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ID1017405000

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    6. Kolbow.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 10/174 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 174. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 14. November 1985 Inhalt: Abwicklung der Tagesordnung 13004 C, 13041B, 13041 C Glückwünsche zu den Geburtstagen der Abg. Rohde (Hannover) und Frau Berger 13003 D Bestimmung der Abg. Suhr und Dr. Penner als stellvertretende Mitglieder des Vermittlungsausschusses an Stelle der ausgeschiedenen Abg. Vogt (Kaiserslautern) und Dr Schmude 13004 A Erweiterung der Tagesordnung . 13004A, 13077 B Absetzung der Punkte 9 a und 15 von der Tagesordnung 13004 C Abweichung von den Richtlinien für die Fragestunde und den Richtlinien für Aussprachen zu Themen von allgemeinem aktuellen Interesse für die Sitzungswoche vom 25. bis 29. November 1985 13127 C Aktuelle Stunde betr. Verhalten der Bundesregierung gegenüber der ständig zunehmenden Arbeitslosigkeit bei Frauen Frau Dr. Däubler-Gmelin SPD 12989 B Frau Verhülsdonk CDU/CSU 12990 A Frau Wagner GRÜNE 12991 A Frau Dr. Adam-Schwaetzer FDP . . . 12992 B Frau Blunck SPD 12993 B Frau Männle CDU/CSU 12994 B Dr. Blüm, Bundesminister BMA . . . 12995 C Frau Fuchs (Verl) SPD 12997 B Feilcke CDU/CSU 12998 A Eimer (Fürth) FDP 12999 B Peter (Kassel) SPD 13000A Frau Hürland CDU/CSU 13001A Frau Steinhauer SPD 13001 D Dr. Lammert CDU/CSU 13002 D Zur Geschäftsordnung Bueb GRÜNE 13004 C Seiters CDU/CSU 13005 B Porzner SPD 13005C Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung 30 Jahre Bundeswehr Dr. Kohl, Bundeskanzler 13006 B Dr. Vogel SPD 13010 D Dr.-Ing. Oldenstädt CDU/CSU 13015 D Frau Hönes GRÜNE 13017 B Ronneburger FDP 13019A Kolbow SPD 13021 D Biehle CDU/CSU 13023 D Lange GRÜNE 13026 B Ganz (St. Wendel) CDU/CSU 13028 A Bastian fraktionslos 13029 D Steiner SPD 13031A Dr. Wörner, Bundesminister BMVg . . 13033 B Erklärungen nach § 31 GO Werner (Westerland) GRÜNE 13036 A Vogel (München) GRÜNE 13037 A Frau Hönes GRÜNE 13038 A Dr. Schierholz GRÜNE 13039 A Mann GRÜNE 13040 A II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 174. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 14. November 1985 Frau Dann GRÜNE 13040 D Rusche GRÜNE 13041A Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Gewährung von Erziehungsgeld und Erziehungsurlaub (Bundeserziehungsgeldgesetz) — Drucksachen 10/3792, 10/3926 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit — Drucksachen 10/4148, 10/4212 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/4240 — in Verbindung mit Zweite und dritte Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Förderung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf (Elternurlaubsgesetz) — Drucksache 10/3806 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit — Drucksachen 10/4148, 10/4212 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/4240 — Kroll-Schlüter CDU/CSU 13042 A Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 13043 D Eimer (Fürth) FDP 13047 B Frau Wagner GRÜNE 13049 D Frau Dr. Süssmuth, Bundesminister BMJFG 13052 B Frau Männle CDU/CSU 13055 B Frau Fuchs (Köln) SPD 13057 C Frau Verhülsdonk CDU/CSU 13061 D Hauck SPD 13065 C Namentliche Abstimmung 13066 C Erste Beratung des von der Fraktion DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Finanzierung einer besseren Pflege (Bundespflegegesetz) — Drucksache 10/2609 — Bueb GRÜNE 13068 B Link (Diepholz) CDU/CSU 13069 D Delorme SPD 13072 A Frau Dr. Segall FDP 13073 D Frau Karwatzki, Parl. Staatssekretär BMJFG 13075 B Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 12. Juni 1985 und dem Beschluß vom 11. Juni 1985 über den Beitritt des Königreichs Spanien und der Portugiesischen Republik zur Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft, zur Europäischen Atomgemeinschaft und zur Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl — Drucksachen 10/3790, 10/3803, 10/3927, 10/4100 — Beschlußempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses — Drucksache 10/4199 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/4202 — Brück SPD 13077 D Dr. Wulff CDU/CSU 13080 A Auhagen GRÜNE 13081A Beckmann FDP 13082 A Möllemann, Staatsminister AA 13083 B Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Erhebung der Künstlersozialabgabe in den Jahren 1986 und 1987 — Drucksache 10/4064 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung — Drucksache 10/4226 — Dr. Becker (Frankfurt) CDU/CSU . . . 13085 C Lutz SPD 13086A Eimer (Fürth) FDP 13086 C Bueb GRÜNE 13086 D Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Entwicklung der Finanzhilfen des Bundes und der Steuervergünstigungen für die Jahre 1983 bis 1986 gemäß § 12 des Gesetzes zur Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft vom 8. Juni 1967 (zehnter Subventionsbericht) — Drucksache 10/3821 — Dr. Voss, Parl. Staatssekretär BMF . . 13088 B Frau Simonis SPD 13090 C Dr. Weng (Gerlingen) FDP 13092 D Vogel (München) GRÜNE 13094A Roth (Gießen) CDU/CSU 13095 C Dr. Struck SPD 13097 B Deutscher Bundestag — 10.Wahlperiode — 174. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 14. November 1985 III Beratung des Antrags des Abgeordneten Vogel (München) und der Fraktion DIE GRÜNEN Rücknahme der steuerlichen Benachteiligung ausländischer Arbeitnehmer durch das Steuersenkungsgesetz 1986/1988 — Drucksache 10/4137 — Vogel (München) GRÜNE 13099 B Frau Will-Feld CDU/CSU 13100 B Dr. Struck SPD 13101A Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Vierten Gesetzes zur Änderung besoldungsrechtlicher Vorschriften — Drucksache 10/3789 — Beschlußempfehlung und Bericht des Innenausschusses — Drucksache 10/4225 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/4241 — Regenspurger CDU/CSU 13101 D Bernrath SPD 13103 B Dr. Hirsch FDP 13105 A Ströbele GRÜNE 13106A Dr. Waffenschmidt, Parl. Staatssekretär BMI 13107C Gerster (Mainz) CDU/CSU 13108C Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Dr. Kübler, Bachmaier, Dr. Emmerlich, Fischer (Osthofen), Klein (Die-burg), Lambinus, Schmidt (München), Schröder (Hannover), Dr. Schwenk (Stade), Stiegler, Dr. de With, Dr. Vogel und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über den Widerruf von Haustürgeschäften und ähnlichen Geschäften — Drucksache 10/584 —Beschlußempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses — Drucksache 10/4210 — in Verbindung mit Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über den Widerruf von Haustürgeschäften und ähnlichen Geschäften — Drucksache 10/2876 — Beschlußempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses — Drucksache 10/4210 — Dr. Schwenk (Stade) SPD . . . 