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ID1020506100

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    Plenarprotokoll 10/205 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 205. Sitzung Bonn, Freitag, den 14. März 1986 Inhalt: Begrüßung einer Delegation der Nationalversammlung der Portugiesischen Republik unter Leitung ihres Präsidenten, Dr Fernando Monteiro do Amaral 15777 B Aktuelle Stunde betr. Möglichkeiten, die Neue Heimat Wohnungsbau und deren Eigentümer daran zu hindern, Sozialwohnungen an Dritte zu verkaufen, ohne die betreffenden Mieter darüber zu unterrichten Dr. Graf Lambsdorff FDP 15741 B Müntefering SPD 15742 C Frau Rönsch (Wiesbaden) CDU/CSU . 15743 C Werner (Westerland) GRÜNE 15745 A Dr.-Ing. Kansy CDU/CSU 15746 A Menzel SPD 15747 A Niegel CDU/CSU 15748 B Dr. Sperling SPD 15749 A Dr. Möller CDU/CSU 15750 B Grünbeck FDP 15751 C Dr. Schneider, Bundesminister BMBau 15752 D Schmitt (Wiesbaden) SPD 15754 C Bericht zur Lage der Nation im geteilten Deutschland in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen zu dem Entschließungsantrag der Fraktionen der CDU/CSU und FDP zum Bericht zur Lage der Nation im geteilten Deutschland und zu dem Entschließungsantrag der Fraktion der SPD zum Bericht zur Lage der Nation im geteilten Deutschland — Drucksachen 10/2935, 10/2927, 10/4560 — Dr. Kohl, Bundeskanzler 15755 D Dr. Vogel SPD 15764 B Dr. Waigel CDU/CSU 15769 C Dr. Schierholz GRÜNE . . . . 15773D, 15791C Ronneburger FDP 15777 C Diepgen, Regierender Bürgermeister des Landes Berlin 15781A Löffler SPD 15783 C Windelen, Bundesminister BMB . . . 15785 D Büchler (Hof) SPD 15787 C Voigt (Sonthofen) fraktionslos 15789 B Frau Terborg SPD 15790 B Heimann SPD 15792 C Namentliche Abstimmung 15794 D Nächste Sitzung 15796 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 15797* A II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 205. Sitzung. Bonn, Freitag, den 14. März 1986 Anlage 2 Amtliche Mitteilungen 15797* B Anlage 3 Äußerungen des Parl. Staatssekretärs Erhard im Zusammenhang mit den Ermittlungen gegen den Bundeskanzler wegen Falschaussage vor dem Untersuchungsausschuß MdlAnfr 74, 75 07.03.86 Drs 10/5156 Bachmaier SPD SchrAntw StSekr Dr. Kinkel BMJ . . 15798* D Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 205. Sitzung. Bonn, Freitag, den 14. März 1986 15741 205. Sitzung Bonn, den 14. März 1986 Beginn: 8.01 Uhr
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    Berichtigung 204. Sitzung, Titelseite linke Spalte: Statt „Oostergetelo FDP" ist „Oostergetelo SPD" zu lesen. Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Abelein ** 14. 3. Dr. Ahrens * 14. 3. Amling 14. 3. Bindig 14. 3. Böhm (Melsungen) * 14. 3. Dr. Corterier ** 14. 3. Cronenberg 14. 3. Dr. Dollinger 14. 3. Duve 14. 3. Dr. Enders * 14. 3. Ertl 14. 3. Dr. Geißler 14. 3. Freiherr Heereman von Zuydtwyck 14. 3. Franke (Hannover) 14. 3. Ganz (St. Wendel) 14. 3. Dr. Götz 14. 3. Haase (Fürth) * 14. 3. Jung (Düsseldorf) 14. 3. Dr. Kreile 14. 3. Frau Krone-Appuhn 14. 3. Landré 14. 3. Lemmrich * 14. 3. Link (Diepholz) 14. 3. Dr. Müller * 14. 3. Neumann (Bramsche) 14. 3. Petersen 14. 3. Pfeifer 14. 3. Pohlmann 14. 3. Reuschenbach 14. 3. Dr. Riesenhuber 14. 3. Rühe 14. 3. Rusche 14. 3. Schlaga 14. 3. Schmidt (Hamburg) 14. 3. Schröder (Hannover) 14. 3. Schulte (Unna) 14. 3. Dr. Schwenk (Stade) 14. 3. Sieler (Amberg) 14. 3. Stommel 14. 3. Vosen 14. 3. Dr. Voss 14. 3. Witek 14. 3. Dr. Wittmann 14. 3. Wittmann (Tännesberg) 14. 3. Zander 14. 3. Zierer * 14. 3. