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ID1017829700

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 10/178 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 178. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 28. November 1985 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 13524 B Fortsetzung der zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1986 (Haushaltsgesetz 1986) — Drucksachen 10/3700, 10/4101 — Beschlußempfehlungen und Bericht des Haushaltsausschusses — Drucksachen 10/4151 bis 10/4180 — Einzelplan 11 Geschäftsbereich des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung — Drucksachen 10/4161, 10/4180 — in Verbindung mit Einzelplan 15 Geschäftsbereich des Bundesministers für Jugend, Familie und Gesundheit — Drucksachen 10/4165, 10/4180 — Sieler SPD 13476 C Strube CDU/CSU 13479 A Tischer GRÜNE 13483 B Cronenberg (Arnsberg) FDP 13486 B Frau Fuchs (Köln) SPD 13489 B Roth (Gießen) CDU/CSU 13493 B Frau Kelly GRÜNE 13495 D Handlos fraktionslos 13496 C Dr. Blüm, Bundesminister BMA . . . 13497 D Rappe (Hildesheim) SPD 13503 D Frau Dr. Adam-Schwaetzer FDP . . . 13505 C Waltemathe SPD 13507 B Rossmanith CDU/CSU 13511 B Frau Dr. Süssmuth, Bundesminister BMJFG 13514 B Jaunich SPD 13518A Eimer (Fürth) FDP 13520 B Deres CDU/CSU 13521 D Dr. Müller (Bremen) GRÜNE 13523A Frau Kelly GRÜNE (Erklärung nach §31 GO) 13526 A Vizepräsident Stücklen 13483 C Namentliche Abstimmung 13524 C Ergebnis 13524 B Einzelplan 06 Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern — Drucksachen 10/4156, 10/4180 — in Verbindung mit Einzelplan 36 Zivile Verteidigung — Drucksachen 10/4176, 10/4180 — in Verbindung mit Einzelplan 33 Versorgung — Drucksachen 10/4174, 10/4180 — II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 178. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 28. November 1985 Kühbacher SPD 13526 D Gerster (Mainz) CDU/CSU 13533 D Schulte (Menden) GRÜNE 13537 C Frau Seiler-Albring FDP 13541A Dr. Nöbel SPD 13543 D Dr. Riedl (München) CDU/CSU 13547 C Klein (Dieburg) SPD 13550 C von Hammerstein CDU/CSU 13553A Baum FDP 13554 B Dr. Laufs CDU/CSU 13556A Dr. Hirsch FDP 13557 D Dr. Zimmermann, Bundesminister BMI 13558 D Vizepräsident Stücklen 13552 D Einzelplan 25 Geschäftsbereich des Bundesministers für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau — Drucksachen 10/4169, 10/4180 — Nehm SPD 13563 A Echternach CDU/CSU 13565A Werner (Westerland) GRÜNE 13567 A Grünbeck FDP 13569A Dr. Schneider, Bundesminister BMBau 13571A Einzelplan 07 Geschäftsbereich des Bundesministers der Justiz — Drucksachen 10/4157, 10/4180 — in Verbindung mit Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht — Drucksachen 10/4166, 10/4180 — Frau Zutt SPD 13574A Deres CDU/CSU 13575 D Mann GRÜNE 13577 D Kleinert (Hannover) FDP 13580A Handlos fraktionslos 13581 D Engelhard, Bundesminister BMJ . . . 13582 D Einzelplan 12 Geschäftsbereich des Bundesministers für Verkehr — Drucksachen 10/4162, 10/4180 — Purps SPD 13584 C Metz CDU/CSU 13586 D Senfft GRÜNE 13588 D Hoffie FDP 13590 C Dr. Dollinger, Bundesminister BMV . . 13592 C Einzelplan 10 Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten — Drucksachen 10/4160, 10/4180 — Frau Zutt SPD 13594 C Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU . . . 13596A Suhr GRÜNE 13598 D Bredehorn FDP 13600 A Müller (Schweinfurt) SPD 13602 B Kiechle, Bundesminister BML 13604 B Oostergetelo SPD (Erklärung nach § 30 GO) 13606 B Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU (Erklärung nach § 30 GO) 13606 C Einzelplan 13 Geschäftsbereich des Bundesministers für das Post- und Fernmeldewesen — Drucksache 10/4163 — Walther SPD 13607 B Echternach CDU/CSU 13609 B Frau Dann GRÜNE 13611C Hoffie FDP 13614 A Dr. Schwarz-Schilling, Bundesminister BMP 13616C Präsident Dr. Jenninger 13612C, 13613A, 13619 B Haushaltsgesetz 1986 — Drucksachen 10/4178, 10/4179 — Wieczorek (Duisburg) SPD 13619 D Roth (Gießen) CDU/CSU 13620 D Vogel (München) GRÜNE 13621 D Dr. Weng (Gerlingen) FDP 13622 A Beratung der Beschlußempfehlung des Vermittlungsausschusses zu dem Gesetz zur Änderung des Gesetzes über die Lastenausgleichsbank — Drucksache 10/4392 — Schmidhuber, Minister des Freistaates Bayern 13622 C Nächste Sitzung 13623 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten 13624*A Deutscher Bundestag — 10.Wahlperiode — 178. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 28. November 1985 13475 178. Sitzung Bonn, den 28. November 1985 Beginn: 9.01 Uhr
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    Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens * 28. 11. Antretter * 29. 11. Bahr 29. 11. Bueb 29. 11. Büchner (Speyer) * 29. 11. Clemens 29. 11. Collet 29. 11. Dr. Daniels 28. 11. Frau Eid 29. 11. Ertl 29. 11. Frau Fischer * 29. 11. Franke (Hannover) 29. 11. Dr. Götz 29. 11. Haase (Fürth) * 29. 11. Freiherr Heereman von Zuydtwyck 28. 11. Ibrügger 29. 11. Jäger (Wangen) * 29. 11. Junghans 29. 11. Kittelmann * 29. 11. Klose 29. 11. Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Kreile 29. 11. Lamers 28. 11. Leonhart 29. 11. Lemmrich * 29. 11. Lenzer 28. 11. Dr. Mertens (Bottrop) 28. 11. Dr. Müller * 29. 11. Nagel 29. 11. Dr. Olderog 29. 11. Schlaga 29. 11. Frau Schmidt (Nürnberg) 29. 11. Schmidt (Wattenscheid) 29. 11. Dr. Todenhöfer 29. 11. Voigt (Sonthofen) 29. 11. Vosen 28. 11. Frau Wagner 28. 11. Werner (Dierstorf) 29. 11. Frau Dr. Wex 29. 11. Zierer 29. 11. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Rudolf Müller


