Rede von
Anton
Pfeifer
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(CDU)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir haben in der zurückliegenden Zeit hier im Parlament über die Bildungspolitik viele — zum Teil heftige — Auseinandersetzungen gehabt. Deswegen lassen Sie mich heute damit beginnen, Herr Kollege Kastning, daß ich sage: Wir haben heute offensichtlich in einigen Bereichen Übereinstimmung, und das begrüße ich.
15468 Deutscher Bundestag — 10.Wahlperiode — 201. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 27. Februar 1986
Parl. Staatssekretär Pfeifer
— Das hat auch Herr Schemken zum Ausdruck gebracht.
Wir haben zunächst einmal Übereinstimmung darin, daß ein sachkundiger und vernünftiger Umgang mit informationstechnischen Systemen und Medien zunehmend zu einer in allen Lebensbereichen erforderlichen allgemeinen Fähigkeit gehört. Deswegen hat die Bundesregierung j a auch immer betont, daß eine informationstechnische Bildung heute immer mehr als notwendiger Bestandteil der Allgemeinbildung anzusehen ist.
Ich stelle fest, daß wir uns wohl auch in einem zweiten Punkt einig sind, nämlich darin, daß allgemeine informationstechnische Bildung nichts mit der Vermittlung von Spezialistenwissen zu tun hat, sondern daß allgemeine informationstechnische Bildung heißt: grundlegende informationstechnische Fähigkeiten zu vermitteln, allgemeine Orientierung zu ermöglichen, die Chancen der neuen Techniken deutlich ins Bewußtsein der Jugendlichen zu rücken, ohne die Risiken zu verharmlosen, und junge Menschen zu befähigen, den technologischen Wandel, mit dem auch ein teifgreifender sozialer Wandel einhergeht, human zu gestalten.
Meine Damen und Herren, das alles ist auch das Ziel des von der Bundesregierung initiierten Rahmenkonzepts der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung zur „Informationstechnischen Bildung in Schule und Ausbildung". Insofern hat Herr Schemken schon recht: Hier sind Sie ein Stück weit auf eine Entwicklung aufgesprungen, die sich bereits vollzieht.
Ich möchte einen dritten Punkt ansprechen: Informationstechnische Bildung in diesem Sinne hat sicher nichts damit zu tun, daß eine unkritische Akzeptanz der neuen Medien in den Schulen gefördert werden soll, wie Sie es in Ihrem Antrag befürchten. Ich glaube nicht, daß dies das Problem unserer Schulen ist. Viel eher sehe ich es als Problem an, daß zumindest in der Vergangenheit — mancherorts zu lange — die neuen Technologien nur zögerlich und zaghaft Eingang in das schulische und berufliche Bildungswesen gefunden haben. Ich meine, daß es deswegen dringend notwendig war, daß wir durch die Initiativen, welche die Bundesregierung ergriffen hat, eines deutlich gemacht haben: Aufgabe des Bildungswesens ist auch die Heranbildung und die Entfaltung von technischer Intelligenz, ohne die wir konkurrenzfähige Spitzentechnologien und ihre humane Anwendung mit Sicherheit nicht erreichen können.
Insgesamt meine ich, daß einige Teile Ihres Antrags durchaus auch eine Bestätigung der Politik der Bundesregierung darstellen. Über andere Teile Ihres Antrags wird man im einzelnen noch reden müssen. Zumindest wird man bei manchem, was in Ihrem Antrag als Frage formuliert ist, hinterfragen müssen, was Sie damit meinen. Aber das ist sicherlich nicht Gegenstand der Beratungen hier, sondern das wird in den Ausschüssen erfolgen können.
Insofern, meine Damen und Herren, ist die Bundesregierung zu einer konstruktiven Beratung dieses Antrags in den Ausschüssen bereit.