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Präsident hat gemäß § 80 Abs. 3 Satz 1 der Geschäftsordnung die nachstehenden Vorlagen überwiesen: Unterrichtung durch die Bundesregierung: 7. Bericht des Ausschusses für die Hochschulstatistik für den Berichtszeitraum 1984/85 (Drucksache 10/5114) zuständig: Ausschuß für Bildung und Wissenschaft Verordnung der Bundesregierung: Nichtaufhebbare Sechsundneunzigste Verordnung zur Änderung der Einfuhrliste -Anlage zum Außenwirtschaftsgesetz - (Drucksache 10/5136) zuständig: Ausschuß für Wirtschaft Unterrichtung durch die Bundesregierung: Entwurf eines Gesetzes über das Baugesetzbuch; hier: Gegenäußerung der Bundesregierung zur Stellungnahme des Bundesrates (Drucksache 10/5111) zuständig: Ausschuß für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (federführend) Innenausschuß Rechtsausschuß Ausschuß für Wirtschaft Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Ausschuß für Verkehr Haushaltsausschuß Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zum Abschluß des Verfahrens der Konsultation des Europäischen Parlaments zu dem Vorschlag der Kommission der Europäischen Gemeinschaften an den Rat für eine Richtlinie zur Änderung der Richtlinie 83/643/EWG zur Erleichterung der Kontrollen und Verwaltungsformalitäten im Güterverkehr zwischen Mitgliedstaaten (Drucksache 10/4685) zuständig: Ausschuß für Verkehr Der Vorsitzende des Ausschusses für Verkehr hat mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EG-Vorlagen zur Kenntnis genommen hat: Vorschlag für eine Richtlinie des Rates über den Nachweis der Übereinstimmung von Fahrzeugen mit der Richtlinie 85/3/EWG - KOM (85) 147 endg. - EG-Dok. Nr. 6164/85 (Drucksache 10/3352 Nr. 18) Vorschlag einer Richtlinie des Rates zur Änderung der Richtlinie Nr. 83/643/EWG zur Erleichterung der Kontrollen und Verwaltungsformalitäten im Güterverkehr zwischen Mitgliedstaaten - KOM (85) 436 endg. - Rats-Dok. Nr. 8800/85 (Drucksache 10/3957 Nr. 4) Der Vorsitzende des Ausschusses für Wirtschaft hat mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EG-Vorlagen zur Kenntnis genommen hat: Jahreswirtschaftsbericht 1985 bis 1986 Eine Kooperative Wachstumsstrategie für mehr Beschäftigung - KOM (85) 570 endg. - Rats-Dok. Nr. 9792/85 (Drucksache 10/4400 Nr. 2) Vorschlag für eine Verordnung (EWG) des Rates zur Einführung eines endgültigen Antidumpingzolls auf die Einfuhren von basischem Chromsulfat mit Ursprung in Jugoslawien - KOM (85) 629 endg. - Rats-Dok. Nr. 10393/85 (Drucksache 10/4495 Nr. 1) Vorschlag für eine Richtlinie des Rates über die Verpflichtungen bestimmter Ausfuhrkreditversicherungsinstitute der Mitgliedstaaten im Falle der Versicherung bestimmter Ausfuhrgeschäfte - KOM (85) 595 endg. - Rats-Dok. Nr. 10366/ 85 (Drucksache 10/4495 Nr. 2) Vorschlag für eine Verordnung (EWG) des Rates zur Eröffnung, Aufteilung und Verwaltung eines Gemeinschaftszollkontingents für bestimmte handgearbeitete Waren (1986) - KOM (85) 600 endg. - Rats-Dok. Nr. 10515/85 (Drucksache 10/4583 Nr. 1) 15798* Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 205. Sitzung. Bonn, Freitag, den 14. März 1986 Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates zur Änderung der Verordnung (EWG) Nr. 950/68 über den Gemeinsamen Zolltarif — KOM (85) 656 endg. — Rats-Dok. Nr. 10489/85 (Drucksache 10/4583 Nr. 2) Entwurf einer Verordnung (EWG) des Rates über die Eröffnung, Aufteilung und Verwaltung eines Gemeinschaftszollkontingents für bestimmte Güteklassen von Ferrochrom der Tarifstelle ex 73.02 E I des Gemeinsamen Zolltarifs — KOM (85) 618 endg. — Rats-Dok. Nr. 10517/85 (Drucksache 10/4583 Nr. 3) Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zur Änderung der Richtlinie 71/316/EWG des Rates zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten betreffend gemeinsame Vorschriften über Meßgeräte sowie über Meß- und Prüfverfahren — KOM (85) 627 endg. — Rats-Dok. Nr. 10738/ 85 (Drucksache 10/4681 Nr. 1) Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates zur Einführung eines endgültigen Antidumpingzolls auf Einfuhren von Rollenketten mit Ursprung in der Volksrepublik China und zur endgültigen Vereinnahmung der auf Einfuhren von Rollenketten für Fahrräder mit Ursprung in der UdSSR und der Volksrepublik China erhobenen vorläufigen Antidumpingzölle — KOM (85) 679 endg. — Rats-Dok. Nr. 10696/85 (Drucksache 10/4681 Nr. 2) Entwurf einer Verordnung (EWG) des Rates zur Eröffnung, Aufteilung und Verwaltung eines Gemeinschaftszollkontingents für Boysenbeeren, gefroren, ohne Zusatz von Zucker, für jegliche Verarbeitung, ausgenommen zum Herstellen von vollständig aus Boysenbeeren bestehender Konfitüre, der Tarifstelle ex 08.10 D des Gemeinsamen Zolltarifs — KOM (85) 653 endg. — Rats-Dok. Nr. 10519/85 (Drucksache 10/4681 Nr. 3) Vorschlag für eine Verordnung (EWG) des Rates über die Eröffnung, Aufteilung und Verwaltung eines Gemeinschaftszollkontingents für bestimmtes Sperrholz aus Nadelholz der Tarifnummer ex 44.15 des Gemeinsamen Zolltarifs (1986) — KOM (85) 662 endg. — Rats-Dok. Nr. 10970/85 (Drucksache 10/4681 Nr. 4) Vorschlag für eine Verordnung (EWG) des Rates über die Eröffnung, Aufteilung und Verwaltung des Gemeinschaftszollkontingents für Zeitungsdruckpapier der Tarifstelle 48.01 A des Gemeinsamen Zolltarifs (1986) und zur Ausdehnung dieses Kontingents auf bestimmte andere Papiere — KOM (85) 672 endg. — Rats-Dok. Nr. 10971/85 (Drucksache 10/4681 Nr. 5) Vorschlag für eine Verordnung (EWG) des Rates zur Eröffnung, Aufteilung und Verwaltung der Gemeinschaftszollkontingente für bestimmte Gewebe und bestimmten Samt und Plüsch, auf Handwebstühlen hergestellt, Tarifnummern ex 50.09, ex 55.09 und ex 58.04 des Gemeinsamen Zolltarifs (1986) — KOM (85) 596 endg. — Rats-Dok. Nr. 10516/85 (Drucksache 10/4681 Nr. 6) Entwurf einer Verordnung (EWG) des Rates zur Eröffnung, Aufteilung und Verwaltung eines Gemeinschaftszollkontingents für Süßkirschen, in Alkohol eingelegt, zur Herstellung von Schokoladenwaren, der Tarifstelle ex 20.06 B I e) 2 bb) des Gemeinsamen Zolltarifs — KOM (85) 631 endg. — RatsDok. Nr. 10518/85 (Drucksache 10/4681 Nr. 7) Vorschlag für eine Verordnung (EWG) des Rates zur Änderung des Anhangs der Verordnung (EWG) Nr. 288/82 aufgrund des Beitritts Spaniens und Portugals — KOM (85) 769 endg. — Rats-Dok. Nr. 11624/85 (Drucksache 10/4681 Nr. 8) Vorschlag einer Verordnung EWG des Rates betreffend den Abschluß einer Vereinbarung zur Verlängerung und Änderung der Vereinbarung vom 21. Oktober 1982 über den Handel mit Stahlerzeugnissen Vorschlag einer Verordnung EWG des Rates zur Änderung der Verordnung Nr. 2870/82/EWG über Beschränkungen für die Ausfuhr von Stahlerzeugnissen in die Vereinigten Staaten von Amerika Vorschlag einer Verordnung EWG des Rates über den Abschluß einer Vereinbarung vom 10. Januar 1985 über den Handel mit Stahlrohren - Vorschlag einer Verordnung EWG des Rates zur Änderung einer Verordnung (EWG) Nr. 60/85 über die Beschränkung der Ausfuhr von Stahlrohren nach den Vereinigten Staaten von Amerika Entwurf einer Entscheidung der Kommission betreffend den Abschluß einer Vereinbarung zur Verlängerung und Änderung der Vereinbarung vom 21. Oktober 1982 über den Handel mit Stahlerzeugnissen Entwurf einer Entscheidung der Kommission zur Änderung der Entscheidung Nr. 2872/82/EGKS über Beschränkungen für die Aufruhr von Stahlerzeugnissen in die Vereinigten Staaten von Amerika — KOM (85) 635 endg. — Rats-Dok. Nr. 10281/85 (Drucksache 10/4681 Nr. 9) Anlage 3 Antwort des Staatssekretärs Dr. Kinkel auf die Fragen des Abgeordneten Bachmaier (SPD) (Drucksache 10/ 5156 Fragen 74 und 75): Teilt die Bundesregierung die Auffassung, daß sich Äußerungen wie diejenigen des Parlamentarischen Staatssekretärs Erhard in der Bild-Zeitung vom 3. März 1986 zum Ermittlungsverfahren gegen den Bundeskanzler nach den bisherigen Gepflogenheiten aller Bundesregierungen verbieten? Welche Maßnahmen wird die Bundesregierung wegen dieser Äußerungen des Parlamentarischen Staatssekretärs ergreifen? Zu Frage 74: Nein. Parlamentarische Staatssekretäre sind nicht gehindert, persönliche Auffassungen zu äußern. Zu Frage 75: Die Bundesregierung hält Maßnahmen irgendwelcher Art nicht für erforderlich.
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    Rede von Hans Büchler