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr Kollege Bredehorn, erst einmal zu Ihnen. Sie haben uns vorgeworfen, wir würden umverteilen. Was wir wollten, war, einkommensstarken landwirtschaftlichen Betrieben weniger Subventionen zugunsten einkommensschwacher landwirtschaftlicher Betriebe zu geben.

    (Beifall bei der SPD — Zurufe von der CDU/CSU)

    Nun zum Kollegen Schmitz. Ich habe Ihrer Rede gut zugehört. Daraus gewinnt man den Eindruck, der Landwirtschaft würde es hervorragend gehen.
    Die Lage der Landwirtschaft ist aber katastrophal, und dies nach drei Jahren Ihrer Regierungszeit.

    (Zuruf von der CDU/CSU)

    Ich bin überzeugt, die Landwirte wären sehr, sehr glücklich, wenn es Ihnen heute so ginge wie nach 15 Jahren sozialdemokratischer Regierung.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das sind Ihre Wunschträume! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    An dieser Lage, meine sehr verehrten Damen und Herren — seien Sie doch nicht so nervös —, ändert weder die Steigerung im Einzelplan 10 etwas noch neue Subventionen. Dies sind nur Alibis und der Versuch eines Ausgleichs für das schlechte Verhandlungsergebnis in Brüssel.

