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ID1017815500

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    Plenarprotokoll 10/178 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 178. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 28. November 1985 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 13524 B Fortsetzung der zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1986 (Haushaltsgesetz 1986) — Drucksachen 10/3700, 10/4101 — Beschlußempfehlungen und Bericht des Haushaltsausschusses — Drucksachen 10/4151 bis 10/4180 — Einzelplan 11 Geschäftsbereich des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung — Drucksachen 10/4161, 10/4180 — in Verbindung mit Einzelplan 15 Geschäftsbereich des Bundesministers für Jugend, Familie und Gesundheit — Drucksachen 10/4165, 10/4180 — Sieler SPD 13476 C Strube CDU/CSU 13479 A Tischer GRÜNE 13483 B Cronenberg (Arnsberg) FDP 13486 B Frau Fuchs (Köln) SPD 13489 B Roth (Gießen) CDU/CSU 13493 B Frau Kelly GRÜNE 13495 D Handlos fraktionslos 13496 C Dr. Blüm, Bundesminister BMA . . . 13497 D Rappe (Hildesheim) SPD 13503 D Frau Dr. Adam-Schwaetzer FDP . . . 13505 C Waltemathe SPD 13507 B Rossmanith CDU/CSU 13511 B Frau Dr. Süssmuth, Bundesminister BMJFG 13514 B Jaunich SPD 13518A Eimer (Fürth) FDP 13520 B Deres CDU/CSU 13521 D Dr. Müller (Bremen) GRÜNE 13523A Frau Kelly GRÜNE (Erklärung nach §31 GO) 13526 A Vizepräsident Stücklen 13483 C Namentliche Abstimmung 13524 C Ergebnis 13524 B Einzelplan 06 Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern — Drucksachen 10/4156, 10/4180 — in Verbindung mit Einzelplan 36 Zivile Verteidigung — Drucksachen 10/4176, 10/4180 — in Verbindung mit Einzelplan 33 Versorgung — Drucksachen 10/4174, 10/4180 — II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 178. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 28. November 1985 Kühbacher SPD 13526 D Gerster (Mainz) CDU/CSU 13533 D Schulte (Menden) GRÜNE 13537 C Frau Seiler-Albring FDP 13541A Dr. Nöbel SPD 13543 D Dr. Riedl (München) CDU/CSU 13547 C Klein (Dieburg) SPD 13550 C von Hammerstein CDU/CSU 13553A Baum FDP 13554 B Dr. Laufs CDU/CSU 13556A Dr. Hirsch FDP 13557 D Dr. Zimmermann, Bundesminister BMI 13558 D Vizepräsident Stücklen 13552 D Einzelplan 25 Geschäftsbereich des Bundesministers für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau — Drucksachen 10/4169, 10/4180 — Nehm SPD 13563 A Echternach CDU/CSU 13565A Werner (Westerland) GRÜNE 13567 A Grünbeck FDP 13569A Dr. Schneider, Bundesminister BMBau 13571A Einzelplan 07 Geschäftsbereich des Bundesministers der Justiz — Drucksachen 10/4157, 10/4180 — in Verbindung mit Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht — Drucksachen 10/4166, 10/4180 — Frau Zutt SPD 13574A Deres CDU/CSU 13575 D Mann GRÜNE 13577 D Kleinert (Hannover) FDP 13580A Handlos fraktionslos 13581 D Engelhard, Bundesminister BMJ . . . 13582 D Einzelplan 12 Geschäftsbereich des Bundesministers für Verkehr — Drucksachen 10/4162, 10/4180 — Purps SPD 13584 C Metz CDU/CSU 13586 D Senfft GRÜNE 13588 D Hoffie FDP 13590 C Dr. Dollinger, Bundesminister BMV . . 13592 C Einzelplan 10 Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten — Drucksachen 10/4160, 10/4180 — Frau Zutt SPD 13594 C Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU . . . 13596A Suhr GRÜNE 13598 D Bredehorn FDP 13600 A Müller (Schweinfurt) SPD 13602 B Kiechle, Bundesminister BML 13604 B Oostergetelo SPD (Erklärung nach § 30 GO) 13606 B Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU (Erklärung nach § 30 GO) 13606 C Einzelplan 13 Geschäftsbereich des Bundesministers für das Post- und Fernmeldewesen — Drucksache 10/4163 — Walther SPD 13607 B Echternach CDU/CSU 13609 B Frau Dann GRÜNE 13611C Hoffie FDP 13614 A Dr. Schwarz-Schilling, Bundesminister BMP 13616C Präsident Dr. Jenninger 13612C, 13613A, 13619 B Haushaltsgesetz 1986 — Drucksachen 10/4178, 10/4179 — Wieczorek (Duisburg) SPD 13619 D Roth (Gießen) CDU/CSU 13620 D Vogel (München) GRÜNE 13621 D Dr. Weng (Gerlingen) FDP 13622 A Beratung der Beschlußempfehlung des Vermittlungsausschusses zu dem Gesetz zur Änderung des Gesetzes über die Lastenausgleichsbank — Drucksache 10/4392 — Schmidhuber, Minister des Freistaates Bayern 13622 C Nächste Sitzung 13623 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten 13624*A Deutscher Bundestag — 10.Wahlperiode — 178. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 28. November 1985 13475 178. Sitzung Bonn, den 28. November 1985 Beginn: 9.01 Uhr
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    Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens * 28. 11. Antretter * 29. 11. Bahr 29. 11. Bueb 29. 11. Büchner (Speyer) * 29. 11. Clemens 29. 11. Collet 29. 11. Dr. Daniels 28. 11. Frau Eid 29. 11. Ertl 29. 11. Frau Fischer * 29. 11. Franke (Hannover) 29. 11. Dr. Götz 29. 11. Haase (Fürth) * 29. 11. Freiherr Heereman von Zuydtwyck 28. 11. Ibrügger 29. 11. Jäger (Wangen) * 29. 11. Junghans 29. 11. Kittelmann * 29. 11. Klose 29. 11. Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Kreile 29. 11. Lamers 28. 11. Leonhart 29. 11. Lemmrich * 29. 11. Lenzer 28. 11. Dr. Mertens (Bottrop) 28. 11. Dr. Müller * 29. 11. Nagel 29. 11. Dr. Olderog 29. 11. Schlaga 29. 11. Frau Schmidt (Nürnberg) 29. 11. Schmidt (Wattenscheid) 29. 11. Dr. Todenhöfer 29. 11. Voigt (Sonthofen) 29. 11. Vosen 28. 11. Frau Wagner 28. 11. Werner (Dierstorf) 29. 11. Frau Dr. Wex 29. 11. Zierer 29. 11. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Johannes Gerster


