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ID1017823500

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    Plenarprotokoll 10/178 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 178. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 28. November 1985 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 13524 B Fortsetzung der zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1986 (Haushaltsgesetz 1986) — Drucksachen 10/3700, 10/4101 — Beschlußempfehlungen und Bericht des Haushaltsausschusses — Drucksachen 10/4151 bis 10/4180 — Einzelplan 11 Geschäftsbereich des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung — Drucksachen 10/4161, 10/4180 — in Verbindung mit Einzelplan 15 Geschäftsbereich des Bundesministers für Jugend, Familie und Gesundheit — Drucksachen 10/4165, 10/4180 — Sieler SPD 13476 C Strube CDU/CSU 13479 A Tischer GRÜNE 13483 B Cronenberg (Arnsberg) FDP 13486 B Frau Fuchs (Köln) SPD 13489 B Roth (Gießen) CDU/CSU 13493 B Frau Kelly GRÜNE 13495 D Handlos fraktionslos 13496 C Dr. Blüm, Bundesminister BMA . . . 13497 D Rappe (Hildesheim) SPD 13503 D Frau Dr. Adam-Schwaetzer FDP . . . 13505 C Waltemathe SPD 13507 B Rossmanith CDU/CSU 13511 B Frau Dr. Süssmuth, Bundesminister BMJFG 13514 B Jaunich SPD 13518A Eimer (Fürth) FDP 13520 B Deres CDU/CSU 13521 D Dr. Müller (Bremen) GRÜNE 13523A Frau Kelly GRÜNE (Erklärung nach §31 GO) 13526 A Vizepräsident Stücklen 13483 C Namentliche Abstimmung 13524 C Ergebnis 13524 B Einzelplan 06 Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern — Drucksachen 10/4156, 10/4180 — in Verbindung mit Einzelplan 36 Zivile Verteidigung — Drucksachen 10/4176, 10/4180 — in Verbindung mit Einzelplan 33 Versorgung — Drucksachen 10/4174, 10/4180 — II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 178. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 28. November 1985 Kühbacher SPD 13526 D Gerster (Mainz) CDU/CSU 13533 D Schulte (Menden) GRÜNE 13537 C Frau Seiler-Albring FDP 13541A Dr. Nöbel SPD 13543 D Dr. Riedl (München) CDU/CSU 13547 C Klein (Dieburg) SPD 13550 C von Hammerstein CDU/CSU 13553A Baum FDP 13554 B Dr. Laufs CDU/CSU 13556A Dr. Hirsch FDP 13557 D Dr. Zimmermann, Bundesminister BMI 13558 D Vizepräsident Stücklen 13552 D Einzelplan 25 Geschäftsbereich des Bundesministers für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau — Drucksachen 10/4169, 10/4180 — Nehm SPD 13563 A Echternach CDU/CSU 13565A Werner (Westerland) GRÜNE 13567 A Grünbeck FDP 13569A Dr. Schneider, Bundesminister BMBau 13571A Einzelplan 07 Geschäftsbereich des Bundesministers der Justiz — Drucksachen 10/4157, 10/4180 — in Verbindung mit Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht — Drucksachen 10/4166, 10/4180 — Frau Zutt SPD 13574A Deres CDU/CSU 13575 D Mann GRÜNE 13577 D Kleinert (Hannover) FDP 13580A Handlos fraktionslos 13581 D Engelhard, Bundesminister BMJ . . . 13582 D Einzelplan 12 Geschäftsbereich des Bundesministers für Verkehr — Drucksachen 10/4162, 10/4180 — Purps SPD 13584 C Metz CDU/CSU 13586 D Senfft GRÜNE 13588 D Hoffie FDP 13590 C Dr. Dollinger, Bundesminister BMV . . 13592 C Einzelplan 10 Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten — Drucksachen 10/4160, 10/4180 — Frau Zutt SPD 13594 C Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU . . . 13596A Suhr GRÜNE 13598 D Bredehorn FDP 13600 A Müller (Schweinfurt) SPD 13602 B Kiechle, Bundesminister BML 13604 B Oostergetelo SPD (Erklärung nach § 30 GO) 13606 B Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU (Erklärung nach § 30 GO) 13606 C Einzelplan 13 Geschäftsbereich des Bundesministers für das Post- und Fernmeldewesen — Drucksache 10/4163 — Walther SPD 13607 B Echternach CDU/CSU 13609 B Frau Dann GRÜNE 13611C Hoffie FDP 13614 A Dr. Schwarz-Schilling, Bundesminister BMP 13616C Präsident Dr. Jenninger 13612C, 13613A, 13619 B Haushaltsgesetz 1986 — Drucksachen 10/4178, 10/4179 — Wieczorek (Duisburg) SPD 13619 D Roth (Gießen) CDU/CSU 13620 D Vogel (München) GRÜNE 13621 D Dr. Weng (Gerlingen) FDP 13622 A Beratung der Beschlußempfehlung des Vermittlungsausschusses zu dem Gesetz zur Änderung des Gesetzes über die Lastenausgleichsbank — Drucksache 10/4392 — Schmidhuber, Minister des Freistaates Bayern 13622 C Nächste Sitzung 13623 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten 13624*A Deutscher Bundestag — 10.Wahlperiode — 178. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 28. November 1985 13475 178. Sitzung Bonn, den 28. November 1985 Beginn: 9.01 Uhr
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    Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens * 28. 11. Antretter * 29. 11. Bahr 29. 11. Bueb 29. 11. Büchner (Speyer) * 29. 11. Clemens 29. 11. Collet 29. 11. Dr. Daniels 28. 11. Frau Eid 29. 11. Ertl 29. 11. Frau Fischer * 29. 11. Franke (Hannover) 29. 11. Dr. Götz 29. 11. Haase (Fürth) * 29. 11. Freiherr Heereman von Zuydtwyck 28. 11. Ibrügger 29. 11. Jäger (Wangen) * 29. 11. Junghans 29. 11. Kittelmann * 29. 11. Klose 29. 11. Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Kreile 29. 11. Lamers 28. 11. Leonhart 29. 11. Lemmrich * 29. 11. Lenzer 28. 11. Dr. Mertens (Bottrop) 28. 11. Dr. Müller * 29. 11. Nagel 29. 11. Dr. Olderog 29. 11. Schlaga 29. 11. Frau Schmidt (Nürnberg) 29. 11. Schmidt (Wattenscheid) 29. 11. Dr. Todenhöfer 29. 11. Voigt (Sonthofen) 29. 11. Vosen 28. 11. Frau Wagner 28. 11. Werner (Dierstorf) 29. 11. Frau Dr. Wex 29. 11. Zierer 29. 11. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Gerd Peter Werner


