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ID1017404400

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    Plenarprotokoll 10/174 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 174. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 14. November 1985 Inhalt: Abwicklung der Tagesordnung 13004 C, 13041B, 13041 C Glückwünsche zu den Geburtstagen der Abg. Rohde (Hannover) und Frau Berger 13003 D Bestimmung der Abg. Suhr und Dr. Penner als stellvertretende Mitglieder des Vermittlungsausschusses an Stelle der ausgeschiedenen Abg. Vogt (Kaiserslautern) und Dr Schmude 13004 A Erweiterung der Tagesordnung . 13004A, 13077 B Absetzung der Punkte 9 a und 15 von der Tagesordnung 13004 C Abweichung von den Richtlinien für die Fragestunde und den Richtlinien für Aussprachen zu Themen von allgemeinem aktuellen Interesse für die Sitzungswoche vom 25. bis 29. November 1985 13127 C Aktuelle Stunde betr. Verhalten der Bundesregierung gegenüber der ständig zunehmenden Arbeitslosigkeit bei Frauen Frau Dr. Däubler-Gmelin SPD 12989 B Frau Verhülsdonk CDU/CSU 12990 A Frau Wagner GRÜNE 12991 A Frau Dr. Adam-Schwaetzer FDP . . . 12992 B Frau Blunck SPD 12993 B Frau Männle CDU/CSU 12994 B Dr. Blüm, Bundesminister BMA . . . 12995 C Frau Fuchs (Verl) SPD 12997 B Feilcke CDU/CSU 12998 A Eimer (Fürth) FDP 12999 B Peter (Kassel) SPD 13000A Frau Hürland CDU/CSU 13001A Frau Steinhauer SPD 13001 D Dr. Lammert CDU/CSU 13002 D Zur Geschäftsordnung Bueb GRÜNE 13004 C Seiters CDU/CSU 13005 B Porzner SPD 13005C Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung 30 Jahre Bundeswehr Dr. Kohl, Bundeskanzler 13006 B Dr. Vogel SPD 13010 D Dr.-Ing. Oldenstädt CDU/CSU 13015 D Frau Hönes GRÜNE 13017 B Ronneburger FDP 13019A Kolbow SPD 13021 D Biehle CDU/CSU 13023 D Lange GRÜNE 13026 B Ganz (St. Wendel) CDU/CSU 13028 A Bastian fraktionslos 13029 D Steiner SPD 13031A Dr. Wörner, Bundesminister BMVg . . 13033 B Erklärungen nach § 31 GO Werner (Westerland) GRÜNE 13036 A Vogel (München) GRÜNE 13037 A Frau Hönes GRÜNE 13038 A Dr. Schierholz GRÜNE 13039 A Mann GRÜNE 13040 A II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 174. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 14. November 1985 Frau Dann GRÜNE 13040 D Rusche GRÜNE 13041A Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Gewährung von Erziehungsgeld und Erziehungsurlaub (Bundeserziehungsgeldgesetz) — Drucksachen 10/3792, 10/3926 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit — Drucksachen 10/4148, 10/4212 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/4240 — in Verbindung mit Zweite und dritte Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Förderung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf (Elternurlaubsgesetz) — Drucksache 10/3806 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit — Drucksachen 10/4148, 10/4212 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/4240 — Kroll-Schlüter CDU/CSU 13042 A Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 13043 D Eimer (Fürth) FDP 13047 B Frau Wagner GRÜNE 13049 D Frau Dr. Süssmuth, Bundesminister BMJFG 13052 B Frau Männle CDU/CSU 13055 B Frau Fuchs (Köln) SPD 13057 C Frau Verhülsdonk CDU/CSU 13061 D Hauck SPD 13065 C Namentliche Abstimmung 13066 C Erste Beratung des von der Fraktion DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Finanzierung einer besseren Pflege (Bundespflegegesetz) — Drucksache 10/2609 — Bueb GRÜNE 13068 B Link (Diepholz) CDU/CSU 13069 D Delorme SPD 13072 A Frau Dr. Segall FDP 13073 D Frau Karwatzki, Parl. Staatssekretär BMJFG 13075 B Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 12. Juni 1985 und dem Beschluß vom 11. Juni 1985 über den Beitritt des Königreichs Spanien und der Portugiesischen Republik zur Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft, zur Europäischen Atomgemeinschaft und zur Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl — Drucksachen 10/3790, 10/3803, 10/3927, 10/4100 — Beschlußempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses — Drucksache 10/4199 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/4202 — Brück SPD 13077 D Dr. Wulff CDU/CSU 13080 A Auhagen GRÜNE 13081A Beckmann FDP 13082 A Möllemann, Staatsminister AA 13083 B Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Erhebung der Künstlersozialabgabe in den Jahren 1986 und 1987 — Drucksache 10/4064 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung — Drucksache 10/4226 — Dr. Becker (Frankfurt) CDU/CSU . . . 13085 C Lutz SPD 13086A Eimer (Fürth) FDP 13086 C Bueb GRÜNE 13086 D Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Entwicklung der Finanzhilfen des Bundes und der Steuervergünstigungen für die Jahre 1983 bis 1986 gemäß § 12 des Gesetzes zur Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft vom 8. Juni 1967 (zehnter Subventionsbericht) — Drucksache 10/3821 — Dr. Voss, Parl. Staatssekretär BMF . . 13088 B Frau Simonis SPD 13090 C Dr. Weng (Gerlingen) FDP 13092 D Vogel (München) GRÜNE 13094A Roth (Gießen) CDU/CSU 13095 C Dr. Struck SPD 13097 B Deutscher Bundestag — 10.Wahlperiode — 174. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 14. November 1985 III Beratung des Antrags des Abgeordneten Vogel (München) und der Fraktion DIE GRÜNEN Rücknahme der steuerlichen Benachteiligung ausländischer Arbeitnehmer durch das Steuersenkungsgesetz 1986/1988 — Drucksache 10/4137 — Vogel (München) GRÜNE 13099 B Frau Will-Feld CDU/CSU 13100 B Dr. Struck SPD 13101A Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Vierten Gesetzes zur Änderung besoldungsrechtlicher Vorschriften — Drucksache 10/3789 — Beschlußempfehlung und Bericht des Innenausschusses — Drucksache 10/4225 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/4241 — Regenspurger CDU/CSU 13101 D Bernrath SPD 13103 B Dr. Hirsch FDP 13105 A Ströbele GRÜNE 13106A Dr. Waffenschmidt, Parl. Staatssekretär BMI 13107C Gerster (Mainz) CDU/CSU 13108C Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Dr. Kübler, Bachmaier, Dr. Emmerlich, Fischer (Osthofen), Klein (Die-burg), Lambinus, Schmidt (München), Schröder (Hannover), Dr. Schwenk (Stade), Stiegler, Dr. de With, Dr. Vogel und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über den Widerruf von Haustürgeschäften und ähnlichen Geschäften — Drucksache 10/584 —Beschlußempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses — Drucksache 10/4210 — in Verbindung mit Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über den Widerruf von Haustürgeschäften und ähnlichen Geschäften — Drucksache 10/2876 — Beschlußempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses — Drucksache 10/4210 — Dr. Schwenk (Stade) SPD . . . 