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ID1017406200

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 10/174 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 174. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 14. November 1985 Inhalt: Abwicklung der Tagesordnung 13004 C, 13041B, 13041 C Glückwünsche zu den Geburtstagen der Abg. Rohde (Hannover) und Frau Berger 13003 D Bestimmung der Abg. Suhr und Dr. Penner als stellvertretende Mitglieder des Vermittlungsausschusses an Stelle der ausgeschiedenen Abg. Vogt (Kaiserslautern) und Dr Schmude 13004 A Erweiterung der Tagesordnung . 13004A, 13077 B Absetzung der Punkte 9 a und 15 von der Tagesordnung 13004 C Abweichung von den Richtlinien für die Fragestunde und den Richtlinien für Aussprachen zu Themen von allgemeinem aktuellen Interesse für die Sitzungswoche vom 25. bis 29. November 1985 13127 C Aktuelle Stunde betr. Verhalten der Bundesregierung gegenüber der ständig zunehmenden Arbeitslosigkeit bei Frauen Frau Dr. Däubler-Gmelin SPD 12989 B Frau Verhülsdonk CDU/CSU 12990 A Frau Wagner GRÜNE 12991 A Frau Dr. Adam-Schwaetzer FDP . . . 12992 B Frau Blunck SPD 12993 B Frau Männle CDU/CSU 12994 B Dr. Blüm, Bundesminister BMA . . . 12995 C Frau Fuchs (Verl) SPD 12997 B Feilcke CDU/CSU 12998 A Eimer (Fürth) FDP 12999 B Peter (Kassel) SPD 13000A Frau Hürland CDU/CSU 13001A Frau Steinhauer SPD 13001 D Dr. Lammert CDU/CSU 13002 D Zur Geschäftsordnung Bueb GRÜNE 13004 C Seiters CDU/CSU 13005 B Porzner SPD 13005C Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung 30 Jahre Bundeswehr Dr. Kohl, Bundeskanzler 13006 B Dr. Vogel SPD 13010 D Dr.-Ing. Oldenstädt CDU/CSU 13015 D Frau Hönes GRÜNE 13017 B Ronneburger FDP 13019A Kolbow SPD 13021 D Biehle CDU/CSU 13023 D Lange GRÜNE 13026 B Ganz (St. Wendel) CDU/CSU 13028 A Bastian fraktionslos 13029 D Steiner SPD 13031A Dr. Wörner, Bundesminister BMVg . . 13033 B Erklärungen nach § 31 GO Werner (Westerland) GRÜNE 13036 A Vogel (München) GRÜNE 13037 A Frau Hönes GRÜNE 13038 A Dr. Schierholz GRÜNE 13039 A Mann GRÜNE 13040 A II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 174. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 14. November 1985 Frau Dann GRÜNE 13040 D Rusche GRÜNE 13041A Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Gewährung von Erziehungsgeld und Erziehungsurlaub (Bundeserziehungsgeldgesetz) — Drucksachen 10/3792, 10/3926 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit — Drucksachen 10/4148, 10/4212 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/4240 — in Verbindung mit Zweite und dritte Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Förderung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf (Elternurlaubsgesetz) — Drucksache 10/3806 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit — Drucksachen 10/4148, 10/4212 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/4240 — Kroll-Schlüter CDU/CSU 13042 A Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 13043 D Eimer (Fürth) FDP 13047 B Frau Wagner GRÜNE 13049 D Frau Dr. Süssmuth, Bundesminister BMJFG 13052 B Frau Männle CDU/CSU 13055 B Frau Fuchs (Köln) SPD 13057 C Frau Verhülsdonk CDU/CSU 13061 D Hauck SPD 13065 C Namentliche Abstimmung 13066 C Erste Beratung des von der Fraktion DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Finanzierung einer besseren Pflege (Bundespflegegesetz) — Drucksache 10/2609 — Bueb GRÜNE 13068 B Link (Diepholz) CDU/CSU 13069 D Delorme SPD 13072 A Frau Dr. Segall FDP 13073 D Frau Karwatzki, Parl. Staatssekretär BMJFG 13075 B Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 12. Juni 1985 und dem Beschluß vom 11. Juni 1985 über den Beitritt des Königreichs Spanien und der Portugiesischen Republik zur Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft, zur Europäischen Atomgemeinschaft und zur Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl — Drucksachen 10/3790, 10/3803, 10/3927, 10/4100 — Beschlußempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses — Drucksache 10/4199 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/4202 — Brück SPD 13077 D Dr. Wulff CDU/CSU 13080 A Auhagen GRÜNE 13081A Beckmann FDP 13082 A Möllemann, Staatsminister AA 13083 B Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Erhebung der Künstlersozialabgabe in den Jahren 1986 und 1987 — Drucksache 10/4064 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung — Drucksache 10/4226 — Dr. Becker (Frankfurt) CDU/CSU . . . 13085 C Lutz SPD 13086A Eimer (Fürth) FDP 13086 C Bueb GRÜNE 13086 D Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Entwicklung der Finanzhilfen des Bundes und der Steuervergünstigungen für die Jahre 1983 bis 1986 gemäß § 12 des Gesetzes zur Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft vom 8. Juni 1967 (zehnter Subventionsbericht) — Drucksache 10/3821 — Dr. Voss, Parl. Staatssekretär BMF . . 13088 B Frau Simonis SPD 13090 C Dr. Weng (Gerlingen) FDP 13092 D Vogel (München) GRÜNE 13094A Roth (Gießen) CDU/CSU 13095 C Dr. Struck SPD 13097 B Deutscher Bundestag — 10.Wahlperiode — 174. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 14. November 1985 III Beratung des Antrags des Abgeordneten Vogel (München) und der Fraktion DIE GRÜNEN Rücknahme der steuerlichen Benachteiligung ausländischer Arbeitnehmer durch das Steuersenkungsgesetz 1986/1988 — Drucksache 10/4137 — Vogel (München) GRÜNE 13099 B Frau Will-Feld CDU/CSU 13100 B Dr. Struck SPD 13101A Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Vierten Gesetzes zur Änderung besoldungsrechtlicher Vorschriften — Drucksache 10/3789 — Beschlußempfehlung und Bericht des Innenausschusses — Drucksache 10/4225 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/4241 — Regenspurger CDU/CSU 13101 D Bernrath SPD 13103 B Dr. Hirsch FDP 13105 A Ströbele GRÜNE 13106A Dr. Waffenschmidt, Parl. Staatssekretär BMI 13107C Gerster (Mainz) CDU/CSU 13108C Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Dr. Kübler, Bachmaier, Dr. Emmerlich, Fischer (Osthofen), Klein (Die-burg), Lambinus, Schmidt (München), Schröder (Hannover), Dr. Schwenk (Stade), Stiegler, Dr. de With, Dr. Vogel und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über den Widerruf von Haustürgeschäften und ähnlichen Geschäften — Drucksache 10/584 —Beschlußempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses — Drucksache 10/4210 — in Verbindung mit Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über den Widerruf von Haustürgeschäften und ähnlichen Geschäften — Drucksache 10/2876 — Beschlußempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses — Drucksache 10/4210 — Dr. Schwenk (Stade) SPD . . . 