13110D, 13117 D Dr. Stark (Nürtingen) CDU/CSU . . . 13111 C Mann GRÜNE 13112 D Kleinert (Hannover) FDP 13113 D Engelhard, Bundesminister BMJ . . . 13116A Sauter (Ichenhausen) CDU/CSU . . . 13116 D Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 10. September 1984 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Königreich der Niederlande über die Zusammenarbeit im Bereich von Ems und Dollart sowie in den angrenzenden Gebieten (Kooperationsvertrag Ems- Dollart) — Drucksache 10/3917 — Beschlußempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses — Drucksache 10/4200 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/4242 — Ewen SPD 13121C Bredehorn FDP 13122 B Dr. Müller (Bremen) GRÜNE 13123 B Bohlsen CDU/CSU 13124 B Gallus, Parl. Staatssekretär BML . . . 13125C Senfft GRÜNE (zur GO) 13126 A Namentliche Abstimmung 13127 A Ergebnis 13130 D Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu den Verträgen vom 27. Juli 1984 des Weltpostvereins — Drucksache 10/3961 — 13127 B Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für das Post- und Fernmeldewesen — Drucksache 10/4140 — 13127 B Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Bundesentschädigungs- und des RechtsträgerAbwicklungsgesetzes — Drucksache 10/3651 — 13127 C Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksache 10/4194 — 13127 C Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/4195 — 13127 C IV Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 174. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 14. November 1985 Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN Änderung der Postzeitungsordnung — Drucksache 10/3642 — 13127 D Beratung der Beschlußempfehlung des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung Aufhebung der Immunität von Mitgliedern des Deutschen Bundestages — Drucksache 10/4143 — 13128A Beratung der Sammelübersicht 112 des Petitionsausschuses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/4135 — 13128A Beratung der Sammelübersicht 114 des Petitionsausschuses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/4247 — 13128 B Beratung der Sammelübersicht 115 des Petitionsausschuses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/4248 — 13128 B Beratung der Übersicht 12 des Rechtsausschusses über die dem Deutschen Bundestag zugeleiteten Streitsachen vor dem Bundesverfassungsgericht — Drucksache 10/3904 — Mann GRÜNE 13128 C Erhard, Parl. Staatssekretär BMJ . . . 13129 B Beratung des Antrags des Bundesministers der Finanzen Veräußerung der bundeseigenen Wohnsiedlung in Neu-Ulm an die Neu-Ulmer Gemeinnnützige Wohnungsgesellschaft mbH — Drucksache 10/4118 — 13129 D Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Verbesserung der ambulanten und teilstationären Versorgung psychisch Kranker — Drucksache 10/4219 — 13130A Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP eingebrachten Entwurfs eines Neunten Gesetzes zur Änderung des Häftlingshilfegesetzes — Drucksache 10/4220 — 13130A Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Verkehr zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Fortschritte auf dem Wege zu einer gemeinsamen Verkehrspolitik — Seeverkehr —— Drucksachen 10/3228 Nr. 11, 10/4099 — 13130A Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Finanzausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Kommission über die Anwendung der Verordnungen (EWG, EURATOM, EGKS) Nr. 2891/77 und Nr. 2892/77 des Rates vom 19. Dezember 1977 zur Durchführung des Beschlusses vom 21. April 1970 über die Ersetzung der Finanzbeiträge der Mitgliedstaaten durch eigene Mittel der Gemeinschaften Vorschlag für eine Verordnung (EGKS, EWG, EURATOM) des Rates zur Verlängerung der Verordnung (EWG, EURATOM, EGKS) Nr. 2892/77 über die Anwendung des Beschlusses vom 21. April 1970 über die Ersetzung der Finanzbeiträge der Mitgliedstaaten durch eigene Mittel der Gemeinschaften auf die Mehrwertsteuereigenmittel — Drucksachen 10/3592 Nr. 6, 10/4107 — 13130C Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Einführung einer Entleiherhaftung für Lohnsteuer der Leiharbeitnehmer — Drucksache 10/4119 — in Verbindung mit Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Fünfter Bericht der Bundesregierung über Erfahrungen bei der Anwendung des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes — AÜG — sowie über die Auswirkungen des Gesetzes zur Bekämpfung der illegalen Beschäftigung — Drucksache 10/1934 — Höpfinger, Parl. Staatssekretär BMA . 13132 B Peter (Kassel) SPD 13132 D Schulhoff CDU/CSU 13133 C Tatge GRÜNE 13134 C Grünbeck FDP 13135 B Nächste Sitzung 13136C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 13136 B Deutscher Bundestag — 10.Wahlperiode — 174. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 14. November 1985 12989 174. Sitzung Bonn, den 14. November 1985 Beginn: 8.00 Uhr
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    Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens * 15. 11. Becker (Nienberge) 15. 11. Brandt 14. 11. Frau Dr. Däubler-Gmelin 15. 11. Egert 15. 11. Dr. Ehmke (Bonn) 15. 11. Dr. Glotz 15. 11. Dr. Häfele 15. 11. Hauser (Krefeld) 15. 11. Dr. Haussmann 15. 11. Herterich 15. 11. Hiller (Lübeck) 15. 11. Lenzer ** 15. 11. Dr. Mertens (Bottrop) 14. 11. Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Paterna 15. 11. Poß 14. 11. Reddemann ** 15. 11. Dr. Schmude 15. 11. Schröder (Hannover) 15. 11. Schulte (Unna) * 15. 11. Seehofer 15. 11. Stockleben 15. 11. Suhr 15. 11. Dr. Unland * 15. 11. Weißkirchen (Wiesloch) 15. 11. Dr. Wieczorek 15. 11. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Uwe Ronneburger