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen! Ein Wort noch zu Ihnen, Herr Waigel: Hätten Sie lieber geschwiegen!, kann man hier sagen. Sie haben wirklich sachverständige Kollegen in der Fraktion. Ich habe mir sagen lassen, die hätten heute Redeverbot. Warum denn? Kann man das von Ihnen als stellvertretendem Fraktionsvorsitzenden erfahren?

    (Mann [GRÜNE]: Das hat Herr Strauß persönlich angeordnet, vermutlich! — Dr. Waigel [CDU/CSU]: Das war recht lieb von Ihnen!)

    — Was soll ich mehr dazu sagen?

    (Dr. Waigel [CDU/CSU]: Ich habe mir mehr erwartet!)

    Herr Minister Windelen, aus Ihrem Beitrag und aus dem, was Sie immer sagen, kommt die Hilflosigkeit dieser Bundesregierung in der Deutschlandpolitik zum Ausdruck, vor allem, wenn Sie sich in einer bestimmten Art und Weise an die DDR wenden. Die Kommunisten, so meinen Sie, müssen Sie daran erinnern, wer in Bonn regiert. Sie verlangen eifersüchtig, sie sollten nicht soviel mit der SPD reden. Ich will Ihnen sagen, Herr Minister: Keine Angst, diese machtbewußte SED weiß sehr wohl, daß die Bundesregierung der zuständige Partner für verbindliche Vereinbarungen ist.

    (Lintner [CDU/CSU]: Unsere Sorge bezieht sich j a auf die SPD!)

