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ID1017800400

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    Plenarprotokoll 10/178 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 178. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 28. November 1985 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 13524 B Fortsetzung der zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1986 (Haushaltsgesetz 1986) — Drucksachen 10/3700, 10/4101 — Beschlußempfehlungen und Bericht des Haushaltsausschusses — Drucksachen 10/4151 bis 10/4180 — Einzelplan 11 Geschäftsbereich des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung — Drucksachen 10/4161, 10/4180 — in Verbindung mit Einzelplan 15 Geschäftsbereich des Bundesministers für Jugend, Familie und Gesundheit — Drucksachen 10/4165, 10/4180 — Sieler SPD 13476 C Strube CDU/CSU 13479 A Tischer GRÜNE 13483 B Cronenberg (Arnsberg) FDP 13486 B Frau Fuchs (Köln) SPD 13489 B Roth (Gießen) CDU/CSU 13493 B Frau Kelly GRÜNE 13495 D Handlos fraktionslos 13496 C Dr. Blüm, Bundesminister BMA . . . 13497 D Rappe (Hildesheim) SPD 13503 D Frau Dr. Adam-Schwaetzer FDP . . . 13505 C Waltemathe SPD 13507 B Rossmanith CDU/CSU 13511 B Frau Dr. Süssmuth, Bundesminister BMJFG 13514 B Jaunich SPD 13518A Eimer (Fürth) FDP 13520 B Deres CDU/CSU 13521 D Dr. Müller (Bremen) GRÜNE 13523A Frau Kelly GRÜNE (Erklärung nach §31 GO) 13526 A Vizepräsident Stücklen 13483 C Namentliche Abstimmung 13524 C Ergebnis 13524 B Einzelplan 06 Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern — Drucksachen 10/4156, 10/4180 — in Verbindung mit Einzelplan 36 Zivile Verteidigung — Drucksachen 10/4176, 10/4180 — in Verbindung mit Einzelplan 33 Versorgung — Drucksachen 10/4174, 10/4180 — II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 178. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 28. November 1985 Kühbacher SPD 13526 D Gerster (Mainz) CDU/CSU 13533 D Schulte (Menden) GRÜNE 13537 C Frau Seiler-Albring FDP 13541A Dr. Nöbel SPD 13543 D Dr. Riedl (München) CDU/CSU 13547 C Klein (Dieburg) SPD 13550 C von Hammerstein CDU/CSU 13553A Baum FDP 13554 B Dr. Laufs CDU/CSU 13556A Dr. Hirsch FDP 13557 D Dr. Zimmermann, Bundesminister BMI 13558 D Vizepräsident Stücklen 13552 D Einzelplan 25 Geschäftsbereich des Bundesministers für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau — Drucksachen 10/4169, 10/4180 — Nehm SPD 13563 A Echternach CDU/CSU 13565A Werner (Westerland) GRÜNE 13567 A Grünbeck FDP 13569A Dr. Schneider, Bundesminister BMBau 13571A Einzelplan 07 Geschäftsbereich des Bundesministers der Justiz — Drucksachen 10/4157, 10/4180 — in Verbindung mit Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht — Drucksachen 10/4166, 10/4180 — Frau Zutt SPD 13574A Deres CDU/CSU 13575 D Mann GRÜNE 13577 D Kleinert (Hannover) FDP 13580A Handlos fraktionslos 13581 D Engelhard, Bundesminister BMJ . . . 