13110D, 13117 D Dr. Stark (Nürtingen) CDU/CSU . . . 13111 C Mann GRÜNE 13112 D Kleinert (Hannover) FDP 13113 D Engelhard, Bundesminister BMJ . . . 13116A Sauter (Ichenhausen) CDU/CSU . . . 13116 D Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 10. September 1984 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Königreich der Niederlande über die Zusammenarbeit im Bereich von Ems und Dollart sowie in den angrenzenden Gebieten (Kooperationsvertrag Ems- Dollart) — Drucksache 10/3917 — Beschlußempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses — Drucksache 10/4200 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/4242 — Ewen SPD 13121C Bredehorn FDP 13122 B Dr. Müller (Bremen) GRÜNE 13123 B Bohlsen CDU/CSU 13124 B Gallus, Parl. Staatssekretär BML . . . 13125C Senfft GRÜNE (zur GO) 13126 A Namentliche Abstimmung 13127 A Ergebnis 13130 D Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu den Verträgen vom 27. Juli 1984 des Weltpostvereins — Drucksache 10/3961 — 13127 B Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für das Post- und Fernmeldewesen — Drucksache 10/4140 — 13127 B Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Bundesentschädigungs- und des RechtsträgerAbwicklungsgesetzes — Drucksache 10/3651 — 13127 C Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksache 10/4194 — 13127 C Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/4195 — 13127 C IV Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 174. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 14. November 1985 Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN Änderung der Postzeitungsordnung — Drucksache 10/3642 — 13127 D Beratung der Beschlußempfehlung des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung Aufhebung der Immunität von Mitgliedern des Deutschen Bundestages — Drucksache 10/4143 — 13128A Beratung der Sammelübersicht 112 des Petitionsausschuses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/4135 — 13128A Beratung der Sammelübersicht 114 des Petitionsausschuses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/4247 — 13128 B Beratung der Sammelübersicht 115 des Petitionsausschuses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/4248 — 13128 B Beratung der Übersicht 12 des Rechtsausschusses über die dem Deutschen Bundestag zugeleiteten Streitsachen vor dem Bundesverfassungsgericht — Drucksache 10/3904 — Mann GRÜNE 13128 C Erhard, Parl. Staatssekretär BMJ . . . 13129 B Beratung des Antrags des Bundesministers der Finanzen Veräußerung der bundeseigenen Wohnsiedlung in Neu-Ulm an die Neu-Ulmer Gemeinnnützige Wohnungsgesellschaft mbH — Drucksache 10/4118 — 13129 D Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Verbesserung der ambulanten und teilstationären Versorgung psychisch Kranker — Drucksache 10/4219 — 13130A Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP eingebrachten Entwurfs eines Neunten Gesetzes zur Änderung des Häftlingshilfegesetzes — Drucksache 10/4220 — 13130A Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Verkehr zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Fortschritte auf dem Wege zu einer gemeinsamen Verkehrspolitik — Seeverkehr —— Drucksachen 10/3228 Nr. 11, 10/4099 — 13130A Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Finanzausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Kommission über die Anwendung der Verordnungen (EWG, EURATOM, EGKS) Nr. 2891/77 und Nr. 2892/77 des Rates vom 19. Dezember 1977 zur Durchführung des Beschlusses vom 21. April 1970 über die Ersetzung der Finanzbeiträge der Mitgliedstaaten durch eigene Mittel der Gemeinschaften Vorschlag für eine Verordnung (EGKS, EWG, EURATOM) des Rates zur Verlängerung der Verordnung (EWG, EURATOM, EGKS) Nr. 2892/77 über die Anwendung des Beschlusses vom 21. April 1970 über die Ersetzung der Finanzbeiträge der Mitgliedstaaten durch eigene Mittel der Gemeinschaften auf die Mehrwertsteuereigenmittel — Drucksachen 10/3592 Nr. 6, 10/4107 — 13130C Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Einführung einer Entleiherhaftung für Lohnsteuer der Leiharbeitnehmer — Drucksache 10/4119 — in Verbindung mit Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Fünfter Bericht der Bundesregierung über Erfahrungen bei der Anwendung des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes — AÜG — sowie über die Auswirkungen des Gesetzes zur Bekämpfung der illegalen Beschäftigung — Drucksache 10/1934 — Höpfinger, Parl. Staatssekretär BMA . 13132 B Peter (Kassel) SPD 13132 D Schulhoff CDU/CSU 13133 C Tatge GRÜNE 13134 C Grünbeck FDP 13135 B Nächste Sitzung 13136C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 13136 B Deutscher Bundestag — 10.Wahlperiode — 174. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 14. November 1985 12989 174. Sitzung Bonn, den 14. November 1985 Beginn: 8.00 Uhr
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    Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens * 15. 11. Becker (Nienberge) 15. 11. Brandt 14. 11. Frau Dr. Däubler-Gmelin 15. 11. Egert 15. 11. Dr. Ehmke (Bonn) 15. 11. Dr. Glotz 15. 11. Dr. Häfele 15. 11. Hauser (Krefeld) 15. 11. Dr. Haussmann 15. 11. Herterich 15. 11. Hiller (Lübeck) 15. 11. Lenzer ** 15. 11. Dr. Mertens (Bottrop) 14. 11. Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Paterna 15. 11. Poß 14. 11. Reddemann ** 15. 11. Dr. Schmude 15. 11. Schröder (Hannover) 15. 11. Schulte (Unna) * 15. 11. Seehofer 15. 11. Stockleben 15. 11. Suhr 15. 11. Dr. Unland * 15. 11. Weißkirchen (Wiesloch) 15. 11. Dr. Wieczorek 15. 11. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Hans-Jochen Vogel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Der Deutsche Bundestag gedenkt in der ihm gemäßen Weise, nämlich in Form einer Aussprache über eine Regierungserklä-