13110D, 13117 D Dr. Stark (Nürtingen) CDU/CSU . . . 13111 C Mann GRÜNE 13112 D Kleinert (Hannover) FDP 13113 D Engelhard, Bundesminister BMJ . . . 13116A Sauter (Ichenhausen) CDU/CSU . . . 13116 D Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 10. September 1984 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Königreich der Niederlande über die Zusammenarbeit im Bereich von Ems und Dollart sowie in den angrenzenden Gebieten (Kooperationsvertrag Ems- Dollart) — Drucksache 10/3917 — Beschlußempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses — Drucksache 10/4200 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/4242 — Ewen SPD 13121C Bredehorn FDP 13122 B Dr. Müller (Bremen) GRÜNE 13123 B Bohlsen CDU/CSU 13124 B Gallus, Parl. Staatssekretär BML . . . 13125C Senfft GRÜNE (zur GO) 13126 A Namentliche Abstimmung 13127 A Ergebnis 13130 D Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu den Verträgen vom 27. Juli 1984 des Weltpostvereins — Drucksache 10/3961 — 13127 B Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für das Post- und Fernmeldewesen — Drucksache 10/4140 — 13127 B Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Bundesentschädigungs- und des RechtsträgerAbwicklungsgesetzes — Drucksache 10/3651 — 13127 C Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksache 10/4194 — 13127 C Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/4195 — 13127 C IV Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 174. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 14. November 1985 Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN Änderung der Postzeitungsordnung — Drucksache 10/3642 — 13127 D Beratung der Beschlußempfehlung des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung Aufhebung der Immunität von Mitgliedern des Deutschen Bundestages — Drucksache 10/4143 — 13128A Beratung der Sammelübersicht 112 des Petitionsausschuses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/4135 — 13128A Beratung der Sammelübersicht 114 des Petitionsausschuses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/4247 — 13128 B Beratung der Sammelübersicht 115 des Petitionsausschuses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/4248 — 13128 B Beratung der Übersicht 12 des Rechtsausschusses über die dem Deutschen Bundestag zugeleiteten Streitsachen vor dem Bundesverfassungsgericht — Drucksache 10/3904 — Mann GRÜNE 13128 C Erhard, Parl. Staatssekretär BMJ . . . 13129 B Beratung des Antrags des Bundesministers der Finanzen Veräußerung der bundeseigenen Wohnsiedlung in Neu-Ulm an die Neu-Ulmer Gemeinnnützige Wohnungsgesellschaft mbH — Drucksache 10/4118 — 13129 D Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Verbesserung der ambulanten und teilstationären Versorgung psychisch Kranker — Drucksache 10/4219 — 13130A Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP eingebrachten Entwurfs eines Neunten Gesetzes zur Änderung des Häftlingshilfegesetzes — Drucksache 10/4220 — 13130A Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Verkehr zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Fortschritte auf dem Wege zu einer gemeinsamen Verkehrspolitik — Seeverkehr —— Drucksachen 10/3228 Nr. 11, 10/4099 — 13130A Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Finanzausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Kommission über die Anwendung der Verordnungen (EWG, EURATOM, EGKS) Nr. 2891/77 und Nr. 2892/77 des Rates vom 19. Dezember 1977 zur Durchführung des Beschlusses vom 21. April 1970 über die Ersetzung der Finanzbeiträge der Mitgliedstaaten durch eigene Mittel der Gemeinschaften Vorschlag für eine Verordnung (EGKS, EWG, EURATOM) des Rates zur Verlängerung der Verordnung (EWG, EURATOM, EGKS) Nr. 2892/77 über die Anwendung des Beschlusses vom 21. April 1970 über die Ersetzung der Finanzbeiträge der Mitgliedstaaten durch eigene Mittel der Gemeinschaften auf die Mehrwertsteuereigenmittel — Drucksachen 10/3592 Nr. 6, 10/4107 — 13130C Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Einführung einer Entleiherhaftung für Lohnsteuer der Leiharbeitnehmer — Drucksache 10/4119 — in Verbindung mit Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Fünfter Bericht der Bundesregierung über Erfahrungen bei der Anwendung des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes — AÜG — sowie über die Auswirkungen des Gesetzes zur Bekämpfung der illegalen Beschäftigung — Drucksache 10/1934 — Höpfinger, Parl. Staatssekretär BMA . 13132 B Peter (Kassel) SPD 13132 D Schulhoff CDU/CSU 13133 C Tatge GRÜNE 13134 C Grünbeck FDP 13135 B Nächste Sitzung 13136C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 13136 B Deutscher Bundestag — 10.Wahlperiode — 174. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 14. November 1985 12989 174. Sitzung Bonn, den 14. November 1985 Beginn: 8.00 Uhr
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    Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens * 15. 11. Becker (Nienberge) 15. 11. Brandt 14. 11. Frau Dr. Däubler-Gmelin 15. 11. Egert 15. 11. Dr. Ehmke (Bonn) 15. 11. Dr. Glotz 15. 11. Dr. Häfele 15. 11. Hauser (Krefeld) 15. 11. Dr. Haussmann 15. 11. Herterich 15. 11. Hiller (Lübeck) 15. 11. Lenzer ** 15. 11. Dr. Mertens (Bottrop) 14. 11. Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Paterna 15. 11. Poß 14. 11. Reddemann ** 15. 11. Dr. Schmude 15. 11. Schröder (Hannover) 15. 11. Schulte (Unna) * 15. 11. Seehofer 15. 11. Stockleben 15. 11. Suhr 15. 11. Dr. Unland * 15. 11. Weißkirchen (Wiesloch) 15. 11. Dr. Wieczorek 15. 11. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Heinz-Alfred Steiner