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die zentralen und, wie ich mit Befriedigung sage, zahlreichen Veranstaltungen zum 30jährigen Bestehen der Bundeswehr ebenso wie die aus diesem Anlaß abgegebenen offiziellen Erklärungen haben neben den Schlaglichtern auf die berechtigte Selbstdarstellung der Streitkräfte und der politischen Führung auch konturenscharfe Schatten sichtbar werden lassen, wie wir dies soeben noch einmal eindrucksvoll vorgeführt bekommen haben, Schatten, denen auch an einem solchen Tage Aufmerksamkeit gewidmet werden muß. Dem Recht der parlamentarischen Kontrolle der Streitkräfte entspricht ebenso die Verpflichtung, den Streitkräften die Erfüllung ihres Auftrages zu ermöglichen, und, Frau Kollegin, entspricht auch die Verpflichtung, diejenigen, die diesen Dienst leisten, menschlich zu würdigen und nicht herabzuwürdigen.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Auf den ersten Blick ist dies gewiß eine Selbstverständlichkeit für alle Mitglieder dieses Hauses, ausgenommen die Fraktion der GRÜNEN, die j a Militär und Demokratie grundsätzlich für unvereinbar halten, aus dem einen entscheidenden Grunde, weil ideologische Scheuklappen sie hindern, allein z. B. in der jüngsten deutschen Geschichte zu sehen, daß es die großen westlichen Demokratien waren, die mit alliierten Streitkräften dem deutschen Totalitarismus ein Ende gesetzt und uns den Weg in die Demokratie geebnet haben. Man könnte, meine Damen und Herren, die historische Ignoranz einzelner nachsichtig als Unbefangenheit oder vielleicht Naivität unbeachtet lassen.
    Schwieriger wird es damit aber schon, wenn eine Fraktion dieses Hohen Hauses die Seriosität des Deutschen Bundestages in Anspruch nimmt, um zumindest, wie in der Vergangenheit geschehen, die Teilstreitkraft Luftwaffe zu denunzieren, sie über Angriffskrieg, oder, wie heute, Frau Kollegin Hönes, noch einmal durch Sie geschehen, der NATO eine aggressive, eine offensive Strategie zu unterstellen, wenn Sie dafür dieses Haus in Anspruch nehmen, um solchen Aussagen den Anschein einer plausiblen Glaubwürdigkeit zu verleihen.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Dem Versuch der Vertreibung unserer Streitkräfte
    ins politische Abseits der Gesellschaft, der damit
    aus dem außerparlamentarischen Raum in dieses Haus Eingang gefunden hat, muß hier nachdrücklich begegnet werden.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Denn es gibt einen psychologischen Mitnahmeeffekt solcher Initiativen von Randgruppen und eine Bestärkung der Distanz auch wichtiger gesellschaftlicher Gruppen, die unserer auf Friedenserhaltung angelegten Sicherheitspolitik nicht gleichgültig bleiben kann. Obwohl nach unserer Gesetzgebung und unserer Auffassung in fast jedem Wehrpflichtigen ein Freiwilliger auf Grund eigener Gewissensentscheidung zu sehen ist, obwohl die Bundeswehr über die Leistung der Soldaten sich hohes Ansehen im In- und Ausland erworben hat und die große, die weit überwiegende Mehrheit der Bevölkerung den Streitkräften als einer Friedensgarantie positiv gegenübersteht, kann es uns doch nicht gleichgültig bleiben, daß z. B. für die zentralen Veranstaltungen zum 30jährigen Bestehen der Bundeswehr vor Kasernen- oder Truppenübungsplatzbereichen große Demonstrationen angekündigt waren — einige wenige Beispiele sind soeben genannt worden —, die dann tatsächlich nur in geringem Umfang stattgefunden haben.
    Aber ich habe in meiner persönlichen Erinnerung noch die tiefe Betroffenheit der Angehörigen eines Lehrgangs in der Führungsakademie, die vor den Toren dieser Akademie mit Argumenten beworfen worden waren, wie sie zum Teil auch heute hier genannt worden sind und die diese Soldaten in ihrem eigenen Selbstverständnis tief getroffen haben.

