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ID1017826300

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 10/178 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 178. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 28. November 1985 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 13524 B Fortsetzung der zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1986 (Haushaltsgesetz 1986) — Drucksachen 10/3700, 10/4101 — Beschlußempfehlungen und Bericht des Haushaltsausschusses — Drucksachen 10/4151 bis 10/4180 — Einzelplan 11 Geschäftsbereich des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung — Drucksachen 10/4161, 10/4180 — in Verbindung mit Einzelplan 15 Geschäftsbereich des Bundesministers für Jugend, Familie und Gesundheit — Drucksachen 10/4165, 10/4180 — Sieler SPD 13476 C Strube CDU/CSU 13479 A Tischer GRÜNE 13483 B Cronenberg (Arnsberg) FDP 13486 B Frau Fuchs (Köln) SPD 13489 B Roth (Gießen) CDU/CSU 13493 B Frau Kelly GRÜNE 13495 D Handlos fraktionslos 13496 C Dr. Blüm, Bundesminister BMA . . . 13497 D Rappe (Hildesheim) SPD 13503 D Frau Dr. Adam-Schwaetzer FDP . . . 13505 C Waltemathe SPD 13507 B Rossmanith CDU/CSU 13511 B Frau Dr. Süssmuth, Bundesminister BMJFG 13514 B Jaunich SPD 13518A Eimer (Fürth) FDP 13520 B Deres CDU/CSU 13521 D Dr. Müller (Bremen) GRÜNE 13523A Frau Kelly GRÜNE (Erklärung nach §31 GO) 13526 A Vizepräsident Stücklen 13483 C Namentliche Abstimmung 13524 C Ergebnis 13524 B Einzelplan 06 Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern — Drucksachen 10/4156, 10/4180 — in Verbindung mit Einzelplan 36 Zivile Verteidigung — Drucksachen 10/4176, 10/4180 — in Verbindung mit Einzelplan 33 Versorgung — Drucksachen 10/4174, 10/4180 — II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 178. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 28. November 1985 Kühbacher SPD 13526 D Gerster (Mainz) CDU/CSU 13533 D Schulte (Menden) GRÜNE 13537 C Frau Seiler-Albring FDP 13541A Dr. Nöbel SPD 13543 D Dr. Riedl (München) CDU/CSU 13547 C Klein (Dieburg) SPD 13550 C von Hammerstein CDU/CSU 13553A Baum FDP 13554 B Dr. Laufs CDU/CSU 13556A Dr. Hirsch FDP 13557 D Dr. Zimmermann, Bundesminister BMI 13558 D Vizepräsident Stücklen 13552 D Einzelplan 25 Geschäftsbereich des Bundesministers für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau — Drucksachen 10/4169, 10/4180 — Nehm SPD 13563 A Echternach CDU/CSU 13565A Werner (Westerland) GRÜNE 13567 A Grünbeck FDP 13569A Dr. Schneider, Bundesminister BMBau 13571A Einzelplan 07 Geschäftsbereich des Bundesministers der Justiz — Drucksachen 10/4157, 10/4180 — in Verbindung mit Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht — Drucksachen 10/4166, 10/4180 — Frau Zutt SPD 13574A Deres CDU/CSU 13575 D Mann GRÜNE 13577 D Kleinert (Hannover) FDP 13580A Handlos fraktionslos 13581 D Engelhard, Bundesminister BMJ . . . 13582 D Einzelplan 12 Geschäftsbereich des Bundesministers für Verkehr — Drucksachen 10/4162, 10/4180 — Purps SPD 13584 C Metz CDU/CSU 13586 D Senfft GRÜNE 13588 D Hoffie FDP 13590 C Dr. Dollinger, Bundesminister BMV . . 13592 C Einzelplan 10 Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten — Drucksachen 10/4160, 10/4180 — Frau Zutt SPD 13594 C Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU . . . 13596A Suhr GRÜNE 13598 D Bredehorn FDP 13600 A Müller (Schweinfurt) SPD 13602 B Kiechle, Bundesminister BML 13604 B Oostergetelo SPD (Erklärung nach § 30 GO) 13606 B Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU (Erklärung nach § 30 GO) 13606 C Einzelplan 13 Geschäftsbereich des Bundesministers für das Post- und Fernmeldewesen — Drucksache 10/4163 — Walther SPD 13607 B Echternach CDU/CSU 13609 B Frau Dann GRÜNE 13611C Hoffie FDP 13614 A Dr. Schwarz-Schilling, Bundesminister BMP 13616C Präsident Dr. Jenninger 13612C, 13613A, 13619 B Haushaltsgesetz 1986 — Drucksachen 10/4178, 10/4179 — Wieczorek (Duisburg) SPD 13619 D Roth (Gießen) CDU/CSU 13620 D Vogel (München) GRÜNE 13621 D Dr. Weng (Gerlingen) FDP 13622 A Beratung der Beschlußempfehlung des Vermittlungsausschusses zu dem Gesetz zur Änderung des Gesetzes über die Lastenausgleichsbank — Drucksache 10/4392 — Schmidhuber, Minister des Freistaates Bayern 13622 C Nächste Sitzung 13623 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten 13624*A Deutscher Bundestag — 10.Wahlperiode — 178. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 28. November 1985 13475 178. Sitzung Bonn, den 28. November 1985 Beginn: 9.01 Uhr
  • folderAnlagen
    Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens * 28. 11. Antretter * 29. 11. Bahr 29. 11. Bueb 29. 11. Büchner (Speyer) * 29. 11. Clemens 29. 11. Collet 29. 11. Dr. Daniels 28. 11. Frau Eid 29. 11. Ertl 29. 11. Frau Fischer * 29. 11. Franke (Hannover) 29. 11. Dr. Götz 29. 11. Haase (Fürth) * 29. 11. Freiherr Heereman von Zuydtwyck 28. 11. Ibrügger 29. 11. Jäger (Wangen) * 29. 11. Junghans 29. 11. Kittelmann * 29. 11. Klose 29. 11. Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Kreile 29. 11. Lamers 28. 11. Leonhart 29. 11. Lemmrich * 29. 11. Lenzer 28. 11. Dr. Mertens (Bottrop) 28. 11. Dr. Müller * 29. 11. Nagel 29. 11. Dr. Olderog 29. 11. Schlaga 29. 11. Frau Schmidt (Nürnberg) 29. 11. Schmidt (Wattenscheid) 29. 11. Dr. Todenhöfer 29. 11. Voigt (Sonthofen) 29. 11. Vosen 28. 11. Frau Wagner 28. 11. Werner (Dierstorf) 29. 11. Frau Dr. Wex 29. 11. Zierer 29. 11. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Hans A. Engelhard