    Aber, Herr Minister, in Wirklichkeit treibt Sie eine ganz andere Sorge um, nämlich die, daß die Wähler in der Bundesrepublik merken, wer die Anstöße in der Deutschlandpolitik gibt, welche Partei die treibende Kraft ist. Deshalb greifen Sie bedauerlicherweise in die Mottenkiste. In Anlehnung an die haßerfüllten Diffamierungen der Sozialdemokratie durch die politische Rechte seit dem Kaiserreich kramen Sie den Vorwurf hervor, wir Sozialdemokraten verträten die Interessen der DDR.

    (Schulze [Berlin] [CDU/CSU]: Das trifft teilweise auch zu!)

    Lächerlicher, Herr Minister, geht es wirklich nicht mehr.

    (Beifall bei der SPD)

    Das Problem, das wir haben, sind die Lücken und Widersprüche in der Deutschlandpolitik dieser Bundesregierung. Weil jeder Denkanstoß aus Ihren Reihen von Ihrer Stahlhelm-Fraktion umgehend unterbunden wird, entsteht ein Vakuum, das uns zwingt, tätig zu werden. Diese Bundesregierung wird von der größten Koalitionsfraktion blockiert und ist



    Büchler (Hof)

    deshalb den Offensiven der DDR hilflos ausgeliefert.

    (Schulze [Berlin] [CDU/CSU]: Das glauben Sie selber nicht!)

    Das beklagen wir. Sie ist die Gefangene dogmatischer Einreden des rechten Flügels der CDU/CSU.

    (Beifall bei der SPD)

    Weil das so ist, können Sie von uns Sozialdemokraten nicht verlangen, daß wir tatenlos zusehen.
    Ein Vakuum entsteht z. B. in Fragen der Friedenssicherung.

    (Beifall des Abg. Dr. Schierholz [GRÜNE])

    Die Bundesregierung lehnt es weitgehend ab, diese Fragen auf die Tagesordnung der deutsch-deutschen Beziehungen zu setzen. Dabei werden beide deutschen Staaten die ersten Opfer sein, sobald die Abschreckung versagt. Das gibt uns nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht, alle Möglichkeiten auszuloten, um ein Versagen der Abschreckung zu verhindern. Wir brauchen neue Elemente der Stabilität zwischen Ost und West, um den Frieden in Europa sicherer zu machen.
    Diese Unbeweglichkeit der Bundesregierung provoziert die Frage, welche Rolle für sie das Kanzlerwort „Frieden schaffen mit immer weniger Waffen" überhaupt noch spielt.

    (Dr. Schierholz [GRÜNE]: Gar keine!)

    In Ihrer praktischen Politik gibt es keine Anzeichen dafür, daß dieser Programmpunkt von Ihnen sehr ernstgenommen würde — um das ganz deutlich zu sagen.

    (Beifall bei der SPD — Dr. Schierholz [GRÜNE]: So ist es! — Frau Berger [Berlin] [CDU/CSU]: Unverschämtheit!)

    Wir wollen alle gemeinsam mehr Erleichterungen. Wir wollen die Linderung der Teilungsfolgen und mehr Kontakte zwischen den Menschen. Wir wollen dies aus humanitären Gründen, aber auch, um die Einheit der Nation zu wahren. Wir haben in diesem Rahmen eine lange Liste von Forderungen und Wünschen an die DDR. Da das so ist, muß man überlegen, wie diese Forderungen durchgesetzt werden können. Alles andere ist keine Politik. Deswegen macht unser Fraktionsvorsitzender darauf aufmerksam, wo die Ansätze sind, Herr Minister.
    Bei der Bundesregierung findet dieses Nachdenken leider nicht statt, und das machen wir Ihnen zum Vorwurf. Sie reden von Ihren Erfolgen am heutigen Tag.

    (Dr. Schierholz [GRÜNE]: Wie immer!) Zwei Gründe haben sie zuwege gebracht:

    Erstens. Die Bundesregierung erntet Früchte, die 1981 am Werbellinsee vom Kanzler Helmut Schmidt gesät worden sind.