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (GRÜNE)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Dieser Tage erschien im „Bayernkurier"

    (Dr. Möller [CDU/CSU]: Gibt es den auch in Westerland? — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    ein Beitrag des Bundeswohnungsbauministers Dr. Oscar Schneider. Würde man den dortigen Aussagen Glauben schenken, dann wäre in der Wohnungspolitik einfach alles in Ordnung. Aber das, was dort steht, z. B. über den Wohnungsmarkt der Mieter, ist reine Gesundbeterei. Herr Schneider, wenn ich Ihnen etwas Schlechtes wünschen wollte, dann z. B., daß Sie sich mit 1 500 DM netto in München eine Wohnung suchen müßten. Sie würden zwar damit gerade 100 qm mieten können, aber weiter nichts, keine Heizung, und Brötchen kaufen wäre auch schon nicht mehr möglich.
    Sinkende Steigerungsraten von Mieten als Erfolg von Wohnungspolitik verkaufen zu wollen, ohne das tatsächliche Mietenniveau zu erwähnen, das entspricht genau dem sozialen Zynismus, der das Markenzeichen dieser jetzigen Koalition ist.

    (Beifall bei den GRÜNEN und bei Abgeordneten der SPD)

    Ein weiterer Punkt: Sie sagen, daß durch sinkende Steigerungsraten den Mietern die Zahlung von 4 Milliarden DM erspart worden sei. Aber diese Bundesregierung hat ein Vielfaches davon durch Sozialkürzungen den gleichen Haushalten aus der Tasche gezogen! Selbst auf einer zweifelhaften statistischen Basis, die ein geschöntes Bild der Realität zeichnet, steigt die Mietbelastung unverändert weiter an. Seit 1980 stieg die Belastung des Nettoeinkommens der Durchschnittshaushalte durch die Mietkosten um etwa 2 %, zum Beispiel bei den Rentnerhaushalten auf über 21 % des Nettoeinkommens.

    (Dr. Diederich [Berlin] [SPD]: Und das nennt man denn Aufstieg!)

