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ID1017404200

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    Plenarprotokoll 10/174 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 174. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 14. November 1985 Inhalt: Abwicklung der Tagesordnung 13004 C, 13041B, 13041 C Glückwünsche zu den Geburtstagen der Abg. Rohde (Hannover) und Frau Berger 13003 D Bestimmung der Abg. Suhr und Dr. Penner als stellvertretende Mitglieder des Vermittlungsausschusses an Stelle der ausgeschiedenen Abg. Vogt (Kaiserslautern) und Dr Schmude 13004 A Erweiterung der Tagesordnung . 13004A, 13077 B Absetzung der Punkte 9 a und 15 von der Tagesordnung 13004 C Abweichung von den Richtlinien für die Fragestunde und den Richtlinien für Aussprachen zu Themen von allgemeinem aktuellen Interesse für die Sitzungswoche vom 25. bis 29. November 1985 13127 C Aktuelle Stunde betr. Verhalten der Bundesregierung gegenüber der ständig zunehmenden Arbeitslosigkeit bei Frauen Frau Dr. Däubler-Gmelin SPD 12989 B Frau Verhülsdonk CDU/CSU 12990 A Frau Wagner GRÜNE 12991 A Frau Dr. Adam-Schwaetzer FDP . . . 12992 B Frau Blunck SPD 12993 B Frau Männle CDU/CSU 12994 B Dr. Blüm, Bundesminister BMA . . . 12995 C Frau Fuchs (Verl) SPD 12997 B Feilcke CDU/CSU 12998 A Eimer (Fürth) FDP 12999 B Peter (Kassel) SPD 13000A Frau Hürland CDU/CSU 13001A Frau Steinhauer SPD 13001 D Dr. Lammert CDU/CSU 13002 D Zur Geschäftsordnung Bueb GRÜNE 13004 C Seiters CDU/CSU 13005 B Porzner SPD 13005C Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung 30 Jahre Bundeswehr Dr. Kohl, Bundeskanzler 13006 B Dr. Vogel SPD 13010 D Dr.-Ing. Oldenstädt CDU/CSU 13015 D Frau Hönes GRÜNE 13017 B Ronneburger FDP 13019A Kolbow SPD 13021 D Biehle CDU/CSU 13023 D Lange GRÜNE 13026 B Ganz (St. Wendel) CDU/CSU 13028 A Bastian fraktionslos 13029 D Steiner SPD 13031A Dr. Wörner, Bundesminister BMVg . . 13033 B Erklärungen nach § 31 GO Werner (Westerland) GRÜNE 13036 A Vogel (München) GRÜNE 13037 A Frau Hönes GRÜNE 13038 A Dr. Schierholz GRÜNE 13039 A Mann GRÜNE 13040 A II Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 174. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 14. November 1985 Frau Dann GRÜNE 13040 D Rusche GRÜNE 13041A Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Gewährung von Erziehungsgeld und Erziehungsurlaub (Bundeserziehungsgeldgesetz) — Drucksachen 10/3792, 10/3926 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit — Drucksachen 10/4148, 10/4212 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/4240 — in Verbindung mit Zweite und dritte Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Förderung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf (Elternurlaubsgesetz) — Drucksache 10/3806 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit — Drucksachen 10/4148, 10/4212 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/4240 — Kroll-Schlüter CDU/CSU 13042 A Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 13043 D Eimer (Fürth) FDP 13047 B Frau Wagner GRÜNE 13049 D Frau Dr. Süssmuth, Bundesminister BMJFG 13052 B Frau Männle CDU/CSU 13055 B Frau Fuchs (Köln) SPD 13057 C Frau Verhülsdonk CDU/CSU 13061 D Hauck SPD 13065 C Namentliche Abstimmung 13066 C Erste Beratung des von der Fraktion DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Finanzierung einer besseren Pflege (Bundespflegegesetz) — Drucksache 10/2609 — Bueb GRÜNE 13068 B Link (Diepholz) CDU/CSU 13069 D Delorme SPD 13072 A Frau Dr. Segall FDP 13073 D Frau Karwatzki, Parl. Staatssekretär BMJFG 13075 B Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 12. Juni 1985 und dem Beschluß vom 11. Juni 1985 über den Beitritt des Königreichs Spanien und der Portugiesischen Republik zur Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft, zur Europäischen Atomgemeinschaft und zur Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl — Drucksachen 10/3790, 10/3803, 10/3927, 10/4100 — Beschlußempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses — Drucksache 10/4199 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/4202 — Brück SPD 13077 D Dr. Wulff CDU/CSU 13080 A Auhagen GRÜNE 13081A Beckmann FDP 13082 A Möllemann, Staatsminister AA 13083 B Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Erhebung der Künstlersozialabgabe in den Jahren 1986 und 1987 — Drucksache 10/4064 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung — Drucksache 10/4226 — Dr. Becker (Frankfurt) CDU/CSU . . . 13085 C Lutz SPD 13086A Eimer (Fürth) FDP 13086 C Bueb GRÜNE 13086 D Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Entwicklung der Finanzhilfen des Bundes und der Steuervergünstigungen für die Jahre 1983 bis 1986 gemäß § 12 des Gesetzes zur Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft vom 8. Juni 1967 (zehnter Subventionsbericht) — Drucksache 10/3821 — Dr. Voss, Parl. Staatssekretär BMF . . 13088 B Frau Simonis SPD 13090 C Dr. Weng (Gerlingen) FDP 13092 D Vogel (München) GRÜNE 13094A Roth (Gießen) CDU/CSU 13095 C Dr. Struck SPD 13097 B Deutscher Bundestag — 10.Wahlperiode — 174. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 14. November 1985 III Beratung des Antrags des Abgeordneten Vogel (München) und der Fraktion DIE GRÜNEN Rücknahme der steuerlichen Benachteiligung ausländischer Arbeitnehmer durch das Steuersenkungsgesetz 1986/1988 — Drucksache 10/4137 — Vogel (München) GRÜNE 13099 B Frau Will-Feld CDU/CSU 13100 B Dr. Struck SPD 13101A Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Vierten Gesetzes zur Änderung besoldungsrechtlicher Vorschriften — Drucksache 10/3789 — Beschlußempfehlung und Bericht des Innenausschusses — Drucksache 10/4225 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/4241 — Regenspurger CDU/CSU 13101 D Bernrath SPD 13103 B Dr. Hirsch FDP 13105 A Ströbele GRÜNE 13106A Dr. Waffenschmidt, Parl. Staatssekretär BMI 13107C Gerster (Mainz) CDU/CSU 13108C Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Dr. Kübler, Bachmaier, Dr. Emmerlich, Fischer (Osthofen), Klein (Die-burg), Lambinus, Schmidt (München), Schröder (Hannover), Dr. Schwenk (Stade), Stiegler, Dr. de With, Dr. Vogel und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über den Widerruf von Haustürgeschäften und ähnlichen Geschäften — Drucksache 10/584 —Beschlußempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses — Drucksache 10/4210 — in Verbindung mit Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über den Widerruf von Haustürgeschäften und ähnlichen Geschäften — Drucksache 10/2876 — Beschlußempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses — Drucksache 10/4210 — Dr. Schwenk (Stade) SPD . . . 13110D, 13117 D Dr. Stark (Nürtingen) CDU/CSU . . . 13111 C Mann GRÜNE 13112 D Kleinert (Hannover) FDP 13113 D Engelhard, Bundesminister BMJ . . . 13116A Sauter (Ichenhausen) CDU/CSU . . . 13116 D Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 10. September 1984 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Königreich der Niederlande über die Zusammenarbeit im Bereich von Ems und Dollart sowie in den angrenzenden Gebieten (Kooperationsvertrag Ems- Dollart) — Drucksache 10/3917 — Beschlußempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses — Drucksache 10/4200 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/4242 — Ewen SPD 13121C Bredehorn FDP 13122 B Dr. Müller (Bremen) GRÜNE 13123 B Bohlsen CDU/CSU 13124 B Gallus, Parl. Staatssekretär BML . . . 13125C Senfft GRÜNE (zur GO) 13126 A Namentliche Abstimmung 13127 A Ergebnis 13130 D Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu den Verträgen vom 27. Juli 1984 des Weltpostvereins — Drucksache 10/3961 — 13127 B Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für das Post- und Fernmeldewesen — Drucksache 10/4140 — 13127 B Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Bundesentschädigungs- und des RechtsträgerAbwicklungsgesetzes — Drucksache 10/3651 — 13127 C Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksache 10/4194 — 13127 C Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 10/4195 — 13127 C IV Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode — 174. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 14. November 1985 Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN Änderung der Postzeitungsordnung — Drucksache 10/3642 — 13127 D Beratung der Beschlußempfehlung des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung Aufhebung der Immunität von Mitgliedern des Deutschen Bundestages — Drucksache 10/4143 — 13128A Beratung der Sammelübersicht 112 des Petitionsausschuses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/4135 — 13128A Beratung der Sammelübersicht 114 des Petitionsausschuses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/4247 — 13128 B Beratung der Sammelübersicht 115 des Petitionsausschuses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 10/4248 — 13128 B Beratung der Übersicht 12 des Rechtsausschusses über die dem Deutschen Bundestag zugeleiteten Streitsachen vor dem Bundesverfassungsgericht — Drucksache 10/3904 — Mann GRÜNE 13128 C Erhard, Parl. Staatssekretär BMJ . . . 13129 B Beratung des Antrags des Bundesministers der Finanzen Veräußerung der bundeseigenen Wohnsiedlung in Neu-Ulm an die Neu-Ulmer Gemeinnnützige Wohnungsgesellschaft mbH — Drucksache 10/4118 — 13129 D Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Verbesserung der ambulanten und teilstationären Versorgung psychisch Kranker — Drucksache 10/4219 — 13130A Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP eingebrachten Entwurfs eines Neunten Gesetzes zur Änderung des Häftlingshilfegesetzes — Drucksache 10/4220 — 13130A Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Verkehr zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Fortschritte auf dem Wege zu einer gemeinsamen Verkehrspolitik — Seeverkehr —— Drucksachen 10/3228 Nr. 11, 10/4099 — 13130A Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Finanzausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Kommission über die Anwendung der Verordnungen (EWG, EURATOM, EGKS) Nr. 2891/77 und Nr. 2892/77 des Rates vom 19. Dezember 1977 zur Durchführung des Beschlusses vom 21. April 1970 über die Ersetzung der Finanzbeiträge der Mitgliedstaaten durch eigene Mittel der Gemeinschaften Vorschlag für eine Verordnung (EGKS, EWG, EURATOM) des Rates zur Verlängerung der Verordnung (EWG, EURATOM, EGKS) Nr. 2892/77 über die Anwendung des Beschlusses vom 21. April 1970 über die Ersetzung der Finanzbeiträge der Mitgliedstaaten durch eigene Mittel der Gemeinschaften auf die Mehrwertsteuereigenmittel — Drucksachen 10/3592 Nr. 6, 10/4107 — 13130C Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Einführung einer Entleiherhaftung für Lohnsteuer der Leiharbeitnehmer — Drucksache 10/4119 — in Verbindung mit Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Fünfter Bericht der Bundesregierung über Erfahrungen bei der Anwendung des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes — AÜG — sowie über die Auswirkungen des Gesetzes zur Bekämpfung der illegalen Beschäftigung — Drucksache 10/1934 — Höpfinger, Parl. Staatssekretär BMA . 13132 B Peter (Kassel) SPD 13132 D Schulhoff CDU/CSU 13133 C Tatge GRÜNE 13134 C Grünbeck FDP 13135 B Nächste Sitzung 13136C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 13136 B Deutscher Bundestag — 10.Wahlperiode — 174. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 14. November 1985 12989 174. Sitzung Bonn, den 14. November 1985 Beginn: 8.00 Uhr
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    Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens * 15. 11. Becker (Nienberge) 15. 11. Brandt 14. 11. Frau Dr. Däubler-Gmelin 15. 11. Egert 15. 11. Dr. Ehmke (Bonn) 15. 11. Dr. Glotz 15. 11. Dr. Häfele 15. 11. Hauser (Krefeld) 15. 11. Dr. Haussmann 15. 11. Herterich 15. 11. Hiller (Lübeck) 15. 11. Lenzer ** 15. 11. Dr. Mertens (Bottrop) 14. 11. Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Paterna 15. 11. Poß 14. 11. Reddemann ** 15. 11. Dr. Schmude 15. 11. Schröder (Hannover) 15. 11. Schulte (Unna) * 15. 11. Seehofer 15. 11. Stockleben 15. 11. Suhr 15. 11. Dr. Unland * 15. 11. Weißkirchen (Wiesloch) 15. 11. Dr. Wieczorek 15. 11. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Helmut Kohl