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Nein. Herr Hauff, wenn Sie sich entschlossen haben, mir zu erklären, warum Sie als Minister gegen das Tempolimit waren, aber, seitdem Sie in der Opposition sind, plötzlich dafür sind, lasse ich die Zusatzfrage gerne zu. Ich gebe Ihnen Bedenkzeit.
    Das Verursacherprinzip geht — ich darf es wiederholen — davon aus, daß der Verursacher zu zahlen hat. Das heißt, Steuermittel werden im wesentlichen für die Erforschung von Ursachen und Wirkungen von Umweltbeeinträchtigungen sowie für die Entwicklung und Erprobung von Vermeidungstechnologien eingesetzt. Daneben werden durch Kreditprogramme und steuerrechtliche Maßnahmen Umweltschutzinvestitionen gefördert.
    Gegenüber diesem überzeugenden Modell des kombinierten Vorsorge- und Verursacherprinzips haben beide Oppositionsparteien keine glaubhafte Alternative vorzuweisen. Die SPD läuft aus ideologischen Gründen wie ein trotziges Kind dem Tempolimit nach, das bereits durch das umweltfreundliche Auto überholt wird.

    (Schulte [Menden] [GRÜNE]: Quatschkopf!)

    Die SPD redet allgemein für den Subventionsabbau und im Umweltbereich für den größten Subventionshain aller Zeiten.