    — Richtig!
    Eine weitere Tatsache Ihres behaupteten Mietermarktes ist: Die Wohlfahrtsverbände sprechen von steigenden Zahlen bei den Nichtseßhaften, bei den Obdachlosen. Es ist ein Skandal, daß in einem Land, wo das letzte Huhn an der Legebatterie statistisch erfaßt wird, die Bundesregierung angeblich keinerlei Zahlen über Mietzahlungsschwierigkeiten und Obdachlosigkeit vorliegen hat.

    (Dr.-Ing. Kansy [CDU/CSU]: Wer hat denn die Volkszählung jahrelang verhindert?)

    Der Verweis auf die Zuständigkeit der Gemeinden in diesem Punkt zeigt Ihr Verständnis von der Stärkung der kommunalen Selbständigkeit, nämlich folgendes: Sie sorgen für die Profite der Hausbesitzer, die Kommunen machen dann die Dreckarbeit.

    (Widerspruch bei der CDU/CSU)

    Ihr Kollege Wörner würde ein solches Verhalten innerhalb seines Bereichs bezeichnen als „fire and forget" — „Schießen und Vergessen".

    (Zuruf von der CDU/CSU: Englisch kann er auch!)

    Von großem Interesse bei der Beurteilung eines Haushaltes sind vor allem die Tatsachen, die nicht in einem Einzelplan auftauchen. Mit keinem Wort wird erwähnt: die kalte Enteignung der Sozialmieter. Nicht erwähnt wird die stille Umverteilung durch die Eigentumsförderung mittels Steuererleichterungen. Rund 9,2 Milliarden DM fließen vorbei am Fiskus, zumeist zugunsten von Beziehern oberer Einkommen. Zur kalten Enteignung gehört aber auch der völlige Rückzug des Bundes aus der Förderung von Mietsozialwohnungen.
    Herr Schneider, glücklicherweise haben Sie jetzt endlich Flagge gezeigt, indem Sie verlangen, daß die Bundesländer die gestrichenen Bundesmittel nicht durch eigene Mittel auffüllen. Ich frage Sie, denken auch Sie schon über den Bundeszwang gegen unbotmäßige Bundesländer nach, wie Ihr Kollege Dollinger bei Tempo 80 und 100?
    Nach unserer Auffassung — und hier stimmen wir der Auffassung der zuständigen Landesminister zu — greift die Bundesregierung nicht nur in die Kompetenzen der Länder ein. Die Bundesregierung zieht sich vielmehr auch aus ihrer sozialpolitischen Gesamtverantwortung zurück. Ich will dies an einem simplen Beispiel mit dennoch weitreichenden Konsequenzen erläutern.

    (Roth [Gießen] [CDU/CSU]: Das ist alles simpel bei Ihnen!)

    Mit dem sogenannten Wohnungsrechtsvereinfachungsgesetz wurden zum Beispiel gestrichen — ich habe das früher schon mal angesprochen — die Zielvorgabe „eine Person erhält einen Raum", die „Mindestwohnfläche" und die Norm für die Wohnungen von alleinstehenden Personen. Die schlichte Begründung damals hieß, es bestehe kein Regelungsbedarf des Bundes, da dieser Sozialschutz durch die Landesbauordnungen sichergestellt sei; das wurde mir mehrfach von einzelnen Mitgliedern auch in unserm Fachausschuß in Gesprächen immer wieder vorgehalten. Der Blick in diese Landesbauordnungen zeigt aber das genaue



    Werner (Westerland)

    Gegenteil: In keiner Bauordnung sind diese Dinge geregelt!

    (Zuruf von den GRÜNEN: Aha!)

    Für mich ist damit der Tatbestand der gezielten Täuschung erfüllt. Die Bundesregierung hat damit die Slums der Zukunft programmiert. „Kosten- und flächensparendes Bauen" erscheint unter diesem Blickwinkel in einem völlig neuen Licht.
    Herr Schneider, nach unserem Eindruck läuft Ihre Politik darauf hinaus, die Polarisierung dieser Gesellschaft in Besitzende und Habenichtse zu verschärfen. Hierzu gehört für uns auch die Zerschlagung der Wohnungsgemeinnützigkeit,

    (Zuruf von der CDU/CSU: Durch die Neue Heimat!)

