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ID1020301000

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    6. Haunschild.: 1
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    Plenarprotokoll 10/203 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 203. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 12. März 1986 Inhalt: Aktuelle Stunde betr. Haltung der Bundesregierung zu den unangemeldeten gentechnologischen Versuchen der Industrie Frau Dann GRÜNE 15579 B Lenzer CDU/CSU 15580 C Dr. Kübler SPD 15581 B Kohn FDP 15582 B Haunschild, Staatssekretär BMFT . . 15583 B Catenhusen SPD 15584 C Frau Dr. Neumeister CDU/CSU 15585 D Stahl (Kempen) SPD 15586 C Seesing CDU/CSU 15587 C Stiegler SPD 15588 B Dr. Voigt (Northeim) CDU/CSU 15589 A Fellner CDU/CSU 15590 A Fragestunde — Drucksache 10/5156 vom 7. März 1986 — Ansicht der Bundesministerin Dr. Süssmuth über die Bedeutung der Gesamtschule und über die Haltung der Bundesregierung zur Verschränkung von allgemeiner und beruflicher Bildung MdlAnfr 3, 4 07.03.86 Drs 10/5156 Kuhlwein SPD Antw PStSekr Pfeifer BMBW 15591 B ZusFr Kuhlwein SPD 15591 C Auffassung der Bundesregierung zur Resolution des Landesausschusses der SPD Schleswig-Holstein vom 18. Januar 1986 betr. Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Grundlagenvertrag mit der DDR MdlAnfr 5, 6 07.03.86 Drs 10/5156 Dr. Voigt (Northeim) CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Hennig BMB . . . . 15592 C ZusFr Dr. Voigt (Northeim) CDU/CSU . 15592 D ZusFr Kuhlwein SPD 15593A Äußerungen von Bundesverteidigungsminister Dr. Wörner in der „ZEIT" vom 28. Februar 1986 und in der amerikanischen Zeitschrift „Strategic Review" zur Luftverteidigung der NATO und insbesondere zur Flugkörperabwehr MdlAnfr 9, 10 07.03.86 Drs 10/5156 Frau Fuchs (Verl) SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg . . . 15594A ZusFr Frau Fuchs (Verl) SPD 15594 A ZusFr Horn SPD 15594 D ZusFr Mann GRÜNE 15595A ZusFr Frau Blunck SPD 15595A ZusFr Catenhusen SPD 15595 C ZusFr Lambinus SPD 15595 C ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD . 15595 D ZusFr Peter (Kassel) SPD 15596A ZusFr Berger CDU/CSU 15596 B II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 203. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 12. März 1986 Aufgaben des früheren Leiters des Referats ES (heute Hauptabteilungsleiter Rüstung) und der ihm unterstellten Bereiche bei der MAD-Gruppe S; Kontakte eines aus der Organisation Gehlen stammenden Agenten mit dem heutigen Hauptabteilungsleiter Rüstung, insbesondere Anlaß des Einschreibens vom 29. August 1978 MdlAnfr 11, 12 07.03.86 Drs 10/5156 Pauli SPD Antw PStSekr Würzbach BMVg . . . 15596 C ZusFr Pauli SPD 15596 C ZusFr Mann GRÜNE 15596 D Finanzierung von Frauenhäusern MdlAnfr 15, 16 07.03.86 Drs 10/5156 Frau Schmidt (Nürnberg) SPD Antw PStSekr Frau Karwatzki BMJFG . 15597 D ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD . 15597 D ZusFr Peter (Kassel) SPD 15598 A ZusFr Mann GRÜNE 15598 B ZusFr Frau Blunck SPD 15598 C ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 15599 B ZusFr Frau Weyel SPD 15599 D ZusFr Peter (Kassel) SPD 15599 D ZusFr Dolata CDU/CSU 15600A ZusFr Stahl (Kempen) SPD 15600 B Einsatz eines Gremiums zur Beratung des Bundesministeriums für Jugend, Familie und Gesundheit in der Frage der Finanzierung von Frauenhäusern; Zusammensetzung MdlAnfr 17, 18 07.03.86 Drs 10/5156 Peter (Kassel) SPD Antw PStSekr Frau Karwatzki BMJFG 15600 C ZusFr Peter (Kassel) SPD 15600 C ZusFr Frau Weyel SPD 15600 D ZusFr Tatge GRÜNE 15601 A ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD . 15601A ZusFr Frau Blunck SPD 15601 B ZusFr Dolata CDU/CSU 15601 C Verstärkte Aufklärung der Bevölkerung über die Forderung des Bundesverfassungsgerichts vom 25. Februar 1975, Schwangerschaftsberatung primär als Beratung zur Fortsetzung der Schwangerschaft durchzuführen MdlAnfr 19, 20 07.03.86 Drs 10/5156 Werner (Ulm) CDU/CSU Antw PStSekr Frau Karwatzki BMJFG 15602 B ZusFr Werner (Ulm) CDU/CSU 15602 D ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 15603 A ZusFr Graf Huyn CDU/CSU 15603 B ZusFr Dr. de With SPD 15603 B ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD . 