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    Plenarprotokoll 10/207 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 207. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 20. März 1986 Inhalt: Glückwünsche zum Geburtstag des Abg Meininghaus 15821 A Verzicht des Abg. Schily auf die Mitgliedschaft im Deutschen Bundestag . . . . 15821A Eintritt des Abg. Fritsch in den Deutschen Bundestag 15821A Wiedereintritt des Abg. Bastian in die Fraktion DIE GRÜNEN 15821 B Nachträgliche Überweisung eines Gesetzentwurfes an den Rechtsausschuß . . 15821 B Erweiterung der Tagesordnung 15821 B Absetzung des Punktes 7 von der Tagesordnung 15821 C Begrüßung einer Delegation des Repräsentantenhauses der Republik Indonesien 15858 C Begrüßung von Teilnehmern an dem Afghanistan- Hearing des Auswärtigen Ausschusses 15897 C Zur Geschäftsordnung Seiters CDU/CSU 15821 D Porzner SPD 15823 A Wolfgramm (Göttingen) FDP 15824A Senfft GRÜNE 15824 D Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Sicherung der Neutralität der Bundesanstalt für Arbeit bei Arbeitskämpfen — Drucksache 10/4989 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktion der SPD Sicherung der Tarifautonomie und Wahrung der Neutralität der Bundesanstalt für Arbeit in Arbeitskämpfen — Drucksache 10/4995 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN Erhaltung der Streikfähigkeit der Gewerkschaften — Drucksache 10/5004 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung — Drucksache 10/5214 — Tischer GRÜNE 15826A, 15861A Scharrenbroich CDU/CSU 15827 A Lutz SPD 15831 B Cronenberg (Arnsberg) FDP 15834 B Bueb GRÜNE 15837 C Dr. Blüm, Bundesminister BMA . . . 15839 B Frau Fuchs (Köln) SPD 15845A Dr. Faltlhauser CDU/CSU 15847 D Reimann SPD 15850 D Frau Dr. Adam-Schwaetzer FDP . . . 15852 C II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 207. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. März 1986 Schröder (Hannover) SPD 15855 C Müller (Remscheid) CDU/CSU 15858 C Dr. Kohl, Bundeskanzler 15863 B Dr. Vogel SPD 15867 B Zur Geschäftsordnung Senfft GRÜNE 15872 C Seiters CDU/CSU 15873A Porzner SPD 15873 C Vizepräsident Westphal 15894 B Namentliche Abstimmung 15874 B Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung Lage in Afghanistan Genscher, Bundesminister AA 15894 C Schlaga SPD 15896 B Dr. Todenhöfer CDU/CSU 15897 D Fischer (Bad Hersfeld) GRÜNE 15899A Frau Dr. Hamm-Brücher FDP 15900 C Neumann (Bramsche) SPD 15902 A Dr. Stercken CDU/CSU 15903 C Bindig SPD 15905 A Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Straßenverkehrsgesetzes und des Fahrlehrergesetzes — Drucksache 10/4490 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verkehr — Drucksache 10/5187 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/5188 — in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Verkehr zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Verkehrssicherheitsprogramm 1984 der Bundesregierung — Drucksachen 10/1479, 10/2693 — in Verbindung mit Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht des Bundesministers für Verkehr über Maßnahmen auf dem Gebiet der Un- fallverhütung im Straßenverkehr für die Jahre 1984 und 1985 — Unfallverhütungsbericht Straßenverkehr 1985 — Drucksache 10/5030 — in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Verkehr zu dem Antrag der Abgeordneten Müller (Düsseldorf), Dr. Hauff, Roth, Antretter, Daubertshäuser, Duve, Müntefering, Amling, Bachmaier, Bamberg, Frau Blunck, Catenhusen, Conradi, Haar, Hettling, Frau Dr. Hartenstein, Ibrügger, Bernrath, Dr. Klejdzinski, Lennartz, Lohmann (Witten), Frau Dr. Martiny-Glotz, Meininghaus, Müller (Schweinfurt), Pauli, Reschke, Reuter, Sielaff, Schäfer (Offenburg), Dr. Schmude, Stahl (Kempen), Vosen, Walthemathe und der Fraktion der SPD Förderung der Infrastruktur für den Fahrradverkehr — Drucksachen 10/2658, 10/4538 — Bühler (Bruchsal) CDU/CSU 15906 B Daubertshäuser SPD 15909 A Kohn FDP 15910 D Senfft GRÜNE 15913 B Kretkowski SPD 15914 D Fischer (Hamburg) CDU/CSU 15916 B Berschkeit SPD 15918 B Dr. Dollinger, Bundesminister BMV . . 15919 D Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Fünften Gesetzes zur Änderung des Textilkennzeichnungsgesetzes — Drucksache 10/5151 — 15922 A Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 1985 bei Kap. 15 02 Titelgruppe 07 (Leistungen nach dem Bundeskindergeldgesetz); hier: Zustimmung zu einer überplanmäßigen Ausgabe — Drucksachen 10/4722, 10/5109 — . . . 15922A Beratung der Sammelübersicht 139 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/5172 — 15922 B Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 207. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. März 1986 III zur Änderung des EntwicklungshelferGesetzes — Drucksache 10/4515 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit — Drucksache 10/5173 — Repnik CDU/CSU 15922 C Brück SPD 15923 B Dr. Rumpf FDP 15923 D Suhr GRÜNE 15924 B Dr. Köhler, Parl. Staatssekretär BMZ . 15925 B Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Dr. Schwenk (Stade), Bachmaier, Büchner (Speyer), Egert, Dr. Emmerlich, Fischer (Osthofen), Frau Fuchs (Köln), Glombig, Jaunich, Klein (Dieburg), Lambinus, Reschke, Frau Schmidt (Nürnberg), Schmidt (München), Dr. Schöfberger, Schröder (Hannover), Stiegler, Vogelsang, Dr. de With, Dr. Vogel und der Fraktion der SPD Rechtliche Situation der geistig Behinderten und psychisch Kranken — Drucksache 10/4271 — Engelhard, Bundesminister BMJ . . . . 15926 D Dr. Schwenk (Stade) SPD 15928A Seesing CDU/CSU 15930 D Bueb GRÜNE 15932 B Beckmann FDP 15933 C Erste Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Ausweitung der Rechte der Jugendvertretungen und zur Weiterentwicklung in Jugend- und Auszubildendenvertretungen — Drucksache 10/4520 (neu) — Dreßler SPD 15934 D Müller (Wesseling) CDU/CSU 15935 D Frau Zeitler GRÜNE 15936 D Frau Dr. Adam-Schwaetzer FDP . . . 15937 C Vogt, Parl. Staatssekretär BMA 15938 B Fragestunde — Drucksache 10/5194 vom 14. März 1986 — Äußerung des Kommandeurs der 10. Panzerdivision über den Einsatz atomarer Waffen im Rahmen der NATO-Doktrin MdlAnfr 16, 17 14.03.86 Drs 10/5194 Kirschner SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg . . . 15876 B ZusFr Kirschner SPD 15876 B ZusFr Jungmann SPD 15876 C ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 15877 A Ablauf und Ursache der Tiefflugabstürze in der Pfalz MdlAnfr 18, 19 14.03.86 Drs 10/5194 Tatge DIE GRÜNEN Antw PStSekr Würzbach BMVg . . . 15877 B ZusFr Tatge GRÜNE 15877 B ZusFr Jungmann SPD 15877 B Beschlüsse der Bundesregierung, des Bundessicherheitsrates und der NATO betr. taktische Raketenabwehr in Europa MdlAnfr 20, 21 14.03.86 Drs 10/5194 Voigt (Frankfurt) SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg . . . 15877 D ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 15877 D ZusFr Jungmann SPD 15878 A ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 15878 B ZusFr Immer (Altenkirchen) SPD . . . 15878 D Information der Bundesregierung durch die USA über das ATM-Programm MdlAnfr 22 14.03.86 Drs 10/5194 Gerstl (Passau) SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg . . . 15879 A ZusFr Gerstl (Passau) SPD 15879A ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 15879 B ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 15879 B ZusFr Jungmann SPD 15879 C ZusFr Dr. Scheer SPD 15879 D ZusFr Heistermann SPD 15879 D ZusFr Horn SPD 15880 A Bekämpfung sowjetischer Flugkörper durch das amerikanische ATM-Programm; Erkenntnisse aus dem Gutachten „Bewertung der Realisierbarkeit eines Systems zur Abwehr ballistischer, taktischer Raketen in Mitteleuropa einschließlich der Bewertung der Wirksamkeit eines solchen Systems" MdlAnfr 23, 24 14.03.86 Drs 10/5194 Heistermann SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg . . . 