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ID1017818500

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    Plenarprotokoll 10/178 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 178. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 28. November 1985 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 13524 B Fortsetzung der zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1986 (Haushaltsgesetz 1986) — Drucksachen 10/3700, 10/4101 — Beschlußempfehlungen und Bericht des Haushaltsausschusses — Drucksachen 10/4151 bis 10/4180 — Einzelplan 11 Geschäftsbereich des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung — Drucksachen 10/4161, 10/4180 — in Verbindung mit Einzelplan 15 Geschäftsbereich des Bundesministers für Jugend, Familie und Gesundheit — Drucksachen 10/4165, 10/4180 — Sieler SPD 13476 C Strube CDU/CSU 13479 A Tischer GRÜNE 13483 B Cronenberg (Arnsberg) FDP 13486 B Frau Fuchs (Köln) SPD 13489 B Roth (Gießen) CDU/CSU 13493 B Frau Kelly GRÜNE 13495 D Handlos fraktionslos 13496 C Dr. Blüm, Bundesminister BMA . . . 13497 D Rappe (Hildesheim) SPD 13503 D Frau Dr. Adam-Schwaetzer FDP . . . 13505 C Waltemathe SPD 13507 B Rossmanith CDU/CSU 13511 B Frau Dr. Süssmuth, Bundesminister BMJFG 13514 B Jaunich SPD 13518A Eimer (Fürth) FDP 13520 B Deres CDU/CSU 13521 D Dr. Müller (Bremen) GRÜNE 13523A Frau Kelly GRÜNE (Erklärung nach §31 GO) 13526 A Vizepräsident Stücklen 13483 C Namentliche Abstimmung 13524 C Ergebnis 13524 B Einzelplan 06 Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern — Drucksachen 10/4156, 10/4180 — in Verbindung mit Einzelplan 36 Zivile Verteidigung — Drucksachen 10/4176, 10/4180 — in Verbindung mit Einzelplan 33 Versorgung — Drucksachen 10/4174, 10/4180 — II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 178. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 28. November 1985 Kühbacher SPD 13526 D Gerster (Mainz) CDU/CSU 13533 D Schulte (Menden) GRÜNE 13537 C Frau Seiler-Albring FDP 13541A Dr. Nöbel SPD 13543 D Dr. Riedl (München) CDU/CSU 13547 C Klein (Dieburg) SPD 13550 C von Hammerstein CDU/CSU 13553A Baum FDP 13554 B Dr. Laufs CDU/CSU 13556A Dr. Hirsch FDP 13557 D Dr. Zimmermann, Bundesminister BMI 13558 D Vizepräsident Stücklen 13552 D Einzelplan 25 Geschäftsbereich des Bundesministers für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau — Drucksachen 10/4169, 10/4180 — Nehm SPD 13563 A Echternach CDU/CSU 13565A Werner (Westerland) GRÜNE 13567 A Grünbeck FDP 13569A Dr. Schneider, Bundesminister BMBau 13571A Einzelplan 07 Geschäftsbereich des Bundesministers der Justiz — Drucksachen 10/4157, 10/4180 — in Verbindung mit Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht — Drucksachen 10/4166, 10/4180 — Frau Zutt SPD 13574A Deres CDU/CSU 13575 D Mann GRÜNE 13577 D Kleinert (Hannover) FDP 13580A Handlos fraktionslos 13581 D Engelhard, Bundesminister BMJ . . . 13582 D Einzelplan 12 Geschäftsbereich des Bundesministers für Verkehr — Drucksachen 10/4162, 10/4180 — Purps SPD 13584 C Metz CDU/CSU 13586 D Senfft GRÜNE 13588 D Hoffie FDP 13590 C Dr. Dollinger, Bundesminister BMV . . 