Bophuthatswana und einer Township bei Louis Trichardt (Nordtransvaal) in verschiedene in der Nähe befindliche Homelands umgesiedelt. Behauptungen der südafrikanischen Regierung, das dies auf freiwilliger Basis geschehe, werden von den Betroffenen zurückgewiesen. Von Umsiedlungen bedroht sind weiterhin eine Reihe von „Black Spots" (Gebiete in für Weiße reservierten Regionen, in denen Schwarze Grundeigentum haben). Zu Frage 75: Dem „Black Spot" Machakaneng hat die südafrikanische Regierung den „Entzug der Grundstücksrechte und die Eingliederung nach Bophuthatswana" angedroht. Dies bedeutet für die Betroffenen de facto ein Verbot, ihre Eigentums- und Besitzrechte an ihnen gehörenden Grundstücken auszuüben und zwangsweise Umsiedlung in das Homeland Bophuthatswana. Eine entsprechende Gesetzesvorlage, mit der diese Maßnahmen formalisiert werden sollen, liegt dem Parlament vor. Wiederholte Versuche der Bewohner von Machakaneng, diese — ihr Eigentum und ihre Lebensverhältnisse unmittelbar berührende — Angelegenheit mit Regierungsvertretern zu erörtern, um eine Rücknahme zu erreichen, blieben bisher ohne Erfolg. Zur Zeit ist ungewiß, ob die von den Bewohnern strikt abgelehnte Eingliederung noch abgewendet werden kann. Anlage 6 Antwort des Staatsministers Dr. Stavenhagen auf die Frage der Abgeordneten Frau Borgmann (DIE GRÜNEN) (Drucksache 10/5194 Fragen 76 und 77): Hat die Bundesregierung inzwischen ein neues Kulturabkommen mit Südafrika ausgehandelt, oder wird nach Ablauf der Kündigungsfrist des alten Abkommens am 17. März 1986 ein vertragsloser Zustand eintreten? Wie kann die Bundesregierung vor der internationalen und bundesdeutschen Öffentlichkeit ihren Wunsch rechtfertigen, gerade jetzt mit dem Apartheid-Staat ein neues Kulturabkommen auszuhandeln, wo die Unterdrückung der schwarzen Mehrheit in Südafrika ein bisher nicht bekanntes Maß angenommen hat? Zu Frage 76: Die Bundesregierung hat am 18. September 1985 die Änderungskündigung des Kulturabkommens mit Südafrika ausgesprochen. Das Abkommen ist damit gemäß Artikel 10 Absatz 3 nach Ablauf von sechs Monaten am 18. März 1986 außer Kraft getreten. Ein neues Abkommen wurde bisher nicht ausgehandelt, weil die hierfür erforderlichen Vorbereitungen noch nicht abgeschlossen sind. Mit der südafrikanischen Seite ist vereinbart, die Verhandlungen so bald wie möglich aufzunehmen. Zu Frage 77: Die Bundesregierung hat die Änderungskündigung des Kulturabkommens ausdrücklich mit der Absicht ausgesprochen, durch Verhandlungen zum Abschluß eines geänderten Kulturabkommens zu gelangen, in dem die kulturelle Zusammenarbeit zwischen beiden Staaten dergestalt geregelt ist, daß alle Bevölkerungsgruppen in Südafrika gleichberechtigt an ihr teilnehmen. Verhandlungen mit der Republik Südafrika über ein neues Kulturabkommen sind noch nicht aufgenommen worden. Die Bundesregierung hält jedoch an ihrer Absicht fest, in Verhandlungen über ein neues Kulturabkommen, die gleichberechtigte Teilnahme aller Südafrikaner, ungeachtet ihrer Rasse und Hautfarbe, am Kulturaustausch völkervertraglich zu verankern und damit einen konkreten Beitrag zur Überwindung der Apartheid zu leisten. Ein neues Kulturabkommen mit Südafrika ist für die Bundesregierung nur akzeptabel, wenn für die Teilnahme der schwarzen Bevölkerungsmehrheit am Kulturaustausch völkerrechtlich verbindliche und praktisch befriedigende Regelungen gefunden werden. Anlage 7 Antwort des Staatsministers Dr. Stavenhagen auf die Fragen des Abgeordneten Volmer (DIE GRÜNEN) (Drucksache 10/5194 Fragen 78 und 79): Wie verhält sich die Bundesregierung angesichts der seit Januar 1986 zunehmenden Attacken der srilankischen Sicherheitskräfte, bei denen unter dem Vorwand der Terroristenbekämpfung seit dieser Zeit Informationen des Südasien-Büros zufolge mehrere hundert tamilische Zivilisten ums Leben kamen? Verfügt die Bundesregierung über Informationen eines angeblich von srilankischen Regierungstruppen begangenen Massakers im Gebiet des Luhugala-Nationalparks am 19. Februar 1986, bei denen nach Informationen des SüdasienBüros 68 tamilische Bauern auf brutalste Weise ermordet wurden sowie über Informationen, über die seit Anfang 1986 fast täglich stattfindenden Luftangriffe auf tamilische Gebiete des Nordens von Sri Lanka? Zu Frage 78: Die Bundesregierung verurteilt die Anwendung von Gewalt, von welcher Seite auch immer sie ausgehen mag. Sie ist auch weiterhin der Auffassung, daß Verhandlungen zwischen den srilankischen Bevölkerungsgruppen der beste Weg sind, zu einem gerechten Interessenausgleich zu kommen. Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 207. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. März 1986 15943* Sie hat die „Versöhnungskonferenz" des Jahres 1984 und die indischen Vermittlungsbemühungen unterstützt, die im August 1985 in Bhutan mit einem Waffenstillstand endeten. Bei verschiedenen bilateralen Kontakten hat sich die Bundesregierung eindeutig in diesem Sinne geäußert. Gemeinsam mit ihren Partnern in der EG hat sie jüngst erneut zu einer Fortsetzung der Vermittlungsbemühungen aufgerufen. Zu Frage 79: Die Bundesregierung ist sowohl über die blutigen Auseinandersetzungen im Gebiet des Lunugala-Nationalparks als auch über Luftangriffe auf tamilisches Gebiet im Norden Sri Lankas informiert. Die Angaben zu jedem einzelnen Zwischenfall differieren, je nachdem, von welcher Seite sie veröffentlicht werden. Während die skrilankischen Sicherheitskräfte von Abwehr terroristischer Angriffe sprechen, berichtet die tamilische Seite von Übergriffen auf die Zivilbevölkerung unter dem Vorwand der Terroristenbekämpfung. Die Bundesregierung informiert sich aus verschiedenen Quellen über die Entwicklung; sie beobachtet mit Aufmerksamkeit und Sorge, daß die gewalttätigen Auseinandersetzungen sich auch 1986 fortsetzen. Sie versucht bei jeder passenden Gelegenheit, sowohl bilateral als auch über internationale Kanäle mäßigend auf die Parteien einzuwirken und sie zum gewaltlosen Ausgleich zu bewegen. Anlage 8 Antwort des Staatsministers Dr. Stavenhagen auf die Fragen des Abgeordneten Dr. Ehmke (Bonn) (SPD) (Drucksache 10/5194 Fragen 80 und 81): Trifft es zu, daß die Bundesregierung in Washington vorstellig geworden ist, um die amerikanische Antwort auf die Abrüstungsvorschläge von Generalsekretär Gorbartschow mit Bedingungen über den Abbau der sowjetischen Mittelstreckenraketen im asiatischen Teil der Sowjetunion zu verknüpfen, und trifft es ferner zu, daß es die Bundesregierung versäumt hat, ihrerseits auf den Abzug der seit 1983 zusätzlich in der DDR und der CSSR aufgestellten sowjetischen Raketen kürzerer Reichweite zu drängen, obwohl sowohl der sowjetische Außenminister wie der Staatsratsvorsitzende der DDR, Honecker, in Interviews eine Rücknahme auch dieser Raketen aus der DDR in Aussicht gestellt haben? Trifft es zu, daß die Bundesregierung mit dem Argument, man wolle für die Bundesrepublik Deutschland keine an Besatzungsrecht erinnernden Regelungen schaffen, eine Einigung über eine angemessene Verifikation der WarschauerPakt- wie der NATO-Streitkräfte bei den Wiener MBFR-Verhandlungen erschwert? Zu Frage 80: Was den ersten Teil Ihrer Frage betrifft, so ist bekannt, daß zu den Vorschlägen Generalsekretär Gorbatschows vom 15. Januar 1986 in der Allianz und zwischen den Bündnispartnern umfangreiche Konsultationen stattgefunden haben, an denen sich die Bundesregierung aktiv beteiligt hat. Hierbei bestand Einvernehmen darüber, daß sich die westliche Antwort im INF-Bereich an den bereits während der INF-Verhandlungen in der Allianz festgelegten Kriterien orientieren muß: — Notwendigkeit gleicher Rechte und globaler Begrenzungen für beide Seiten, — keine Einbeziehung von Systemen dritter Staaten, — Erfordernis gleichzeitiger Beschränkungen für Mittelstreckenflugkörper kürzerer Reichweite und — Notwendigkeit wirksamer Verifikation. Ein westlicher Vorschlag, der abweichend vom Kriterium gleicher globaler Obergrenzen die im asiatischen Teil der Sowjetunion stationierten SS 20 unberücksichtigt gelassen hätte, stand dementsprechend nicht zur Diskussion. Die Bundesregierung sieht keinen Anlaß für ein Abgehen von den im Bündnis vereinbarten Kriterien. Was den zweiten Teil Ihrer Frage betrifft, so hat die Sowjetunion bereits bei der öffentlichen Bekanntgabe ihrer Gegenmaßnahmen im November 1983, als sie die INF-Verhandlungen abgebrochen hatte, erklärt, im Zuge der Gegenmaßnahmen in der DDR und der CSSR stationierte SS 12/22 würden bei Abzug der amerikanischen LRINF aus Westeuropa in die Sowjetunion zurückverlegt. Diese Haltung haben Generalsekretär Honecker und Außenminister Schewardnadse bekräftigt. Bei dieser klaren Sachlage geht die Bundesregierung davon aus, daß die Rückverlegung der SS 12/22 die notwendige Folge der vom Westen angestrebten Null-Lösung ist, die eine vollständige Beseitigung amerikanischer und sowjetischer Mittelstreckenflugkörper vorsieht. Es ist allerdings darauf hinzuweisen, daß die Rückverlegung der SS 12/22 das Problem der Mittelstreckensysteme kürzerer Reichweite (SRINF) noch nicht löst. Wichtig ist daß in einem LRINFAbkommen globale Obergrenzen auch für SRINF festgelegt werden, durch die die Entstehung neuer Grauzonen verhindert wird. Zu Frage 81: Einigung über eine angemessene, wirksame Verifikationsregelung wird nicht durch eine „restriktive" Haltung der Bundesregierung erschwert, sondern durch die bisherige Ablehnung der westlichen Verifikationsvorschläge als zu weitgehend durch die östlichen Verhandlungsteilnehmer und ihre Weigerung, in eine vertiefte Sachdiskussion über Verifikationsmaßnahmen einzutreten. Der jüngste östliche Abkommensentwurf vom 20. Februar hat dies — wie eine Delegation des Unterausschusses für Rüstungskontrolle und Abrüstung in Wien selbst feststellen konnte — erneut deutlich gezeigt: Der Bericht des Vorsitzenden des Unterausschusses, MdB Bahr, sagt hierzu: „Inhaltlich ist allerdings festzuhalten, daß ein erstes MBFR-Abkommen bis heute vor allem deshalb nicht zustande kommt, weil 15944* Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 207. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. März 1986 die östliche Seite einen wechselseitigen Rechtsanspruch auf Inspektionen nicht akzeptiert." Die Bundesregierung hat maßgeblich auf die Gestaltung der westlichen MBFR-Initiative vom 5. Dezember 1985 Einfluß genommen, insbesondere auch auf die Vorschläge für eine ausgewogene und wirksame Verifikationsregelung: Ihr Zweck ist es, durch kooperative Klärung der Streitkräfteumfänge sowohl die Einhaltung eines ersten Abkommens zu gewährleisten, als auch die Grundlage für ein MBFR-Folge-Abkommen kooperativ herzustellen. Anlage 9 Antwort des Staatsministers Dr. Stavenhagen auf die Fragen des Abgeordneten Jäger (Wangen) (CDU/CSU) (Drucksache 10/5194 Fragen 82 und 83): Trifft es zu, daß eine große Zahl von Fernlastkraftfahrern, darunter zahlreiche Deutsche, mit ihren Kraftfahrzeugen in Griechenland festgehalten und von streikenden Transportarbeitern bedroht und teilweise angegriffen worden sind, und wie beurteilt die Bundesregierung bejahendenfalls diese Vorgänge in einem dem Europarat und der EG angehörenden europäischen Staat? Welche Maßnahmen hat die Bundesregierung ergriffen und wird sie noch ergreifen, um dafür zu sorgen, daß die deutschen Fernfahrer, die in Griechenland mit ihren Lastzügen festgehalten werden, ihre Aufträge ordnungsgemäß erfüllen und ungefährdet in die Bundesrepublik Deutschland zurückkehren können? Zu Frage 82: 1. Der fast 4 Wochen dauernde Streik griechischer Transportunternehmer ist am vergangenen Wochenende beendet worden. Er richtete sich gegen die Anhebung der Unternehmerbesteuerung und die Erhöhung der griechischen Binnentarife. Die Streikenden forderten darüber hinaus auch die Reduzierung von Sozialabgaben. Der Streik konzentrierte sich in Nordgriechenland auf der Schnellstraße Saloniki-Athen im Raum von Katerini und im Süden auf die Zufahrtstraßen nach Athen. Insgesamt waren durch den Streik ca. 40 bis 50 LKWs aus der Bundesrepublik Deutschland in Griechenland festgehalten, bzw. gehindert ihren Zielort anzufahren. Besonders in der Anfangsphase des Streikes kam es zu Gewalttätigkeiten auch gegenüber deutschen LKW-Fahrern, die versucht hatten, aus der Streikkolonne auszubrechen und auf eigene Faust ihre Fahrt fortzusetzen. Die Botschaft Athen berichtete von zwei leichteren, einer schwereren Körperverletzung sowie Sachbeschädigung an Fahrzeugen in mehreren Fällen. 2. Bei dem Streik handelte es sich um ein innergriechisches Problem, das die griechische Regierung selbst zu lösen hatte. Dabei oblag es jedoch der griechischen Regierung, für die Sicherheit und freie Weiterfahrt der LKW-Fahrer aus Ländern der EG und des Europarates zu sorgen. Entsprechenden Bitten der Bundesregierung ist die griechische Regierung nachgekommen. Sie veranlaßte Polizeischutz für unsere LKWs und ihre Fahrer im Rahmen des ihr Möglichen. Ich lege Wert auf die Feststellung, daß der griechischen Regierung Dank gebührt. Zu Frage 83: 1. Die Bundesregierung war durch kontinuierliche Berichterstattung der Botschaft Athen und des Generalkonsulats Saloniki über Lage und Entwicklung des Streikes laufend informiert. Die Bundesregierung hielt ständigen Kontakt mit dem Bundesverband des deutschen Güterfernverkehrs, auch mit Angehörigen von LKW-Fahrern, die in Griechenland festgehalten waren und der Presse. Es wies die Botschaft Athen und das Generalkonsulat Saloniki an, für die Fahrer unbürokratisch und großzügig konsularische Hilfe zu leisten. Eine solche Hilfe ist auch erfolgt. Angehörige der Botschaft und des Generalkonsulats Saloniki waren laufend im Einsatz, um deutsche LKW-Fahrer vor Ort zu betreuen und mit den regionalen Behörden, Polizeidienststellen und selbst der Streikführung zu verhandeln. Sie konnten erreichen, daß es, abgesehen von Einzelfällen ganz zu Anfang des Streiks, zu Ausschreitungen gegen deutsche LKW-Fahrer nicht mehr gekommen ist. Deutsche LKW-Fahrer sind auch in Athen von der Botschaft umfassend betreut worden. 2. Die Botschaft Athen hat sich gegenüber der griechischen Regierung laufend für die persönliche Sicherheit und ungehinderte Weiterfahrt der deutschen LKW-Fahrer, ihrer Fahrzeuge und Ladungen eingesetzt. Das Auswärtige Amt brachte dem Griechischen Geschäftsträger gegenüber die Sorge der Bundesregierung über die persönliche Sicherheit deutscher LKW-Fahrer zum Ausdruck und bat dringend um Polizeischutz und freie Ausfahrt. Es machte gleichzeitig auf die schädlichen Folgen aufmerksam, die durch den Streik für das gütertransportierende Gewerbe zwischen beiden Ländern und damit für die bilateralen Wirtschaftsbeziehungen entstünden. Bundesminister Dollinger trug deren Anliegen auch dem griechischen Verkehrsminister anläßlich des EG-Verkehrsministerrates in Brüssel (14. März 1986) vor. Das Auswärtige Amt wies darüber hinaus die deutsche Botschaft Athen an, bei den zuständigen Behörden des Gastlandes vorab auf eventuell durch den Streik entstandene Schadensersatzansprüche hinzuweisen. Anlage 10 Antwort des Staatsministers Dr. Stavenhagen auf die Frage des Abgeordneten Dr. Hupka (CDU/CSU) (Drucksache 10/5194 Frage 84): Welche Informationen liegen der Bundesregierung darüber vor, daß die deutsch-polnischen Schulbuchempfehlungen in der Volksrepublik Polen „nur teilweise umgesetzt worden sind"? Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 207. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. März 1986 15945* Der polnische Vorsitzende der Deutsch-polnischen Schulbuchkommission, Prof. Markiewicz, hat im Mai 1981 bei einer Fernsehdiskussion im ZDF auf Schwierigkeiten auf polnischer Seite bei der Umsetzung der Empfehlungen hingewiesen, ohne die Schwierigkeiten im einzelnen zu benennen. In einem Artikel in der Zeitschrift „Polityka" vom 17. Mai 1983 hat sich Markiewicz kritisch mit Defiziten der deutschen Schulbücher befaßt, aber auch festgestellt, es gebe ebenfalls in den polnischen Schulbüchern noch viel im Sinne der Empfehlungen zu tun.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Hans A. Engelhard