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Unsere Bundeswehr besteht jetzt seit drei Jahrzehnten. Ich darf diesen 30. Geburtstag der Bundeswehr zum Anlaß nehmen, namens der Bundesregierung allen aktiven und allen ehemaligen Soldaten unserer Streitkräfte für die Bundesrepublik Deutschland Dank auszusprechen.

    (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und der SPD)

    Unsere Soldaten haben sich um die Freiheit unseres Landes und um den Frieden verdient gemacht.

    (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und bei Abgeordneten der SPD)

    Die Entscheidungen, die vor 30 Jahren getroffen wurden, hatten historische Tragweite. Der Weitsicht der damaligen Bundesregierung unter Konrad Adenauer verdanken wir den Frieden und auch die Freiheit bis in unsere Zeit.

    (Mann [GRÜNE]: Der Enkel spricht!)

    Die Bundeswehr hat sich als Mittel deutscher Bündnis- und Sicherheitspolitik bewährt,

    (Zustimmung bei der CDU/CSU)

    und sie hat wesentlich zur Friedenserhaltung in Europa beigetragen. Damit untrennbar verbunden ist der Aufstieg unserer freiheitlichen Republik zu einem anerkannten und angesehenen Partner in der internationalen Staatengemeinschaft.
    Die Gründung der Bundeswehr und der Beitritt zum Nordatlantischen Bündnis im Jahre 1955 schufen damals mit die Voraussetzungen für die Souveränität und damit für die internationale Gleichberechtigung der Bundesrepublik Deutschland. Die freiheitlichen Demokratien des Westens, unsere Partner und Freunde, erkannten und handelten danach: Westeuropa braucht, um frei zu bleiben, eine stabile, freiheitliche Demokratie in Deutschland, so wie der Schutz durch unsere Partner für den Bestand unserer eigenen Freiheit unentbehrlich ist.
    Der Ausgang des Zweiten Weltkrieges hatte 1945 eine Machtverteilung in Europa geschaffen, die eine Zusammenfassung der freiheitlichen Kräfte dringend gebot. Nur zehn Jahre nach dem Ende von Krieg und Diktatur erhielten wir im freien Teil unseres Vaterlandes die Chance, in diesem Bündnis mitzuwirken. Wir sollten diesen Vertrauensbeweis niemals geringschätzen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Auch heute, meine Damen und Herren, sind wir für die gemeinsame Verteidigung Westeuropas auf das Zusammenwirken mit alliierten — vor allem auch amerikanischen — Streitkräften in unserem eigenen Lande angewiesen, und ebenso wie vor 30 Jahren brauchen wir dafür eine starke, eine zuverlässige Bundeswehr. Diese Bundeswehr trägt zugleich entscheidend zum deutschen Gewicht, zum deutschen Einfluß im Bündnis bei.
    Der deutsche Beitrag zur Verteidigungsgemeinschaft des Westens hat unsere politische Handlungsfreiheit wesentlich erweitert. Wir haben neuen Raum gewonnen für eine schöpferische Gestaltung unserer auswärtigen Politik — mit dem klaren Ziel, einen Beitrag für eine dauerhafte Friedens- und Freiheitsordnung in Europa zu leisten.
    Vor 30 Jahren, meine Damen und Herren, konnten nur wenige diese historischen Perspektiven voll ermessen. Damals, bei der Aufstellung der Bundeswehr, ging es vor allem um zweierlei: um die kurzfristige Schaffung einsatzfähiger Verbände und um die möglichst schnelle Eingliederung der neuen Streitkräfte in unseren freiheitlichen Staat.
    Die Bundeswehr ist die erste deutsche Armee, die sich vom Tag, ja von der Stunde ihrer Gründung an der demokratischen Ordnung, der Verfassung unserer Republik verpflichtet fühlte. Sie hat sich ohne jeden Vorbehalt in diese offene, pluralistische Gesellschaft eingefügt. Nichts bringt dies deutlicher zum Ausdruck als das Leitbild des Staatsbürgers in Uniform. Pflichten wie Rechte des Soldaten sind bei uns in einem freiheitlichen, in einem rechtsstaatlichen Geist geregelt. Die Bundeswehr ist mit ihrem Verfassungsauftrag zur Landesverteidigung wie
    Deutscher Bundestag — 10.Wahlperiode — 174. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 14. November 1985 13007
    Bundeskanzler Dr. Kohl
    alle anderen Staatsorgane auch an Recht und Gesetz gebunden. Ebenso haben alle Soldaten — gleich welchen Ranges — das Gesetz zu achten und zu wahren.
    Heute, meine Damen und Herren, dürfen wir dankbar feststellen: Unsere Verfassung und die innere Ordnung, die der Bundestag als Gesetzgeber den Streitkräften gegeben hat, haben sich in den drei Jahrzehnten auch in der Bundeswehr, in ihrem Alltag bewährt.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Kern dieser Ordnung ist der Wehrdienst, der auf der allgemeinen Wehrpflicht beruht. Unser erster Bundespräsident, Theodor Heuss, hat die Wehrpflicht aus gutem Grund „das legitime Kind der Demokratie" genannt. Bei der Wehrpflicht in der Demokratie geht es um den Dienst des freien Bürgers für die Gemeinschaft freier Bürger.

