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ID1020301200

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    Plenarprotokoll 10/203 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 203. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 12. März 1986 Inhalt: Aktuelle Stunde betr. Haltung der Bundesregierung zu den unangemeldeten gentechnologischen Versuchen der Industrie Frau Dann GRÜNE 15579 B Lenzer CDU/CSU 15580 C Dr. Kübler SPD 15581 B Kohn FDP 15582 B Haunschild, Staatssekretär BMFT . . 15583 B Catenhusen SPD 15584 C Frau Dr. Neumeister CDU/CSU 15585 D Stahl (Kempen) SPD 15586 C Seesing CDU/CSU 15587 C Stiegler SPD 15588 B Dr. Voigt (Northeim) CDU/CSU 15589 A Fellner CDU/CSU 15590 A Fragestunde — Drucksache 10/5156 vom 7. März 1986 — Ansicht der Bundesministerin Dr. Süssmuth über die Bedeutung der Gesamtschule und über die Haltung der Bundesregierung zur Verschränkung von allgemeiner und beruflicher Bildung MdlAnfr 3, 4 07.03.86 Drs 10/5156 Kuhlwein SPD Antw PStSekr Pfeifer BMBW 15591 B ZusFr Kuhlwein SPD 15591 C Auffassung der Bundesregierung zur Resolution des Landesausschusses der SPD Schleswig-Holstein vom 18. Januar 1986 betr. Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Grundlagenvertrag mit der DDR MdlAnfr 5, 6 07.03.86 Drs 10/5156 Dr. Voigt (Northeim) CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Hennig BMB . . . . 15592 C ZusFr Dr. Voigt (Northeim) CDU/CSU . 15592 D ZusFr Kuhlwein SPD 15593A Äußerungen von Bundesverteidigungsminister Dr. Wörner in der „ZEIT" vom 28. Februar 1986 und in der amerikanischen Zeitschrift „Strategic Review" zur Luftverteidigung der NATO und insbesondere zur Flugkörperabwehr MdlAnfr 9, 10 07.03.86 Drs 10/5156 Frau Fuchs (Verl) SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg . . . 15594A ZusFr Frau Fuchs (Verl) SPD 15594 A ZusFr Horn SPD 15594 D ZusFr Mann GRÜNE 15595A ZusFr Frau Blunck SPD 15595A ZusFr Catenhusen SPD 15595 C ZusFr Lambinus SPD 15595 C ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD . 15595 D ZusFr Peter (Kassel) SPD 15596A ZusFr Berger CDU/CSU 15596 B II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 203. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 12. März 1986 Aufgaben des früheren Leiters des Referats ES (heute Hauptabteilungsleiter Rüstung) und der ihm unterstellten Bereiche bei der MAD-Gruppe S; Kontakte eines aus der Organisation Gehlen stammenden Agenten mit dem heutigen Hauptabteilungsleiter Rüstung, insbesondere Anlaß des Einschreibens vom 29. August 1978 MdlAnfr 11, 12 07.03.86 Drs 10/5156 Pauli SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg . . . 15596 C ZusFr Pauli SPD 15596 C ZusFr Mann GRÜNE 15596 D Finanzierung von Frauenhäusern MdlAnfr 15, 16 07.03.86 Drs 10/5156 Frau Schmidt (Nürnberg) SPD Antw PStSekr Frau Karwatzki BMJFG . 15597 D ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD . 15597 D ZusFr Peter (Kassel) SPD 15598 A ZusFr Mann GRÜNE 15598 B ZusFr Frau Blunck SPD 15598 C ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 15599 B ZusFr Frau Weyel SPD 15599 D ZusFr Peter (Kassel) SPD 15599 D ZusFr Dolata CDU/CSU 15600A ZusFr Stahl (Kempen) SPD 15600 B Einsatz eines Gremiums zur Beratung des Bundesministeriums für Jugend, Familie und Gesundheit in der Frage der Finanzierung von Frauenhäusern; Zusammensetzung MdlAnfr 17, 18 07.03.86 Drs 10/5156 Peter (Kassel) SPD Antw PStSekr Frau Karwatzki BMJFG 15600 C ZusFr Peter (Kassel) SPD 15600 C ZusFr Frau Weyel SPD 15600 D ZusFr Tatge GRÜNE 15601 A ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD . 15601A ZusFr Frau Blunck SPD 15601 B ZusFr Dolata CDU/CSU 15601 C Verstärkte Aufklärung der Bevölkerung über die Forderung des Bundesverfassungsgerichts vom 25. Februar 1975, Schwangerschaftsberatung primär als Beratung zur Fortsetzung der Schwangerschaft durchzuführen MdlAnfr 19, 20 07.03.86 Drs 10/5156 Werner (Ulm) CDU/CSU Antw PStSekr Frau Karwatzki BMJFG 15602 B ZusFr Werner (Ulm) CDU/CSU 15602 D ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 15603 A ZusFr Graf Huyn CDU/CSU 15603 B ZusFr Dr. de With SPD 15603 B ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD . 15603 C ZusFr Graf von Waldburg-Zeil CDU/CSU 15603 C ZusFr Frau Blunck SPD 15603 D ZusFr Mann GRÜNE 15604 A ZusFr Peter (Kassel) SPD 15604 D ZusFr Catenhusen SPD 15605A Verhinderung des Rückgangs von Assistenzarzt-Stellen zugunsten von AiP-Stellen MdlAnfr 21 07.03.86 Drs 10/5156 Frau Augustin CDU/CSU Antw PStSekr Frau Karwatzki BMJFG . 