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ID1017829500

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    Plenarprotokoll 10/178 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 178. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 28. November 1985 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 13524 B Fortsetzung der zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1986 (Haushaltsgesetz 1986) — Drucksachen 10/3700, 10/4101 — Beschlußempfehlungen und Bericht des Haushaltsausschusses — Drucksachen 10/4151 bis 10/4180 — Einzelplan 11 Geschäftsbereich des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung — Drucksachen 10/4161, 10/4180 — in Verbindung mit Einzelplan 15 Geschäftsbereich des Bundesministers für Jugend, Familie und Gesundheit — Drucksachen 10/4165, 10/4180 — Sieler SPD 13476 C Strube CDU/CSU 13479 A Tischer GRÜNE 13483 B Cronenberg (Arnsberg) FDP 13486 B Frau Fuchs (Köln) SPD 13489 B Roth (Gießen) CDU/CSU 13493 B Frau Kelly GRÜNE 13495 D Handlos fraktionslos 13496 C Dr. Blüm, Bundesminister BMA . . . 13497 D Rappe (Hildesheim) SPD 13503 D Frau Dr. Adam-Schwaetzer FDP . . . 13505 C Waltemathe SPD 13507 B Rossmanith CDU/CSU 13511 B Frau Dr. Süssmuth, Bundesminister BMJFG 13514 B Jaunich SPD 13518A Eimer (Fürth) FDP 13520 B Deres CDU/CSU 13521 D Dr. Müller (Bremen) GRÜNE 13523A Frau Kelly GRÜNE (Erklärung nach §31 GO) 13526 A Vizepräsident Stücklen 13483 C Namentliche Abstimmung 13524 C Ergebnis 13524 B Einzelplan 06 Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern — Drucksachen 10/4156, 10/4180 — in Verbindung mit Einzelplan 36 Zivile Verteidigung — Drucksachen 10/4176, 10/4180 — in Verbindung mit Einzelplan 33 Versorgung — Drucksachen 10/4174, 10/4180 — II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 178. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 28. November 1985 Kühbacher SPD 13526 D Gerster (Mainz) CDU/CSU 13533 D Schulte (Menden) GRÜNE 13537 C Frau Seiler-Albring FDP 13541A Dr. Nöbel SPD 13543 D Dr. Riedl (München) CDU/CSU 13547 C Klein (Dieburg) SPD 13550 C von Hammerstein CDU/CSU 13553A Baum FDP 13554 B Dr. Laufs CDU/CSU 13556A Dr. Hirsch FDP 13557 D Dr. Zimmermann, Bundesminister BMI 13558 D Vizepräsident Stücklen 13552 D Einzelplan 25 Geschäftsbereich des Bundesministers für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau — Drucksachen 10/4169, 10/4180 — Nehm SPD 13563 A Echternach CDU/CSU 13565A Werner (Westerland) GRÜNE 13567 A Grünbeck FDP 13569A Dr. Schneider, Bundesminister BMBau 13571A Einzelplan 07 Geschäftsbereich des Bundesministers der Justiz — Drucksachen 10/4157, 10/4180 — in Verbindung mit Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht — Drucksachen 10/4166, 10/4180 — Frau Zutt SPD 13574A Deres CDU/CSU 13575 D Mann GRÜNE 13577 D Kleinert (Hannover) FDP 13580A Handlos fraktionslos 13581 D Engelhard, Bundesminister BMJ . . . 