Rede von
Hannegret
Hönes
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (GRÜNE)
Nein. Ich möchte gern in meiner Rede fortfahren.
Wer sich brutal über die Belange und die Bedürfnisse der betroffenen Bevölkerung hinwegsetzt, der macht auch vor Naturzerstörung keinen Halt. Großflächiges Zerfahren und Zerstören von Naturschutzgebieten ist die Regel, nicht die Ausnahme. Das haben wir doch in Hessen nach Abschluß des Reforger-Manövers erlebt.
Dazu kommen der ständig zunehmende Landfraß für neue militärische Einrichtungen, Depots, Pipelines, Flughäfen bzw. deren Erweiterungen, Panzertrassen und militärischer Straßenbau. Und das — ich beziehe mich hier ausdrücklich auf das Weißbuch der Bundesregierung von 85 —, obwohl bereits jetzt kein anderes Land militärisch so intensiv genutzt wird wie die Bundesrepublik. Kein Land hat eine ähnlich hohe Stationierungsdichte von Waffen und Soldaten. Kein Land wird auf engem Raum so stark von Manövern bedrängt. Zwei Drittel der Bundesrepublik sind Tieffluggebiet. Mindestens 5,6 % der Fläche unseres Landes werden militärisch geschunden. Dagegen stehen nur 1 % Naturschutzfläche.
Versuchen Sie doch nicht, Ihre Legitimationskrise, Herr Wörner, die Irrationalität Ihrer militärischen Planungen — irrational deshalb, weil das, was verteidigt werden soll, schon in der Vorbereitung des Ernstfalls zerstört wird — durch Umweltbroschüren und hektisches Umwidmen von Haushaltstiteln zu kaschieren.
Laufende Kosten, die früher als Transportkosten aufgeführt wurden, als Umweltschutzkosten auszuweisen, das ist glatter Betrug.
Was Sie sagen, Herr Minister, scheint jedoch noch harmlos zu sein gegenüber dem, was Sie verschweigen. Ich fordere Sie nochmals auf, die Frage 7 unserer Großen Anfrage „Umweltschutz und Bundeswehr" detailliert zu beantworten. Lagert die Bundeswehr radioaktive Munition? Bringt sie CKampfstoffe zur Detonation? Solange Sie nur bereit sind, einige unbedeutende Details bekanntzugeben und die Geheimstudie „Umweltdatei" der Öffentlichkeit nicht zugänglich zu machen, haben wir allen Grund anzunehmen, daß die Bundeswehr Atom-und chemische Waffen benutzt. Die GRÜNEN werden diese Geheimhaltungspolitik weiterhin bekämpfen. Wir stehen damit nicht allein. Der Widerstand in der Bevölkerung wächst ebenso wie die Angst vor der Zerstörung unseres natürlichen Le-
Deutscher Bundestag — 10.Wahlperiode — 201. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 27. Februar 1986 15471
Frau Hönes
bensraumes. Den GRÜNEN wird oft vorgeworfen, sie scheuten sich, Verantwortung zu übernehmen. Ich frage mich, wofür Sie und Ihre Parteifreunde alles die Verantwortung zu übernehmen bereit sind.