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich kann auch in diesem Jahr wieder zunächst den Mitgliedern des Haushaltsausschusses danken, speziell den Berichterstattern für unseren Etat, Frau Kollegin Zutt und Herrn Kollegen Deres. Dieser Dank ist nicht nur so routinemäßig erstattet, sondern ich meine es sehr ernst. Ich darf an dieser Stelle auch erwähnen, daß wir vom Bundesminister der Finanzen und seinen Mitarbeitern mit unseren berechtigten und durchaus maßvollen Wünschen sehr ernst genommen worden sind.
    Ich bin dankbar, daß die beiden Berichterstatter hier heute eine ganze Reihe wichtiger Anmerkungen zu dem betragsmäßig kleinen, in der Sache aber wichtigen Haushalt gemacht haben. So ist es eine gute Sache, wenn im Rahmen der Haushaltsberatungen einmal die neue JURIS-GmbH eine ein-
    Deutscher Bundestag — 10.Wahlperiode — 178. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 28. November 1985 13583
    Bundesminister Engelhard
    gehende Würdigung erfährt und wenn einiges zum Deutschen Patentamt mit der geplanten Patentdatenbank gesagt wird, weil alle diese Dinge in der politischen Auseinandersetzung einer solchen Haushaltswoche nur zu leicht unterzugehen pflegen. Mir ist damit abgenommen, dies alles hier erneut im einzelnen vortragen zu müssen.
    Es ist gegenüber den vergangenen Jahren ein Haushalt gleichgeblieben, der ca. 1/700 des Bundeshaushalts ausmacht und von dem, was er kostet, etwas über 3/5 selbst einspielt. Auf andere Etats übertragen, würden wir einem goldenen Zeitalter entgegengehen, wenn es anderwärts auch so wäre. Mit etwa 200 Millionen DM ist das Deutsche Patentamt an erster Stelle an den Einnahmen beteiligt.
    Weil wir gerade vom Geld sprechen: Wir sind bemüht, auch dort, wo es um kleinere Beträge geht, sehr sorgfältig mit dem Steuergeld umzugehen. Hier muß ich einige wenige Worte einer Notiz aus dem „Spiegel" vom 11. dieses Monats widmen,