13592 C Einzelplan 10 Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten — Drucksachen 10/4160, 10/4180 — Frau Zutt SPD 13594 C Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU . . . 13596A Suhr GRÜNE 13598 D Bredehorn FDP 13600 A Müller (Schweinfurt) SPD 13602 B Kiechle, Bundesminister BML 13604 B Oostergetelo SPD (Erklärung nach § 30 GO) 13606 B Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU (Erklärung nach § 30 GO) 13606 C Einzelplan 13 Geschäftsbereich des Bundesministers für das Post- und Fernmeldewesen — Drucksache 10/4163 — Walther SPD 13607 B Echternach CDU/CSU 13609 B Frau Dann GRÜNE 13611C Hoffie FDP 13614 A Dr. Schwarz-Schilling, Bundesminister BMP 13616C Präsident Dr. Jenninger 13612C, 13613A, 13619 B Haushaltsgesetz 1986 — Drucksachen 10/4178, 10/4179 — Wieczorek (Duisburg) SPD 13619 D Roth (Gießen) CDU/CSU 13620 D Vogel (München) GRÜNE 13621 D Dr. Weng (Gerlingen) FDP 13622 A Beratung der Beschlußempfehlung des Vermittlungsausschusses zu dem Gesetz zur Änderung des Gesetzes über die Lastenausgleichsbank — Drucksache 10/4392 — Schmidhuber, Minister des Freistaates Bayern 13622 C Nächste Sitzung 13623 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten 13624*A Deutscher Bundestag — 10.Wahlperiode — 178. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 28. November 1985 13475 178. Sitzung Bonn, den 28. November 1985 Beginn: 9.01 Uhr
  • folderAnlagen
    Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens * 28. 11. Antretter * 29. 11. Bahr 29. 11. Bueb 29. 11. Büchner (Speyer) * 29. 11. Clemens 29. 11. Collet 29. 11. Dr. Daniels 28. 11. Frau Eid 29. 11. Ertl 29. 11. Frau Fischer * 29. 11. Franke (Hannover) 29. 11. Dr. Götz 29. 11. Haase (Fürth) * 29. 11. Freiherr Heereman von Zuydtwyck 28. 11. Ibrügger 29. 11. Jäger (Wangen) * 29. 11. Junghans 29. 11. Kittelmann * 29. 11. Klose 29. 11. Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Kreile 29. 11. Lamers 28. 11. Leonhart 29. 11. Lemmrich * 29. 11. Lenzer 28. 11. Dr. Mertens (Bottrop) 28. 11. Dr. Müller * 29. 11. Nagel 29. 11. Dr. Olderog 29. 11. Schlaga 29. 11. Frau Schmidt (Nürnberg) 29. 11. Schmidt (Wattenscheid) 29. 11. Dr. Todenhöfer 29. 11. Voigt (Sonthofen) 29. 11. Vosen 28. 11. Frau Wagner 28. 11. Werner (Dierstorf) 29. 11. Frau Dr. Wex 29. 11. Zierer 29. 11. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Wilhelm Nöbel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Ich bin schon bei Null. Es tut mir leid. — Ich möchte nur noch zwei Sätze sagen.
    Dieses Konsolidierungsprogramm haben wir geschaffen, als 15 Jahre nach der Kuba-Krise ein Notstand an Kraftfahrzeugen und Geräten entstanden war. — Herr Präsident, noch zwei Sätze. — Als Opposition haben Sie sich nicht oppositionell, sondern opportunistisch an das angehängt, was wir damals als Konsolidierungsprogramm durchgebracht haben. Das haben wir gemacht. Jetzt müssen Sie, meine Damen und Herren von der Koalition, Farbe bekennen und Butter bei die Fische tun.
    Danke schön.

