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ID1017814700

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    Plenarprotokoll 10/178 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 178. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 28. November 1985 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 13524 B Fortsetzung der zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1986 (Haushaltsgesetz 1986) — Drucksachen 10/3700, 10/4101 — Beschlußempfehlungen und Bericht des Haushaltsausschusses — Drucksachen 10/4151 bis 10/4180 — Einzelplan 11 Geschäftsbereich des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung — Drucksachen 10/4161, 10/4180 — in Verbindung mit Einzelplan 15 Geschäftsbereich des Bundesministers für Jugend, Familie und Gesundheit — Drucksachen 10/4165, 10/4180 — Sieler SPD 13476 C Strube CDU/CSU 13479 A Tischer GRÜNE 13483 B Cronenberg (Arnsberg) FDP 13486 B Frau Fuchs (Köln) SPD 13489 B Roth (Gießen) CDU/CSU 13493 B Frau Kelly GRÜNE 13495 D Handlos fraktionslos 13496 C Dr. Blüm, Bundesminister BMA . . . 13497 D Rappe (Hildesheim) SPD 13503 D Frau Dr. Adam-Schwaetzer FDP . . . 13505 C Waltemathe SPD 13507 B Rossmanith CDU/CSU 13511 B Frau Dr. Süssmuth, Bundesminister BMJFG 13514 B Jaunich SPD 13518A Eimer (Fürth) FDP 13520 B Deres CDU/CSU 13521 D Dr. Müller (Bremen) GRÜNE 13523A Frau Kelly GRÜNE (Erklärung nach §31 GO) 13526 A Vizepräsident Stücklen 13483 C Namentliche Abstimmung 13524 C Ergebnis 13524 B Einzelplan 06 Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern — Drucksachen 10/4156, 10/4180 — in Verbindung mit Einzelplan 36 Zivile Verteidigung — Drucksachen 10/4176, 10/4180 — in Verbindung mit Einzelplan 33 Versorgung — Drucksachen 10/4174, 10/4180 — II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 178. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 28. November 1985 Kühbacher SPD 13526 D Gerster (Mainz) CDU/CSU 13533 D Schulte (Menden) GRÜNE 13537 C Frau Seiler-Albring FDP 13541A Dr. Nöbel SPD 13543 D Dr. Riedl (München) CDU/CSU 13547 C Klein (Dieburg) SPD 13550 C von Hammerstein CDU/CSU 13553A Baum FDP 13554 B Dr. Laufs CDU/CSU 13556A Dr. Hirsch FDP 13557 D Dr. Zimmermann, Bundesminister BMI 13558 D Vizepräsident Stücklen 13552 D Einzelplan 25 Geschäftsbereich des Bundesministers für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau — Drucksachen 10/4169, 10/4180 — Nehm SPD 13563 A Echternach CDU/CSU 13565A Werner (Westerland) GRÜNE 13567 A Grünbeck FDP 13569A Dr. Schneider, Bundesminister BMBau 13571A Einzelplan 07 Geschäftsbereich des Bundesministers der Justiz — Drucksachen 10/4157, 10/4180 — in Verbindung mit Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht — Drucksachen 10/4166, 10/4180 — Frau Zutt SPD 13574A Deres CDU/CSU 13575 D Mann GRÜNE 13577 D Kleinert (Hannover) FDP 13580A Handlos fraktionslos 13581 D Engelhard, Bundesminister BMJ . . . 13582 D Einzelplan 12 Geschäftsbereich des Bundesministers für Verkehr — Drucksachen 10/4162, 10/4180 — Purps SPD 13584 C Metz CDU/CSU 13586 D Senfft GRÜNE 13588 D Hoffie FDP 13590 C Dr. Dollinger, Bundesminister BMV . . 13592 C Einzelplan 10 Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten — Drucksachen 10/4160, 10/4180 — Frau Zutt SPD 13594 C Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU . . . 13596A Suhr GRÜNE 13598 D Bredehorn FDP 13600 A Müller (Schweinfurt) SPD 13602 B Kiechle, Bundesminister BML 13604 B Oostergetelo SPD (Erklärung nach § 30 GO) 13606 B Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU (Erklärung nach § 30 GO) 13606 C Einzelplan 13 Geschäftsbereich des Bundesministers für das Post- und Fernmeldewesen — Drucksache 10/4163 — Walther SPD 13607 B Echternach CDU/CSU 13609 B Frau Dann GRÜNE 13611C Hoffie FDP 13614 A Dr. Schwarz-Schilling, Bundesminister BMP 13616C Präsident Dr. Jenninger 13612C, 13613A, 13619 B Haushaltsgesetz 1986 — Drucksachen 10/4178, 10/4179 — Wieczorek (Duisburg) SPD 13619 D Roth (Gießen) CDU/CSU 13620 D Vogel (München) GRÜNE 13621 D Dr. Weng (Gerlingen) FDP 13622 A Beratung der Beschlußempfehlung des Vermittlungsausschusses zu dem Gesetz zur Änderung des Gesetzes über die Lastenausgleichsbank — Drucksache 10/4392 — Schmidhuber, Minister des Freistaates Bayern 13622 C Nächste Sitzung 13623 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten 13624*A Deutscher Bundestag — 10.Wahlperiode — 178. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 28. November 1985 13475 178. Sitzung Bonn, den 28. November 1985 Beginn: 9.01 Uhr
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    Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens * 28. 11. Antretter * 29. 11. Bahr 29. 11. Bueb 29. 11. Büchner (Speyer) * 29. 11. Clemens 29. 11. Collet 29. 11. Dr. Daniels 28. 11. Frau Eid 29. 11. Ertl 29. 11. Frau Fischer * 29. 11. Franke (Hannover) 29. 11. Dr. Götz 29. 11. Haase (Fürth) * 29. 11. Freiherr Heereman von Zuydtwyck 28. 11. Ibrügger 29. 11. Jäger (Wangen) * 29. 11. Junghans 29. 11. Kittelmann * 29. 11. Klose 29. 11. Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Kreile 29. 11. Lamers 28. 11. Leonhart 29. 11. Lemmrich * 29. 11. Lenzer 28. 11. Dr. Mertens (Bottrop) 28. 11. Dr. Müller * 29. 11. Nagel 29. 11. Dr. Olderog 29. 11. Schlaga 29. 11. Frau Schmidt (Nürnberg) 29. 11. Schmidt (Wattenscheid) 29. 11. Dr. Todenhöfer 29. 11. Voigt (Sonthofen) 29. 11. Vosen 28. 11. Frau Wagner 28. 11. Werner (Dierstorf) 29. 11. Frau Dr. Wex 29. 11. Zierer 29. 11. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates
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    Rede von Klaus-Dieter Kühbacher