    (Frau Berger [Berlin] [CDU/CSU]: Wer zitiert hier den „Spiegel"? Lesen Sie den „Spiegel"? )

    in dem nachzulesen war, daß ich auf Kosten des Steuerzahlers sehr intensiv Umweltschutz dadurch getrieben hätte, daß ich bei einer Ungarnreise meinen Katalysator-Dienstwagen für Kosten in Höhe von 3 000 DM habe umrüsten lassen.

    (Dr. Probst [CDU/CSU]: Man soll den „Spiegel" nie lesen!)

    Es ist deswegen so interessant, weil ein Leserbrief meines Pressesprechers mit der wahrheitsgemäßen Darstellung, daß daran kein Wort richtig ist, nicht abgedruckt wurde.

    (Hört! Hört! bei der CDU/CSU)

    Wir sind jetzt gehalten, mit einer förmlichen Gegendarstellung, was gestern geschehen ist, auf den Plan zu treten, und heute haben wir einen Brief bekommen, die Informationen seien richtig, an der Grenze von Österreich nach Ungarn sei mein Dienst-Mercedes hinübergefahren. Dies ist richtig, aber er war nicht umgerüstet, weil man einen Wagen des Baujahrs 1978, der weit über 400 000 km auf dem Buckel hat, überhaupt nicht umrüsten kann. Somit ist es kein Katalysatorauto, und es ist in keiner Weise verändert worden.

    (Frau Berger [Berlin] [CDU/CSU]: Und die Moral von der Geschieht', man lese den „Spiegel" nicht!)

    Wenn wir über Geld sprechen, ist das in diesem Zusammenhang vielleicht auch einmal durchaus erwähnenswert.

    (Bohl [CDU/CSU]: Sehr interessant!)

    Es ist Frau Kollegin Zutt nach ihren Ausführungen, die nicht wie in den vergangenen Jahren ein rechtspolitischer Rundumschlag, sondern eine sehr freundliche Würdigung waren, versehen mit einigen kleinen Nadelstichen, offensichtlich schwergefallen, die Ablehnung des Einzelplans 07 hier zu begründen. Hätte Herr Mann seinen Beitrag nicht so sorgfältig aufgeschrieben gehabt, so hätte man fast der
    Auffassung sein können, daß die relativ milde Würdigung durch Frau Kollegin Zutt ihn nicht habe ruhen lassen, nun mit doch sehr plumpen, sehr allgemeinen,

    (Beifall des Abg. Ronneburger [FDP])

    im einzelnen überhaupt nicht zu würdigenden Anwürfen hier auf den Plan zu treten. Ich bin nicht bereit, mich damit zu beschäftigen.

    (Mann [GRÜNE]: Das wundert uns nicht, Herr Minister!)

    Ich wundere mich nur, weil Sie im Kreise der Ihren und Ihrer Fraktion vor und nach der Rotation eher zu jenen gehören, die noch mit mindestens einem Bein auf dieser Erde stehen und sich zuweilen bemühen, die Dinge dieser Welt nicht ausschließlich durch Ihre alles verzerrende Brille zu sehen.