13582 D Einzelplan 12 Geschäftsbereich des Bundesministers für Verkehr — Drucksachen 10/4162, 10/4180 — Purps SPD 13584 C Metz CDU/CSU 13586 D Senfft GRÜNE 13588 D Hoffie FDP 13590 C Dr. Dollinger, Bundesminister BMV . . 13592 C Einzelplan 10 Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten — Drucksachen 10/4160, 10/4180 — Frau Zutt SPD 13594 C Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU . . . 13596A Suhr GRÜNE 13598 D Bredehorn FDP 13600 A Müller (Schweinfurt) SPD 13602 B Kiechle, Bundesminister BML 13604 B Oostergetelo SPD (Erklärung nach § 30 GO) 13606 B Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU (Erklärung nach § 30 GO) 13606 C Einzelplan 13 Geschäftsbereich des Bundesministers für das Post- und Fernmeldewesen — Drucksache 10/4163 — Walther SPD 13607 B Echternach CDU/CSU 13609 B Frau Dann GRÜNE 13611C Hoffie FDP 13614 A Dr. Schwarz-Schilling, Bundesminister BMP 13616C Präsident Dr. Jenninger 13612C, 13613A, 13619 B Haushaltsgesetz 1986 — Drucksachen 10/4178, 10/4179 — Wieczorek (Duisburg) SPD 13619 D Roth (Gießen) CDU/CSU 13620 D Vogel (München) GRÜNE 13621 D Dr. Weng (Gerlingen) FDP 13622 A Beratung der Beschlußempfehlung des Vermittlungsausschusses zu dem Gesetz zur Änderung des Gesetzes über die Lastenausgleichsbank — Drucksache 10/4392 — Schmidhuber, Minister des Freistaates Bayern 13622 C Nächste Sitzung 13623 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten 13624*A Deutscher Bundestag — 10.Wahlperiode — 178. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 28. November 1985 13475 178. Sitzung Bonn, den 28. November 1985 Beginn: 9.01 Uhr
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    Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens * 28. 11. Antretter * 29. 11. Bahr 29. 11. Bueb 29. 11. Büchner (Speyer) * 29. 11. Clemens 29. 11. Collet 29. 11. Dr. Daniels 28. 11. Frau Eid 29. 11. Ertl 29. 11. Frau Fischer * 29. 11. Franke (Hannover) 29. 11. Dr. Götz 29. 11. Haase (Fürth) * 29. 11. Freiherr Heereman von Zuydtwyck 28. 11. Ibrügger 29. 11. Jäger (Wangen) * 29. 11. Junghans 29. 11. Kittelmann * 29. 11. Klose 29. 11. Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Kreile 29. 11. Lamers 28. 11. Leonhart 29. 11. Lemmrich * 29. 11. Lenzer 28. 11. Dr. Mertens (Bottrop) 28. 11. Dr. Müller * 29. 11. Nagel 29. 11. Dr. Olderog 29. 11. Schlaga 29. 11. Frau Schmidt (Nürnberg) 29. 11. Schmidt (Wattenscheid) 29. 11. Dr. Todenhöfer 29. 11. Voigt (Sonthofen) 29. 11. Vosen 28. 11. Frau Wagner 28. 11. Werner (Dierstorf) 29. 11. Frau Dr. Wex 29. 11. Zierer 29. 11. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates
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    Rede von Hans-Gerd Strube