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    Überschüsse in einem Gesamtwert von über 25 Milliarden DM lagern in der Gemeinschaft.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Seit wann haben wir die denn?)

    Sie sind weder in der EG noch auf dem Weltmarkt ohne Subventionen abzusetzen.

    (Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Das wußtet ihr doch schon vor fünf Jahren, daß das kommt!)

    Exportsubventionen von zirka 16 Milliarden DM haben nicht ausgereicht, diese Vorräte zu vermindern. So liegen heute trotz Quoten — und das ist ja Ihre Erfindung — 1,2 Millionen Tonnen Butter auf Lager,

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    Hunderttausende Tonnen Magermilchpulver und Rindfleisch

    (Anhaltende Zurufe von der CDU/CSU)

    und Millionen Tonnen Getreide. Das hat es zu unserer Zeit nie gegeben.

    (Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Trotz Gesamtaufwendungen von 45 Milliarden DM sind die Einkommen vor allem der deutschen Landwirte — wen wundert es — sehr stark zurückgegangen. Und wen wundert es auch, daß die deutschen Landwirte kaum eine Zukunftsperspektive sehen.
    Hinzu kommen die ökologischen Probleme. Die Beeinträchtigung von Umwelt und Natur hat vielerlei Ursachen. Unbestritten ist, daß auch die Landwirtschaft mit zunehmender Spezialisierung, Nutzung des technischen Fortschrittes und Intensivierung zur Belastung der Umwelt beiträgt. Ungerecht jedoch wäre es, die Landwirte allein als Umweltsünder anzuklagen.

    (Eigen [CDU/CSU]: Aha! — Ganz neue Töne!)

    Weltfremd ist aber derjenige, der auf den technischen Fortschritt in der Landwirtschaft verzichten
    und die Landwirtschaft zu den Bewirtschaftungs-



    Müller (Schweinfurt)

    methoden unserer Urgroßväter zurückführen möchte.

    (Zustimmung bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Konsensfähige Lösungen, meine Damen und Herren, wird es nur dann geben, wenn Umweltschutz mit den Landwirten und nicht gegen sie verwirklicht wird.

    (Beifall bei der SPD — Zuruf von der CDU/CSU: Das kommt aber sehr spät! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Alle Verantwortlichen sind sich einig, daß die Lage der Landwirtschaft und der Agrarmärkte den weiteren Bestand der EG gefährden kann. Einig sind sie sich auch, daß es deshalb so nicht weitergehen kann. Eine breite Mehrheit ist sich im Grundsatz sogar über Parteigrenzen hinweg darüber einig, wie die Lösungen aussehen müssen. Nur die Bundesregierung und der zuständige Landwirtschaftsminister schweigen sich aus. Es liegt kein diskussionsfähiges Konzept auf dem Tisch, obwohl eine Neuorientierung der Agrarpolitik überfällig ist.
    Als wirksamer Ausweg aus der bestehenden Krise kommt für uns Sozialdemokraten eine stärker marktwirtschaftlich ausgerichtete Agrarpolitik in Betracht. Das bedeutet weder — und dies will ich hier ausdrücklich betonen — die Aufgabe des Außenschutzsystems und der Gemeinschaftspräferenz noch die Aufgabe der gemeinsamen Agrarpreise. Es bedeutet auch nicht, die Marktordnungen abzuschaffen. Sie sind aber auf die ihnen ursprünglich zugedachten Aufgaben zurückzuführen. Es bedeutet genausowenig die Senkung der EG-Agrarpreise auf Weltmarktniveau.

    (Hornung [CDU/CSU]: Das sind neue Töne!)

    Weltmarktbedingungen sind für die europäische Landwirtschaft weder wünschenswert noch durchführbar.