    (Beifall bei der SPD und des Abg. Mann [GRÜNE])



Rede von Richard Stücklen
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Dr. Riedl.

(Dr.-Ing. Kansy [CDU/CSU]: Jetzt kommt die Butter!)


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    Rede von Dr. Erich Riedl


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich habe hier nicht zu den Feuerwehrautos zu reden, was ich sehr gerne täte. Herr Kollege Nöbel, wenn Sie hier nicht vernebelt, sondern die Wahrheit gesagt hätten, hätten Sie festgestellt, daß die Ausstattung unserer deutschen Feuerwehren mit Feuerwehrautos jedenfalls weitaus besser ist, als dies zu Zeiten Ihrer Regierungsverantwortung der Fall war. Ich kann Ihnen jedenfalls bei der Freiwilligen Feuerwehr in München glänzende und herrlich funktionierende Feuerwehrautos vorführen, die Gott sei Dank fast immer nur in der Übung voll zum Einsatz kommen. Ich darf Sie einmal nach München einladen; Sie werden Ihre wahre Freude an unseren Feuerwehrautos haben.

    (Dr.-Ing. Kansy [CDU/CSU]: Und die sind auch noch rot!)

    — Die sind nicht weiß-blau angestrichen, sondern sogar rot. Daran hat er bestimmt seine Freude.
    Meine Damen und Herren, ich muß hier zu einem sehr nüchternen und deshalb auch sehr ernsten Thema sprechen, nämlich zur inneren Sicherheit. Ich möchte versuchen, das Zahlenwerk des Einzelplans 06 — Bundesminister des Innern — zur Verdeutlichung mit einem Hintergrund zu versehen. Ich möchte darzulegen versuchen, wie sich die Kriminalitätssituation in der Bundesrepublik Deutschland vor dem Hintergrund der nüchternen Zahlen darstellen läßt.
    Die Sicherheitslage ist in etwa durch drei Faktoren gekennzeichnet, und zwar zum einen durch die hohe Anzahl von jährlich etwa 4 Millionen registrierten Straftaten im Bereich der allgemeinen Sicherheit.

    (Walther [SPD]: Daran ist Herr Zimmermann schuld!)

    Der zweite Faktor ist das Ansteigen der auch international organisierten Kriminalität mit großen sozialschädlichen Auswirkungen. Der dritte Faktor ist die erhöhte Gefährdung durch terroristische und extremistische Gruppierungen.

    (Walther [SPD]: Bei diesem Innenminister kein Wunder!)

    Die Zahl der in der polizeilichen Kriminalstatistik registrierten Straftaten erreichte 1983 mit sage



    Dr. Riedl (München)

    und schreibe 4,35 Millionen einen traurigen Höchststand. Zwar war im Jahre 1984 ein Rückgang um 4,9% auf 4,1 Millionen Delikte zu verzeichnen, und auch die Zahlen für das erste Halbjahr 1985 lassen eine weitere geringfügige Abnahme in diesem Jahr erwarten; dennoch wäre es völlig verfehlt und falsch, angesichts des nach wie vor unverändert hohen Niveaus von einer Entspannung der Lage zu sprechen. Es ist zu erkennen, daß die insgesamt rückläufige Entwicklung auf Faktoren zurückzuführen ist, die man nicht unmittelbar im Zusammenhang mit der Kriminalität sehen kann. Sie ging vielmehr, wie das Bundeskriminalamt bestätigt, mit der Änderung von Versicherungsbedingungen beispielsweise in der Hausrat- und der Fahrzeugteilkaskoversicherung einher. Es ist davon auszugehen, daß in der Bundesrepublik Deutschland tatsächlich nicht weniger Straftaten begangen wurden, sondern daß sich das Anzeigeverhalten geändert hat und daß sich eine Reihe von Bagatelldelikten nicht mehr in der polizeilichen Kriminalstatistik niederschlagen.
    In einzelnen bedeutsamen Bereichen haben sich demgegenüber bereits seit Jahren zu beobachtende zunehmende Tendenzen fortgesetzt.

    (Walther [SPD]: Das ist der Erfolg von Zimmermann!)

