Rede:
ID1017810300

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 9
    1. Frau: 1
    2. Minister,: 1
    3. gestatten: 1
    4. Sie: 1
    5. eine: 1
    6. Zwischenfrage: 1
    7. des: 1
    8. Abgeordneten: 1
    9. Reimann?: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 10/178 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 178. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 28. November 1985 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 13524 B Fortsetzung der zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1986 (Haushaltsgesetz 1986) — Drucksachen 10/3700, 10/4101 — Beschlußempfehlungen und Bericht des Haushaltsausschusses — Drucksachen 10/4151 bis 10/4180 — Einzelplan 11 Geschäftsbereich des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung — Drucksachen 10/4161, 10/4180 — in Verbindung mit Einzelplan 15 Geschäftsbereich des Bundesministers für Jugend, Familie und Gesundheit — Drucksachen 10/4165, 10/4180 — Sieler SPD 13476 C Strube CDU/CSU 13479 A Tischer GRÜNE 13483 B Cronenberg (Arnsberg) FDP 13486 B Frau Fuchs (Köln) SPD 13489 B Roth (Gießen) CDU/CSU 13493 B Frau Kelly GRÜNE 13495 D Handlos fraktionslos 13496 C Dr. Blüm, Bundesminister BMA . . . 13497 D Rappe (Hildesheim) SPD 13503 D Frau Dr. Adam-Schwaetzer FDP . . . 13505 C Waltemathe SPD 13507 B Rossmanith CDU/CSU 13511 B Frau Dr. Süssmuth, Bundesminister BMJFG 13514 B Jaunich SPD 13518A Eimer (Fürth) FDP 13520 B Deres CDU/CSU 13521 D Dr. Müller (Bremen) GRÜNE 13523A Frau Kelly GRÜNE (Erklärung nach §31 GO) 13526 A Vizepräsident Stücklen 13483 C Namentliche Abstimmung 13524 C Ergebnis 13524 B Einzelplan 06 Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern — Drucksachen 10/4156, 10/4180 — in Verbindung mit Einzelplan 36 Zivile Verteidigung — Drucksachen 10/4176, 10/4180 — in Verbindung mit Einzelplan 33 Versorgung — Drucksachen 10/4174, 10/4180 — II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 178. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 28. November 1985 Kühbacher SPD 13526 D Gerster (Mainz) CDU/CSU 13533 D Schulte (Menden) GRÜNE 13537 C Frau Seiler-Albring FDP 13541A Dr. Nöbel SPD 13543 D Dr. Riedl (München) CDU/CSU 13547 C Klein (Dieburg) SPD 13550 C von Hammerstein CDU/CSU 13553A Baum FDP 13554 B Dr. Laufs CDU/CSU 13556A Dr. Hirsch FDP 13557 D Dr. Zimmermann, Bundesminister BMI 13558 D Vizepräsident Stücklen 13552 D Einzelplan 25 Geschäftsbereich des Bundesministers für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau — Drucksachen 10/4169, 10/4180 — Nehm SPD 13563 A Echternach CDU/CSU 13565A Werner (Westerland) GRÜNE 13567 A Grünbeck FDP 13569A Dr. Schneider, Bundesminister BMBau 13571A Einzelplan 07 Geschäftsbereich des Bundesministers der Justiz — Drucksachen 10/4157, 10/4180 — in Verbindung mit Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht — Drucksachen 10/4166, 10/4180 — Frau Zutt SPD 13574A Deres CDU/CSU 13575 D Mann GRÜNE 13577 D Kleinert (Hannover) FDP 13580A Handlos fraktionslos 13581 D Engelhard, Bundesminister BMJ . . . 13582 D Einzelplan 12 Geschäftsbereich des Bundesministers für Verkehr — Drucksachen 10/4162, 10/4180 — Purps SPD 13584 C Metz CDU/CSU 13586 D Senfft GRÜNE 13588 D Hoffie FDP 13590 C Dr. Dollinger, Bundesminister BMV . . 13592 C Einzelplan 10 Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten — Drucksachen 10/4160, 10/4180 — Frau Zutt SPD 13594 C Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU . . . 13596A Suhr GRÜNE 13598 D Bredehorn FDP 13600 A Müller (Schweinfurt) SPD 13602 B Kiechle, Bundesminister BML 13604 B Oostergetelo SPD (Erklärung nach § 30 GO) 13606 B Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU (Erklärung nach § 30 GO) 13606 C Einzelplan 13 Geschäftsbereich des Bundesministers für das Post- und Fernmeldewesen — Drucksache 10/4163 — Walther SPD 13607 B Echternach CDU/CSU 13609 B Frau Dann GRÜNE 13611C Hoffie FDP 13614 A Dr. Schwarz-Schilling, Bundesminister BMP 13616C Präsident Dr. Jenninger 13612C, 13613A, 13619 B Haushaltsgesetz 1986 — Drucksachen 10/4178, 10/4179 — Wieczorek (Duisburg) SPD 13619 D Roth (Gießen) CDU/CSU 13620 D Vogel (München) GRÜNE 13621 D Dr. Weng (Gerlingen) FDP 13622 A Beratung der Beschlußempfehlung des Vermittlungsausschusses zu dem Gesetz zur Änderung des Gesetzes über die Lastenausgleichsbank — Drucksache 10/4392 — Schmidhuber, Minister des Freistaates Bayern 13622 C Nächste Sitzung 13623 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten 13624*A Deutscher Bundestag — 10.Wahlperiode — 178. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 28. November 1985 13475 178. Sitzung Bonn, den 28. November 1985 Beginn: 9.01 Uhr
  • folderAnlagen
    Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens * 28. 11. Antretter * 29. 11. Bahr 29. 11. Bueb 29. 11. Büchner (Speyer) * 29. 11. Clemens 29. 11. Collet 29. 11. Dr. Daniels 28. 11. Frau Eid 29. 11. Ertl 29. 11. Frau Fischer * 29. 11. Franke (Hannover) 29. 11. Dr. Götz 29. 11. Haase (Fürth) * 29. 11. Freiherr Heereman von Zuydtwyck 28. 11. Ibrügger 29. 11. Jäger (Wangen) * 29. 11. Junghans 29. 11. Kittelmann * 29. 11. Klose 29. 11. Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Kreile 29. 11. Lamers 28. 11. Leonhart 29. 11. Lemmrich * 29. 11. Lenzer 28. 11. Dr. Mertens (Bottrop) 28. 11. Dr. Müller * 29. 11. Nagel 29. 11. Dr. Olderog 29. 11. Schlaga 29. 11. Frau Schmidt (Nürnberg) 29. 11. Schmidt (Wattenscheid) 29. 11. Dr. Todenhöfer 29. 11. Voigt (Sonthofen) 29. 11. Vosen 28. 11. Frau Wagner 28. 11. Werner (Dierstorf) 29. 11. Frau Dr. Wex 29. 11. Zierer 29. 11. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: ()
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der Haushalt 1986 des Bundesministeriums für Jugend, Familie und Gesundheit weist eine Steigerungsrate von 13% auf.