    die diese Bundesregierung hinter dem Kürzel „Präzisierung des sozialen Auftrages" versteckt. Da ist der Bundesregierung nahezu jedes Mittel recht. Ich habe noch das herzzerreißende Mitgefühl des Grafen Lambsdorff für die ach so armen Mieter der Neuen Heimat im Ohr. Herr Lambsdorff ist im Monent nicht im Hause. An Herrn Lambsdorff gerichtet: Die Neue Heimat praktiziert mit ihren Verkäufen gerade die sozialfeindliche Politik, für die Sie und Ihre Parteifreunde sich schon seit Jahren aus dem Fenster hängen. Sie haben doch systematisch den sozialen Wohnungsbau mitzerstört, indem der Ausstieg aus den Sozialbindungen immer mehr erleichtert wurde, indem ab nächstem Jahr keine Mietsozialwohnungen mehr gefördert werden, indem Sie nichts dagegen unternehmen, daß bis 1995 rund 3 Millionen Sozialwohnungen auf den sogenannten freien Markt kommen werden, indem Sie nichts dagegen unternehmen, daß gerade die Sozialwohnungen, die aus der Preisbindung fallen, das Mietniveau besonders in den Städten weiter in die Höhe treiben werden. Bekanntlich befinden sich drei Viertel aller Sozialwohnungen in den großen Städten.

    (Dr. Möller [CDU/CSU]: Dort stehen sie auch leer!)

    Bei diesem Szenario ehrt es Sie, Herr Müntefering, daß Sie und Ihre SPD-Fraktion die Mieterinteressen jetzt wieder entdecken. Aber nur ein politisches Kurzzeitgedächtnis wird vergessen, daß viele Änderungen bereits von den Sozialliberalen geschaffen wurden: Die Änderungsgesetze von 1978, 1980 und 1982 bringen heute den sozialen Wohnungsbau um. Es sollte auch vermerkt werden, daß Ihre Fraktion im Fachausschuß alle unsere Anträge fast einstimmig — fast! — in einer größtmöglichen Koalition abgelehnt hat.

    (Mann [GRÜNE]: Hört! Hört! — Dr. Möller [CDU/CSU]: Welche Anträge haben Sie denn gestellt? — Weitere Zurufe von den GRÜNEN und von der CDU/CSU)

    — Lesen Sie im Protokoll die umfangreichen Anträge nach, die wir dort gestellt haben. Sind sie Ihnen nicht bekannt?

    (Dr. Möller [CDU/CSU]: Ich habe Sie im Ausschuß noch nie so lange reden gehört wie heute! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    — Das mag schon sein.
    Ich vermisse bei den Vorschlägen der SPD zur Sicherung preiswerten Wohnraums irgendwelche Aussagen, wie Sie Sozialwohnungen behandeln wollen, die im Besitz von Privatunternehmen sind. Diese Wohnungen sind j a bekanntlich mit dem Ende der öffentlichen Bindungen völlig frei vermietbar. Diese 2,1 Millionen Wohnungen unterliegen dann im Gegensatz zu den 2,4 Millionen Sozialwohnungen der Gemeinnützigen keinerlei Mietpreisbindung mehr. Es ist allen Beteiligten klar, daß hierdurch die Mieten explodieren werden. Es ist nach unserer Meinung wichtig, die Wohnungen der Gemeinnützigen wieder einer sozialen Bindungspolitik zuzuführen. Wir müssen aber verhindern, daß die Gemeinnützigen zum Notnagel der Marktwirtschaftspolitik werden.
    Sie machen sich faktisch die Regierungspolitik zu eigen, wenn auch Sie die 2,1 Millionen Sozialwohnungen im Privatbesitz im Dunkeln verschwinden lassen.
    Die GRÜNEN fordern daher die Einrichtung von kommunalen Interventionsfonds zum Erhalt des gesamten preis- und sozialgebunden Wohnungsbestandes. Wir fordern deshalb die Bundesregierung auf, das notwendige Startkapital von 250 Millionen DM in den Haushalt 1986 aufzunehmen. Der Antrag liegt Ihnen vor. Nur solche Interventionsfonds können sicherstellen, daß der soziale Wohnungsbau in seiner Gesamtheit als gesellschaftliches Sondervermögen erhalten bleibt. Nur so wird es möglich sein, daß das Grundrecht auf sicheres Wohnen unteilbar wird und nicht dem Wohneigentum vorbehalten bleibt.

    (Beifall bei den GRÜNEN — Mann [GRÜNE]: Sehr gut!)