    So nahmen, obwohl insgesamt weniger Diebstähle verzeichnet wurden, die die Bevölkerung in besonderem Maße beunruhigenden Wohnungseinbrüche auch in diesem Jahr wieder beträchtlich zu. Auch im Bereich der Vermögens- und Fälschungsdelikte war wie bereits in den Vorjahren eine Zunahme zu verzeichnen. Gerade hier läßt sich in einzelnen Untergruppen überdies feststellen, daß die Straftaten komplexer und komplizierter angelegt werden und die Täter immer größere, nicht selten kaum absehbare Schäden anrichten. So zeigt beispielsweise eine vom Max-Planck-Institut durchgeführte bundesweite Erfassung von Wirtschaftsstraftaten, daß sich die Schadenssummen aller von den deutschen Staatsanwaltschaften abgeschlossenen Ermittlungsverfahren innerhalb von zehn Jahren verfünffacht haben auf — man höre und staune — 7 Milliarden DM allein im Jahre 1983, und dies, obwohl sich die Zahl der Verfahren, in denen Anklage erhoben wurde, nicht auffällig verändert hat.

    (Walther [SPD]: Alles seit der „Wende"!)

    Diese enormen, wegen eines beachtlichen Dunkelfeldes tatsächlich um ein Vielfaches höheren Schäden belegen die von der Wirtschaftskriminalität ausgehende Gefahr, die offensichtlich nicht nur von unseren Polizeibehörden, sondern auch hier von den zuständigen Ausschüssen des Deutschen Bundestages erkannt ist.

    (Walther [SPD]: Darum soll sich Herr Zimmermann mal kümmern!)

    Hinzu kommen Wettbewerbsverzerrungen und weitere, kaum absehbare volkswirtschaftliche Folgen, so etwa durch die Hinterziehung von Steuern und Sozialabgaben bei der unverändert anhaltenden illegalen Vermittlung und dem Verleih ausländischer Arbeitnehmer oder auch die außerordentlich ansteigende Zahl der Umweltdelikte.
    Die Situation im Bereich der Falschgeldkriminalität ist trotz der laut Kriminalstatistik leicht rückläufigen Fallzahlen durch außergewöhnlich angestiegene Sicherstellungsmengen gekennzeichnet. So wurde in der Bundesrepublik Deutschland allein 1984 in- und ausländisches Falschgeld im Nennwert von zirka 32 Millionen DM sichergestellt. In diesem Bereich gibt es deutliche Anzeichen für das Bestehen international organisierter Kriminalität.
    Wie bereits im vergangenen Jahr, so zeichnet sich auch jetzt wieder ein leichter Rückgang bei den in der Statistik unter dem Oberbegriff Gewaltkriminalität zusammengefaßten Delikten ab. Zwar ist diese durch die Abnahme der schweren Körperverletzungen verursachte Entwicklung an sich erfreulich; es darf jedoch auch nicht unterschlagen werden, daß nach wie vor etwa 100 000 dieser schweren Straftaten jährlich begangen werden. Bei einzelnen Formen des Raubes — dies scheint eine vorübergehende Entwicklung zu sein — ist eine deutliche Zunahme erkennbar.
    Auch bei der Rauschgiftkriminalität indizieren bestimmte Feststellungen trotz stagnierender Fallzahlen eine anhaltende Gefährlichkeit. So werden in jedem Jahr mehr Personen erstmalig als Konsumenten harter Drogen erfaßt und nach wie vor sehr große Mengen von Betäubungsmitteln sichergestellt. Offenbar sind international operierende Rauschgifthändlerorganisationen dabei, die bestehende Marktsituation zu festigen und neue Absatzmöglichkeiten zu erschließen. Wie das Bundeskriminalamt kürzlich den Berichterstattern des Haushaltsausschusses deutlich vor Augen führen konnte, ist die Zufuhr von Kokain aus Neuländern, also nicht mehr aus dem „Goldenen Dreieck", sondern beispielsweise aus dem afrikanischen Bereich und neuerdings vor allen Dingen aus Südamerika, in einem unverantwortlichen Maße angestiegen.
    Meine Damen und Herren, ich darf einmal einige sehr traurige Zahlen von Opfern dieses Rauschgiftgeschehens bekanntgeben. In diesem Jahr sind vom 1. Januar 1985 bis 31. Oktober 1985 in der Bundesrepublik Deutschland 261 Rauschgifttote zu beklagen; einer davon war noch nicht einmal 18 Jahre alt. 17 waren im Alter von 18 bis 21 Jahren, und 243 waren älter als 21 Jahre. Die Zahl der Erstkonsumenten von harten Drogen belief sich vom 1. Januar 1985 bis 30. September dieses Jahres — also einen Monat weniger — in der Bundesrepublik Deutschland auf 2 350, wovon 43 jünger als 18 Jahre sind, 344 im Alter von 18 bis 21 Jahre und die über 21jährigen sich auf eine Zahl von 1 963 beziffern.
    Meine Damen und Herren, die seit Herbst vergangenen Jahres anhaltende Welle von Straftaten terroristischer Gewalttäter hat erneut sichtbar gemacht, daß der Terrorismus unverändert ein Kernproblem für die innere Sicherheit darstellt. Die „Rote Armee Fraktion" — RAF — hat ihre Einbußen ausgeglichen und zeigt ungebrochene Aktivität. Als herausragend sind der versuchte Sprengstoffanschlag auf die NATO-Schule in Oberammergau am 18. Januar, der Mord an dem Vorstandsvorsit-
    Deutscher Bundestag — 10.Wahlperiode — 178. Sitzung. Bonn. Donnerstag. den 28. November 1985 13549
    Dr. Riedl (München)