15880 B ZusFr Heistermann SPD 15880 B ZusFr Jungmann SPD 15880 D ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 15881A ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 15881A ZusFr Dr. Scheer SPD 15881 B IV Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 207. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. März 1986 ZusFr Horn SPD 15881 D ZusFr Bastian GRÜNE 15882 D ZusFr Mann GRÜNE 15883A Information der parlamentarischen Gremien über den Stand der Überlegungen der US-Regierung zur taktischen Raketenabwehr MdlAnfr 25 14.03.86 Drs 10/5194 Wiefel SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg . . . 15883 B ZusFr Wiefel SPD 15883 B ZusFr Jungmann SPD 15883 C ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 15883 D ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 15884A Auffassung von Bundesverteidigungsminister Dr. Wörner in einem Artikel in der „ZEIT" vom 28. Februar 1986 zum ABM-Vertrag und zur Flugkörperabwehr in Europa; Notwendigkeit eines europäischen Verteidigungssystems im Falle des Abzugs der amerikanischen Mittel- und Kurzstrekkenwaffen aus Europa MdlAnfr 26, 27 14.03.86 Drs 10/5194 Dr. Scheer SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg . . . . 15884A ZusFr Dr. Scheer SPD 15884 A ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 15884 C ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 15884 C ZusFr Jungmann SPD 15884 D ZusFr Heistermann SPD 15885 A Entwicklung von PATRIOT-Flugabwehrraketen bis zum Ende dieses Jahrzehnts MdlAnfr 28 14.03.86 Drs 10/5194 Jungmann SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg . . . 15886 C ZusFr Jungmann SPD 15886 C ZusFr Bastian GRÜNE 15886 D Anzahl der von Offizieren gestellten Anträge auf frühzeitige Entlassung nach dem Gesetz zur Verbesserung der Personalstruktur in den Streitkräften MdlAnfr 29 14.03.86 Drs 10/5194 Horn SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg . . . 15887 A ZusFr Horn SPD 15887 A ZusFr Mann GRÜNE 15887 B Entwicklungsarbeiten im Rahmen des amerikanischen ATM-Programms MdlAnfr 30 14.03.86 Drs 10/5194 Horn SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg . . . 15887 C ZusFr Horn SPD 15887 C ZusFr Dr. Klejdzinski SPD 15887 C ZusFr Voigt (Frankfurt) SPD 15887 D Widerspruch zwischen der Aussage des Parlamentarischen Staatssekretärs beim Bundesminister der Verteidigung in der Fragestunde des Parlaments am 12. März 1986 und der früheren Aussage des damaligen Leiters des ES-Referates (heute Hauptabteilungsleiter Rüstung) über die Zuständigkeit bei der Fachaufsicht der MAD-Gruppe S MdlAnfr 34, 35 14.03.86 Drs 10/5194 Pauli SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg . . . 15888A ZusFr Pauli SPD 15888A ZusFr Mann GRÜNE 15888 D Einsatz von Sanitätspanzern der Bundeswehr zur Bergung Verletzter bei Gewaltkriminalität und Demonstrationen; Folgerungen für die Bundeswehr bei möglichen Einsätzen in Wackersdorf MdlAnfr 37, 38 14.03.86 Drs 10/5194 Vogel (München) DIE GRÜNEN Antw PStSekr Würzbach BMVg . . . . 15889A ZusFr Vogel (München) GRÜNE . . . 15889 B ZusFr Mann GRÜNE 15889 D ZusFr Tatge GRÜNE 15890 A ZusFr Rusche GRÜNE 15890 A ZusFr Schulte (Menden) GRÜNE . . . 15890 B Sexuelles Verhalten, das nach Ansicht des Bundesministerium der Verteidigung zu einer Erpressung führen kann; Verhinderung von Nachforschungen wie im Falle des früheren Vier-Sterne-Generals Kießling durch Änderung der Sicherheitsbestimmungen des Bundesministeriums der Verteidigung MdlAnfr 39, 40 14.03.86 Drs 10/5194 Rusche DIE GRÜNEN Antw PStSekr Würzbach BMVg . . . 15891 D ZusFr Rusche GRÜNE 15891 D ZusFr Mann GRÜNE 15892 D ZusFr Tatge GRÜNE 15893 A Zahl der in der Republik Südafrika lebenden Weißen, die die Staatsangehörigkeit eines EG-Mitgliedstaates besitzen; Wehrpflicht für die deutschen Staatsangehörigen Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 207. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. März 1986 V MdlAnfr 72, 73 14.03.86 Drs 10/5194 Verheugen SPD Antw StMin Dr. Stavenhagen AA . . . 15893 C ZusFr Verheugen SPD 15893 C Vizepräsident Frau Renger . . . 15883A, 15883 B Nächste Sitzung 15939 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 15941*A Anlage 2 Haushaltsmittel 1987 für die Entwicklung eines Systems zur Abwehr taktischer, ballistischer und anderer Flugkörper MdlAnfr 31 14.03.86 Drs 10/5194 Steiner SPD SchrAntw PStSekr Würzbach BMVg . 15941* B Anlage 3 Beteiligung der Bundesrepublik Deutschland an einer „erweiterten Luftabwehr" zur Bekämpfung der durch das SDI-Programm nicht abgedeckten Bedrohung MdlAnfr 32, 33 14.03.86 Drs 10/5194 Frau Fuchs (Verl) SPD SchrAntw PStSekr Würzbach BMVg . 15941* B Anlage 4 Einsatz von Sanitätspanzern der Bundeswehr bei Demonstrationen „im Wege der Amtshilfe" MdlAnfr 36 14.03.86 Drs 10/5194 Stiegler SPD SchrAntw PStSekr Würzbach BMVg . 15941* D Anlage 5 Weitere Zwangsumsiedlungen in Homelands gegen den Willen der schwarzen Bevölkerung in Südafrika, insbesondere der Gemeinde Machakaneng MdlAnfr 74, 75 14.03.86 Drs 10/5194 Frau Dr. Hamm-Brücher FDP SchrAntw StMin Dr. Stavenhagen AA . 15942* A Anlage 6 Abschluß eines neuen Kulturabkommens mit Südafrika MdlAnfr 76, 77 14.03.86 Drs 10/5194 Frau Borgmann DIE GRÜNEN SchrAntw StMin Dr. Stavenhagen AA . 15942* B Anlage 7 Ermordung tamilischer Zivilisten unter dem Vorwand der Terrorismusbekämpfung durch die Sicherheitskräfte Sri Lankas MdlAnfr 78, 79 14.03.86 Drs 10/5194 Volmer DIE GRÜNEN SchrAntw StMin Dr. Stavenhagen AA . 15942* D Anlage 8 Einbeziehung des Abzugs der seit 1983 zusätzlich in der DDR und der CSSR aufgestellten sowjetischen Raketen kürzerer Reichweite in die amerikanische Antwort auf die Abrüstungsvorschläge von Generalsekretär Gorbatschow; Regelung der Verifikation von Rüstungskontrollvereinbarungen bei den Wiener MBFR-Verhandlungen MdlAnfr 80, 81 14.03.86 Drs 10/5194 Dr. Ehmke (Bonn) SPD SchrAntw StMin Dr. Stavenhagen AA . 15943* B Anlage 9 Behandlung deutscher Fernfahrer durch streikende Transportarbeiter in Griechenland MdlAnfr 82, 83 14.03.86 Drs 10/5194 Jäger (Wangen) CDU/CSU SchrAntw StMin Dr. Stavenhagen AA . 15944*A Anlage 10 Berücksichtigung der deutsch-polnischen Schulbuchempfehlungen in Polen MdlAnfr 84 14.03.86 Drs 10/5194 Dr. Hupka CDU/CSU SchrAntw StMin Dr. Stavenhagen AA . 15944* D Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 207. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. März 1986 15821 207. Sitzung Bonn, den 20. März 1986 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens * 21. 3. Antretter * 21. 3. Dr. Barzel 21. 3. Curdt 21. 3. Dr. Dregger 21. 3. Frau Eid 21. 3. Dr. Emmerlich 21. 3. Frau Fischer 21. 3. Frau Fuchs (Verl) 21. 3. Frau Huber 21. 3. Huonker 20. 3. Kittelmann 21. 3. Frau Krone-Appuhn 21. 3. Lenzer 21. 3. Milz 21. 3. Dr. Müller * 21. 3. Frau Pack * 20. 3. Petersen 20. 3. Pohlmann 21. 3. Roth 21. 3. Schlatter 21. 3. Stommel 21. 3. Voigt (Sonthofen) 21. 3. Dr. Wörner 21. 3. für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Würzbach auf die Frage des Abgeordneten Steiner (SPD) (Drucksache 10/5194 Frage 31): In welcher Höhe beabsichtigt die Bundesregierung, Haushaltsmittel für die Entwicklung eines Systems zur Abwehr taktischer, ballistischer und anderer Flugkörper in den Bundeshaushalt 1987 einzustellen? Der Bundeshaushalt 1987 befindet sich derzeit in einem sehr frühen Stadium der Erarbeitung. Ober die Aufnahme von Einzelvorhaben ist noch nicht entschieden. Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Würzbach auf die Fragen der Abgeordneten Frau Fuchs (Verl) (SPD) (Drucksache 10/5194 Fragen 32 und 33): Teilt die Bundesregierung die Auffassung, die Bundesrepublik Deutschland solle sich die Ergänzung des SDI-Programms der Amerikaner zur Aufgabe machen und Abwehrsysteme gegen all diejenigen Bedrohungen aus der Luft entwickeln, die von der Strategischen Verteidigungsinitiative nicht abgedeckt werden, dies gelte insbesondere für Kurz- und Mittelstreckenraketen und Cruise-Missiles? Anlagen zum Stenographischen Bericht Welche sowjetischen ballistischen und anderen Flugkörper sind es im einzelnen, die nach Auffassung der Bundesregierung im Rahmen der von Bundesminister Dr. Wörner vorgeschlagenen „erweiterten Luftabwehr" abgewehrt werden sollen? Zu Frage 32: Diese Frage wurde bereits vollinhaltlich in der Fragestunde am 12. März beantwortet. Die Auffassung der Bundesregierung hat sich seit der vergangenen Woche nicht geändert. Zu Frage 33: Ballistische Raketen: 441 SS-20 (Mittelstreckenraketen mit 1 323 Gefechtsköpfen, Reichweite ca. 5 000 km) ca. 700 FROG 7 bzw. SS-21 Reichweite ca. 150 km; ca. 550 SS-23 Reichweite ca. 350-500 km; ca. 100 SS-12/22 Reichweite ca. 1 000 km Aerodynamische Flugkörper: Die Zahl moderner Marschflugkörper steigt beständig und dürfte noch in diesem Jahrzehnt mehr als 2 000 betragen. Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Würzbach auf die Frage des Abgeordneten Stiegler (SPD) (Drucksache 10/5194 Frage 36): Nach welcher Vorschrift des Grundgesetzes rechtfertigt die Bundesregierung die Gestellung von Sanitätspanzern M 113 (SPz 10) einschließlich von Soldaten als Kraftfahrer „im Wege der Amtshilfe" bei Demonstrationen auf Anforderung des Bayerischen Staatsministeriums des Innern, und wird sie den entsprechenden Standortbefehl 1/83 des Verteidigungskreiskommandos 621 in der Fassung vom 10. Januar 1983 trotz der einschränkenden Bestimmungen der Artikel 35 und 91 des Grundgesetzes so aufrechterhalten? Eine rein humanitäre Hilfeleistung zur Rettung von Menschenleben ist ebenso wenig ein „Einsatz" der Streitkräfte im Sinne der Art. 87 a Abs. 2 bis 4 und 35 Abs. 2 und 3 des Grundgesetzes wie ein Transport von Unfallverletzten im Wege der Nothilfe. Eine Gestellung von Sanitätspanzern würde im Rahmen der Amtshilfe nach Art. 35 Abs. 1 des Grundgesetzes unter Beachtung der Vorschriften des Verwaltungsverfahrensgesetzes erfolgen. Der Standortbefehl 1/83 des Verteidigungskreiskommandos 621 weist in Verbindung mit dem Standortbefehl 36 aus dem Jahre 1981 auf das hier zu beachtende Verfahren hin. Es besteht daher kein Anlaß, diese Befehle aufzuheben. Anforderungsberechtigt ist - in diesem Fall - dennoch nur das Bayerische Staatsministerium des Innern. Die Genehmigung für jedes einzelne Ersuchen erfolgt nur durch das Bundesministerium der Verteidigung. 15942* Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 207. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. März 1986 Anlage 5 Antwort des Staatsministers Dr. Stavenhagen auf die Fragen der Abgeordneten Frau Dr. Hamm-Brücher (FDP) (Drucksache 10/5194 Fragen 74 und 75): Gibt es Erkenntnisse, daß — entgegen der Zusage von Staatspräsident Botha — in Südafrika weiter Zwangsumsiedlungen gegen den Willen der schwarzen Bevölkerung in „Homelands" durchgeführt werden? Trifft es zu, daß die Gemeinde Machakaneng, die sich wiederholt und einstimmig gegen die Zwangsumsiedlung nach Bophuthatswanathat ausgesprochen hat, nun doch entgegen der Zusage von Staatspräsident Botha zwangsumgesiedelt wird? Zu Frage 74: Der Bundesregierung liegen Informationen vor, daß die Zwangsumsiedlungen in Südafrika weiter durchgeführt werden. Gegenwärtig werden Bewohner einer Township bei Brits (Transvaal) nach Bophuthatswana und einer Township bei Louis Trichardt (Nordtransvaal) in verschiedene in der Nähe befindliche Homelands umgesiedelt. Behauptungen der südafrikanischen Regierung, das dies auf freiwilliger Basis geschehe, werden von den Betroffenen zurückgewiesen. Von Umsiedlungen bedroht sind weiterhin eine Reihe von „Black Spots" (Gebiete in für Weiße reservierten Regionen, in denen Schwarze Grundeigentum haben). Zu Frage 75: Dem „Black Spot" Machakaneng hat die südafrikanische Regierung den „Entzug der Grundstücksrechte und die Eingliederung nach Bophuthatswana" angedroht. Dies bedeutet für die Betroffenen de facto ein Verbot, ihre Eigentums- und Besitzrechte an ihnen gehörenden Grundstücken auszuüben und zwangsweise Umsiedlung in das Homeland Bophuthatswana. Eine entsprechende Gesetzesvorlage, mit der diese Maßnahmen formalisiert werden sollen, liegt dem Parlament vor. Wiederholte Versuche der Bewohner von Machakaneng, diese — ihr Eigentum und ihre Lebensverhältnisse unmittelbar berührende — Angelegenheit mit Regierungsvertretern zu erörtern, um eine Rücknahme zu erreichen, blieben bisher ohne Erfolg. Zur Zeit ist ungewiß, ob die von den Bewohnern strikt abgelehnte Eingliederung noch abgewendet werden kann. Anlage 6 Antwort des Staatsministers Dr. Stavenhagen auf die Frage der Abgeordneten Frau Borgmann (DIE GRÜNEN) (Drucksache 10/5194 Fragen 76 und 77): Hat die Bundesregierung inzwischen ein neues Kulturabkommen mit Südafrika ausgehandelt, oder wird nach Ablauf der Kündigungsfrist des alten Abkommens am 17. März 1986 ein vertragsloser Zustand eintreten? Wie kann die Bundesregierung vor der internationalen und bundesdeutschen Öffentlichkeit ihren Wunsch rechtfertigen, gerade jetzt mit dem Apartheid-Staat ein neues Kulturabkommen auszuhandeln, wo die Unterdrückung der schwarzen Mehrheit in Südafrika ein bisher nicht bekanntes Maß angenommen hat? Zu Frage 76: Die Bundesregierung hat am 18. September 1985 die Änderungskündigung des Kulturabkommens mit Südafrika ausgesprochen. Das Abkommen ist damit gemäß Artikel 10 Absatz 3 nach Ablauf von sechs Monaten am 18. März 1986 außer Kraft getreten. Ein neues Abkommen wurde bisher nicht ausgehandelt, weil die hierfür erforderlichen Vorbereitungen noch nicht abgeschlossen sind. Mit der südafrikanischen Seite ist vereinbart, die Verhandlungen so bald wie möglich aufzunehmen. Zu Frage 77: Die Bundesregierung hat die Änderungskündigung des Kulturabkommens ausdrücklich mit der Absicht ausgesprochen, durch Verhandlungen zum Abschluß eines geänderten Kulturabkommens zu gelangen, in dem die kulturelle Zusammenarbeit zwischen beiden Staaten dergestalt geregelt ist, daß alle Bevölkerungsgruppen in Südafrika gleichberechtigt an ihr teilnehmen. Verhandlungen mit der Republik Südafrika über ein neues Kulturabkommen sind noch nicht aufgenommen worden. Die Bundesregierung hält jedoch an ihrer Absicht fest, in Verhandlungen über ein neues Kulturabkommen, die gleichberechtigte Teilnahme aller Südafrikaner, ungeachtet ihrer Rasse und Hautfarbe, am Kulturaustausch völkervertraglich zu verankern und damit einen konkreten Beitrag zur Überwindung der Apartheid zu leisten. Ein neues Kulturabkommen mit Südafrika ist für die Bundesregierung nur akzeptabel, wenn für die Teilnahme der schwarzen Bevölkerungsmehrheit am Kulturaustausch völkerrechtlich verbindliche und praktisch befriedigende Regelungen gefunden werden. Anlage 7 Antwort des Staatsministers Dr. Stavenhagen auf die Fragen des Abgeordneten Volmer (DIE GRÜNEN) (Drucksache 10/5194 Fragen 78 und 79): Wie verhält sich die Bundesregierung angesichts der seit Januar 1986 zunehmenden Attacken der srilankischen Sicherheitskräfte, bei denen unter dem Vorwand der Terroristenbekämpfung seit dieser Zeit Informationen des Südasien-Büros zufolge mehrere hundert tamilische Zivilisten ums Leben kamen? Verfügt die Bundesregierung über Informationen eines angeblich von srilankischen Regierungstruppen begangenen Massakers im Gebiet des Luhugala-Nationalparks am 19. Februar 1986, bei denen nach Informationen des SüdasienBüros 68 tamilische Bauern auf brutalste Weise ermordet wurden sowie über Informationen, über die seit Anfang 1986 fast täglich stattfindenden Luftangriffe auf tamilische Gebiete des Nordens von Sri Lanka? Zu Frage 78: Die Bundesregierung verurteilt die Anwendung von Gewalt, von welcher Seite auch immer sie ausgehen mag. Sie ist auch weiterhin der Auffassung, daß Verhandlungen zwischen den srilankischen Bevölkerungsgruppen der beste Weg sind, zu einem gerechten Interessenausgleich zu kommen. Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 207. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. März 1986 15943* Sie hat die „Versöhnungskonferenz" des Jahres 1984 und die indischen Vermittlungsbemühungen unterstützt, die im August 1985 in Bhutan mit einem Waffenstillstand endeten. Bei verschiedenen bilateralen Kontakten hat sich die Bundesregierung eindeutig in diesem Sinne geäußert. Gemeinsam mit ihren Partnern in der EG hat sie jüngst erneut zu einer Fortsetzung der Vermittlungsbemühungen aufgerufen. Zu Frage 79: Die Bundesregierung ist sowohl über die blutigen Auseinandersetzungen im Gebiet des Lunugala-Nationalparks als auch über Luftangriffe auf tamilisches Gebiet im Norden Sri Lankas informiert. Die Angaben zu jedem einzelnen Zwischenfall differieren, je nachdem, von welcher Seite sie veröffentlicht werden. Während die skrilankischen Sicherheitskräfte von Abwehr terroristischer Angriffe sprechen, berichtet die tamilische Seite von Übergriffen auf die Zivilbevölkerung unter dem Vorwand der Terroristenbekämpfung. Die Bundesregierung informiert sich aus verschiedenen Quellen über die Entwicklung; sie beobachtet mit Aufmerksamkeit und Sorge, daß die gewalttätigen Auseinandersetzungen sich auch 1986 fortsetzen. Sie versucht bei jeder passenden Gelegenheit, sowohl bilateral als auch über internationale Kanäle mäßigend auf die Parteien einzuwirken und sie zum gewaltlosen Ausgleich zu bewegen. Anlage 8 Antwort des Staatsministers Dr. Stavenhagen auf die Fragen des Abgeordneten Dr. Ehmke (Bonn) (SPD) (Drucksache 10/5194 Fragen 80 und 81): Trifft es zu, daß die Bundesregierung in Washington vorstellig geworden ist, um die amerikanische Antwort auf die Abrüstungsvorschläge von Generalsekretär Gorbartschow mit Bedingungen über den Abbau der sowjetischen Mittelstreckenraketen im asiatischen Teil der Sowjetunion zu verknüpfen, und trifft es ferner zu, daß es die Bundesregierung versäumt hat, ihrerseits auf den Abzug der seit 1983 zusätzlich in der DDR und der CSSR aufgestellten sowjetischen Raketen kürzerer Reichweite zu drängen, obwohl sowohl der sowjetische Außenminister wie der Staatsratsvorsitzende der DDR, Honecker, in Interviews eine Rücknahme auch dieser Raketen aus der DDR in Aussicht gestellt haben? Trifft es zu, daß die Bundesregierung mit dem Argument, man wolle für die Bundesrepublik Deutschland keine an Besatzungsrecht erinnernden Regelungen schaffen, eine Einigung über eine angemessene Verifikation der WarschauerPakt- wie der NATO-Streitkräfte bei den Wiener MBFR-Verhandlungen erschwert? Zu Frage 80: Was den ersten Teil Ihrer Frage betrifft, so ist bekannt, daß zu den Vorschlägen Generalsekretär Gorbatschows vom 15. Januar 1986 in der Allianz und zwischen den Bündnispartnern umfangreiche Konsultationen stattgefunden haben, an denen sich die Bundesregierung aktiv beteiligt hat. Hierbei bestand Einvernehmen darüber, daß sich die westliche Antwort im INF-Bereich an den bereits während der INF-Verhandlungen in der Allianz festgelegten Kriterien orientieren muß: — Notwendigkeit gleicher Rechte und globaler Begrenzungen für beide Seiten, — keine Einbeziehung von Systemen dritter Staaten, — Erfordernis gleichzeitiger Beschränkungen für Mittelstreckenflugkörper kürzerer Reichweite und — Notwendigkeit wirksamer Verifikation. Ein westlicher Vorschlag, der abweichend vom Kriterium gleicher globaler Obergrenzen die im asiatischen Teil der Sowjetunion stationierten SS 20 unberücksichtigt gelassen hätte, stand dementsprechend nicht zur Diskussion. Die Bundesregierung sieht keinen Anlaß für ein Abgehen von den im Bündnis vereinbarten Kriterien. Was den zweiten Teil Ihrer Frage betrifft, so hat die Sowjetunion bereits bei der öffentlichen Bekanntgabe ihrer Gegenmaßnahmen im November 1983, als sie die INF-Verhandlungen abgebrochen hatte, erklärt, im Zuge der Gegenmaßnahmen in der DDR und der CSSR stationierte SS 12/22 würden bei Abzug der amerikanischen LRINF aus Westeuropa in die Sowjetunion zurückverlegt. Diese Haltung haben Generalsekretär Honecker und Außenminister Schewardnadse bekräftigt. Bei dieser klaren Sachlage geht die Bundesregierung davon aus, daß die Rückverlegung der SS 12/22 die notwendige Folge der vom Westen angestrebten Null-Lösung ist, die eine vollständige Beseitigung amerikanischer und sowjetischer Mittelstreckenflugkörper vorsieht. Es ist allerdings darauf hinzuweisen, daß die Rückverlegung der SS 12/22 das Problem der Mittelstreckensysteme kürzerer Reichweite (SRINF) noch nicht löst. Wichtig ist daß in einem LRINFAbkommen globale Obergrenzen auch für SRINF festgelegt werden, durch die die Entstehung neuer Grauzonen verhindert wird. Zu Frage 81: Einigung über eine angemessene, wirksame Verifikationsregelung wird nicht durch eine „restriktive" Haltung der Bundesregierung erschwert, sondern durch die bisherige Ablehnung der westlichen Verifikationsvorschläge als zu weitgehend durch die östlichen Verhandlungsteilnehmer und ihre Weigerung, in eine vertiefte Sachdiskussion über Verifikationsmaßnahmen einzutreten. Der jüngste östliche Abkommensentwurf vom 20. Februar hat dies — wie eine Delegation des Unterausschusses für Rüstungskontrolle und Abrüstung in Wien selbst feststellen konnte — erneut deutlich gezeigt: Der Bericht des Vorsitzenden des Unterausschusses, MdB Bahr, sagt hierzu: „Inhaltlich ist allerdings festzuhalten, daß ein erstes MBFR-Abkommen bis heute vor allem deshalb nicht zustande kommt, weil 15944* Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 207. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. März 1986 die östliche Seite einen wechselseitigen Rechtsanspruch auf Inspektionen nicht akzeptiert." Die Bundesregierung hat maßgeblich auf die Gestaltung der westlichen MBFR-Initiative vom 5. Dezember 1985 Einfluß genommen, insbesondere auch auf die Vorschläge für eine ausgewogene und wirksame Verifikationsregelung: Ihr Zweck ist es, durch kooperative Klärung der Streitkräfteumfänge sowohl die Einhaltung eines ersten Abkommens zu gewährleisten, als auch die Grundlage für ein MBFR-Folge-Abkommen kooperativ herzustellen. Anlage 9 Antwort des Staatsministers Dr. Stavenhagen auf die Fragen des Abgeordneten Jäger (Wangen) (CDU/CSU) (Drucksache 10/5194 Fragen 82 und 83): Trifft es zu, daß eine große Zahl von Fernlastkraftfahrern, darunter zahlreiche Deutsche, mit ihren Kraftfahrzeugen in Griechenland festgehalten und von streikenden Transportarbeitern bedroht und teilweise angegriffen worden sind, und wie beurteilt die Bundesregierung bejahendenfalls diese Vorgänge in einem dem Europarat und der EG angehörenden europäischen Staat? Welche Maßnahmen hat die Bundesregierung ergriffen und wird sie noch ergreifen, um dafür zu