    (Mann [GRÜNE]: Das Niveau einer Büttenrede wird mehr und mehr erreicht!)

    Die SPD träumt von einem Großprogramm „Arbeit und Umwelt", das mit neuen Schulden- und Steuerlasten garantiert mehr Geld für Bürokratien und weniger Effizienz für den Umweltschutz bringen wird. Das Programm „Arbeit und Umwelt" ist in Wahrheit ein Programm „Staatsmoloch und Chaos". Sie wollen wie in Ihrer Zeit, als die Zahl der Bürokraten um über 1 Million zunahm, mehr Bürokratie und das gleiche finanzpolitische Chaos, das wir 1982 von Ihnen übernommen haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Mann [GRÜNE]: Helau!)

    Meine Damen, meine Herren, wie sehr Sie selbst von Ihrem Programm „Arbeit und Umwelt" überzeugt sind, zeigt die Tatsache, daß Sie für den Haushalt 1986 keinen einzigen relevanten Antrag stellen. Hier werden große Programme verkündet, ohne daß Sie bereit sind, konkrete Maßnahmen überhaupt nur vorzuschlagen oder zu beantragen.
    Sich mit den GRÜNEN auseinanderzusetzen, wäre vertane Zeit. Diese Partei tut sich hervor durch das Schüren von Umwelthysterie. Manchmal hat man den Eindruck, daß bei bestimmten Politikern der grünen Partei ehrlich geglaubt wird, daß morgen alle Lebewesen bereits vergiftet sind.

    (Mann [GRÜNE]: Sie sind ein Dummschwätzer!)

    In einer Übertreibungsmaschinerie erster Güte werden hier Katastrophen an die Wand gemalt, während konkrete Beiträge zumindest im Haushaltsausschuß und auch hier in der Haushaltsdebatte nicht zu erkennen waren.
    Wir verbinden statt dessen Vernunft und Augenmaß, einen sinnvollen Mitteleinsatz und die Fortschreibung der Gesetzgebung zur dauerhaften Gesundung und Erhaltung einer lebenswerten Umwelt.

    (Mann [GRÜNE]: Schön wär's!)

    Lassen Sie mich, meine Damen, meine Herren, einen zweiten Schwerpunkt nennen, den ich kurz ansprechen kann, da mein Kollege Kühbacher dankenswerterweise dies bereits abgehandelt hat. Dieser Haushalt 1986 hat in der Tat eine zweite Priorität in der Kulturpolitik. Ich halte es für gut — hier sollten sich die Sozialdemokraten zurückhalten, denn es war ja ihr Bundeskanzler Brandt, der einmal eine große nationale Kultureinrichtung ins Leben rufen wollte, aber auch damit, wie Sie wissen, gescheitert ist —, daß wir sowohl das Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland in Bonn als auch das geplante Historische Museum in Berlin in Angriff nehmen. Ich halte es für besonders sinnvoll — hier haben wir uns auch im Haushaltsausschuß über die Regierungsansätze hinaus stark gemacht —, daß wir mehr Mittel für die ostdeutsche Kulturarbeit zur Verfügung stellen.

    (Zuruf des Abg. Vogel [München] [GRÜNE])

    Der dritte Schwerpunkt in diesem Haushalt betrifft die Bewältigung der Folgeprobleme im Bereich der Asylanten. Wir mußten für das nächste Jahr kurzfristig über 126 Stellen allein für das Bundesamt in Zirndorf zur Verfügung stellen, um dem erheblichen Anstieg der Zahl der Asylbewerber Rechnung tragen zu können.
    Ich möchte aber deutlich machen: Wir können dem Amt in Zirndorf soviel Stellen bewilligen, wie wir wollen, lösen können wir das Problem dadurch
    Deutscher Bundestag — 10.Wahlperiode — 178. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 28. November 1985 13537
    Gerster (Mainz)

    nicht. Hier sind die Ausländer- und Asylpolitiker in unseren Fraktionen, in den zuständigen Fachausschüssen gefordert. Sorgen Sie dafür, daß das Asylverfahren das leisten kann, was mit Recht immer von ihm gefordert wird, nähmlich die Gewährleistung klarer und rascher Entscheidungen über die Asylberechtigung.