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Zuerst einige Bemerkungen an die Adresse des Kollegen Biehle. Herr Kollege Biehle, wir haben uns nicht — wie Sie es hier darzustellen versuchten — verschämt unter die Geburtstagsgäste gemischt. Sozialdemokraten haben einen maßgeblichen Anteil am Aufbau der Bundeswehr, die nicht Anhängsel einer Partei ist, schon gar nicht Besitzstand der Partei, der Sie angehören.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Ich weise deshalb die Äußerung, die Sie hier vor diesem Hause getan haben und die wir als unverschämt empfinden, mit Entschiedenheit zurück.

    (Beifall bei der SPD)

    Herr Kollege Biehle, ich erwarte, daß Sie als Vorsitzender des Verteidigungsausschusses im Interesse einer weiteren sachlichen Zusammenarbeit für die Bundeswehr ein Wort der Entschuldigung dazu finden werden.

    (Beifall bei der SPD)

    Meine Damen und Herren, bei unseren Überlegungen, die wir Sozialdemokraten anläßlich des 30. Jahrestages der Gründung der Bundeswehr anstellen, lassen wir uns weitgehend vom Verfassungsauftrag der Bundeswehr und von dem leiten, was die SPD in ihrem Godesberger Programm zur Landesverteidigung niedergeschrieben hat. Daraus folgt, daß unser grundsätzliches Verhältnis zur Bundeswehr nicht davon abhängt, ob wir in der Regierungsverantwortung stehen oder nicht. Wir wissen, daß es für die Bundeswehr zur Zeit, so wie die Welt aussieht, keine Alternative gibt. Es gibt auch keine Alternative zur Einbindung der Bundeswehr in das westliche Verteidigungsbündnis. Das entbindet uns aber nicht von der Verantwortung, uns den Fragen zuzuwenden, die der Entwicklungsprozeß immer wieder neu an die Sicherheitspolitik stellt. Im Gegenteil, wir sind verpflichtet, unsere eigenen Sicherheitsinteressen in Abhängigkeit von sich ändernden Rahmenbedingungen stets neu zu definieren und nach Wegen und Möglichkeiten zu suchen, unsere Interessen auch oder gerade auch im Bündnis einzubringen und durchzusetzen.
    30 Jahre Bundeswehr sind nicht nur ein Anlaß zum Feiern, Dank zu sagen oder Glückwünsche entgegenzunehmen, so richtig und so wichtig dies einigen auch erscheinen mag. 30 Jahre Bundeswehr sind Anlaß genug, sich den Problemen der Bundeswehr, insbesondere der sozialen Lage der Soldaten innerhalb der Bundeswehr zuzuwenden. Gefeiert und paradiert wurde wahrlich in einem Maße, das auch kritische Stellungnahmen geradezu herausgefordert hat. Als ehemaliger Truppenoffizier mit einer über 20jährigen Dienstzeit in der Bundeswehr kann ich abschätzen, welcher Aufwand erforderlich war, damit die von der Führung gezielt angeordneten oder gewünschten Veranstaltungen zusätzlich zu den eigentlichen Aufträgen der einzelnen Verbände und Dienststellen stattfinden konnten. Ich weiß, wieviel Arbeit, wieviel Phantasie und welche dienstlichen Klimmzüge für die Vorbereitung und für die Durchführung derartiger Selbstdarstellung erforderlich ist.
    Bei einer wöchentlichen Dienstzeit, die in den Einsatzverbänden das zumutbare Maß seit Jahren überschreitet, wären auch maßvollere Jubiläumsaktivitäten sicherlich angebracht gewesen.