    Dr. Vogel
    rung, des 30. Jahrestags der Gründung der Bundeswehr. Wir begrüßen das. Denn ein solcher Jahrestag gibt Anlaß, die bisherigen Leistungen der Bundeswehr zu würdigen und vor der Öffentlichkeit über den Zustand der Bundeswehr, ihr Selbstverständnis und ihre Funktion innerhalb unseres demokratischen Gemeinwesens Rechenschaft abzulegen.
    Sie, Herr Bundeskanzler, haben das soeben aus der Sicht der Bundesregierung und damit auch aus der Sicht der Parlamentsmehrheit getan. Ich tue es jetzt aus der Sicht der sozialdemokratischen Opposition. Dabei werden Übereinstimmungen, aber auch Gegensätze deutlich werden.
    Zunächst stelle ich fest: Auch in der Opposition fühlen wir Sozialdemokraten uns für die Bundeswehr mitverantwortlich.

    (Beifall bei der SPD)

    Diese Bundeswehr — darin stimmen wir überein — ist nicht die Armee der Regierung oder gar die Armee einer Partei, diese Bundeswehr ist die Armee des ganzen Volkes.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)

    Wir stimmen auch in der Feststellung überein, daß es eine schwerwiegende Beeinträchtigung unserer verfassungsmäßigen Ordnung wäre, wenn sie diesen Charakter verlöre.
    An den Beginn meiner Ausführungen stelle ich — ebenso wie die Bundesregierung — ein Wort des Dankes. Ich danke allen Soldaten und Zivilbeschäftigten, die in den vergangenen 30 Jahren in den Streitkräften ihre Pflicht getan und damit ihren Beitrag zur Kriegsverhütung und in vielen Fällen zur Katastrophenabwehr und zur Katastrophenhilfe geleistet haben.

    (Beifall bei der SPD)

    In diesen Dank schließe ich die Familien und insbesondere die Frauen der Soldaten ein, die in dieser Zeit die Folgen hoher Dienstzeitbelastungen und vielfacher Umzüge und damit zusätzlicher Anstrengungen auf sich genommen haben.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)

    Ich gedenke auch der 2 000 Bundeswehrangehörigen, die seit dem Jahr 1955 im Dienst ihr Leben verloren haben.
    Ich danke bei der gleichen Gelegenheit den Zivildienstleistenden. Auch sie tun ihren Dienst seit 25 Jahren. Auch sie haben einen wichtigen Beitrag zur sozialen Stabilität unseres Gemeinwesens geleistet,

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    so etwa durch die konkrete Sorge um alte Mitbürgerinnen und Mitbürger und die dadurch bewirkte Verbesserung des Verhältnisses zwischen den Generationen in unserem Volk.

    (Beifall bei der SPD)

    Den Dank an die Bundeswehr verbinde ich mit einer Feststellung, die uns mit Befriedigung erfüllt, nämlich mit der Feststellung, daß unser Volk mit der Bundeswehr erstmals über eine Armee verfügt, die sich als Teil unserer Gesellschaft versteht, die nicht Staat im Staate ist und es auch nicht sein will, die den Primat der Politik und den zivilen Oberbefehl anerkennt und sich ihm bewußt unterordnet.

    (Beifall bei der SPD)

    Umgekehrt hat unser Volk gelernt, im Soldaten den Bürger in Uniform zu sehen, nicht den Repräsentanten einer außerhalb oder auch nur neben der Verfassung stehenden Macht.
    Wir Sozialdemokraten bejahen dieses Selbstverständnis der Bundeswehr, und wir bejahen die Bundeswehr und das Atlantische Bündnis, in das sie seit ihrer Gründung eingegliedert ist, als Instrumente der Kriegsverhütung. Der Parteitag als das höchste Organ der deutschen Sozialdemokraten hat das zuletzt im vergangenen Jahr bekräftigt. Es heißt in dem Beschluß:
    Die Bundesrepublik bleibt politisch und militärisch eingebunden in der Europäischen Gemeinschaft und in der NATO. Sie findet das für uns erreichbare Maß an Sicherheit nur mit ihren Partnern und nur dann, wenn sie ihre eigenen Sicherheitsinteressen innerhalb des Bündnisses definieren, einbringen und durchsetzen kann.
    Diese Sätze gelten.

    (Beifall bei der SPD)

    Aber es gilt auch: Bundeswehr und Bündnis verfehlen ihren Zweck, nein, Bundeswehr und Bündnis sind gescheitert, wenn sie, wenn die Politik insgesamt das Ziel der Kriegsverhütung und Kriegsverhinderung verfehlen sollten.

    (Beifall bei der SPD)

    Manche sagen — sie sagen es auch heute —, die deutschen Sozialdemokraten hätten von ihrer Geschichte her gegenüber der bewaffneten Macht ein zwiespältiges, ein eher ablehnendes Verhältnis. Daran ist so viel richtig, meine Damen und Herren: Wir haben die Verabsolutierung des Militärischen, wir haben insbesondere die nationalistische Übersteigerung der militärischen Macht, wir haben Mili- tarismus stets abgelehnt und sehen darin auch heute noch Ursachen unserer nationalen Katastrophe.

    (Beifall bei der SPD)

    Wir haben uns auch mit Entschiedenheit gegen ein Armeeverständnis gewandt, aus dem heraus beispielsweise preußische Soldaten zur Niederschlagung bürgerlicher Freiheitsbewegungen zur Zeit der Paulskirche eingesetzt worden sind, oder gegen ein militärisches und Armeeverständnis, aus dem heraus Kaiser Wilhelm II. 1891 als Kriegsherr bei einer öffentlichen Rekrutenvereinigung in Potsdam mit Blick auf die deutschen Sozialdemokraten, die damals bereits rund ein Viertel des Volkes repräsentierten, wörtlich sagen konnte:



    Dr. Vogel
    Denket daran, Rekruten, daß die deutsche Armee gerüstet sein muß gegen den inneren Feind sowohl als gegen den äußeren! Mehr denn je hebt der Unglaube und Mißmut sein Haupt im Vaterlande empor, und es kann vorkommen, daß ihr eure eigenen Verwandten und Brüder niederschießen oder -stechen müßt.
    Gegen ein solches Armeeverständnis haben wir uns seit unserer Gründung im Weg unserer Geschichte zur Wehr gesetzt.

    (Beifall bei der SPD — Berger [CDU/CSU]: Das hat mit der Bundeswehr nichts zu tun!)