13582 D Einzelplan 12 Geschäftsbereich des Bundesministers für Verkehr — Drucksachen 10/4162, 10/4180 — Purps SPD 13584 C Metz CDU/CSU 13586 D Senfft GRÜNE 13588 D Hoffie FDP 13590 C Dr. Dollinger, Bundesminister BMV . . 13592 C Einzelplan 10 Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten — Drucksachen 10/4160, 10/4180 — Frau Zutt SPD 13594 C Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU . . . 13596A Suhr GRÜNE 13598 D Bredehorn FDP 13600 A Müller (Schweinfurt) SPD 13602 B Kiechle, Bundesminister BML 13604 B Oostergetelo SPD (Erklärung nach § 30 GO) 13606 B Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU (Erklärung nach § 30 GO) 13606 C Einzelplan 13 Geschäftsbereich des Bundesministers für das Post- und Fernmeldewesen — Drucksache 10/4163 — Walther SPD 13607 B Echternach CDU/CSU 13609 B Frau Dann GRÜNE 13611C Hoffie FDP 13614 A Dr. Schwarz-Schilling, Bundesminister BMP 13616C Präsident Dr. Jenninger 13612C, 13613A, 13619 B Haushaltsgesetz 1986 — Drucksachen 10/4178, 10/4179 — Wieczorek (Duisburg) SPD 13619 D Roth (Gießen) CDU/CSU 13620 D Vogel (München) GRÜNE 13621 D Dr. Weng (Gerlingen) FDP 13622 A Beratung der Beschlußempfehlung des Vermittlungsausschusses zu dem Gesetz zur Änderung des Gesetzes über die Lastenausgleichsbank — Drucksache 10/4392 — Schmidhuber, Minister des Freistaates Bayern 13622 C Nächste Sitzung 13623 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten 13624*A Deutscher Bundestag — 10.Wahlperiode — 178. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 28. November 1985 13475 178. Sitzung Bonn, den 28. November 1985 Beginn: 9.01 Uhr
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    Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens * 28. 11. Antretter * 29. 11. Bahr 29. 11. Bueb 29. 11. Büchner (Speyer) * 29. 11. Clemens 29. 11. Collet 29. 11. Dr. Daniels 28. 11. Frau Eid 29. 11. Ertl 29. 11. Frau Fischer * 29. 11. Franke (Hannover) 29. 11. Dr. Götz 29. 11. Haase (Fürth) * 29. 11. Freiherr Heereman von Zuydtwyck 28. 11. Ibrügger 29. 11. Jäger (Wangen) * 29. 11. Junghans 29. 11. Kittelmann * 29. 11. Klose 29. 11. Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Kreile 29. 11. Lamers 28. 11. Leonhart 29. 11. Lemmrich * 29. 11. Lenzer 28. 11. Dr. Mertens (Bottrop) 28. 11. Dr. Müller * 29. 11. Nagel 29. 11. Dr. Olderog 29. 11. Schlaga 29. 11. Frau Schmidt (Nürnberg) 29. 11. Schmidt (Wattenscheid) 29. 11. Dr. Todenhöfer 29. 11. Voigt (Sonthofen) 29. 11. Vosen 28. 11. Frau Wagner 28. 11. Werner (Dierstorf) 29. 11. Frau Dr. Wex 29. 11. Zierer 29. 11. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Günther Bredehorn