    (Schmidt [Hamburg-Neustadt] [GRÜNE]: Schlimm, schlimm!)

    Es hätte daher nicht des vielfachen und öffentlich geäußerten Dankes und der nachdrücklichen War, digung bedurft, wenn wir von hier aus für das ganze Haus ganz selbstverständlich die nüchterne Feststellung treffen könnten: Unsere Bürger in Uniform sind in allen Rechten und Pflichten, in der Akzeptanz durch alle Bürger in Zivil ebenso Bürger wie alle übrigen.
    Vielleicht ist es gut, wenn wir zur Beurteilung der Frage, ob Bürger in Uniform und Bürger in Zivil heute bereits in allen Einzelheiten gleich und gleich geachtet sind, und zur Beurteilung der Frage, wie weit wir auf dem Weg zu diesem Ziel gekommen sind, doch noch einmal einen Blick in die Vergangenheit werfen.
    Die angesichts des wachsenden Kräfteungleichgewichts zuungunsten des Westens erkannte Notwendigkeit eines aktiven Verteidigungsbeitrags der Bundesrepublik einerseits und die Verhinderung einer erneuten potentiellen Gefahr durch eben diese zu schaffenden neuen Streitkräfte andererseits bestimmten die äußeren Rahmenbedingungen, bei den Planungen von Organisation, Ausrüstung und Bewaffnung dieser Streitkräfte.
    Hinzu kam ein engerer Ring von Rahmenbedingungen, deren wichtigste wohl darin zu sehen sind, daß die junge Republik sich und andere davor



    Ronneburger
    schützen mußte und wollte, daß das, was allgemein unter dem Stichwort „Deutscher Militarismus" subsumiert wird, sich selbständig machen und zu einer Gefahr für den demokratischen Staat selbst wie für seine Nachbarn werden könnte. Man wollte aus den Erfahrungen der Weimarer Republik und ihres Endes die Konsequenzen ziehen und die Lehren aus den Fehlern beachten.
    Im Deutschen Reich standen Heeresverfassung, Verfassung des Staates und gesellschaftliche Ordnung in traditionellem unlösbarem Zusammenhang miteinander. In diesem Selbstverständnis und in dieser Tradition standen Generalstab, Offiziers-und Unteroffizierskorps der ehemals Kaiserlichen Armee, die trotz Demobilisierung nach dem Ende des Ersten Weltkriegs weiter bestand und der provisorischen Regierung als Übergangsheer schon als Schutztruppe diente, bevor Organisation und Struktur der neuen Republik von der Nationalversammlung beschlossen und durchgesetzt werden konnten.
    Fast zwangsläufig überkamen damals so die alten Strukturen und die sozialen und politischen Bindungen und Traditionen in die Reichswehr und prägten nach wie vor deren Selbstverständnis. Dabei ist festzuhalten, daß ein ausgeprägtes demokratisches Selbstverständnis der Republik und ihrer Träger über Ansätze damals noch gar nicht hinausgekommen waren. In der im Nachhinein als „Weimarer" bezeichneten Republik lebte das Deutsche Reich trotz veränderter Staatsform in seiner Kernsubstanz, in seiner gesellschaftlichen Schichtung und in seinem Verwaltungsaufbau nahezu unverändert weiter.
    Mit Beginn der Diskussion über einen Verteidigungsbeitrag der Bundesrepublik galt der Grundsatz vom Primat der Politik. Bundesregierungen, Experten und Berater sowie diejenigen, die ein neues Offizierskorps aufzubauen hatten, zogen die Konsequenzen aus der deutschen Militärgeschichte und wandten sie an. Quer durch alle Fraktionen des Deutschen Bundestages war man übereinstimmend der Meinung, die neue Armee dürfe nicht zum Staat im Staate werden. Vielmehr war man entschlossen, die Streitkräfte einer engmaschigen Kontrolle zu unterwerfen.
    Die Meinungen darüber, wie man das erreichen könne, gingen allerdings auseinander. Der damalige Bundeskanzler Dr. Adenauer vertrat die Auffassung, dem Primat der Politik sei Genüge getan, wenn die Armee voll der Regierungskontrolle unterliege. Bundesminister Blank dachte ähnlich, wollte aber mit den Prinzipien der Inneren Führung ein weiteres Sicherheitsinstrument einbauen. Im Deutschen Bundestag herrschte die Auffassung vor, daß politische Kontrolle in erster Linie parlamentarische Kontrolle zu sein habe, und es ist eine der großen Stunden der deutschen Parlamentsgeschichte, daß sich das Parlament, der Deutsche Bundestag, mit dieser Auffassung seinerzeit durchgesetzt hat