    Natürlich haben in der deutschen Sozialdemokratie stets auch Pazifisten einen Platz gehabt. Schon deshalb hat die Sozialdemokratie pazifistische Überzeugungen stets respektiert. Aber wir sind und waren keine pazifistische Partei. Die Forderung nach einem Volksheer, ja nach allgemeiner Wehrhaftigkeit, die an die Ideen eines Scharnhorst und an Ideen der Französischen Revolution und der Volkserhebung gegen die napoleonische Herrschaft anknüpft, findet sich im Eisenacher Programm von 1869 ebenso wie im Gothaer Programm von 1875, im Erfurter Programm von 1891 oder in den wehrpolitischen Richtlinien von 1929.
    Ja, Wilhelm Berkhan hat bei seiner Ansprache auf unserer eigenen Veranstaltung zum 30. Jahrestag der Bundeswehr eindrucksvoll dargelegt, daß die Forderungen dieser Richtlinien, die damals, in den 20er Jahren, in- und außerhalb der Armee als wehrfeindlich bekämpft und diffamiert wurden, nach der Katastrophe allseits anerkannt und inzwischen fast vollständig verwirklicht worden sind,

    (Beifall bei der SPD)

    so etwa die Forderung nach der Kontrolle des Reichstags über alle Angelegenheiten der Reichswehr, nach der Sicherung der staatsbürgerlichen Rechte der Soldaten, nach der Demokratisierung des Diziplinarrechts und des Militärstrafrechts und nach einem Verbot des Einsatzes der bewaffneten Macht bei Arbeitskämpfen. Ich wiederhole: All diese Forderungen sind in den 20er Jahren als militärfeindlich, als wehrfeindlich verleumdet und diffamiert worden.
    Aus dieser Grundeinstellung heraus haben die deutschen Sozialdemokraten auch an der Gestaltung der Wehrverfassung und am Aufbau der Bundeswehr mitgewirkt. Gewiß, wir haben der Westintegration und der Wiederbewaffnung zunächst widersprochen. Wir haben widersprochen, weil wir davon überzeugt waren, daß dadurch die Wiedervereinigung auf unabsehbare Zeit unerreichbar werden würde. Erst die Geschichte wird das endgültige Urteil darüber sprechen, ob diese damalige Überzeugung begründet war oder nicht, ob freie Wahlen in einem Gesamtdeutschland möglich gewesen wären oder nicht. Was Gustav Heinemann und Thomas Dehler dazu in den historischen Auseinandersetzungen mit Konrad Adenauer Anfang der 50er Jahre gesagt haben, ist noch heute bedenkenswert und ein Beweis tiefer geschichtlicher Verantwortung unserem Volk gegenüber.

    (Beifall bei der SPD)

    Ebenso verantwortungsbewußt war aber die Haltung der Sozialdemokraten, nachdem die Entscheidungen gefallen waren. Adolf Arndt hat dieser Haltung schon 1957 von dieser Stelle aus mit folgenden Worten Ausdruck gegeben. Er hat gesagt:
    Keiner von uns sollte sich im unklaren sein, welche geschichtliche Gefahr in der bitteren Tragik lauert, daß der Aufbau der Bundeswehr im Vollzuge einer Politik geschehen muß, die von der sozialdemokratischen Opposition nach bestem Wissen und Gewissen als ein die Wiedervereinigung erschwerendes Experiment nicht gebilligt werden kann, aber als demokratische Entscheidung und aus dem übergeordneten Gesichtspunkt des Wertes völkerrechtlicher Vertragstreue hingenommen werden muß.
    Im Einklang damit hat vor allem der unvergessene, viel zu früh verstorbene Fritz Erler maßgebenden Einfluß auf die Wehrverfassung genommen. Ihm und Richard Jaeger, dessen Engagement als wehrpolitischer Sprecher der Union in jener Zeit ich in diesem Zusammenhang, unbeschadet aller sonstigen Meinungsverschiedenheiten mit diesem Manne, mit großem Respekt erwähne, ist es zu verdanken, daß die Bundeswehr ein Bestandteil unseres demokratischen Gefüges und nicht ein Fremdkörper wurde.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Fritz Erler und — ich erwähne es noch einmal — Richard Jaeger bestanden auf dem Vorrang der zivilen Gewalt, auf der parlamentarischen Kontrolle und auf dem Institut des Wehrbeauftragten. Er unterstrich immer wieder, daß der Staatsbürger in den Streitkräften Staatsbürger bleiben, daß seine Persönlichkeit nicht gebrochen, sondern gefestigt werden müsse, und daß niemand gegen sein Gewissen zum Wehrdienst herangezogen werden dürfe.
    Fritz Erler bewirkte auch, daß die geltende Wehrverfassung am 6. März 1956 im Bundestag mit ganz breiter Mehrheit verabschiedet wurde. Daran, so meine ich, sollten wir uns gerade in dieser Stunde erinnern, ebenso an andere Männer der ersten Stunde. Ich nenne stellvertretend für viele andere nur Graf Baudissin, den Schöpfer des Konzepts der Inneren Führung.

    (Beifall bei der SPD — Zustimmung des Abg. Dr. Feldmann [FDP])

    Sozialdemokraten haben aber nicht nur an den Grundlagen konstruktiv mitgearbeitet, sie haben 13 Jahre lang in der Regierung unmittelbar Verantwortung für die Bundeswehr getragen. Der heutige Stand der Bundeswehr, das Ansehen, das sie im Bündnis, aber auch in der Welt und — ich füge das hinzu — auch in den Ländern Osteuropas genießt, ist nicht zuletzt auch ihr Werk, ist das Werk Helmut Schmidts, Georg Lebers und Hans Apels. Helmut Schmidt hat schon als junger Abgeordneter in der Opposition wesentliche Beiträge zur Strategiede-



    Dr. Vogel
    batte geleistet. Als Bundesverteidigungsminister hat er durch seine Bestandsaufnahme die Modernisierung in Bildung und Ausbildung und Ausrüstung ermöglicht. Auf diesem Fundament haben Georg Leber und Hans Apel weitergebaut. Hans Apel hat mit der Schaffung der geltenden Heeresstruktur den Schlußstein gesetzt.

    (Berger [CDU/CSU]: Und jetzt rücken Sie davon ab!)

    Das bleibende Verdienst Georg Lebers ist überdies, daß in seiner Person die Normalisierung des Verhältnisses zwischen den Arbeitnehmern, den Gewerkschaften und der bewaffneten Macht einen sichtbaren und, wie wir zuversichtlich hoffen, un-umkehrbaren Ausdruck gefunden hat.

    (Beifall bei der SPD — Zustimmung des Abg. Dr. Barzel [CDU/CSU])

    Ich füge hinzu: Für die Sicherheit unseres Gemeinwesens bedeutet diese Normalisierung des Verhältnisses zwischen Arbeitnehmerschaft und bewaffneter Macht mehr als die Stationierung einiger nuklearer Raketen.

    (Beifall bei der SPD)

    Lassen Sie mich noch etwas hinzufügen, meine Damen und Herren. Georg Leber ist nicht zufällig Sozialdemokrat und nicht zufällig seit 1962 Mitglied unseres Parteivorstandes. Er hatte und hat in einzelnen Punkten einen besonderen Standpunkt. Aber alle irren sich, die glauben, ihn gegen seine eigene Partei in Anspruch nehmen zu können. Außerdem rührt seine ungebrochene Beliebtheit bei der Bundeswehr nicht daher, daß er forsche Reden gehalten hätte, sie rührt daher, daß er auch in kritischen Situationen an sich die gleichen, nein, strengere Maßstäbe angelegt hat als an seine Untergebenen. Auch für dieses Beispiel ist diesem Manne zu danken.