    (Jung [Lörrach] [CDU/CSU]: Toll!)

    Von Sozialabbau kann hier nicht die Rede sein. Ich denke auch nicht, daß Steigerungsraten dieser Art schon gleich etwas mit Ideologie zu tun haben. Ich füge aber gleich hinzu: Ich habe etwas gegen falsche Familienideologien. Allerdings gibt es keine Familienpolitik ohne entsprechende Grundüberzeugungen; diese müssen auch die Politik leiten.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Sie haben davon gesprochen, es sei unvertretbar, zunächst soziale Wunden zu schlagen und dann Pflästerchen aufzusetzen. Ich kann in diesem Haushalt keine Pflästerchen entdecken, sondern ganz im Gegenteil entscheidende Verbesserungen der familienpolitischen Leistungen, die wir vielleicht weniger durch dieses Haus als durch die Familien selbst beurteilen lassen, die sie ab 1. Januar in Anspruch nehmen können.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Ich kann jedenfalls in der Vielzahl der Leistungen für die Familie, die in diesem Jahr erbracht wurden und 1986 erbracht werden, keinen Sozialabbau erkennen. Es sind in einem wesentlichen Umfang Leistungen dabei, die 1982 gekürzt werden mußten.
    Ich halte es für unerträglich, daß wir uns gegenseitig soziale Kürzungen um die Ohren schlagen, wenn zuvor und gegenwärtig auch von anderen Regierungen — gerade von der SPD — in bezug auf die sozial Schwachen, in bezug auf die Familien einschneidende Kürzungen erfolgen, ohne daß darüber ein Wort verloren wird.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Frau Zeitler [GRÜNE]: Das entschuldigt noch lange nicht, daß Sie gekürzt haben!)