15605 D Abzug des sogenannten Zusatzkindergeldes bis zu 46 DM von den Sozialhilfeleistungen MdlAnfr 22 07.03.86 Drs 10/5156 Kirschner SPD Antw PStSekr Frau Karwatzki BMJFG 15606 C ZusFr Kirschner SPD 15606 D ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD . 15607 A Vom Bundesminister für Forschung und Technologie geförderte Untersuchungen über den weiteren Einsatz von Robotern und dessen soziale Folgen; Förderung von Beratungsstellen für Betriebsräte MdlAnfr 31, 32 07.03.86 Drs 10/5156 Catenhusen SPD Antw StSekr Haunschild BMFT . . . 15607 B ZusFr Catenhusen SPD 15607 B ZusFr Fischer (Homburg) SPD 15608 C ZusFr Boroffka CDU/CSU 15608 D ZusFr Peter (Kassel) SPD 15608 D ZusFr Stahl (Kempen) SPD 15609A ZusFr Urbaniak SPD 15609 B ZusFr Nagel SPD 15609 C Nächste Sitzung 15609 D Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 203. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 12. März 1986 III Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 15610* A Anlage 2 Anerkennungsquoten der ab 1. Februar 1986 weiterbeschäftigten Vorsitzenden von Ausschüssen und Kammern für Kriegsdienstverweigerung im Vergleich zu denen ihrer früheren, inzwischen ausgeschiedenen Kollegen; Kriterien für die Weiterbeschäftigung der Vorsitzenden MdlAnfr 13, 14 07.03.86 Drs 10/5156 Dr. Schierholz GRÜNE SchrAntw PStSekr Würzbach BMVg . 15610* C Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 203. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 12. März 1986 15579 203. Sitzung Bonn, den 12. März 1986 Beginn: 8.00 Uhr
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    Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens * 14. 3. Brandt 12. 3. Büchner 12. 3. Cronenberg 12. 3. Dr. Enders * 13. 3. Franke (Hannover) 14. 3. Ganz (St. Wendel) 14. 3. Haase (Fürth) * 14. 3. Kittelmann * 12. 3. Klein (München) 12. 3. Frau Krone-Appuhn 14. 3. Lemmrich * 14. 3. Liedtke 12. 3. Mann 12. 3. Dr. Müller * 14. 3. Neumann (Bramsche) 14. 3. Petersen 14. 3. Rappe (Hildesheim) 12. 3. Dr. Riesenhuber 14. 3. Rühe 12. 3. Dr. Rumpf 12. 3. Schartz (Trier) 12. 3. Schlaga 14. 3. Schröder (Hannover) 12. 3. Schröer (Mülheim) 12. 3. Schulte (Unna) 12. 3. Dr. Schwenk 14. 3. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim * 13. 3. Voigt (Sonthofen) 12. 3. Vosen 14. 3. Dr. Wittmann 14. 3. Zander 14. 3. Zierer * 14. 3. Frau Zutt 12. 3. * entschuldigt für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Würzbach auf die Fragen des Abgeordneten Dr. Schierholz (GRÜNE) (Drucksache 10/5156 Fragen 13 und 14): Wie hoch waren im Jahre 1985 die Anerkennungsquoten derjenigen Vorsitzenden von Ausschüssen und Kammern für Kriegsdienstverweigerer gemäß § 9 ff. KDVNG, die nach der Verkleinerung der Zahl der Ausschüsse zum 1. Februar 1986 in ihren Funktionen verblieben gegenüber denjenigen Vorsitzenden, die zum 31. Januar 1986 aus ihrer Funktion ausgeschieden sind? Nach welchen Kriterien erfolgte die Weiterbeschäftigung von Vorsitzenden bei Ausschüssen und Kammern für Kriegsdienstverweigerer gemäß § 9ff. KDVNG über den 1. Februar 1986 hinaus? Zu Frage 13: Eine Statistik über die Anerkennungsquoten der Ausschüsse und Kammern für Kriegsdienstverweigerung wird nicht geführt. Im übrigen entscheidet nicht der Vorsitzende, sondern der gesamte Spruchkörper (§ 9 Abs. 5 KDVNG). Zu Frage 14: Die personelle Besetzung der ab 1. Februar 1986 neu eingerichteten Dienstposten für Vorsitzende von Ausschüssen ist noch nicht abgeschlossen. Die Personalentscheidungen richten sich nach der fachlichen Qualifikation unter Berücksichtigung der persönlichen Situation und der örtlichen Bindungen der einzelnen Bediensteten.
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    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Bundesregierung hat aus der Presse im Sommer 1985 zum erstenmal erfahren, daß zumindest ein Unternehmen gentechnische Experimente nicht rechtzeitig bei der Zentralen Kommission für Biologische Sicherheit angemeldet hat. Das Unternehmen hat damit eindeutig gegen die von den einschlägigen Industrieverbänden zugesicherte Selbstbindung an die von der Bundesregierung 1978 erstmals erlassenen Richtlinien zum Schutz vor Gefahren durch in vitro neukombinierte Nukleinsäuren — ich entschuldige mich für den bürokratischen Ausdruck —, kurz die Genrichtlinien genannt, verstoßen.