    (Beifall bei der SPD — Feilcke [CDU/CSU]: Sie sollten sich auch sonst an ihm orientieren! — Gegenruf des Abg. Jungmann [SPD]: Das lassen Sie mal unsere Sorge sein!)

    Die Sicherheitspolitik, die Fragen nach dem richtigen Weg zur Friedenssicherung ist in den letzten Jahren stärker als früher zum Gegenstand der öffentlichen Diskussion und des politischen Meinungskampfes geworden. In Anbetracht des andauernden Rüstungswettlaufs und der Gefahr seiner Ausdehnung auf den Weltraum kann das nicht verwundern. Ja, es wäre geradezu anormal, es wäre Anlaß zu größter Besorgnis, wenn die Tatsache, daß die Waffentechnik erstmals in der Geschichte der Menschheit die Zerstörung ganzer Kontinente, ja die Auslöschung des Lebens auf unserem Planeten in den Bereich des Möglichen gerückt hat, in unserem Volk und unter den Völkern insgesamt keinen Widerhall fände und angesehen würde, als ob es sich um eine x-beliebige Entwicklung handeln würde.

    (Beifall bei der SPD)

    In diesem Vorgang liegen die Wurzeln einer Bewegung, die sich keineswegs auf unser Land be-
    schränkt und die begonnen hat, das Bewußtsein in unserem Volk, aber auch in anderen Völkern zu verändern. Nicht umsonst findet beispielsweise der Vorschlag Carl Friedrich von Weizsäckers, die christlichen Kirchen sollten zu einem weltweiten Friedenskonzil zusammentreten, ein immer breiteres Echo in unserem Volk und in anderen Völkern.
    Nicht umsonst erfaßt diese Diskussion auch die Bundeswehr und die Menschen, die in ihr Dienst tun. Ein ehemaliger Kommandierender General der Bundeswehr trug bei einer Veranstaltung im Mai 1983 folgendes vor:
    Die Intensität und Furchtbarkeit eines konventionellen Krieges lassen sich hier und heute nur erahnen ... Je schrecklicher das Geschehen, um so eher wird das atomare Inferno ausgelöst, und es kommt dann zu dem wirklich nicht mehr Faßbaren, zum Unvorstellbaren ...
    Was am Ende übrig bleibt von dem, was zu schützen war, dazu reicht unser Vorstellungsvermögen nicht aus. Da versagen selbst die Bilder vom zerstörten Dresden.
    So ein Kommandierender General, der vor nicht allzulanger Zeit in den Ruhestand getreten ist. Ich sage: Der General hat doch recht. Er weiß doch, wovon er redet.
    Außerdem: Man kann nicht einerseits rühmen, daß die Bundeswehr ein integraler, ja ein selbstverständlicher und offener Bestandteil unserer Gesellschaft sei, und dann beklagen, daß gesellschafliche Diskussionsprozesse auch die Bundeswehr erreichen und sich mit der Bundeswehr auseinandersetzen.

    (Beifall bei der SPD)

    Eine solche Haltung wäre widersprüchlich und deshalb nicht redlich.
    Im Gegenteil: Wir müssen von den Angehörigen der Bundeswehr erwarten, daß sie an diesen Diskussionen, daß sie an dem Ringen um den richtigen Weg zur Friedenssicherung teilnehmen und in diese Diskussion ihre Erfahrung und ihre Sachkenntnis einbringen. Wir müssen erwarten, daß die Soldaten der Bundeswehr und auch die Offiziere bei derartigen Diskussionen auch unbequeme Meinungen ertragen, j a daß sie sich in Frage stellen lassen und auf diese Fragen dann ihre Antwort geben und ihren Beitrag leisten.
    Unsere Positionen in diesem Ringen sind bekannt. Wir sind dafür, daß Inhalt und Ausmaß der Bedrohung nüchtern und objektiv betrachtet werden. Bedrohungsanalysen dürfen nicht als Mittel zur Durchsetzung bestimmter militärischer Forderungen im nationalen Bereich oder im Rahmen des Bündnisses instrumentalisiert werden. Zur Bewertung müssen außer den militärischen auch alle anderen gesellschaftlichen Potentiale herangezogen werden, also z. B. die Bevölkerungszahlen, die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit, die innere Stabilität der Gesellschaftsordnung und ihre Flexibilität und Innovationsfähigkeit sowie ihre Akzeptanz.
    Zur Bedrohungsanalyse gehört auch die Auseinandersetzung mit der geschichtlichen Erfahrung



    Dr. Vogel
    der Völker, mit denen wir hier in diesem Kontinent leben. Auch das gehört zu einer nüchternen und objektivem Analyse.

    (Beifall bei der SPD)

    Es ist kontraproduktiv und ein Mangel an Selbstbewußtsein; wenn uns ständig eine geradezu besorgniserregende Unterlegenheit eingeredet und der Bundeswehr das Gefühl vermittelt wird, ihr Beitrag und ihre Fähigkeit zur Kriegsverhütung verliere von Monat zu Monat an Gewicht. Die militärische Spitze sagt doch selbst immer wieder, daß dem nicht so ist. Gerade auch durch die Arbeit von Helmut Schmidt, Georg Leber und Hans Apel ist die Bundeswehr eine modern ausgerüstete, gut ausgebildete Armee, eben die Armee, die sie ist. Wir treten dafür ein, daß die Bundeswehr auch in Zukunft das bekommt, was sie zur Erhaltung der Kriegsverhütungsfähigkeit — das allein ist unser Kriterium — nachgewiesenermaßen braucht.

    (Beifall bei SPD)

    Wir sind mit aller Entschiedenheit gegen die Fortsetzung des schon heute wahnwitzigen Rüstungswettlaufs. Wir sind überzeugt, daß seine Fortsetzung und seine Ausdehnung auf den Weltraum die Sicherheit unseres Volkes und des Kontinents nicht erhöhen, sondern mindern. Wir wollen die Anhebung der nuklearen Schwelle und die Reduzierung der vorhandenen Nuklearwaffen. Wir halten Rüstungskontrollvereinbarungen auch regionaler Art für möglich.
    General Rogers, der NATO-Oberbefehlshaber, hat vor wenigen Tagen erneut erklärt, daß die USA ihre Giftgasbestände aus der Bundesrepublik abziehen und bei uns auch keine neuen Depots errichten wollen. Das ist eine erfreuliche Mitteilung. Um so unverständlicher ist mir, warum, wenn es so ist, die Bundesregierung nicht die Chance ergreift, auf der Grundlage unseres mit der DDR-Führung erarbeiteten Vorschlags auch den Abzug der sowjetischen Giftgasbestände aus der DDR und aus der Tschechoslowakei zu erreichen, wenn wir zum Abzug der amerikanischen bereits die Zusage der amerikanischen Seite haben.