    (Lange [GRÜNE]: Fragen Sie mal die Soldaten!)

    Die allgemeine Wehrpflicht geht in Deutschland auf die Epoche der Freiheitskriege im 19. Jahrhundert zurück. In Preußen waren ihre wichtigsten Befürworter der Staatsreformer Freiherr vom Stein und der General von Scharnhorst, der die Heeresreform leitete und der ein Volksheer schaffen wollte. Scharnhorst, an dessen 200. Geburtstag die Bundeswehr vor 30 Jahren gegründet wurde, bekannte sich wie viele andere zu dem Prinzip: Eine Gemeinschaft muß sich selbst verteidigen, wenn sie Gefahr von außen abwehren will.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    So wurde der allgemeine Wehrdienst als patriotische Pflicht zum Schutze des eigenen Staates verstanden. Die Bürger empfanden ihn weniger als Einschränkung, sondern eher als eine Erweiterung ihrer Rechte. Die allgemeine Wehrpflicht ist eine der bedeutenden politischen Überlieferungen deutscher Freiheits- und Einigungsbewegungen. Unter den schwarzrotgoldenen Truppenfahnen unserer Bundeswehr wird diese Tradition aus gutem Grund lebendig erhalten.

    (Beifall bei der CDU/CSU und bei Abgeordneten der FDP)

    Die allgemeine Wehrpflicht wurde 1956 von neuem eingeführt.

    (Vogel [München] [GRÜNE]: Und 1935!)

    Sie ist, wie es das Bundesverfassungsgericht in einer wichtigen Entscheidung des vergangenen Jahres formuliert hat, in unserer Verfassungsordnung „demokratische Normalität". Wer den Wehrdienst leistet, so heißt es in der Urteilsbegründung, kommt „der verfassungsmäßig verankerten Pflicht" des Staatsbürgers nach, „sich an einer bewaffneten Landesverteidigung und damit insoweit an der Sicherung der staatlichen Existenz zu beteiligen".

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Wehrdienst ist, so verstanden, bürgerschaftlicher
    Friedensdienst für unsere freiheitliche Grundordnung. Erst dieser Verfassungsdienst schafft Sicher-
    heit und damit die Voraussetzung dafür, daß wir auch das Recht auf Verweigerung des Wehrdienstes aus Gewissensgründen glaubhaft und wirksam gewährleisten können.

    (Zustimmung des Abg. Wimmer [Neuss] [CDU/CSU])

    Meine Damen und Herren, wir haben dieses Recht als einziges Land der Welt in unsere Verfassung aufgenommen — aus geschichtlicher Erfahrung; denn unter der Hitler-Diktatur waren junge Männer hingerichtet worden, weil sie sich aus Gewissensgründen geweigert hatten, den Dienst mit der Waffe zu tun. Wir respektieren Gewissensentscheidungen, wir respektieren die persönliche Haltung junger Männer, die aus Gewissensgründen keinen Wehrdienst leisten wollen. Mit der Neufassung des Zivildienstgesetzes haben wir auch in diesem Bereich für mehr Gerechtigkeit gesorgt. Bei meinem Besuch in den Bethelschen Anstalten im März dieses Jahres habe ich für die Bundesregierung unsere Anerkennung für den oft nicht einfachen Ersatzdienst zum Ausdruck gebracht.
    Aber die Entscheidung gegen Wehrdienst und Armee kann immer nur eine Gewissensentscheidung des einzelnen sein.

    (Sehr gut! bei der CDU/CSU)

    Sie kann nicht zur Maxime für die Politik unseres Staates erhoben werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Niemand von uns — ich sage: niemand — hat das Recht, unserer Republik und damit unserem Staat und unserer Gesellschaft aufzuerlegen, waffenlos zu sein. In der Welt, in der wir Deutschen leben — in der Mitte Europas, an der Trennlinie zwischen Ost und West —, würde das zugleich bedeuten, wehrlos zu sein. Wehrlosigkeit aber, meine Damen und Herren, so lehrt die Geschichte, sichert den Frieden niemals, sondern ermutigt zur militärischen Lösung politischer Konflikte.

    (Beifall bei der CDU/CSU und bei Abgeordneten der FDP)

    Die große Mehrheit unserer Bürger billigt und unterstützt die allgemeine Wehrpflicht und den Verteidigungsbeitrag der Bundeswehr zur Freiheit in Europa. Erst kürzlich wurde in einer umfassenden demoskopischen Untersuchung festgestellt, daß 86 % unserer Bevölkerung und 78 % der 16- bis 24jährigen im Wehrdienst einen Dienst am Frieden sehen.
    Das hat sicher auch damit zu tun, daß die Bundeswehr in den 30 Jahren ihres Bestehens zu einer wirklichen Bürgerarmee geworden ist: Viele Millionen Mitbürger haben als Wehrpflichtige in den Streitkräften gedient. 2,5 Millionen ehemalige Soldaten sind heute Reservisten; viele von ihnen nehmen regelmäßig an Übungen teil. 495 000 Soldaten stehen derzeit im aktiven Dienst der Bundeswehr.
    Diese Zahlen belegen eindrucksvoll, daß die Bürger unserer Republik die Verteidigung der Freiheit und die Sicherung des Friedens als ihre Aufgabe
    13008 Deutscher Bundestag — 10.Wahlperiode — 174. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 14. November 1985
    Bundeskanzler Dr. Kohl
    angenommen haben. Die Bundeswehr ist Bürgerwehr im besten Sinne des Wortes geworden.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Sie steht heute nach Ausbildung und Ausrüstung mit an der Spitze der Armeen im Bündnis. Unsere Soldaten beweisen Leistungswillen und Verläßlich- keit, Verantwortungsbewußtsein und Einsatzfreude im täglichen Dienst ebenso wie bei großen Manövern oder internationalen Wettbewerben. Ihr militärisches Können wird im Westen anerkannt und von unseren östlichen Nachbarn respektiert.
    Bei Katastropheneinsätzen im In- und Ausland — in diesem Jahr zuletzt in Äthiopien und im Sudan — zeigt die Bundeswehr auch immer wieder, daß sie in schwierigen Lagen schnell und wirksam helfen kann. Auch das gehört für uns zum Verständnis der Bundeswehr als Friedensarmee.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Meine Damen und Herren, wir haben allen Grund, auf diese Soldaten stolz zu sein.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Aufbau und Leistungen der Bundeswehr sind in besonderem Maße auch das Verdienst derer, die Sie seit 1955 als Verteidigungsminister in der politischen Verantwortung gesehen haben und die schwere Verantwortung tragen mußten. Ich nenne Theodor Blank, Franz Josef Strauß, Kai-Uwe von Hassel, Gerhard Schröder, Helmut Schmidt, Georg Leber, Hans Apel und Manfred Wörner.

    (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und der SPD)

    Die Bundesregierung wird auch in Zukunft die Mittel bereitstellen, die die Bundeswehr zur Erfüllung ihres Auftrages braucht. Wir haben diese Verpflichtung nicht nur gegenüber den Menschen unseres Landes und dem Bündnis, sondern gerade auch gegenüber unseren jungen Mitbürgern in Uniform.
    Wir wissen, daß die Soldaten Lasten auf sich nehmen müssen, die in anderen Bereichen unserer Gesellschaft nicht in gleicher Weise gefordert werden. So leisten über 70 % der Angehörigen der Bundeswehr mehr als 52 Stunden Dienst in der Woche. Oft sind sie auch an Wochenenden dienstverpflichtet. Sie müssen Trennungen von der Familie, sie müssen Versetzungen über weite Distanzen in Kauf nehmen.
    Solchen Dienst, meine Damen und Herren, können wir von unseren Soldaten nur verlangen, wenn wir uns ernsthaft auch ihrer Sorgen, ihrer Wünsche annehmen. Ich denke dabei an die alltäglichen Sorgen, die manchmal doch beschwerlich, ja ärgerlich werden: Mängel in der persönlichen Ausrüstung, im Blick auf die Verpflegung, Schwerfälligkeit einer viel zu großen Bürokratie und auch die menschlichen Schwächen, die ganz selbstverständlich bei Vorgesetzten auftreten können.
    Mit dem Wehrbeauftragten haben wir unseren Mitbürgern in Uniform hier einen aufmerksamen Partner an die Seite gegeben. Alle Soldaten können sich mit ihren Anliegen jederzeit an ihn wenden.
    Ich danke den bisherigen Inhabern dieses verantwortungsvollen Amtes, zuletzt Karl Wilhelm Berkhan und jetzt Willi Weiskirch, für ihren Einsatz.