    — Ich denke, daß es entscheidend ist, daß ich zunächst die Mittel beschaffe, die notwendig sind, um die Familien in den Stand zu setzen, den sie brauchen. Es gibt in gewissen Zeiten Notlagen, bei denen finanzielle Kürzungen notwendig sind. Deswegen halte ich es für ein Unding, sie so der einen Gruppe zuzuordnen.

    (Erneuter Zuruf der Abg. Frau Zeitler [GRÜNE])

    — Es ist völlig unglaubwürdig, was da passiert.
    Ich finde die Behauptung noch unsinniger, daß die 1983 notwendigen Einsparungen im Familienbereich weit über das hinausgehen, was 1986 den Familien an zusätzlichen Leistungen zugute kommt. Wir können sehr wohl nachweisen, daß die finanziellen Verbesserungen für die Familien drei- bis viermal so hoch sind wie die Einsparungen 1983 und 1984. Dies läßt sich in Mark und Pfennig nachweisen.
    Nun zu der Frage, wieviel uns denn die Familien wert seien, ob sich das am Einkommen entscheide. Zunächst möchte ich noch einmal nachdrücklich darauf verweisen, daß bei den Familien, die keine Steuern zahlen, ein Kindergeldzuschlag von 46 DM gezahlt wird. Er wird einkommensunabhängig gezahlt, ohne Anrechnung auf sonstige Gelder.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Zum anderen möchte ich Sie fragen, ob Sie denn zukünftig alle Steuerabzüge abschaffen wollen, bei denen immer auch die Familiengesichtspunkte eine entscheidende Rolle spielen. Sie wissen, daß alle Abzüge vom jeweiligen Steuersatz abhängig sind. Entscheidend ist, daß diejenigen, die Steuern zahlen, ebenso wie diejenigen, die keine Steuern zahlen, Freibeträge haben.
    Sie haben auf die Kindergeldleistungen von 1975 verwiesen. Dazu möchte ich sagen: In der Familienpolitik war nichts so unsicher wie das Rauf und Runter der Kindergeldleistungen. Ich denke, daß das Steuersystem einen großen Vorteil hat, nämlich daß es für die Familien je nach Haushaltslage weni-
    Deutscher Bundestag — 10.Wahlperiode — 178. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 28. November 1985 13515
    Bundesminister Frau Dr. Süssmuth
    ger herauf- und heruntergeht, als das bei den sozialpolitischen Leistungen der Fall ist.

    (Zuruf der Abg. Frau Zeitler [GRÜNE])

    Wir gehen jedenfalls von der Maxime aus, daß die Familie in dem Maße Zukunft hat, wie ihr die gebührende Anerkennung durch Gesellschaft und Staat entgegengebracht wird.

    (Erneuter Zuruf der Abg. Frau Zeitler [GRÜNE])

    Dies bedeutet, daß wir eine familienfreundliche Grundeinstellung in unserem Lande auch und gerade mit Hilfe der Politik herbeiführen sollten. Sie drückt sich ebenso in den Maßnahmen aus, die zur Förderung der Familie unternommen werden, wie in dem Klima, das wir zugunsten der Familie öffentlich schaffen. Denn das eine sind die Geldleistungen, das andere ist die Bewertung, die Familie tatsächlich erfährt.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Ihre Kritik am Familienlastenausgleich kann nichts daran ändern, daß vom 1. Januar 1986 an für die Familie entscheidende, wesentliche Verbesserungen erreicht werden, und zwar in einer Höhe, für die wir uns nur bedanken können und von der wir nicht sagen müssen: Ach, hätten wir doch all dieses Geld nicht bekommen! Das wäre ja wirklich ein lächerlicher Grundsatz in der Haushaltspolitik.
    Sie erwecken in der SPD mit manchen Erklärungen den Eindruck, als verfolgten Sie in der Familienpolitik dieselben Ziele wie die Bundesregierung. Wenn wir wirklich von Entideologisierung und Gleichbehandlung sprechen, dann verstehe ich nicht, wie Sie in Ihrem Elternurlaubsgesetz noch einmal die Ungleichheit zwischen Männern und Frauen, zwischen leiblichen Eltern und Adoptivmüttern herstellen,