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr Kollege Sieler, ich schätze Sie als ruhigen und sachlichen Kollegen aus dem Haushaltsausschuß. Ich hatte eigentlich geglaubt, Herr Kollege Sieler, daß Sie auch lernfähig seien.

    (Zuruf von der SPD: Was soll das denn?)

    Ich muß feststellen, daß Sie heute eine Sozialpolitik nach altem SPD-Strickmuster vertreten.

    (Zuruf von der SPD: Warum denn nicht?)

    So werden Sie noch lange an der Klagemauer der Opposition Ihre Lieder singen müssen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, die Ausgaben für den Haushalt des Bundesministeriums für Arbeit und Sozialordnung werden im Haushaltsjahr 1986 fast 59 Milliarden DM erreichen. Dieser Einzelplan ist damit wie auch in den Vorjahren größter Einzelplan des Bundeshaushalts. Seine Zuwachsraten sind im Vergleich zum Gesamthaushalt überdurchschnittlich. Dies ist um so aussagekräftiger, als seit 1985 Ausgaben für die Krankenhausfinanzierung weggefallen sind, der Bundesanstalt für Arbeit in Nürnberg keine Zahlungen geleistet zu werden brauchten und das ab 1986 zu zahlende Erziehungsgeld beim Bundesministerium für Jugend, Familie und Gesundheit etatisiert ist.
    Die seit dem Regierungswechsel im Oktober 1982 von uns betriebene Konsolidierungspolitik erlaubt es jetzt, ebenso wie im Vorjahr den Haushaltsentwurf 1986 ohne Haushaltsbegleitgesetz und ohne Haushaltsstrukturgesetz vorzulegen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Der durch diese Politik neu gewonnene finanzpolitische Handlungsspielraum wird im sozial- und familienpolitischen Bereich genutzt. Nachdem sich die SPD über Jahre notwendiger Entscheidungen nur verbal angenommen hat, haben wir Entscheidungen in der Sozialpolitik auf den Weg gebracht.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wir, meine Damen und Herren, haben das soziale Netz neu geknüpft, damit es tragfähig wird und unser Sozialstaat auf Dauer gesichert bleibt.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Der Erfolg unserer Politik lag unter anderem darin,
    daß wir nicht Politik für erfragte Mehrheiten ge-
    macht haben, sondern glaubwürdig mit dem Mut zur Unverwechselbarkeit unserer Politik unseren Weg gegangen sind.

    (Frau Fuchs [Köln] [SPD]: Sie ist auch unverwechselbar unsozial!)

    — Ja, da liegen die kleinen Unterschiede, Frau Fuchs.

    (Feilcke [CDU/CSU]: Es lebe der Unterschied, Frau Fuchs!)

    Drei große Ausgabenblöcke des Haushalts des Bundesministeriums für Arbeit und Sozialordnung zeichnen sich ab, erstens die Zuschüsse an die Sozialversicherungen mit 35,5 Milliarden DM, zweitens die Ausgaben für die Kriegsopfer mit 12,5 Milliarden DM und drittens die Leistungen nach dem Arbeitsförderungsgesetz und gleichartige Leistungen mit 10,4 Milliarden DM.
    Von den 35,5 Milliarden DM für die Sozialversicherung entfallen rund 26 Milliarden DM auf die Rentenversicherung der Arbeiter und Angestellten. Nach den Schätzungen der Rentenversicherungsträger vom Juli 1985 werden auf der Basis vorsichtiger Annahmen am Jahresende 1986 liquide Mittel von mehr als 0,8 Monatsausgaben in der Rentenversicherung verfügbar sein.

    (Hört! Hört! bei der CDU/CSU)

    Legt man den Vorausberechnungen die derzeitigen Annahmen der Bundesregierung zugrunde, wird die Entwicklung noch positiver verlaufen. Das gesetzlich vorgeschriebene Liquiditätsreserve-Soll von 0,5 Monatsraten wird damit zum Jahresende 1986 auch bei vorsichtiger Einschätzung der Finanzentwicklung deutlich überschritten.
    Auch der Vorsitzende des Verbandes Deutscher Rentenversicherungsträger, Doetsch, gibt uns gute Kritiken. Auf einer Tagung in Bad Neuenahr gab er eine überaus positive Einschätzung der Finanzlage der Renten ab.

    (Frau Traupe [SPD]: Das ist der Arbeitgebervertreter!)

    Für Doetsch ist die Finanzierung der Rentenversicherung mittelfristig gesichert; ausschlaggebend sei dafür nicht nur die letzte Beitragserhöhung, sondern auch die Verbesserung der Beschäftigtenzahl. Bei der mittelfristigen Einschätzung, die bis Ende 1990 reicht, geht der Verband davon aus, daß die Reserven der Rentenversicherung von einer Monatsausgabe Ende dieses Jahres auf 1,5 Monatsausgaben Ende 1986 und bis Ende 1989 auf 2,3 Monatsausgaben anwachsen werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Roth [Gießen] [CDU/CSU]: Ein klarer Erfolg! Das ist die Wende!)

    Meine Damen und Herren, zu diesem Thema sollten nun wirklich keine Horrorgemälde an die Wand gemalt werden, und seitens der Opposition sollte nicht in Panik gemacht werden.

    (Zurufe von der SPD)




    Strube
    Meine Damen und Herren, Sie sollten sich schämen, die Rentner wider besseres Wissen in dieser Form zu verunsichern!