    (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und der SPD)

    Aufgeschlossenheit für die Sorgen der Soldaten müssen wir zu allererst von jedem Vorgesetzten erwarten. Ungeachtet des sicher notwendigen Prinzips von Befehl und Gehorsam muß es möglich sein, zwischen Soldaten auch menschliche Solidarität herzustellen, muß der einzelne zuverlässigen Rückhalt in der Kameradschaft, auch in der Kameradschaft mit Vorgesetzten, finden.
    Für die Bundesregierung erkläre ich: Wir nehmen unsere Fürsorgepflicht selbstverständlich ernst. Wir werden uns weiterhin darum bemühen, den spezifischen Belastungen des Dienstes — und dabei geht es nicht etwa nur um Dienstzeitausgleich, sondern um vieles andere mehr — gerecht zu werden und die allgemeinen Lebensbedingungen der Soldaten in einer fairen und angemessenen Weise weiter zu verbessern.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Die Bundesregierung hat mit Zustimmung des Deutschen Bundestages seit 1982 aus ihrer Verantwortung für Frieden und Freiheit wichtige Entscheidungen für die Zukunft der Bundeswehr getroffen. Insbesondere ging und geht es darum, auch über das Jahr 1989 hinaus den Personalumfang der Bundeswehr sicherzustellen. Wir haben weitreichende Beschlüsse für mehr Wehrgerechtigkeit gefaßt. Wir werden auch — und dies fällt uns ganz gewiß nicht leicht — den Grundwehrdienst ab 1989 um drei Monate verlängern. Ich erinnere ferner an das neue Personalstrukturgesetz. Es wirkt einer Überalterung der Truppenführer entgegen, die die Einsatzbereitschaft der Bundeswehr sonst beeinträchtigen könnte.
    Die Bundeswehr, meine Damen und Herren, verfügt jetzt über eine umfassende und langfristige Planung. Sie wurde im Oktober 1984 von der Bundesregierung im Grundsatz verabschiedet. Die Streitkräfte können sich bei ihren personellen und materiellen Überlegungen für das nächste Jahrzehnt an diesen Daten und Vorgaben ausrichten.
    Ziel dieser Planung ist es, die konventionelle Verteidigungsfähigkeit der Bundeswehr langfristig zu stärken. Wir verfolgen dieses Ziel in dem Bewußtsein, daß das Bündnis auf starke konventionelle Streitkräfte nicht verzichten kann und deshalb auch stets eine voll einsatzbereite Bundeswehr braucht.
    Vordringlich war es dabei, bestimmte Defizite — etwa bei Aufklärung, Führung und Sanitätsdienst — zu beseitigen, Lücken in der Luftverteidigung zu schließen und insgesamt jene Ausrüstung bereitzustellen, die die Bundeswehr ganz einfach für ihren Verteidigungsauftrag benötigt.
    Wir werden mit diesen Entscheidungen der Verantwortung gegenüber unseren Soldaten gerecht.
    Deutscher Bundestag — 10.Wahlperiode — 174. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 14. November 1985 13009
    Bundeskanzler Dr. Kohl
    Wir schulden es ihnen, sie ihrem Auftrag entsprechend auszustatten.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Umfang, Struktur und Ausstattung der Streitkräfte dienen ausschließlich dem Verteidigungsauftrag im Bündnis. Die Bundeswehr hat eine rein defensive Aufgabe. Alles andere widerspräche unserer Verfassung, die aggressive Handlungen ausdrücklich unter Verfassungsverbot stellt.
    Ziel unserer Politik und Auftrag unserer Armee sind die Verhinderung eines Krieges, welcher Art auch immer, und die Gestaltung des Friedens in Freiheit zum Wohl aller Nationen. Wir bedrohen niemanden, sondern stellen sicher, daß uns niemand wirksam bedrohen kann.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Die Verteidigungsbereitschaft der Nordatlantischen Allianz ist darauf gerichtet, einen Angriff als zu großes, als nicht tragbares Risiko erscheinen zu lassen. In diesem Risiko liegen Sinn und Zweck der Abschreckung. Dabei kommt es maßgeblich auf die Entschlossenheit der Verbündeten zur Verteidigung an.
    Die Bündnisstrategie der Abschreckung hat sich in dreieinhalb Jahrzehnten als Mittel der Friedenssicherung bewährt. Sie hat den Ländern der Allianz politische Handlungsfreiheit bewahrt. Wir werden im Einvernehmen mit unseren Partnern an dieser Strategie auch in Zukunft festhalten, solange es dazu keine wirkliche Alternative gibt, die den Frieden in Freiheit für uns sicherer macht.
    Die Politik der Bundesregierung zielt darauf ab, die Konfrontation im West-Ost-Verhältnis zu überwinden, die militärischen Potentiale beider Seiten ausgewogen und nachprüfbar zu verringern und eine Zusammenarbeit zwischen allen Staaten über die Bündnisgrenzen hinweg zu ermöglichen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Auf diese Weise wollen wir die militärischen Mittel zur Friedenssicherung durch Dialog und Ausgleich auch und nicht zuletzt mit unseren Nachbarn im Osten ergänzen. Solange der politische Konflikt zwischen Ost und West noch nicht überwunden ist und umfassende Abrüstung nicht erreichbar ist, bleibt unser Verteidigungsbeitrag, bleibt unsere Bundeswehr als eine wesentliche Voraussetzung dazu im Bündnis unverzichtbar.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Die Bundeswehr ist eine Friedensarmee, und sie will es bleiben. Dafür, daß es zum Verteidigungsfall nicht kommt, sind in erster Linie unsere Soldaten, modern und gut ausgebildet, mitverantwortlich. Sie verdienen Achtung und Anerkennung für diesen Dienst am Frieden.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Gemeinsam mit ihnen, unserer Bundeswehr, gewährleisten Streitkräfte von NATO-Verbündeten auf deutschem Boden Stabilität in Mitteleuropa und Freiheit für uns und unsere Partner. Wir wissen, aus eigener Kraft alleine können weder wir noch unsere Nachbarn unsere gemeinsame äußere Sicherheit schützen.
    Nur aus der festen Position der Westbindung heraus konnte die Bundesrepublik Deutschland nach einem Interessenausgleich mit den osteuropäischen Staaten streben. Ohne dieses Sicherheitsfundament wären Bemühungen um Entspannung vergeblich, wären Initiativen in der Ostpolitik aussichtslos gewesen. Verhandlungen über Vertrauensbildung, Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa setzen, um erfolgreich zu sein, gleichwertige Sicherheit voraus.

    (Beifall bei der CDU/CSU und FDP)

    Alle Vorstellungen von einer Überwindung der Teilung Deutschlands und Europas sind, wenn sie nicht von der festen Westbindung der Bundesrepublik Deutschland ausgehen, nichts anderes als eine gefährliche Illusion.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    In ihrer besonders exponierten Mittellage in Europa ist die Bundesrepublik Deutschland auf den Rückhalt im Westen angewiesen, und zugleich — das ist wohl ihre historische Aufgabe — ist sie zum Brückenschlag nach Osten aufgerufen.

    (Mann [GRÜNE]: Nehmen Sie das einmal gefälligst ernst!)

    Doch um unsere Politik des Ausgleichs und der Mäßigung im west-östlichen Spannungsfeld zukunftsweisend gestalten zu können, bedürfen wir in besonderer Weise 'der Solidarität unserer Bündnispartner.
    In diesem Zusammenhang, meine Damen und Herren, gewinnt unser Beitrag zu den gemeinsamen Verteidigungsanstrengungen sein ganz besonderes Gewicht. Die Bundeswehr stellt das stärkste Heereskontingent an unserer Grenze zum Warschauer Pakt. Unser Heer hat mehr als die Hälfte dieser rund 1 750 Kilometer zu verteidigen. Unsere Luftwaffe stellt für die Allianz zur Zeit die Hälfte der bodengebundenen Luftverteidigungskräfte und mehr als 30 % der Kampfflugzeuge in Mitteleuropa. 70% der Seestreitkräfte des Bündnisses in der Ostsee kommen von der Bundesmarine. Dies ist ein hoher, unserer eigenen Friedenssicherung allerdings angemessener Anteil an der Verteidigung Europas. Dieser deutsche Beitrag zur gemeinsamen Sicherheit — ich unterstreiche es nochmals — unterstützt auch, schützt auch unsere westlichen Nachbarn.
    Meine Damen und Herren, bis handfeste und nachprüfbare Verhandlungsergebnisse zwischen West und Ost vorliegen, bis die Konfrontation abgebaut werden kann und die Sicherheit mit weniger Waffen verbürgt wird, dürfen wir in unseren Verteidigungsanstrengungen nicht nachlassen. Wir werden das Sicherheitserbe der letzten 30 Jahre nicht aufs Spiel setzen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    So eindeutig und klar diese Politik auch ist, die
    Bundesregierung strebt intensiv danach, für alle
    Völker Europas die Last der Rüstung zu mindern



    Bundeskanzler Dr. Kohl
    und den Ausgleich zwischen West und Ost zu fördern.
    Die Erfolgsaussichten für die Rüstungskontrollverhandlungen auf allen Ebenen haben sich verbessert. Dazu hat auch beigetragen, daß wir bei der Ausführung des NATO-Doppelbeschlusses von 1979, den die damalige Bundesregierung unter der Führung meines Vorgängers mit herbeigeführt hat, die notwendige Festigkeit bewiesen haben. Ende 1983 mußte damit begonnen werden, neue amerikanische Mittelstreckenwaffen in der Bundesrepublik Deutschland, in Großbritannien und Italien zu stationieren. Die Weigerung der Sowjetunion, ihre einseitig aufgestellten SS-20-Raketen wieder abzubauen, ließ uns, wie jeder weiß, keine andere Wahl. Diese konsequente Antwort war beispielhaft für die politische Geschlossenheit und Handlungsfähigkeit des Bündnisses. Belgien und jetzt auch die Niederlande sind dem Beispiel der Partner gefolgt.
    Wir werden an den Verhandlungsvorschlägen der Vereinigten Staaten in Genf und denen des Bündnisses vor allem in Wien und Stockholm weiter mitwirken. Die Bundesregierung läßt keine Chance aus, die besonderen Anliegen der Deutschen diesseits und jenseits der Grenze zwischen Ost und West zur Geltung zu bringen.