    (Beifall bei der SPD — Berger [CDU/CSU]: Dazu brauchen wir doch keinen Vertrag!)

    Die Auseinandersetzung über all diese Fragen und die Fragen der Bundeswehrplanung führen wir mit den Trägern der politischen Verantwortung: mit der Parlamentsmehrheit, der Bundesregierung, mit Ihnen, Herr Bundeskanzler. Sie sind in diesen Fragen unser politischer Widerpart und unser Gegner, nicht die Bundeswehr und schon gar nicht die einzelnen Soldaten, Unteroffiziere oder Offiziere. Unsere Gegner sind auch nicht die Inspekteure oder der Generalinspekteur. Ich bekunde ihnen, dem Generalinspekteur und den Inspekteuren, bei dieser Gelegenheit unser Vertrauen als sozialdemokratische Opposition.

    (Beifall bei der SPD)

    Es wäre gut, wenn auch andere über die Adressaten ihres Widerspruches und ihres Protestes keinen Zweifel ließen. Moralische Disqualifikationen der
    Soldaten lehnen wir deshalb ebenso ab wie die Diffamierung von Pazifisten oder die Ausgrenzung und Diskriminierung von Gruppen oder ganzen Bewegungen.

    (Beifall bei der SPD, bei Abgeordneten der GRÜNEN und des Abg. Bastian [fraktionslos])

    Gut wäre es allerdings auch, wenn in diesem Ringen auf die Diffamierung von Denkanstößen und von neuen Vorschlägen und Ansichten verzichtet würde, wenn mit ihnen eine sachliche Auseinandersetzung stattfände.

    (Beifall bei der SPD)

    Ein zentraler Bezugspunkt unserer Sicherheitspolitik sind und bleiben die Menschen in den Streitkräften. Wir haben für die Verbesserung der sozialen Situation während unserer Regierungszeit viel getan. Das meiste ist damals auch einstimmig beschlossen worden. Ich erwähne nur beispielhaft die Einführung des Prinzips der heimatnahen Einberufung oder die freien Familienheimfahrten mit der Bundesbahn. Wir haben z. B. dafür gesorgt, daß Zeitsoldaten von Anfang an volle Dienstbezüge erhalten.
    Auch als Opposition haben wir zahlreiche Initiativen ergriffen. Ich denke an die Anfragen zur sozialen Lage der Soldaten in den Streitkräften und zur Laufbahn der Offiziere des militärfachlichen Dienstes oder an unsere zahlreichen Anträge, mit denen wir während der laufenden Beratungen des Haushaltsentwurfs 1986 die konkrete Verbesserung der Ansätze im Personal- und Sozialbereich des Verteidigungsetats erreichen wollten. Leider sind sie nach dem gegenwärtigen Stande alle ohne Erfolg und in der Minderheit geblieben.
    Große Sorge — ich sage das ganz betont und bewußt am Tage des Jubiläums — bereitet uns unverändert die Situation der Soldaten, die nach ihrem Ausscheiden aus dem Wehrdienst keinen Arbeitsplatz finden und zum Teil lange arbeitslos bleiben. Insgesamt ist das selbstverständlich ein Teilaspekt der unverändert andauernden Massenarbeitslosigkeit. Die Folgen der Massenarbeitslosigkeit sind für alle Betroffenen und für unsere ganze Gesellschaft gravierend. Für junge Menschen, die als Soldaten — ich füge hinzu: genauso auch als Zivildienstleistende — ihre Pflicht der Gemeinschaft gegenüber getan haben, ist es jedoch besonders verbitternd, wenn die gleiche Gemeinschaft nicht imstande ist, ihre Pflichten gegenüber dem einzelnen jungen Menschen zu erfüllen.

    (Beifall bei der SPD)

    Ein spezielles Problem ist dabei die Lage der Soldaten auf Zeit, die keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld haben. Wir halten diesen Zustand für nicht annehmbar und treten deshalb dafür ein, das ausscheidende Soldaten auf Zeit mindestens so gestellt werden wie aus dem Ausland in die Heimat zurückkehrende Entwicklungshelfer. Ich bedaure ausdrücklich, daß die Koalitionsmehrheit auch in den gegenwärtigen Haushaltsberatungen unsere entsprechenden Anträge nicht angenommen hat. Es



    Dr. Vogel
    hätte nahegelegen, gerade im Jubiläumsjahr der Bundeswehr für dieses Problem eine konstruktive Lösung zu finden. Wir bieten erneut unsere Mitwirkung bei der Lösung dieses Problems an.

    (Beifall bei der SPD)

    Die Menschen in der Bundeswehr betrifft auch die richtige Pflege der Tradition. Meine sehr verehrten Damen und Herren, keine Gemeinschaft kann ohne Erinnerung an Vorbilder und ohne Erinnerung an ihre eigene Geschichte existieren. Das gilt auch für die Bundeswehr. Ihre Traditionspflege muß sich aber ausschließlich und peinlich genau an demokratischen Vorbildern und an der Wertordnung des Grundgesetzes orientieren.

    (Beifall bei der SPD — Berger [CDU/CSU]: Und wie halten Sie es mit Scharnhorst?)

    — Auf dümmliche Zwischenrufe erwarten Sie bitte keine Antwort! —

    (Zustimmung bei der SPD — Zurufe von der CDU/CSU: Oberlehrer!)

    Hans Apel hat als Bundesverteidigungsminister gerade dies durch seine Traditionsrichtlinien unterstrichen. Ich sage in vollem Ernst allen, die es angeht: Wir mißbilligen deshalb Veranstaltungen, die Mißverständnissen des Inhalts Vorschub leisten, als gäbe es eine Kontinuität zwischen Einrichtungen oder Aktivitäten aus der Zeit der NS-Gewaltherrschaft und der heutigen Bundeswehr und ihren Einrichtungen. Wir mißbilligen das.

    (Beifall bei der SPD)

    Ich füge noch einen Satz hinzu: Wir können beispielsweise auch in solchen Heerführern keine Vorbilder sehen, die von der NS-Gewaltherrschaft hohe Dotationen entgegengenommen haben.