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich ging zunächst davon aus, daß es der Wunsch derer sei, die die Große Anfrage eingebracht haben, zunächst das Wort zu nehmen. Ich bin aber gerne bereit, meinerseits als erster zu sprechen und den bekannten Tatbestand festzuhalten, daß die Große Anfrage der SPD zur rechtlichen Situation der geistig Behinderten und psychisch Kranken von der Bundesregierung noch nicht beantwortet worden ist. Die Große Anfrage der SPD stammt aus dem November des letzten Jahres. Es liegt auf der Hand, daß wir im Verlaufe unserer Debatte hören werden, was sei-



    Bundesminister Engelhard
    tens der Bundesregierung alles „versäumt" worden ist.
    Ich will hier mit aller Klarheit sagen, daß es uns die Achtung vor dem schweren Lebensschicksal der Betroffenen verbieten sollte, das Thema der Großen Anfrage zum Gegenstand allzu vordergründiger Polemik und parteipolitischer Taktik verkommen zu lassen.

    (Dr. Hüsch [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

    Wir alle — wir hier und speziell natürlich auch die Bundesländer — sind verpflichtet, an einer Neuordnung des Vormundschafts- und des Pflegschaftsrechts mitzuwirken. Dabei sind wir im Bundesministerium der Justiz auf die Unterstützung der Länder, angewiesen, weil wir kaum — woher auch? — über das notwendige Zahlenmaterial verfügen und in der Praxis dieses Material bei den Gerichten der Länder gewonnen wird.
    Die heutige Debatte, Herr Kollege Dr. Schwenk, kommt zu früh; denn ganz redlicher- und verständlicherweise kann eine Antwort auf die Große Anfrage noch nicht vorgelegt werden, da bis dahin noch nicht einmal alle Bundesländer unsere dringende Bitte um Zahlenmaterial beantwortet haben. Drei Länder fehlen noch völlig, darunter zwei von der SPD angeführte Länder.

    (Oh-Rufe von der CDU/CSU)

    Um dies einmal an dieser Stelle klarzustellen. Ich sage das meinerseits gar nicht im Ton des Vorwurfs gegen die Länder gerichtet,

    (Zuruf von der SPD)

    weil das, was uns mittlerweile von den anderen Ländern an Material zur Verfügung gestellt wurde, lückenhaft ist. Das gilt besonders für die Zahlen, die wir als rechtstatsächliche Grundlage für den Fortgang der Arbeit benötigen würden.
    Wenn wir uns heute — ich muß dies jetzt vorwegnehmen — darüber unterhalten, ob seitens der Bundesregierung etwas verabsäumt wurde — dies klingt ja schon im Text der Großen Anfrage an, wo es heißt, in der Regierungserklärung des Bundeskanzlers sei dieses Vorhaben mit keinem Wort erwähnt —, so muß folgendes festgehalten werden.
    Ich möchte gerade im Zusammenhang mit dem weiten Bereich des Familienrechts daran erinnern: Als ich am 4. Oktober 1982 in mein derzeitiges Amt kam, habe ich im Ministerium drei unerledigte und schon beträchtliche Zeit zurückliegende Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts vorgefunden, denen noch nicht Rechnung getragen war.