    (Mann [GRÜNEN]: Das glauben Sie doch selbst nicht!)

    Wir haben aktiv zu den jüngsten Vorschlägen der Vereinigten Staaten in Genf wie auch zu früheren Vorschlägen beigetragen, um die Verhandlungen zwischen den Großmächten nach besten Kräften zu fördern. Wir sind aufgeschlossen für jede Initiative, die wirkliche Fortschritte in Verhandlungen über Rüstungsbegrenzungen und Abrüstung fördert.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Gemeinsam mit unseren Verbündeten werden wir dabei immer darauf achten, daß Verhandlungsergebnisse dem Kräftegleichgewicht und der Stabilität dienen und den westeuropäischen Sicherheitsbedürfnissen gerecht werden. Unser vitales Interesse an gleichwertiger Sicherheit im Verhältnis zu den Großmächten und zu den osteuropäischen Staaten muß auch in Zukunft gewahrt sein.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Voraussetzung dafür ist, daß die strategische Einheit des Bündnisgebietes und die Solidarität der Alliierten erhalten bleiben.
    Unsere Bundeswehr ist der entscheidende Beitrag der Bundesrepublik Deutschland zur Sicherheitspolitik geworden. Ohne diesen Beitrag, ohne die Leistungen unserer Soldaten hätte die Bundesrepublik Deutschland auch keinen Einfluß auf die Gestaltung der Politik und der Strategie des Nordatlantischen Bündnisses. Die Entwicklung der West-Ost-Beziehungen und die Verhandlungen über Abrüstung und Rüstungskontrolle würden ebenfalls an uns vorbeigehen.
    Auch deshalb gebe ich diese Erklärung für die Bundesregierung vor dem Deutschen Bundestag ab, und wir alle sollten uns darüber einig sein: Die Bundeswehr ist unentbehrlich für die politische Handlungsfreiheit der Bundesrepublik Deutschland.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Sie bleibt der Garant für die Sicherheit unseres Staates und die Freiheit seiner Bürger.
    Alle Soldaten haben daran einen ganz persönlichen Anteil. Dies gilt vor allem für unsere wehrpflichtigen Mitbürger in Uniform. Es gilt für die Unteroffiziere und Offiziere in Spezialfunktionen ebenso wie für die Kommandeure auf allen Ebenen; es gilt für die Inspekteure der Teilstreitkräfte ebenso wie für den Generalinspekteur der Bundeswehr.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Ihnen allen will ich ein herzliches Dankeswort sagen und meine Anerkennung für ihren Einsatzwillen aussprechen.
    In diesen Dank schließe ich die Soldaten der Reserve ein, die für ihre Wehrübungen häufig persönliche Opfer bringen müssen. Unsere Streitkräfte können ohne diesen Dienst der Reservisten ihren Auftrag nicht erfüllen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Mein Dank gilt auch all denen, die als Zivilbedienstete in der Bundeswehr die Streitkräfte und ihren Verteidigungsauftrag mit ihrer täglichen Arbeit unterstützen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Die Bundeswehrverwaltung hat an Aufbau und Einsatzbereitschaft unserer Streitkräfte einen ganz bedeutenden Anteil. Gerade das Zusammenwirken von Soldaten und Zivilbediensteten in der Landesverteidigung ist ein besonderes Kennzeichen der Integration unserer Streitkräfte in den demokratischen Staat.
    Ich möchte an diesem Tag auch den vielen Bürgerinnen und Bürgern herzlich danken, die unsere Bundeswehr — im Alltag und häufig bei lästigen Übungen und Manövern — mit Wohlwollen und größter Hilfsbereitschaft unterstützen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Die Bundeswehr ist in den 30 Jahren ihres Bestehens den Weg gegegangen, den die Gesetzgebung, der Bundestag und der Bundesrat, in jenen Jahren vorgezeichnet hat. Sie hat den übernommenen Auftrag vorbildlich erfüllt.
    Wir alle, die Bürger der Bundesrepublik, können uns auf die Bundeswehr verlassen. Ebenso gilt: Unsere Soldaten können sich auf die Solidarität der Demokraten in unserer Republik verlassen.

    (Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Rede von Dieter-Julius Cronenberg
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Das Wort hat der Abgeordnete Dr. Vogel.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Hans-Jochen Vogel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Der Deutsche Bundestag gedenkt in der ihm gemäßen Weise, nämlich in Form einer Aussprache über eine Regierungserklä-



    Dr. Vogel
    rung, des 30. Jahrestags der Gründung der Bundeswehr. Wir begrüßen das. Denn ein solcher Jahrestag gibt Anlaß, die bisherigen Leistungen der Bundeswehr zu würdigen und vor der Öffentlichkeit über den Zustand der Bundeswehr, ihr Selbstverständnis und ihre Funktion innerhalb unseres demokratischen Gemeinwesens Rechenschaft abzulegen.
    Sie, Herr Bundeskanzler, haben das soeben aus der Sicht der Bundesregierung und damit auch aus der Sicht der Parlamentsmehrheit getan. Ich tue es jetzt aus der Sicht der sozialdemokratischen Opposition. Dabei werden Übereinstimmungen, aber auch Gegensätze deutlich werden.
    Zunächst stelle ich fest: Auch in der Opposition fühlen wir Sozialdemokraten uns für die Bundeswehr mitverantwortlich.

    (Beifall bei der SPD)

    Diese Bundeswehr — darin stimmen wir überein — ist nicht die Armee der Regierung oder gar die Armee einer Partei, diese Bundeswehr ist die Armee des ganzen Volkes.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)

    Wir stimmen auch in der Feststellung überein, daß es eine schwerwiegende Beeinträchtigung unserer verfassungsmäßigen Ordnung wäre, wenn sie diesen Charakter verlöre.
    An den Beginn meiner Ausführungen stelle ich — ebenso wie die Bundesregierung — ein Wort des Dankes. Ich danke allen Soldaten und Zivilbeschäftigten, die in den vergangenen 30 Jahren in den Streitkräften ihre Pflicht getan und damit ihren Beitrag zur Kriegsverhütung und in vielen Fällen zur Katastrophenabwehr und zur Katastrophenhilfe geleistet haben.

    (Beifall bei der SPD)

    In diesen Dank schließe ich die Familien und insbesondere die Frauen der Soldaten ein, die in dieser Zeit die Folgen hoher Dienstzeitbelastungen und vielfacher Umzüge und damit zusätzlicher Anstrengungen auf sich genommen haben.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)

    Ich gedenke auch der 2 000 Bundeswehrangehörigen, die seit dem Jahr 1955 im Dienst ihr Leben verloren haben.
    Ich danke bei der gleichen Gelegenheit den Zivildienstleistenden. Auch sie tun ihren Dienst seit 25 Jahren. Auch sie haben einen wichtigen Beitrag zur sozialen Stabilität unseres Gemeinwesens geleistet,

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    so etwa durch die konkrete Sorge um alte Mitbürgerinnen und Mitbürger und die dadurch bewirkte Verbesserung des Verhältnisses zwischen den Generationen in unserem Volk.

    (Beifall bei der SPD)

    Den Dank an die Bundeswehr verbinde ich mit einer Feststellung, die uns mit Befriedigung erfüllt, nämlich mit der Feststellung, daß unser Volk mit der Bundeswehr erstmals über eine Armee verfügt, die sich als Teil unserer Gesellschaft versteht, die nicht Staat im Staate ist und es auch nicht sein will, die den Primat der Politik und den zivilen Oberbefehl anerkennt und sich ihm bewußt unterordnet.