    (Beifall bei der CDU/CSU und bei Abgeordneten der FDP — Weitere Zurufe von der SPD)

    Aber wir haben in unserer Sozialpolitik mehr vorzuweisen. Lassen Sie mich beispielhaft nennen: die Verbesserungen des steuerlichen Familienlastenausgleichs und des Kindergeldes. Wir haben Härten des Haushaltsbegleitgesetzes 1984 im Bereich der unentgeltlichen Beförderung Schwerbehinderter im öffentlichen Personenverkehr beseitigt.

    (Dr. Klejdzinski [SPD]: Ach nein!)

    Eine wichtige familienpolitische Maßnahme ist die Einführung des Erziehungsgeldes für alle.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU)

    Mütter, aber auch Väter können sich im ersten Lebensjahr voll der Betreuung und der Erziehung ihres Kindes widmen.

    (Frau Fuchs [Köln] [SPD]: In ihrem ersten Lebensjahr?)

    Das Erziehungsgeld wird gezahlt, ganz gleich, ob Mutter oder Vater berufstätig waren oder nicht.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Hervorragend!)

    Wir machen endlich Schluß mit der Diskriminierung der sogenannten Hausfrau und Mutter!

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Diese Betreuung des Kindes im ersten Lebensjahr wird erstmals 1986 rentenbegründend und rentensteigernd angerechnet. Das Kindererziehungsjahr wird aber nicht nur der leiblichen Mutter gewährt; Väter bzw. Adoptiv-, Stief- und Pflegeeltern kommen, wenn sie das Kind erzogen haben, ebenfalls in den Genuß dieser Maßnahme.


Rede von Richard Stücklen
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Herr Abgeordneter, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Abgeordneten Glombig?

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Hans-Gerd Strube


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Nein, ich möchte im Zusammenhang vortragen.

    (Feilcke [CDU/CSU]: Laß dich nicht stören, Hans-Gerd! — Dr. Klejdzinski [SPD]: Aber jetzt bitte nicht in die falsche Zeile kommen!)

    Dafür haben wir 150 Millionen DM für 1986 veranschlagt.
    Hätte die SPD nach ihrem Regierungsantritt 1969 ein solches oder ähnliches Gesetz verabschiedet, würden heute schon 17 Jahrgänge in den Genuß einer erhöhten Altersrente kommen.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU und der FDP — Frau Fuchs [Köln] [SPD]: Sie haben es doch 1972 abgelehnt!)

    Das heutige Eintreten für die sogenannten Trümmerfrauen ist daher, wenn es von Ihnen kommt, wenig glaubhaft.'

    (Beifall bei der CDU/CSU — Frau Fuchs [Köln] [SPD]: Quatsch!)

    Bei all diesen Maßnahmen zahlt sich die Konsolidierungspolitik der zurückliegenden Jahre aus. Für jede Sozialpolitik ist nun einmal Preisstabilität die wichtigste Voraussetzung. Der Staat kann gar nicht so viele Sozialleistungen produzieren, wie die Inflation reduzieren kann.

    (Zurufe von der CDU/CSU: Sehr wahr! — Richtig!)

    Diese Aussage gilt insbesondere für Rentner, die jahrelang unter der negativen Geldwertstabilität der SPD-Regierungen gelitten haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Hornung [CDU/CSU]: Das ist die wichtigste Aussage!)

    Denken Sie, meine Damen und Herren von der SPD, eigentlich gar nicht über die Fehler nach, die Sie in der Sozialpolitik gemacht haben?

    (Rusche [GRÜNE]: Genauso wenig wie Sie!)

    Macht es Sie eigentlich nicht stutzig, wenn wir heute in breiten Schichten der Bevölkerung, vor allem bei der Jugend, wieder Optimismus vorfinden, wo früher Resignation und Angst herrschten?

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zurufe von der SPD)

    Das ist auch ein Stück Wende.
    13 Jahre haben Sie ein Versicherungsdenken gelehrt, das auf blindem Vertrauen auf Staatsdirigismus und Verläßlichkeit der sozialen Sicherungen aufbaute.

    (Frau Fuchs [Köln] [SPD]: Deswegen schaffen Sie jetzt neue Armut, Herr Kollege!)