    (Dr. Schierholz [GRÜNE]: Kommen Sie mal zur Sache, Herr Minister!)

    Zur Scheidbarkeit einer Ehe nach fünfjährigem Getrenntleben, zur unterhaltsrechtlichen Härteklausel lag damals nicht einmal ein Regierungsentwurf vor, obwohl es sich jeweils nur um einen Absatz eines Paragraphen handelte.

    (Hört! Hört! bei der CDU/CSU)

    Es ist dann in der Zeit dieser Regierung gelungen, diese Versäumnisse zu beseitigen und darüber
    hinaus die als verfassungswidrig erkannte Beitragszahlungspflicht im Versorgungsausgleich durch bessere Lösungen zu ersetzen.
    Ich erinnere an das Vorhaben des internationalen Privatrechts, das seit längerer Zeit dem Rechtsausschuß des Deutschen Bundestages zur Beratung vorliegt. Am 1. April wird zum Scheidungsfolgenrecht, also zum Unterhaltsrecht, eine Lösung in Kraft treten, die im Einzelfall mehr Gerechtigkeit bringt.
    Ich erwähne dies deswegen, weil dies alles von derselben Abteilung im Bundesministerium der Justiz zu bearbeiten ist. Wenn ich einmal zurückblikke, dann ist es sehr interessant, festzustellen, daß mein Vorgänger im Amt, Herr Kollege Dr. Schmude, weil er Wert darauf legt, die Dinge seriös zu sehen, in seinem Gesetzgebungsprogramm in der Sitzung des Rechtsausschusses vom 11. Februar 1981, als er neu in dieses Amt gekommen war, die Reform des Vormundschafts- und Pflegschaftsrechts mit keinem einzigen Wort erwähnt hatte.
    Mit anderen Worten, es ist nichts versäumt worden. Aber es ist ein dringendes Vorhaben. Mit großer Energie wenden wir uns diesen Dingen zu und sind entschlossen, alle Vorbereitungen dafür zu treffen, daß in der nächsten Legislaturperiode dazu ein Entwurf so rechtzeitig vorgelegt werden kann, daß er dann auch mit aller Sorgfalt, deren dies bedarf, in dieser Legislaturperiode beraten und verabschiedet werden kann.
    Ich habe veranlaßt, daß die Arbeiten erheblich intensiviert werden. Es ist eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe ins Leben gerufen worden. Dies ist deswegen notwendig, weil wir uns bei dem sehr mangelhaften Zahlenmaterial, auf das ich bereits hingewiesen habe, Erkenntnisse nun zum Teil in anderer Weise besorgen müssen.
    Meine Damen und Herren, ich darf abschließend in einigen wenigen Punkten angeben, wohin die Überlegungen für eine Reform des Vormundschafts- und des Pflegschaftsrechts gehen.
    Erstens. Es ist erforderlich, das Nebeneinander von Verfahren der Zivilprozeßordnung und Verfahren der freiwilligen Gerichtsbarkeit durch ein einheitliches Verfahren der freiwilligen Gerichtsbarkeit zu ersetzen.
    Zweitens. Das Nebeneinander von Vormundschaft und Pflegschaft muß durch ein grundsätzlich einheitliches, aber flexibles Rechtsinstitut abgelöst werden.
    Drittens. Besonderer Aufmerksamkeit bedarf in diesem Zusammenhang die Frage, ob die Totalentmündigung in unserem geltenden Recht beizubehalten ist oder ob sie ersatzlos entfallen kann.

    (Vorsitz: Vizepräsident Cronenberg)

    Viertens. Die Überbetonung der vermögensrechtlichen Aufgaben des Vormunds muß abgebaut werden und dafür die Bedeutung der persönlichen fürsorgerischen Betreuung in den Vordergrund gestellt werden.



    Bundesminister Engelhard
    Meine Damen und Herren, wir werden dieses Vorhaben mit großer Kraft betreiben. Dem Herrn Bundestagspräsidenten habe ich bereits Anfang Dezember des letzten Jahres mitgeteilt, daß die Beantwortung wohl bis zum August dieses Jahres möglich sein würde. Bis dahin wollten Sie nicht warten. Wir haben damit die Antwort heute noch nicht vorliegen. Mir wäre sehr daran gelegen, wenn, wie ich eingangs sagte, dies nicht Anlaß zu einer Polemik ist, die der Sache nicht dient. Die Betroffenen werden uns dankbar sein, wenn wir uns ihrer Angelegenheit energisch, aber ohne Oberflächlichkeit zuwenden.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Rede von Dieter-Julius Cronenberg
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Das Wort hat der Abgeordnete Dr. Schwenk.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Wolfgang Schwenk


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr Justizminister, Sie haben eine sehr kurze Antwort in der Sache gegeben,

    (Zuruf von den GRÜNEN: In der Tat!)

    aber auch furchtbar viele Entschuldigungen vorweg ausgesprochen. Ich muß sagen, diese waren schon peinlich.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    Wenn Sie uns gleich zu Beginn ermahnen, dieses Thema nicht zu vordergründiger Polemik zu benutzen, dann frage ich Sie: Wie kommen Sie zu dieser Behauptung?