    Die Übernahme der Sozialwohnungsbestände in ein kommunales Sondervermögen sichert auch die Finanzmasse, da für eine dringend notwendige Umschuldungsaktion — die Probleme der Neuen Heimat führen uns dies drastisch vor — Solidarabgaben auf vorhandene Entschuldungsgewinne unerläßlich sein werden, um das Grundbedürfnis Wohnen sichern zu können und um den sozial gebundenen Wohnraum vor seiner Vermarktung zu schützen.
    Wir treten für die Erhaltung der gemeinnützigen Wohnungswirtschaft ein. Wir sind uns aber auch der Notwendigkeit einer tiefgreifenden Demokratisierung dieses Sektors bewußt,

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    der Notwendigkeit zur Entflechtung von Großbetrieben, der Notwendigkeit zur Gründung dezentraler Verwaltungsgenossenschaften, die eine Möglichkeit zur Selbstverwaltung durch die Bewohner schafft.
    Ich komme zum Schluß. Ich mußte beim Einzelplan 25 viel über Sozialpolitik reden, weil sich der Hauptangriff dieser Regierung gegen die soziale Sicherung des Wohnens richtet. Diesen Angriff gilt es



    Werner (Westerland)

    abzuwehren. Diese Regierung macht weniger eine Politik zur Wohnungs-Versorgung, eher zur „-Entsorgung".
    Zur Ökologie, die ja wahrlich im Haushalt eines Raumordnungsministers eine vorrangige Rolle spielen sollte, findet sich in diesem Haushalt praktisch überhaupt nichts. Statt dessen kommen aus der Deichmanns Aue, dem Sitz des Ministeriums, sozialpolitische Nebelwerfereien, gegen die nur noch eine politische Smog-Verordnung in Form einer Sozialverträglichkeitsprüfung helfen könnte.

    (Beifall bei den GRÜNEN — Mann [GRÜNE]: Das hast du hübsch gesagt!)

    Ich sage Ihnen: Die nächste Sozialverträglichkeitsprüfung für Sie wird kommen, nämlich die Wahl 1987.
    Ich danke Ihnen.

    (Beifall bei den GRÜNEN und bei Abgeordneten der SPD)



Rede von Dr. Annemarie Renger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Abgeordnete Grünbeck.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Josef Grünbeck


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! In der Haushaltsrede vom 28. November 1984 habe ich namens der FDP-Fraktion erklärt:
    Wir sind uns alle darüber im klaren, daß die Wohnungswirtschaft der Nachkriegszeit zu Ende ist und daß ein großer Teil unserer Bevölkerung — bis auf wenige Ausnahmen in den Ballungsräumen — versorgt ist. Es wäre eine falsche staatliche Wohnungsbaupolitik, würde die Förderung nicht Rücksicht auf die Marktentwicklungen nehmen. Die Marktentwicklungen haben gezeigt, daß es Schwerpunkte zu setzen gibt, die berücksichtigt werden müssen, um eine Neuorientierung in der Wohnungsbaupolitik zu erreichen.

    (Mann [GRÜNE]: Auch von Zweitwohnungen, was?)

    Dieses Zitat war damals richtig und ist heute noch richtiger, weil Sie, Herr Bundesminister, und Ihre Mitarbeiter im Amt, aber auch die Koalitionsfraktionen diese Marktentwicklung gesehen und die Weichen entsprechend gestellt haben. Ich danke Ihnen dafür, Herr Minister.
    Wir stellen fest:
    Erstens. Die Konsolidierung der öffentlichen Haushalte macht Fortschritte, und zwar nicht nur im Bund, sondern auch bei den Ländern und bei den Gemeinden.

    (Dr. Möller [CDU/CSU]: Nur in NordrheinWestfalen nicht!)