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsident, das ist ja das Problem, mit dem es die Frauen zu tun haben. Überall sind die Stühle, wo man gut verdient, bereits besetzt. Und da, wo es dann um Leichtlohngruppen geht, wird für die Frauen aufgemacht.

    (Zurufe von der SPD)

    Herr Minister, was ich Ihnen vorwerfe, ist, daß Sie sich immer nur zu großen Bereichen und dann mit entsprechenden Reden und Fernsehauftritten ergehen, sich aber um die Einzelfälle, die, wo man mal nachfassen muß, nicht kümmern. So ist Ihre Absicht, im nächsten Jahr 500 000 DM für die geistig politische Auseinandersetzung auszugeben, die das Bundesministerium in die Schulen usw. hineintragen will.

    (Dr. Riedl [München] [CDU/CSU]: Das ist wichtig!)

    — Herr Kollege Riedl, wie wichtig das ist, hat Ihr Parteifreund Wruck in Berlin gezeigt. Das ist doch der Punkt.

    (Mann [GRÜNE]: Sehr gut!)

    Meine Bitte, Herr Minister, ist, daß im nächsten Verfassungsschutzbericht auftaucht, wie die Junge Union Berlin von Rechtsradikalen unterwandert ist.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    Es muß doch Sie, Herr Minister, alarmieren, wenn am Vorabend des Empfangs des amerikanischen Präsidenten von ausgewählten Jugendlichen aus der Jungen Union Berlin — das waren j a handverlesene — das Horst-Wessel-Lied gesungen wird. Da müßten Sie als Verfassungsminister doch dazwischenfahren.

    (Beifall bei der SPD)

    Aber was machen Sie? Sie bespitzeln das politische Umfeld der GRÜNEN; denn dort könnten Revolutionäre usw. sein. Ich meine, dort sind nicht überwiegend solche Leute. Aber natürlich machen die GRÜNEN Ihnen im Bereich der Umweltpolitik Ärger. Deshalb ist es wichtiger, den Blick dorthin zu lenken, als nun wirklich einmal nach Rechtsradikalen nachzuschauen.