    (Beifall bei der FDP — Mann [GRÜNE]: Sie machen sich das sehr einfach, Herr Minister!)

    Meine Damen und Herren, ich will deswegen etwas zu dem sagen, was Frau Kollegin Zutt hier politisch ausgeführt hat. Es ist eingangs der Haushaltsdebatte beanstandet worden, daß angeblich die Neigung bestehe, tote Sozialdemokraten zu zitieren. Ich bitte, auch Abstand zu nehmen, Liberale heranzuziehen, die heute nicht mehr am Leben sind. Mein Kollege Kleinert hat dazu das Notwendige gesagt. Aus seiner damaligen Zeit heraus wußte Thomas Dehler, was das Demonstrationsstrafrecht angeht, auch noch mit dem alten Landfriedensbruchparagraphen zu leben, bevor wir ihn Anfang der 70er Jahre geändert haben. Das ist die schlichte Wahrheit. Im übrigen, kaum hatten wir das Demonstrationsstrafrecht verabschiedet, wurde angekündigt, daß Sozialdemokraten nach dem Brokdorf-Urteil nach Karlsruhe gehen würden. Wir warten mit Interesse auf diese Klage; denn eines ist klar: Mit dem neuen Demonstrationsstrafrecht, so, wie die Koalition eine Einigung erzielt hat, haben wir ein gutes, für jedermann akzeptables Ergebnis erzielt, das auch bei künftigen Auseinandersetzungen uns, den politisch Verantwortlichen, aber insbesondere der Polizei, gut zur Seite stehen wird.
    Sie dürfen, Frau Kollegin Zutt, auch überzeugt sein, daß das Asylrecht bei uns in guten Händen ist.

    (Dr. de With [SPD]: Das dauert ewig!)

    Wir werden immer im Auge haben, was in unserer jüngeren Geschichte der Grund dafür war, daß das Asylrecht in dieser Form in unsere Verfassung gekommen ist.

    (Beifall des Abg. Kleinert [Hannover] [FDP])

    Ich werde in keinem Augenblick jene drei Männer vergessen, die ich noch gut gekannt habe und von denen ich weiß, daß sie nicht mehr am Leben gewesen wären, wenn sie nicht in der Schweiz Aufenthalt gefunden hätten. Das beginnt mit dem bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Hoegner, setzt sich fort über den Staatsrechtslehrer Professor Nawiasky, bei dem ich in den 50er Jahren Vorlesungen



    Bundesminister Engelhard
    gehört habe, und reicht hin bis zu jenem Mann, mit dem ich lange im selben Haus gelebt habe, der als junger Polizeioffizier am 9. November 1923 mit seiner Einheit an der Feldherrenhalle stand, den Auftrag hatte, die Nationalsozialisten nicht durchziehen zu lassen, und der damals schließlich den Feuerbefehl gegeben hat.
    Nun zu einem ganz anderen Thema, Frau Kollegin Zutt: zum Insolvenzrecht. Nie war daran gedacht — nachdem der Bericht erst Weihnachten 1984 im ersten Teil von der noch unter Ihrer Verantwortung eingesetzten Kommission vorgelegt worden war und mir in der übernächsten Woche der zweite Teil des Berichts übergeben wird —, die Dinge ohne gewissenhaftes Studium übers Knie zu brechen. Dies ist eine wichtige Aufgabe für die nächste Legislaturperiode. Wir werden im Gespräch mit der Wirtschaft, im Gespräch mit allen Verantwortlichen dafür Sorge tragen, daß es zu einem guten und für alle akzeptablen Ergebnis kommt.

    (Beifall des Abg. Seesing [CDU/CSU] und des Abg. Kleinert [Hannover] [FDP])

    Das Scheidungsfolgenrecht wird bei den Beratungen in Kürze den Rechtsausschuß beschäftigen.
    Es wäre, wäre die Zeit dafür vorhanden, reizvoll, einmal eine kleine rechtspolitische Bilanz zu ziehen. Dann zeigte sich, daß wir uns schon heute sehen lassen können und auch weiter werden sehen lassen können. In den vergangenen Jahren haben wir stets gehört, daß nichts geschehe, und das Wenige, was geschehen sei, sei falsch gewesen.