    (Mann [GRÜNE]: Sagen Sie das mal Herrn Späth und Herrn Strauß! In Baden-Württemberg und Bayern dauern die Verfahren am längsten!)

    Dies sind wir den asylberechtigten Mitmenschen, aber auch der deutschen Bevölkerung schuldig.
    Lassen Sie mich einen vierten Schwerpunkt nennen. Ich kann das nur in Stichworten tun, weil die Zeit nicht ausreicht. Ich muß darauf hinweisen, daß wir auch im Zivil- und Katastrophenschutz eine Reihe von Versäumnissen der Vergangenheit aufarbeiten müssen. Dieser Bereich steigt immer noch überdurchschnittlich um 3,7 %. Wir haben die Mittel für den Schutzraumbau um 6,8 Millionen DM erhöht. Es ist auch eine Erblast von 13 Jahren SPDRegierung, daß heute nur 3,8 % der Bevölkerung in Schutzräumen unterkommen können. Das ist eine Quote, die nach internationalen Maßstäben völlig undiskutabel und unverantwortlich niedrig ist. Auf diesem Gebiet sind in den nächsten Jahren große Anstrengungen notwendig. Wir haben weiterhin im zivilen Katastrophenschutz Schwerpunkte gesetzt: beim Technischen Hilfswerk, wo wir sowohl die laufenden Mittel um 12 Millionen DM wie auch die Baumittel um 22 Millionen DM erhöht haben.
    Meine Damen, meine Herren, ich glaube, hier im Namen des ganzen Hauses sprechen zu können, wenn ich gerade an dieser Stelle den freiwilligen Helfern der Katastrophenschutzorganisationen und dem Technischen Hilfswerk für ihren selbstlosen und tatkräftigen Einsatz bei Katastrophen in diesem Land, aber auch gerade erfolgreich in anderen Ländern, danke.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

    Ich möchte eine persönliche Anmerkung anschließen. Auch in Zukunft kann nach meiner Auffassung das THW auf Freistellungsquoten nicht verzichten. Ich fordere die Bundesregierung auf, zusammen mit dem Innenminister hier nach Möglichkeiten zu suchen, welche die Existenz und die Einsatzbereitschaft des THW sicherstellen.
    Lassen Sie mich abschließend noch auf einen Gesichtspunkt hinweisen, den ich für besonders erfreulich halte. Der Etat des Bundesinnenministers leistet einen entscheidenden Beitrag zur Verbesserung des Ausbildungsplatzangebots in diesem Land. Ich möchte die Zahlen kurz nennen. In diesem Geschäftsbereich werden 690 Ausbildungsplätze zur Verfügung gestellt, zusätzlich 1 400 Plätze für Studienanfänger an der Fachhochschule des Bundes, weiter 150 Anwärter im Bundesverwaltungsamt und 1 200 Anfängerstellen für den mittleren Polizeivollzugsdienst. Insgesamt können damit im nächsten Jahr rund 3 000 junge Menschen einen Ausbildungsplatz bekommen. Dies ist bedeutend mehr als zu früheren Zeiten. Ich möchte dem Bundesinnenminister und seinen Beamten dafür danken, daß sie gerade in diesem Bereich sehr kooperationsbereit waren. Ich möchte auch den Kolleginnen und Kollegen Mitberichterstattern im Haushaltsausschuß für gute Beratungen danken. Dieser Etat des Innenministers ist ein Etat, der Schwerpunkte in die Zukunft setzt. Er ist ein Etat mit klaren Prioritäten.
    Die CDU/CSU-Fraktion wird diesem Etat zustimmen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)



Rede von Dr. Annemarie Renger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Schulte (Menden).

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Stefan Schulte


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (GRÜNE)

    Herr Gerster, Ihre Rede hätten Sie besser für den Mainzer Karneval aufgespart.