sorgen, daß die deutschen Fernfahrer, die in Griechenland mit ihren Lastzügen festgehalten werden, ihre Aufträge ordnungsgemäß erfüllen und ungefährdet in die Bundesrepublik Deutschland zurückkehren können? Zu Frage 82: 1. Der fast 4 Wochen dauernde Streik griechischer Transportunternehmer ist am vergangenen Wochenende beendet worden. Er richtete sich gegen die Anhebung der Unternehmerbesteuerung und die Erhöhung der griechischen Binnentarife. Die Streikenden forderten darüber hinaus auch die Reduzierung von Sozialabgaben. Der Streik konzentrierte sich in Nordgriechenland auf der Schnellstraße Saloniki-Athen im Raum von Katerini und im Süden auf die Zufahrtstraßen nach Athen. Insgesamt waren durch den Streik ca. 40 bis 50 LKWs aus der Bundesrepublik Deutschland in Griechenland festgehalten, bzw. gehindert ihren Zielort anzufahren. Besonders in der Anfangsphase des Streikes kam es zu Gewalttätigkeiten auch gegenüber deutschen LKW-Fahrern, die versucht hatten, aus der Streikkolonne auszubrechen und auf eigene Faust ihre Fahrt fortzusetzen. Die Botschaft Athen berichtete von zwei leichteren, einer schwereren Körperverletzung sowie Sachbeschädigung an Fahrzeugen in mehreren Fällen. 2. Bei dem Streik handelte es sich um ein innergriechisches Problem, das die griechische Regierung selbst zu lösen hatte. Dabei oblag es jedoch der griechischen Regierung, für die Sicherheit und freie Weiterfahrt der LKW-Fahrer aus Ländern der EG und des Europarates zu sorgen. Entsprechenden Bitten der Bundesregierung ist die griechische Regierung nachgekommen. Sie veranlaßte Polizeischutz für unsere LKWs und ihre Fahrer im Rahmen des ihr Möglichen. Ich lege Wert auf die Feststellung, daß der griechischen Regierung Dank gebührt. Zu Frage 83: 1. Die Bundesregierung war durch kontinuierliche Berichterstattung der Botschaft Athen und des Generalkonsulats Saloniki über Lage und Entwicklung des Streikes laufend informiert. Die Bundesregierung hielt ständigen Kontakt mit dem Bundesverband des deutschen Güterfernverkehrs, auch mit Angehörigen von LKW-Fahrern, die in Griechenland festgehalten waren und der Presse. Es wies die Botschaft Athen und das Generalkonsulat Saloniki an, für die Fahrer unbürokratisch und großzügig konsularische Hilfe zu leisten. Eine solche Hilfe ist auch erfolgt. Angehörige der Botschaft und des Generalkonsulats Saloniki waren laufend im Einsatz, um deutsche LKW-Fahrer vor Ort zu betreuen und mit den regionalen Behörden, Polizeidienststellen und selbst der Streikführung zu verhandeln. Sie konnten erreichen, daß es, abgesehen von Einzelfällen ganz zu Anfang des Streiks, zu Ausschreitungen gegen deutsche LKW-Fahrer nicht mehr gekommen ist. Deutsche LKW-Fahrer sind auch in Athen von der Botschaft umfassend betreut worden. 2. Die Botschaft Athen hat sich gegenüber der griechischen Regierung laufend für die persönliche Sicherheit und ungehinderte Weiterfahrt der deutschen LKW-Fahrer, ihrer Fahrzeuge und Ladungen eingesetzt. Das Auswärtige Amt brachte dem Griechischen Geschäftsträger gegenüber die Sorge der Bundesregierung über die persönliche Sicherheit deutscher LKW-Fahrer zum Ausdruck und bat dringend um Polizeischutz und freie Ausfahrt. Es machte gleichzeitig auf die schädlichen Folgen aufmerksam, die durch den Streik für das gütertransportierende Gewerbe zwischen beiden Ländern und damit für die bilateralen Wirtschaftsbeziehungen entstünden. Bundesminister Dollinger trug deren Anliegen auch dem griechischen Verkehrsminister anläßlich des EG-Verkehrsministerrates in Brüssel (14. März 1986) vor. Das Auswärtige Amt wies darüber hinaus die deutsche Botschaft Athen an, bei den zuständigen Behörden des Gastlandes vorab auf eventuell durch den Streik entstandene Schadensersatzansprüche hinzuweisen. Anlage 10 Antwort des Staatsministers Dr. Stavenhagen auf die Frage des Abgeordneten Dr. Hupka (CDU/CSU) (Drucksache 10/5194 Frage 84): Welche Informationen liegen der Bundesregierung darüber vor, daß die deutsch-polnischen Schulbuchempfehlungen in der Volksrepublik Polen „nur teilweise umgesetzt worden sind"? Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 207. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 20. März 1986 15945* Der polnische Vorsitzende der Deutsch-polnischen Schulbuchkommission, Prof. Markiewicz, hat im Mai 1981 bei einer Fernsehdiskussion im ZDF auf Schwierigkeiten auf polnischer Seite bei der Umsetzung der Empfehlungen hingewiesen, ohne die Schwierigkeiten im einzelnen zu benennen. In einem Artikel in der Zeitschrift „Polityka" vom 17. Mai 1983 hat sich Markiewicz kritisch mit Defiziten der deutschen Schulbücher befaßt, aber auch festgestellt, es gebe ebenfalls in den polnischen Schulbüchern noch viel im Sinne der Empfehlungen zu tun.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Volker Neumann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir haben 13 Stunden lang Sachverständige und Zeugen zur Lage in Afghanistan gehört, um möglichst viele Tatsachen und Meinungen zusammenzutragen, um unser eigenes Urteil zu festigen und uns eine eigene Meinung darüber zu bilden, wie wir dem afghanischen Volk helfen können.
    Einer der sachverständigen Zeugen, Dr. Nassery, hat gesagt: Es ist viel leichter, über den Krieg zu reden, als mit ihm zu leben. Jeder von uns, der die Opfer gesehen hat, muß betroffen sein und sich fragen, ob wir nicht mehr tun können, als die Mauer des Schweigens zu durchbrechen, wie das in einer solchen Debatte versucht wird.
    Ich glaube, wir sind bei dem Hearing der Wahrheit sehr nahegekommen. Die Wahrheit ist schrecklich genug, als daß wir sie durch Fehlinformationen in Mißkredit bringen sollten. Wir haben uns immer bemüht, auch nach Nebensächlichkeiten und Randerscheinungen zu fragen, um die Lage in Afghanistan seriös beurteilen zu können. Ich will dafür zwei Beispiele nennen. Es gibt keinen einzigen Beweis dafür, daß die Sowjetunion Giftgas einsetzt. Es gibt keinen Beweis dafür, daß Spielzeugbomben benutzt werden, solche Bomben, die, als Spielzeug getarnt, mit Blick auf Kinder eingesetzt werden. Ich rede nicht von Schmetterlingsbomben. Aber die Wahrheit ist schrecklich genug, als daß wir es nötig hätten, Vorwürfe zu erheben, die wir nicht beweisen können.
    Um keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen: Der Einmarsch der Sowjetunion in Afghanistan ist ein Bruch des Völkerrechts. Die Sowjetunion überschreitet mit der Invasion alle völkerrechtlichen Vorschriften. Sie überschreitet — das brauche nicht nicht zu betonen — jegliche Grenzen der Humanität.
    Der Einsatz von Schmetterlingsbomben, von Napalm, Minen, Flächenbombardierungen, die Ausrottung von Dörfern, Folterungen führen zum Tod der Menschen in diesem Land. Hinzu kommt, daß die Sowjetunion dieses Land offensichtlich als Testgelände für den Einsatz neuer Waffen benutzt, und das gegenüber einem Volk, das niemals ein anderes Volk bedroht hat und nach meiner Einschätzung auch niemals bedrohen wird.
    Es war im übrigen zu erwarten, daß die Sowjetunion und die Kabuler Regierung mit einer Propagandakampagne in diesen Tagen versuchen würden, von der Situation in Afghanistan abzulenken. Es ist leicht zu durchschauen, wenn die Sowjetunion behauptet, wir verhinderten mit der Anhörung die politische Lösung des Afghanistan-Problems. Ich frage mich: Wer hat das Problem geschaffen? Sind es nicht die Sowjets selbst, die dieses Problem geschaffen haben? Wie verhindern wir mit einer Anhörung eine politische Lösung? Die einfachste Lösung wäre für die Sowjets, ihre Truppen abzuziehen. Dann wäre das Problem gelöst.