    (Zustimmung bei der SPD und der CDU/CSU)

    Dies zur Klarstellung.
    Eine marktgerechte Ausgestaltung der EG-Agrarpolitik wird für die betroffenen Landwirte jedoch nur dann annehmbar und innerhalb der Zwölfergemeinschaft kompromißfähig, wenn ihre Auswirkungen auf die Einkommen der europäischen Landwirte in angemessener Weise ausgeglichen werden.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Was heißt „angemessen"?)

    Solche Einkommenshilfen, die beileibe kein neues Instrument in der Agrarpolitik sind, müssen produktionsneutral ausgestaltet sein.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Nur so läßt sich der Anreiz zu mehr Produktion vermeiden.
    Weiter kann die Förderung der Flächenstillegung oder Nutzungsänderung für Zwecke des Natur- und
    Gewässerschutzes in Betracht kommen. Von besonderer Bedeutung wäre außerdem eine Vorruhestandsregelung für ältere Landwirte nach Vollendung des 55. Lebensjahres.

    (Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Das sind ja ganz neue Töne!)

    Die nach der Berufsaufgabe frei werdenden Flächen sollten vorrangig für Zwecke des Naturschutzes genutzt werden.

    (Frau Dr. Hellwig [CDU/CSU]: Wald!)

    Direkte Einkommensübertragungen könnten durch ein Bündel weiterer Maßnahmen ergänzt werden.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Sind das Subventionen?)

    Neben der Aufforstung käme die Förderung sogenannter alternativer Produkte wie z. B. Faserpflanzen, Körnerleguminosen und Luzerne in Betracht.

    (Beifall des Abg. Dr. Rumpf [FDP])

    Außerdem könnte die Förderung nachwachsender Rohstoffe als Ausgangsstoff für die industrielle Verwendung und als Energieträger den Agrarmarkt entlasten.

    (Hornung [CDU/CSU]: Sind das die Subventionen, die Ihre Kollegen wieder bekämpfen? — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Vor allzu hohen Erwartungen bezüglich nachwachsender Rohstoffe und Flächenstillegungsprogrammen möchte ich jedoch warnen. Sie können kein Allheilmittel für die Krise der Agrarpolitik sein.
    Meine Damen und Herren, keine Lösung für uns sind zusätzliche administrative Eingriffe in den Agrarmarkt wie z. B. Quotenregelungen für Getreide oder Überschußprodukte. Keine Lösung ist für uns eine aggressive Exportpolitik, denn der Weltmarkt ist nicht mehr aufnahmefähig, und Exporterstattungen sind nicht mehr finanzierbar. Keine Lösung für uns ist die einseitige Abschottung des EG-Agrarmarktes. Keine Lösung für uns ist die Renationalisierung der gemeinsamen Agrarpolitik. Keine Lösung für uns ist eine aktive Preispolitik.

    (Eigen [CDU/CSU]: Welche dann? Eine degressive?)

    — Herr Kollege Eigen, Sie wissen doch, welche Folgen die aktive Preispolitik gehabt hat. Sie hat den Einkommensstarken geholfen, aber den Umsatzschwachen nichts gegeben. Das ist die Konsequenz. Deswegen wollen Sie persönlich weiterhin eine aktive Preispolitik. Das ist die Situation. Sie wollen keine Einkommenshilfen, weil nicht Sie, Herr Kollege Eigen, sie bekämen, sondern die Einkommensschwachen. Das ist unser Konzept. Wir wollen den Einkommensschwachen helfen, um das ganz deutlich zu sagen.

    (Eigen [CDU/CSU]: Sagen Sie mal, wie weit Sie mit den Preisen herunter wollen!)

    — Ich habe Ihnen ganz deutlich gesagt, was wir
    wollen. Ich bitte, das zur Kenntnis zu nehmen und



    Müller (Schweinfurt)

    dann, wenn man etwas anderes will, nicht immer nur persönliche Vorteile zu sehen.