    zenden von MTU, Dr. Zimmermann, sowie der Anschlag auf die US Air Base in Frankfurt und die damit zusammenhängende Ermordung des amerikanischen Soldaten Pimental Anfang August ebenso zu nennen wie der am vergangenen Sonntag um 15.20 Uhr verübte Bombenanschlag auf das PXQuartier in Frankfurt.
    Gerade im Verlauf dieses Jahres waren Ansätze einer internationalen ideologischen Übereinstimmung sowie eine logistische Zusammenarbeit deutscher und ausländischer Terroristen zu erkennen, und zwar in der Bundesrepublik Deutschland insbesondere Kontakte zur französischen „Action directe" und der belgischen Terroristengruppe CCC. Auch die „Revolutionären Zellen" verübten in diesem Jahr bisher deutlich mehr Anschläge — 19 an der Zahl — als im gesamten Jahr 1984, in dem wir 13 Anschläge zu verzeichnen hatten. Zahlreiche andere Gruppierungen lehnten sich an Handlungsmuster von RAF und RZ — „Rote Zellen" — an. So wurden bis Ende Oktober dieses Jahres bereits 277 Brand- und Sprengstoffanschläge verübt. Das waren bereits mehr als im gesamten vorangegangenen Jahr, in dem es immerhin auch 251 Anschläge gab.
    Daneben dokumentiert die Vielzahl schwerwiegender, häufig auch gemeinschädlicher Sachbeschädigungen sowie gefährlicher Eingriffe in den Bahn- und Straßenverkehr die anhaltende Bedrohung der inneren Sicherheit durch terroristische bzw. extremistische Gewalttäter.
    Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich kann in dieser kurzen Rede nur schlagwortartig den sachlichen Hintergrund der Kriminalitätslage in der Bundesrepublik aufzeigen. Das erwähnte Zahlenwerk im Einzelplan 06 spiegelt sich dementsprechend wie folgt wider:
    Wir werden im Haushalt der Bundesrepublik Deutschland für die innere Sicherheit 1986 insgesamt 1,713 Milliarden DM ausgeben, was einer Steigerung gegenüber dem Vorjahr um 4,3% entspricht. Das ist deutlich höher als der Gesamtanstieg des Bundeshaushalts um, wie Sie wissen, insgesamt 2,2 %. Das wiederum unterstreicht, daß die Bundesregierung und die sie tragenden Fraktionen — in diesem Fall darf ich sagen: dank der guten Zusammenarbeit mit dem Mitberichterstatter im Haushaltsausschuß von der SPD-Fraktion, der dies etatmäßig und etatisierungsmäßig voll mitgetragen hat, auch mit der Zustimmung der demokratischen Oppositionsfraktion SPD — der inneren Sicherheit hohe Bedeutung beimessen.
    Meine Damen und Herren, einige wenige Bernerkungen zu Einzelbereichen: Bundesgrenzschutz, Bundeskriminalamt und Bereitschaftspolizeien der Länder.