    (Hört! Hört! bei der CDU/CSU)

    indem Sie denjenigen benachteiligen, der Familienpflichten wahrnimmt. Bei aller Gleichberechtigung, für die ich eintrete, heißt das, daß wir spätestens im Jahre 1985 erkannt haben sollten, daß die alte Spaltung in Erwerbs- und Familienarbeit der Vergangenheit angehört

    (Beifall bei der CDU/CSU) und wir hier einen neuen Weg beschreiten.


    (Frau Zeitler [GRÜNE]: ... Hausfrauen ... — Gegenruf von der CDU/CSU: Gehen Sie doch raus wenn Sie es nicht aushalten! — Weitere Gegenrufe von der CDU/CSU)

    Ich möchte an dieser Stelle auch noch etwas zum Kündigungsschutz beim Erziehungsgeld, etwas zum Erziehungsurlaubsgesetz sagen. Gegenwärtig wird behauptet, der Kündigungsschutz sei ein völlig ungesicherter. Dies ist unwahr.

    (Frau Fuchs [Köln] [SPD]: Der richtige ist abgeschafft!)

    Ich sage erstens, wir sind in der jetzigen Regelung auf den Kündigungsschutz zurückgegangen, der auch beim Mutterschutz bestand, und gegen den haben Sie in all den Jahren nie Einwendungen er-
    hoben und Maßnahmen ergriffen, um ihn zu verändern. Von daher ist auch bei einem Kleinbetrieb, wie es jetzt vorgesehen ist, nur eine Kündigung in Ausnahmefällen möglich, nämlich nur dann, wenn der Arbeitgeber zur Fortführung des Betriebs dringend auf eine Ersatzkraft angewiesen ist, die er nur einstellen kann, wenn er mit ihr einen unbefristeten Arbeitsvertrag abschließt.

    (Zuruf von der SPD: Das öffnet der Willkür Tür und Tor!)

    — Ich halte dagegen, daß der Arbeitgeber den Beweis erbringen muß, daß er von dieser Ausnahmeregelung Gebrauch macht, und Sie wissen, wenn Sie die gesetzlichen Vorschriften kennen, daß das mit einem ganz erheblichen Aufwand verbunden ist. Die Zahlen der Vergangenheit zeigen, wie selten davon Gebrauch gemacht wird.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Von daher würde ich sagen, warten Sie erst einmal die Praxis ab.

    (Zuruf der Abg. Frau Zeitler [GRÜNE])

    Es ist viel davon die Rede gewesen, daß angeblich Arbeitslose vom Erziehungsgeld ausgeschlossen werden. Dies stimmt so nicht; es ist unwahr.

    (Zuruf von der SPD: Andersherum! — Weitere Zurufe von der SPD)

    Wie ist es denn gegenwärtig nach der Mutterschaftsurlaubsregelung? Wer arbeitslos ist, muß wählen, ob er das Arbeitslosengeld oder die Arbeitslosenhilfe auf der einen oder das Mutterschaftsurlaubsgeld auf der anderen Seite in Anspruch nehmen will. Beides nebeneinander hat es bei der Mutterschaftsurlaubsregelung nicht gegeben.

    (Hört! Hört! bei der CDU/CSU)

    Bei den Einkommensschwachen, etwa einer alleinerziehenden Frau, die sonst über kein Einkommen verfügt, wird das Mutterschaftsgeld in vollem Umfang von der Sozialhilfe aufgezehrt.
    Sie haben eben gesagt, Sie wollten eine Familienpolitik, eine Sozialpolitik mit Rechtsansprüchen. Ich bin zwar der Auffassung, daß bestimmte Leistungen über Rechtsansprüche gehen müssen, wie sich gerade bei der Stiftung „Mutter und Kind" zeigt. Aber ich denke, daß im Bundeserziehungsgeldgesetz dieser Rechtsanspruch auf gleichzeitige Inanspruchnahme von Sozialhilfe und Erziehungsgeld durchgesetzt worden ist und für viele eine ganz entscheidende Verbesserung darstellt.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Rede von Heinz Westphal
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Frau Minister, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Abgeordneten Reimann?