    (Widerspruch bei der CDU/CSU)

    Zweitens. Die Bundesregierung ist Nutznießer vom innenpolitisch motivierten Entscheidungsprozeß der DDR.
    Zu den Früchten des Werbellinsee-Treffens

    (Dr. Waigel [CDU/CSU]: Lief das nicht etwas unglücklich?)

    gehören der Jugendaustausch, der Ausbau des innerdeutschen Handels, höhere Zahlen im Reiseverkehr und ohne Zweifel das Kulturabkommen. Aus innenpolitischen Gründen hat die DDR die Zügel im Reiseverkehr gelockert. Sie läßt aus innenpolitischen Gründen auch relativ viele Menschen in die Bundesrepublik übersiedeln.
    Kommen wir zu den sogenannten Leistungen der Bundesregierung in der Deutschlandpolitik. Da muß man mal deutlich sagen: Sie bestehen aus Bürgschaften in Milliarden-Höhe an die DDR und aus Swing-Erhöhungen. Sie bestehen aus Vernachlässigung Berlins bei Besuchsregelungen und bei der strittigen Vereinbarung über die Fernhaltung von Asylbewerbern. Sie bestehen darin, den schädlichen Streit über die Auslegung von Rechtspositionen zu fördern, statt zu verhindern. Sie bestehen in der Unfähigkleit des Bundeskanzlers, in der Grenzfrage die Zustimmung seiner Fraktion zu erhalten.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Auch hier hält die Stahlhelm-Fraktion den Deckel drauf. Im Topf sitzt diese Bundesregierung, kann nicht heraus. Sie schmort dahin. Das ist alles. Wir wollen ihr helfen. Deswegen werden die Besuche von unseren Freunden, Mitgliedern dieser Fraktion benutzt, um in der DDR ihre Politik vorwärtszubringen. Aber Sie sprechen von Nebenaußenpolitik und von Nebendeutschlandpolitik.

    (Beifall bei der SPD)

    Mit diesen Begriffen dokumentieren Sie Ihre Hilflosigkeit. Diese Wörter werden also keine Resonanz finden.
    Wir könnten viel gemeinsam regeln. Wir müssen im Hinblick auf Art. 5 des Grundlagenvertrages vorwärtskommen. Der muß konstruktiv genutzt werden, wenn der Frieden sicherer gemacht werden soll.
    Es geht darum, daß in der Frage der Elbe-Grenze Maximalpositionen eben nicht als Verhandlungsobjekt taugen. Konkrete Verbesserungen für die Menschen müssen erreicht werden. Die Einbeziehung Hamburgs und Hannovers in den kleinen Grenzverkehr, Verbesserungen, Erleichterungen für die Fischer in der Ostsee und natürlich mehr Grenzübergänge, das muß doch das Ziel sein. Die Menschen brauchen diese Politik, brauchen eine Beweglichkeit dieser Bundesregierung in der Deutschlandpolitik. Sie muß weiterentwickelt werden. Wir müssen weiterkommen, wenn wir unseren Menschen in beiden Teilen Deutschlands dienlich sein wollen.

    (Dr. Schierholz [GRÜNE]: Was heißt das denn?)

    Sie wollen vor allem konkrete und sichtbare Ergebnisse im Umweltschutz und im Reiseverkehr. Das wäre eine gemeinsame Aufgabe. Hier würden wir miteinander an einem Strang ziehen können.
    Die Erfolge lassen auf sich warten. Seit Monaten hausiert die Bundesregierung damit, welche ein-



    Büchler (Hof)

    drucksvollen Fortschritte es bei den Verhandlungen mit der DDR über ein Umweltrahmenabkommen gebe. Bundeskanzler Kohl hat hier heute wieder die uralte Liste aufgeführt. Die kennen wir doch schon seit Jahren. Nichts Konkretes! Fragen wir nach: Wie ist es mit der Reinhaltung der Elbe? Nichts! Mit der Entsalzung von Werra und Weser? Nichts! Wie ist es mit der Luftverschmutzung in Nordostoberfranken? Nichts! Alles ist Fehlanzeige. Sprüche! Sonst ist nichts vorhanden.

    (Frau Pack [CDU/CSU]: Was habt ihr denn erreicht in 13 Jahren? — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Ich sage Ihnen: In Oberfranken stirbt der Wald, sterben das Fichtelgebirge, der Frankenwald und der Oberpfälzer Wald in der Oberpfalz.