    (Berger [CDU/CSU]: Nicht so kleinlich! — Weiß [CDU/CSU]: Geben Sie einmal ein Beispiel!)

    Es gibt Kommandeure und Dienststellenleiter, die sich das rechte Maß bewahrt haben.

    (Weiß [CDU/CSU]: Undifferenzierte Aussage!)

    Ich kann nur hoffen, daß diese Soldaten nicht in Ungnade fallen, weil sie die vom Minister in sie gesetzten Selbstdarstellungserwartungen nicht hinreichend genug erfüllt haben.
    Dr. Wörner sollte auch wissen: Das rechte, das zumutbare Maß zu finden ist nämlich Aufgabe eines jeden militärischen Vorgesetzten. Die Sorgepflicht für seine Untergebenen gebietet das. Die Fürsorgepflicht des Dienstherren ist sogar noch umfassender. Daran muß ich auch am 30. Geburtstag der Bundeswehr erinnern. Es gibt nicht nur Grund zum Feiern, sondern im Interesse unserer Soldaten und ihrer Familien auch Grund genug zu kritischen Anmerkungen — und diese muß man ertragen können; das gilt auch für den Kollegen Biehle.
    Die Dienstzeitbelastung habe ich bereits kurz erwähnt, aber das genügt nicht. Ich muß dem bereits Gesagten noch hinzufügen, daß es nach 30 Jahren Bundeswehr im Frieden möglich sein muß, eine Normalbelastung und eine höchstzulässige Dienstzeitbelastung zu definieren.

    (Beifall bei der SPD)

    Es muß in Friedenszeiten möglich sein, verbindliche Maßstäbe für Dienstzeitanforderungen festzulegen.
    Ich weiß aus meiner Funktion als Kompaniefeldwebel und später als Kompaniechef, welche persönlichen und familiären Schwierigkeiten sich aus einer hohen Dienstzeitbelastung über einen längeren Zeitraum ergeben können. Als Staatsbürger in Uniform und Teil der Gesellschaft muß auch der Soldat in einem angemessenen Umfang an der gesell-
    13032 Deutscher Bundestag — 10.Wahlperiode — 174. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 14. November 1985
    Steiner
    schaftlichen Entwicklung und an der Verbesserung der Lebensqualität teilhaben. Mindestens muß das Recht auf eine ausreichende Freizeit auch für unsere Soldaten gelten.

    (Beifall bei der SPD)

    Unsere Soldaten und Zivilbeschäftigten erfüllen seit nunmehr 30 Jahren ihre Pflicht in der Bundeswehr. Viele Probleme konnten gelöst werden, einige sind ungelöst geblieben, neue sind hinzugekommen. Die Wohnungsfürsorge, eine Aufgabe des Dienstherrn, ist prinzipiell ein Problem geblieben, das sogar nach 30 Jahren Bundeswehr noch anzuwachsen droht.
    Die Versetzungshäufigkeit bei den Soldaten ist zwar zurückgegangen, die sozialen Folgen der von häufigen Versetzungen betroffenen Soldatenfamilien werfen aber nach wie vor große Probleme auf. Die Schulausbildung der Kinder, ihre Ausbildungsplätze, die Berufstätigkeit der Ehefrauen sollen als Beleg für diese Aussage reichen.
    Ein weiteres Problem, das erst in den letzten Jahren aufgekommen ist und das Dr. Vogel bereits angesprochen hat, bedarf dringend einer Lösung: Die durch Massenarbeitslosigkeit gekennzeichnete Arbeitsmarktsituation macht eine Wiedereingliederung von ausscheidenden Zeitsoldaten in das zivile Berufsleben immer schwieriger. Viele Soldaten auf Zeit werden in die Arbeitslosigkeit entlassen, nicht wenige gehen ohne finanziellen Rückhalt, ohne Anspruch auf Leistung aus der Arbeitslosenversicherung auf Stellensuche. Es ist für einen Vorgesetzten deprimierend, wenn er seinen pflichtbewußten und zuverlässigen ehemaligen Unteroffizieren und ihren Familien kaum helfen kann, wenn er miterleben muß, wie ehemalige gute Mitarbeiter unmittelbar im Anschluß an ihren Dienst für die Gemeinschaft zu Sozialhilfeempfängern werden.
    Wenn ich auf meine ersten Dienstjahre bei der Bundeswehr ab 1959 zurückblicke, kann ich feststellen, daß ich auch Entwicklungsschritte der Bundeswehr zu einer demokratischen Armee in einer demokratischen Gesellschaft habe miterleben können. Bemerkenswert ist, was Gustav Heinemann als Bundespräsident bereits im April 1972 in der Schule der Bundeswehr für Innere Führung sagte — ich zitiere —:
    Vernünftiges demokratisches Verhalten und der militärische Führungsgrundsatz von Befehl und Gehorsam stehen sich gegenseitig nicht im Wege. Die Behandlung der anvertrauten Menschen unter dem Gebot der Wahrung ihrer Würde und ihrer Rechte, das ist die eine Seite. Demgegenüber fordern Eigenart des soldatischen Dienstes und die Erfüllung des militärischen Auftrages eine klare Führung, die auf Befehl und Gehorsam nicht verzichten kann. Das ist die andere Seite. Beides ist durch Verfassung dem Soldaten zugesprochen und auferlegt.
    So weit Bundespräsident Heinemann.
    Ich habe die Erfahrung gemacht, daß ein vernünftiges demokratisches Verhalten zu Beginn meiner Dienstzeit von Vorgesetzten sehr unterschiedlich definiert wurde und sich deshalb zum militärischen Führungsanspruch von Befehl und Gehorsam erhebliche Spannungen auftaten.