    (Dr. Emmerlich [SPD]: Das ist richtig!)

    Wie bereits Kollege Kleinert verweise auch ich auf das, was heute bereits im Bundesgesetzblatt steht, und das, was in aller Kürze darin stehen wird, wobei ich das Bilanzrichtlinie-Gesetz, das Entlastungsgesetz für das Bundesverfassungsgericht sowie die gesetzliche Regelung betreffend Haustürgeschäfte nenne; demnächst kommt noch das Ehescheidungsfolgenrecht hinzu. All das, was wir versprochen haben, wird mit Ihrer tätigen Mithilfe im Rechtsausschuß bis zum Ende dieser Legislaturperiode über die Runden gebracht werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Mann [GRÜNE]: Das war Rechtsverwaltung, aber keine Rechtspolitik!)



Rede von Dr. Annemarie Renger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor. Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen jetzt zur Abstimmung über die Einzelpläne. Wer dem Einzelplan 07 — Geschäftsbereich des Bundesministers der Justiz — zuzustimmen wünscht, den bitte ich um ein Handzeichen. — Gegenprobe! — Enthaltungen? — Einzelplan 07 ist in der zweiten Lesung angenommen.
Wer dem Einzelplan 19 — Bundesverfassungsgericht — in der Ausschußfassung zuzustimmen wünscht, den bitte ich um ein Handzeichen. — Gegenprobe! — Enthaltungen? — Einstimmig in der zweiten Lesung angenommen.
Ich rufe auf: Einzelplan 12
Geschäftsbereich des Bundesministers für Verkehr
— Drucksachen 10/4162, 10/4180 —
Berichterstatter:
Abgeordnete Purps
Frau Simonis
Metz
Dr. Weng (Gerlingen)

Suhr
Hierzu liegen Änderungsanträge der Abgeordneten Schulte (Menden), Senfft, Suhr und der Fraktion DIE GRÜNEN sowie der Fraktion der SPD auf den Drucksachen 10/4314 (neu) und 10/4337 vor. Im Ältestenrat ist für die Aussprache ein Beitrag bis zu zehn Minuten für jede Fraktion vereinbart worden. Ist das Haus damit einverstanden? — Ich sehe keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.
Wünscht ein Berichterstatter das Wort? — Das ist nicht der Fall.
Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Herr Abgeordnete Purps.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Rudolf Purps


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Das weite Feld der Verkehrspolitik in zehn Minuten abzuhandeln ist nicht möglich. Deswegen konzentriere ich mich, Herr Kollege Straßmeir, auf vier wichtige Punkte.
    Erstens. Seeverkehr: Bei den Neubauhilfen für Handelsschiffe hat der Haushaltsausschuß die Verpflichtungsermächtigung von 200 auf 250 Millionen DM erhöht und bei der pauschalierten Zinsbeihilfe die Verpflichtungsermächtigung neu eingeführt, für 1987 und 1988 je 40 Millionen DM. Dies haben wir gemeinsam getan. Diese Gemeinsamkeit kann man hier in diesem Hause doch betonen, auch wenn es etwas länger gedauert hat, meine Kollegen von der CDU/CSU, bis sich bei Ihnen die Erkenntnis durchgesetzt hat, daß es sich hier nicht um abbauwürdige Subventionen, sondern um nötige Anpassungshilfen im internationalen Wettbewerb handelt.
    Ich möchte an dieser Stelle allerdings auch deutlich feststellen, daß ich es für nötig halte, daß — bezüglich der Finanzbeiträge — die Ausflaggung deutlich zurückgeht; denn ursächlich ist die Gewährung der weiteren Finanzbeiträge für 1987/88 darauf zurückzuführen.
    Eigentlich bleibt es verwunderlich, wieso diese Maßnahmen nicht bereits im Haushalt gestanden haben. Der Herr Finanzminister kommt bekanntlich von der Küste und müßte das wissen. Aber da man ja der reinen Lehre nachhängt, überläßt man das schwierige Geschäft, die Zielkonflikte auszutarieren, natürlich gerne den Fußtruppen, um selber die angeblich subventionspolitisch saubere Weste zu behalten.
    Zweitens. Verkehrssicherheit, Tempolimit,
    Schallschutz: Daß selbst im europäischen Jahr der Verkehrssicherheit ein Antrag der SPD auf Erhöhung des Ansatzes für Verkehrswacht und Verkehrssicherheitsrat um 4 Millionen DM nicht ange-