15603 C ZusFr Graf von Waldburg-Zeil CDU/CSU 15603 C ZusFr Frau Blunck SPD 15603 D ZusFr Mann GRÜNE 15604 A ZusFr Peter (Kassel) SPD 15604 D ZusFr Catenhusen SPD 15605A Verhinderung des Rückgangs von Assistenzarzt-Stellen zugunsten von AiP-Stellen MdlAnfr 21 07.03.86 Drs 10/5156 Frau Augustin CDU/CSU Antw PStSekr Frau Karwatzki BMJFG . 15605 D Abzug des sogenannten Zusatzkindergeldes bis zu 46 DM von den Sozialhilfeleistungen MdlAnfr 22 07.03.86 Drs 10/5156 Kirschner SPD Antw PStSekr Frau Karwatzki BMJFG 15606 C ZusFr Kirschner SPD 15606 D ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD . 15607 A Vom Bundesminister für Forschung und Technologie geförderte Untersuchungen über den weiteren Einsatz von Robotern und dessen soziale Folgen; Förderung von Beratungsstellen für Betriebsräte MdlAnfr 31, 32 07.03.86 Drs 10/5156 Catenhusen SPD Antw StSekr Haunschild BMFT . . . 15607 B ZusFr Catenhusen SPD 15607 B ZusFr Fischer (Homburg) SPD 15608 C ZusFr Boroffka CDU/CSU 15608 D ZusFr Peter (Kassel) SPD 15608 D ZusFr Stahl (Kempen) SPD 15609A ZusFr Urbaniak SPD 15609 B ZusFr Nagel SPD 15609 C Nächste Sitzung 15609 D Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 203. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 12. März 1986 III Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 15610* A Anlage 2 Anerkennungsquoten der ab 1. Februar 1986 weiterbeschäftigten Vorsitzenden von Ausschüssen und Kammern für Kriegsdienstverweigerung im Vergleich zu denen ihrer früheren, inzwischen ausgeschiedenen Kollegen; Kriterien für die Weiterbeschäftigung der Vorsitzenden MdlAnfr 13, 14 07.03.86 Drs 10/5156 Dr. Schierholz GRÜNE SchrAntw PStSekr Würzbach BMVg . 15610* C Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 203. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 12. März 1986 15579 203. Sitzung Bonn, den 12. März 1986 Beginn: 8.00 Uhr
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    Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens * 14. 3. Brandt 12. 3. Büchner 12. 3. Cronenberg 12. 3. Dr. Enders * 13. 3. Franke (Hannover) 14. 3. Ganz (St. Wendel) 14. 3. Haase (Fürth) * 14. 3. Kittelmann * 12. 3. Klein (München) 12. 3. Frau Krone-Appuhn 14. 3. Lemmrich * 14. 3. Liedtke 12. 3. Mann 12. 3. Dr. Müller * 14. 3. Neumann (Bramsche) 14. 3. Petersen 14. 3. Rappe (Hildesheim) 12. 3. Dr. Riesenhuber 14. 3. Rühe 12. 3. Dr. Rumpf 12. 3. Schartz (Trier) 12. 3. Schlaga 14. 3. Schröder (Hannover) 12. 3. Schröer (Mülheim) 12. 3. Schulte (Unna) 12. 3. Dr. Schwenk 14. 3. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim * 13. 3. Voigt (Sonthofen) 12. 3. Vosen 14. 3. Dr. Wittmann 14. 3. Zander 14. 3. Zierer * 14. 3. Frau Zutt 12. 3. * entschuldigt für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Würzbach auf die Fragen des Abgeordneten Dr. Schierholz (GRÜNE) (Drucksache 10/5156 Fragen 13 und 14): Wie hoch waren im Jahre 1985 die Anerkennungsquoten derjenigen Vorsitzenden von Ausschüssen und Kammern für Kriegsdienstverweigerer gemäß § 9 ff. KDVNG, die nach der Verkleinerung der Zahl der Ausschüsse zum 1. Februar 1986 in ihren Funktionen verblieben gegenüber denjenigen Vorsitzenden, die zum 31. Januar 1986 aus ihrer Funktion ausgeschieden sind? Nach welchen Kriterien erfolgte die Weiterbeschäftigung von Vorsitzenden bei Ausschüssen und Kammern für Kriegsdienstverweigerer gemäß § 9ff. KDVNG über den 1. Februar 1986 hinaus? Zu Frage 13: Eine Statistik über die Anerkennungsquoten der Ausschüsse und Kammern für Kriegsdienstverweigerung wird nicht geführt. Im übrigen entscheidet nicht der Vorsitzende, sondern der gesamte Spruchkörper (§ 9 Abs. 5 KDVNG). Zu Frage 14: Die personelle Besetzung der ab 1. Februar 1986 neu eingerichteten Dienstposten für Vorsitzende von Ausschüssen ist noch nicht abgeschlossen. Die Personalentscheidungen richten sich nach der fachlichen Qualifikation unter Berücksichtigung der persönlichen Situation und der örtlichen Bindungen der einzelnen Bediensteten.
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    Rede von Roland Kohn