    (Beifall bei der SPD)

    Schließlich, meine sehr verehrten Damen und Herren, muß unsere Bundeswehr weiterhin auf die Kultivierung eines Feindbildes und erst recht auf Haßgefühle verzichten, die solche Feindvorstellungen regelmäßig zur Folge haben.

    (Berger [CDU/CSU]: Das hat sie doch nie getan! — Wimmer [Neuss] [CDU/CSU]: Das passiert doch nirgendwo!)

    — Entschuldigung, es wäre schön, wenn Sie sich die Mühe des Zuhörens machen würden! Ich habe gesagt „auch weiterhin". Was haben Sie dagegen einzuwenden?

    (Beifall bei der SPD — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    — Herr Zwischenrufer, wenn Sie das nicht verstehen, kann es vielleicht auch an Ihnen liegen; es muß nicht an meiner Rede liegen. Es kann auch an Ihnen liegen.

    (Beifall bei der SPD — Wimmer [Neuss] [CDU/CSU]: Jawohl, Herr Oberlehrer!)

    Ich wiederhole diesen Satz: Schließlich muß unsere Bundeswehr auch weiterhin — auch weiterhin!
    — auf die Kultivierung eines Feindbildes und erst recht auf Haßgefühle verzichten, die solche Feindvorstellungen regelmäßig zur Folge haben.

    (Berger [CDU/CSU]: Der Satz war überflüssig!)

    Ebenso widersetzen wir uns der Verabsolutierung soldatischer Tugenden, etwa der Verabsolutierung der Tugend des Mutes und des Gehorsams. Soldatische Tugenden dürfen nicht von den Inhalten und Zielen losgelöst werden, zu deren Erreichung sie eingesetzt werden.

    (Beifall bei der SPD — Dr. Lammert [CDU/CSU]: Wer fordert das denn? — Feilcke [CDU/CSU]: Haben Sie Anlaß zu der Bemerkung? — Wimmer [Neuss] [CDU/CSU]: Pappkameraden!)

    Das Ziel der Bundeswehr und ihre einzige Rechtfertigung — ihre einzige Rechtfertigung und, um einen in einer Regierungserklärung einmal sehr mißverständlich verwendeten Begriff aufzunehmen, ihre raison d'être — ist und bleibt die Kriegsverhütung, ist und bleibt die Sicherung des Friedens, dies allein!

    (Beifall bei der SPD)

    Gustav Heinemann, der dritte Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland, hat dies am Ende seiner Amtszeit anläßlich seines Abschiedsbesuches bei der Bundeswehr am 10. Juni 1974 in Munsterlager mit folgenden Worten ausgedrückt:
    Seien Sie sich bewußt, daß Sie als Soldaten in eine Pflicht genommen sind, die Verantwortung für den anderen, für den Nebenmann, für die Kameraden, für das Ganze einschließt. Das Ganze aber, zu dem Sie mit Ihrem Dienst beitragen, heißt: Sicherung des Friedens, des Friedens als des Ernstfalles, für den sich alles lohnt.
    Dem haben wir Sozialdemokraten heute nichts hinzuzufügen. Das soll auch für die Zukunft gelten.

    (Anhaltender Beifall bei der SPD)



Rede von Dieter-Julius Cronenberg
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Das Wort hat der Abgeordnete Dr. Oldenstädt.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Martin Oldenstädt


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Sie, Herr Dr. Vogel, haben sich erneut und zum wiederholten Male als kleinlich erwiesen.

    (Wimmer [Neuss] [CDU/CSU]: Sehr wahr! — Lachen bei der SPD)

    All das, was Sie in der Bundeswehr für gut und richtig halten, rechnen Sie sich und Ihren Ministern als Verdienst an,

    (Dr. Apel [SPD]: Hat er doch gar nicht getan!)

    und all das, was Sie aus Ihrer Sicht für schlecht oder für nicht erreicht halten, lasten Sie uns an.

    (Zurufe von der SPD: Sie haben gar nicht zugehört! — Nicht zugehört!)

    13016 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 174. Sitzung. Bonn. Donnerstag. den 14. November 1985
    Dr.-Ing. Oldenstädt
    Seien Sie versichert, daß Ihnen weder unsere Soldaten noch die Öffentlichkeit diese Schwarzweißmalerei abnimmt.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Nach den ebenso umfassenden wie in die Tiefe gehenden Ausführungen in der Regierungserklärung des Herrn Bundeskanzler

    (Jungmann [SPD]: Die „Tiefe" müssen Sie uns zeigen!)

    und nachdem bereits so viel Bedeutsames bei der Eröffnung der Ausstellung „30 Jahre Bundeswehr", bei der Verleihung von Ehrenzeichen für Verdienste um die Streitkräfte bei dem vorgestrigen Empfang auf der Hardthöhe und während des nachfolgenden zentralen Festaktes gesagt wurde, ist es schwer, dem noch etwas Bemerkenswertes hinzuzufügen.

    (Frau Fuchs [Köln] [SPD]: Dann lassen Sie es doch sein!)

    Ich habe mir deshalb gedacht, daß es zur Vermeidung von Wiederholungen sinnvoll sein könnte, wenn ich einen vielleicht etwas ungewöhnlichen Beitrag zum heutigen Tage leiste. Ich werde in Schlaglichtern die Situation der Jahre 1945 bis 1955 aus eigenem Erleben darstellen und mich dann einer Gruppe in der Geschichte der Bundeswehr besonders zuwenden, der mein größter Respekt gehört: den Frauen und Männern der ersten Stunde. Diese Beschränkung auf einen einzigen Aspekt dessen, was uns heute bewegt, meine ich auch deshalb vornehmen zu können, weil ich nach Alter und Erfahrung einerseits einem nicht geringen Teil dieser Gruppe selbst angehöre, mich zum anderen aber von ihr dadurch unterscheide, daß ich damals für mich persönlich eine andere Entscheidung getroffen habe. Diese Tatsache mag zur Glaubwürdigkeit meines Urteils beitragen.
    Lassen Sie mich zurückblicken. Von der bedingungslosen Kapitulation der Deutschen Wehrmacht am 8. Mai 1945 erfuhren wir, die Besatzung von U 190, durch amerikanische Küstenstationen. Eine Verbindung zur Heimat gab es nicht mehr. Der UBoot-Sender war zerstört. Als wir vier Tage später etwa 200 Seemeilen ostwärts Neufundlands durch eine noch kriegsmäßig fahrende Zerstörersuchgruppe aufgebracht wurden, waren wir keineswegs, was man aus der heutigen Sicht vielleicht vermuten könnte, erleichtert, den grauenhaften Krieg endlich hinter uns zu wissen. Unser Gefühl war vielmehr das einer grenzenlosen Enttäuschung.

    (Dr. Klejdzinski [SPD]: Was soll denn das jetzt?)