    Purps
    nommen worden ist, wirft schon ein bezeichnendes Schlaglicht auf die Bedeutung, die die Koalition der Verkehrssicherheit zumißt. Dies steht zwar nicht in direktem, aber immerhin doch in logischem Zusammenhang — Herr Kollege, warten Sie, ich werde es Ihnen gleich sagen — mit den unglaublichen Vorgängen im Zusammenhang mit dem Großversuch Tempolimit. Ich möchte Ihnen aus haushälterischer Sicht hierzu sagen, daß das Verfahren jeglicher seriösen Beratung Hohn spricht. 14,7 Millionen DM Steuergelder sind hier buchstäblich in den Sand gesetzt worden. Schließlich sind es die Bürger, die diese Steuergelder aufbringen müssen. Sie haben ein Anrecht darauf, daß nicht auf Grund dürrer Vorausdaten, ohne Kenntnis des gesamten Zahlenwerkes, zwischen Tür und Angel eine vorgefaßte Meinung bestätigt wird. Herr Dollinger, Sie hatten nichts Eiligeres zu tun, als diese Daten möglichst schnell ins Kabinett zu bringen, um die Ihnen genehme Entscheidung herbeizuführen. Dies ist nicht nur unseriös, sondern skandalös. Ihre Aufgabe wäre es gewesen, eine sorgfältige Untersuchung der Daten in Angriff zu nehmen und in den entsprechenden Gremien vornehmen zu lassen.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Aber so geht diese Regierung mit den Sorgen all jener Bürger um, die sich um unsere Umwelt, um Energieeinsparung, um Verkehrstote und -verletzte Gedanken machen. Das kümmert Sie nicht, weil es eben nicht in Ihr Weltbild paßt. Man mag sonst fast überall in der Welt aus berechtigten Gründen Tempolimits haben,

    (Zuruf von der CDU/CSU: Mäßigen Sie sich!)

    die Bundesregierung weiß bekanntlich alles besser, weil nicht sein kann, was nicht sein darf.

    (Dr. Meyer zu Bentrup [CDU/CSU]: Ist denn Johannes Rau für Tempolimit?)

    Ich komme zum Lärmschutz und damit auch zu den Vorstellungen, wie man Straßen und Bundesautobahnen umweltfreundlicher gestalten kann. Lebende Lärmschutzwände, Herr Minister, sind sicherlich besser als tiefe Betonschluchten, durch die wir leider immer noch fahren müssen — eine Aufgabe für Ihre neue Abteilung Umweltschutz. Sie soll sich da an die Arbeit machen.
    Bezüglich der Dezibel-Werte im Schallschutz haben wir eine Senkung und eine Differenzierung vorgenommen, die meines Erachtens, Herr Kollege Metz, allerdings nicht weit genug gehen. Sie haben dem Vorschlag der Sozialdemokraten, die Dezibel-Werte in den Bereichen Wohngebiete, Kleinsiedlungen sowie Krankenhäuser, Schulen, Kurheime und Altersheime deutlicher zu senken, als es in Ihrem Vorschlag der Fall war, nicht zugestimmt. Deshalb ist Ihr Vorschlag noch kein Schritt in die richtige Richtung, sondern nur eine vorsichtige Hinwendung in diese Richtung. Ich gehe davon aus, daß mit den kleinen Veränderungen das Problem nicht zu lösen ist, daß der Mittelabfluß weiterhin nicht so erfolgt, wie wir es gerne hätten. Erst eine deutliche Senkung der Dezibel-Werte wird meines Erachtens dafür sorgen, daß nicht 50% der Schallschutzmittel in der Reserve für den Herrn Finanzminister verbleiben oder in andere Straßenbauprojekte einfließen.