    (Weiß [CDU/CSUI: Das gibt es nicht nur bei der Bundeswehr!)

    Demokratisches Verhalten, zudem noch vernünftig geprägt, war in den Anfangsjahren der Bundeswehr nicht durchgängig zu erleben und zu erfahren. Ich muß dem Zwischenrufer recht geben, der ruft: Das ist nicht nur typisch für die Bundeswehr.
    Demokratisches Verhalten hat sich erst im Laufe der Jahre sowohl bei Vorgesetzten als auch bei Untergebenen dank der Grundsätze der Inneren Führung und ihrer inhaltlichen Ausgestaltung zu dem entwickelt, was man heute herkömmlich als vernünftig und größtenteils als selbstverständlich ansieht.
    Demokratisches Verhalten findet aber auch heute noch seine Grenzen im militärischen Führungsanspruch von Befehl und Gehorsam und befindet sich deshalb stets in einem Spannungsfeld, dessen Größe und Intensität von der Führungsqualität der Vorgesetzten und ihrer Fähigkeit und Bereitschaft abhängen, die Grundsätze der Inneren Führung im militärischen Alltag zu praktizieren. Demokratisches Verhalten läßt sich nicht verordnen, auch für die Bundeswehr nicht; es muß gelernt werden.
    Wenn der Wehrbeauftragte heute in seinem Jahresbericht Verstöße besonders herausstellt, so sind sie die Ausnahmen, die vor weniger als 30 Jahren oftmals noch den Stellenwert eines Kavaliersdeliktes hatten. Heute sind Verstöße gegen die Grundsätze der Inneren Führung kein Kavaliersdelikt mehr.
    Bei all dem Erreichten dürfen wir aber in unserer Aufmerksamkeit nicht nachlassen. Nicht Mißtrauen soll dabei unsere Leitlinie sein, sondern das Wissen, daß in einer großen Organisation wie der Bundeswehr die Inhalte der Inneren Führung verengt werden können, wenn wir nicht einer technokratischen Auslegung entgegenwirken. Auch die Erweiterung des Mitsprache- und Mitwirkungsrechts des Vertrauensmanns, an den sich altgediente Vorgesetzte übrigens — das ist die Erfahrung, die ich gemacht habe —, auch erst gewöhnen mußten, kann mit dazu beitragen, das Erreichte zu bewahren, besser noch, es weiter auszubauen.
    Abschließend möchte ich noch einige Sätze an diejenigen richten, die nicht müde werden, direkt oder indirekt darauf hinzuweisen, daß sich Bundeswehr und Sozialdemokratie in ihrem Verständnis von Staat, Gesellschaft und Militär fremd oder gar diametral gegenüberstehen. Auch die Äußerung des Kollegen Biehle ging heute in diese Richtung. Ich selbst bin doch wohl ein lebendes Beispiel dafür, daß derartige Verallgemeinerungen nicht angebracht sind; teilweise haben sie auch einen böswilligen Charakter.
    Ich habe als ehemaliger Berufssoldat weder ein gestörtes Verhältnis zur Bundeswehr noch fühlte



    Steiner
    oder fühle ich mich als Soldat innerhalb der SPD als Außenseiter. Ich hatte und habe auch im Umgang mit Parteifreunden, die eine pazifistische Gesinnung haben, keine Schwierigkeiten.

    (Zustimmung des Abg. Jungmann [SPD])

    Wir haben nämlich als Sozialdemokraten eines gemeinsam, und das unterscheidet uns von vielen, die mir jetzt zuhören: Wir sind für die Gewissensentscheidung, und wir respektieren und verteidigen das grundgesetzlich verbriefte Recht auf Kriegsdienstverweigerung.

    (Beifall bei der SPD — Berger [CDU/CSU]: Wieso unterscheidet Sie das eigentlich von uns?)

    Aber wir motivieren nicht dazu.

    (Berger [CDU/CSU]: Immer quer treiben, Herr Kollege!)

    Wir distanzieren uns auch von denjenigen, die Argumentationshilfen und Techniken nur mit dem Ziel anbieten, die Zahl der Kriegsdienstverweigerer möglichst hochzutreiben. Wir sind für die Landesverteidigung, weil wir keine pazifistische Partei sind. Wir sind für die Wehrpflichtarmee, allerdings im Gegensatz zum Verteidigungsminister für eine Wehrpflichtarmee mit realistischen Umfangszahlen.

    (Zustimmung des Abg. Jungmann [SPD])

    Wir können deshalb die Ablehnung des Dienstes mit der Waffe nicht als Regelfall akzeptieren. Deshalb fordern wir zum Wehrdienst auf.
    Allerdings erscheint es mir richtig, an dieser Stelle noch einmal darauf hinzuweisen, daß wir Sozialdemokraten den dynamischen Entwicklungsprozeß in der Sicherheitspolitik konstruktiv kritisch begleiten. Die Soldaten der Bundeswehr finden in uns verantwortungsbewußte Partner, die sich der Mühe des kritischen Mitdenkens nicht entziehen.
    Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

    (Beifall bei der SPD)



Rede von Heinz Westphal
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Bundesminister der Verteidigung.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Manfred Wörner


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren Kollegen! Zunächst einmal möchte ich mich sehr herzlich bei den Fraktionen bedanken, die hier ein Bekenntnis zur Bundeswehr abgelegt haben. Ich finde, das war eine gute Stunde für das deutsche Parlament, noch mehr eine gute Stunde für die Bundeswehr.
    Die Bundeswehr hat dreierlei geschafft: Sie ist zum ersten eine Bürgerarmee geworden, Sie ist zum zweiten eine Bündnisarmee von Rang geworden, und sie ist zum dritten eine Armee der Freiheit nach innen wie nach außen.