    Das ist wichtig.
    Zweitens. Die Grundstückspreise in der Bundesrepublik sind zum großen Teil auf einer sinkenden Skala, die Baupreise sind leicht steigend, aber nicht besorgniserregend. Wichtig für die Bauwirtschaft ist die Zinsentwicklung in der Bundesrepublik Deutschland. Sie können Konjunktur-, Umwelt-, Arbeits- und Beschäftigungsprogramme machen soviel Sie wollen. Es gibt kein besseres Programm als gute Zinsen für die Investoren.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Drittens. Die Bauwirtschaft — ich verweise auf den letzten Ifo-Bericht aus München — erholt sich. Das Programm, das die Bundesregierung über die ERP-Mittel aufgelegt hat, ist ein Volltreffer. Durch die Anträge ist das Finanzvolumen für 1986 bereits ausgefüllt, für 1987 sind fast alle Volumen verplant, so daß man sagen kann, daß die Stadterneuerung, die Dorfsanierung, die Modernisierung und Sanierung voll laufen, aber auch die Umweltschutzprogramme im Abwasserbereich, im Abfallbereich anlaufen.
    Viertens. Ich begrüße besonders, daß wir das Programm für die Erneuerung der alten Heizungsanlagen gemacht haben. Wir werden dieses Programm mit einem großen Erfolg in der Energiesparpolitik anlaufen lassen. Durch neue Technologien wie dem Brennwertkessel können wir bis zu 20 % Energie sparen und bis zu 30 % weniger Emissionen bei Heizungsanlagen verzeichnen. Dies wird eine Umweltverbesserung bedeuten.
    Fünftens. Das Wohngeld hat gegriffen. Wer daran noch herumbastelt, der geht an der Realität vorbei. Ich kann sie einfach, Herr Kollege Werner, nicht für voll nehmen, wenn Sie nicht zur Kenntnis nehmen, daß die Wohngeldleistungen dieser Bundesregierung nicht nur im Volumen gestiegen sind, sondern daß auch die Strukturveränderung beim Wohngeld selbst dazu geführt hat, daß wir tatsächlich den sozial Schwachen helfen und vom Gießkannenprinzip und von Mitnahmeeffekten abgerückt sind.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU — Müntefering [SPD]: Das ist falsch!)

    Meine Damen und Herren, ich möchte noch ein Wort zu dem Antrag der SPD zur angeblichen Mietensicherung sagen. Ich frage nur: Ist dieser Antrag eigentlich eine Kühnheit, oder — wie andere Leute behaupten — ist er in Anbetracht der ganzen Situation der Neuen Heimat eine Frechheit? Ich muß Ihnen einmal etwas sagen. Uns erreichen langsam Briefe, die für mich besorgniserregenden Charakter haben.

    (Conradi [SPD]: „Langsam" liegt an der Bundespost!)

    Da gibt es Leute, die meinen, daß das Gutachten der unabhängigen Kommission zur Abschaffung der Steuerbefreiung der gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaften ein Anlaß wäre, nunmehr eine Mieterhetze zu beginnen, und zwar in folgender Form: Wenn ihr das macht, was in der unabhängigen Kommission von uns gefordert wird, dann werden wir 10 Millionen Mieter gegen Euch aufhetzen.

    (Dr.-Ing. Kansy [CDU/CSU]: Das haben Sie schon einmal vor drei Jahren gemacht! Erfolglos! — Conradi [SPD]: Sie wollen die gemeinnützige Wohnungswirtschaft abschaffen! Das wollen wir den Mietern sagen!)




    Grünbeck
    — Ich habe heute, Herr Conradi, mit großer Sorge einen Brief bekommen,

    (Wieczorek [Duisburg] [SPD]: Wir bekommen täglich Briefe!)

    der müßte Sie mit Ihrer Sensibilität in diesen Fragen eigentlich berühren. Ich habe als FDP-Abgeordneter einen Brief bekommen, in dem steht:
    Die Nazis haben die Gewerkschaften verboten, diese Regierung will sie ausbluten lassen. Das lassen wir nicht zu. Wir werden überall, auf Betriebsversammlungen, Versammlungen im Betriebskreis, im Familienkreis, im Freundeskreis, bei allen Veranstaltungen únd Vereinen, die Machenschaften der Regierung, besonders der FDP, anprangern.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN — Wieczorek [Duisburg] [SPD]: Das wird auch wirklich Zeit!)

    Nun schreien Sie: Sehr richtig! Mich hat gestern bei einer Diskussion ein Betriebsrat gefragt: Was will denn eigentlich die SPD?

    (Conradi [SPD]: Reden Sie eigentlich über die Wohnungsgemeinnützigkeit, oder reden Sie über das AFG?)

    — Ich rede über beides,

    (Zurufe von der SPD)

    weil ja beides, die Verhetzung der Mieter oder die Verhetzung in Betriebsversammlungen, die Frage an Sie aufwirft, was Sie denn eigentlich wollen. Wollen Sie eine Politik der Alternative oder eine Politik der Verunsicherung? Wollen Sie möglichst viel Verunsicherung schaffen, um aus der Unrast der Verunsicherung wieder an die Macht zu kommen? Wenn das Ihr Ziel ist, dann haben Sie das Ziel und die historische Geschichte

    (Zuruf von der SPD: Geschichte ist immer historisch!)

    der Sozialdemokraten verfehlt.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU — Zurufe von der SPD)

    Ich sage Ihnen eines.