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Nachdem wir bereits im vergangenen Jahr mit überproportionalen Steigerungsraten des Agraretats unter Beweis gestellt haben, welchen Stellenwert bei den Koalitionsfraktionen die Landwirtschaft einnimmt, tragen wir auch in diesem Jahr der schwierigen Einkommenssituation der bäuerlichen Familienbetriebe im Haushalt Rechnung. Während der Bundesetat insgesamt nur um 2,2 % ansteigt, weist der Agrarhaushalt eine Steigerungsrate von 5,2 % aus. Sie haben das sehr bedauert, Frau Zutt. Da zeigt sich eben: auf der einen Seite Krokodilstränen angesichts der schwierigen Situation, in der sich die Landwirtschaft befindet — darüber brauchen wir nicht zu streiten —,

    (Zustimmung bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    aber auf der anderen Seite Ihre Vorschläge, die wirklich sehr ideenlos, wirklich ohne Intelligenz und ohne Überlegung sind.

    (Wieczorek [Duisburg] [SPD]: Aber Sie haben gar keine!)

    Sie wollen mit reinem Preisdruck die Probleme lösen. Aber, Herr Müller, Sie kommen ja gleich noch.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Wir haben also 6,9 Milliarden DM im Agraretat eingestellt, und das zeigt, daß die Koalitionsfraktionen sehr wohl auf die augenblickliche Situation der Landwirte reagieren.
    Trotzdem betone ich, daß dieser finanzielle Einsatz keinesfalls das anhaltende Konsolidierungsprogramm der Regierungskoalition sprengt. Wir fahren mit der jetzigen Wirtschafts- und Finanzpolitik, in die die Agrarpolitik ja eingeordnet ist, genau richtig; das bestätigt uns gerade in diesen Tagen das Herbstgutachten der Sachverständigen.
    Der deutschen Landwirtschaft geht es miserabel. Das ist nicht hinwegzudiskutieren, und daraus macht auch die FDP gar keinen Hehl. Da ist eine wachsende Verschuldung auf den Betrieben zu verzeichnen, eine Flucht in kurzfristige Kreditaufnahmen. Hofverkäufe und Insolvenzen sind zwar nicht an der Tagesordnung, aber auch nicht mehr so unwahrscheinlich wie noch vor zehn Jahren.

    (Wieczorek [Duisburg] [SPD]: Alles bei dieser Regierung!)

    Die Umsätze etwa eines Drittels der landwirtschaftlichen Betriebe in der Bundesrepublik sind zu gering, um ein angemessenes Einkommen zu erwirtschaften und um Eigenkapital zu bilden. Nur ein Drittel der Betriebe erwirtschaftet ein Einkommen, das zur Lebensführung und zur weiteren Entwicklung des Betriebes ausreicht.

    (Wieczorek [Duisburg] [SPD]: Skandalös ist das! — Kühbacher [SPD]: Woran liegt das?)

    So weit zur deprimierenden Einkommenssituation, vor deren Hintergrund der Einzelplan 10 gesehen werden muß.
    Der größte Posten, mit dem wir uns bei der Beratung des Einzelplans 10 beschäftigten, ist der Agrarsozialbereich. Er macht mit über 4,1 Milliarden DM deutlich mehr als die Hälfte der Ausgaben des Bundes für die Landwirtschaft aus. Da die Anzahl der Beitragszahler im Verhältnis zu der der Leistungsempfänger erheblich abgenommen hat und sich dieses Verhältnis auch in Zukunft weiter verschlechtern wird, ist die landwirtschaftliche Sozialversicherung auf erhebliche Bundeszuschüsse angewiesen. Wir haben deshalb den Zuschuß für die Altershilfe von 75% auf 80,3% angehoben. Damit wurden 250 Millionen DM zusätzlich bereitgestellt.
    Die SPD und gerade Sie, Frau Zutt, haben uns hier im letzten Jahr vorgeworfen, daß wir für den Haushalt 1986 nicht schon vorab Zusagen für die Altershilfe für Landwirte gemacht haben. Das ist richtig; wir haben keine Vorabversprechungen gemacht, die immer der Gefahr ausgesetzt sind, daß sie doch nicht erfüllt werden. Wir haben nicht geredet, wir haben in dieser Zeit gearbeitet. Wir sind an die Korrekturen bei der Beratung des 3. agrarsozialen Ergänzungsgesetzes nicht halbherzig, sondern sehr sorgfältig herangegangen.

    (Beifall bei der FDP und bei Abgeordneten der CDU/CSU — Zurufe von der SPD)

    Im Gegensatz zur SPD haben wir den Landwirten bei der Altershilfe keinen Sand in die Augen gestreut.

    (Widerspruch bei der SPD)

    Wir haben nicht nur eine soziale Staffelung der Bundeszuschüsse gesetzlich verankert, sondern auch die Bundesmittel erhöht.

    (Wieczorek [Duisburg] [SPD]: Ihr habt mit Lehm geschmiert, nicht mit Sand gestreut!)