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, unser Konzept einer Neuorientierung der Agrarpolitik erscheint konsensfähig. Auch die FDP hält im sogenannten Gallus-Papier einen solchen Weg für gangbar. Herr Bangemann hat dies vor einigen Tagen in Frankfurt noch einmal bekräftigt.
    Alle Bundesländer haben sich im Agrarausschuß des Bundesrates auf ein Reformpapier verständigt. Grundlage war ein von Bayern vorgelegtes Papier, auf dessen Kernaussagen sich die für Agrarpolitik zuständigen Staatssekretäre der unionsgeführten Bundesländer geeinigt haben. In Ziffer 14 heißt es — verkürzt —: Anhebung der Agrarpreise auf Überschußmärkten nicht durchsetzbar. — In Ziffer 15 heißt es: Eine marktgerechte Handhabung der Marktordnungsinstrumente ist notwendig. — In Ziffer 20 heißt es: Quoten oder ähnliche Regelungen sind abzulehnen.
    Meine Damen und Herren, ich habe den Eindruck, die haben unser Konzept vorher gelesen.

    (Zustimmung bei der SPD — Hornung [CDU/CSU]: Umgekehrt!)

    Herr Minister, wie vertragen sich diese Aussagen mit Ihren ständig wiederholten Grundpositionen? Haben Sie doch endlich den Mut, unseren Landwirten offen zu sagen, wohin die Reise geht. Ich meine — wir sollten meinen —, die Landwirte haben einen Anspruch darauf.
    Herzlichen Dank.

    (Beifall bei der SPD)



Rede von Heinz Westphal
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Ignaz Kiechle


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Der Kollege der GRÜNEN hat seine Rede damit gespickt, daß er auf die biologisch-dynamischen Ferkel meines Sohnes hingewiesen hat. Ich habe meinem Sohn die Freude gern gegönnt. Die ausgemästeten Schweine waren vorzüglich. Aber ich habe auch Buch geführt. Da kann ich Ihnen nur sagen: Das ist noch weniger als ein Hobby. Wenn der Vater nicht draufzahlen hätte können, und zwar ganz erheblich, wäre der Sohn pleite gewesen.

    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich möchte am Ende dieser Debatte meinen Beitrag mit einem Dank an die Mitglieder des Haushaltsausschusses und an den Herrn Finanzminister beginnen. Als zuständiger Ressortminister bedanke ich mich dafür, daß der Einzelplan 10 erheblich angehoben worden ist. Das ist tatkräftige Hilfe und nicht nur Gerede.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Mann [GRÜNE]: Um einen Bauernaufstand zu verhindern! Das muß man dazusagen!)

    Da ein Teil der Mitglieder des Haushaltsausschusses hier verkündet hat, er werde diesen Einzelplan ablehnen, kann ich den Dank natürlich nur denen gegenüber aussprechen, die dafür sorgen, daß dieser Haushalt angenommen wird.
    Gegenüber dem Vorjahr haben wir über 340 Millionen DM mehr eingesetzt. Das zeigt schon den Stellenwert, meine Damen und Herren, den die Landwirtschaft in unserer Politik hat. Nicht von Reden wird sie satt, nicht von Zielvorstellungen, sondern ihr kann nur durch die Tat geholfen werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie des Abg. Mann [GRÜNE])

    Ich möchte dabei noch darauf hinweisen, daß dieser Haushalt gegenüber dem Finanzplan, den die alte Regierung unter der SPD-Führung aufgestellt hatte, 465 Millionen DM mehr beinhaltet.

    (Kühbacher [SPD]: Gallus läßt grüßen!)