    (Frau Blunck [SPD]: Der bürokratische Ausdruck ist noch zu entschuldigen, die Unwissenheit nicht!)

    Der Sachverhalt ist von den Sprechern der Fraktionen im wesentlichen richtig dargestellt worden.
    Bis zu diesem Zeitpunkt konnten die Bundesregierung, die Wissenschaftsorganisation und die beteiligten Wirtschaftsverbände davon ausgehen, daß sich das flexible Instrument der Genrichtlinien lükkenlos bewährt hat. Die Genrichtlinien, die auf frühzeitige Anregung aus der Wissenschaft selbst in gemeinsamer Verantwortung von Staat und Wissenschaft erarbeitet und erlassen wurden, haben das Ziel, einen der dynamischsten Bereiche der Wissenschaft nicht unzumutbar zu behindern und die Allgemeinheit vor unbekannten, erst mit fortschreitenden wissenschaftlichen Erkenntnissen eindeutig abschätzbaren Risiken zu schützen, erreicht.

    (Senfft [GRÜNE]: Was heißt denn Allgemeinheit?)

    Der festgestellte Verstoß gegen die Richtlinien — in der Industrie ist nach unserer Kenntnis bisher nur ein einziger Verstoß festgestellt worden —

    (Zuruf von den GRÜNEN: Wie ist der geahndet worden?)

    betraf keine gentechnischen Experimente in sicherheitsrelevanten Klassifizierungen. Es ist insbesondere — darauf wurde von anderen Sprechern bereits hingewiesen — keine Gefährdung von Menschen und Umwelt eingetreten.
    Die Bundesregierung hat sofort nach Bekanntwerden dieses ersten Verstoßes die ZKBS, also die Kommission für die Biologische Sicherheit, um Prüfung gebeten, und diese Kommission hat das Unternehmen schon am 27. August 1985 um Stellungnahme gebeten. Die gentechnischen Arbeiten des Unternehmens wurden daraufhin von der ZKBS geprüft, und inzwischen wurden sie zugelassen. Ich wiederhole: Eine Gefährdung von Umwelt und Menschen war nicht eingetreten.