    (Beifall bei der FDP und bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    und daß wir von daher ein System parlamentarischer Kontrolle haben, innerhalb derer sich die Streitkräfte zu bewegen haben und ihre Aufgabe zu erfüllen vermögen. Ich glaube, daß die Leistung aller Beteiligten — Soldaten wie Zivilisten — erst aus diesem historischen Zusammenhang, auf den ich hier nur in aller Kürze eingegangen bin, in diesen Tagen ihre verdiente Würdigung erfahren hat und voll respektiert werden kann.
    Das Wissen aber um diesen Hintergrund muß vor allen Dingen den jüngeren Generationen vermittelt werden, gerade auch den Jahrgängen, denen wir in Zukunft mehr als bisher abverlangen werden, sei es als Wehrpflichtigen oder als beorderten Reservisten. Die Jugendoffiziere der Bundeswehr haben hier bereits in der Vergangenheit hervorragende Leistungen erbracht. Sie sind allerdings häufig gegenüber dem feststellbaren Mangel an staatspolitischer und historischer Grundwissensvermittlung in den Schulen in einer oft ungewöhnlich schwierigen Situation.
    Zum Erhalt des Erreichten und zur Vertiefung der gesellschaftlichen Integration gehört auch, daß wir die Integration der Bundeswehrsoldaten und ihrer Angehörigen faktisch nicht etwa mehr behindern als unvermeidbar, d. h. sie einerseits nicht voll in die staatsbürgerliche Pflicht nehmen dürfen, ohne andererseits dafür Sorge zu tragen, daß sie auch ihre Rechte wahrnehmen können. Die Vermittlung solcher Hintergründe und Entwicklungen zwingt uns, meine Damen und Herren, aber auch — wie heute auch wieder geschehen —, darüber nachzudenken, was Traditionspflege in den Streitkräften der Bundesrepublik Deutschland denn eigentlich heißt und heißen kann. Niemand sollte den Versuch unternehmen, die Bundeswehr der Bundesrepublik Deutschland von ihren geschichtlichen und traditionell bedingten Wurzeln abzuschneiden.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, diese Wurzeln reichen viel weiter zurück als etwa in die Jahre von 1933 bis 1945. Aber diesen Zeitraum mit zu überbrücken und daran zu denken, was deutsche Militärgeschichte und deutsche soldatische Tradition in der Vergangenheit war, ist etwas, was man unseren Streitkräften heute auch nicht vorenthalten sollte.

    (Beifall bei der FDP und bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Daß dabei niemand daran denkt, sich auf Grundregeln oder Prinzipien oder Fehler oder Fehlentwicklungen der 30er Jahre zu beziehen, dürfte in diesem Zusammenhang eine Selbstverständlichkeit sein.
    Ich habe davon gesprochen, daß Soldaten ihre Rechte auch wahrnehmen müssen und daß man ihnen die Möglichkeit dazu geben muß. Herr Kollege Dr. Vogel, ich meine damit den Freiheits- und auch Freizeitentzug der Soldaten, mit dem wir etwas sorgsamer umgehen müssen, als wir es in der Vergangenheit vielleicht getan haben. Ich meine damit den beruflichen Zwang zur häufigen Aufgabe des sozialen Umfeldes, gewohnter Umgebung und zwischenmenschlicher Beziehungen und nicht zu-
    Deutscher Bundestag — 10.Wahlperiode — 174. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 14. November 1985 13021
    Ronneburger
    letzt auch die fiskalischen Grenzen einer attraktiven Besoldung und gerechten Versorgung.
    Aber, Herr Kollege Dr. Vogel, es bedurfte ja wohl nicht einer Darstellung, die den Eindruck zu erwekken versuchte, als gäbe es nur eine einzige Fraktion in diesem Hohen Hause, die sich dieser Aufgabe annähme. Wer die Beratungen im Verteidigungsausschuß auch für den Haushalt des nächsten Jahres mitgemacht hat, der hätte die Behauptung, mit der Sie hier agiert haben, nicht aufstellen können. Ich meine, daß wir hier die Gemeinsamkeit der Aufgabe der Verpflichtung gegenüber den Soldaten, die Dienst für die Gemeinschaft leisten, auch in aller Deutlichkeit als gemeinsam herausstellen sollten.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Wir werden jedenfalls nicht davon abgehen, den Soldaten die Rechte zu geben und für ihre Verwirklichung zu sorgen, auf die sie als Staatsbürger in Uniform Anspruch haben und für die wir in die Pflicht genommen werden.
    Aber lassen Sie mich hinzufügen: Solange nicht entweder Erfolge der Entspannungspolitik, Abrüstung, Vertrauensbildung und sicherheitspolitischen Zusammenarbeit über die Grenzen der Blöcke hinweg eine durchgreifende Strukturveränderung der Streitkräfte zulassen oder realistische Alternativen zur Vorneverteidigung gefunden sind, darf die Basis des Selbstverständnisses unserer Streitkräfte zu ihrem eigenen und zu unserem Schutz nicht angetastet werden, darf es den Soldaten in der Bundeswehr nicht zugemutet werden, einen anderen Auftrag als den der Vorneverteidigung als für sich verbindlich zu betrachten.
    Ich habe vorhin von der Gewissensentscheidung auch des Wehrdienstleistenden gesprochen. Respektieren wir dieses Gewissen auch dadurch, daß wir nicht Unzumutbares von ihnen verlangen!
    Es darf deswegen nicht das Nachdenken über die Zukunft kritisiert, nicht das Erstellen von Konzepten oder das Entwerfen einer Vision und die Suche nach möglichen Alternativen angeprangert werden; das ist richtig, und das wird von den Liberalen mit Sicherheit nicht getan, Herr Dr. Vogel. Aber nachdrücklich ist doch wohl die Forderung zu stellen, daß solche Konzepte und Visionen und mögliche Alternativen dann auch eindeutig als solche ausgewiesen werden und nicht, um einen Teil der öffentlichen Meinung oder ihre Stimmung einzufangen, der Eindruck erweckt wird, als handelte es sich um eine durch Fakten abgesicherte, in die Praxis umsetzbare Alternative, die im Gegensatz zum Bisherigen den Frieden sicherer mache.