    (Frau Pack [CDU/CSU]: Erst seit zwei Jahren? 13 Jahre habt ihr Zeit gehabt!)

    Sie tun nichts, obwohl die Möglichkeiten vorhanden wären.

    (Beifall bei den GRÜNEN und bei Abgeordneten der SPD — Frau Pack [CDU/CSU]: Das ist Applaus von der falschen Seite!)

    Deswegen komme ich zur Schlußbewertung über Ihren Bericht, Herr Bundeskanzler, diesen Bericht zur Lage der Nation 1986: Den entscheidenden Gefahren und Problemen stellt sich diese Bundesregierung nicht.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN — Schwarz [CDU/CSU]: Dummes Zeug!)



Rede von Richard Stücklen
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Voigt (Sonthofen).

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Ekkehard Voigt


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Im Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Grundlagenvertrag vom 31. Juli 1973 heißt es, daß allen Verfassungsorganen die Forderung auferlegt ist, die Idee der Wiedervereinigung wachzuhalten und beharrlich zu vertreten. Der Bericht zur Lage der Nation und die Debatte darüber sind sicher ein Beitrag dafür.
    Wir müssen uns aber ernsthaft die Frage stellen, was wir aus dieser Debatte machen. Ich habe manchmal den Eindruck, als handle es sich hier um ein Pflichtritual, eine Zeremonie oder eine Gewohnheitsübung.

    (Zuruf von den GRÜNEN: Der Eindruck ist richtig!)

    Meine Damen und Herren, auch die Frage ist erlaubt, was sich seit dem letzten Bericht für die Menschen und ganz konkret zum Thema Menschenrechte im anderen Teil Deutschlands positiv verändert hat. Diese Frage muß gestellt werden. Hat sich in der Tat seit dem letzten Bericht etwas verändert? Sind inzwischen die Individualrechte für unsere Landsleute im anderen Teil Deutschlands garantiert worden? Haben sie ein uneingeschränktes Recht auf Leben? Warum werden die persönliche Sicherheit und Freiheit weiter eingeschränkt? Warum wird im anderen Teil Deutschlands gefoltert? Meine Damen und Herren, wo bleibt das Recht auf freie Religionsausübung, Informationsfreiheit und Meinungsäußerung? Was ist mit den politischen Gefangenen, die einem Strafvollzug unterworfen sind, der grausam, erniedrigend, ja menschenunwürdig ist?
    Ich breche hier ab. Ich stelle nur fest: Dies alles, diese elementarsten Menschenrechte werden mißachtet, obwohl sie die DDR als Mitglied der Vereinten Nationen insgesamt verbindlich anerkannt hat, und zwar in der Charta der Vereinten Nationen, in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte und der KSZE-Schlußakte: Alle Menschen sollen sich frei entfalten und ohne Unterdrückung leben dürfen.
    Meine Damen und Herren, es geht mir hier nicht um Besserwisserei. Ich will aufmerksam machen. Ich möchte auch aufrütteln. Worum geht es hier? Es geht um die Menschenrechte. Das heißt, der Mensch wird in seiner Würde deklassiert. Das heißt, es geht um ein Ringen um Menschlichkeit, um überhaupt das Leben frei gestalten zu können. Sind wir uns im klaren darüber, wie oft wir diese Vokabel „Menschenrechte" in den Mund nehmen und was wir dafür konkret tun?
    Dankenswerterweise haben der Herr Bundeskanzler, Herr Waigel, auch Herr Vogel, Herr Ronneburger und vor allem Herr Bundesminister Windelen die Problematik in ihren Reden angesprochen. Es geht um mehr Menschlichkeit. Das heißt, es geht uns hier doch konkret um die Betroffenen. Denn wer die Freiheit nicht hat, ist rechtlos, ist schutzlos, ist unterdrückt. Das heißt, er ist seiner Würde, seiner Unantastbarkeit beraubt. Das heißt, er ist abhängig von den Mächtigen, er ist unfrei.
    Ich muß Ihnen sagen, es ist eine Schande, daß im Jahre 1986 in anderen Teilen dieser Welt, aber auch in der DDR Menschen gefoltert, eingesperrt, geprügelt, denunziert, überwacht und getötet werden, nur weil sie frei sein wollen, meine Damen und Herren. Warum soll man darüber nicht in aller Offentlichkeit sprechen dürfen? Ich sage: Diese Menschenrechte werden immer wieder gefordert, aber werden ungleich eingeklagt. So ist es für viele ein Unterschied, ob über Menschenrechtsverletzungen in Südafrika, in Nicaragua, in Afghanistan, in Chile oder sonstwo berichtet und diskutiert wird. Ich glaube, ich bin mit allen in diesem Hohen Hause einig, wenn ich meine: Menschenrechtsverletzungen müssen — egal, wo und in welchem Land sie passieren — in aller Öffentlichkeit angesprochen werden und auch kritisiert werden dürfen. Ich frage die freien Deutschen: Wo bleiben der Aufschrei des Gewissens, die innere Stimme, das moralische Pflichtbewußtsein, der Ruf nach rücksichtsloser Eindämmung der scheußlichen Taten gegenüber wehrlosen Menschen?
    Meine Damen und Herren, die stille Diplomatie in der Deutschlandpolitik der Bundesregierung wird von mir unterstützt. Sie mag da und dort sinnvoll sein. Aber das heißt noch lange nicht, daß ich über Menschenrechtsverletzungen schweigen muß. Ich würde auch sagen, Herr Honecker soll hierher kommen, damit wir miteinander reden können, damit man überhaupt den Spielraum ausnutzen kann,