    Ich darf auch daran erinnern — das ist zwar nicht Gegenstand des Haushalts —, daß zu den Maßnahmen, die unsere Wertschätzung der Landwirtschaft zeigt, auch gehört, daß beispielsweise unsere Bäuerinnen ab dem nächsten Jahr Erziehungsgeld bekommen werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Das ist ein Stück Gleichberechtigung und Hilfe, die Sie ihnen immer verweigert haben.
    Der Haushalt 1985 hatte Schwerpunkte, meine Damen und Herren. Sie lagen bei der Ausgleichszulage, bei der Milchrente und bei der von der SPD so sehr vernachlässigten Berufsgenossenschaft. Der Haushalt 1986 hat seinen Schwerpunkt vor allem in der Altershilfe. Er hat auch eine zusätzliche Hilfe für landwirtschaftliche Arbeitnehmer gebracht. Wir haben der Hochseefischerei geholfen, daß sie wenigstens in einem den Umständen angepaßten Konzept weiter bestehen kann. Wir gehen davon aus, daß wir, falls es uns gelingt — und ich hoffe das —, in Brüssel die weiteren zwei Millionen Hektar benachteiligte Fläche durchzusetzen, in der Lage sind, für den Teil des Jahres 1986, der dann zur Debatte steht, die Mittel dafür aufzubringen. Wir werden der Landwirtschaft auch im steuerlichen Bereich noch ganz erheblich helfen und im Laufe des Gesetzgebungsverfahrens bis zum 1. Januar neue Maßstäbe setzen.
    Meine sehr verehrten Damen und Herren, die Opposition hat ihre alten Lieder abgespult und wieder gesungen.

    (Kühbacher [SPD]: Ja, sicher!)

    Ich möchte nur zu drei oder vier Punkten kurz etwas sagen.
    Frau Zutt, Sie haben die Quotenregelung bei der Milch angegriffen. Wir haben hier so oft darüber diskutiert. Ich möchte nur noch einmal feststellen:



    Bundesminister Kiechle
    Wir haben damit gerade den kleineren Bauern — die sind es, die davon leben —

    (Frau Blunck [SPD]: Lieber Herr Kiechle, das glauben Sie selber nicht!)

    die Preise gerettet. Es stand zur Entscheidung an: 12% Preissenkung oder Beschränkung der Menge.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wir haben uns für die Mengenbeschränkung entschieden. Wenn Sie draußen nicht Wunschhörer sind, sondern seriös diskutieren und zuhören, dann merken Sie ein zunehmendes Verständnis der Bauern für eine solche Situation. Daß sie noch über manche Härten klagen, ist eine ganz andere Sache. Aber viele andere Staaten der Welt, die das schon zehn und mehr Jahre praktizieren, haben auch Jahre gebraucht, bis sie das System voll durchgesetzt hatten.
    Wenn Sie die Preise lieber senken wollen und dafür jedem sein angebliches Recht auf marktwirtschaftliche Betätigung bei der Produktion eines Produkts, das nicht mehr verkäuflich ist, belassen wollen, dann sagen Sie das bitte deutlich, und verstecken Sie sich nicht hinter der einen oder anderen Formulierung.

    (Sehr gut! Bei der CDU/CSU)

    Als zweites möchte ich sagen: Sie, Frau Zutt, haben mir als Sprecherin der Opposition noch einmal vorgehalten, mein Veto sei europapolitisch schädlich gewesen. Ich kann in den Verhandlungen davon nichts spüren. Die Mitgliedstaaten haben immerhin erkannt, daß wir in einem ganz entscheidenden Punkt, nämlich in der Frage, ob politisch gezielte und gewollte Preisdruckpolitik zur Mengenanpassung führen und so lange betrieben werden soll, bis sich die Mengen durch Ausscheiden der Schwächeren und Kleineren von selbst regeln, ein klares, eindeutiges Nein gesagt haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    An diesem Nein wird sich mehr an vernünftiger Diskussion entwickeln als an den Wischiwaschihaltungen und an den nebulösen Formulierungen, die man gegebenenfalls und auch in der Vergangenheit sehr oft gebraucht hat.

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    Der Herr Kollege Müller hat etwas gemacht, was er das Vorstellen eines Programms genannt hat. Ich habe gut zugehört, und da ich es auch schriftlich hier hatte, habe ich es gut verfolgen können. Ich könnte etwas süffisant sagen: Ich weiß nicht, wie das Ganze entstanden ist, jedenfalls ist es zu ungefähr 75% der Inhalt dessen, was ich in mindestens 50 Reden schon landauf, landab seit einem Jahr draußen bei den Bauern, aber auch in den Diskussionen mit Verbänden und anderen ständig vertrete.