    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und des Abg. Bastian [GRÜNE])

    Es ist auch nicht verständlich, wenn der Bonner Gesandte Terechow sagt, wir trügen mit dieser Debatte dazu bei, daß die Spannungen bestehenblieben. Ursache und Wirkung werden verwechselt. Wer trägt dazu bei, daß die Spannungen bestehenbleiben? Wer ist in Afghanistan einmarschiert? Wer weigert sich, seine Truppen abzuziehen? Werden die Spannungen nicht dadurch aufrechterhalten, daß täglich Hunderte von Widerstandskämpfern getötet werden — und auch sowjetische Soldaten und auch Soldaten der Regierungstruppen aus Kabul?
    Was die Sowjetunion allerdings wirklich treffen muß, ist die Tatsache, daß keine Partei im Deutschen Bundestag die Augen vor dem verschließt, was ich als Völkermord in Afghanistan bezeichne. Wenn ein Drittel der Bevölkerung aus einem Land vertrieben wird, wenn Stämme aus einem Gebiet, in dem sie Jahrhunderte gelebt haben, auf ewig vertrieben werden — wie im Wakhan-Bereich —, wenn die Zivilbevölkerung bombardiert wird, dann kann man das nur als Völkermord bezeichnen. Ich kenne eigentlich keinen Superlativ mehr, um die Bevölkerung auch in unserem Land aufzurütteln, damit sie endlich die Augen auf Afghanistan richtet.
    Nach dem Bericht und nach dem Hearing kommen wir — nicht zuletzt auch auf Grund unserer eigenen Erfahrungen — zu dem Ergebnis, daß dieser Krieg von keiner Seite gewonnen werden kann. Die Sowjetunion mag noch so viele Flugzeuge, Helikopter, Panzer und Raketen einsetzen, es wird ihr nicht gelingen, zu siegen. Das afghanische Volk kämpft im eigenen Land — fest verwurzelt in der Religion des Islam — mit einer Siegeszuversicht, die nicht zu beschreiben ist, die man eigentlich nur spüren kann, wenn man mit den Widerstandskämpfern zusammen ist. Die Kollegen Todenhöfer, Fischer und Horacek werden mir das bestätigen. Dieses Volk hat trotz unterschiedlicher Stämme und Sprachen begonnen, immer stärker ein afghanisches Nationalbewußtsein zu entwickeln. Gegen dieses Volk gibt es keinen Sieg, es sei denn, man bringt sie alle um, die Männer, die Frauen, die Kinder, die älteren Leute, oder man vertreibt sie in Nachbarländer. Aber auch die Widerstandskämpfer können diesen Krieg militärisch nicht gewinnen. Die Sowjetunion hat schier unerschöpfliche militärische Reserven und kann immer mehr und schrecklichere Waffen einsetzen.
    Die Lösung des Problems kann daher nur politisch erfolgen. Die Sowjetunion muß offensichtlich zu einer politischen Lösung gezwungen werden; freiwillig war sie dazu bisher nicht bereit. Eine der Möglichkeiten für uns ist, den Druck zu erhöhen, das Afghanistan-Problem stärker in das Bewußtsein der Völker der westlichen Welt und der Dritten Welt zu bringen. Jeder Staat muß wissen, daß, wenn die Welt es zuläßt, daß eine Großmacht ein kleines neutrales und blockfreies Volk überfällt, welches für niemanden eine Bedrohung bedeutet, wenn eine Großmacht in dieser Weise versucht, ihren Machtbereich auszuweiten, dies ebenso jedem anderen Volk dieser Welt passieren kann. Ich sage ausdrücklich „Großmacht" und nenne in diesem Zusammenhang nicht die Sowjetunion, weil das natürlich in vielen Regionen dieser Welt die tatsächliche politische Lage ist.