    Liebe Frau Zutt, seit drei, vier Jahren — ich kenne das Thema ja noch aus der alten Koalition — redet die SPD davon; seit drei, vier Jahren verschleppt sie dies. Die SPD-Vorschläge waren immer nur darauf ausgerichtet, umzuverteilen, und zwar



    Bredehorn
    von den sogenannten reichen Bauern zu den armen Bauern.

    (Demonstrative Zustimmung bei der SPD)

    Aber etwas fehlt in Ihren Vorschlägen, etwas haben Sie nie gesagt: Sie haben nicht eine einzige Mark zusätzlich beantragt.

    (Beifall bei der FDP)

    Ihr Vorschlag hätte dazu geführt, daß wir bei der Umverteilung, die Sie ja so gerne wollen, gerade die Betriebe in der Größenordnung von 25 bis 30 ha, die Vollerwerbsbetriebe, die jetzt sowieso schon große Schwierigkeiten haben, die große Existenzprobleme haben, noch zusätzlich belastet hätten. So wäre es gewesen, wenn Ihr Vorschlag durchgekommen wäre!

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU — Bindig [SPD]: Wieviel Hektar hat denn Ihr Hof?)

    — Ja, ich bin einer der Bauern hier im Parlament, und Sie können mich gern einmal besuchen. Dann werde ich Ihnen das zeigen.
    Die SPD hat in diesen ganzen Jahren nur Umverteilungsberechnungen aufgestellt und hat in keinster Weise den Willen erkennen lassen, mit agrarsozialen Finanzmitteln Betriebe von der Bürde der Sozialbeiträge sinnvoll zu entlasten. Sie wollten keine soziale, sondern eine sozialistische Umverteilungspolitik auf dem Rücken der Landwirte betreiben!

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU — Bindig [SPD]: Der Kiechle ist der sozialistische Planer! — Kühbacher [SPD]: Der Marktwirtschaftler Bredehorn redet!)

    — So ist es! Privatwirtschaft auf eigene Verantwortung und auf eigene Gefahr!
    Meine Damen und Herren, der Strukturwandel in der Landwirtschaft wird weitergehen. Die FDP hat diese Entwicklung in ihre Vorschläge zur Neuorientierung der Agrarpolitik mit einbezogen. Die Agrarsozialpolitik soll u. a. den Strukturwandel sozial abfedern. Gerade wenn man weiß, daß 30% der Landwirte zwischen 55 und 65 Jahren keinen Hofnachfolger haben, müssen wir über die Einführung eines vorzeitigen Altersruhegeldes neu nachdenken. Dabei muß es sich angesichts der Überschüsse um eine neue Version der Landabgaberente — eines vorzeitigen Ruhegeldes — handeln, die u. a. an das Kriterium der Extensivierung bzw. Flächenstillegung oder Flächenherausnahme für besondere Zwecke des Natur- und Wasserschutzes usw. gebunden ist.
    Wir als FDP sagen: Wir wollen eine Flächenrente.
    Nach langem Hin und Her und sicher nicht leichten Herzens haben wir im Einzelplan 10 noch einmal 35 Millionen DM als Überbrückungshilfen für die deutsche Hochseefischerei bereitgestellt, davon 15 Millionen DM für das nächste Jahr. Wir hoffen, daß damit die Strukturprobleme bereinigt werden. Damit wird von uns auch der Arbeitsplatzsituation in den norddeutschen Küstenregionen Rechnung getragen.
    Dieser Titel gibt mir allerdings auch Gelegenheit, noch einmal deutlich Stellung zu den vielgescholtenen Agrarsubventionen zu nehmen. Die FDP baut auf marktwirtschaftliche Regulierungskräfte und dies auch, soweit möglich, im Agrarbereich.
    Die FDP wendet sich gegen Dauersubventionen. Daß Dauersubventionen die Gefahr von Fehlentwicklungen in der Wirtschaft heraufbeschwören, läßt sich zur Genüge an Negativbeispielen belegen.
    Wenn wir in Zukunft nachwachsende Rohstoffe als Anbaualternative für die Landwirte fördern, wollen wir nur zeitlich begrenzte Starthilfen geben. Wir wollen also Subventionen als Hilfe zur Selbsthilfe.
    Im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe stellen Bund und Länder für die Ausgleichszulage für benachteiligte Gebiete im nächsten Jahr ca. 335 Millionen DM bereit. Es ist allerdings auch eine Ausweitung dieser benachteiligten Gebiete von 4 Millionen ha auf über 6 Millionen ha vorgesehen. Das sind dann über 50 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche. Da muß man sich kritisch fragen: Ist das eigentlich der richtige Weg? Wenn man es durchrechnet, kommt man auf rund 50 DM je Hektar. Ist das nicht eine Politik mit der Gießkanne? Werden diese Steuermittel wirklich optimal und agrarpolitisch sinnvoll eingesetzt? Darüber müssen wir in den Koalitionsfraktionen sicher miteinander diskutieren.
    Es macht mich etwas besorgt, wenn Herr Ministerpräsident Albrecht, der jetzt Vorsitzender einer Agrarkommission ist, bei der Milch ein Verfahren wählt, über die Ermessensregelung jedem Landwirt 10 000 kg Milch zur Verfügung zu stellen. Das ist natürlich eine schöne Sache; das kann man weit streuen. Nur: Die Betriebe, die wirklich durch alle Roste gefallen sind — es gibt immer noch welche —, die wirklich in Existenznot sind, müssen natürlich erheblich mehr bekommen. Ich glaube, dafür müssen wir uns alle gemeinsam einsetzen, denn das wäre wichtig.