    (Beifall bei der FDP und bei der CDU/CSU)

    Lassen Sie mich zum Abschluß, auch wenn in den letzten Tagen wiederholt geschehen, dennoch auch den Anteil würdigen, den die Streitkräfte unserer Bündnispartner zur Leistung der Bundeswehr und zum Erhalt des Friedens beigetragen haben. Sie stehen in fremdem Land neben unseren Soldaten und ebenso wie unsere Soldaten tagtäglich für unsere Sicherheit und unsere Freiheit.
    Meine Damen und Herren, das Parlament, der Bundestag der Bundesrepublik Deutschland, hat vor 30 Jahren eine große Verpflichtung übernommen, als er den Primat der Politik durchsetzte, als er den Grundsatz der parlamentarischen Kontrolle der Streitkräfte geltendes Recht werden ließ. Aber aus dieser Entscheidung heraus folgt nicht nur die Verpflichtung — ebenso dieses Bundestages —, denen Dank und Anerkennung zu zollen, die den Dienst in der Bundeswehr leisten — ob in der Bundeswehrführung, ob, Herr Minister, im Ministerium, ob den Soldaten aller Dienstgrade in den Einheiten oder den zivilen Mitarbeitern —, sondern aus dem, was der Bundestag damals beschlossen hat, ergibt sich auch die Verpflichtung, den Soldaten einen Auftrag zu erteilen, den sie mit ihrem Gewissen vereinbaren können. Es ergibt sich die Verpflichtung, ihnen die Mittel an die Hand zu geben, mit denen sie diesen Auftrag der Friedenssicherung auch in Zukunft sinnvoll erfüllen können. Es ergibt sich darüber hinaus, meine Damen und Herren von der Fraktion DIE GRÜNEN, auch die Verpflichtung, menschlich zu würdigen und menschlich anständig miteinander umzugehen, auch wenn man denen gegenübersteht, deren politischen und soldatischen Auftrag man möglicherweise ablehnt.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Frau Hönes [GRÜNE]: Sie haben nichts verstanden! — Weitere Zurufe von den GRÜNEN)

    Wir jedenfalls werden uns zu dieser Verpflichtung bekennen und werden gemeinsam in der Koalition und, ich hoffe, im ganzen Hause, der Bundeswehr unseren Respekt so wenig versagen, wie wir unsere Bereitschaft auch in Zukunft verwirklichen werden, ihnen alles an die Hand zu geben, was sie zur Erfüllung ihres schweren Auftrages brauchen.
    Ich danke Ihnen.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Rede von Heinz Westphal
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Abgeordnete Kolbow.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Walter Kolbow


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Als der wohl bisher Jüngste am Rednerpult bei 30 Jahren Bundeswehr

    (Berger [CDU/CSU]: Nicht so kokett!)

    möchte ich dem Respekt zollen, was Herr Oldenstädt, Frau Hönes und Herr Ronneburger gesagt haben, weil es eigentlich das Spektrum unseres Volkes umfaßt.

    (Mann [GRÜNE]: Sehr richtig!)

    Weil es ein Spektrum ist, reden wir darüber, und deswegen hat wohl der entschuldigte Bundeskanzler eine Regierungserklärung für dieses Land abgegeben.
    Eines möchte ich, weil ich Ihnen sehr persönlich verbunden bin, lieber Herr Ronneburger, sagen: Dies war nicht eine Wertung, wie Sie die Rede unseres Fraktionsvorsitzenden gerade so im Schluß Ihrer Rede angesprochen haben, das war nicht Ver-



    Kolbow
    pflichtung, das war Verantwortung für diesen Staat.

    (Beifall bei der SPD)

    Dies ist eine Rede aus der Verantwortung für diesen Staat gewesen, und deswegen möchte ich Sie sehr herzlich bitten, das in diesem Zusammenhang noch einmal zu überlegen.
    Sie haben auch eines angesprochen — damit darf ich mit dem, was ich sagen wollte, beginnen —: Stimmungen, meine sehr verehrten Damen und Herren, sind keine Stimmen. Und Sicherheitspolitik geht natürlich auch — da wende ich mich an Sie, liebe Frau Kollegin —

    (Frau Hönes [GRÜNE]: Sie sind doch schon sehr erwachsen!)