    Neumann (Bramsche)

    Aber ich appelliere an die Sowjetunion, die sich immer verbal gegen Imperialismus, Kolonialismus, gegen Vorherrschaft gewandt hat, ihre eigenen Programme und ihre eigenen Äußerungen zu überprüfen. Wird in Afghanistan Imperialismus geübt? Ist es nicht Kolonialismus, wenn man 120 000 sowjetische Soldaten und 40 000 afghanische Regierungssoldaten, die zum Teil zwangsrekrutiert sind, einsetzt, um zu versuchen, daß über 90 % der Bevölkerung ein Regime gestülpt wird, was weder der geschichtlichen noch der sozioökonomischen Entwicklung dieses Volkes entspricht?
    Ich will auch noch einige Worte an diejenigen richten, die uns in der Bundesrepublik in diesen Tagen kritisieren und die der Propaganda aufgesessen sind, daß mit den sowjetischen Truppen Fortschritt nach Afghanistan kommt. Ich kann und mag nicht einsehen, daß man Fortschritt dadurch herbeiführt, daß man zunächst die Menschen umbringt.

    (Beifall bei allen Fraktionen)

    Muß etwa die Befreiung der Frau aus dem Islam dadurch herbeigeführt werden, daß erst die Ehemänner und Kinder umgebracht und dann die Wohnungen bombardiert werden? Mit welcher Berechtigung, so frage ich, nehmen diese „fortschrittlichen" Kräfte das Recht in Anspruch, vorzuschreiben, in welcher Form Afghanistan eine in Jahrhunderten gewachsene Gesellschaft organisiert? Wenn man das Selbstbestimmungsrecht eines Volkes ernst nimmt, wenn man wirklich will, daß die kulturelle Identität eines Volkes gewahrt wird, dann muß man respektieren, daß sich dieses Volk selbst organisieren und entwickeln darf.
    Ich will damit aber deutlich sagen, daß gewisse Rahmenbedingungen Voraussetzung dafür sind. Diese Rahmenbedingungen sind die allgemein anerkannten Regeln des Völkerrechts, wie sie sich aus der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte und dem Menschenrechtspakt der Vereinten Nationen ergeben, die Voraussetzung für ein friedliches Zusammenleben der Völker sind. Genau diese Forderung habe ich — wie viele meiner Kollegen auch — dem Widerstand gegenüber immer wieder geäußert.
    Unsere Kritiker möchte ich gern einmal in ein Krankenhaus in Peshawar oder Quetta führen und sie bitten, das, was sie Fortschritt nennen, am Bett eines zerschossenen Kindes, das keine Hände und keine Beine mehr hat, das auf Bomben gelaufen ist, zu erklären. Ich bin sicher: Wenn diese Kritiker nicht ihre Augen verschließen würden, dann würden sie mit uns gegen die sowjetische Invasion demonstrieren. Dann würden sie mithelfen, daß die Mauer des Schweigens durchbrochen wird. Dann würden sie mithelfen, daß die Sowjetunion möglichst schnell ihre Truppen aus Afghanistan abzieht.

    (Beifall bei allen Fraktionen)

    Ich bitte den afghanischen Widerstand, auf diesem
    Wege weiterzugehen, sich politisch zu einigen und
    sich politisch zu äußern. Ich unterstütze seine Forderung nach einer internationalen Anerkennung. Wie anders sollte auch eine Regelung über Afghanistan getroffen werden, wenn nicht mit dem afghanischen Volk zusammen? Das setzt voraus, daß er in irgendeiner Weise international anerkannt wird.
    Wir bitten die Bundesregierung, aber auch die anderen Regierungen der 122 Staaten in der UNO, die sich für den Abzug der Truppen ausgesprochen haben, deutlich zu machen, daß die Wiederherstellung des Selbstbestimmungsrechtes nicht ohne das afghanische Volk geht. Diese Bitte richte ich im übrigen auch an die Regierung in Islamabad. Auch die Pakistanis dürfen keine Regelung mit der afghanischen Regierung über die Köpfe des Widerstandes hinweg treffen. Sonst wird der Frieden auf unabsehbare Zeit in Afghanistan nicht einkehren.
    Dem afghanischen Volk ist im übrigen auch nicht mit der Unterstützung aus den Gründen des blinden Antikommunismus gedient. Es braucht Unterstützung auf seinem Weg zur Blockfreiheit, zur Neutralität. Der Widerstand hat immer wieder geäußert, daß er nach der Befreiung Afghanistans diese Stellung in der Welt wieder erreichen will. Dabei wollen wir ihn unterstützen.