    (Mann [GRÜNE]: Das ist typisch für die Einäugigkeit dieses Ministers!)

    Herr Zimmermann, noch ein kleiner Einzelpunkt — nicht wichtig, aber symptomatisch für Ihre Art von Politik —: Zum Sport wird nachher der Kollege Klein noch etwas sagen, aber ich habe bei der Durchsicht der Erläuterungen zum Haushalt gesehen, daß Sie 200 000 DM mehr reklamiert und von der Union bewilligt bekommen haben — natürlich gegen unsere Stimmen — für Auslandsdienstreisen. Was schreiben Sie da? Sie brauchten mehr internationale Kommunikation auch auf Leitungsebene. Herr Minister, ich sage Ihnen nur eins: Erwische ich Sie, Ihre Stellvertreter oder einen Beamten dabei, daß Sie bzw. sie auf Kosten der Steuerzahler zu den Fußballweltmeisterschaften nach Mexiko fahren, dann rappelt es im Hause.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    Ich habe die Vermutung, Sie haben das Geld dafür vorgesehen.



    Kühbacher
    Nun will ich einmal bei aller Kritik an dem Minister meine Kollegen Gerster, Riedl und Frau Seiler-Albring im Ausschuß loben. Ein Bereich in der Haushaltssystematik bereitet mir jedenfalls Freude. Das ist der Abschnitt Kultur. Kein großer Etat, aber, Herr Kollege Gerster, danke schön dafür, daß dieser kleine Bereich pfleglich behandelt wird und überproportional steigt. Die Ausgaben steigen um 7,4 %. Ich denke, alle Kulturschaffenden — das ist eine ganze Liste — in den Museen, beim Bundesarchiv, in der Musik, beim Film und wo auch immer werden froh über die Steigerungsraten sein, die diese kleinen Etatposten erfahren. Zwischen 5,4 und 13,6 % werden hier zusätzliche Mittel freigemacht. Ich denke, das ist eine der wenigen Wohltaten, die über das Innenministerium zielgerichtet erbracht werden. Ich danke Ihnen dafür, daß Sie sich im Ausschuß z. B. bei der Denkmalpflege weit über den Ansatz des Innenministers hinweggesetzt haben. Das ist eine vernünftige Etatpolitik aus dem Ausschuß heraus.
    Anders der Minister und anders — das muß ich leider auch sagen — der Bundeskanzler. Da werden mit bombastischen Anträgen zwei Projekte in Bonn und in Berlin in Gang geschoben. Sie heißen Haus der Geschichte und Museum der Geschichte des deutschen Volkes; einmal in Bonn und einmal in Berlin. Es handelt sich wahrscheinlich um ein Ausgabevolumen von über 500 Millionen DM. Das wird mit einem Aplomb vorangetrieben, obwohl jeder von Ihnen, verehrte Kolleginnen und Kollegen, weiß, daß zumindest das Haus in Berlin nicht einmal etatreif ist. Da gibt es keine Unterlagen außer der Absichtserklärung des Bundeskanzlers.
    Da werden Personalvorhaltetitel bereitgestellt, Kommissionen zusammengesetzt. Herr Minister, im übrigen eine Kommission, die 15 Köpfe stark ist und in der wieder keine Frau vertreten ist. Erleben in der Bundesrepublik eigentlich nur Männer Geschichte? Wenn Sie schon Sachverständige befragen, sollten Sie diese Zusammensetzung wirklich noch einmal überprüfen. Jedenfalls zeigt das Ihre Grundeinstellung.
    500 Millionen DM für Museumsbauten. Ich sage für die SPD ganz deutlich: Wir sind nicht dagegen. Aber was wir erwarten, Herr Minister, ist: Wenn solche Museen konzipiert werden, darf daraus kein rein nationalistischer Geist des Bürgertums wehen. Das möchten wir verhindern. Wir erwarten von Ihnen, daß Sie bei der Konzeption dieser Museen das republikanische Gedankentum und die Emanzipationsbewegung in der Bildungsschicht, im Bürgertum und in der Arbeiterschaft seit dem 18. Jahrhundert berücksichtigen. Die Bismarcksche Nationalstaatsgründung und die Einheitsbewegung müssen entsprechend dargestellt werden. Die unterschiedlichen Entwicklungen im Früh- und Hochkapitalismus müssen in einem solchen Museum zum Ausdruck kommen. Und für Sozialdemokraten ist natürlich wichtig, daß die Rolle der Arbeiterbewegung als Haupterbe der demokratischen Traditionen von 1848/49 dargestellt wird.
    In Berlin gehört auch ein örtlicher Bezug dazu. Natürlich darf ein solches Museum in Berlin nicht,
    Herr Minister, bei 1945 enden. Die Geschichte geht weiter. Ebenso halte ich es für falsch, in Bonn ein Museum vorzusehen, in dem die Darstellung der Geschichte erst mit dem Jahr 1948 beginnen soll. Das entspricht nicht unserer Auffassung, und es entspricht sicherlich auch nicht dem Geschichtsbewußtsein der vielen jungen Leute, die nach Bonn kommen.
    Noch einmal: Wir unterstützen diese Museen, aber wir möchten auch, daß diese Gedanken berücksichtigt werden.
    Aber von diesen 500 Millionen DM, von diesem großen Wurf des Bundeskanzlers für Berlin und für Bonn — ich kann ihn leider nicht nachmachen, wie das andere können, aber man könnte dieses Wort „Geschichte" entsprechend darstellen —