    nicht immer nur vom Patriarchat aus, sondern auch diese Frage muß in der Tradition und der Entwicklung gesehen werden.
    Die sozialdemokratische Bundestagsfraktion hat mit den Worten unseres Fraktionsvorsitzenden den Menschen in der Bundeswehr, den Soldaten, den Beamten, den Angestellten und den Arbeitern, den Aktiven wie den Pensionierten, aber auch den Reservisten und nicht zuletzt den Familien der Bundeswehr ihren aufrichtigen Dank ausgesprochen. Ich unterstreiche dies nachdrücklich.
    30 Jahre Bundeswehr sind, meine Damen und Herren, zugleich Anlaß zur politischen Besinnung, zur Bestandsaufnahme und zum Blick nach vorn. Dabei sollten wir bedenken: In unserer Generation hat die Rolle der Streitkräfte in Mitteleuropa einen bedeutsamen Wandel erfahren. „Nie wieder Sieg", lautet die treffende Maxime von Graf Baudissin, dem frühen Reformer, dem späteren General und dem heutigen Friedensforscher.
    Die SPD — ich darf das unterstreichen, was vorher gesagt worden ist, und ich bitte da auch um Ihre Unterstützung, was ich insbesondere zur rechten Seite des Hauses sage, weil noch nachfolgende Reden kommen, wie ich weiß, Herr Präsident — hat es sich mit ihrem zutiefst demokratischen Verhältnis zur bewaffneten Macht nie leichtgemacht. Die wilhelminische Parole, „gegen Demokraten helfen nur Soldaten", hat bei ihr das damalige stehende Heer in Mißkredit gebracht. Gleichwohl sprach sich die SPD von allem Anfang an schon 1869 so, wie es ausgeführt worden ist, in Eisenach für — ich unterstreiche das: für — allgemeine Wehrhaftigkeit und die Volkswehr aus.

    (Beifall bei der SPD)

    Sie hat in schweren Zeiten Bürden auf sich genommen, die den jüngeren Parteien erspart bleiben sollten. Die SPD hat sich in der Weimarer Republik und auch heute der Landesverteidigung stets in der Hoffnung angenommen, die Gefahr eines Krieges überwinden und den Frieden mit den Nachbarn politisch sichern zu können. Ich möchte hier sagen: Wir tragen diese Hoffnung weiter.

    (Beifall bei der SPD)

    Helmut Schmidt und andere haben den Gedanken der Sicherheitspartnerschaft entwickelt. So, wie die Weltmächte auf Grund ihrer gegenseitigen nuklearen Gefährdung eine sicherheitspolitische Zusammenarbeit vereinbaren, wollen wir Sozialdemokraten zur Festigung des Friedens in Europa dadurch beitragen, daß statt eines Gegeneinander und Nebeneinander das Ziel einer gemeinsamen Sicherheit in West- und Osteuropa angesteuert wird.
    Es ist gesagt worden, daß in der SPD Pazifisten ihren Platz haben. Es ist ja auch gerade die staatspolitische Funktion einer Volkspartei, gesellschaftliche Gruppen zu integrieren. Ich bitte Sie, das auch in diese Debatte mit aufzunehmen, wenn Sie über die SPD nachdenken und über die SPD natürlich auch reden.

    (Beifall bei der SPD)

    Wir müssen uns der Forderung stellen, die uns der Herr Bundespräsident in seiner, wie ich meine, wegweisenden Rede zum Gedenken an den 8. Mai 1945 abverlangt hat: „Schauen wir, so gut wir das können, der Wahrheit ins Auge." Dann, meine Damen und Herren, müssen wir erkennen, daß die deutsche Frage, die Teilung unseres Vaterlandes weder durch ein militärisch unterlegtes „roll back" — so sagt man es heute — noch durch Neutralität gelöst werden konnte.

    (Beifall bei der SPD)

    Herbert Wehner hat darauf in seiner wichtigen Rede von 1960 von diesem Pult aus für die SPD die Konsequenz gezogen, nämlich die feste Westbindung.

    (Berger [CDU/CSU]: Das gilt? — Wimmer [Neuss] [CDU/CSU]: Dem Walter können wir es glauben, aber auch den anderen?)

    1984 hat die SPD in Essen erneut bekräftigt, daß die Bundesrepublik Deutschland in die Europäische Gemeinschaft und, was uns heute angeht, in die NATO eingebunden bleibt. Dies ist heute vom Fraktionsvorsitzenden dieser Partei nachdrucksvoll erklärt worden.
    Allerdings sind wir der Auffassung — da wenden wir uns in der Debatte natürlich an Sie, auch an die Bundesregierung, an den Bundesminister der Verteidigung —, daß das bündnispolitische Gewicht der Bundesrepublik und der daraus erwachsende Handlungsspielraum genutzt werden müssen, und zwar nicht für das Taktieren oder gar in der Funktion als Vollzugshilfe, sondern zur politischen Orientierung des Bündnisses und zur schrittweisen Herstellung einer europäischen Friedensordnung, damit die Teilung Europas und Deutschlands eines Tages überwunden werden kann.

    (Beifall bei der SPD)

    Meine Damen und Herren, wer den Verlust in der Sicherheitspolitik bedauert, soll wissen: Der Kurs der SPD ist unbeirrt.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Na!)

    Nicht wir bewegen uns von der Gemeinsamkeit weg, sondern — erlauben Sie mir das — die Union läßt sich vielleicht, wie ich es einschätze — nur ich —, für eine Abgrenzungs- und Ausgrenzungspolitik, was diese Frage angeht, benutzen.



    Kolbow
    Willy Brandt und Helmut Schmidt haben eindrucksvoll unter Beweis gestellt, was im deutschen Interesse möglich ist. Der heutige Zustand spricht für sich selbst.