    (Beifall bei den GRÜNEN — Gerster [Mainz] [CDU/CSU]: Die Leute sind wenigstens fröhlich, was Sie nicht können!)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wir alle wissen, wie sehr die Haushalts- und Finanzpolitik des Bundes Auswirkungen auf viele Bereiche des gesellschaftlichen Lebens hat. Die Verteilung von 263 Milliarden DM Steuergeldern entscheidet maßgeblich über das soziale Schicksal vieler Menschen. Der Haushalt bestimmt aber auch die Rahmenbedingungen für die Art und Weise, wie wir unseren Wohlstand erwirtschaften. Seit Jahren ist es erklärtes Ziel der Haushaltspolitik, wirtschaftliches Wachstum zu erreichen. Die Frage jedoch, welche Schäden ein grenzenloses Wachstum für Mensch und Natur zur Folge hat, spielt dabei leider eine untergeordnete Rolle. Besonders diese Bundesregierung betreibt mit nahezu ideologischer Verblendung eine rein materialistische Wachstumspolitik, die zu Lasten der sozial Schwachen wie auch auf Kosten der natürlichen Lebensgrundlagen geht.

    (Beifall bei den GRÜNEN — Zurufe von den GRÜNEN: So ist es genau! — Genau!)

    Auch im Haushalt 1986 befinden sich wiederum Milliardenbeträge für zahlreiche Projekte, die den Vernichtungsprozeß in unserer Natur weiter vorantreiben, ob die Wiederaufarbeitungsanlage in Bayern, der Schnelle Brüter am Niederrhein, ob der Großflughafen im Erdinger Moos oder der DollartHafen im Wattenmeer, ob Saarkanal oder RheinMain-Donaukanal, alles unsinnige Projekte, mit denen diese Regierung weiterhin Steuergelder verschwendet und den Naturhaushalt damit noch mehr zerstört.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Der vorliegende Bundeshaushalt 1986 wird ein historisches Dokument für die Zerstörung des Naturhaushalts im Jahre 1986 sein.
    Meine Damen und Herren, jeden Tag gehen in der Bundesrepublik 170 ha Natur verloren. Tagtäglich belasten wir den Naturhaushalt mit zusätzlichen 450 000 t giftigen Luftschadstoffen, 70 000 t Zivilisationsmüll und 90 Millionen m3 Abwasser. Tag



    Schulte (Menden)

    für Tag werden eine Tierart und 25 Pflanzenarten weltweit unwiderruflich von Menschenhand ausgerottet und somit dem Naturhaushalt entzogen. Und schließlich sterben tagtäglich in unseren Wäldern Millionen von Bäumen. Die Mächtigen betreiben zur Zeit in der Bundesrepublik und auf der gesamten Erde einen gigantischen Raubbau an der Natur, und auch die bundesdeutsche Regierung trägt die Hauptschuld für das teuflische Zerstörungswerk, mit dem wir unseren Kindern die Zukunft rauben.

    (Beifall bei den GRÜNEN — von Hammerstein [CDU/CSU]: Haben Sie schon einmal einen Baum gepflanzt? Das frage ich immer wieder!)

    Diesen massiven Eingriffen in den Gesamthaushalt der Natur steht diese Bundesregierung tatenlos gegenüber. Das fehlende Gespür für den Ernst der Situation und die endlose Ignoranz der Mächtigen führt uns immer schneller an den Rand einer ökologischen Katastrophe.
    Wie naiv ist es doch, zu glauben, mit noch mehr Wachstum und noch mehr Technik ließe sich das Unheil abwenden. In einer Botschaft appellierte kürzlich der Irokese John Mohawk an die Europäer: „Wacht auf, die Technik wird euch nicht retten!"
    Ich möchte eine Passage aus diesem eindringlichen Appell des Indianers zitieren:

    (Broll [CDU/CSU]: Aus Lederstrumpfs Zeiten, oder?)