    (Schulte [Menden] [GRÜNE]: Die Platte kennen wir!)

    Weitere Fälle in der Industrie sind nicht bekanntgeworden.

    (Schulte [Menden] [GRÜNE]: Was haben Sie denn getan, damit sie bekannt werden?)

    Auf Grund dieser Vorfälle hat der Bundesminister für Forschung und Technologie alle zuständigen Stellen angewiesen, die Überwachung der Registrierpflicht zu verschärfen. Bundesmittel für die Forschungsförderung werden zukünftig erst dann freigegeben, wenn der Nachweis der Anmeldung der geplanten Experimente erbracht ist.
    Um auf Ihre Frage, Herr Abgeordneter Kübler, zu antworten: Es ist richtig, daß die Mittel, die der Firma in Heidelberg zugeflossen waren, nicht Forschungsförderungsmittel, sondern Mittel zur Existenzgründung für ein sogenanntes technologieorientiertes Unternehmen waren. Bei der Vergabe solcher Mittel verweisen wir nicht generell darauf, daß sämtliche geltenden Rechtsvorschriften besonders zu beachten sind. Wir haben aus diesem Fall gelernt — weil dies ein BMFT-naher Fall ist — und werden in Zukunft auch auf die Einhaltung der Genrichtlinien ganz besonders hinweisen. Wir ha-



    Staatssekretär Haunschild
    ben die Länder gebeten, in ähnlichen Fällen ebenso zu verfahren.
    Unabhängig von dem Vorfall, der Anlaß für diese Aktuelle Stunde ist, erarbeitet die Bundesregierung zur Zeit eine erneute Revision dieser Richtlinien. Gründe für diese Überarbeitung sind zunächst
    — die Anpassung an die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse auf dem Gebiet der Gentechnologie und damit auch eine — inzwischen durch die wissenschaftlichen Arbeiten leichter gewordene — realistische Abschätzung realer und potentieller Risiken,
    — die Notwendigkeit, Regeln für die großtechnische Erzeugung von Produkten mit Hilfe gentechnisch veränderter Organismen zu schaffen,
    — und schließlich eine Reaktion auf die inzwischen wesentlich breiter gewordene Anwendung gentechnischer Methoden.
    Vorwürfe in einzelnen Presseorganen — insbesondere eines wurde erwähnt —, die staatlichen Stellen, die Wissenschaft und die Industrie gingen leichtfertig mit den notwendigen Sicherheitsanforderungen bei gentechnischen Experimenten um und vernachlässigten die Sicherheit zugunsten wissenschaftlicher und wirtschaftlicher Erfolge, müssen als vollkommen falsch zurückgewiesen werden. Sie entbehren jeglicher Grundlage und sind für eine sachliche Diskussion eines sehr komplexen Bereiches wirklich nicht sehr hilfreich.
    Zahlreiche ausländische Experten bestätigen als unabhängige Zeugen, daß der Diskussionsprozeß gerade in der Bundesrepublik Deutschland — durchaus im Gegensatz zu einigen anderen Industrieländern — auf allen Ebenen mit Sachverstand und großem Ernst sehr frühzeitig begonnen wurde und intensiv fortgesetzt wird.
    Die jetzt kurzfristig vorgesehene Revision der Genrichtlinien, deren Inhalt der Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages im wesentlichen bekannt ist, greift der Stellungnahme und den Empfehlungen der Enquete-Kommission nicht vor. Der Vorteil von Richtlinien besteht in ihrer Flexibilität, also vor allem darin, daß sie rascher dem aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisstand und auch politischen Forderungen angepaßt werden können. Allerdings wird sich bei der Revision voraussichtlich ergeben — die rechtliche Prüfung ist noch nicht abgeschlossen —, daß eine Registrierungspflicht von Genlaboratorien beim Bundesgesundheitsamt zweckmäßig erscheint, und dies wird voraussichtlich dazu führen, daß wir eine schon vorhandene gesetzliche Basis für diese Registrierungspflicht benutzen müssen. Insofern wird die bisherige freiwillige Selbstbindung an die Richtlinien eingeschränkt werden.
    Darüber hinaus werden zur Zeit von den dafür zuständigen Stellen Unfallverhütungsvorschriften für den Umgang mit gentechnisch veränderten Organismen in Laboratorien und Produktionsanlagen ausgearbeitet, und diese Unfallverhütungsvorschriften werden zügig in Kraft gesetzt werden.
    Ich möchte abschließend noch einmal an alle Beteiligten, insbesondere den Deutschen Bundestag, appellieren, den Dialog über die Chancen und die Risiken der Gentechnik wie bisher mit der nötigen Sachlichkeit und Ruhe zu führen. Wir haben dazu nicht beliebig viel Zeit. Die Probleme sind aber auch nicht so gelagert, daß überstürzte Aktionen notwendig wären.