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: ()
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()

    Es tut mir leid, heute nicht; denn meine Redezeit ist noch einmal beschnitten worden, und ich möchte die Zeit nutzen, um meine kurze Rede zu Ende zu bringen.

    (Reimann [SPD]: Das geht mir bei Ihnen aber schon das dritte Mal so!)




    Bundesminister Frau Dr. Süssmuth
    — Dann vielleicht das nächste Mal.
    Ich komme zu meinem zweiten Grundsatz. Die Familie lebt von ihrer wirtschaftlichen Förderung, von ihrer ideellen Anerkennung, aber sie hat auch nur in dem Maße Zukunft, in dem wir gleichzeitig Partnerschaft und Wahlfreiheit zwischen Familie und Beruf für Frauen und Männer verwirklichen.

    (Frau Zeitler [GRÜNE]: Blablabla!)

    Es wird sich in der Zukunft erweisen, in welchem Maße in der Gesellschaft das Platz greifen wird, was auch der Bundeskanzler in seiner Regierungserklärung vom Oktober 1982 gesagt hat: „Unsere freiheitliche Gesellschaft kennt kein bestimmtes Leitbild der Frau, weder das der Hausfrau noch das der berufstätigen Frau. Denn immer mehr Frauen sehen im Beruf einen ebenso selbstverständlichen Teil ihrer Lebensplanung wie in der Familie." Was wir abzuschaffen und schrittweise abzubauen haben, ist, daß wir die Alternative „Familie oder Beruf", „Kinder oder Karriere" insbesondere den Frauen zur Wahl stellen und nicht eines gegen das andere ausspielen. Immer mehr Frauen und auch Männer wollen beides besser miteinander verbinden können. Dafür hat die Politik Sorge zu tragen.

    (Frau Zeitler [GRÜNE]: Sie arbeiten doch dagegen!)

    — Ich sehe nicht, wo ich dagegenarbeite; das betrifft sowohl die jetzt in der Beratung befindlichen Gesetzesentwürfe als auch die Vorhaben unseres Hauses und meiner Politik.
    Ich denke, daß die Bundesregierung die Frage von Partnerschaft und Gleichberechtigung immer weniger als ein Frauenproblem, sondern vielmehr als ein Frauen- und Männerproblem erkannt hat und in ihren Gesetzesvorhaben durchsetzt.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Denn nur in dem Maße, in dem es uns gelingt, Benachteiligungen in unserer Gesellschaft abzubauen, unter denen die Frauen in besonderer Weise leiden, werden wir es auch schaffen, eine Zukunft der Familie in der Familie und in der Gesellschaft herzustellen.
    Zu den tatsächlich bestehenden Benachteiligungen tritt dabei gerade in letzter Zeit immer wieder auch die unerträgliche Diffamierung der erwerbstätigen Frau. Ich meine — lassen Sie mich das deutlich sagen — das unverantwortliche Gerede von Doppelverdienern, das natürlich ausschließlich auf die Frauen zielt.

    (Beifall bei der FDP, der SPD und den GRÜNEN — Reimann [SPD]: Meinen Sie damit den Arbeitsminister?)

    Ich habe noch niemanden gehört, der mit diesem Begriff etwa die Erwerbstätigkeit eines Mannes hat in Frage stellen wollen. Die Frauen bei uns sind schließlich keine arbeitsmarktpolitische Reserve.

    (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und bei Abgeordneten der SPD — Frau Fuchs [Köln] [SPD]: Doch! Leider ja!)

    Wir wissen doch alle, wieviel Familien auf den
    Zweitverdienst der Ehefrau wirklich angewiesen
    sind. Schließlich haben Frauen auf dem Arbeitsmarkt das gleiche Recht wie Männer, erwerbstätig zu sein, wenn sie es wollen.