    (Zuruf von der SPD)

    — Nein, ich habe in meiner eigenen Familie einen
    Sozialdemokraten — und deshalb sage ich Ihnen
    das —,

    (Lachen und Zurufe von der SPD)

    der ins KZ gewandert ist. Warum lachen Sie denn darüber? Darüber gibt es doch nichts zu lachen. Ich würde aus der Geschichte der Sozialdemokraten, die wie keine andere politische Kraft in diesem Lande unter der Diskriminierung Andersdenkender gelitten haben, etwas lernen.

    (Mann [GRÜNE]: Sehr richtig!)

    Da müßten Sie doch aus der Geschichte lernen und dürften nicht das gleiche tun, was damals Ihre politischen Gegner getan haben.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU — Zurufe von der SPD)

    Nein, ich sage Ihnen nur eines. Wenn Sie es so weitertreiben, daß Sie speziell auf die Karte der jungen Generation setzen, daß Sie etwa gerade die junge Generation verunsichern wollen, um aus dieser Verunsicherung politisches Kapital zu schlagen, dann werden Sie sich täuschen. Das ist in keinem demokratischen Land einer politischen Kraft gelungen. Daraus sollten Sie Erkenntnisse ziehen. Ich erkläre hier ausdrücklich, daß wir dieses Gesetz der Gemeinnützigkeit — —

    (Müntefering [SPD]: Wann kommen Sie zur Sache? — Weitere Zurufe von der SPD)

    — Wenn Sie ruhiger sind, komme ich schneller zu dem, was Sie hören wollen.

    (Wieczorek [Duisburg] [SPD]: Sie haben noch zwei Minuten, kommen Sie mal zur Sache!)

    Das Gesetz der Gemeinnützigkeit im Bereich der Steuerbefreiung — darum bitte ich auch in der öffentlichen Diskussion — sollte wirklich nicht an dem gemessen werden, was sich in der Neuen Heimat zugetragen hat. Meine Damen und Herren, die gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaften haben nach dem Zweiten Weltkrieg eine enorme Aufbauleistung vollbracht; das muß anerkannt werden.

    (Zuruf von der SPD: Jetzt soll das privatisiert werden!)

    — Das soll liberalisiert werden, Herr Kollege, und da ist Besonnenheit am Platze und nicht Gehässigkeit. Da ist Besonnenheit in der Diskussion erforderlich, damit wir das, was eine unabhängige Kommission gefordert hat, erreichen.
    Ich möchte zum Schluß noch, Herr Minister, darum bitten, daß Sie Ihre Bemühungen zur Schaffung eines neuen Baugesetzbuches auch im Endspurt verstärkt fortsetzen. Die FDP wird Sie bei Ihren Bemühungen unterstützen, weil das ein wesentlicher Beitrag zur Entbürokratisierung ist. Es ist natürlich eine schwierige Sache. Sie wissen, daß die Akzeptanz der Länder bei der Novellierung des Baugesetzbuches erforderlich ist. Ich würde die SPD-regierten Länder bitten, ihre Blockade aufzugeben und konstruktiv mit Alternativen mitzuarbeiten; denn wenn wir mehr Beschäftigung in der Bauwirtschaft brauchen — und darüber sind wir uns doch alle einig —,

    (Conradi [SPD]: Nein, da sind wir nicht einig!)

    dann brauchen wir auch mehr vereinfachte Normen, vereinfachte gesetzliche Regelungen, damit die Bauanträge nicht in den Baugenehmigungsbehörden hängenbleiben, sondern tatsächlich zum Bauherrn zurückkommen und der Baubeginn in die Wege geleitet werden kann.

    (Dr. Möller [CDU/CSU]: Rau macht die Obstruktion!)

    Ich glaube, daß wir auf dem richtigen Wege sind, Herr Minister. Wir unterstützen Sie bei dieser Poli-
    Deutscher Bundestag — 10.Wahlperiode — 178. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 28. November 1985 13571
    Grünbeck
    tik und werden diesem Haushalt auch unsere Zustimmung nicht versagen.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)