    (Frau Dann [GRÜNE]: Aber die Probleme sind nicht abschätzbar!)

    Ich danke Ihnen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Rede von Richard Stücklen
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Catenhusen.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Wolf-Michael Catenhusen


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Guten Morgen, liebe GRÜNE! Guten Morgen, meine Kolleginnen und Kollegen! Ich sage das deswegen, weil ich den GRÜNEN meine Anerkennung aussprechen möchte, daß ihnen ein Sachverhalt aufgefallen ist, der schon die Fragestunde des Deutschen Bundestages im November 1985 beschäftigt hat.

    (Heiterkeit und Beifall bei der SPD)

    Dieser Lerneffekt ist für mich wirklich atemberaubend schnell.

    (Stahl [Kempen] [SPD]: So schnell sind die!)

    Es geht heute morgen um die Sicherheitsrichtlinien der Zentralen Kommission für die Biologische Sicherheit. Grundsätzlich muß man sagen: Es ist schon anerkennenswert, daß die Genforscher selber 1975 ein heute weltweit gültiges System von technischen und biologischen Sicherheitsmaßnahmen für die Gentechnologie eingerichtet haben. Das war notwendig, um mögliche gefährliche Experimente auszuschließen, etwa mit hochwirksamen Krankheitserregern. Das war notwendig, um über die Registrierung aller gentechnischen Experimente einen Überblick über die Entwicklung der Forschung zu behalten und ihre Transparenz sicherzustellen.

    (Frau Dann [GRÜNE]: Die aber zukünftig zurückgenommen werden sollen!)

    Ich denke, nach zehn Jahren kann man sagen, daß sich die Philosophie der Richtlinien der Zentralen Kommission für die Biologische Sicherheit für die Genforschung grundsätzlich bewährt hat. Es gibt auch heute keinen Grund, sie lockern zu wollen.

    (Beifall der Abg. Frau Blunck [SPD])

    Ich denke, wir alle sind gut beraten, die heute geltenden Sicherheitsstandards aufrechtzuerhalten. Mehr noch: Wir brauchen eine Ausweitung der Richtlinien

    (Beifall der Abg. Frau Blunck [SPD])

    für die industrielle Nutzung der Gentechnologie. Denn schließlich haben heute schon zahlreiche Firmen bei uns den Antrag gestellt, mit Hilfe gentechnisch manipulierter Lebewesen Arzneimittel produzieren zu dürfen.
    Über den Pferdefuß dieser Richtlinien sind heute auch der Staatssekretär und vor allem Herr Lenzer



    Catenhusen
    sehr elegant hinweggegangen. Die Richtlinien haben eine Pferdefuß — er ist seit vielen Jahren bekannt —, nämlich daß sie nur für die öffentlich geförderte Genforschung verbindlich sind. Wir können mit Befriedigung zur Kenntnis nehmen: Der Verband der Deutschen Chemischen Industrie hält sich offensichtlich freiwillig daran. Ich habe auf Grund von Firmenbesuchen auch keinen Zweifel daran, daß die Firmen der Großchemie die Richtlinien der ZKBS befolgen.
    Nur, meine Damen und Herren, wen wundert es eigentlich, daß sich kleine neue Genfirmen, die nicht der Registrierungspflicht unterliegen, die sich nicht an die Richtlinien halten müssen, im Einzelfall nicht daran halten? Was in Heidelberg passiert ist, ist kein Verstoß gegen irgendwelche Vorschriften. Deshalb haben auch das BMFT oder die Bundesregierung keinerlei Möglichkeiten zu Sanktionen