    (Beifall bei der SPD)

    Umgekehrt hat unser Volk gelernt, im Soldaten den Bürger in Uniform zu sehen, nicht den Repräsentanten einer außerhalb oder auch nur neben der Verfassung stehenden Macht.
    Wir Sozialdemokraten bejahen dieses Selbstverständnis der Bundeswehr, und wir bejahen die Bundeswehr und das Atlantische Bündnis, in das sie seit ihrer Gründung eingegliedert ist, als Instrumente der Kriegsverhütung. Der Parteitag als das höchste Organ der deutschen Sozialdemokraten hat das zuletzt im vergangenen Jahr bekräftigt. Es heißt in dem Beschluß:
    Die Bundesrepublik bleibt politisch und militärisch eingebunden in der Europäischen Gemeinschaft und in der NATO. Sie findet das für uns erreichbare Maß an Sicherheit nur mit ihren Partnern und nur dann, wenn sie ihre eigenen Sicherheitsinteressen innerhalb des Bündnisses definieren, einbringen und durchsetzen kann.
    Diese Sätze gelten.

    (Beifall bei der SPD)

    Aber es gilt auch: Bundeswehr und Bündnis verfehlen ihren Zweck, nein, Bundeswehr und Bündnis sind gescheitert, wenn sie, wenn die Politik insgesamt das Ziel der Kriegsverhütung und Kriegsverhinderung verfehlen sollten.

    (Beifall bei der SPD)

    Manche sagen — sie sagen es auch heute —, die deutschen Sozialdemokraten hätten von ihrer Geschichte her gegenüber der bewaffneten Macht ein zwiespältiges, ein eher ablehnendes Verhältnis. Daran ist so viel richtig, meine Damen und Herren: Wir haben die Verabsolutierung des Militärischen, wir haben insbesondere die nationalistische Übersteigerung der militärischen Macht, wir haben Mili- tarismus stets abgelehnt und sehen darin auch heute noch Ursachen unserer nationalen Katastrophe.

    (Beifall bei der SPD)

    Wir haben uns auch mit Entschiedenheit gegen ein Armeeverständnis gewandt, aus dem heraus beispielsweise preußische Soldaten zur Niederschlagung bürgerlicher Freiheitsbewegungen zur Zeit der Paulskirche eingesetzt worden sind, oder gegen ein militärisches und Armeeverständnis, aus dem heraus Kaiser Wilhelm II. 1891 als Kriegsherr bei einer öffentlichen Rekrutenvereinigung in Potsdam mit Blick auf die deutschen Sozialdemokraten, die damals bereits rund ein Viertel des Volkes repräsentierten, wörtlich sagen konnte:



    Dr. Vogel
    Denket daran, Rekruten, daß die deutsche Armee gerüstet sein muß gegen den inneren Feind sowohl als gegen den äußeren! Mehr denn je hebt der Unglaube und Mißmut sein Haupt im Vaterlande empor, und es kann vorkommen, daß ihr eure eigenen Verwandten und Brüder niederschießen oder -stechen müßt.
    Gegen ein solches Armeeverständnis haben wir uns seit unserer Gründung im Weg unserer Geschichte zur Wehr gesetzt.

    (Beifall bei der SPD — Berger [CDU/CSU]: Das hat mit der Bundeswehr nichts zu tun!)

    Natürlich haben in der deutschen Sozialdemokratie stets auch Pazifisten einen Platz gehabt. Schon deshalb hat die Sozialdemokratie pazifistische Überzeugungen stets respektiert. Aber wir sind und waren keine pazifistische Partei. Die Forderung nach einem Volksheer, ja nach allgemeiner Wehrhaftigkeit, die an die Ideen eines Scharnhorst und an Ideen der Französischen Revolution und der Volkserhebung gegen die napoleonische Herrschaft anknüpft, findet sich im Eisenacher Programm von 1869 ebenso wie im Gothaer Programm von 1875, im Erfurter Programm von 1891 oder in den wehrpolitischen Richtlinien von 1929.
    Ja, Wilhelm Berkhan hat bei seiner Ansprache auf unserer eigenen Veranstaltung zum 30. Jahrestag der Bundeswehr eindrucksvoll dargelegt, daß die Forderungen dieser Richtlinien, die damals, in den 20er Jahren, in- und außerhalb der Armee als wehrfeindlich bekämpft und diffamiert wurden, nach der Katastrophe allseits anerkannt und inzwischen fast vollständig verwirklicht worden sind,

    (Beifall bei der SPD)

    so etwa die Forderung nach der Kontrolle des Reichstags über alle Angelegenheiten der Reichswehr, nach der Sicherung der staatsbürgerlichen Rechte der Soldaten, nach der Demokratisierung des Diziplinarrechts und des Militärstrafrechts und nach einem Verbot des Einsatzes der bewaffneten Macht bei Arbeitskämpfen. Ich wiederhole: All diese Forderungen sind in den 20er Jahren als militärfeindlich, als wehrfeindlich verleumdet und diffamiert worden.
    Aus dieser Grundeinstellung heraus haben die deutschen Sozialdemokraten auch an der Gestaltung der Wehrverfassung und am Aufbau der Bundeswehr mitgewirkt. Gewiß, wir haben der Westintegration und der Wiederbewaffnung zunächst widersprochen. Wir haben widersprochen, weil wir davon überzeugt waren, daß dadurch die Wiedervereinigung auf unabsehbare Zeit unerreichbar werden würde. Erst die Geschichte wird das endgültige Urteil darüber sprechen, ob diese damalige Überzeugung begründet war oder nicht, ob freie Wahlen in einem Gesamtdeutschland möglich gewesen wären oder nicht. Was Gustav Heinemann und Thomas Dehler dazu in den historischen Auseinandersetzungen mit Konrad Adenauer Anfang der 50er Jahre gesagt haben, ist noch heute bedenkenswert und ein Beweis tiefer geschichtlicher Verantwortung unserem Volk gegenüber.

    (Beifall bei der SPD)

    Ebenso verantwortungsbewußt war aber die Haltung der Sozialdemokraten, nachdem die Entscheidungen gefallen waren. Adolf Arndt hat dieser Haltung schon 1957 von dieser Stelle aus mit folgenden Worten Ausdruck gegeben. Er hat gesagt:
    Keiner von uns sollte sich im unklaren sein, welche geschichtliche Gefahr in der bitteren Tragik lauert, daß der Aufbau der Bundeswehr im Vollzuge einer Politik geschehen muß, die von der sozialdemokratischen Opposition nach bestem Wissen und Gewissen als ein die Wiedervereinigung erschwerendes Experiment nicht gebilligt werden kann, aber als demokratische Entscheidung und aus dem übergeordneten Gesichtspunkt des Wertes völkerrechtlicher Vertragstreue hingenommen werden muß.
    Im Einklang damit hat vor allem der unvergessene, viel zu früh verstorbene Fritz Erler maßgebenden Einfluß auf die Wehrverfassung genommen. Ihm und Richard Jaeger, dessen Engagement als wehrpolitischer Sprecher der Union in jener Zeit ich in diesem Zusammenhang, unbeschadet aller sonstigen Meinungsverschiedenheiten mit diesem Manne, mit großem Respekt erwähne, ist es zu verdanken, daß die Bundeswehr ein Bestandteil unseres demokratischen Gefüges und nicht ein Fremdkörper wurde.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Fritz Erler und — ich erwähne es noch einmal — Richard Jaeger bestanden auf dem Vorrang der zivilen Gewalt, auf der parlamentarischen Kontrolle und auf dem Institut des Wehrbeauftragten. Er unterstrich immer wieder, daß der Staatsbürger in den Streitkräften Staatsbürger bleiben, daß seine Persönlichkeit nicht gebrochen, sondern gefestigt werden müsse, und daß niemand gegen sein Gewissen zum Wehrdienst herangezogen werden dürfe.
    Fritz Erler bewirkte auch, daß die geltende Wehrverfassung am 6. März 1956 im Bundestag mit ganz breiter Mehrheit verabschiedet wurde. Daran, so meine ich, sollten wir uns gerade in dieser Stunde erinnern, ebenso an andere Männer der ersten Stunde. Ich nenne stellvertretend für viele andere nur Graf Baudissin, den Schöpfer des Konzepts der Inneren Führung.

    (Beifall bei der SPD — Zustimmung des Abg. Dr. Feldmann [FDP])

    Sozialdemokraten haben aber nicht nur an den Grundlagen konstruktiv mitgearbeitet, sie haben 13 Jahre lang in der Regierung unmittelbar Verantwortung für die Bundeswehr getragen. Der heutige Stand der Bundeswehr, das Ansehen, das sie im Bündnis, aber auch in der Welt und — ich füge das hinzu — auch in den Ländern Osteuropas genießt, ist nicht zuletzt auch ihr Werk, ist das Werk Helmut Schmidts, Georg Lebers und Hans Apels. Helmut Schmidt hat schon als junger Abgeordneter in der Opposition wesentliche Beiträge zur Strategiede-



    Dr. Vogel
    batte geleistet. Als Bundesverteidigungsminister hat er durch seine Bestandsaufnahme die Modernisierung in Bildung und Ausbildung und Ausrüstung ermöglicht. Auf diesem Fundament haben Georg Leber und Hans Apel weitergebaut. Hans Apel hat mit der Schaffung der geltenden Heeresstruktur den Schlußstein gesetzt.