    — Es stände Ihnen gut an, wenn Sie den Gesamttext in „Natur" in der Ausgabe vom August dieses Jahres nachlesen würden. — Das Zitat:
    Die westliche Gesellschaft ist blind für die Realität. Wir werden von Wahnsinnigen regiert, die nicht sehen, auf welchem Weg sie sich befinden. Ein Staat, der seine Prioritäten im Militärbereich setzt, ist unmenschlich. Ein Staat, der gegen die Interessen der Erde plant, ist unverantwortlich. Die Regierungen der Industrienationen kümmern sich zuerst um die Stabilisierung ihrer Macht, erst danach um die Lebensqualität ihrer Bürger. Die moderne Welt funktioniert durch eine Summe hockentwickelter, raffinierter Technik; dabei bleiben jedoch fundamentale Erkenntnisse auf der Strecke. Komplexe Biosysteme sind nicht mit Dollars aufzuwiegen. Diesen simplen Satz könnte ich mir sparen, wenn nicht eine beängstigend große Zahl der Erdbewohner in der Vorstellung leben würde, schmutzige Flüsse könnten mit Dollars kuriert werden. Der modernen Welt fehlt eine ganzheitliche Weltsicht.

    (Mann [GRÜNE]: So ist es!)

    Ich habe dem nichts hinzuzufügen. Eben diese ganzheitliche Weltsicht — die Fähigkeit, ökologische Zusammenhänge zu erkennen — ist auch dieser Bundesregierung völlig fremd.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Anstatt die Ursachen der Umweltkrise offenzulegen und zu bekämpfen, wird dilettantisch an den Symptomen herumkuriert. Bestes Beispiel: das Katalysator-Auto. Wir alle wissen, daß der Lkw-Verkehr und der Pkw-Verkehr die Umwelt in vielerlei Hinsicht schädigt: giftige Abgase, Lärm, Rohstoffvergeudung, Energieverschwendung, Landschaftszerstörung durch Straßenbau, Verschmutzung des Grundwassers durch Reifenabrieb, Ölverluste, Streusalze usw. Hinzu kommen jedes Jahr eine halbe Million Unfallverletzte und 10 000 Verkehrstote. Objektiv betrachtet — darüber können alle Bequemlichkeiten des Autofahrens nicht hinwegtäuschen — ist das Auto Umwelt- und Menschenfeind Nummer eins.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Ziel einer jeden umwelt- und menschenfreundlichen Verkehrs- und Haushaltspolitik sollte es sein, diesen Hauptverursacher von Umweltschäden zu bekämpfen. Und es gibt ja mit der Bahn und den anderen öffentlichen Verkehrsmitteln die umweltfreundliche und soziale Alternative.

    (Broll [CDU/CSU]: Weil der Strom der Bahn aus der Steckdose kommt! — Dr. Riedl [München] [CDU/CSU]: Fahren Sie kein Auto?)

    Nichts liegt näher, als den weiteren Straßenbau drastisch zu reduzieren und freiwerdende Haushaltsmittel für den Ausbau des öffentlichen Verkehrssektors zu verwenden.
    Allerdings ist eine so grundsätzliche Umorientierung in der Verkehrspolitik mit dieser Regierung nicht zu machen. Nein, eine Kohl-Regierung, die sich selber zum Büttel der Automobilindustrie und zum Büttel des ADAC macht, ist zu einer Wende in der Verkehrspolitik unfähig.

    (Beifall bei den GRÜNEN — Mann [GRÜNE]: Aber 1987 wird alles besser!)