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich möchte zu dieser frühen Stunde hier drei Fragen diskutieren.
    Erstens. Was ist tatsächlich passiert? Es ist wichtig, den Nebelvorhang ein bißchen zu beseitigen, den aufzurichten auch die Fraktion DIE GRÜNEN hier versucht hat. Tatsache ist, daß die Firma GenBio-Tec in Heidelberg Experimente mit Gentechnologie erst mit mehrmonatiger Verspätung angemeldet hat. Das ist der Sachverhalt. Dies ist ein Regelverstoß.

    (Schulte [Menden] [GRÜNE]: Wie wird der geahndet?)

    Herr Kollege Lenzer hat dies hier zu Recht angesprochen. Tatsache ist weiter, daß das Bundesministerium für Forschung und Technologie über die Projekte, die hier durchgeführt worden sind, informiert war. Tatsache ist weiterhin, daß auch die wissenschaftliche Öffentlichkeit darüber informiert war, welche Experimente bei der Firma Gen-BioTec durchgeführt worden sind.

    (Frau Dann [GRÜNE]: Aber Kontrollinstanzen gibt es nicht!)

    Tatsache ist weiter, daß die Zentrale Kommission für Biologische Sicherheit am 24. Oktober 1985 nachträglich die Experimente der Firma Gen-BioTec akzeptiert, als korrekt bezeichnet und in die Sicherheitsstufe L 2 eingeordnet hat, also — um dies der Öffentlichkeit zu verdeutlichen — in die zweiunterste der vier Sicherheitsstufen, die es insgesamt gibt.

    (Frau Dann [GRÜNE]: Das Problem wird dadurch nicht geringer!)

    Tatsache ist, daß die Sicherheitsregeln von der Firma nicht eingehalten worden sind, was die Anmeldung betrifft. Tatsache ist aber ebenso, daß zu keinem Zeitpunkt irgendeine Gefährdung für Mensch und Umwelt bestanden hat.