    (Beifall bei der SPD)

    Aus diesem Grunde habe ich angeregt, daß man die globale Deckungsfähigkeit für diesen Titel aufhebt, um zu gewährleisten, daß nicht aus Schallschutzmaßnahmen Straßenbaumaßnahmen werden.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Ich hoffe, daß Sie, wie angekündigt, dieser Vorstellung im nächsten Jahr nahe treten werden, wenn die jetzt beschlossene Regelung nicht zum Erfolg führt.
    Drittens zum öffentlichen Personennahverkehr und zum kommunalen Straßenbau: Die zweckgebundenen Mittel aus dem Mineralölsteueraufkommen reichen für die vielfältigen Aufgaben bald nicht mehr aus. Insbesondere in der Fläche ergibt sich das Problem, daß der hohe Anteil der Energiekosten eine steigende Unterdeckung bei den Nahverkehrsbetrieben bewirkt. Die SPD hat Ihnen während der Beratungen den Vorschlag gemacht, ein Energieprogramm in Höhe von 100 Millionen DM aufzulegen, um Abhilfe zu schaffen. Es ist interessant, daß Sie dem zwar grundsätzlich zustimmen — solche Äußerungen kamen von Ihrer Seite; Herr Kollege Glos, der heute nicht hier ist, hat sie gemacht —, aber das wegen angeblich fehlender finanzieller Möglichkeiten ablehnen.
    Lassen Sie mich in diesem Zusammenhang auf eine Entwicklung aufmerksam machen, die zum Handeln zwingen wird. Wir haben erlebt, daß die Mineralölsteuer auf Grund der letzten Steuerschätzung niedriger anzusetzen ist. Das hat ja direkte Auswirkungen im Einzelfall 12 gehabt. Da zu erwarten ist, daß sich diese Tendenz wahrscheinlich eher verstärkt, wird das Aufkommen für den ÖPNV und den kommunalen Straßenbau logischerweise zurückgehen. Das wird bei steigenden Kosten einfach dazu zwingen, hier etwas zu tun.
    Ich komme zum vierten Punkt, zur Bundesbahn. Mit der vierten Novelle des Bundesbahnänderungsgesetzes — SPD-Antrag — wollen wir eine Verbesserung der Situation der Bahn erreichen. Deswegen stellen wir den Antrag, die Investitionszuschüsse für den Streckenausbau um 700 Millionen DM zu erhöhen und der Bundesbahn die nötigen Mittel zuzuweisen, ebenso die Aufstockung der allgemeinen Investitionszuschüsse um 518 Millionen DM vorzunehmen. Sie haben selbst — wir haben das allerdings als zu wenig empfunden — 100 Millionen DM umgeschichtet. Nur ist diese Umschichtung der Mittel äußerst problematisch. Man nimmt aus der einen Tasche, steckt in die andere Tasche, wünscht der Bundesbahn fröhlich-gute Fahrt und weiß doch, daß das zu einer Bilanzverschlechterung bei der Bahn führen wird.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Ein Bärendienst, meine Damen und Herren von der Koalition. Mit umgeschichteten Minibeträgen ist der Deutschen Bundesbahn nicht zu helfen.



    Purps
    Die Kollegen Riedl und Rose von der CDU

    (Dr. Bötsch [CDU/CSU]: Die sind bei der CSU!)

    — klug, wie sie in diesem Punkte sind — haben das erkannt und sich im Sommer dieses Jahres zu einer Erhöhung der investiven Mittel für den Streckenausbau um exakt 700 Millionen DM eingesetzt. Das ist die Summe, die in dem Antrag der SPD niedergelegt ist.

    (Dr. Meyer zu Bentrup [CDU/CSU]: Habt ihr abgelehnt, oder?)