    (Beifall bei der SPD)

    Haben Sie irgendeine Polemik von uns gehört? Wollen Sie uns hier etwas unterstellen, bloß weil Sie nichts zu sagen wissen? Ich muß sagen: Das war billig, und dieses hätte ich Ihnen nicht zugetraut! Dies war ein Armutszeugnis, das Sie sich selbst ausgestellt haben. Das will ich Ihnen in aller Deutlichkeit sagen.
    Uns geht es nicht um Polemik, uns geht es um die Sache, uns geht es um hilflose Menschen, und Sie unterschieben denen, die sich darum bemühen, sie wollten hier Polemik machen.
    Wenn Sie Justizminister sind, dann lassen Sie sich bitte etwas anderes einfallen, und demontieren Sie sich nicht selbst hier vor diesem Hause.

    (Zuruf von der FDP: Zur Sache! — von Hammerstein [CDU/CSU]: Wolfgang, sei doch nicht so böse!)

    — Ich finde das albern, um dies einmal deutlich zu sagen. Von einem Justizminister der Bundesrepublik hätte ich etwas anderes erwartet.

    (Zustimmung des Abg. Senfft [GRÜNE])

    Wir haben Grund gehabt, nachzufragen, und ich finde es schon ein bißchen eigenartig, daß Sie sich hinter anderen Aufgaben, die Sie hatten, versteckt haben.
    Sie haben hier erklärt, was Sie alles in puncto Eherechtsreform noch hätten machen müssen. Uns ist bekannt, daß Ihr Haus lange nicht zum Schluß kommen konnte — ob wir dafür waren oder nicht,
    lasse ich einmal dahingestellt —, weil in Ihrem Haus nämlich lange nicht bewußt wurde, was Sie eigentlich politisch wollten. Damit ist nämlich die Arbeitskraft Ihres Hauses lahmgelegt worden, nicht dadurch, daß Sie so viel Arbeit vorgefunden hätten.
    Ich bin nun seit der 7. Legislaturperiode im Rechtsausschuß und ich weiß, was in der 7. und 8. Legislaturperiode geleistet und was damals an Reformgesetzen erarbeitet und verabschiedet worden ist und was nachher von der Praxis auch aufgenommen worden ist.
    Nachdem Sie das Amt in Ihrem Hause übernommen haben, in dem viel vorgearbeitet worden war, ist lange Zeit nichts herausgekommen. Die Entschuldigungen, die Sie soeben dafür gefunden haben, waren auch nicht bedeutend; sie waren ebenfalls peinlich.

    (Dr. Hüsch [CDU/CSU]: Sprechen Sie doch jetzt bitte zur Sache!)

    — Dahin kommen wir auch noch. — Es ist Ihnen peinlich, daß man leider sagen muß, daß aus dem Justizministerium allzulange nichts gekommen ist und daß jetzt im Hauruck-Verfahren Gesetze beraten werden sollen, weil ein so wichtiges Gebiet wie das, was wir heute behandeln, eben lange schluren gelassen worden ist.
    Hierzu kann ich nur sagen: „Die im Lichte sieht man, die im Dunkeln sieht man nicht." — Dies scheint wohl die Marschroute zu sein. Die Lage der psychisch Kranken, die Lage derer, die hilflos sind und die sich nicht selbst vertreten können, ist eben nicht so wichtig. Ich frage mich allerdings: Inwieweit sind Ihnen Randgruppen wichtig, inwieweit zielen Sie mit Ihrer Gesetzgebung nur auf die, deren Stimmen Sie erhoffen. Die anderen sehen Sie nicht; sie werden vertröstet; sie müssen warten.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das stimmt nicht!)

    Ich darf daran erinnern, daß der Bericht der Sachverständigen-Kommission „Psychiatrie" bereits in der 7. Legislaturperiode vorgelegen hat, daß darüber in der 8. Legislaturperiode debattiert worden ist und daß im Rechtsbereich schon seinerzeit darauf hingewiesen worden ist, daß die Rechtsregeln für die, die nicht mehr im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte sind und für die Gebrechlichen nicht ausreichen, daß das Recht antiquiert ist und daß wir ein neues Recht brauchen.

    (Zuruf von den GRÜNEN: Sehr gut!)

    Ich will nicht verschweigen, daß in der Stellungnahme der Bundesregierung aus der 8. Legislaturperiode der Hinweis enthalten war, daß man noch einige dringliche andere Aufgaben vorher erledigen müßte. Ich sagte schon, in der 8. Legislaturperiode ist sehr viel erarbeitet und verabschiedet worden. Deswegen wäre es an der Zeit gewesen, diese Aufgaben spätestens ab Beginn dieser Legislaturperiode wieder aufzugreifen. Das hätte man deutli-



    Dr. Schwenk (Stade)

    cher machen können, zumal aus dem Justizbereich in den ersten beiden Jahren nichts gekommen ist.

    (Abg. Dr. Schierholz [GRÜNE]: Vorher auch nicht!)