    (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und bei Abgeordneten der SPD und der GRÜNEN)

    Es besteht kein Zweifel, daß wir die Situation der Frauen in der Ausbildung und hinsichtlich des Zugangs zum Arbeitsmarkt verbessern müssen. Das gilt darüber hinaus für die Bereiche Weiterbildung und Aufstiegschancen für Frauen. Es gilt — dabei lassen Sie mich auf die Initiativen unseres Hauses zurückkommen — in den Frauenförderungsplänen, die sowohl in die Wirtschaft als auch in die öffentliche Verwaltung einzubringen sind.
    Ein großes Problem, dessen Lösung uns aufgetragen ist, sind der technologische Wandel und dessen Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt, von der in besonderer Weise die Frauen betroffen sind. Unsere Sorge muß es sein, auf die Sozialverträglichkeit zu achten und damit negative Auswirkungen zu vermeiden und die Arbeitsmarktchancen von Frauen auch in diesem Bereich durch Bildung und Einsatz in den neuen Bereichen zu nutzen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Das gilt auch für die politische Beteiligung der Frauen. In allen Parteien hat gerade die Diskussion der letzten Wochen gezeigt, wie sehr darum gerungen wird, den Anteil der Frauen in den Parteien, in den Ämtern, insbesondere in den Mandaten, in den Führungspositionen auch außerhalb der Parteien zu erhöhen.

    (Reimann [SPD]: Sprechen Sie von den Aufsichtsräten der Industrie? — Roth [SPD]: Da vergleichen wir!)

    Hier zeigt sich sehr deutlich, wie lang der Weg zu einer Beteiligung ist.

    (Reimann [SPD]: Vorstandsetagen!)

    — Ich glaube, da stehen sich die Parteien in nichts nach. Ich würde sehr vorsichtig sein.
    Der langfristige Erfolg setzt allerdings voraus, daß das nicht primär von den Frauen zu erledigen ist, sondern daß sich die Männer mit Nachdruck dafür einsetzen müssen, daß diese Plätze auch erreicht werden.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)

    Unsere Politik für Frauen hat nicht nur die Verbesserung ihrer Chancen zum Ziel, sondern auch die Änderung besonders belastender Lebensbedingungen. Wenn wir wirklich dafür eintreten wollen, daß Familie mehr ist als Eltern-Kinder-Familie, wenn sie Mehr-Generationen-Verantwortung darstellen soll, dann kann dies nicht einseitig in der Inanspruchnahme der Frauen bestehen, ohne dies anzuerkennen und ohne sie in der angemessenen Weise zu entlasten.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Das gilt insbesondere für die Pflegetätigkeiten in den Familien, die primär von den Frauen übernommen werden.
    Deutscher Bundestag — 10.Wahlperiode — 178. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 28. November 1985 13517
    Bundesminister Frau Dr. Süssmuth
    Lassen Sie mich zum Abschluß meines Debattenbeitrags nur noch kurz auf ein paar Punkte zu sprechen kommen, die mir besonders am Herzen liegen. Ich möchte aus der Debatte die Frage der Jugendpolitik aufgreifen und noch einmal bekräftigen, daß diese gerade bei der Zusammenarbeit mit den Jugendverbänden von den Prinzipien der Autonomie und Partnerschaft bestimmt ist.

    (Zuruf von der SPD: Dann muß man das auch machen!)

    Ich gehe davon aus, daß alle nach diesem Grundsatz handeln und gehandelt haben.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)

    Ich sage zum anderen, daß hier nicht die Frage der Kürzungen im Bundesjugendplan anstehen kann, sondern nur seine nochmalige Erhöhung.

    (Reimann [SPD]: Aber für alle Gruppen!)

    Da würde ich wirklich sagen: Wenn die Verteilung auf die in der Bundesrepublik vertretenen Jugendverbände unterschiedlichster Trägerschaft so unparteiisch zugeht wie gegenwärtig, dann brauchen Sie keine Sorge darum zu haben, daß sie eine Rechtslastigkeit habe und alte Begünstigte aus der Förderung herausgefallen seien.