    (Heiterkeit bei der SPD und den GRÜNEN)

    zu einem kleinen Fall, an dem — Herr Minister, da mache ich Sie ganz persönlich verantwortlich — die soziale Unbarmherzigkeit in Ihrem Hause deutlich wird. Alle in der Kultur Tätigen sind sich einig, Herr Minister, daß die Künstlerhilfe für etwa 2 500 bis 3 000 arme, mittellose Künstler verbessert werden soll. Zur Zeit bekommen diese Einzelpersonen 510 DM aus einem gemeinschaftlichen Fond.
    Herr Minister, wir haben dieses Thema im Innenausschuß debattiert. Herr Broll, ich danke Ihnen noch mal dafür, daß Sie gesagt haben: Wir wollen, daß dieser Betrag auf 750 DM im Monat angehoben werden kann und soll, damit man knapp an der Pfändungsfreigrenze liegt.
    Was macht der Minister? Er kümmert sich darum überhaupt nicht.

    (Beifall bei der SPD)

    Was machen seine Vasallen? Sie stimmen diesen Antrag im Haushaltsausschuß nieder. Herr Minister, nicht an 500 Millionen für Museumsbauten, sondern an dem Umgang mit dem einzelnen, alt gewordenen, ohne Altersversicherung dastehendem Künstler wird deutlich, wie ernst Sie es mit dem Menschen meinen.

    (Beifall bei der SPD)

    Und das werfe ich Ihnen vor: Sie kümmern sich zu wenig um den Menschen.

    (Beifall bei der SPD — Zurufe von den GRÜNEN)

    Ich komme in meinen letzten vier Minuten auf einige Randbereiche zu sprechen, die nicht so wichtig sind. Aber zum Beispiel zum Thema Datenschutz, Herr Minister, haben wir bei der Durcharbeitung der Personaltitel festgestellt, daß sich Ihr Haus, Herr Minister, was die Stellenbesetzung angeht, an den gut dotierten Stellen des Datenschutzbeauftragten — na ja, ich muß mal sagen: — bedient hat.

    (Zuruf von der SPD: Wo?)

    Die herausgehobenen Positionen, die dieses Parlament dem Datenschutzbeauftragten zur Verfügung
    gestellt hat, haben Sie in Ihrem Haus befördert, und
    Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode .— 178. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 28. November 1985 13533
    Kühbacher
    deshalb sind die niedriger bezahlten Beamten beim Datenschutzbeauftragten tätig. Herr Minister, man kann, wenn man böse ist, natürlich auch fragen: Wollen Sie dadurch, daß Sie dort die Beförderungsmöglichkeiten abgeschnitten haben, den Datenschutz personell ausmanövrieren? Denn es ist völlig klar: Wenn ein Oberregierungsrat im Namen des Datenschutzbeauftragten zu einem Staatssekretär kommt, hat er eine ungleich andere Position, als wenn er als Abteilungsleiter auftreten kann. Aber er ist nicht Abteilungsleiter und auch nicht in einer entsprechenden Funktion, weil die dazugehörigen Ministerialratspositionen im Innenministerium verplant und verbraucht sind. Das muß in Ordnung gebracht werden. Sonst erheben wir den Vorwurf, daß Sie den Datenschutz auf diesem Umweg konterkarieren.
    Ein weiterer Punkt, bei dem Sie, wie ich glaube, völlig falsch liegen, sind die Werbeansätze für die Volkszählung. Danach sollen, um die Volkszählung plausibel zu machen, 16 Millionen DM ausgegeben werden. Noch im November oder — nur dann kann es ja eigentlich noch sein — im Dezember 1985 sollen 2' /2 Millionen DM ausgegeben werden. Wo sind denn eigentlich diese Anzeigen, die den Bürger davon überzeugen sollen, daß er im Mai 1987 zur Volkszählung geht und sich daran beteiligt? 5,6 Millionen wollen Sie im nächsten Jahr ausgeben. Meine Sorge ist: All dieses Geld geht zum Fenster hinaus.