    (Beifall bei allen Fraktionen)



Rede von Heinz Westphal
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Abgeordnete Dr. Stercken.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Hans Stercken


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wie oft haben wir um eine Antwort gerungen, wenn uns unsere Jugend die Frage stellte: Wie konnte das alles damals in Deutschland geschehen? Wir versuchten dann, die Ohnmacht begreiflich zu machen, die einen befällt, wenn man der Schlachtbank aus dem Weg gehen will. Viele junge Menschen leiten heute das Recht daraus ab, sich ein Urteil über die Generation ihrer Väter zu erlauben. Doch das Schlechte zu tun ist das eine; das andere ist die Unterlassung des Guten. Leicht könnte Selbstgerechtigkeit dazu führen, Unterlassungen unserer Tage zu übersehen.
    Als der Vietnam-Krieg Anlaß bot, Not und Tod der Menschen in Indochina anzuprangern, da zogen Hunderttausende auf die Straße, und es schien manchem so, als gelte ihr Mitgefühl den geschundenen Menschen, ihre Entschlossenheit der Ächtung des Krieges. Viele dachten, die Jugend — insbesondere auf unseren hohen Schulen — will nicht mehr schuldig werden, wenn irgendwo in der Welt unschuldige Menschen sterben müssen.
    Doch nun herrschen seit sechs Jahren Krieg und Völkermord in Afghanistan. Aber nur ein Parlament und eine Regierung demonstrieren, weil sich weite Teile unserer Öffentlichkeit diesen politischen Protest ersparen, weil sie sich an das Unrecht gewöhnt haben und weil wieder einmal Ratlosigkeit um sich greift.
    Wie kann das heute geschehen?, frage ich. Niemand bringt sich übrigens in Gefahr, der heute diese Frage beantwortet, der nicht tatenlos zusieht, wenn ein neues Kolonialreich über den Gräbern Hunderttausender errichtet wird. Wie kann das heute geschehen?, so fragt wieder einmal eine näch-



    Dr. Stercken
    ste Generation, die nicht glauben will, daß eine Welt tatenlos zugesehen hat, wie ein kleines, tapferes Volk zugrunde gerichtet wurde.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordenten der SPD)

    Wie kann das heute geschehen? Gewiß, wer die Spannungen auf dieser Welt, wer all die Bürger- und Bruderkriege der letzten Jahre bedenkt, wer sich erinnert, daß seit dem Zweiten Weltkrieg über 33 Millionen Menschen in über 100 Kriegen getötet wurden, für den ist der Freiheitskampf der Afghanen einer unter vielen. Doch wo in aller Welt kämpft nun schon im siebten Jahr David gegen Goliath, sind Gewalttätigkeit und Grausamkeit so übermächtig? Wie kann das heute geschehen? Wer darauf nur mit Kommuniqués und Sonntagsreden zu antworten weiß, der wird schuldig durch Unterlassung.
    Lassen Sie mich am Ende dieser Debatte sagen, was wir leisten müssen, um unsere Pflicht zu tun, um das zu schaffen, was wir leisten können.
    Erstens. Völkermord in Afghanistan muß auf der Tagesordnung der Weltpolitik bleiben. Darauf haben wir einen unmittelbaren Einfluß.

    (Beifall bei allen Fraktionen)

    Der Friede, unser Friede, ist unteilbar. Man kann nicht die eine Hand zur Versöhnung ausstrecken und mit der anderen töten. Auch Verschweigen bringt uns nicht weiter. Opportunismus öffnet den Weg zu neuem Unrecht. Ein Frieden wäre trügerisch, der die Afghanen am Ende gar ausliefern würde. In diesem Sinne darf es keine Anpassung geben.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Zweitens. Freiheitskämpfer brauchen Hilfe bei der Schaffung eines „Afghanischen Roten Halbmondes", der sich der Internationalen Liga vom Roten Kreuz anschließen kann. Das muß z. B. eine Forderung der Politiker in diesem Hohen Hause sein. Das kann erreicht werden!

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Die humanitären Aufgaben dürfen nicht dem Zufall überlassen bleiben. Organisatorische, aber auch — lassen Sie mich dies ausdrücklich sagen! — materielle Hilfe können wir leisten; wir brauchen dies nur zu wollen.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU)

    Drittens. Mich hat bei der Anhörung der Hinweis eines Experten erschüttert, daß dem Sachverständigen Professor Ermacora keinerlei Hilfsmittel zur Verfügung stehen, um mehr Information leisten zu können. Es muß doch ein Fonds zu schaffen sein, um eine kontinuierliche sachliche Unterrichtung der Weltöffentlichkeit zu gewährleisten!

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Die afghanischen Freiheitskämpfer können dies wirklich nicht selber leisten. Wieviel Lobby, meine Damen und Herren, tummelt sich bei uns in Bonn, hochdotiert — auch aus deutschen Quellen —, um allerlei Ansprüche zu begründen! Kaum einer von
    ihnen kann sich, abgesehen von dem Volk von Kamputschea, auf einen vergleichbaren Blutzoll berufen. Wer nicht für hinreichende Information sorgt, erleichtert es, den Westen einzuschläfern. Unser Preis für die Freiheit ist die Wachsamkeit.
    Viertens. Die Afghanen in aller Welt brauchen organisatorische und materielle Hilfe. Für dieses Jahr hat der Deutsche Bundestag die Mittel für das Südafrika-Programm erhöht. Warum gibt es nicht ein offizielles Hilfsprogramm für Afghanistan? Verdienen das Regime in Kabul oder die Kommandatura mehr Rücksicht als unsere Beziehungen zu Pretoria? Was ist mit den Jugendlichen unter den 4 Millionen Flüchtlingen in Pakistan und im Iran? Verdienen sie nicht gleiche Solidarität wie die Opfer einer Rassentrennungspolitik?

    (Zustimmung bei der CDU/CSU)

    Sind wir wirklich nicht fähig, eine Aktion der Solidarität und der Menschlichkeit zu organisieren und zu finanzieren? Kann das nicht heute geschehen? Oder warten wir auf die Historiker, die wieder einmal fragen, was hätte geschehen können?
    Die Einsichten, die wir uns in einer Anhörung zu einer Debatte verschafft haben, bleiben Makulatur, wenn sie nicht zu Aktionen führen.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU)

    Der Auswärtige Ausschuß des Deutschen Bundestages muß und — ich glaube, dies in Ihrem Namen sagen zu können — wird Motor bleiben, damit aus unseren Erkenntnissen ein konkreter Beitrag zur Menschlichkeit und damit zum Frieden wird.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

    Mit einem abschließenden Wort möchte ich mich an diejenigen wenden, die unsere Solidarität mit den Unterdrückten als Provokation und Einmischung in die inneren Angelegenheiten Afghanistans bezeichnet haben.
    Die sogenannte „glanzvolle April-Revolution", auf die man sich da bezogen hat, findet nur dort statt, wo sie durch Bajonette, Panzer und Kampfflugzeuge gesichert wird. Leben wir nicht in einer Epoche, in der zu unserer Erleichterung von Nullösungen die Rede ist, die uns von nuklearen, chemischen und konventionellen Arsenalen befreien könnten? Wie sieht denn, so frage ich, die Nullösung für Afghanistan aus? Werden am Ende auf der Welt nur noch dort Truppen benötigt, wo sozialistische Errungenschaften geschützt werden müssen? Wie soll sich Entspannung entwickeln, wenn die Spannungsursachen mit Waffengewalt konserviert werden?

    (Klein [München] [CDU/CSU]: Sehr wahr!)

    Die sowjetische Afghanistan-Politik muß sich ändern. Völkermord und Friedenswillen passen nicht zueinander. Aber nicht das Reden über den Frieden hilft uns weiter; nur wer den Afghanen den Frieden gibt, wer sie von Besatzungstruppen und Marionetten befreit, schafft wirkliches Vertrauen in der Welt.



    Dr. Stercken
    In diesem Sinne führt auch der Weg unseres Friedens über die Freiheit Afghanistans.

    (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und der SPD)