    Die Koalition hätte besser auf die beiden Kollegen gehört. Oder vielleicht hätten die beiden Kollegen noch besser ihren großen Chef, Herrn Strauß, gebeten, einen geharnischten Brief an Herrn Dollinger oder an den Herrn Finanzminister zu schreiben. Das hätte vielleicht genützt. Aber sie sind eben zurückgepfiffen worden. Sie haben allerdings noch Gelegenheit — falls sie hier sein sollten und sich nicht gedrückt haben —, unserem Antrag zuzustimmen.
    Die Verstärkung der Investitionsmittel bei der Deutschen Bundesbahn hat auch noch einen arbeitsmarktpolitischen Effekt. Da nicht an Länderquoten gebunden, bietet sich hier ein hervorragendes Instrument an, in Regionen mit hoher Arbeitslosigkeit und schwacher Struktur investive Maßnahmen durchzuführen. So könnten, wenn der Bund die volle Abdeckung der Mittel für den Strekkenausbau übernähme, von der DB eingeplante Mittel für andere Invesitionsschwerpunkte sinnvoll eingesetzt werden, z. B. Modernisierung der Stellwerke, schnellere Beseitigung schienengleicher Bahnübergänge, Gestaltung von Bahnhöfen, Bahnhofsvorplätzen, Ausbau zu Servicezentren, Modernisierung des Hochbaus, Modernisierungsinvestitionen in einen attraktiven Fahrzeugpark, in Umweltschutz, in Schallschutz usw. Es gäbe hier viel Arbeit. Man könnte einen wertvollen Beitrag zum Abbau der Arbeitslosigkeit leisten.
    Es darf nämlich, Herr Verkehrsminister, nicht dazu kommen, daß in Zukunft — Sie sind j a mit dem neuen Intercity Experimental gefahren —

    (Dr. Meyer zu Bentrup [CDU/CSU]: Johannes Rau war auch dabei!)

    ein Teil der Reisenden auf schnellen Strecken im First-Class-Interieur, umgeben von sanfter Musik oder Video, in Konferenzsälen, möglicherweise mit Telefon- und Computeranschluß,

    (Pfeffermann [CDU/CSU]: Was haben Sie gegen Musik?)

    von Hostessen betreut,

    (Zuruf von der CDU/CSU: Was haben Sie gegen Hostessen?)

    Herr Kollege, durch die deutschen Lande rauscht,

    (Zuruf von der FDP: Neidisch ist er!)

    während — jetzt kommt die Kehrseite, Herr Kollege — der andere Teil der Fahrgäste auf dem flachen Land — das ist ja heute schon so — in teilweise 30 Jahre alten Waggons die Kehrseite dieser
    Medaille kennenlernt: mäßige Geschwindigkeit, ein den Sicherheitsbestimmungen gerade noch notdürftig entsprechendes Schienennetz, einen ausgedünnten Fahrplan, ein unattraktives Angebot.

    (Beifall bei der SPD — Zurufe von der CDU/CSU)

    Herr Minister, ich darf Sie bitten, hier darauf zu achten, daß die Gleichheit der Lebensbedingungen eingehalten wird und daß es in Zukunft keine ZweiKlassen-Bundesbahn gibt.
    Die Anträge der SPD sind solide finanziert,

    (Lachen bei der CDU/CSU)

    durch Umschichtungen, Einnahmeverbesserungen, teilweise durch seriöse Kürzungen im Verteidigungshaushalt

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    — da mag der Herr Dregger lachen; er sollte das lieber lesen —; sie schaffen Arbeit, sind nicht an Quoten gebunden, regionalisierbar und können strukturelle Defizite beseitigen.
    Wenn hier nichts geschieht, trägt der Haushalt des Bundesverkehrsministers das Menetekel des Investitionsdefizits.
    Wir haben diesen Haushalt gezählt. Wir haben ihn gewogen. Wir haben ihn als zu leicht befunden. Wir lehnen ihn ab.
    Ich danke Ihnen.

    (Heiterkeit und Beifall bei der SPD)