    (Lange [GRÜNE]: Na, na!)

    Darum haben wir — dazu bekenne ich mich ganz persönlich; das ist meine Entscheidung und meine Verantwortung gewesen — Wert darauf gelegt, den 30. Geburtstag zu begehen, und zwar in aller Öffentlichkeit. Daß wir die Bundeswehr zeigen, ganz bewußt auch bei einem solchen Anlaß zeigen mit dem, was sie hat, und mit dem, was sie kann, verehrte Frau Kollegin von den GRÜNEN, ist — mit Verlaub gesagt — kein Militärspektakel, sondern eine bare Selbstverständlichkeit wie in jeder anderen Demokratie dieser Welt auch.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zuruf der Abg. Frau Hönes [GRÜNE])

    Wer keine Armee als Staat im Staate will, muß die Bundeswehr in die Öffentlichkeit bringen und darf sie nicht von ihr abkapseln.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Wimmer [Neuss] [CDU/CSU]: Alle anderen wollen sie diffamieren!)

    Das in der Tat haben wir geschafft: Die Zeit ist vorbei — ich werde nicht müde, das zu wiederholen —, in der lautstarke Minderheiten glauben konnten, sie könnten bestimmen, wann, wo, bei welchen Gelegenheiten die Bundeswehr wie gezeigt wird.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Diese Bundeswehr hat auch nichts zu verstecken. Sie hat den Frieden gesichert. Das dürfen alle Soldaten und zivilen Mitarbeiter für sich in Anspruch nehmen.

    (Lange [GRÜNE]: Können Sie das beweisen?)

    — Ja, das kann ich beweisen: Unser Land — um Ihr Stichwort aufzugreifen — und Europa blieben im Gegensatz zu den 150 Regionen, in denen seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges um uns herum Kriege geführt wurden, von einem Krieg verschont. Das ist nicht zuletzt der Bundeswehr und dem Bündnis zu danken.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Deswegen sage ich zum Schluß dieser Debatte hier an dieser Stelle noch einmal: Nicht diejenigen, die unsere Kasernen oder die Kasernen unserer Verbündeten blockieren, können für sich in Anspruch nehmen, daß sie dem Frieden dienen. Es sind vielmehr diejenigen, die die Uniform des Soldaten anziehen und für die Freiheit und für den Frieden eintreten.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Ich wünschte mir überall die Gesinnung, wie ich sie am letzten Freitag bei einem öffentlichen Gelöbnis in Osterode erlebt habe. Ich war vorher zu einem Truppenbesuch und hatte unmittelbar, bevor ich auf den Marktplatz ging, eine Diskussion mit Wehrpflichtigen. Es waren Demonstrationen angesagt; am Schluß kamen aber nur vielleicht 30 Teilnehmer. Es waren größere Demonstrationen angesagt, als sie dann stattgefunden haben.
    Ich habe die jungen Wehrpflichtigen gefragt: Was haltet ihr davon? — Die spontane Antwort dieser jungen Wehrpflichtigen lautete: Wir finden es großartig, daß wir eine Demokratie haben, in der man auch abweichende Meinungen darstellen kann. Wir wünschen uns nur, daß das friedlich verläuft. Wir



    Bundesminister Dr. Wörner
    empfinden unseren Dienst in der Bundeswehr als einen Dienst, der dieses demokratische Recht schützt. Eine solche Gesinnung wünschte ich mir bei denen, die mit Lärm versuchen, solche Feiern der Bundeswehr in der Öffentlichkeit zu stören.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Das ist die Haltung unserer jungen Soldaten, unserer jungen Wehrpflichtigen. Ich finde sie prima, ich finde sie selbstverständlich und finde sie gut.
    Wir respektieren die Meinung der anderen. Das wird so bleiben. Wir respektieren das Recht auf Demonstration. Wir werden es schützen. Aber wir erwarten den gleichen Respekt für diejenigen, die ihrem Gewissen folgen, die diese unsere Demokratie in der Bundeswehr schützen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Nun ein Wort zu Ihnen, verehrte Frau Kollegin: Sie haben ein Bild der Bundeswehr mit Alkoholismus und Selbstmord gezeichnet, das ich im einzelnen nicht aufgreifen will. Ich möchte Sie nur zum Nachdenken bringen. Vielleicht korrigieren Sie Ihr Bild in diesem Punkt.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Diese Hoffnung ist fast sinnlos!)

    Nachweislich ist die Selbstmordrate in der Bundeswehr geringer — ich wiederhole das: nachweislich geringer; ich bin bereit, das Ihnen jederzeit nachzuweisen; Sie haben die Zahlen im übrigen von uns schon mehrfach erhalten — als in den entsprechenden Altersgruppen unserer Gesellschaft. Hören Sie auf, ein Bild zu zeichnen, das so aussieht, als ob die Bundeswehr die jungen Leute in den Selbstmord triebe.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Ich möchte ganz wenige Punkte aus der Debatte aufgreifen.