    (Berger [CDU/CSU]: Und jetzt rücken Sie davon ab!)

    Das bleibende Verdienst Georg Lebers ist überdies, daß in seiner Person die Normalisierung des Verhältnisses zwischen den Arbeitnehmern, den Gewerkschaften und der bewaffneten Macht einen sichtbaren und, wie wir zuversichtlich hoffen, un-umkehrbaren Ausdruck gefunden hat.

    (Beifall bei der SPD — Zustimmung des Abg. Dr. Barzel [CDU/CSU])

    Ich füge hinzu: Für die Sicherheit unseres Gemeinwesens bedeutet diese Normalisierung des Verhältnisses zwischen Arbeitnehmerschaft und bewaffneter Macht mehr als die Stationierung einiger nuklearer Raketen.

    (Beifall bei der SPD)

    Lassen Sie mich noch etwas hinzufügen, meine Damen und Herren. Georg Leber ist nicht zufällig Sozialdemokrat und nicht zufällig seit 1962 Mitglied unseres Parteivorstandes. Er hatte und hat in einzelnen Punkten einen besonderen Standpunkt. Aber alle irren sich, die glauben, ihn gegen seine eigene Partei in Anspruch nehmen zu können. Außerdem rührt seine ungebrochene Beliebtheit bei der Bundeswehr nicht daher, daß er forsche Reden gehalten hätte, sie rührt daher, daß er auch in kritischen Situationen an sich die gleichen, nein, strengere Maßstäbe angelegt hat als an seine Untergebenen. Auch für dieses Beispiel ist diesem Manne zu danken.

    (Beifall bei der SPD — Feilcke [CDU/CSU]: Sie sollten sich auch sonst an ihm orientieren! — Gegenruf des Abg. Jungmann [SPD]: Das lassen Sie mal unsere Sorge sein!)

    Die Sicherheitspolitik, die Fragen nach dem richtigen Weg zur Friedenssicherung ist in den letzten Jahren stärker als früher zum Gegenstand der öffentlichen Diskussion und des politischen Meinungskampfes geworden. In Anbetracht des andauernden Rüstungswettlaufs und der Gefahr seiner Ausdehnung auf den Weltraum kann das nicht verwundern. Ja, es wäre geradezu anormal, es wäre Anlaß zu größter Besorgnis, wenn die Tatsache, daß die Waffentechnik erstmals in der Geschichte der Menschheit die Zerstörung ganzer Kontinente, ja die Auslöschung des Lebens auf unserem Planeten in den Bereich des Möglichen gerückt hat, in unserem Volk und unter den Völkern insgesamt keinen Widerhall fände und angesehen würde, als ob es sich um eine x-beliebige Entwicklung handeln würde.

    (Beifall bei der SPD)

    In diesem Vorgang liegen die Wurzeln einer Bewegung, die sich keineswegs auf unser Land be-
    schränkt und die begonnen hat, das Bewußtsein in unserem Volk, aber auch in anderen Völkern zu verändern. Nicht umsonst findet beispielsweise der Vorschlag Carl Friedrich von Weizsäckers, die christlichen Kirchen sollten zu einem weltweiten Friedenskonzil zusammentreten, ein immer breiteres Echo in unserem Volk und in anderen Völkern.
    Nicht umsonst erfaßt diese Diskussion auch die Bundeswehr und die Menschen, die in ihr Dienst tun. Ein ehemaliger Kommandierender General der Bundeswehr trug bei einer Veranstaltung im Mai 1983 folgendes vor:
    Die Intensität und Furchtbarkeit eines konventionellen Krieges lassen sich hier und heute nur erahnen ... Je schrecklicher das Geschehen, um so eher wird das atomare Inferno ausgelöst, und es kommt dann zu dem wirklich nicht mehr Faßbaren, zum Unvorstellbaren ...
    Was am Ende übrig bleibt von dem, was zu schützen war, dazu reicht unser Vorstellungsvermögen nicht aus. Da versagen selbst die Bilder vom zerstörten Dresden.
    So ein Kommandierender General, der vor nicht allzulanger Zeit in den Ruhestand getreten ist. Ich sage: Der General hat doch recht. Er weiß doch, wovon er redet.
    Außerdem: Man kann nicht einerseits rühmen, daß die Bundeswehr ein integraler, ja ein selbstverständlicher und offener Bestandteil unserer Gesellschaft sei, und dann beklagen, daß gesellschafliche Diskussionsprozesse auch die Bundeswehr erreichen und sich mit der Bundeswehr auseinandersetzen.

    (Beifall bei der SPD)

    Eine solche Haltung wäre widersprüchlich und deshalb nicht redlich.
    Im Gegenteil: Wir müssen von den Angehörigen der Bundeswehr erwarten, daß sie an diesen Diskussionen, daß sie an dem Ringen um den richtigen Weg zur Friedenssicherung teilnehmen und in diese Diskussion ihre Erfahrung und ihre Sachkenntnis einbringen. Wir müssen erwarten, daß die Soldaten der Bundeswehr und auch die Offiziere bei derartigen Diskussionen auch unbequeme Meinungen ertragen, j a daß sie sich in Frage stellen lassen und auf diese Fragen dann ihre Antwort geben und ihren Beitrag leisten.
    Unsere Positionen in diesem Ringen sind bekannt. Wir sind dafür, daß Inhalt und Ausmaß der Bedrohung nüchtern und objektiv betrachtet werden. Bedrohungsanalysen dürfen nicht als Mittel zur Durchsetzung bestimmter militärischer Forderungen im nationalen Bereich oder im Rahmen des Bündnisses instrumentalisiert werden. Zur Bewertung müssen außer den militärischen auch alle anderen gesellschaftlichen Potentiale herangezogen werden, also z. B. die Bevölkerungszahlen, die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit, die innere Stabilität der Gesellschaftsordnung und ihre Flexibilität und Innovationsfähigkeit sowie ihre Akzeptanz.
    Zur Bedrohungsanalyse gehört auch die Auseinandersetzung mit der geschichtlichen Erfahrung



    Dr. Vogel
    der Völker, mit denen wir hier in diesem Kontinent leben. Auch das gehört zu einer nüchternen und objektivem Analyse.

    (Beifall bei der SPD)

    Es ist kontraproduktiv und ein Mangel an Selbstbewußtsein; wenn uns ständig eine geradezu besorgniserregende Unterlegenheit eingeredet und der Bundeswehr das Gefühl vermittelt wird, ihr Beitrag und ihre Fähigkeit zur Kriegsverhütung verliere von Monat zu Monat an Gewicht. Die militärische Spitze sagt doch selbst immer wieder, daß dem nicht so ist. Gerade auch durch die Arbeit von Helmut Schmidt, Georg Leber und Hans Apel ist die Bundeswehr eine modern ausgerüstete, gut ausgebildete Armee, eben die Armee, die sie ist. Wir treten dafür ein, daß die Bundeswehr auch in Zukunft das bekommt, was sie zur Erhaltung der Kriegsverhütungsfähigkeit — das allein ist unser Kriterium — nachgewiesenermaßen braucht.

    (Beifall bei SPD)

    Wir sind mit aller Entschiedenheit gegen die Fortsetzung des schon heute wahnwitzigen Rüstungswettlaufs. Wir sind überzeugt, daß seine Fortsetzung und seine Ausdehnung auf den Weltraum die Sicherheit unseres Volkes und des Kontinents nicht erhöhen, sondern mindern. Wir wollen die Anhebung der nuklearen Schwelle und die Reduzierung der vorhandenen Nuklearwaffen. Wir halten Rüstungskontrollvereinbarungen auch regionaler Art für möglich.
    General Rogers, der NATO-Oberbefehlshaber, hat vor wenigen Tagen erneut erklärt, daß die USA ihre Giftgasbestände aus der Bundesrepublik abziehen und bei uns auch keine neuen Depots errichten wollen. Das ist eine erfreuliche Mitteilung. Um so unverständlicher ist mir, warum, wenn es so ist, die Bundesregierung nicht die Chance ergreift, auf der Grundlage unseres mit der DDR-Führung erarbeiteten Vorschlags auch den Abzug der sowjetischen Giftgasbestände aus der DDR und aus der Tschechoslowakei zu erreichen, wenn wir zum Abzug der amerikanischen bereits die Zusage der amerikanischen Seite haben.

    (Beifall bei der SPD — Berger [CDU/CSU]: Dazu brauchen wir doch keinen Vertrag!)