    (Zuruf der Abg. Frau Dann [GRÜNE]: Das ist noch zu diskutieren!)

    Die zweite Frage, die ich diskutieren möchte, ist, warum die GRÜNEN gerade zu diesem Zeitpunkt eine Aktuelle Stunde über diese Themen beantragt haben. Ganz offensichtlich ist nach meiner Überzeugung, daß hier ein ganz bestimmter Versuch gemacht wird, nämlich zu suggerieren, daß aus vordergründigen Kapitalverwertungsinteressen ein unverantwortlicher Umgang mit Gentechnologie in der deutschen Industrie stattfinde. Dies ist eine Unterstellung, die ich mit Entschiedenheit zurückweise.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Das, was Sie, meine Damen und Herren von den GRÜNEN, vorführen, ist kein Einzelfall, sondern Teil einer ganzen Strategie. Zunächst einmal haben Sie in der Vergangenheit versucht, die Probleme der Reproduktionsbiologie mit der Gentechnologie zu vermengen, um in der Öffentlichkeit Unsicherheit zu schaffen und Emotionen hervorzurufen; dann haben Sie Desinformation über die Ziele der Gentechnologie betrieben, indem Sie gesagt haben,

    (Frau Dann [GRÜNE]: Emotionen gehören dazu!)

    es ginge darum, durch Gentechnologie so etwas wie Homunkuli herbeizuführen und Mensch/TierMischwesen und sonstige Fehlentwicklungen zu fördern. Sie haben dann in einem weiteren Schritt so getan, als habe die Entstehung des Aids-Virus irgend etwas mit Gentechnologie zu tun.

    (Frau Dann [GRÜNE]: Das ist nicht widerlegt!)

    Die Absicht, die dahintersteht, ist eindeutig: Sie wollen Desinformation und Emotionalisierung, um die Bürger zu verunsichern. Dies ist ein unverantwortlicher Umgang mit einem wichtigen Thema.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Die GRÜNEN wollen die Gentechnologie aus grundsätzlichen dogmatischen und weltanschaulichen Gründen nicht. Dafür gibt es Belege, z. B. die Entscheidung der sogenannten Bundesversammlung der GRÜNEN, wo sie den Ausstieg aus der Gentechnologie generell beschlossen haben auch übrigens dort, wo es darum geht, etwas für die Gesundheit unserer Menschen zu tun, wo es um die



    Kohn
    Probleme der Welternährung und wo es um Umweltschutz geht. Aber wenn Ihnen etwas nicht ins Konzept paßt, sind Sie bereit, alle diese Ziele über Bord zu werfen.

    (Vogel [München] [GRÜNE]: Das hat doch damit nichts zu tun!)

    Dies ist ein verantwortungsloser Umgang mit einem ganz wichtigen Thema und ein Mißbrauch des Vertrauens, das manche Wähler Ihnen 1983 geschenkt haben.

    (Frau Dann [GRÜNE]: Das wird sich herausstellen!)

    Die dritte Frage, die ich diskutieren möchte, ist die Frage nach der liberalen Position. Wir sind der Auffassung, daß die Sicherheitsrichtlinien der ZKBS ständig überprüft werden müssen und an den Stand der wissenschaftlichen und technischen Entwicklung angepaßt werden müssen.

    (Frau Dann [GRÜNE]: Und die Kontrolle!)