    — Das wollen wir hoffen.
    Um zumindest das Image des Waldkillers Auto aufzupolieren, versuchte Minister Zimmermann, wenigstens das Symptom des Stickoxidausstoßes zu reduzieren. Nachdem die Einführung scharfer Abgasgrenzwerte im nationalen Alleingang an der Abhängigkeit von der Automobilindustrielobby scheiterte — schieben Sie nicht immer das Argument der EG vor —, will selbst das nicht gelingen. So bezeichnet Herr Zimmermann alle Dieselfahrzeuge neuerdings einfach als umweltfreundlich, obwohl der Schadstoffausstoß genauso giftig, die Energieverschwendung genauso groß und der Lärm genauso gesundheitsschädlich ist wie früher.
    Fazit: Statt einer die Gesamtzusammenhänge betrachtenden weitsichtigen Verkehrs- und Umweltpolitik nur ein dummdreister Etikettenschwindel, der als Erfolg angepriesen wird.
    Das ist kein Einzelfall, wie die Diskussion um das Tempolimit zeigt. Damit bin ich beim Entschließungsantrag der SPD. Ich möchte dazu folgendes sagen. Sie bringen zu Recht genauso wie wir weitere positive Effekte einer Geschwindigkeitsbegrenzung in die Diskussion. Vor allem um die Verkehrstotenzahl zu reduzieren, brauchen wir Tempo 80 und Tempo 100. Jedoch heißt es in Ihrem Entschließungsantrag:



    Schulte (Menden)

    Der Deutsche Bundestag hält die Einführung von 100 km/h auf Bundesautobahnen und 80 km/h auf Landstraßen für die Dauer von 4 Jahren für das Gebot der Stunde. Wenn sich nach Ablauf der 4 Jahre das Katalysatorfahrzeug wirklich durchgesetzt hat, kann über die Frage des Tempolimits erneut beschlossen werden.

    (Mann [GRÜNE]: Das war der historische Kompromiß in der SPD-Fraktion!)

    Nein, egal, wie viele Katalysatorautos in vier Jahren auf den Straßen fahren: Tempolimit brauchen wir auf jeden Fall, um Menschenleben zu retten.

    (Beifall bei den GRÜNEN — Vogel [München] [GRÜNE]: Die kann man nicht mit Geld bewerten!)

    Ein Vierjahresgroßversuch kann nicht darüber hinwegtäuschen, daß man bei der SPD diese Frage völlig außer acht läßt. Es ist einfach zynisch, hier nur auf die Ergebnisse in bezug auf Abgasreduzierung zu schielen und die Menschen, die nach vier Jahren weiterhin auf den Straßen sterben, außen vorzulassen. Das ist eine zynische und typische SPD-Position.

    (Reuter [SPD]: Stimmt überhaupt nicht! Das ist unwahr!)

    — Sie haben noch Zeit bis morgen, Ihren Antrag zu korrigieren.

    (Beifall bei Abgeordneten der GRÜNEN)

    Meine Damen und Herren, das derzeitige Gerangel innerhalb der Koalition und zwischen den Altparteien, wer denn der größte Umweltschützer sei, kann nicht darüber hinwegtäuschen, daß es denen nicht um eine ökologische Umorientierung der Politik geht, sondern es wird vielmehr eine Effekthascherei verbaler Art abgezogen, um Wählerstimmen von umweltbesorgten Bürgern einzusammeln.

    (Walther [SPD]: Jetzt ist aber Schluß!)

    Auch die diesjährigen Beratungen des Umweltetats lagen auf diesem Niveau, sofern man überhaupt von einem Umweltetat sprechen sollte; es sind lediglich ein paar Seiten in den dicken Haushaltswälzern, die sich mit diesen Fragen beschäftigen. Die Haushaltsberatungen waren letztlich nichts anderes als ein ritualisiertes Gezänk um kosmetische Reparaturmaßnahmen in der Umweltpolitik. Vor allem über die Farbe der Kosmetik wurde dabei heftig gestritten. Jeder Vorschlag von seiten der GRÜNEN, Gelder für eine konsequente Umweltvorsorgepolitik umzuschichten, konnte dabei nur störend wirken.
    Dabei orientieren sich unsere Änderungsanträge lediglich an den Schwerpunkten ökologischer Sofortmaßnahmen. Die vorgeschlagene Ausweitung der Umweltausgaben auf 6 Milliarden DM hätte eine spärliche Steigerung von 0,6 % auf 2,3% an den Gesamtausgaben des Bundes für 1986 bedeutet. 6 Milliarden DM für den Umweltschutz, das wären nur 12 % des Wehretats gewesen. Aber nein, diese Regierung und auch die SPD haben sämtliche Schritte zur notwendigen Sanierung des Naturhaushalts verweigert.