    (Beifall bei der FDP und bei Abgeordneten der SPD)

    Wir müssen uns sicher über die Zuteilungskriterien für die Ausgleichszulagen unterhalten. Wir müssen uns darüber unterhalten, ob die Bindung der Zuteilungskriterien an den Viehbesatz noch richtig ist.
    Beim Bergbauernprogramm gehen wir völlig d'accord. Es ist sinnvoll, vernünftig und richtig. Wir wollen es ausweiten. Wir müssen hier meines Erachtens zu einer mehr am Einzelbetrieb ausgerichteten Förderung kommen. Auch Extensivierung muß möglich sein, und Flächenfreisetzung darf durch Ausgleichszulagen nicht behindert werden.
    Ich komme zum Schluß, meine Damen und Herren. Bei den wachsenden Überschüssen und der schlechten Einkommenslage der Landwirtschaft verbietet sich eine unveränderte Fortsetzung der Agrarpolitik von selbst. Zentrales Ziel der zukünfti-



    Bredehorn
    gen Agrarpolitik der FDP ist die Sicherung angemessener landwirtschaftlicher Einkommen. Das Einkommen der Landwirte kann nicht mehr allein durch die Preispolitik gestaltet werden. Um den Landwirten in Zukunft wieder klare Perspektiven zu eröffnen, will die FDP folgenden Weg gehen.
    Erstens. Entgegen der Quotenlösung im Milchbereich brauchen wir mehr marktwirtschaftliche Elemente im Agrarbereich und weniger Dirigismus.
    Zweitens. Wir wollen den Landwirten dabei helfen und Anreize geben, Alternativen zur jetzigen Überschußproduktion zu entwickeln. Für den einen bedeutet das den vermehrten Anbau von Leguminosen und anderen Eiweißfrüchten sowie von nachwachsenden Rohstoffen, für den anderen den Einstieg in die nichtlandwirtschaftliche Nutzung seiner Flächen und für den Dritten das Ausschöpfen einer ganz besonderen lokalen Marktnische.
    Drittens. Wir müssen Produktionsintensitäten drosseln. Die staatliche Förderung zur Ausdehnung von Produktionskapazitäten muß gestoppt werden. Für den Natur- und Gewässerschutz müssen bisher landwirtschaftlich genutzte Flächen angekauft oder gepachtet werden.
    Viertens. Die Angebote von seiten des Staates müssen finanziell so attraktiv ausgestaltet werden, daß die Landwirte konstruktiv an dem Abbau der Überschußberge mitarbeiten. Nutzungsänderungen sollen auf freiwilliger Basis vollzogen werden.