    In dem Bericht wird darauf hingewiesen, daß das Pflegekindschaftsrecht und das Vormundschafts-
    und Pflegerecht neu erarbeitet werden müssen. Ich stimme dem zu, was der Minister gesagt hat: daß eine Art der Behandlung dieser Personen, als seien sie Unmündige wie Kinder bis zum 7. Lebensjahr oder Kinder ab dem 7. Lebensjahr, nicht ausreicht, nicht differenziert genug ist.
    Wir müssen daran denken, daß wir bei dem Altersaufbau, den wir haben und der sich noch weiter zum alten Menschen hin entwickeln wird, zunehmend Personen haben werden, die im Alter nicht mehr im Vollbesitz der geistigen Kräfte sind, die lange „mitten im Leben" gestanden, gearbeitet und in ihrem Alter, das sich noch lange hinziehen kann, eine Lebensleistung vorzuweisen haben, dann aber entweder körperlich oder geistig pflegebedürftig sind oder beides zusammen. Unser geltendes Recht reicht nicht aus, das aufzufangen.
    Auch der alte Mensch muß Mietverträge erfüllen, Steuererklärungen abgeben, sein Eigentum verwalten — was oftmals hohe geistige Leistung erfordert. Wenn seine geistigen Kräfte nachlassen, hat er Schwierigkeiten, und es ist die Frage, ob ihm immer genügend geholfen wird. Sein Aufenthaltsbestimmungsrecht ist auf einmal nicht mehr von ihm selbst wahrnehmbar, wenn er nicht mehr im Vollbesitz der geistigen Kräfte ist.
    Wer kümmert sich darum? So viel wissen wir immerhin: daß, soweit Vormundschaften angeordnet sind, auf den einzelnen Pflegebedürftigen im Schnitt gerade sechseinhalb Stunden im Jahr an Arbeitsleistung verwendet werden. Das ist zu wenig. Dabei besteht die Gefahr, daß einer Lebensleistung, die er aufzuweisen hat, die sich in Ansprüchen, in Rentenansprüchen, in Eigentumsverwaltung ausdrücken kann, nicht mehr sorgfältig genug Rechnung getragen wird, um das Beste daraus zu erwirtschaften — nicht aus bösem Willen, sondern einfach deswegen, weil die Arbeitskraft derer, die das machen sollen, nicht ausreicht.
    Die Frage ist: Kümmert sich der Staat ausreichend? Muß nicht mehr getan werden? Sind immer Verwandte zur Hand, die dem, der sich nicht selbst helfen kann, auch in diesem Bereich ausreichend helfen können? Dazu muß mehr an Antwort kommen als nur der Hinweis darauf, daß man in der nächsten Legislaturperiode dann schon einmal etwas vorlegen wird.
    Da muß auch einmal der Hinweis darauf kommen, daß wir in unserer hochtechnisierten Industriegesellschaft die gewerbliche Produktion den Maschinen übertragen haben und daß viel menschliche Arbeitskraft brachliegt, die für soziale Aufgaben eingesetzt werden kann und muß. Noch längst nicht ist bei uns voll begriffen worden, welcher Wandel beim Einsatz menschlicher Arbeitskraft erfolgt ist. Wir tun immer noch so, als müßten wir nach alten Regeln leben. Das ist nicht mehr der
    Fall. Dann muß auch der Justizminister für seinen Bereich einmal darauf hinweisen — und zugleich seinen Kollegen die Ellenbogen in die Seite stoßen —, welche sozialen Aufgaben innerhalb seines Kompetenzbereichs brachliegen, ungenügend wahrgenommen werden, die aber zum Wohle des ganzen Volkes, insbesondere zum Wohle der Randgruppen, wahrgenommen werden könnten, wenn man nur bereit wäre, das zu tun, anstatt gut ausgebildete Leute, die dafür eingesetzt werden können, arbeitslos umherlaufen zu lassen.
    Was die Erarbeitung des Rechts betrifft, so brauchen wir — und das haben wir in unserer Großen Anfrage präzise aufgeführt — Unterlagen. Aber wir brauchen nicht nur Unterlagen, wir brauchen auch Ideen. In diesem Zusammenhang muß ich den Justizminister fragen: Wie weit haben Sie ihre Kontakte zur österreichischen Justiz, die ja traditionell gut sind, ausgenutzt, um deren Erfahrungen bereits nutzbar zu machen? Die Österreicher haben ein Sachwaltergesetz. Unsere Rechtsvorstellungen liegen nicht weit auseinander. Wir sind traditionell in vielem, auch im Rechtsdenken, miteinander verbunden. Könnte man das nicht längst schon einmal nutzbar gemacht haben, um die Diskussionen weiter anzuregen? Bedarf es erst der Anstöße durch die von uns gestellte Große Anfrage, um überhaupt in die Schuhe zu kommen? Bedarf es der Anstöße durch die freien Träger der Wohlfahrtspflege? Sie haben erst kürzlich in Marburg wieder getagt und Parlamentarier dazu eingeladen. Dabei war man einer Meinung, daß etwas geschehen muß.
    Dann kommt aus dem Justizministerium selbst diese dünne Antwort. So kann das doch wohl nicht weitergehen. Wenn Sie sich damit entschuldigen, Sie hätten nicht genug Leute, kann ich Ihnen nur entgegenhalten: Sorgen Sie, verdammt noch mal, dafür, daß Sie ein paar Leute mehr haben! Sollen denn alte Leute, Hilfsbedürftige zuwarten, bloß weil Sie nicht dafür sorgen, daß die notwendigen Referentenstellen da sind?

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    Sollen die Betroffenen nachher sagen, sie hätten ihre schweren Tage ungeschützt verbringen müssen, weil man im Justizministerium nicht richtig zu arbeiten gewußt habe? Das sind doch keine Antworten.

    (Dr. Hüsch [CDU/CSU]: Das ist doch reine Polemik, was Sie jetzt vortragen!)