    (Zuruf von der SPD: Unglaublich!)

    Darüber freuen sich die Zeitungsverlage. Niemand der Bürger wird das ernst nehmen. Richtiger wäre es gewesen, dieses Geld gezielt unmittelbar vor der Volkszählung einzusetzen, die wir ja alle hier im Haus, bis auf die kleine Minderheit der GRÜNEN, gemeinschaftlich beschlossen haben.
    Zum Bundeskriminalamt, Herr Minister, kann ich nur sagen, daß durch die Beschlüsse im Haushaltsausschuß, aber nicht durch Ihre Politik, das Bundeskriminalamt dank dem Einsatz von Frau Seiler-Albring und Herrn Riedl innerhalb der CDU/CSU- und der FDP-Gruppe zusätzliches Personal erhalten hat. Herr Minister, auch dort haben Sie sich, was die Einzelfallüberlegung über die Beschäftigten des Bundeskriminalamts angeht, nicht gekümmert. Sie haben sich im Chefgespräch gegenüber Herrn Stoltenberg nicht durchsetzen können. So müssen erst die Kollegen der Union in den Haushaltsgruppen hergehen — —

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    — „Arbeitsteilung" können Sie das ja nennen, Herr Minister. Man kann natürlich Ihre Schwäche als „Arbeitsteilung" bezeichnen, nachdem der Kollege Riedl es durchgesetzt hat.

    (Beifall bei der SPD)

    Wenn Sie sich mit falschen Federn schmücken, fällt das nur auf Sie selber zurück.
    Und nun will ich zum letzten Punkt kommen, nämlich, zum Bundesgrenzschutz. Herr Minister, kümmern Sie sich eigentlich darum, wie es einem jungen Beamten geht, der von Braunschweig oder
    Gifhorn mal für vier Wochen oder mal im Weg des Einsatzes für acht Wochen an die Grenze nach Frankreich, nach Belgien, nach Luxemburg versetzt wird, und daß gleichzeitig und in gleichem Maße von der Küste herunter, von Bad Bramstedt und anderen Orten andere Grenzschutzbeamte nach Helmstedt, 20 km vor Braunschweig, versetzt werden, daß aus Rosenheim Beamte in Karlsruhe Dienst tun müssen, obwohl überall Einzelplanstellen vorhanden sind? Sie selber sagen: Über 400 Planstellen braucht der Bundesgrenzschutzeinzeldienst. Was haben Sie dafür getan, daß die dort etatisiert werden? Auch das mußte im Haushaltsausschuß teilweise repariert werden, Herr Minister.
    Das will ich Ihnen sagen: Woran es Ihnen mangelt, ist, daß Sie sich mal mit dem einzelnen Beamten, mit seiner Befindlichkeit auseinandersetzen, wie er sich denn fühlt und — das sage ich en Passant — wie sich auch die Beamten der Sicherungsgruppe Bonn fühlen, wenn sie manchmal mehr als vier oder fünf Stunden im Auto sitzend, bei laufendem Motor auf ihre Minister warten müssen, die irgendwo Dienstgeschäften nachgehen. Auch ich finde es unwürdig, wenn diese Beamten im Auto warten müssen, bis sie ihre Sicherungsaufgaben vollziehen können.
    Herr Minister, ich fasse zusammen: In Ihrer Politik sind Sie hinsichtlich der Verantwortung zögerlich. Mein persönlicher Eindruck: Herr Minister, weil Sie sich zuwenig um den Einzelfall kümmern, weil Sie sich um die Befindlichkeit des einzelnen Menschen, der bestimmte Dinge Ihres Ressorts zu vertreten hat, nicht kümmern, können Sie sich nicht selbst als guten Innenminister loben. Das aber tun Sie leider zu häufig. Im übrigen: Selbstlob hat nun einmal einen ganz bestimmten Geruch.
    Das war's dann.