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    Was da gesagt wurde, was sie alles für möglich halten, was Sie alles möchten und vielleicht tun könnten usw., bis zu den Alternativfrüchten und all diesen Dingen, das ist nichts Neues. Dazu gehört auch die Alternativproduktion für gewerblich-industrielle Bereiche. Wir diskutieren darüber, wie schnell und wie seriös wir das auf den Weg bringen können, ohne die Einkommen der Bauern dabei senken zu wollen oder gar zu müssen.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    In dem von Ihnen vorgestellten Programm stehen so schöne Sätze wie: Der aus der einseitigen Betonung der Preispolitik als Instrument der Einkommenssicherung resultierende Zwang zur Ausdehnung der Produktion hat zu den Überschüssen der Gemeinschaft geführt. Meine Damen und Herren, das ist nicht nur nicht neu, das ist in den letzten 15 Jahren geschehen. Diese Überschüsse habe ich vorgefunden.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Kühbacher [SPD]: Der Herr Gallus hat nicht geklatscht!)

    Dann steht da: Als wirksamer Ausweg aus der bestehenden Krise kommt nur eine stärker marktwirtschaftlich ausgerichtete Preispolitik in Betracht. Darüber kann man durchaus diskutieren. Wenn Sie darunter verstehen, daß die Mengen, die man produziert, an die Mengen angepaßt werden sollten, die innerhalb der Gemeinschaft an Lebensmitteln absetzbar sind,

    (Kühbacher [SPD]: Und etwas weniger!)

    dann bin ich absolut damit einverstanden. Ich bin sogar der Meinung, daß ein bißchen mehr dazugehört, um in vielen Fällen gelegentlich helfen zu können. Wenn Sie allerdings damit meinen, daß sich die Preispolitik sozusagen an dem heute durch eine falsche Politik so stark überlastet gewordenen Nahrungsmittelmarkt in Zukunft orientieren soll, dann stoßen Sie bei mir und bei uns auf ein absolut klares Nein.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Ich bin, meine Damen und Herren, nicht bereit — ich habe es heute in Frankfurt gesagt, ich wiederhole es hier einmal —, mit nebulösen Darlegungen den Landwirten vor dem Hintergrund sozusagen Preisersatz zuzusichern, daß die Landwirte aus den Preisen so viel Einkommen wie möglich bekommen müssen, wobei keiner weiß und keiner sagt, in welcher Größenordnung, in welcher Region und bei welchen Produkten das sein soll. Unsere Bauern brauchen Zusatz und nicht Ersatz.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Deswegen müssen wir ein doppeltes System betreiben: Die Preise mit dem Ziel, durch Mengenanpassungen auch hier wieder Luft zu bekommen, zu halten, wo wir nur können. Zweitens muß, solange dies nicht möglich ist, zusätzlich zu den Preisen in den benachteiligten Gebieten im Bereich der Sozialpolitik etwas getan werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU)




    Bundesminister Kiechle
    Ich meine, das wäre auch ein Konzept. Das ist das, was ich Ihnen und auch der Bundesregierung vorschlagen werde.

    (Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Marktgerechte Produktion ergibt marktgerechte Preise!)

    Das ist mit Sicherheit ein Konzept, über das wir uns mit der FDP einigen können. Sie brauchen sich auch keine Sorgen über die süddeutsche Zustimmung zu machen. Es ist sogar ein Konzept, das, wie ich meine, sozusagen auch für die Opposition diskutabel sein sollte. Dies ist im Sinne der Landwirtschaft meine Bitte.
    Ich bedanke mich bei all denen, die dem Haushalt zustimmen, und bedaure, daß die Opposition, die soviel Kritik ausübt, nicht in der Lage ist, einem Haushalt, der über 300 Millionen DM mehr an Hilfe beinhaltet, zuzustimmen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)