    (Zuruf des Abg. Dr.-Ing. Kansy [CDU/CSU])

    Sozialdemokraten wie Adolf Arndt, Fritz Erler und Carlo Schmid haben — es ist gesagt worden — die Wehrverfassung maßgeblich mitgestaltet. Die Bundeswehr ist die erste der demokratischen Verfassung verpflichtete deutsche Armee von Bestand. Das trennt uns auch von Ihnen, meine Damen und Herren von den GRÜNEN, weil Sie glauben, daß sich Bundeswehr und Demokratie gegenseitig ausschließen. Da besteht ein Unterschied zwischen uns. Ich bin verpflichtet, Ihnen das, wenn ich hier spreche, deutlich zu machen.

    (Erneuter Zuruf des Abg. Dr.-Ing. Kansy [CDU/CSU])

    Die Integration der Streitkräfte in die Gesellschaft gelang dank der Mitarbeit aller maßgeblichen politischen und gesellschaftlichen Kräfte, nicht zuletzt auch der Soldaten und zivilen Mitarbeiter der Bundeswehr selbst. Die Namen der Verteidigungsminister, die die Wege hierfür geebnet haben, die der sozialdemokratischen Partei angehörten, sind genannt worden; ich brauche sie nicht zu wiederholen.
    Es ist in diesem Zusammenhang eben auch zu einem grundlegenden Verständnis mit den Gewerkschaften gekommen. Daß zehn Jahre lang ein der Sozialdemokratischen Partei angehörender Wehrbeauftragter für das Parlament als Ombudsmann tätig sein konnte, zeigt doch sehr deutlich, wie die Sozialdemokratie in diese demokratische Wehrmacht eingebunden ist. 1982 war die Bundeswehr nicht nur im Bündnis anerkannt, leistungsfähig ausgebildet und modern ausgerüstet, sondern auch in einem guten inneren Zustand. Verteidigungsminister Dr. Wörner hat das bei Amtsübernahme anerkannt.
    Ich habe es nicht ganz verstanden — ich nehme das Recht wahr, von diesem Pult aus das dem Verteidigungsminister zu sagen —, daß der General a. D. Dr. Kießling und auch der General a. D. Schmückle auf die Warteliste für das 30jährige Jubiläum der Bundeswehr gesetzt worden sind.

    (Zuruf von der SPD: Unerhört!)

    Ich finde das nicht gut. Wie immer, wenn ich etwas nicht gut finde, sage ich das.

    (Beifall des Abg. Mann [GRÜNE] — Wimmer [Neuss] [CDU/CSU]: Beifall von der falschen Seite!)

    In dieser für das Selbstverständnis der Soldaten wichtigen Angelegenheit hat der Bundeskanzler meiner Meinung nach die Bundeswehr in einer — vielleicht — Minute der Wahrheit — ich weiß nicht, was er immer so zu tun hat; er hat viel zu tun — im Stich gelassen. Er hat alles zu einem entschuldbaren Betriebsunfall erklärt. Die Koalition beschloß: Der Minister hat Rechtens gehandelt. Wenn wir Gemeinsamkeit in der Sicherheitspolitik wollen, darf
    sich Derartiges nicht wiederholen, weder der Vorgang noch die Bewertung.

    (Beifall bei der SPD)

    Im Blick nach vorne sehe ich die SPD alleine in der Erfüllung der Pflicht — das sage ich für die, die mich beauftragt haben zu sprechen; das wollte ich auch als meine persönliche Position in dieser Partei deutlich machen —, die Bundeswehr auf die absehbaren Probleme der Zukunft hinzuweisen und konstruktive Vorschläge zu unterbreiten. Die Militärstrategie des Bündnisses ist im Umbruch. Der amerikanische Präsident selbst hat mit seiner SDI-Rede vom März 1983 den Anstoß gegeben. Das Bündnis diskutiert. Die Bundesregierung schweigt aber und ist jetzt sogar uneinig.

    (Berger [CDU/CSU]: Dazu ist doch sogar schon eine Regierungserklärung abgegeben worden!)

    Die vom Verteidigungsminister vorgelegte Bundeswehrplanung ist nicht haltbar. Die Personalplanung der Bundeswehr ist langfristig nicht gesichert. Die ins Auge gefaßte Wehrpflichtverlängerung um drei Monate, die angesprochen worden ist, muß ohne Reform der Bundeswehr Stückwerk bleiben.

    (Beifall bei der SPD)

    Bei der Beschaffungsplanung sind — das wissen wir alle miteinander — die Finanzansätze zu niedrig, so daß dereinst für das Personal das Geld fehlen wird.
    Bei allem Verständnis: Es geht um das Jubiläum der Bundeswehr und nicht der Rüstungsindustrie.

    (Beifall bei der SPD)

    Für Einzelheiten ist heute nicht der Platz. Aber wenn wir zur Gemeinsamkeit zurückfinden wollen, dann lassen Sie uns bald über eine sinnvolle Strukturreform der Bundeswehr und über eine Neufassung der Bundeswehrplanung beraten, die nicht im laufenden Haushalt mehrfach und in Höhe von mehreren Milliarden D-Mark geändert werden muß.

    (Beifall bei der SPD)

    Wir haben den Soldaten gesagt, daß wir uns an den Grundwerten der Freiheit, der Gerechtigkeit und der Solidarität orientieren. Wir sagen wie Sie, daß der Mensch im Mittelpunkt steht. Bitte glauben Sie uns, daß wir uns dafür auch einsetzen. Lassen Sie uns dort zusammenfinden, wo es die Sache gebietet. Die Bundeswehr hat es verdient.

    (Beifall bei der SPD)