    (Beifall bei der SPD)



Rede von Dr. Annemarie Renger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Abgeordnete Gerster.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Johannes Gerster


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Das, was Sie in den letzten 30 Minuten hier soeben gehört haben, ist die große Linie, die große Alternative der sozialdemokratischen Innenpolitik.

    (Beifall des Abg. Dr. Nöbel [SPD] — Mann [GRÜNE]: Da müssen Sie sich erst einmal heranarbeiten, Herr Kollege!)

    Herr Kollege Kühbacher, Sie werden damit selbst Ihre eigenen Anhänger nicht überzeugt haben. Mir tut das ein bißchen leid. Denn der Kollege Kühbacher ist ein geschätzter, integrer und guter Mitberichterstatter für das Innenressort. Er ist besser — bedeutend besser — als der Eindruck, den er heute vermittelt hat. Das beweist nur, daß selbst ein guter Mann die schlechte Politik der SPD-Fraktion nicht gut verkaufen kann.

    (Widerspruch bei der SPD)

    Das ist sein Schicksal; dafür haben wir Verständnis.



    Gerster (Mainz)

    Wie die Alternative der SPD aussieht, sehen Sie ja in den beiden Entschließungsanträgen. Wohlgemerkt, das sind keine haushaltswirksamen Alternativanträge, sondern Entschließungen. In dem einen wird die Bundesregierung aufgefordert, die Unterstützung für Künstler auf 750 DM monatlich anzuheben

    (Zustimmung bei der SPD)

    und auf die Länder einzuwirken, daß sie ihren Beitrag ebenfalls anpassen. Da aber die Länder im nächsten Jahr — das genau ist ja das Problem, das ist zwischen Bund und Ländern vereinbart — keine höheren Quoten zur Verfügung stellen können und wollen, vor allen Dingen auch SPD-regierte Länder keine höheren Beträge zur Verfügung stellen wollen, ist dies nicht zu realisieren. Für die Folgejahre aber ist das vereinbart. Dieser Antrag zielt also voll ins Leere. Er ist es nicht wert, daß man sich weiter mit ihm befaßt.
    Der andere Antrag betrifft Wackersdorf, die Wiederaufbereitungsanlage, die Streichung von Forschungsmitteln hierfür: Hier wird der ZickzackKurs der SPD in Verbindung mit der umweltfreundlichen Kernenergie ebenfalls wieder deutlich. Zwei schwache, zum Teil wirklich überflüssige, zum Teil mickrige Anträge, Herr Kollege Kühbacher, sind angesichts des großen Warenkorbs des Innenministeriums zu kurz gesprungen. Weder viel Wortgeklingel noch einzelne Kritikpunkte können darüber hinwegtäuschen, daß die SPD keine Alternative zu unserer Innenpolitik zu bieten hat.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Mann [GRÜNE]: Aber die GRÜNEN haben eine Alternative zu bieten, Herr Kollege!)

    Meine Damen, meine Herren, wenn dem Innenminister zögerliches Verhalten und Handeln vorgeworfen wird: Also, mir ist ein Innenminister, der vor allen Dingen bedächtig handelt und mit einer Entscheidung auch einmal zögert, lieber als einer, der falsche Entscheidungen trifft, wie Sie sie ja nach wie vor vorschlagen.
    Lesen Sie doch einmal den heute in der „FAZ" auf Seite 13 erschienenen kleinen Artikel mit der Überschrift „Immer mehr bleifreies Benzin". Der Artikel beginnt mit folgendem Satz:
    Im September ist in der Bundesrepublik mit 25 000 Tonnen gut sechsmal soviel bleifreies Super- und Normalbenzin abgesetzt worden wie im Januar dieses Jahres.
    Wie ist das denn mit dem Tempolimit? Hier laufen Sie doch einem längst abgefahrenen Zug atemlos nach. Sie haben aus Umweltschutzgründen ein Tempolimit gefordert. Nun liegen die Untersuchungsergebnisse vor. Nur um 1 % — wenn das entsprechende Fahrverhalten überhaupt festzustellen ist — würden die Schadstoffbelastungen geringer. Durch das umweltfreundliche Auto, das auch nach unserem Willen zwar nicht schnell genug, aber doch zunehmend mehr eingeführt wird, wird diese Diskussion doch überflüssig. Sie werden durch die Entwicklung insoweit überfahren, als ein umweltfreundliches Auto schneller kommt, mehr bringt und vor allen Dingen nicht Tausende von Arbeitsplätzen in der Automobilindustrie zerstört. Hier sind Sie dieselben Kulturbremser, wie Sie es in der Medienpolitik waren, hinsichtlich der Sie gegen die neuen Entwicklungen jahrelang gestritten haben.