    Wir waren niedergeschlagen, wir waren fassungslos traurig. Jahre der Entbehrung, des Kampfes, des Einsatzes von Leben und Gesundheit zum — wie wir überzeugt waren — Schutze unserer Heimat und unseres Volkes waren vergebens gewesen. Wir waren am Ende. Ohne Zukunft. Daß dieses Ende zugleich auch die Chance eines neuen und besseren Anfangs war, wurde uns erst später klar.
    Als ich 1948 aus kanadisch-britischer Gefangenschaft in das zerstörte und zerrissene Deutschland zurückkehrte, wurden wir auf den Bahnhöfen mit dem Transparent „Heimkehrer, wir grüßen euch" empfangen. Als ich mich jedoch kurz darauf beim Arbeitsamt meldete, um meine Lebensmittelmarken abzuholen und auf die Frage nach meinem Beruf nur zögernd und ein wenig irritiert antwortete: „Schüler, und dann: Soldat", da mußte ich mir die zynische, die verächtliche Gegenfrage gefallen lassen: „Und sonst haben Sie nichts gelernt?" Ich war mit 171/2 Jahren ausgezogen; nahezu 24 Jahre war ich alt, als ich zurückkam.
    Etwa 1953/54 bekam ich einen freundlichen Brief aus dem Amt Blank, von einem meiner Crew-Kameraden unterzeichnet, mit der Bitte, zu prüfen, ob ich nicht in eine neue deutsche Marine wieder eintreten wolle. Ich schrieb ebenso freundlich zurück, daß sich mir die Frage nicht mehr stelle; die Entwicklung sei darüber hinweggegangen. Heute füge ich hinzu: Ich hatte mich, kurz vor dem Abschluß meines Studiums stehend, für eine zivile Laufbahn entschieden. Ich wollte am wachsenden wirtschaftlichen Wohlstand unmittelbar teilhaben, ich wollte nicht wieder dienen, sondern eher verdienen. So weit dieser persönliche Hintergrund.
    Was galt allgemein, jedenfalls aus meiner Erfahrung? Die Masse der Deutschen hatte tapfer gekämpft in der festen Überzeugung, einer selbstverständlichen Pflicht zu genügen. Statt dessen erfuhren wir nach Kriegsende, daß ein verantwortungsloses Regime uns mißbraucht hatte, und mußten erdulden, daß wir trotzdem mit diesem Regime identifiziert wurden; das traf tief.
    Als sich Konrad Adenauer dennoch schon Anfang 1949 für die Aufstellung westdeutscher Einheiten in einer europäischen Armee aussprach und darin im März 1950 von Churchill unterstützt wurde — denn, so der englische Kriegspremier, „ohne deutsche Soldaten sei eine wirkungsvolle Verteidigung Europas nicht möglich" —, da stieß das in unserem Lande auf wenig Verständnis und Gegenliebe.
    Diese Stimmung erhielt zusätzliche Nahrung durch den Fortgang der Entnazifizierung und der sogenannten Umerziehung, aber auch durch Äußerungen aus dem Lager der ehemaligen Kriegsgegner, die Churchills Auffassung ganz und gar nicht teilten. So machte etwa der britische Außenminister Ernest Bevin die Aussage, die Vorstellung von einer deutschen Wiederbewaffnung sei derart gräßlich, daß sie überhaupt nicht in Frage komme. Und der französische Innenminister Moch verkündete im August 1949: „Wir wären Wahnsinnige, wenn wir unsere Zustimmung dazu gäben." Etwa zur gleichen Zeit rief Außenminister Robert Schumann entsetzt aus: „Westdeutschland im Atlantikpakt — niemals!" Wir ehemaligen Kriegsteilnehmer hatten übrigens außerdem noch gut die Parole im Ohr, die Eisenhower seinen Truppen eingehämmert hatte „Vorwärts, christliche Soldaten der Welt!" und auch seine bedingungslose Forderung: „Der Militarismus muß aus der deutschen Gedankenwelt ausgerottet werden!" Noch heute, meine verehrten Kolleginnen und Kollegen, erscheint mir die „Ohne-mich-Haltung" der damaligen Zeit aus den genannten und aus nicht genannten Gründen sehr verständlich.



    Dr.-Ing. Oldenstädt
    Und dennoch war diese Haltung von Anfang an falsch.
    Um so größer ist deshalb das Verdienst jener Politiker — allen voran Konrad Adenauer —, die dies erkannten, und jener Männer der ersten Stunde, die aus dieser Erkenntnis die Konsequenz zogen und sich den Verteidigungsstreitkräften in unserer parlamentarischen Demokratie, integriert in einem Bündnis freier Staaten, zur Verfügung stellten.
    Die ersten Soldaten der Bundeswehr kamen aus dem Inferno eines mörderischen Krieges — als damals Handelnde oder auch als junge Menschen, die seine Schrecken und Folgen nur grausam erlitten hatten. Sie zogen die Uniform an, weil die wiedergewonnene Freiheit und der Friede in Gefahr waren. Sie ließen sich für diese Entscheidung — General Schmückle erinnerte in einer Fernsehsendung der letzten Woche daran — an manchen Orten von Gegnern der Wiederbewaffnung brutal zusammengeschlagen und — noch häufiger — als Militaristen beschimpfen. Sie, diese Männer der ersten Stunde, haben damals wirklich eine Entscheidung aus tiefstem Gewissen getroffen, während das Gewissen heute oft so leichtfertig — und nicht selten organisiert — bemüht wird.
    Ohne die Bundeswehr, meine Damen und Herren, wären wir kein freies Land in einem Bündnis der Freien, hätten wir den Frieden in diesem Teil der Welt nicht 40 Jahre bewahren können, wären unser Wohlstand und unser beispielloses soziales System nicht denkbar und könnten wir den vielen notleidenden Menschen in der Welt nicht so helfen, wie wir das tatsächlich tun.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Am entscheidenden Anfang der Bundeswehr standen politische Weitsicht, die nüchterne historische Erfahrung, daß Wehrlosigkeit den bewaffneten Überfall eher provoziert als verhindert, und die christliche Gewißheit, daß die Pflichterfüllung gegenüber unserem freiheitlichen Staat — theologisch gesprochen: der von Gott gewollten „obrigkeitlichen Ordnung" — keine Privatangelegenheit ist, sondern um des Gewissens willen erfolgen muß.
    Wir alle, insbesondere aber jene, die andere Wege, manchmal auch Umwege, gegangen sind, wir, die wir unter dem Schutz der Bundeswehr unseren mannigfachen Aufgaben und Geschäften nachgehen können, haben allen Grund, unseren Soldaten Dank zu sagen, vor allem den Frauen und Männern der ersten Stunde.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)