    Wir sind weiter der Meinung, daß der hohe Sicherheitsstandard in der Bundesrepublik Deutschland, der bisher dazu geführt hat, daß in zehn Jahren nichts, aber auch gar nicht passiert ist, was eine Gefährdung des Menschen oder der Umwelt bedeuten würde, aufrechterhalten wird. Wir Freien Demokraten sind weiterhin der Meinung, daß es angesichts der Tatsache, daß sich immer mehr Unternehmen mit gentechnologischen Experimenten beschäftigen, eine vernünftige Überlegung ist, die Sicherheitsrichtlinien für alle Unternehmen, die in diesem Bereich arbeiten, verbindlich zu machen. Wir Liberalen setzen auch in Zukunft auf Aufklärung und Information gegen die Strategie der GRÜNEN mit Desinformation und Agitation. Wir wollen, daß auch in Zukunft die Gentechnologie in der Bundesrepublik Deutschland sicher bleibt.
    Vielen Dank.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Rede von Richard Stücklen
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat Herr Staatssekretär Haunschild.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Bundesregierung hat aus der Presse im Sommer 1985 zum erstenmal erfahren, daß zumindest ein Unternehmen gentechnische Experimente nicht rechtzeitig bei der Zentralen Kommission für Biologische Sicherheit angemeldet hat. Das Unternehmen hat damit eindeutig gegen die von den einschlägigen Industrieverbänden zugesicherte Selbstbindung an die von der Bundesregierung 1978 erstmals erlassenen Richtlinien zum Schutz vor Gefahren durch in vitro neukombinierte Nukleinsäuren — ich entschuldige mich für den bürokratischen Ausdruck —, kurz die Genrichtlinien genannt, verstoßen.

    (Frau Blunck [SPD]: Der bürokratische Ausdruck ist noch zu entschuldigen, die Unwissenheit nicht!)

    Der Sachverhalt ist von den Sprechern der Fraktionen im wesentlichen richtig dargestellt worden.
    Bis zu diesem Zeitpunkt konnten die Bundesregierung, die Wissenschaftsorganisation und die beteiligten Wirtschaftsverbände davon ausgehen, daß sich das flexible Instrument der Genrichtlinien lükkenlos bewährt hat. Die Genrichtlinien, die auf frühzeitige Anregung aus der Wissenschaft selbst in gemeinsamer Verantwortung von Staat und Wissenschaft erarbeitet und erlassen wurden, haben das Ziel, einen der dynamischsten Bereiche der Wissenschaft nicht unzumutbar zu behindern und die Allgemeinheit vor unbekannten, erst mit fortschreitenden wissenschaftlichen Erkenntnissen eindeutig abschätzbaren Risiken zu schützen, erreicht.

    (Senfft [GRÜNE]: Was heißt denn Allgemeinheit?)

    Der festgestellte Verstoß gegen die Richtlinien — in der Industrie ist nach unserer Kenntnis bisher nur ein einziger Verstoß festgestellt worden —

    (Zuruf von den GRÜNEN: Wie ist der geahndet worden?)

    betraf keine gentechnischen Experimente in sicherheitsrelevanten Klassifizierungen. Es ist insbesondere — darauf wurde von anderen Sprechern bereits hingewiesen — keine Gefährdung von Menschen und Umwelt eingetreten.
    Die Bundesregierung hat sofort nach Bekanntwerden dieses ersten Verstoßes die ZKBS, also die Kommission für die Biologische Sicherheit, um Prüfung gebeten, und diese Kommission hat das Unternehmen schon am 27. August 1985 um Stellungnahme gebeten. Die gentechnischen Arbeiten des Unternehmens wurden daraufhin von der ZKBS geprüft, und inzwischen wurden sie zugelassen. Ich wiederhole: Eine Gefährdung von Umwelt und Menschen war nicht eingetreten.

    (Schulte [Menden] [GRÜNE]: Die Platte kennen wir!)

    Weitere Fälle in der Industrie sind nicht bekanntgeworden.

    (Schulte [Menden] [GRÜNE]: Was haben Sie denn getan, damit sie bekannt werden?)

    Auf Grund dieser Vorfälle hat der Bundesminister für Forschung und Technologie alle zuständigen Stellen angewiesen, die Überwachung der Registrierpflicht zu verschärfen. Bundesmittel für die Forschungsförderung werden zukünftig erst dann freigegeben, wenn der Nachweis der Anmeldung der geplanten Experimente erbracht ist.
    Um auf Ihre Frage, Herr Abgeordneter Kübler, zu antworten: Es ist richtig, daß die Mittel, die der Firma in Heidelberg zugeflossen waren, nicht Forschungsförderungsmittel, sondern Mittel zur Existenzgründung für ein sogenanntes technologieorientiertes Unternehmen waren. Bei der Vergabe solcher Mittel verweisen wir nicht generell darauf, daß sämtliche geltenden Rechtsvorschriften besonders zu beachten sind. Wir haben aus diesem Fall gelernt — weil dies ein BMFT-naher Fall ist — und werden in Zukunft auch auf die Einhaltung der Genrichtlinien ganz besonders hinweisen. Wir ha-