    (Wieczorek [Duisburg] [SPD]: Sag das doch deinem Minister!)

    Fünftens. Wesentlich wird in Zukunft die reibungslose Fortsetzung des Strukturwandels sein. Steuerliche Anreize können den Übergang vom Voll- zum Nebenerwerb erleichtern. Die Schaffung von Arbeitsplätzen im ländlichen Raum ist dabei eine wesentliche Aufgabe, die bäuerliche Landwirtschaft mit der Agrarpolitik und die strukturschwachen Räume mit der Wirtschaftspolitik in Einklang zu bringen.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Die FDP-Fraktion stimmt dem Einzelplan 10 zu.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Rede von Heinz Westphal
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Müller (Schweinfurt).

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Rudolf Müller


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr Kollege Bredehorn, erst einmal zu Ihnen. Sie haben uns vorgeworfen, wir würden umverteilen. Was wir wollten, war, einkommensstarken landwirtschaftlichen Betrieben weniger Subventionen zugunsten einkommensschwacher landwirtschaftlicher Betriebe zu geben.

    (Beifall bei der SPD — Zurufe von der CDU/CSU)

    Nun zum Kollegen Schmitz. Ich habe Ihrer Rede gut zugehört. Daraus gewinnt man den Eindruck, der Landwirtschaft würde es hervorragend gehen.
    Die Lage der Landwirtschaft ist aber katastrophal, und dies nach drei Jahren Ihrer Regierungszeit.

    (Zuruf von der CDU/CSU)

    Ich bin überzeugt, die Landwirte wären sehr, sehr glücklich, wenn es Ihnen heute so ginge wie nach 15 Jahren sozialdemokratischer Regierung.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das sind Ihre Wunschträume! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    An dieser Lage, meine sehr verehrten Damen und Herren — seien Sie doch nicht so nervös —, ändert weder die Steigerung im Einzelplan 10 etwas noch neue Subventionen. Dies sind nur Alibis und der Versuch eines Ausgleichs für das schlechte Verhandlungsergebnis in Brüssel.

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    Überschüsse in einem Gesamtwert von über 25 Milliarden DM lagern in der Gemeinschaft.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Seit wann haben wir die denn?)

    Sie sind weder in der EG noch auf dem Weltmarkt ohne Subventionen abzusetzen.

    (Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Das wußtet ihr doch schon vor fünf Jahren, daß das kommt!)

    Exportsubventionen von zirka 16 Milliarden DM haben nicht ausgereicht, diese Vorräte zu vermindern. So liegen heute trotz Quoten — und das ist ja Ihre Erfindung — 1,2 Millionen Tonnen Butter auf Lager,

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    Hunderttausende Tonnen Magermilchpulver und Rindfleisch

    (Anhaltende Zurufe von der CDU/CSU)

    und Millionen Tonnen Getreide. Das hat es zu unserer Zeit nie gegeben.

    (Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Trotz Gesamtaufwendungen von 45 Milliarden DM sind die Einkommen vor allem der deutschen Landwirte — wen wundert es — sehr stark zurückgegangen. Und wen wundert es auch, daß die deutschen Landwirte kaum eine Zukunftsperspektive sehen.
    Hinzu kommen die ökologischen Probleme. Die Beeinträchtigung von Umwelt und Natur hat vielerlei Ursachen. Unbestritten ist, daß auch die Landwirtschaft mit zunehmender Spezialisierung, Nutzung des technischen Fortschrittes und Intensivierung zur Belastung der Umwelt beiträgt. Ungerecht jedoch wäre es, die Landwirte allein als Umweltsünder anzuklagen.