    (Frau Zeitler [GRÜNE]: Wieviel hat der RCDS mehr gekriegt?)

    — Eben nichts. Sie würden vermuten, daß das bei uns so ist, weil Sie das so praktizieren. Das trifft aber nicht zu.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Ich möchte in gesundheitspolitischer Hinsicht dringend die AIDS-Erkrankung ansprechen. Ich möchte an dieser Steile den Damen und Herren des Haushaltsausschusses und den Berichterstattern meinen Dank für die Unterstützung insbesondere in diesem Bereich sagen. Diese Unterstützung betrifft die Maßnahmen zur Bekämpfung der Krankheit. Ich bin sehr froh, daß dies im Haushaltsausschuß einmütig geschehen ist. Ich finde auch, daß wir dieser besonderen Bedrohung nur mit einer gemeinsamen Anstrengung werden begegnen können. Alle sinnvollen Forschungsmaßnahmen — das ist das Ergebnis der Haushaltsberatungen — sollen durchgeführt werden. Keine Maßnahme soll in Zukunft wie bereits in der Vergangenheit am Fehlen der Mittel scheitern. Wir werden alles, was notwendig ist, unternehmen und dank der Haushaltsmittel auch unternehmen können, um die Bevölkerung zu informieren. Wir brauchen diese umfassende Information, weil wir diese Krankheit, solange es keine wirksame Therapie gibt, nur dadurch in Grenzen halten können, daß die Infektionswege unterbrochen werden.
    In den nächsten Tagen werde ich die gesamte Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland durch eine Postwurfsendung informieren, um die Menschen aufzuklären und unnötige Ängste abzubauen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Es trifft zu, daß daneben durch Programme zur psychosozialen Beratung AIDS-Gefährdeter und durch ein ,,Street-worker"-Modell, das die Tätigkeit des öffentlichen Gesundheitsdienstes ergänzen soll, die Aktivitäten der Länder in diesem Feld wirksam ergänzt werden. Wir werden die Selbsthilfe gezielt fördern. Wir werden durch die Errichtung zweier nationaler Referenzzentren für eine ständige Verbesserung der Diagnostik und für eine wirksamere Erfassung und Analyse der Krankheitsfälle sorgen. Wir werden ebenso allen Versuchen, AIDS-Kranke oder AIDS-Gefährdete auszugrenzen, sie als Aussätzige zu behandeln, entschieden entgegentreten.

    (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und bei Abgeordneten der SPD)

    Wir werden aber auch diejenigen, die andere anstecken können, weiter darüber aufklären, was sie tun können und was sie auf Grund ihrer Verantwortung gegenüber ihren Mitmenschen tun müssen, damit sich die Krankheit nicht weiter verbreitet.
    Lassen Sie mich zum Abschluß noch einmal zu den Förderungsmitteln für die psychosoziale Beratung krebserkrankter Kinder Stellung nehmen. In Ergänzung und zum Teil in Wiederholung dessen, was gesagt worden ist, möchte ich noch einmal unterstreichen, daß von Ihnen Frau Kelly, offenbar nicht nachvollzogen worden ist, daß eine Erhöhung um 6 Millionen DM erfolgt ist. Gleichzeitig möchte ich sagen, daß weitere 25 Millionen DM mit Haushaltsvorbehalt für 1987 angesetzt sind und daß für die bereits jetzt geförderten Kinderkrebszentren alle Möglichkeiten bestehen — dazu fordere ich sie auf, auch ganz im Sinne meines Schreibens —, Anträge im Hinblick auf den jetzt bestehenden Titel zu stellen, um die psychosoziale Beratung entsprechend durchführen zu können. Es trifft also nicht zu, was Sie sagen, daß sie mit diesem Titel keine Anträge stellen könnten.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Reiner Schauantrag von Frau Kelly!)

    Von daher muß ich dem entgegentreten und Ihnen dies noch einmal ausdrücklich sagen. Ich teile Ihre Betroffenheit in bezug auf Situation und Sorge für die krebskranken Kinder; aber es trifft nicht zu, daß sie die Mittel für die psychosoziale Beratung nicht in Anspruch nehmen könnten. Im Gegenteil, ich bitte sie ausdrücklich, sie anzufordern.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)