    Staatssekretär Haunschild
    ben die Länder gebeten, in ähnlichen Fällen ebenso zu verfahren.
    Unabhängig von dem Vorfall, der Anlaß für diese Aktuelle Stunde ist, erarbeitet die Bundesregierung zur Zeit eine erneute Revision dieser Richtlinien. Gründe für diese Überarbeitung sind zunächst
    — die Anpassung an die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse auf dem Gebiet der Gentechnologie und damit auch eine — inzwischen durch die wissenschaftlichen Arbeiten leichter gewordene — realistische Abschätzung realer und potentieller Risiken,
    — die Notwendigkeit, Regeln für die großtechnische Erzeugung von Produkten mit Hilfe gentechnisch veränderter Organismen zu schaffen,
    — und schließlich eine Reaktion auf die inzwischen wesentlich breiter gewordene Anwendung gentechnischer Methoden.
    Vorwürfe in einzelnen Presseorganen — insbesondere eines wurde erwähnt —, die staatlichen Stellen, die Wissenschaft und die Industrie gingen leichtfertig mit den notwendigen Sicherheitsanforderungen bei gentechnischen Experimenten um und vernachlässigten die Sicherheit zugunsten wissenschaftlicher und wirtschaftlicher Erfolge, müssen als vollkommen falsch zurückgewiesen werden. Sie entbehren jeglicher Grundlage und sind für eine sachliche Diskussion eines sehr komplexen Bereiches wirklich nicht sehr hilfreich.
    Zahlreiche ausländische Experten bestätigen als unabhängige Zeugen, daß der Diskussionsprozeß gerade in der Bundesrepublik Deutschland — durchaus im Gegensatz zu einigen anderen Industrieländern — auf allen Ebenen mit Sachverstand und großem Ernst sehr frühzeitig begonnen wurde und intensiv fortgesetzt wird.
    Die jetzt kurzfristig vorgesehene Revision der Genrichtlinien, deren Inhalt der Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages im wesentlichen bekannt ist, greift der Stellungnahme und den Empfehlungen der Enquete-Kommission nicht vor. Der Vorteil von Richtlinien besteht in ihrer Flexibilität, also vor allem darin, daß sie rascher dem aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisstand und auch politischen Forderungen angepaßt werden können. Allerdings wird sich bei der Revision voraussichtlich ergeben — die rechtliche Prüfung ist noch nicht abgeschlossen —, daß eine Registrierungspflicht von Genlaboratorien beim Bundesgesundheitsamt zweckmäßig erscheint, und dies wird voraussichtlich dazu führen, daß wir eine schon vorhandene gesetzliche Basis für diese Registrierungspflicht benutzen müssen. Insofern wird die bisherige freiwillige Selbstbindung an die Richtlinien eingeschränkt werden.
    Darüber hinaus werden zur Zeit von den dafür zuständigen Stellen Unfallverhütungsvorschriften für den Umgang mit gentechnisch veränderten Organismen in Laboratorien und Produktionsanlagen ausgearbeitet, und diese Unfallverhütungsvorschriften werden zügig in Kraft gesetzt werden.
    Ich möchte abschließend noch einmal an alle Beteiligten, insbesondere den Deutschen Bundestag, appellieren, den Dialog über die Chancen und die Risiken der Gentechnik wie bisher mit der nötigen Sachlichkeit und Ruhe zu führen. Wir haben dazu nicht beliebig viel Zeit. Die Probleme sind aber auch nicht so gelagert, daß überstürzte Aktionen notwendig wären.

    (Frau Dann [GRÜNE]: Aber die Probleme sind nicht abschätzbar!)

    Ich danke Ihnen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)