    Es ist ganz natürlich, daß dadurch die Eigeninitiativen des Bürgers gelähmt wurden und sich ein Anspruchsdenken breitmachte, das hin zum Klassen-und Rivalitätsdenken führen mußte. Als dann nichts mehr ging, weil zu viele Hände sich ausstreckten, um Wohltaten entgegenzunehmen,

    (Rusche [GRÜNE]: Wohltaten?)

    setzten Resignation, Hoffnungslosigkeit und Lebensangst ein.

    (Hornung [CDU/CSU]: Und zum Schluß sind sie abgetreten!)

    Norbert Blüm hat seine Sozialpolitik anders angelegt.

    (Zurufe von der SPD)

    Er sprach von Einschränkungen und Verzicht,

    (Peter [Kassel] [SPD]: Das ist Kabarett!)

    von Mitverantwortung, Nachbarschaft, Solidarität statt Klassenkampf.



    Strube
    Meine Damen und Herren, der Bürger will die Wahrheit hören.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Reimann [CDU/CSU]: 8 Millionen DM, das ist die Wahrheit!)

    Dazu gehört die Tatsache, daß der Staat nicht alles kann.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wir wissen, daß diese Welt noch nicht die Vollendung bringt und daß alle Versprechungen, die dieses ignorieren, wie Seifenblasen platzen.
    Eigentlich, meine Damen und Herren, müßte das von mir zuletzt Gesagte auch Herr Rau wissen, da er doch immer mit der Bibel unter dem Arm herumläuft. Aber nein, er will alle Fehler von Helmut Schmidt auf sozialpolitischem Gebiet wiederholen. Er verspricht wieder allen alles. Nur in Nordrhein-Westfalen, wo er der Regierung vorsteht, läßt er soziale Leistungen abbauen.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU)

    Fürwahr — ein Traumtänzer zwischen Christentum und Sozialismus!

    (Heiterkeit bei der CDU/CSU — Reimann [SPD]: Unverschämtheit! — Weitere Zurufe von der SPD)

    Verantwortliche Sozialpolitik, meine Damen und Herren, schaut über den Tellerrand eines Jahresetats hinaus.

    (Dr. Klejdzinski [SPD]: Was Sie nicht tun!)

    — Nun passen Sie mal auf. Mittelfristig, d. h. bis 1990, ist das Haus bestellt. Aber wie steht es mit der Generationensolidarität danach?

    (Reimann [SPD]: Grundrente!)

    Professor Geißler aus Hannover nennt eine seiner Studien „Zukunftsvorsorge durch Daseinswissen". Von diesem Daseinswissen möchte ich kurz einiges anführen, da wir alle Gefahr laufen, wichtige Fakten durch sozialpolitische Brennpunkte der Gegenwart verdrängen zu lassen.
    Obwohl die geburtenstarken Jahrgänge in das Alter junger Eltern hineinwachsen, sinken die Geburtenzahlen. Die Bundesrepublik Deutschland hat weltweit die niedrigste Geburtenrate.

    (Zuruf von der SPD)

    Rechnen wir 5 bis 10% eines Jahrgangs ab, für die Kinderlosigkeit ein ungewolltes Schicksal ist und denen wir keineswegs wehtun wollen, müssen wir erkennen, daß gewollte Kinderlosigkeit sich immer mehr ausbreitet. Unter den 35- bis 45jährigen Frauen sind schon jetzt 20% kinderlos. 1984 wurden bundesweit 580 000 deutsche und ausländische Kinder geboren; 1964 waren es noch 1,065 Millionen Kinder.

    (Zurufe von der SPD)

    Bisher waren alle Modellrechnungen zur Bevölkerungsentwicklung, die den politischen Planungen zugrunde liegen, zu optimistisch.

    (Dr. Klejdzinski [SPD]: Wo bleibt denn die Wende?)