    (Zuruf von den GRÜNEN: Zu Recht!)

    Auch laufen Sie gegen die Wand, wenn Sie Falsches vertreten, was überhaupt nicht die Ergebnisse bringen kann, die Sie meinen. Nein, hier sind Sie die ewig Gestrigen, die den Zug in die neue Zeit verpassen. Herr Kollege Hauff wird ja sicherlich hier noch begründen, warum er in seiner Zeit als Verkehrsminister gegen Tempolimit war.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Meine Damen, meine Herren, lassen Sie mich zu einigen Schwerpunkten, soweit die Zeit reicht, Stellung nehmen. Mein Kollege Riedl wird den Bereich der inneren Sicherheit besonders abhandeln, weshalb ich zu diesem Komplex hier keine Ausführungen mache.
    Die Politik der Koalition der Mitte sowie des Innenministeriums und des Innenministers steht unter dem Motto, Technik und Umwelt in Einklang und Gleichklang zu bringen. Der Innenminister ist Umweltschutzminister. Ich meine, man sollte sich gerade auch in einer Haushaltsdebatte, statt allgemeine Anwürfe zu machen, an den Fakten orientieren. Fakten heißt zunächst im finanziellen Bereich: im nächsten Haushaltsjahr werden durch mittelbare und unmittelbare Maßnahmen des Bundes über 10 Milliarden DM für den Umweltschutz aktiviert.

    (Zuruf von den GRÜNEN: Rechnen Sie die Atomenergie mit ein?)

    Im Bundeshaushalt sind insgesamt 1,6 Milliarden DM für Umweltschutzausgaben veranschlagt. Das ist bei den direkten Zuschüssen eine Steigerung von plus 48 %, was bei einer Gesamtsteigerung des Bundeshaushalts von 1,6% bereits ausweist, daß der Umweltschutz absolute Priorität hat.

    (Zuruf von den GRÜNEN: Aber nicht in der absoluten Höhe! — Abg. Schulte [Menden] [GRÜNE] meldet sich zu einer Zwischenfrage)

    — Ich möchte jetzt im Zusammenhang vortragen und lasse vor allen Dingen Fragen der GRÜNEN nicht zu, und zwar deshalb, weil die Art und Weise, wie Sie in den Haushaltsberatungen entweder durch Abwesenheit oder durch Unsachlichkeit geglänzt haben, dieses nicht zuläßt. Wenn jemand wie Sie in einem Antrag z. B. 3 Milliarden DM für die Umrüstung der Energieanlagen beantragt und nicht zur Kenntnis nehmen will, daß von sämtlichen Energieanlagen ein Viertel in allernächster Zeit stillgelegt wird und die restlichen drei Viertel nahtlos umgerüstet werden, wenn Sie hier 3 Milliarden DM so hinauswerfen wollen, dann sagen Sie mir, für was Sie das ausgeben wollen. Sie wollen mit dem Hubschrauber über Deutschland fahren und wollen 1 000-Mark-Scheine ausstreuen, vielleicht in der Hoffnung, daß Ihre arbeitsscheuen An-
    Deutscher Bundestag — 10.Wahlperiode — 178. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 28. November 1985 13535
    Gerster (Mainz)

    hänger unten stehen und das einsammeln. Das hat doch mit Sachpolitik nichts zu tun.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wenn Sie einmal eine historische Bedeutung für diese Bundesrepublik hatten, dann war es die, durchaus mit zu sensibilisieren, manchmal übertrieben, manchmal berechtigt, im Bereich des Umweltschutzes. Aber seitdem diese Koalition der Mitte Umweltschutzpolitik macht, sind Sie längst überflüssig geworden, weshalb auch in der Offentlichkeit zunehmend niemand mehr von Ihnen Kenntnis nimmt.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zurufe von den GRÜNEN)