    — Nein, das sind ein Appell und eine Forderung, daß mehr getan wird. Verstecken Sie sich nicht hinter Ihrer Untätigkeit, und versuchen Sie nicht, abzulenken; Sie könnten etwas Besseres tun.

    (Beifall bei der SPD — Dr. Hüsch [CDU/ CSU]: Dann ziehen Sie doch um nach Wien!)

    Wir haben darauf hingewiesen, daß diese Probleme angepackt werden müssen, daß das gegenwärtige Recht nicht ausreicht. Es muß differenziert werden. Der Mensch muß mehr in den Mittelpunkt gerückt werden. Bei Inkrafttreten des BGB im Jahre 1900 war der Hilfsbedürftige noch jemand,



    Dr. Schwenk (Stade)

    über den bestimmt und über den verfügt wurde. Andere haben, meist wohlmeinend, über ihn bestimmt; er selbst wurde gar nicht mehr allzuviel gefragt. Die Frage ist, ob ihm auch während der Verfahren genügend Hilfe gegeben wurde, um auch auf seine ureigensten Anliegen aufmerksam zu machen. Das alles kann heute nicht mehr ausreichen.
    Ich habe mit Zufriedenheit gehört, daß Sie das FGG-Verfahren in Anspruch nehmen und entsprechend ausbauen wollen. Das ist der richtige Weg. Es ist auch sinnvoll, daß Sie ein flexibles Recht schaffen wollen, damit es den verschiedenen Anforderungen entsprechen kann. Darin werden wir Sie so unterstützten, wie wir jetzt die Forderungen gestellt haben. Denken Sie aber auch daran, daß demjenigen, über den beschlossen werden soll, jemand zur Seite steht, der nicht in dem Verdacht ist, nur exekutive Interessen zu wahren.
    Ich kenne ein anderes Rechtsgebiet, auf dem über Unmündige entschieden wird und auf dem der Unmündige keinen Vertreter hat, der seine Interessen wahrnimmt, auf dem es böse Interessenkollisionen gibt. Denken Sie an Kinder geschiedener Eltern. Wer vertritt deren Interessen? Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, einen Anwalt des Kindes zu beauftragen, der sich dagegen wehrt, daß das Kind zum Mittel gemacht wird? Die gleiche Interessenlage kann und wird oft auch bei den Hilflosen eintreten. Werden dort administrative Interessen den Vorrang haben, oder wird das ureigenste Interesse des Hilflosen Vorrang haben?

    (Graf von Waldburg-Zeil [CDU/CSU]: Er spricht von den noch nicht Geborenen!)

    — Lenken Sie doch nicht mit so blöden Zwischenbemerkungen ab.

    (Zurufe von der CDU/CSU: Der Zwischenruf ist nicht blöd! — Hier hat nur einer recht, und das sind Sie, wie?)

    — Hören Sie einmal zu! Der Herr dort wollte auf ein anderes Thema, nämlich auf § 218 StGB, ablenken. Das können Sie bei anderer Gelegenheit tun.

    (Graf von Waldburg-Zeil [CDU/CSU]: Das hängt alles miteinander zusammen!)

    Denken Sie einmal daran, welche Interessenvertretung — und davon sprechen wir, das ist das Thema jetzt — die Lebenden haben. Versuchen Sie nicht, Ihr Thema in den Vordergrund zu rücken und damit das Thema, das wir behandeln, überdecken zu wollen.

    (Beifall bei der SPD — Graf von WaldburgZeil [CDU/CSU]: Ich nehme das Thema ganz ernst! — Zuruf des Abg. Dr. Hüsch [CDU/CSU])

    Ich meine es ganz ernst mit meiner Forderung, daß den Hilflosen nicht administrative Interessen vorgeordnet werden. Sie können Ihr Thema dann wieder aufnehmen, wenn es auf der Tagesordnung
    steht. Versuchen Sie jetzt hier nicht, mit solchen Dingen zu stören.

    (Dolata [CDU/CSU]: Das Thema der Ungeborenen steht immer auf der Tagesordnung! Das können Sie nicht absetzen!)

    — Sie wollen hier ablenken. Ich lasse mich von Ihnen jetzt nicht mehr stören.
    Denken Sie daran, daß administrative Interessen nicht die Interessen der Hilflosen überdecken dürfen. Es ist leicht, Ruhe zu schaffen und dafür zu sorgen, daß alles seinen Gang gehen kann und der, der wehrlos ist, untergebuttert wird. Auch davor wollen wir die Betroffenen in einem Vorschlag von Ihnen geschützt wissen. Ich merke das ganz besonders an.
    Ich sage noch einmal: Bei diesem Thema wird sich wieder zeigen müssen, ob begriffen worden ist, daß die Dienstleistungen, besonders die Sozialleistungen in persönlicher Betreuung, einen höheren Rang bekommen, als sie ihn bisher hatten. Allzuoft werden Kostenfaktoren vorgeschoben, wenn es gilt, mehr menschliche Arbeitskraft im sozialen Bereich einzusetzen. Wir sind nicht nur eine Produktionsgemeinschaft wirtschaftlicher Art. Wir sind ein Volk, bei dem die persönlichen Angelegenheiten und die Fürsorge weiter in den Vordergrund gerückt werden müssen.
    Wenn Sie eine Vorlage bringen, in der diese Gesichtspunkte gebührend berücksichtigt werden, dann, Herr Minister, werden Sie uns auf Ihrer Seite haben.

    (Beifall bei der SPD)