    Zu kalkulieren ist die Gefährdung des weitergegebenen Lebens durch Unfälle auf Straßen und bei der Arbeit; auch die Selbstmordrate sollte erwähnt werden.
    Wir dürfen auch nicht die Tatsache übergehen, daß in den letzten zehn Jahren mindestens 1,5 Millionen — möglicherweise 2 bis 3 Millionen — Abtreibungen vorgenommen wurden. Genaue Zahlen fehlen.

    (Hornung [CDU/CSU]: Hört! Hört!)

    212 000 Abtreibungen wurden 1981 bei den Krankenkassen abgerechnet. Die tatsächliche Zahl dürfte höher liegen. Trotz unseres beispiellosen Wohlstandes werden 80% der Abtreibungen mit der sozialen Notlage begründet.

    (Reimann [SPD]: Das waren alles Millionäre, die das getan haben!)

    Eine Verpflichtung, den gewohnten Lebensstil zugunsten eines Kindes zu ändern, ist in der Bundesrepublik Deutschland schon „Notlage".
    Alle Realitäten des Geburtenrückganges, die wir heute kennen, zusammengefaßt, sagen aus, daß die deutsche Bevölkerung von derzeit 57 Millionen bis 2030 auf unter 40 Millionen sinken wird. Dieser Rückgang entspricht der heutigen Bevölkerung von Nordrhein-Westfalen. Und wem das alles zu weit in der Ferne liegt, dem sei gesagt: Die möglichen Mütter des Jahres 2020 sind bereits größtenteils geboren und die möglichen Väter bis zum Jahre 2025 auch.
    Daraus folgt: Eine soziale Zukunft kann es nur mit Kindern geben. Individuelle Sicherheit ist durch die Kollektivierung der Alterssicherung heute auch ohne Kinder oder mit einem Kind möglich. Die Kosten des Nachwuchses sind allerdings individualisiert. Das heißt, Eltern mit Kindern schaffen durch ihre Investitionen die soziale Sicherung der nächsten Generation.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU)

    Viel zu lange waren Sie mit der Geburt des ersten Kindes zeitlebens ökonomisch im Nachteil, während insbesondere die kinderlosen Ehepaare profitieren. Hier, meine Damen und Herren, wird unsere Familienpolitik ansetzen und einen Lastenausgleich schaffen, der die unter SPD-Regierung übliche Umverteilung in Milliardenhöhe von Familien mit Kindern zu kinderlosen und Ein-Kind-Familien stoppt.

    (Frau Fuchs [Köln] [SPD]: Dann gibt es ja einen Baby-Boom, Herr Kollege!)

    Es ist reizvoll, aus dem Daseinswissen weitere Schlüsse zu ziehen. Die Alterspyramide des deutschen Volkes, als Lebensbaum gezeichnet, führt zu einem Baumsterben, das uns die Folgen für die Rentenversicherung und Krankenversicherung geradezu aufzwingt.



    Strube
    Aber nicht nur aus Angst vor sinkenden Altersrenten gilt es hier anzusetzen, um die Zukunft zu gestalten. Meine Damen und Herren, was wird das für eine Welt, was wird das für eine Gesellschaft, in der sich die Menschen aus den Augen verlieren?

    (Zurufe von der SPD)

    Schon heute gibt es Grundschulklassen, in denen kaum ein deutsches Kind Geschwister hat. Das Netzwerk der Verwandtschaft wird immer kleiner, das Alleinsein breitet sich aus.
    Gegenwärtig suchen die geburtenstarken Jahrgänge den Zugang zum Arbeitsmarkt. Sie brauchen Erwerbsarbeit auch für die Familiengründung. Erst im nächsten Jahrzehnt macht sich der demographisch bedingte Druck auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar. Aber, meine Damen und Herren, dann verringert sich nicht nur die Zahl der Arbeitsuchenden, sondern auch der Beitrag des Nachwuchses zur innovatorischen Erneuerung der Gesellschaft. Es wird Zeit, daß wir uns politisch auf die Zukunft vorbereiten, nicht mit Kanonendonner, nicht, um Profilneurose abzubauen, sondern in Verantwortung vor kommende Generationen unseres Volkes.
    Ich danke Ihnen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Rusche [GRÜNE]: Ich dachte, jetzt kommt noch mehr!)