    (Eigen [CDU/CSU]: Aha! — Ganz neue Töne!)

    Weltfremd ist aber derjenige, der auf den technischen Fortschritt in der Landwirtschaft verzichten
    und die Landwirtschaft zu den Bewirtschaftungs-



    Müller (Schweinfurt)

    methoden unserer Urgroßväter zurückführen möchte.

    (Zustimmung bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Konsensfähige Lösungen, meine Damen und Herren, wird es nur dann geben, wenn Umweltschutz mit den Landwirten und nicht gegen sie verwirklicht wird.

    (Beifall bei der SPD — Zuruf von der CDU/CSU: Das kommt aber sehr spät! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Alle Verantwortlichen sind sich einig, daß die Lage der Landwirtschaft und der Agrarmärkte den weiteren Bestand der EG gefährden kann. Einig sind sie sich auch, daß es deshalb so nicht weitergehen kann. Eine breite Mehrheit ist sich im Grundsatz sogar über Parteigrenzen hinweg darüber einig, wie die Lösungen aussehen müssen. Nur die Bundesregierung und der zuständige Landwirtschaftsminister schweigen sich aus. Es liegt kein diskussionsfähiges Konzept auf dem Tisch, obwohl eine Neuorientierung der Agrarpolitik überfällig ist.
    Als wirksamer Ausweg aus der bestehenden Krise kommt für uns Sozialdemokraten eine stärker marktwirtschaftlich ausgerichtete Agrarpolitik in Betracht. Das bedeutet weder — und dies will ich hier ausdrücklich betonen — die Aufgabe des Außenschutzsystems und der Gemeinschaftspräferenz noch die Aufgabe der gemeinsamen Agrarpreise. Es bedeutet auch nicht, die Marktordnungen abzuschaffen. Sie sind aber auf die ihnen ursprünglich zugedachten Aufgaben zurückzuführen. Es bedeutet genausowenig die Senkung der EG-Agrarpreise auf Weltmarktniveau.

    (Hornung [CDU/CSU]: Das sind neue Töne!)

    Weltmarktbedingungen sind für die europäische Landwirtschaft weder wünschenswert noch durchführbar.

    (Zustimmung bei der SPD und der CDU/CSU)

    Dies zur Klarstellung.
    Eine marktgerechte Ausgestaltung der EG-Agrarpolitik wird für die betroffenen Landwirte jedoch nur dann annehmbar und innerhalb der Zwölfergemeinschaft kompromißfähig, wenn ihre Auswirkungen auf die Einkommen der europäischen Landwirte in angemessener Weise ausgeglichen werden.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Was heißt „angemessen"?)

    Solche Einkommenshilfen, die beileibe kein neues Instrument in der Agrarpolitik sind, müssen produktionsneutral ausgestaltet sein.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Nur so läßt sich der Anreiz zu mehr Produktion vermeiden.
    Weiter kann die Förderung der Flächenstillegung oder Nutzungsänderung für Zwecke des Natur- und
    Gewässerschutzes in Betracht kommen. Von besonderer Bedeutung wäre außerdem eine Vorruhestandsregelung für ältere Landwirte nach Vollendung des 55. Lebensjahres.

    (Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Das sind ja ganz neue Töne!)

    Die nach der Berufsaufgabe frei werdenden Flächen sollten vorrangig für Zwecke des Naturschutzes genutzt werden.

    (Frau Dr. Hellwig [CDU/CSU]: Wald!)

    Direkte Einkommensübertragungen könnten durch ein Bündel weiterer Maßnahmen ergänzt werden.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Sind das Subventionen?)

    Neben der Aufforstung käme die Förderung sogenannter alternativer Produkte wie z. B. Faserpflanzen, Körnerleguminosen und Luzerne in Betracht.