    Die Auseinandersetzung über all diese Fragen und die Fragen der Bundeswehrplanung führen wir mit den Trägern der politischen Verantwortung: mit der Parlamentsmehrheit, der Bundesregierung, mit Ihnen, Herr Bundeskanzler. Sie sind in diesen Fragen unser politischer Widerpart und unser Gegner, nicht die Bundeswehr und schon gar nicht die einzelnen Soldaten, Unteroffiziere oder Offiziere. Unsere Gegner sind auch nicht die Inspekteure oder der Generalinspekteur. Ich bekunde ihnen, dem Generalinspekteur und den Inspekteuren, bei dieser Gelegenheit unser Vertrauen als sozialdemokratische Opposition.

    (Beifall bei der SPD)

    Es wäre gut, wenn auch andere über die Adressaten ihres Widerspruches und ihres Protestes keinen Zweifel ließen. Moralische Disqualifikationen der
    Soldaten lehnen wir deshalb ebenso ab wie die Diffamierung von Pazifisten oder die Ausgrenzung und Diskriminierung von Gruppen oder ganzen Bewegungen.

    (Beifall bei der SPD, bei Abgeordneten der GRÜNEN und des Abg. Bastian [fraktionslos])

    Gut wäre es allerdings auch, wenn in diesem Ringen auf die Diffamierung von Denkanstößen und von neuen Vorschlägen und Ansichten verzichtet würde, wenn mit ihnen eine sachliche Auseinandersetzung stattfände.

    (Beifall bei der SPD)

    Ein zentraler Bezugspunkt unserer Sicherheitspolitik sind und bleiben die Menschen in den Streitkräften. Wir haben für die Verbesserung der sozialen Situation während unserer Regierungszeit viel getan. Das meiste ist damals auch einstimmig beschlossen worden. Ich erwähne nur beispielhaft die Einführung des Prinzips der heimatnahen Einberufung oder die freien Familienheimfahrten mit der Bundesbahn. Wir haben z. B. dafür gesorgt, daß Zeitsoldaten von Anfang an volle Dienstbezüge erhalten.
    Auch als Opposition haben wir zahlreiche Initiativen ergriffen. Ich denke an die Anfragen zur sozialen Lage der Soldaten in den Streitkräften und zur Laufbahn der Offiziere des militärfachlichen Dienstes oder an unsere zahlreichen Anträge, mit denen wir während der laufenden Beratungen des Haushaltsentwurfs 1986 die konkrete Verbesserung der Ansätze im Personal- und Sozialbereich des Verteidigungsetats erreichen wollten. Leider sind sie nach dem gegenwärtigen Stande alle ohne Erfolg und in der Minderheit geblieben.
    Große Sorge — ich sage das ganz betont und bewußt am Tage des Jubiläums — bereitet uns unverändert die Situation der Soldaten, die nach ihrem Ausscheiden aus dem Wehrdienst keinen Arbeitsplatz finden und zum Teil lange arbeitslos bleiben. Insgesamt ist das selbstverständlich ein Teilaspekt der unverändert andauernden Massenarbeitslosigkeit. Die Folgen der Massenarbeitslosigkeit sind für alle Betroffenen und für unsere ganze Gesellschaft gravierend. Für junge Menschen, die als Soldaten — ich füge hinzu: genauso auch als Zivildienstleistende — ihre Pflicht der Gemeinschaft gegenüber getan haben, ist es jedoch besonders verbitternd, wenn die gleiche Gemeinschaft nicht imstande ist, ihre Pflichten gegenüber dem einzelnen jungen Menschen zu erfüllen.

    (Beifall bei der SPD)

    Ein spezielles Problem ist dabei die Lage der Soldaten auf Zeit, die keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld haben. Wir halten diesen Zustand für nicht annehmbar und treten deshalb dafür ein, das ausscheidende Soldaten auf Zeit mindestens so gestellt werden wie aus dem Ausland in die Heimat zurückkehrende Entwicklungshelfer. Ich bedaure ausdrücklich, daß die Koalitionsmehrheit auch in den gegenwärtigen Haushaltsberatungen unsere entsprechenden Anträge nicht angenommen hat. Es



    Dr. Vogel
    hätte nahegelegen, gerade im Jubiläumsjahr der Bundeswehr für dieses Problem eine konstruktive Lösung zu finden. Wir bieten erneut unsere Mitwirkung bei der Lösung dieses Problems an.

    (Beifall bei der SPD)

    Die Menschen in der Bundeswehr betrifft auch die richtige Pflege der Tradition. Meine sehr verehrten Damen und Herren, keine Gemeinschaft kann ohne Erinnerung an Vorbilder und ohne Erinnerung an ihre eigene Geschichte existieren. Das gilt auch für die Bundeswehr. Ihre Traditionspflege muß sich aber ausschließlich und peinlich genau an demokratischen Vorbildern und an der Wertordnung des Grundgesetzes orientieren.

    (Beifall bei der SPD — Berger [CDU/CSU]: Und wie halten Sie es mit Scharnhorst?)

    — Auf dümmliche Zwischenrufe erwarten Sie bitte keine Antwort! —

    (Zustimmung bei der SPD — Zurufe von der CDU/CSU: Oberlehrer!)

    Hans Apel hat als Bundesverteidigungsminister gerade dies durch seine Traditionsrichtlinien unterstrichen. Ich sage in vollem Ernst allen, die es angeht: Wir mißbilligen deshalb Veranstaltungen, die Mißverständnissen des Inhalts Vorschub leisten, als gäbe es eine Kontinuität zwischen Einrichtungen oder Aktivitäten aus der Zeit der NS-Gewaltherrschaft und der heutigen Bundeswehr und ihren Einrichtungen. Wir mißbilligen das.

    (Beifall bei der SPD)

    Ich füge noch einen Satz hinzu: Wir können beispielsweise auch in solchen Heerführern keine Vorbilder sehen, die von der NS-Gewaltherrschaft hohe Dotationen entgegengenommen haben.

    (Beifall bei der SPD)

    Schließlich, meine sehr verehrten Damen und Herren, muß unsere Bundeswehr weiterhin auf die Kultivierung eines Feindbildes und erst recht auf Haßgefühle verzichten, die solche Feindvorstellungen regelmäßig zur Folge haben.

    (Berger [CDU/CSU]: Das hat sie doch nie getan! — Wimmer [Neuss] [CDU/CSU]: Das passiert doch nirgendwo!)

    — Entschuldigung, es wäre schön, wenn Sie sich die Mühe des Zuhörens machen würden! Ich habe gesagt „auch weiterhin". Was haben Sie dagegen einzuwenden?

    (Beifall bei der SPD — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    — Herr Zwischenrufer, wenn Sie das nicht verstehen, kann es vielleicht auch an Ihnen liegen; es muß nicht an meiner Rede liegen. Es kann auch an Ihnen liegen.

    (Beifall bei der SPD — Wimmer [Neuss] [CDU/CSU]: Jawohl, Herr Oberlehrer!)

    Ich wiederhole diesen Satz: Schließlich muß unsere Bundeswehr auch weiterhin — auch weiterhin!
    — auf die Kultivierung eines Feindbildes und erst recht auf Haßgefühle verzichten, die solche Feindvorstellungen regelmäßig zur Folge haben.

    (Berger [CDU/CSU]: Der Satz war überflüssig!)

    Ebenso widersetzen wir uns der Verabsolutierung soldatischer Tugenden, etwa der Verabsolutierung der Tugend des Mutes und des Gehorsams. Soldatische Tugenden dürfen nicht von den Inhalten und Zielen losgelöst werden, zu deren Erreichung sie eingesetzt werden.

    (Beifall bei der SPD — Dr. Lammert [CDU/CSU]: Wer fordert das denn? — Feilcke [CDU/CSU]: Haben Sie Anlaß zu der Bemerkung? — Wimmer [Neuss] [CDU/CSU]: Pappkameraden!)

    Das Ziel der Bundeswehr und ihre einzige Rechtfertigung — ihre einzige Rechtfertigung und, um einen in einer Regierungserklärung einmal sehr mißverständlich verwendeten Begriff aufzunehmen, ihre raison d'être — ist und bleibt die Kriegsverhütung, ist und bleibt die Sicherung des Friedens, dies allein!

    (Beifall bei der SPD)

    Gustav Heinemann, der dritte Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland, hat dies am Ende seiner Amtszeit anläßlich seines Abschiedsbesuches bei der Bundeswehr am 10. Juni 1974 in Munsterlager mit folgenden Worten ausgedrückt:
    Seien Sie sich bewußt, daß Sie als Soldaten in eine Pflicht genommen sind, die Verantwortung für den anderen, für den Nebenmann, für die Kameraden, für das Ganze einschließt. Das Ganze aber, zu dem Sie mit Ihrem Dienst beitragen, heißt: Sicherung des Friedens, des Friedens als des Ernstfalles, für den sich alles lohnt.
    Dem haben wir Sozialdemokraten heute nichts hinzuzufügen. Das soll auch für die Zukunft gelten.

    (Anhaltender Beifall bei der SPD)