    (Lange [GRÜNE]: Was Sie machen, ist unseriös!)

    — Wenn es unseriös ist, Fakten zu zitieren, dann kann ich nur sagen: Ich bekenne mich gern zur Unseriosität.
    Zur Diskussion über die Sicherheitspolitik: Herr Bastian, Sie haben mich aufgefordert, sie zuzulassen. Sie wissen, daß in dieser Armee leidenschaftlich über die Fragen der Sicherheitspolitik diskutiert wird. Es gibt keinen Maulkorb. Auch das wissen Sie.

    (Widerspruch des Abg. Bastian [fraktionslos])

    In dieser Armee kann in Freiheit diskutiert werden. Weder die politische noch die militärische Führung verbieten das.

    (Beifall bei der CDU/CSU) Herr Kollege, das wird auch so bleiben.


    (Mann [GRÜNE]: Wir werden Sie beim Wort nehmen! — Weiterer Zuruf des Abg. Schily [GRÜNE])

    — Lieber Herr Schily, regen Sie sich nicht so auf.
    Eines allerdings wird auch so bleiben: Wir haben ein Soldatengesetz, und der Bundesminister der Verteidigung ist dafür verantwortlich, daß sich die Soldaten an dieses Soldatengesetz halten. Das wird auch so bleiben.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Im übrigen: Suchen Sie einmal eine Armee in der Welt — auch in den demokratischen Staaten —, in der in solcher Freiheit und Offenheit diskutiert wird.

    (Widerspruch des Abg. Schily [GRÜNE])

    Nun möchte ich das Stichwort Tradition kurz aufgreifen, das der Fraktionsvorsitzende der SPD erwähnt hat. In einem Punkt stimmen wir mit Sicherheit überein: hinsichtlich dessen — wie er gesagt hat —, daß sich die Tradition, die Traditionsbildung in unseren Streitkräften an den Wertvorstellungen des Grundgesetzes orientieren müsse. Richtig! Das wird so bleiben. Im übrigen meine ich, daß der Bundespräsident beim Zapfenstreich auf der Hardthöhe in seiner Rede etwas ausgeführt hat, was ich festhalten, noch einmal sagen sollte, weil es sich mit meiner persönlichen Auffassung deckt und mit dem, was ich als Leitlinie auch für das Traditionsverständnis der Bundeswehr heute und in der Zukunft empfinde. Er hat dort gesagt:
    Unsere Streitkräfte wurden von Soldaten einer Generation aufgebaut, die mit Tapferkeit und Pflichtgefühl gekämpft hatte,

    (Berger [CDU/CSU]: So ist es!)

    aber von einem Unrechtsregime in einem sinnlosen Krieg mißbraucht worden war. Dennoch hatte sich im Widerstand deutscher Soldaten gegen die Diktatur der Rang des Gewissens und der Treue gezeigt, wie es den besten Überlieferungen entsprach. Befehl und Gehorsam sind an Recht und Gewissen gebunden. Treue ist nicht Hörigkeit. Der Eid verpflichtet zu gegenseitiger Treue.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    In diesem Sinne bekenne auch ich mich in der Tat zu den soldatischen Tugenden und zur Traditionspflege.

    (Dr. Klejdzinski [SPD]: Rücken Sie doch endlich einmal mit dem Traditionserlaß heraus!)

    — Wir haben das schon einmal besprochen. Sie werden von mir erst dann einen Traditionserlaß bekommen, wenn ich selbst der Meinung bin, daß er ausgereift ist und eben nicht von den Zufälligkeiten einer Regierungsbildung abhängig wird. Das ist mein Ehrgeiz. Ob ich ihn erfüllen kann, ob ich das wirklich schaffe, weiß ich — ich sage es noch einmal — heute noch nicht. Aber eines weiß ich: daß es ein sehr schwieriges Unterfangen ist. Das haben schon die ersten Arbeiten daran gezeigt. Aber ich denke, ich sollte an diesem Ziel festhalten.
    Nun noch einige wenige Bemerkungen zu Fragen, die Sie aufgegriffen haben, ohne daß ich dies jetzt am Schluß in eine streitige Debatte abgleiten lassen wollte: Was hier zu den Soldaten auf Zeit, zur Ar-



    Bundesminister Dr. Wörner
    beitslosigkeit und zur Dienstzeitbelastung gesagt wurde, sind unsere gemeinsamen Sorgen. Nur werden Sie es mir nicht verdenken, wenn ich folgendes sage: Ich werde jetzt gemahnt, aber ich weise auf das hin, was wir beispielsweise beim Dienstzeitausgleich erst einmal tun mußten, um nur das wieder auszugleichen, was Sie kurz vorher eingeschränkt hatten. Ich weise auf das hin, was wir getan haben, damit Soldaten auf Zeit einen Arbeitsplatz finden. Soldaten auf Zeit finden übrigens im Durchschnitt weit besser als die bis jetzt Unbeschäftigten einen Arbeitsplatz.

    (Berger [CDU/CSU]: Dank der guten Ausbildung!)