    (Mann [GRÜNE]: Jetzt könnten Sie eigentlich etwas zum Rechtsextremismus sagen! Vielleicht zur Unterwanderung der Berliner Jungen Union!)

    Beim Bundesgrenzschutz — Schwerpunkt ist Kapitel 06 25 — werden wir im Etat einen Betrag von 3,2 Millionen DM, über vier Jahre verteilt, ausweisen. Dieser Betrag dient der Maritimisierung der
    GSG 9, wobei die bestehende Einsatzeinheit dieser Spezialgruppe des Bundesgrenzschutzes zur Abwehr terroristischer Übergriffe auf maritime Objekte mit Führungs- und Einsatzmitteln auszustatten ist, weil terroristische Aktivitäten auf dem Meer und auf den Seegewässern nicht auszuschließen sind. Ich nenne z. B. die Inbesitznahme eines fahrenden oder ankernden Schiffes, etwa eines Tankers, oder Angriffe auf Bohrplattformen von Erdöl und Erdgas.
    Ich erwähne zum zweiten die Boote für die Nordsee. Frau Kollegin Seiler-Albring hat dies schon erwähnt. Das ist ein Kampf des Parlaments mit der Regierung. Es war schon in der alten Regierung so; es ist auch jetzt so. Weil es keine Ressorteinigung zwischen dem Finanzminister, dem Innenminister, dem Verkehrsminister und vielleicht auch dem Verteidigungsminister gibt

    (Zuruf von der CDU/CSU: Wirtschaftsminister!)

    — Wirtschaftsminister —, hat das Parlament in Übereinstimmung von CDU/CSU, FDP und SPD
    — — die GRÜNEN kann man hier weglassen. Meine Damen und Herren, beim gesamten Bereich der inneren Sicherheit haben sich die GRÜNEN ausgeklinkt. Sie haben Anträge gestellt, die — was ich aus Ihrer Sicht verstehe — letztendlich zur Abschaffung jedweder Polizei in Deutschland führen würden. Deshalb kann ich mich auch mit den nicht sehr verständlichen Zwischenrufen der GRÜNEN gar nicht auseinandersetzen. Sie wollen keine Polizei in der Bundesrepublik Deutschland. Jedenfalls haben Sie sich in den Ausschüssen so verhalten.

    (Abg. Mann [GRÜNE] meldet sich zu einer Zwischenfrage)

    — Ich kann aus zeitlichen Gründen auf Ihre Fragen leider nicht eingehen, Herr Kollege.

    (Mann [GRÜNE]: Das ist sehr fair, Herr Kollege!)

    — Wenn Sie in den Haushaltsausschuß kämen, könnte ich mich mit Ihnen über Ihre unsinnigen Anträge sehr gern und lange unterhalten.
    Zurück zu den Nordseebooten. Dies ist ein Kampf des Parlaments mit der Regierung. Wir haben jetzt beschlossen, sehr verehrter Herr Bundesinnenminister, die Bundesregierung möge ein abgestimmtes Konzept bis Ende April vorlegen, mit dem Ziel, daß in der Nordsee der Bundesgrenzschutz zwei einsatzfähige Boote bekommt, die den Aufgaben der Bundesrepublik Deutschland im Bereich des Umweltschutzes in der Nordsee gerecht werden. Da sich unsere Kollegen so eingesetzt haben, Frau Ulla Seiler-Albring, würde ich vorschlagen: Das erste Boot taufen wir auf unsere liebe Ulla. Das zweite Boot müssen wir dem Herrn Innenminister zugestehen; das taufen wir auf „Fritz". Die beiden Rettungsboote auf den Booten taufen wir auf den Klaus, weil er sich entsprechend positiv für diese Boote eingesetzt hat.

    (Heiterkeit — Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)




    Dr. Riedl (München)

    Meine Damen und Herren, eine kleine Episode aus dem Haushaltsausschuß. — Herr Präsident, ich bin sofort fertig.