    Meine Damen, meine Herren, zu den direkten Zuschüssen kommen 1,6 Milliarden DM, die über die Lastenausgleichsbank und die Kreditanstalt für Wiederaufbau für Umweltschutzinvestitionen bereitstehen. Es kommen hinzu 2 Milliarden DM im Bereich des Stadtsanierungsprogrammes, wo weitestgehend Umweltschutzinvestitionen finanziert werden. Und, meine Damen, meine Herren — auch das ist entscheidend —, wir werden im nächsten Jahr mit Sicherheit über 5 Milliarden DM Investitionen haben, die im privaten Bereich aufgebracht werden, die steuermäßig veranschlagt werden. Wir wissen aus den Zahlen von 1984: damals waren es 3,4 Milliarden DM, die als Umweltschutzmaßnahmen steuerlich geltend gemacht wurden. Bei steigender Tendenz werden diese Mittel erheblich zunehmen — erfreulicherweise —, so daß — ohne daß ich jetzt auf die zusätzlichen steuerlichen Erleichterungen für das Katalysatorauto einzugehen brauche — erhebliche Mittel im Umweltschutzbereich, insgesamt über 10 Milliarden DM, im nächsten Jahr aktiviert werden.
    Zu dieser sehr eindrucksvollen Finanzausstattung kommen die in dieser Legislaturperiode bereits abgeschlossenen oder derzeit mit Nachdruck betriebenen Rechtsetzungsvorhaben hinzu, von denen ich beispielhaft nenne: die Großfeuerungsanlagenverordnung, die TA Luft, die Novellierung des Wasserhaushaltsgesetzes, die Novellierung des Abwasserabgabengesetzes, die Novellierung des Waschmittelgesetzes und schließlich die TA Abfall in der geplanten vierten Novelle des Abfallbeseitigungsgesetzes.
    Meine sehr verehrten Damen und Herren, das ist ein ganzer Katalog von Umweltschutzmaßnahmen,

    (Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Und zwar bereits beschlossen!)

    und hier unterscheiden sich auch bürgerliche Parteien von sozialistischen Parteien. Willy Brandt hat als Bundeskanzler 1971 ein Umweltschutzprogramm angekündigt: großer Dampf, viel heiße Luft, aber letzten Endes im gesamten gesetzgeberischen Bereich nichts realisiert! Wir machen nicht große Sprüche, wir handeln,

    (Mann [GRÜNE]: Sie sind ein Kohl-Verschnitt!)

    und deswegen haben wir die Zustimmung der Bürger.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Meine Damen, meine Herren, mit dieser Konzeption wird auch eine Systematik in der Umweltschutzpolitik deutlich, in der wir uns offenbar von der SPD und noch mehr von den GRÜNEN unterscheiden. Denn diese Umweltpolitik der Koalition der Mitte

    (Mann [GRÜNE]: Allenfalls der Mittelmäßigkeit!)

    gründet auf zwei Säulen:
    Da ist erstens das Vorsorgeprinzip. Es soll durch staatliche Rechtsnormen die Gefahr von Umweltschäden bekämpft werden, und zwar vorbeugend. Wenn der heutigen Regierung gerade von der SPD vorgeworfen wird, wir würden mit Gesetzen nachhinken, dann sei den Sozialdemokraten gesagt: Sie haben offenbar übersehen, daß wir langsam, aber sicher mit der jeweiligen Entwicklung Schritt halten. Soweit wir zurückgehinkt haben, war das natürlich eine Folge Ihrer 13jährigen Untätigkeit im Bereich der Umweltschutzpolitik.

    (Zuruf von der SPD: Das kann nicht wahr sein!)

    Vielleicht kommt jemand von Ihnen einmal nach hier oben und sagt, warum die TA Luft und die Großfeuerungsanlagenverordnung jahrelang unerledigt in den Schubladen des Innenministers lagen und nicht realisiert werden konnten.

    (Mann [GRÜNE]: Das sind berechtigte Fragen, aber sagen Sie auch einmal etwas zu Ihrem jetzigen Koalitionspartner!)

    Im Plänemachen waren Sie immer gut, in der Durchführung der Politik ungeeignet!

    (Zustimmung bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Zweitens. Zum Vorsorgeprinzip hinzu kommt das Verursacherprinzip: Die Kosten der Bekämpfung von Umweltschäden trägt grundsätzlich der Verursacher.