    (Zustimmung der Abg. Frau Blunck [SPD])

    gegen diesen Firmeninhaber und seine Mitarbeiter, die diese Richtlinien bei einem gentechnischen Experiment offensichtlich nicht eingehalten haben. Die Firma ist nicht Mitglied des Verbandes der Chemischen Industrie, kann in der Bundesrepublik im Grunde genommen machen, was sie will. Es ist nur bekanntgeworden, weil der Firmeninhaber selbst stolz im „Spiegel" über seine Experimente geplaudert hat. Daraus abzuleiten, wir wüßten, daß es in keiner anderen dieser neuen Genboutiquen nicht genehmigte Experimente gegeben habe, wie der Herr Staatssekretär es getan hat, finde ich eine sehr kühne Behauptung, die er dann bitte belegen möchte,

    (Beifall bei der SPD)

    indem er uns vielleicht vorführt, in welcher Art und Weise diese Kontrolle bei einer Reihe von anderen kleinen Genfirmen durchgeführt wird.

    (Frau Blunck [SPD]: Der Staatssekretär macht die Augen und Ohren zu!)

    Schon im November 1985 hat der Herr Staatssekretär Probst auf meine Anfrage im Deutschen Bundestag die Nichteinhaltung der Richtlinien in Heidelberg bestätigt und deutlich gemacht, daß es hier strukturelle Schwierigkeiten gibt, die in der mangelnden Ausgestaltung dieser Richtlinien liegen. Ich entnehme den Aussagen des Staatssekretärs, daß bis heute nichts geschehen ist. Das Ministerium weiß offensichtlich bis heute nicht, ob man eine gesetzliche Meldepflicht einführen will, wie wir Sozialdemokraten sie seit Jahren fordern. Auch die Rede von Herrn Haunschild hat in dieser Frage keine Klarheit geschaffen. Wir brauchen aber schnellstens Klarheit. Denn die Akzeptanz der Gentechnologie hängt auch davon ab, daß der Bürger weiß, daß alle Forschungslabors, unabhängig vom Betreiber, einer Kontrolle und Registrierungspflicht unterliegen.

    (Beifall der Abg. Frau Blunck [SPD])

    Meine Damen und Herren, wir brauchen diese gesetzliche Pflicht. Wenn der Bundesregierung nichts
    einfällt, dann kann sie notfalls auf das Gentechnologiegesetz aus dem Jahre 1979 zurückgreifen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das bitte nicht!)

    — Ich sage: notfalls, solange Sie, meine Damen und Herren, keinen besseren Weg aufzeigen; den würden wir natürlich gerne unterstützen. Aber bitte polemisieren Sie nicht gegen den Entwurf von 1979, wenn Ihnen nicht gleichzeitig etwas Besseres einfällt.
    Ich denke aber auch, daß die gesetzliche Verpflichtung aller Firmen aus einem anderen Grunde notwendig ist. Ein rechtlich abgesichertes Genehmigungs- und Zulassungsverfahren wird auch — das ist meine Hoffnung — die Möglichkeiten der Bürger stärken, ähnlich wie bei Genehmigungsentscheidungen nach dem Atomgesetz notfalls — ich will das nicht beschwören — auch gegen Entscheidungen einer Genehmigungsbehörde ihr Bürgerrecht wahrzunehmen, notfalls auch auf dem Klagewege.
    Ein letzter Punkt. Wir reden heute über die Verpflichtung zur Genehmigung. Ich denke, meine Damen und Herren, überfällig ist auch, daß für die Betreiber der gentechnischen Forschung und der gentechnischen Produktion eine klare Haftungsregelung eingeführt wird. Auch das muß meiner Ansicht nach schnellstens geregelt werden.
    Schönen Dank.

    (Beifall bei der SPD)