    Sie werden dank ihrer guten Ausbildung draußen hervorragend aufgenommen. Ihre Arbeitslosigkeit liegt weit, weit unter dem Durchschnitt; das haben erst vor ganz kurzer Zeit Erhebungen ergeben, die ich Ihnen gerne zur Verfügung stellen kann. Dennoch, jeder, der auch nur für drei Monate arbeitslos bleibt, ist einer zuviel. Deswegen werden wir uns anstrengen. Wir sollten uns doch aber darüber einig sein: Sie können, nachdem Sie 13 Jahre lang das Problem nicht gelöst haben, nun, kaum in der Opposition, nicht herkommen und uns anklagen, wenn wir es noch nicht ganz gelöst haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Widerspruch bei der SPD)

    Zur Bundeswehrplanung nur soviel: Lieber Kollege Kolbow, auch wenn Sie es zehnmal wiederholen, wird es nicht wahr. Sie sagen nach Art einer Gebetsmühle, die Bundeswehrplanung sei auf Sand gebaut. Sie ist nicht auf Sand gebaut. Sie beruht auf sorgfältigen Berechnungen der militärischen und zivilen Mitarbeiter im Bundesministerium der Verteidigung, auf Berechnungen, die zum Teil sogar noch auf die Zeit zurückgehen, in der ein Sozialdemokrat die Verantwortung trug. Diese Bundeswehrplanung steht also. Natürlich gibt es einige Prämissen, von denen wir noch nicht wissen, ob sie eintreten werden; das ist aber bei jeder Planung so. Deswegen wird die Bundeswehrplanung Jahr für Jahr überprüft.
    Eines allerdings habe ich mit großem Interesse gehört: Sie, lieber Herr Kolbow, haben gesagt, die Ansätze für die Beschaffung seien zu niedrig. Das ist eine gute Erkenntnis. Es wäre nur schön, wenn Sie diese Erkenntnis an die SPD-Kollegen im Haushaltsausschuß übermitteln könnten, denn die behaupten andauernd, die Ansätze seien zu hoch. Sorgen Sie also für Klarheit in den eigenen Reihen, und kommen Sie dann wieder hierher!

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zurufe von der SPD)

    Ein Letztes zu den Fragen, die hier aufgeworfen wurden: Ich möchte mich ganz besonders herzlich bei den Wehrpflichtigen bedanken. Alles andere ist ja schon gesagt worden. Das liegt mir sehr am Herzen, denn je häufiger ich mit Wehrpflichtigen zu tun bekomme, desto klarer wird mir, daß wir im Augenblick eine ganz vorzügliche Generation junger Wehrpflichtiger in unseren Streitkräften haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und bei Abgeordneten der SPD)

    Sie kommen nicht mit Hurrapatriotismus zum Bund; das verlangen wir auch gar nicht.

    (Zuruf von den GRÜNEN: Das ist ja peinlich!)

    Sie kommen nicht mit Hurrapatriotismus, aber wenn sie da sind, haben sie das Gefühl: Jetzt wollen wir etwas leisten. Sie alle kommen auch sehr bewußt zum Bund, und sie bekennen sich dazu, häufig, meine Damen und Herren, mit einer Spontaneität, einer Aufrichtigkeit und einer Überzeugungskraft, die ich als Bundesminister der Verteidigung bewundere. Dafür möchte ich hier einmal sehr herzlich Dank und Anerkennung sagen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Mann [GRÜNE]: Sie sind schon fast so abgehoben wie der Bundeskanzler, Herr Minister! — Berger [CDU/CSU]: Bitte nicht darauf eingehen!)

    — Sie wissen, ich komme aus der Luftwaffe.

    (Frau Hönes [GRÜNE]: Sie kommen aus der Luft, j a!)

    Wir haben viele der Probleme, die die Truppe drücken, lösen können. Vor uns stehen aber noch große Herausforderungen. Der Bundeskanzler hat zwei genannt: die zukünftige Personallage der Bundeswehr und deren Ausrüstung. Der Lösung dieser beiden Probleme dient unsere Bundeswehrplanung.
    An den Schluß dieser Debatte will ich aber ganz bewußt noch andere Herausforderungen stellen, Probleme, mit denen wir uns konfrontiert sehen: die Neigung, in einer Friedensarmee die Anforderungen des Ernstfalles als Maß der Ausbildung aus den Augen zu verlieren; die Gefahr der Bürokratisierung, die die Verantwortlichkeit von Menschen bei der Erfüllung ihres Auftrages aushöhlen kann; die Gefahr, sich mit dem seelenlosen Funktionieren zufriedenzugeben und dabei den Menschen aus den Augen zu verlieren; die Schwierigkeit, unseren jungen Soldaten den Sinn des Dienstes — nicht nur in der Theorie, sondern auch im täglichen praktischen Dienst — zu vermitteln.
    Das sind einige der Probleme, mit denen wir uns konfrontiert sehen, Probleme der militärischen gleichermaßen wie der politischen Führung. Ich denke, wir stellen uns diesen Problemen nicht nur, sondern wir werden sie auch lösen können. Wir können das tun, wenn der Dank und die Anerkennung, die der Bundeswehr jetzt an ihrem 30. Jahrestag entgegengeschlagen sind, nicht auf Feiertage beschränkt bleiben. Wenn die Soldaten und die zivilen Mitarbeiter der Bundeswehr sich täglich von den Verantwortlichen in Politik und Gesellschaft wie von allen Bürgern unseres Landes getragen wissen, dann, aber auch nur dann ist mit der Zukunft unserer Armee auch die Zukunft des Friedens und der Freiheit gesichert. Das wäre das ein-



    Bundesminister Dr. Wörner
    zige und das schönste Geburtstagsgeschenk, das sich die Bundeswehr wünscht.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)