    Voigt (Sonthofen)

    den wir vielleicht im direkten Gespräch haben, aber ich würde ihm, wenn er hierher kommt, die Frage stellen: Wie lange können Sie es noch moralisch und ethisch vertreten, wie lange können Sie es weiter vor Ihrem Gewissen verantworten, als ein Mensch, der j a selber den Anspruch erhebt, ein menschliches Leben zu führen, daß andere Menschen als Individuen in ihrem Mindestmaß an Freiheit eingeschränkt werden? Ich sage Herrn Honekker und auch jedem anderen: Nichts ist politisch gerechtfertigt, was moralisch falsch ist und den Menschen erniedrigt.
    Die Erfolge, die hier angesprochen worden sind, sind für die Betroffenen sicher gut, und hier gilt es der Bundesregierung auch Dank zu sagen. Aber ich will nicht, daß wir den Freikauf von wenigen weiter vorantreiben oder eine Lotterie erreichen, bei der die Ausreisefreiheit wieder die Prämie ist. Ich möchte vielmehr einen Stufenplan zur Durchsetzung der Menschenrechte und der Freiheit für jeden Bürger im gesamten Deutschland.
    Das heißt, ich unterstütze die Aktivitäten der Bundesregierung, die auf ein Zueinander, auf ein Miteinander, auf menschliche Kontakte auf allen Ebenen gerichtet sind. Wir müssen ein Netz der Informationen über die Möglichkeiten des menschlichen Miteinander schaffen, vielleicht durch forcierten Ausbau von Städtepartnerschaften, von Kontakten zwischen Vereinen und zwischen den Kirchen. Der Weg zueinander muß Priorität haben.
    Meine Damen und Herren, wer Menschenrechte will, muß — das ist auch hier im Bericht zur Lage der Nation deutlich geworden — die Freiheit offensiv vertreten. Nur die Freiheit gibt jedem Menschen die Chance zum Leben. Frei sein heißt: liberal denken können, mündig sein, erlöst sein von allen Banden und Zwängen, und das ist die Voraussetzung, um sein Leben überhaupt menschlich gestalten zu können.
    Freiheit und Menschenrechte sind die Lebensgrundlagen eines jeden Menschen. Ich fordere Sie auf, meine sehr verehrten Damen und Herren, dies zu beherzigen: Solange es in Deutschland freie Menschen gibt, die frei reden dürfen und in deren Herzen die Menschen, die in Unfreiheit leben müssen, angesprochen werden können, wird die Chance, die Menschenrechte zu verwirklichen, eine echte Chance sein. Dies müssen wir für alle Landsleute hier und drüben fordern, und dazu rufe ich alle Verantwortlichen in diesem Lande auf. Zur Freiheit und zu den Menschenrechten gibt es keine Alternative.
    Danke sehr.