    (Beifall des Abg. Dr. Rumpf [FDP])

    Außerdem könnte die Förderung nachwachsender Rohstoffe als Ausgangsstoff für die industrielle Verwendung und als Energieträger den Agrarmarkt entlasten.

    (Hornung [CDU/CSU]: Sind das die Subventionen, die Ihre Kollegen wieder bekämpfen? — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Vor allzu hohen Erwartungen bezüglich nachwachsender Rohstoffe und Flächenstillegungsprogrammen möchte ich jedoch warnen. Sie können kein Allheilmittel für die Krise der Agrarpolitik sein.
    Meine Damen und Herren, keine Lösung für uns sind zusätzliche administrative Eingriffe in den Agrarmarkt wie z. B. Quotenregelungen für Getreide oder Überschußprodukte. Keine Lösung ist für uns eine aggressive Exportpolitik, denn der Weltmarkt ist nicht mehr aufnahmefähig, und Exporterstattungen sind nicht mehr finanzierbar. Keine Lösung für uns ist die einseitige Abschottung des EG-Agrarmarktes. Keine Lösung für uns ist die Renationalisierung der gemeinsamen Agrarpolitik. Keine Lösung für uns ist eine aktive Preispolitik.

    (Eigen [CDU/CSU]: Welche dann? Eine degressive?)

    — Herr Kollege Eigen, Sie wissen doch, welche Folgen die aktive Preispolitik gehabt hat. Sie hat den Einkommensstarken geholfen, aber den Umsatzschwachen nichts gegeben. Das ist die Konsequenz. Deswegen wollen Sie persönlich weiterhin eine aktive Preispolitik. Das ist die Situation. Sie wollen keine Einkommenshilfen, weil nicht Sie, Herr Kollege Eigen, sie bekämen, sondern die Einkommensschwachen. Das ist unser Konzept. Wir wollen den Einkommensschwachen helfen, um das ganz deutlich zu sagen.

    (Eigen [CDU/CSU]: Sagen Sie mal, wie weit Sie mit den Preisen herunter wollen!)

    — Ich habe Ihnen ganz deutlich gesagt, was wir
    wollen. Ich bitte, das zur Kenntnis zu nehmen und



    Müller (Schweinfurt)

    dann, wenn man etwas anderes will, nicht immer nur persönliche Vorteile zu sehen.

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, unser Konzept einer Neuorientierung der Agrarpolitik erscheint konsensfähig. Auch die FDP hält im sogenannten Gallus-Papier einen solchen Weg für gangbar. Herr Bangemann hat dies vor einigen Tagen in Frankfurt noch einmal bekräftigt.
    Alle Bundesländer haben sich im Agrarausschuß des Bundesrates auf ein Reformpapier verständigt. Grundlage war ein von Bayern vorgelegtes Papier, auf dessen Kernaussagen sich die für Agrarpolitik zuständigen Staatssekretäre der unionsgeführten Bundesländer geeinigt haben. In Ziffer 14 heißt es — verkürzt —: Anhebung der Agrarpreise auf Überschußmärkten nicht durchsetzbar. — In Ziffer 15 heißt es: Eine marktgerechte Handhabung der Marktordnungsinstrumente ist notwendig. — In Ziffer 20 heißt es: Quoten oder ähnliche Regelungen sind abzulehnen.
    Meine Damen und Herren, ich habe den Eindruck, die haben unser Konzept vorher gelesen.

    (Zustimmung bei der SPD — Hornung [CDU/CSU]: Umgekehrt!)

    Herr Minister, wie vertragen sich diese Aussagen mit Ihren ständig wiederholten Grundpositionen? Haben Sie doch endlich den Mut, unseren Landwirten offen zu sagen, wohin die Reise geht. Ich meine — wir sollten meinen —, die Landwirte haben einen Anspruch darauf.
    Herzlichen Dank.

    (Beifall bei der SPD)